Wenn man dem Kölschen sagt: „Jetz mach doch nit alt widder su Fisimatenten!“ ist damit gemeint: „Jetzt stell dich doch nicht so an!“ oder: „Mach doch nicht solche Umstände!“. Die angesprochene Person sollte nicht alles so kompliziert machen.
Bekannte Erklärung mit dem Zelt ist falsch!
Meine beliebte Thekenumfrage in meiner Stammkneipe zu diesem Wort führte tatsächlich zu der sehr schönen, aber falschen Erklärung mit dem Franzosen und seinem Zelt.
Schätzungsweise 90% der Kölschen meinen, der Begriff geht darauf zurück, dass in der französischen Besatzungszeit (1794 – 1814) die französischen Soldaten in Zeltlagern lebten. Und natürlich übten die schönen kölschen Mädchen eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf die Soldaten aus, die diese daraufhin zu einem Besuch („visite“) in ihrem Zelt („tente“) einluden: „Visitez ma tente“.
Da ein solcher Besuch, genau wie ein Fisternöllchen, zu ganz besonderen Umständen hätte führen können, wurde aus „Visitez ma tente“ ganz schnell Fisimatente. Klingt schön, ist aber leider falsch.
Auch die Tante hat mit Fisimatenten nicht zu tun
Ebenfalls aus der französischen Besatzungszeit stammt die Erklärung mit dem Besuch bei der Tante: Wenn der Kölsche bei Kontrollen durch die französischen Besatzer mal wieder zu spät auf der Straße aufgegriffen wurde, wurde schnell die Ausrede „Je viens de visiter ma tante.“ („Ich habe gerade meine Tante besucht.“) gebraucht.
Klingt schön, ist aber leider ebenso falsch wie die Zelt-Erklärung.
Erklärung als (überflüssiger) Zierrat
Eine weitere Erklärung stammt aus der mittelhochdeutschen Sprache.1Mittelhochdeutsch wurde zwischen etwa 1050 und 1350 gesprochen. Damals existierte der Begriff „visamente“. Damit wurden Verzierungen oder Ornamente bezeichnet. Heute würde man das als Zierrat bezeichnen. Damit sind auch nicht wesentliche, eher umständliche, Dinge gemeint.
Und von „visamente“ zu „Fisimatente“ ist es kein weiter Weg. Daher passt die Erklärung „Mach doch nicht solche Umstände!“ zu Fisimatentche.
Die beste Erklärung kommt aus dem „Wrede“
Wie immer lohnt sich ein Blick in den „Wrede“2Adam Wrede: Neuer Kölnischer Wortschatz, Greven Verlag Köln, das Standardwerk zur kölschen Sprache. Dort lautet es:
Fisematentche / Fisimatenten, volkstümlich umgebildet aus „visae patentes literae“ … ein ordnungsgemäß verdientes, schriftlich ausgefertigtes Patent. Das Fachwort wurde in Verspottung des Bürokratischen zum Begriff für unnötige Schwierigkeit, unnütze Arbeit, unnützes Getue, leere Redensarten, zwecklose Umstände.
Und da es nun mal viel Zeit brauchte und ein großer Aufwand nötig war, um ein ordnungsgemäß geprüftes Patent auszufertigen, könnte sich der Begriff tatsächlich aus daraus entwickelt haben. Alles, was unnötig kompliziert erscheint und lange dauert, wird somit zu Fisimatenten.
Und Dinge, die lange dauern und kompliziert sind, haben wir in Kölle reichlich: Oper, Kalkberg, Nord-Süd-Stadtbahn, …
*Datenschutzerklärung