In dem Artikel „Das Dreigestirn: Prinz – Bauer – Jungfrau (Teil I)“ gab es Details zum Dreigestirn. Heute geht es um den Prinzenführer, die Auftritte und die Eskapaden von Prinz, Bauer und Jungfrau.
Der Prinzenführer
Der Prinzenführer ist der „Manager“ des Dreigestirns. Er wacht über den Terminplan und ist der stets hilfreiche Geist im Hintergrund. Bei Problemen ist er der erste Ansprechpartner. Festlich gekleidet mit einem schwarzen Frack, Fliege und Schärpe steht er auch auf der Bühne direkt beim Dreigestirn. Immer bereit, bei allen unvorhersehbaren Ereignissen sofort einzugreifen.
Die Ornate
Oft werden die Ornate des Dreigestirns als Kostüme bezeichnet. Dies ist schlichtweg falsch.
Mit einem Kostüm verkleidet sich die Jecken als Cowboy, Clown oder Indianerin. Die Ornate des Dreigestirns sind aber Amtstrachten. Somit verkleiden sich Prinz, Bauer und Jungfrau nicht als Dreigestirn, sondern sie werden bei der Proklamation zu diesen wichtigen Figuren im Karneval.
Die maßgeschneiderten Ornate leiden in der Session erheblich. Regen, Schnee, Schminke von zudringlichen Karnevalisten – nicht alles lässt sich einfach auswaschen. Außerdem sind die Ornate durch verschiedene Lagen Stoff eine durchaus warme Bekleidung. Zusammen mit dem heißen Scheinwerferlicht auf den Bühnen kommen Prinz, Bauer und Jungfrau ordentlich ins Schwitzen.
Die Auftritte des Dreigestirns
Die Auftritte von Prinz, Bauer und Jungfrau folgen heute einem festgelegten Ritual. Nach dem Einzug in einen Saal bzw. auf eine Bühne, immer zusammen mit einer Equipe, werden die drei vorgestellt. Dabei werden traditionell die Lieder „Op dem Maat“ für den Bauern, „Oh, wie bist du schön“ für die Jungfrau und „Der schmucke Prinz“ gespielt. Auch der Prinzenführer bekommt mit „Schau nicht auf die Uhr“ sein spezielles Lied.
Marcus Gottschalk war selber Prinz der Session 2012 und ist heute Protokollchef für das Dreigestirn beim Festkomittee. Gottschalk berichtet, dass sich die Auftritte der Dreigestirne massiv verändert haben:1Marcus Gottschalk in „AppSolut Jeck – der Blog zum Kölner Karneval„
„Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs trat das Dreigestirn nur in der eigentlichen Karnevalswoche auf. Einen Auftrittsplan, wie wir ihn heute kennen, gab es anfangs nicht. Noch bis in die 1960er-Jahre traf sich das Kölner Dreigestirn mittags im Excelsior, der damaligen kölschen Hofburg, um mit dem Prinzenführer in den Festplan des Festkomitees zu schauen. Man entschied spontan, wohin man gehen wollte. Damals war es eine Ehre und eine Überraschung, wenn das Dreigestirn eine Sitzung besuchte. Das Dreigestirn sagte ein paar Begrüßungsworte, nahm für eine halbe Stunde im Elferrat Platz und verfolgte das Sitzungsgeschehen. Dann marschierte es wieder hinaus und weiter ging’s zur nächsten Sitzung. Ab den 1970er-Jahren wurde das langsam professioneller.“
Noch in den 1970er Jahren hatte das das Dreigestirn etwa 120 Auftritte. Heute tritt das Dreigestirn – je nach Länge der Session – rund 400 Mal auf. Es gibt im Kölner Karneval keine Künstlerin, keinen Künstler und keine Band, die öfter gebucht werden als das Kölner Dreigestirn.
Etwa die Hälfte der Auftritte finden in sozialen Einrichtungen, z.B. Krankenhäusern, Altenheimen und auch Hospizen statt. Eine besondere Anforderung ist es für Prinz, Bauer und Jungfrau, direkt umzuschalten und sich auf das spezifische Publikum einzustellen. So kann es durchaus vorkommen, dass auf einen Auftritt in einem Kinderhospiz ein Auftritt auf einer Damensitzung mit ausgelassen, angetrunkenen „Kölschen Mädchen“ folgt. Nicht jedes Dreigestirn steckt das so einfach weg.
Eskapaden des Dreigestirns
Nur selten dringen Informationen über Probleme im Dreigestirn nach außen. Ab und an, zuletzt im Jahr 2017, fällt einer der drei wegen Krankheit ein paar Tage aus, und es gibt vorübergehend nur ein Zweigestirn. Größere Eskapaden bleiben aber – bis auf wenige Ausnahmen – aus.
So gingen der Jungfrau Helmi im Dreigestirn 1986 die Nerven durch und es kam zu einer Schlägerei mit einem Fotografen. Für ihn sprang kurzfristig Hans-Dieter Salchert, der bereits 1983 die Jungfrau verkörpert hatte, ein. Drei Jahre vorher musste der designierte Prinz Rudi I. kurz vor der Proklamation verzichten, da ihm falsche Abrechnungen bei Kurzzeitarbeitern in seinem Unternehmen vorgeworfen wurden.
Was kostet es, im Kölner Dreigestirn zu sein?
Um es vorwegzunehmen: Es gibt keine belastbare Quelle zu den Kosten. Auch das Festkomitee gibt dazu keine Auskunft. Allerdings dürfte für die Ornate, das Wurfmaterial, die Orden, Geschenke und viele Runden eine erhebliche Summe draufgehen. Es gibt zwar immer wieder Spenden für das Dreigestirn, allerdings kann man davon ausgehen, dass unter dem Strich für jeden der drei mindestens 60.000 Euro anfallen – eher aber erheblich mehr.
Dazu kommt noch, dass es während der Session von Anfang Januar bis Aschermittwoch bei acht bis 14 Auftritten täglich unmöglich ist, zu arbeiten. Kein Wunder, dass die Rollen in Köln regelmäßig von Geschäftsleuten ausgefüllt werden. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass diese sich auch Vorteile für ihr jeweiliges Geschäft versprechen.
Anders ist dies beim Karneval „op dem Dörp“, also im Kölner Umland. Die unzähligen Dreigestirne und Prinzenpaare sind in der Regel nur aus „Spaß an der Freud“ im Karneval unterwegs.
Ich wünsche allen Tollitäten vell Freud im Karneval, eine herrliche Session und vell Sunnesching am Rosenmontag.
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