Adventskalender im Schaufenster

Adventskalender im Schaufenster
Adventskalender im Schaufenster

Corona macht alles unmöglich? Nä – dat stimmt nit! So gibt es zum Beispiel den „Adventskalender im Schaufenster“ von Kirche-für-Köln.

14 Geschäfte, von Bäckerei bis Buchhandlung, stellen ihre Schaufenster bereit. In diesen Schaufenstern ist jeweils ein Satz aus der Bibel zu finden. Dieser Satz ist nicht zufällig, sondern steht im Zusammenhang mit dem Angebot des Geschäfts. Alle sind eingeladen, durch das Veedel zu bummeln und auf die Suche nach den betreffenden Schaufenstern zu gehen.

Welche Läden mitmachen, ist hier zu sehen:

Der Adventskalender im Schaufenster
Der Adventskalender im Schaufenster

Bitte auch unbedingt das jeweilig angegebene Datum beachten. An diesem Tag gibt es um 17.30 Uhr vor dem entsprechenden Geschäft einen kurzen, persönlich durch die Mitarbeiter von Kirche-für-Köln vorgestellten, geistlichen Impuls. Selbstverständlich passend zu dem Bibelzitat und zum Angebot des Geschäfts.

Mein Favorit: Pfarrer Thomas Frings bietet am Mittwoch, 16. Dezember um 17.30 Uhr, diesen Impuls vor einem Dessousgeschäft an. Mal hören, was es da für Ansichten aus dem Zölibat gibt. Ich bin gespannt und werde da sein! Ihr auch?


Alle Infos zu dem „Adventskalender im Schaufenster“ gibt es auch in einem Flyer.


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Dat Dreikünnijepöötzche | Das Dreikönigenpförtchen

Das von den Kölschen" Dreikünnijepöötzche" genannte Dreikönigenpförtchen am Lichhof vor St. Maria im Kapitol, Foto: Rembert Satow, CC BY-SA 3.0
Das von den Kölschen“ Dreikünnijepöötzche“ genannte Dreikönigenpförtchen am Lichhof vor St. Maria im Kapitol, Foto: Rembert Satow, CC BY-SA 3.0

Und schon wieder jitt et kölsche Verzäll, der so nicht stimmen kann: Es kann ausgeschlossen werden, dass Rainald van Dassel mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige durch das Dreikünnijepöötzche, das Dreikönigenpförtchen, an St. Maria im Kapitol in die Stadt eingezogen ist. Denn: Das heutige gotische Tor stammt ungefähr aus dem Jahr 1330. Und zu diesem Zeitpunkt waren Kaspar, Melchior und Balthasar schon mehr als 150 Jahre in Köln zu Hause. Anderen Angaben zufolge wurde das heute noch vorhandene Törchen hingegen erst in den 1460er-Jahren durch den Kölner Bürger und Ratsherren Johannes Hardenrath anstelle des ursprünglich romanischen Durchgangs neu errichtet. 

Aber egal! Denn mit diesen Reliquien stieg Köln endgültig in die Top-Kategorie der Wallfahrtsorte auf. Und das war äußerst lohnenswert für unsere Stadt: Viele Heilige bedeuten viele Pilger und viele Pilger bringen viel Geld in die Stadt. Ein Prinzip, das die Kölschen schon bei der Heiligen Ursula perfekt erkannt und in bare Münze verwandelt haben.

Zweimal wäre dat Pöötzche fast verloren gewesen

In jedem Fall hat die Legende, dass am 23. Juli 1164 exakt durch dieses Tor die Heiligen Drei Könige in die Stadt gekommen sind, dafür gesorgt, dass dieses Bauwerk die Jahrhunderte überdauert hat. Relativ unscheinbar steht dieses kleine Tor an einer Ecke im Lichhof der Kirche St. Maria im Kapitol. Dieser unterschätzte Platz, mitten in der Stadt, bietet tatsächlich so etwas wie Ruhe im Großstadttrubel.

Dabei war es für dat Pöötzche mindestens zweimal in der Geschichte knapp: 1842 sollte der damals stark verfallene Torbogen abgerissen werden, um Platz für eine Straße zu schaffen. Nur dank der Intervention und der finanziellen Mittel vom preußischen Kronprinz Friedrich Wilhelm konnte der Bau gerettet werden.

Noch knapper war es 1944: Fliegerbomben hatten das Dreikönigenpförtchen dem Erdboden gleich gemacht. Doch der tatkräftige Wilhelm Schlombs, Volontär beim Stadtkonservator, hatte die Steine eingesammelt und eingelagert. Und „wundersame Weise“, so der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings, stand dat Pöötzche bereits 1946 wieder.

Immunitätspforte trennt Kirchenrecht und Recht der Freien Reichstadt Köln ab

Das Dreikünnijepöötzche war aber immer mehr als nur schmucker Stein für eine Legende. Tatsächlich handelte es sich um eine sogenannte Immunitätspforte. Diese Tore grenzten den Bereich der Freien Reichsstadt Köln von dem juristisch eigenständigen Areal der Klöster und Kirchen ab. Wer die Pforte durchschritt, unterlag dem Kirchenrecht. Im mittelalterlichen Köln mit seinen hunderten Kirchen und Klöstern gab es unzählige dieser Immunitätspforten. Das Dreikönigenpförtchen ist die letzte erhaltene Pforte dieser Art in unserer Stadt.

Und wo sind die Heiligen Drei Könige jetzt in die Stadt eingezogen?

Um die Ehre von Rainald van Dassel und dem so wichtigen Pöötzche wiederherzustellen, konstatiert Ulrich Krings: „Und wenn diese Prozession mit den Reliquien tatsächlich stattgefunden haben sollte, müsste sie durch den romanischen Vorgänger des heutigen Törchens erfolgt sein.“, so der Köln-Kenner Krings1 im Kölner Stadt-Anzeiger vom 3. August 2020.

Glück gehabt – zumindest die Stelle stimmt also.


Die Heiligen Drei Könige und Maria mit dem Jesuskind, Detailansicht des Dreikünnijepöötzche, Foto: HOWI - Horsch, Willy, CC BY 3.0
Die Heiligen Drei Könige und Maria mit dem Jesuskind, Detailansicht des Dreikünnijepöötzche, Foto: HOWI – Horsch, Willy, CC BY 3.0

Die Figurengruppe der Heiligen Drei Könige und Maria mit Kind ist ein Abguss aus dem Jahr 1981. Die Originale können im Museum Schnütgen bewundert werden.   


Vorsicht! Nicht mit der Dreikönigenpforte verwechseln

Das Pförtchen ist nicht zu verwechseln mit der mittelalterlichen Dreikönigenpforte. Diese war Teil der rheinseitigen Stadtbefestigung und lag in der Nähe des Bayenturms. Eine Suche nach diesem Durchgang könnt ihr euch sparen: 1854 wurde die  auch Mühlenpforte, Molenportzgin, Lynhofporz oder Koenyncksportzgin genannte Pforte abgerissen,


 

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Solidarität in der Stadtgesellschaft: „Wir wollen glaubwürdig bleiben.“ Ein Positionspapier der KHG Köln

Die Katholische Hochschulgemeinde Köln (KHG) steht Hochschulangehörigen in ihren spezifischen Lebenssituationen bei
Die Katholische Hochschulgemeinde Köln (KHG) steht Hochschulangehörigen in ihren spezifischen Lebenssituationen bei

+++ UPDATE +++

Aktuell (Stand 20.11.2020) ist die Website der KHG wieder online.
Allerdings fehlt das Positionspapier


Obwohl ich „rheinisch-katholisch“ aufgewachsen bin, verbindet mich heute kaum noch etwas mit der Kirche – einzelne Personen in der Kirche ausdrücklich ausgenommen. Allerdings verfolge ich intensiv, was in der katholischen Kirche meiner Heimatstadt Köln passiert. Das schockiert mich und ich bin heute sehr froh, dass ich schon vor 30 Jahren ausgetreten bin.

Haltung zeigen

Neben der aktuellen Diskussion um das Missbrauchs-Gutachten gibt es aktuell eine weitere Entwicklung, die mich sprachlos macht: Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) hat ein Positionspapier veröffentlicht. Dieses Papier hat die zunehmend größere Kluft zwischen der Kirche und der Lebenswirklichkeit junger Menschen zum Gegenstand. Das hat zu (vorsichtig formuliert) großem Ärger beim Erzbistum geführt.

Erzbistum schaltet Website der KHG ab

Ein solches Papier führt zu Diskussionen. Aber das Erzbistum hat die Website der KHG einfach abgeschaltet und den Mitarbeitern mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht. Ein unglaublicher Vorgang.

Aber gut, dass wir im Jahr 2020 leben. So hat sich die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) solidarisch erklärt und veröffentlicht das Papier auf ihrer Website. Und auch ich erkläre mich solidarisch und veröffentliche dieses Papier hier. Und wenn ihr eine Möglichkeit habt, auch dieses Positionspapier zu veröffentlichen, macht das.

Positionspapier der KHG Köln
Positionspapier der KHG Köln (bitte klicken)

Eine solidarische, aufgeklärte Stadtgesellschaft muss sich gegen einen solchen Maulkorb wehren. Zeigt Haltung und macht mit!


 

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St. Agnes – eine Kirche gibt einem ganzen Viertel den Namen

Die Agneskirche, Bild: Harald Ernst, CC BY-SA 3.0 DE
Die Agneskirche, Bild: Harald Ernst, CC BY-SA 3.0 DE

Augen auf bei der Partnerwahl! Zumindest Peter Joseph Roeckerath (*1837, † 1905) hat da in seiner zweiten Ehe alles richtig gemacht. Nachdem seine erste Frau bereits kurz nach der Hochzeit verstorben war, heiratete er Agnes Margaretha Schmitz. Und machte damit den Fang seines Lebens.

Agnes Eltern waren reiche Kappes-Boore1Kappes ist Kohl. Nach deren Tod brachte sie jede Menge Land mit in die Ehe. Diese „Boore-Kappesfelder“ waren zunächst nicht besonders viel wert – wenn da nicht ab etwa 1880 der Abriss der Stadtmauer und die Stadterweiterung gekommen wären. Roeckerath erkannte, dass aus den Kappesfeldern wertvolles Bauland wurde. Er tauschte, kaufte und verkaufte Land und brachte es als Bauunternehmer zu beträchtlichem Wohlstand. Dabei hat es ihm mit Sicherheit nicht geschadet, dass er im Kölner Rat saß und später Mitglied des Reichstages war. Dat es in Kölle esu: Man kennt sich – man hilft sich.

Stiftung für das Seelenheil

Ein schwerer Schicksalsschlag war der Tode seiner geliebten Frau Agnes im Jahr 1890. Der erfolgreiche Bauunternehmer und konservative Christ beschloss daraufhin, etwas für sein Seelenheil – und auch das seiner Frau – zu tun und stiftete die Agneskirche. In der Vorhalle der Kirche steht daher in Stein gemeißelt:

„Zum frommen Andenken an die Frau Agnes Roeckerath, eine vortreffliche Gattin und Mutter, haben der überlebende Mann und ihre zehn Kinder und Schwiegerkinder diese Pfarrkirche zu Ehren der hl. Agnes, der Jungfrau und Märtyrerin, erbauen lassen.“
[Übersetzung]

Der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings sieht in dieser Stiftung auch den Vorteil für den schwerreichen Bauunternehmer selbst: „Roeckerath war im 19. Jahrhundert ein letztes strahlendes Beispiel für die 1.000 Jahre alte christliche Tradition, sich mit Spenden und Stiftungen das Himmelreich zu verdienen“.2Krings im Kölner Stadt-Anzeiger vom 07.11.2019

Agnes und Peter Joseph Roeckerath zur Hochzeit 1867
Agnes und Peter Joseph Roeckerath zur Hochzeit 1867
Umstrittener Standort

Baubeginn der Agneskirche war 1896. Nach den Plänen der Architekten Rüdell und Odenthal wurde ein neugotisches Gebäude nach dem Muster der Elisabethkirche in Marburg gebaut. Der Standort der Kirche war zunächst umstritten. Verworfen wurden Standorte im Belgischen Viertel oder an der Vorgebirgsstraße. Wer weiß – vielleicht wäre das Belgische Viertel heute das Agnesviertel? Denn die stattliche Kirche gab dem ganzen Viertel, welches eigentlich „Neustadt Nord“ heißt, den prägenden Namen: Et Agnesveedel.

Die Architekten planten ein streng neugotisches Gotteshaus mit einem schlanken, spitzen Turm. Doch hier konnte sich der Stifter Roeckerath durchsetzen: Gebaut wurde eine reine Hallenkirche mit „Turmanlage ohne Helm“.  Andere Quellen behaupten, dass das Geld für den Bau ausgegangenen wäre und der „halbe“ Turm ein Kompromiss gewesen wäre. Wie auch immer – entstanden ist ein imposanter Kirchenbau: Gemessen am Volumen ist die Agneskirche die zweitgrößte Kirche Kölns.3Platz 1 belegt selbstverständlich der Dom.

Die Agneskirche wurde 1901 fertiggestellt und liegt genau an der Weggabelung von Neusser Straße und Niehler Straße. Der Bau ist nicht, wie eigentlich bei Kirchenbauten üblich, nach Osten, sondern auf die Ringe ausgerichtet.

Erinnerung an den Widerstand in der Krypta

Unweit der Agneskirche entwickelte sich in den 1930er Jahren der Kölner Kreis, eine Widerstandsbewegung gegen die Nationalsozialisten. Zentrum dieser Bewegung war das Ketteler-Haus, die Kölner Zentrale der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Die führenden Köpfe waren Bernhard Letterhaus, Nikolaus Groß und Prälat Otto Müller. Die Kölner Widerständler arbeiteten eng mit dem „Goerdeler Kreis“ zusammen. Das Ziel war, Hitler zu stürzen und den Krieg zu beenden.

Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden auch die Mitglieder des Kölner Kreis festgenommen. Bernhard Letterhaus und Nikolaus Groß wurden hingerichtet, Otto Müller starb im Gefängniskrankenhaus Berlin-Tegel. Die Nationalsozialisten wollten jede Erinnerungsmöglichkeit an die Widerstandkämpfer auslöschen. Daher wurden die Leichname verbrannt und die Asche verstreut.

Die Widerstandskämpfer des Kölner Kreises: Bernhard Letterhaus, Nikolaus Groß und Prälat Otto Müller, Bild: Bilder (Groß/Müller): Dat doris, CC BY-SA 4.0
Die Widerstandskämpfer des Kölner Kreises: Bernhard Letterhaus, Nikolaus Groß und Prälat Otto Müller, Bild: Bilder (Groß/Müller): Dat Doris, CC BY-SA 4.0

Zur Erinnerung an diese Männer dient heute die Krypta von St. Agnes. Mit massiven Eisentüren und vergitterten Fenstern erinnert dieser Ort eher an ein Gefängnis.

Massive Zerstörung im Krieg

Der Bombenkrieg führte auch in St. Agnes zu schweren Schäden. Das Dach ging in Flammen auf und das Gewölbe des Kirchenschiffs stürzte ein. Im Mai 1945 zerstörte das einstürzende Chorgewölbes den Hochaltar. Hastig wurde eine flache Betondecke eingezogen, und im Oktober 1950 konnte der Kirchenraum wieder eingeweiht werden.

Ein Brand zerstört 1980 den Dachstuhl der Agneskirche, Bild: Digit, WDR
Ein Brand zerstört 1980 den Dachstuhl der Agneskirche, Bild: Digit, WDR

Die unschöne Betondecke wurde von einer gefächerten Holzkonstruktion des Dombaumeisters Willy Weyres verdeckt. Diese Decke sollte unter Denkmalschutz gestellt werden. Als alles dafür vorbereitet war, brach am 18. Juni 1980 ein Feuer in St. Agnes aus. Das Löschwasser zerstörte die kunstvolle Deckenkonstruktion. In einem Video ist zu sehen, wie die Flammen meterhoch aus dem Dachstuhl schlagen.          

Aber – Glück im Unglück: Stattdessen wurden die ursprünglichen Gewölbe wieder hergestellt. Und St. Agnes erstrahlte wieder im Glanz, den sich der Stifter Peter Joseph Roeckerath gewünscht hatte.

Der prachtvolle Innenraum von St. Agnes, Bild: Till Niermann, CC BY-SA 3.0
Der prachtvolle Innenraum von St. Agnes, Bild: Till Niermann, CC BY-SA 3.0

11.11. um 11.11 Uhr in St. Agnes: Bleibt jeck & bleibt gesund

Ein wunderschönes Video zeigt den herrlichen Innenraum von St. Agnes. Schaut euch diesen Film an und freut euch insbesondere ab Minute vier über wunderschöne Musik.  


Milliardenfund bei Renovierung

2015 wurden die Opferstöcke der Kirche renoviert. Und diese Überarbeitung hat sich gelohnt: Es wurden mehrere Milliarden in Scheinen gefunden. Das Geld befand sich in Ritzen und doppelten Böden der Opferstöcke.

Der größte Schein hat einen Wert von 50 Milliarden. Leider handelte es sich dabei um Reichsmark aus der Inflation in den 1920er Jahren. Pfarrer Frank Müller von St. Agnes meint dazu in einem Interview des Domradios: “Ich vermute mal, dass man damals für 50 Milliarden gerade mal ein Brötchen oder einen Fahrschein für ein öffentliches Verkehrsmittel bekam.“.


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Drink doch keine met | #blievzohuss

Das kölsche Grundgesetz in Corona-Zeiten
Das kölsche Grundgesetz in Corona-Zeiten

Am Mittwoch den 11.11. um 11.11 Uhr wäre es soweit: In normalen Zeiten würden wir feiern und dä Fastelovend begrüßen. Auf dem Heumarkt, in den Kneipen, in den Veedeln. 2020 feiern wir nicht. Wir bleiben zu Hause. Um die vor dem Corona-Virus zu schützen, die gefährdet sind.

Ja – ich höre auch ganzjährig Fastelovendsmusik. Aber dieses Jahr am 11.11. zu Hause. Auch wenn es manche nicht glauben werden – die Welt wird sich auch nach dem 11.11. ohne Sessionseröffnung weiterdrehen. Lasst uns Verantwortung tragen. Und wenn es nur darum geht, einmal nicht zu feiern, ist das extrem einfach.

Deswegen schließe ich mich vorbehaltlos dem Aufruf „Wir bleiben zu Hause“ vieler prominenter Kölnerinnen und Kölner an.  Und das solltet ihr alle auch tun: Wer das Alaaf liebt, bleibt zu Hause. Oder wie es im umgeschriebenem kölschen Grundgesetz lautet:

Drink doch keine met. 

Vell Jröööööß, passt auf euch auf und bleibt gesund!

Uli, der Köln-Lotse


Hier der Aufruf im Wortlaut:
Liebe Kölnerinnen und Kölner, liebe Jecke von weiter draußen,

der Elfte im Elften ist ein kölscher Feiertag. Wir feiern dabei weit mehr als nur den Auftakt einer wunderschönen Tradition, bei der uns die halbe Welt staunend zusieht – wenn sie nicht gleich zu Besuch kommt. Wir feiern die Liebe, die Freiheit und das Leben. Su lang mer noch am Lääve sin. Und damit kommen wir zu einem Problem.

Denn in diesem Jahr bedeutet die kölsche Freiheit, überall und jederzeit mit jedermann zu feiern, Menschenleben aufs Spiel zu setzen. Das Leben unserer Großeltern, der Nachbarin oder der Kollegin mit Asthma. Unser Sessions-Motto von 2015, „Mer stelle alles op d’r Kopp“, ist in diesem Jahr von einem gänzlich humorbefreiten Virus gekapert worden.

Darum werden wir am kommenden Mittwoch nicht mit neuen Freunden, Jecken von überall her, schunkeln und singen können. Und dieser Versuchung sind wir zum Glück auch nicht ausgesetzt, denn am 11.11. sind sämtliche Kneipen dicht. Bereits vor dem Lockdown hatten die meisten Kölner Kneipenwirte Verantwortung übernommen und angekündigt, ihre Orte der Geselligkeit freiwillig zu schließen.

Trotzdem bleibt die Sorge groß. Vor allem bei denen, die durch das Coronavirus besonders gefährdet sind. Weil sie in unserer Stadt mit dunkelrotem Inzidenzwert zur Risikogruppe zählen. Oder weil ihre berufliche Existenz durch den Lockdown massiv bedroht ist.

Denn das größte Problem, das sind wir alle. Mit unserer kölschen Geselligkeit. Wenig geht über feiern mit Freunden. Aber derzeit geht das nicht. Auch nicht am 11.11.

Und nein, Sie sind sicher nicht das Problem! Sie haben bestimmt schon beschlossen, brav auf dem Sofa sitzen und sich alte Karnevals-Sitzungen auf Youtube anzuschauen. Was mehr als in Ordnung ist. Denn natürlich bleiben wir glühend jeck. Im Kopf wie im Herzen.

Aber wissen das auch Ihre Kinder und Enkel, Ihre Nachbarn von unten und alle Ihre Freunde und Bekannte? Wenn Sie auch nur ein kleines bisschen unsicher sind: Sprechen Sie mit Ihnen. Sagen Sie, dass selbst kleine Feierlichkeiten am 11.11. in Köln tabu und Gäste von außerhalb diesmal leider nicht willkommen sind. Dass wir zusammenstehen müssen – indem wir nicht zusammen stehen.

Und teilen Sie Ihnen mit, dass wir das kölsche Grundgesetz in dieser Corona-Session umgeschrieben haben. Et es wie et es? Nein! Diesmal nicht!

Das kölsche Grundgesetz in Corona-Zeiten
Das kölsche Grundgesetz in Corona-Zeiten

Unterzeichnet von: 

  • Carolin Kebekus, Comedian
  • Oliver Niese, Cat Ballou
  • Elke Heidenreich, Autorin
  • Guido Cantz, TV-Moderator und Redner
  • IG Gastro Köln
  • Christine Westermann, Moderatorin
  • Liz Baffoe, Schauspielerin
  • Henning Krautmacher, Höhner
  • Sven Welter, Paveier
  • Mo-Torres, Musiker
  • Erry Stoklosa, Bläck Fööss
  • Mike Kremer, Miljö
  • Jürgen Becker, Kabarettist
  • Volker Weininger, Kabarettist
  • Biggi Wanninger, Stunksitzungspräsidentin
  • Tobias Mintert, Barbetreiber
  • Björn Heuser, Liedermacher
  • Annette Frier, Schauspielerin
  • Alexander Wehrle, 1. FC Köln
  • Jürgen Domian, Moderator
  • Toni Schumacher, FC-Legende
  • Uli Kievernagel, Köln-Lotse

Rückmeldungen

Ich habe verschiedene Rückmeldungen zu diesem Beitrag erhalten. Und Toni hat das neue kölsche Grundgesetz noch um einen ganz wichtigen Punkt erweitert:

Hallo Uli,
watt en schlaue Verfassung. Ävver eine Artikel hann se verjesse: Mir maskeere uns em janze Johr! (Domit mir noch lang  övver d’r Südfriedhof loofe künne un nit do lieje müsse.)
Ne schöne Jrooß 
Toni 

Und Henning aus Münster kennt mich persönlich und beschreibt meinen Schmerz sehr gut:

Mein lieber Köln – Lotse,
ich weiß, wie schwer es Dir fallen wird, die Füße ab dem 11.11. still zu halten. Daher meinen Respekt, es nicht nur selbst zu tun sondern auch dazu aufzurufen.
Es ist wahr, richtig und wichtig, sich genau so zu verhalten, auf dass es nächstes Jahr wieder unbeschwert möglich sein wird zum alten Grundgesetz zurück zu kehren. Respekt, dass Du zu den Unterzeichnern gehörst, Jood jemaht.
Alaaf aus Münster.
Henning

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Ne janz hätzlische Jlöckwonsch, leev Bläck Fööss

Die Bläck Fööss im Jahr 2020, Bild: Leonie Handrick
Die Bläck Fööss im Jahr 2020, Bild: Leonie Handrick

Leck mich en dä Täsch – jetzt feiern die Fööss bereits ihr 50jähriges Bandjubiläum. Dazu auch vom Köln-Lotsen ne janz hätzlische Jlöckwonsch. Un: Et deit mir leid, dat die Party wejen däm bedrissenen Corona erst nächstes Jahr stattfindet.

Die Fööss als konstanter Bestandteil im Leben

Wenn man in den 1970er Jahren hier aufgewachsen ist, ist man automatisch auch mit den Bläck Fööss aufgewachsen. Das ging bereits beim Fastelovend im Kindergarten los. Wir tanzten ausgelassen zu „Pänz, Pänz, Pänz“ oder „De Mama kritt schon widder e Kind“. In der Schule später wurde eher „Ming eetste Fründin“ interessant. Als Teenager war man natürlich viel zu cool um zuzugeben, dass man bei „Huusmeister Kaczmarek“ gerne leise mitrappt:

Hammer keine Hammer, jo wo hammer en dann,
hammer keine Hammer, jo dann nemme mer de Zang,
hammer keine Hammer un finge mer kein Zang,
jo, dann nemme mer su lang de Iesestang.
Hibbe di Hipp Hipp, de Hibbe di Hopp,
do haue mer de Näl met d’r Stang op d’r Kopp.

So haben die Fööss für jede Gemütslage den passenden Song bereit. Zum Beispiel für Exil-Kölsche die melancholische Heimweh-Ballade „Ich han ’nen Deckel“

Ich hätt niemols, niemols
jedaach, dat ich su oft
an Kölle denke muss.

Und auch die älteren Titel der Fööss sind top aktuell. Immer mehr zahlungskräftige Menschen ziehen in die Veedel, die alteingesessenen Bewohner werden „wegsaniert“. So werden ganze Bevölkerungsgruppen einfach ausgetauscht. Das Schlagwort dafür ist  „Gentrifizierung“. Dieses Wort war in den 70ern noch nicht bekannt. Aber der Vorgang sehr wohl. Und wird von den Fööss in dem Lied „Mer losse d´r Dom in Kölle“ aufgegriffen.

Das schönste Geburtstagsgeschenk haben sich die Fööss selbst gemacht

Heute sind die Fööss fester Bestandteil des kölschen Kulturguts. Und das ist gut so, denn ohne die neue Art der Bläck Fööss, kölsche Lieder zu interpretieren, gäbe es heute weder Brings noch Kasalla, Cat Ballou oder Miljö.

Bömmel Lückerath, Bild: Bläck Föös
Fööss-Gründungsmitglied Bömmel Lückerath, Bild: Bläck Föös

Mit dem flammneuen Lied „50 Johr (met Musik em Bloot)“ haben sich die Fööss selber ein wunderbares Geburtstagsgeschenk gemacht. Der Song greift viele der Fööss-Klassiker auf und holt diese wunderbar in unsere aktuelle Zeit. Da steht im „Bickendorfer Büdche“ auf einmal „ene Hermes Shop“ und „En de Weetschaff op d’r Eck es hück en Wettbüro.“. Selbst der Buur, der einst in Berkesdörp op d’r Huhzick ausgelassen üvver Desch un Bänk un Stöhl jedanz hät, feiert in dem Lied bereits seine joldene Huhzick.

Die schönste Liedzeile in „50 Johr“ aber betrifft eine gewisse Katharina Meier:

„Un ich laach mim Meiers Kättche
weil et zo schwer es für mi Rädsche.“

Und jeder Kölsche erinnert sich an et Kättche, den Webers Mattes und an die wunderbaren Ereignisse, die man mit in den letzten 50 Jahren mit den Fööss-Songs erlebt hat.

Junge, dat hat ühr esch jood jemaht. Vielen Dank.


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