Köln ist eine Medienstadt. WDR, RTL, ntv, Deutschlandradio, weitere Radiosender sowie zahlreiche Verlage haben ihre Heimat in unserer Stadt. Und das hat eine lange Tradition: Schon 1927 gab es einen Sender der Westdeutschen Rundfunk AG (WERAG), eine Vorläuferin des heutigen WDR in Köln-Raderthal.
Adenauer holt Sender nach Köln
Während der Besatzungszeit nach dem 1. Weltkrieg war der Bau deutschsprachiger Sender verboten. Erst nach dem Abzug der britischen Truppen Anfang 1926 war es erlaubt, Sendeanlagen aufzubauen. Und so ging am 15. Januar 1927 der WERAG-Sender in Langenberg (Velbert) auf Sendung. Für die Kölner Radiohörer eine Zumutung: Statt Musik nur Rauschen und Knirschen – die Sendeleistung in Langenberg reichte nicht aus, um auch den Kölnern einen störungsfreien Empfang zu ermöglichen. Also: Ein neuer Sender muss her. Oberbürgermeister Konrad Adenauer legte sich mächtig ins Zeug und bot den WERAG-Verantwortlichen ein Gelände in Köln-Raderthal an, direkt am Park gelegen. Bereits im Mai 1927 begannen dort die Bauarbeiten für ein Sendehaus und die mächtige Sendeanlage. Diese bestand aus zwei Sendemasten mit 80 Metern Höhe, gefertigt aus speziell präparierten Kiefernholz, da Eisenmasten einen negativen Einfluss auf die Sendeleistung haben. Zwischen die Masten wurde Drähte gespannt – die eigentliche Sendeanlage.
Wechselvolle Geschichte des Funkhauses
Ab 1932 wurde die Sendeleistung des Senders Langenberg massiv ausgebaut – und somit der Kölner Sender überflüssig. Der Sendebetrieb wurde am 14. März 1932 eingestellt, die Sendeanlage abgebaut. Das Sendehaus aber blieb erhalten und stand zunächst leer.
Um das Jahr 1950 begann in Raderthal – rund um das Funkhaus – eine rege Bautätigkeit. Für die in Köln stationierten britischen und belgischen Offiziere wurden großzügige Häuser angelegt. Und auch das Funkhaus wurde von der Britischen Rheinarmee requiriert, in die Siedlung einbezogen und für Veranstaltungen verwendet. Anwohner berichten noch heute von dem großen Saal mit Parkettboden, Kronleuchtern und rauschenden Festen im Funkhaus. Im Jahr 1997 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Seit dem Abzug der Rheinarmee wird das Funkhaus von der Stadt Köln genutzt, zuletzt als Notunterkunft für Flüchtlinge. Heute steht das Haus leer, aber die Jahre sind nicht spurlos vorbeigegangen. Das Dach ist undicht, das gesamte Gebäude ist sanierungsbedürftig, die Fenster notdürftig mit Blechen zugeschlagen.
Initiative „Radiomuseum ins Funkhaus“
Fraglich ist, wie es mit dem diesem geschichtsträchtigen Objekt weitergeht. Es besteht die Gefahr, dass der Denkmalschutz aufgehoben wird, die Stadt das Areal an einen Investor verkauft und dort Wohnungen errichtet werden. Damit wäre das Schicksal des Sendehauses endgültig besiegelt und Köln würde wieder ein Stück Geschichte unwiderruflich verlieren.
Leider ist die Initiative „Radiomuseum ins Funkhaus“ im Kölner Stadtrat gescheitert. Die Idee war, das Haus zu sanieren und das in Köln bestehende Radiomuseum im Raderthaler Funkhaus unterzubringen. „Wir wollen das markante Gebäude wieder einer ursprungsnahen Nutzung zuführen.“ so der Sprecher der Initiative, Andreas Henseler. Zahlreiche Initiativen, Vereine und Bürger hatten sich dem Netzwerk angeschlossen.
Leider ohne Erfolg. Aktuell1Stand: 30. Mai 2022 ist die Nutzung des dringend sanierungsbedürftigen Gebäudes offen.
Lotsentour – Raderberg & Raderthal
Das alte Funkhaus ist auch Bestandteil der Lotsentour Raderberg & Raderthal. Eine Stadtführung mit dem Fahrrad.
Am „Tag des offenen Denkmals“ (7. September 2019) gab es die Möglichkeit, einen Blick in das Gebäude zu werfen. Hier ein sehenswertes Video dazu. Kleiner Tipp (in eigener Sache): Ab Minute 4 komme auch ich zu Wort. Schaut mal rein!