Der Südpark: Flanieren in feinster Umgebung

Das Südpark-Restaurant, etwa um 1903, Autor unbekannt, Public domain, via Wikimedia Commons

Mädchen in ihren besten Kleidchen, kleine Jungs in dem damals modischen Matrosenanzug, die Mutter im besten Gewand und der Vater im feinen Zwirn – es muss ab 1901 ein eindrucksvolles Bild im Kölner Südpark gewesen sein. Es war ganz normal, dass sich die Familie schick machte, um sonntags flanieren zu gehen. Es ging um Repräsentation, das „sehen und gesehen werden“.

So könten die feine Garderobe der Damen ausgesehen haben, die im Südpark flanierten, Bild: Rijksmuseum, CC0, via Wikimedia Commons
So könten die feine Garderobe der Damen ausgesehen haben, die im Südpark flanierten, Bild: Rijksmuseum, CC0, via Wikimedia Commons

Gesellschaftliches Leben in repräsentativen Parks

Neben der Flora, dem Zoo oder dem Stadtgarten war der Südpark im vornehmen Marienburg eine bevorzugte Ecke, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das Flanieren in den städtischen Parks mit anschließender Einkehr in die Gastronomie gehörte zu den bevorzugten Sonntagsbeschäftigungen der Menschen.

Verständlich, wenn man die Umstände der Zeit bedenkt: Der Wohnraum war extrem knapp, zu viele Menschen lebten auf beengtem Raum. In der ärmeren Bevölkerung waren bis zu sechs Personen pro Zimmer die Normalität. In diesem Zimmer wurde gekocht, gegessen, sich gewaschen und geschlafen. Für uns heute undenkbar. Der sonntägliche Ausflug bot daher die gewünschte Abwechslung. 

Wirtschaftliche Interessen ermöglichen den Südpark

Dass ausgerechnet im Nobelviertel Marienburg ein solcher Park entstand, ist knallharten wirtschaftliche Interessen zu verdanken. Das Gelände des Villenviertels Marienburg wurde durch die Kölnische Immobiliengesellschaft vermarktet. Diese Gesellschaft schenkte der Stadt im Jahr 1896 ein knapp fünf Hektar großes Grundstück mitten zwischen den Villen mit der Auflage, daraus einen „geschmackvollen, öffentlichen Stadtpark“ zu machen.

Das Kalkül der Immobilienvermarkter: Eine Wertsteigerung für das gesamte Villenviertel, welche auch die Bautätigkeit anregen sollte. Oder anders formuliert: Man verschenkt zwar ein ansehnliches Areal, bekommt dafür aber einen Park, den man noch nicht einmal selber pflegen muss. Durchaus geschickt gemacht.

Die weite Rasenfläche des Südparks, Bild: Severinus1970, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Die weite Rasenfläche des Südparks, Bild: Severinus1970, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die Stadt griff zu, und der städtische Gartendirektor Adolf Kowallek ließ in etwa drei Jahren den halbkreisförmigen Südpark fertigstellen. Mit kleinen lauschigen Ecken und weiten Flächen, geprägt durch viele Kiefern. Die Kosten für die Stadt betrugen 75.300 Mark.

Ein durchaus stattlicher Betrag, wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit das monatliche Bruttoeinkommen im Durchschnitt etwa 70 Mark betrug, was bedeutet, dass ein normaler Arbeitnehmer für diesen Betrag etwa 90 Jahre hätte arbeiten müssen. Und die Kölnische Immobiliengesellschaft konnte sich freuen: Es entstand ein attraktiver Park inklusive Pflege inmitten der zu vermarktenden Grundstücke.

Das Südpark-Restaurant um 1905, Autor unbekannt, Public domain, via Wikimedia Commons

Das Südpark-Restaurant: Ein „vornehmes Garten-Etablissement“

Der Park ist halbkreisförmig angelegt und wird von der Straße „Am Südpark“ begrenzt. Geschwungene Wege führen durch den Park, in der Mitte befinden sich große Wiesen und ein Kinderspielplatz, welcher auch durch Spenden der Marienburger Nachbarschaft ermöglicht wurde.

Werbeanzeige des Südpark-Restaurants im Kölner Local-Anzeiger vom 8. Juni 1901
Werbeanzeige des Südpark-Restaurants im Kölner Local-Anzeiger vom 8. Juni 1901

Auf genau diesem Gelände des heutigen Spielplatzes befand sich das Südpark-Restaurant. Diese Gaststätte war „the place to be“. Man traf sich bei Restaurateur Hugo Krabb im „vornehmen Garten-Etablissement“ bei „vorzüglichem Kaffee“ und „bestgepflegten Weinen“. Als Highlight gab es im Sommer „Große Militär-Konzerte bei freiem Eintritt“.

Die Außengastronomie im Südpark-Restaurant um etwa 1909, Autor unbekannt, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Kölner und auch auswärtige Gäste rannten Krabb förmlich die Bude ein. So berichtetete der Kölner Local-Anzeiger, dass es notwendig war, schon wenige Tage nach der Eröffnung zusätzlich zu den vorhanden 300 Stühlen weitere 650 Stühle anzuschaffen. Das Geschäft brummte.

Beschluss im Stadtrat zur Ausstattung des Südpark-Restaurants aus dem Kölner Local-Anzeiger vom 18. Mai 1901

Ab 1938 war es vorbei mit dem sonntäglichen „draußen-nur-Kännchen“-Restaurant im Südpark. Das Gebäude wurde zu einem Heim der Hitlerjugend umfunktioniert, und im Zweiten Weltkrieg wurden das Dach und das Obergeschoss durch Bombentreffer erheblich beschädigt. Zunächst war ein Wiederaufbau geplant, der aber nie realisiert wurde. 1951 wurde das gesamte Gebäude abgerissen.

Südpark verliert in den 1950er-Jahren seine Anziehungskraft

Zwischenzeitlich wurden auch in anderen Stadtteilen eigene Parks angelegt. Gleichzeitig war das sonntägliche Repräsentieren mit anschließender Einkehr nicht mehr die bevorzugte Freizeitbeschäftigung der Kölner. So verlor auch der Südpark seine Anziehungskraft.

Heute findet man niemand mehr mit feinem Sonntagsstaat im Südpark. Stattdessen wird die Wiese zum Picknicken oder Fußballspielen genutzt, und die Marienburger führen ihre Hunde im Park Gassi.

Aber schön ist es dort immer noch.
Und der Panther bewacht „seinen“ Park.


Der Südpark ist Teil der „Lotsentour Marienburg“.


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Er prägte das Kölner Stadtbild: Der Architekt Wilhelm Riphahn

Riphahn-Bau "Bastei", Bild: Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)
Riphahn-Bau „Bastei“, Bild: Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

Sobald der Name „Wilhelm Riphahn“ fällt, winkt der Kölsche gleich ab: „Nä – dat is doch dä mit der Oper. Vell ze dür.“ Dass sein Name mit dem Kosten-Desaster der Opernsanierung verbunden ist, wird Riphahn nicht gerecht. Und wenn er das wüsste, würde er sich in seinem Grab auf Melaten umdrehen. Tatsächlich gibt es wohl keinen zweiten Architekten, der so viele Spuren in Köln hinterlassen hat wie Wilhelm Riphahn.

Er hat nicht nur die Bastei am Rheinufer oder den Neubau der Mülheimer Brücke nach dem Krieg, sondern auch zahlreiche Wohnsiedlungen wie die „Weiße Stadt“ oder den „Blauen Hof“ in Buchforst, konzipiert. Außerdem hat Riphahn stilbildende Gebäude wie den UFA-Palast, das Britische Kulturinstitut „Die Brücke“ oder das Gebäude der WiSo-Fakultät der Universität gebaut. Und auch das heute so umstrittene Ensemble aus Oper und Schauspielhaus.

Sproß einer Architektenfamilie

Wilhelm Riphahn wurde am 25. Juli 1889 in eine Kölner Bauunternehmer- und Architektenfamilie geboren. So ist es kaum verwunderlich, dass er an der Köl­ner Bau­ge­werk­schu­le studierte und dann bei namhaften Architekten in Ber­lin, Dres­den und Mün­chen erste Praxiserfahrungen machte.

Das Bootshaus des Ru­der­club „Ger­ma­ni­a“, Poller Wiesen, Bild: Cekay, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Das Bootshaus des Ru­der­club „Ger­ma­ni­a“, Poller Wiesen, Bild: Cekay, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

1913 kam er nach Köln zurück und eröffnete im Alter von 24 Jahren sein eigenes Architekturbüro. Erste Projekte waren das von ihm entworfene Bootshaus des Ru­der­club „Ger­ma­ni­a“ an den Poller Wiesen (1914) und das Wohn- und Geschäftshaus „Justinianstraße 1“ als Entreé für die Deutzer Freiheit (1914).

Im Jahr 1914 heiratete Riphahn Pau­la Schuh­ma­cher, die 1919 im Alter von nur 30 Jahren verstarb und den Witwer mit seinen zwei Kindern zurücklies. Ada Friedmann (1890-1962) wurde 1922 seine zweite Ehefrau.

„Lich, Luff und Bäumcher“

Nach dem Ersten Welt­krieg verschreibt sich Riphahn konsequent dem Bauhaus-Stil und wurde der „Haus- und Hofarchitekt“ der 1913 gegründeten Gemeinnützigen Aktiengesellschaft für Wohnungsbau (GAG). So entstanden 1922 die Wohnsiedlung in Bickendorf, 1927 – 1930 die „Siedlung Zollstock“ und 1927 – 1932 die Vorzeige-Siedlungen „Weiße Stadt“ und „Blauer Hof“ in Buchforst.

Die Siedlung "Weiße Stadt" in Köln-Buchforst, Bild: Grkauls, Public domain, via Wikimedia Commons
Die Siedlung „Weiße Stadt“ in Köln-Buchforst, Bild: Grkauls, Public domain, via Wikimedia Commons

Der Wohnungsbau erfährt in dieser Zeit durch Riphahn eine grundlegende Modernisierung: Nach dem Motto „Lich, Luff und Bäumcher“ konzipierte Riphahn klare Formen und großzügige Weitläufigkeit mit großen, begrünten Innenhöfen.

Auch hier zeigt sich die praktische Seite seiner Architektur: Um den Muff trocknender Wäsche aus den Wohnungen zu verbannen, waren diese Innenhöfe mit Wäscheleinen zum Wäschetrocknen versehen.

Die Wohnsiedlung "Blauer Hof" mit großem, begrünten Innenhof. Bild: Rolf Heinrich (Köln), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Die Wohnsiedlung „Blauer Hof“ mit großem, begrünten Innenhof. Bild: Rolf Heinrich (Köln), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Typisch für die Wohnbauten von Riphahn waren auch die großen Wohnküchen, die auch heute wieder sehr beliebt sind. Dass Balkone und eigene Bäder nicht länger Luxus waren, sondern zum Stan­dard wurden, ist ebenfalls diesem Visionär zu verdanken. Die von Riphahn entworfenen Wohnsiedlungen haben bis heute nichts von ihrer Modernität verloren.

Riphahn selber beschreibt 1928 die Aufgabe des Architekten wie folgt:

„Wir sind Kinder unserer Zeit, die in viel stärkerem Maße sozial fühlt und denkt als irgendeine vergangene. Es ist daher Aufgabe des Architekten, mit ganzer Strenge den Bedürfnissen, die die heutigen Lebensbedingungen mit sich bringen, gerecht zu werden und dabei künstlerisch das zu leisten, was möglich ist. Massenbedürfnis, Not der Zeit und Gemeinschaftsgedanke führen zum Kollektivbau, der seinerseits wieder den zweckmäßig und liebevoll durchgearbeiteten Typ verlangt.“

Die Bastei: “Mit der Landschaft, dem Strom und den Brücken vermählt“

1931 entsteht in nur fünf Monaten der UFA-Palast. Dieser Riphahn-Bau war mit 3.000 Sitzplätzen nicht nur das größte Kino in Westdeutschland, sondern auch eines der spektakulärsten Bauwerke in Köln.

“Mit der Landschaft, dem Strom und den Brücken vermählt“ - die Bastei am Rheinufer. Ein ähnliches Bild hatte Wilhelm Riphahn zeitlebens in der Brieftasche, Bild: Raimond Spekking
“Mit der Landschaft, dem Strom und den Brücken vermählt“ – die Bastei am Rheinufer. Ein ähnliches Bild hatte Wilhelm Riphahn zeitlebens in der Brieftasche, Bild: Raimond Spekking

Ein weiteres Meisterstück von Riphahn ist das Restaurant „Bastei“ am Rheinufer. Dieses in der Entstehungszeit umstrittene Bauwerk begeisterte nach der Fertigstellung die Bürger und auch die Fachwelt. Der Architekturkritiker Heinrich de Fries meinte 1926, dass sich die Bastei „mit der Landschaft, dem Strom und den Brücken vermähle, fast völlig befreit scheinbar von der Basis, aus der es doch entwachsen ist.“

Andere Menschen haben ein Bild ihrer Kinder in der Brieftasche, bei Riphahn war das anders: Bis zu seinem Tod hatte er immer ein Foto der Bastei dabei.

Schwierige Zeit im Nationalsozialismus

Riphahn verweigerte sich der Ideologie der Nationalsozialisten. Seine zweite Frau Ada Friedmann war jüdischer Abstammung. Seiner Tochter verbot er ausdrücklich, in den Bund Deutscher Mädel (BDM) einzutreten.

Daher wurde er von den braunen Machthabern bei Auf­trags­er­tei­lung öf­fent­li­cher Bau­ten nicht mehr berücksichtigt. Nur durch eine Intervention des Kölner Architekten Clemens Klotz, einer Größe im nationalsozialistischen Deutschland, konnte er einen GAG-Auftrag für eine Wohnsiedlung in Lindenthal erhalten. Seine wirtschaftliche Existenz sicherten ihm aber private Bauherren. 1939 reiste er in die USA und überlegte, ob er auswandern sollte. Schlussendlich kam er aber zurück nach Köln.

Schutz vor dem Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs findet Riphahn zusammen mit seiner Familie in Engelskirchen. Schnell ist ihm klar, dass er wesentlich zum Wiederaufbau beitragen kann. Seine These: „Köln wird wie­der ent­ste­hen, ja es wird sich, wenn auch in spä­ter Zu­kunft, zur gro­ßen Me­tro­po­le West­eu­ro­pas ent­wi­ckeln“. 

Das von Riphahn 1958 - 1961 konzipierte Gebäude der Dresdner Bank, Unter Sachsenhausen, Bild: © Raimond Spekking

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Das von Riphahn 1958 - 1961 konzipierte Gebäude der Dresdner Bank, Unter Sachsenhausen, Bild: © Raimond Spekking

Prägende Architekt des Kölner Wiederaufbaus

Als freier Architekt wird Riphahn Berater der „Köl­ner Wie­der­auf­bau­ge­sell­schaft“. Der Visionär setzt sich für einen durch­grün­ten und durch­lüf­te­ten Stra­ßen­rau­m ein und setzt dabei wesentliche Akzente in Köln. Beim Wiederaufbau der Hahnenstraße konzipiert er prägende Bauten wie die Kunst­ga­le­rie Mo­el­ler und das bri­ti­sche Kul­tur­in­sti­tut „Die Brü­cke“ (1950).

Pünktlich zum Karnevalsbeginn am 11. November 1948 werden die von ihm geplanten Sartory-Säle fertig, 1953 das Institut Français am Sachsenring und 1959 als erster Erweiterungsbau der Kölner Universität das WiSo-Gebäude. Auch der Neubau der Mülheimer Brücke stammt aus seinem Büro. 

Die Oper: Der „Aida-Bunker“

Mit dem Wiederaufbau wurden die Stimmen immer lauter, Kulturbauten in der Innenstadt rund um den Dom zu konzentrieren. Der Standort des alten Opernhauses am Rudolfplatz (heute steht dort das Steigenberger Hotel) erschien daher eher ungeeignet. Mit dieser Idee setzte sich Riphahn in einem Architekturwettbewerb durch und ergriff die Gelegenheit, mit dem Ensemble aus Oper und Schauspielhaus sowie weiterer umliegenden Bauten ei­nen gan­zen in­nerstäd­ti­schen Be­reich mit sei­nen Planun­gen zu prägen.

Die Oper im Jahr 2010 - vor der aufwändigen Sanierung, Bild: Raimond Spekking
Die Oper im Jahr 2010 – vor der aufwändigen Sanierung, Bild: Raimond Spekking

1957 wurde die neue Oper am Offenbachplatz eingeweiht. Bis 1963 folgten das Schau­spiel­hau­ses und die Opernterras­sen. Wolfgang Schmidtlein war als Architekt bei Wilhelm Riphahn angestellt und wesentlich in die Gestaltung der Oper eingebunden. Das für das Opernhaus ein ägyptischer Tempel Pate stand, weist er in einem Interview in das Reich der Legende.

Die Oper im Jahr 2017, mit fast fertiggestellter Außensanierung. Gut zu erkennen: Die Balkone, Bild: Raimond Spekking
Die Oper im Jahr 2017, mit fast fertiggestellter Außensanierung. Gut zu erkennen: Die Balkone, Bild: Raimond Spekking

Tatsächlich gab es praktische und ästhetische Gründe für den Bau. Senkrechte Türme, so Schmidtlein, hätten diesen Teil der Innenstadt gestalterisch erschlagen. Und für die Betrieb der Oper waren unterschiedliche Raumtiefen erforderlich. So entstanden die bekannten Schrägen. Und auch die Balkone sind aus einer praktischen Erwägung entstanden. Da die Werkstätten viel Licht benötigen und eine schräge Verglasung extrem teuer gewesen wäre, die zudem die Räume extrem aufgehitzt hätte, entschied man sich für die Balkone. So konnten Kosten gespart werden.

Viele Kölner konnte das Gebäude bis heute nicht überzeugen. „Hässlich, wie ein Hotel auf Mallorca“, so eine Meinung. Auch als „Aida-Bunker“ oder „Grabmal des unbekannten Intendanten“ wurde die Oper bezeichnet.  

Das höhenmäßig versetzten Balkons in der Kölner Oper mit frontalen Blick auf die Bühne, Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F004427-0001 / Teubner / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Die höhenmäßig versetzten Balkons in der Kölner Oper mit frontalem Blick auf die Bühne, Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F004427-0001 / Teubner / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Seit Juni 2012 läuft die umstrittene Sanierung der Oper – eines der bislang teuersten Kulturprojekte in Deutschland. Die Gesamtsumme (inkl. Finanzierungskosten und Betrieb von Ausweichspielstätten) beträgt mittlerweile rund und eine Milliarde Euro. Als Fertigstellungstermin wurde der 22. März 2024 genannt.

Bescheiden und kein Mann der großen Worte

Wilhelm Riphahn hat diese Irrungen und Wirrungen über sein Bauwerk nicht mehr erlebt. Er starb nicht lange nach der Eröffnung des Schauspielhauses am 27. Dezember 1963. Sein Grab ist auf Melaten.

Dieser Architekt hat Köln maßgeblich geprägt. Und war gleichzeitig bescheiden und eher wortkarg. Als er 1931 zu einer Rede bei der Eröffnung des UFA-Palasts gedrängt wurde, bestand diese aus den Worten

„Ich kann über meinen Kram nichts sagen, seht ihn euch selber an.“


DANKE an Joachim Brokmeier

Ein großes DANKE an Joachim Brokmeier für eine wertvolle Ergänzung zu diesem Artikel. Der Stadtteilhistoriker betreibt die lesenswerte Website „Riehler Geschichten“.


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Der „Wrede“: Die Schatzkiste der kölschen Sprache

Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz, hier in der 6. Auflage (1978), Bild: Uli Kievernagel
Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz, hier in der 6. Auflage (1978), Bild: Uli Kievernagel

Wer sich mit Köln und unserer Sprache beschäftigt, kommt um ihn nicht drumherum: „Der Wrede“. Gemeint ist das dreibändige Lexikon „Neuer kölnischer Sprachschatz“ von Prof. Dr. Adam Wrede. Seit 1956 wird dieses Standardwerk zur kölschen Sprache regelmäßig neu aufgelegt, aktuell bereits in der 14. Auflage.

Für die Kölner ist es das Buch der Superlative:

  • ein Wörterbuch,
  • mit Fakten zur Stadtgeschichte,
  • eine Auflistung bekannter Originale und historischer Figuren,
  • eine Erklärung der rheinischen Vornamen,
  • ein Verzeichnis von Straßennamen,
  • eine Sammlung der lokalen Bräuche und
  • eine Zusammenstellung kölscher Redewendungen.

Wenig verwunderlich, dass dieses Werk als die „Kölsche Bibel“ bezeichnet wird. Und tatsächlich ist dieses Buch die Referenz, wenn es zu Streitigkeiten über Schreibweise, Deutung oder Herkunft kölscher Wörter kommt.

Als Schatten auf die Person Adam Wrede ist seine Nähe zu den Nationalsozialisten zu sehen. Wrede trat im April 1933 in die NSDAP ein und veröffentliche rassenkundliche Traktate und schrieb auch für den NS-Lehrerbund.

Adam Wrede – aufgewachsen im Kunibertsviertel

Adam Wrede, geboren am 12. April 1875 in Düsseldorf, wuchs im urkölschen Kunibertsviertel auf. Der spätere Professor lernte so bereits als Kind auf der Straße die kölsche Sprache, welche allerdings damals als „Gossensprache“ galt. Er studierte in Bonn und Münster Geschichte, Germanistik, Philologie und Geografie.

Er war Lehrer am Kölner Schiller-Gymnasium, arbeitete aber auch parallel dazu wissenschaftlich und veröffentliche Aufsätze zur Geschichte des Rheinlands. Im Jahr 1905 promovierte er. Seine Dissertation trug den Titel „Die Kölner Bauerbänke.1Bauerbänke waren die wirtschaftlichen und politischen Vertretungen der Bauern, ähnlich der Zünfte und Gaffeln für die Handwerker. Ein Beitrag zur Volkswirtschaftsgeschichte Cölns im Mittelalter“.

Das Kölner Schiller-Gymnasium in Sülz heute, Bild: Raimond Spekking
Das Kölner Schiller-Gymnasium in Sülz heute, Bild: Raimond Spekking

Im Jahr 1921 wurde Wrede Professor an der Kölner Universität. Mehrfach unternahm er Versuche, einen eigenen Lehrstuhl für „Rheinische Volkskunde“ zu errichten. Hier stand ihm aber der Inhaber des Lehrstuhls für Altgermanistik, Friedrich von der Leyen, im Weg, dem dieses Fachgebiet bereits zugeordnet war.

Wrede im Nationalsozialismus

Bereits im April 1933 trat Wrede der NSDAP bei. In der „Geschichte des Schiller-Gymnasiums 1899 – 2015“ schreibt E. Burckhard Schmitz dazu:

“Seine volkskundlichen Arbeiten brachten ihn in der Folgezeit in Kontakt mit völkischen Ideen; nicht von ungefähr stand er Hitler und dem Nationalsozialismus sehr positiv gegenüber und beteiligte sich an rassenkundlichen Traktaten und schrieb für den NS-Lehrerbund. Wrede feierte die Machtergreifung als Wendemarke für eine eigenständige nationalsozialistische deutsche Volkskunde. Im April 1933 trat er der NSDAP bei, sicherlich in einer Mischung von Überzeugung und Opportunismus.“

Im Jahr 1936 veröffentlichte Wrede die Denkschrift  „Deutsche Volkskunde auf germanischer Grundlage. Die nationalsozialistische Erziehungsidee im Schulunterricht“. Wrede selbst schreibt im Vorwort der 1938 erschienenen zweiten Auflage:

„Wichtiger ist zu bemerken, dass die neue Auflage noch mehr als die erste bemüht ist, die nationalsozialistische Auffassung der Volkskunde, die in der Betonung der ureigenen deutschen Volkskräfte und ihrer rassisch-germanischen Grundlagen gipfelt, herauszuarbeiten.“

Wredes Nähe zu den Nationalsozialisten wurde aber nicht in seinem Sinne belohnt – seinen ersehnten Lehrstuhl für Volkskunde sollte er nicht erhalten. Im Jahr 1941 wurde er emeritiert. Auch in der aktuellen Betrachtung seines Werks spielt seine braune Vergangenheit keine Rolle. 

„Neuer kölnischer Sprachschatz“

Kontinuierlich arbeite Wrede weiter an seinem Werk zum „Kölnischen Sprachschatz“. Unterstützung in Form von finanziellen Mitteln für zwei Mitarbeiter erhielt er zunächst von Oberbürgermeister Max Wallraff (Oberbürgermeister von 1907 – 1917) und später von Konrad Adenauer (Oberbürgermeister von 1917 – 1933).

Er unterteilte seine Arbeit Recherchen in den „neuen“ und den „alten“ Sprachschatz. Im ersten Teil wollte er die altkölnische Sprache erforschen, wie sie im 12. bis 18. Jahrhundert gesprochen wurde. Und im zweiten Teil die Mundart im 19. und 20. Jahrhundert. Allerdings wurde er im Zweiten Weltkrieg ausgebombt, und ein groß,er Teil der Manuskripte ging verloren.

Mit den Kriegswirren und den Flüchtlingsbewegungen erkannte Adam Wrede, dass sich nach dem Krieg die Bevölkerungsstruktur der Stadt Köln massiv veränderte und damit auch die Mundart aus dem Alltag mehr und mehr verschwand. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, entschied er sich im Jahr 1949, den ursprünglich als zweiten Teil geplanten „Neuen Kölnischen Wortschatz“ vorzuziehen. Im Mai 1956 erschien die erste Auflage.

„Alter kölnischer Sprachschatz“

Die Veröffentlichung seiner Sammlung zum „Alten Kölnischen Sprachschatz“ sollte Adam Wrede nicht mehr erleben und sein etwa 28.000 Zettel umfassendes Manuskript ging verloren. Irgendwie unglaublich: Tatsächlich wurden diese Sammlung um etwa 1980 im Historischen Archiv eingelagert und geriet in Vergessenheit.

Der Linguist Stefan Winter spürte mit detektivischen Scharfsinn diesen scheinbar vergessenen Schatz auf. Ein großer Bestand von fein säuberlich beschrifteten Schreibheften, gut leserlich mit Schreibschrift beschrieben, wurde dort unter der Signatur „Best. 1377“ archiviert. Und niemand wusste, was sich konkret in diesen Kartons verbarg.

Leider verstarb Winter im Jahr 2006. Und mit dem Einsturz des Stadtarchivs im Jahr 2009 war auch zunächst der Verbleib der Sammlung unklar. Erst im November 2014 teilte das Stadtarchiv auf Anfrage mit, dass „… der Zettelkatalog im „Best. 1377 Adam Wrede“ sich in einem verunordnetem Zustand befindet und noch nicht wieder vollständig vorhanden ist. Eine Ordnung muss erst wiederhergestellt werden, eine Digitalisierung wird aufwendiger sein und wird von daher in absehbarer Zeit nicht stattfinden können.“

Das Grab von Adam Wrede auf dem Kölner Melatenfriedhof, Bild: Egidius~dewiki, CC0, via Wikimedia Commons
Das Grab von Adam Wrede auf dem Kölner Melatenfriedhof, Bild: Egidius~dewiki, CC0, via Wikimedia Commons

Grab auf Melaten

Diese Irrungen und Wirrungen hat Adam Wrede selber nicht mehr mitbekommen. Er verstarb am 21. Dezember 1960 und wurde im Familiengrab auf Melaten bestattet. Mit dem Handbuch „Neuer kölnischer Sprachschatz“ hat er einzigartige Sammlung hinterlassen. Oder, wie es in der Westdeutschen Zeitung hieß:

„Unverzichtbar für alle, die den kölschen Kosmos verstehen möchten.“

Dabei darf aber auch nicht vergesssen werden, dass Wrede eine enge Nähe zu den Nationalsozialisten pflegte und deren Ideen propagierte.  


Adam-Wrede-Straße / 14. Auflage

In Nippes wurde eine Straße nach Adam Wrede benannt. Diese verbindet die Florastraße mit der Inneren Kanalstraße.

Die 14. Auflage des Handbuchs „Neuer kölnischer Sprachschatz“ ist im Juli 2017 erschienen – mit einer Einführung von Wolfgang Niedecken. Der Künstler und Kölschrocker selber sagt (mit einem Augenzwinkern), dass er es nach Möglichkeit vermeiden würde, das Buch aufzuschlagen, weil er sich dann gleich für mindestens eine Stunde „festlesen“ würde.

Adam Wrede "Neuer kölnischer Sprachschatz" mit einem Vorwort von Wolfgang Niedecken, Bild: Greven Verlag
 

Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz
Mit einer Einleitung von Wolfgang Niedecken
1148 Seiten
ISBN 978-3-7743-0677-6
49 Euro, Greven Verlag, Köln


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Reinhold Fellenberg – „Ritsch, ratsch, die Botz kapott“

Durchaus beeindruckend: Reinhold Fellenberg in der Parade-Uniform der Deutzer Kürassiere, Bild: Dietrich Jung: Der Trompeter von Köln – Reinhold Fellenberg, ein Godesberger Mitbürger. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.
Durchaus beeindruckend: Reinhold Fellenberg in der Parade-Uniform der Deutzer Kürassiere, Bild: Dietrich Jung: Der Trompeter von Köln – Reinhold Fellenberg, ein Godesberger Mitbürger. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Kein Aufmarsch der stolzen Roten Funken ohne diese Erkennungsmelodie: Wenn „Ritsch, ratsch, die Botz kapott“ erklingt wissen alle, dass die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V. da sind

1890 erklang dieser Marsch zum ersten Mal – und gleich zwei Komponisten haben ihren Anteil an dem Erfolg. Der Marsch beginnt mit „Jitz röck an, dat staatse Funkeheer“, komponiert von einem gewissen „Jodocus Fleutebein“. Dies war der Funken-Spitznamen1Spitznamen bei den Roten Funken sind eine alte Tradition. Jeder Funk bekommt seinen Spitznamen bei der Vereidigung verliehen. von Professor Hermann Kipper. Den zweiten Teil „Ritsch, ratsch, de Botz kapott!“ steuerte der Rote Funk mit dem Spitznamen „Pommery“2Jetzt dürfte jedem klar, sein, was sein Lieblingsgetränk war. Reinhold Fellenberg bei.

Der Trompeter von Köln

„Pommery“ Reinhold Fellenberg hat über 100 Karnevalslieder verfasst, darunter viele Märsche wie zum Beispiel „Kölle bliev Kölle“ (1895) oder den „Petersberger Zahnradbahn-Marsch“ (1906).

Werbeanzeige aus den "Kölner Nachrichten" vom 23. Januar 1890 zu den Noten des "Kölner Damen-Marsch" von Reinhold Fellenberg, welcher "mit stürmischen Beifalle aufgenommen wurde"
Werbeanzeige aus den „Kölner Nachrichten“ vom 23. Januar 1890 zu den Noten des „Kölner Damen-Marsch“ von Reinhold Fellenberg, welcher „mit stürmischen Beifalle aufgenommen wurde“

Fellenberg war einer der ersten Komponisten, die speziell Lieder für den Karneval schrieben und brachte – ähnlich wie später Marie-Luise Nikuta – jedes Jahr ein neues Lied heraus.

Weit weg vom kölschen Karneval geboren

Geboren wurde Reinhold Fellenberg am 20. Juni 1848 in Freystadt (Niederschlesien, heute Kożuchów, Polen) – mehr als 600 Kilometer entfernt vom kölschen Karneval. Sein Onkel erkannte früh das musikalische Talent des Jungen und förderte ihn. So trat Fellenberg bereits im Alter von 15 Jahren als Solist in Berlin und Sankt Petersburg auf. Im Alter von 18 Jahren begann sein Militärdienst, vier Jahre später nahm er als Solo-Flügelhornist mit einer Militärkapelle am Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) teil. Nach Stationen in Münster und Gleiwitz kam er 1888 nach Köln.

Dort wurde er Kapellmeister der „Deutzer Kürassiere“, die damals bekannteste Blaskapelle in Köln. Mit diesem 25 Mann starken Ensemble war er nicht nur in seinem Regiment „Graf Gessler“ tätig sondern auch im Kölner Karneval. Man war regelmäßiger Gast auf Karnevalsveranstaltungen und nahm auch am Rosenmontagszug teil.

Der Kölner Karneval wurde Berufung und Leidenschaft des begabten Trompeters und Komponisten Fellenberg. Schon im Jahr 1889 veröffentlichte er den Marsch „Je toller, je besser“, dem mindestens jährlich ein weiteres Karnevalslied oder ein Marsch folgen sollten.

Die Kölner dankten ihm und nannten ihn Fellenberg noch den „Trompeter von Köln“ – ein Ehrentitel, den er gerne annahm und auch passend dazu ein gleichnamiges Stück komponierte, sowie später einen Schriftzug an seiner Villa in Godesberg anbrachte.

Die Villa von Reinhold Fellenberg in Godesberg mit dem Schriftzug "Der Trompeter von Cöln". Bild: Dietrich Jung: Der Trompeter von Köln – Reinhold Fellenberg, ein Godesberger Mitbürger. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.
Die Villa von Reinhold Fellenberg in Godesberg mit dem Schriftzug „Der Trompeter von Cöln“. Bild: Dietrich Jung: Der Trompeter von Köln – Reinhold Fellenberg, ein Godesberger Mitbürger. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Eine echte Militärgestalt, beliebt und geachtet

Am 31. Oktober 1906 wurde Reinhold „Pommery“ Fellenberg mit einem großen Abschiedskonzert im Kölner Stapelhaus verabschiedet. Er zog in ein großes, repräsentatives Haus in Godesberg und trat nur noch gelegentlich als Solotrompeter auf.

Am 6. Juli 1912 verstarb der Musiker. Der Kölner Local-Anzeiger vom 9. Juli 1912 widmete ihm folgende Nachruf:

„Reinhold Fellenberg, der langjährige Stabstrompeter des Deutzer Kürassier Regiments, der weit und breit unter dem Titel „Der Trompeter von Köln“ bekannt war, ist gestern in Godesberg im Alter von 64 Jahren gestorben. Der Verstorbene, eine echte Militärgestalt, war in den weitesten Kreisen beliebt und geachtet. Über 40 Jahre hat er des Königs Rock getragen und von 1888 an das Deutzer Trompetenchor bis zum Jahre 1906 geleitet. Unter Fellenberg hat dieses Trompeterkorps einen weit über Köln und die Rheinprovinz hinausragenden guten Ruf erhalten.“

Reinhold Fellenbergs Grab ist auf dem Burgfriedhof in Bad Godesberg.

Nachruf auf Reinhold Fellenberg aus der "Kölnische Zeitung" vom 8. Juli 1912
Nachruf auf Reinhold Fellenberg aus der „Kölnische Zeitung“ vom 8. Juli 1912

Heute in Vergessenheit geraten – prominenter Urenkel

Weitaus bekannter als Reinhold Fellenberg sollte sein Urenkel werden: Der Musiker und Komponist Toni Steingass (1921 – 1987).

Die Märsche und Lieder von Fellenberg werden heute nicht mehr gespielt und sind Vergessenheit geraten. Allerdings ist sein „Galoppmarsch“ fester Bestandteil im Repertoire der Kapelle der Household Cavalry und wird bis heute gelegentlich noch beim Wachwechsel am Buckingham Palace in London gespielt.

„Pommery“ Fellenberg hat aber mit „Ritsch, ratsch, die Botz kapott“ ein Werk für die Ewigkeit erschaffen. Ich nehme jede Wette an, dass die Roten Funken damit auch noch in 200 Jahren die Bühnen erobern werden.


Ein Bläserensemble der Spitzenklasse: Die Kölner Ratsbläser, Bild: Uli Kievernagel
Ein Bläserensemble der Spitzenklasse: Die Kölner Ratsbläser, Bild: Uli Kievernagel

Die Kölner Ratsbläser

Verschiedene Kapellen pflegen weiterhin die Tradition der Bläserensembles im Karneval. Eine der renommiertesten Ensembles sind die Kölner Ratsbläser. Schon im Jahr 1954 gegründet, gehören die Ratsbläser fest zum Kölner Karneval.

Wenn diese Truppe in ihren traditionellen Kostümen mit Blechhelmen loslegt, nimmt der satte Klang alle mit. Die etwa 25 Musiker bringen jeden Saal zum Kochen. Und auch bei offiziellen Anlässen wie bei der Prinzenproklamation oder der Eröffnung des Rosenmontagszuges spielen die Ratsbläser die Eröffnungsfanfare.


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