Klaus Ulonska – Fußballpräsident mit Hätz & Humor

Ein typisches Bild von Klaus Ulonska; imer gut gelaunt , hier im Jahr 2012, Bild; Nicola
Ein typisches Bild von Klaus Ulonska: immer gut gelaunt, hier im Jahr 2012, Bild; Nicola

Vom eigentlichen Fußballspiel bekam der Präsident der Fortuna nie viel mit. Wichtiger war ihm der Rundgang im Stadion mit dem „Spendenball“ – eine Spardose in Form eines Fußballs. Mit diesem Ball sammelte Klaus Ulonska bei jedem Fortuna-Heimspiel Spenden für die Jugend. Und dabei machte er keinen Unterschied zwischen den VIPs und den Fans Stehplatz Mitte. Jeder wurde angesprochen und kaum einer konnte seinem Charme entgehen.

Als ich mit englischen Freunden im Stadion war und die Engländer seine Spendenaufforderung nicht auf Anhieb verstanden, schaltete Ulonska blitzschnell:  „Gimme your Pounds, please. We need them for the Fortuna-Kids“. Und sofort wurden die englischen Geldbörsen gezückt.

Klaus Ulonska war ein begnadeter Entertainer mit einer lauten Stimme. Geschult im Karneval – Ulonska war regelmäßiger Sitzungspräsident und im Jahr 1973 sogar Jungfrau im Kölner Dreigestirn – war er eine feste Größe in der Kölner Gesellschaft und saß für die CDU im Stadtrat.

Aus sechs Wochen für die Fortuna werden zehn Jahre

Der in jungen Jahren erfolgreiche Leichtathlet organisierte das ASV Sportfest und hätte, nachdem er die Geschäftsführung seiner Firma Dinckels-Ulonska Bedachungsartikel 2005 abgegeben hatte, eigentlich seinen Ruhestand genießen können. Wenn da nicht ein paar Fortuna-Fans vor seiner Tür in Lindenthal gestanden hätten um ihn als Präsident für Fortuna Köln zu gewinnen. Die Fortuna stand nach dem Tod des langjährigen Mäzens Hans „Schäng“ Löring“ vor dem sportlichen und finanziellen Knock-Out. Doch Ulonska wollte eigentlich nicht. Erst nach stundenlangen Gesprächen erklärte er sich bereit, für sechs Wochen der Fortuna auszuhelfen. Aus diesen sechs Wochen wurden mehr als zehn Jahre. Und wenn nicht sein plötzlicher, unerwarteter Tod am 14. März 2015 ihn mitten aus dem Leben gerissen hätte, wäre Ulonska noch heute Präsident. Ein Präsident, wie es keinen zweiten im Profi-Fußball gibt: Mit dem Spendenball in der Hand auf den Rängen, statt mit Lachshäppchen bei den VIPs.


Im März 2018 wurde beschlossen, dass ein Weg direkt Südstadion den Namen „Klaus-Ulonska-Weg“ erhalten soll.


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Die schwimmende Universität auf dem Rhein

 

Die "Ökologische Rheinstation der Universität zu Köln", Bild: Uli Kievernagel
Die „Ökologische Rheinstation der Universität zu Köln“, Bild: Uli Kievernagel

Der Rhein ist nicht nur für die riesenlangen Containerschiffe und die oft nervenden Jet-Ski-Fahrer da. Der Rhein ist auch Lebensraum unzähliger Tiere: Seit den Verschmutzungen der 70er und 80er Jahre haben sich mit der stetig verbesserten Wasserqualität wieder Fische, Muscheln, Schnecken, Krebse und viele weitere Organismen im Rhein angesiedelt. Diese Erkenntnis haben wir auch der „Rheinstation“ der Uni Köln zu verdanken.

Das Problem bei der Erforschung von fließenden Gewässern ist, dass die Entnahme von Proben schwierig ist: Nimmt man nur eine Probe vom Ufer? Oder mit Hilfe von Tauchern aus der Mitte des Flusses? Und dann muss diese Probe noch in ein Labor gebracht werden und verändert sich dabei mit jeder Minute Transportzeit. Die Uni in Köln hat dafür einen anderen Weg gefunden: Ein schwimmendes Labor, mitten auf dem Rhein. Die „Ökologische Rheinstation“. Hier wird Wasser aus dem Rhein unmittelbar ins Labor geleitet – fast unter den gleichen Bedingungen wie im fließenden Gewässer. „Die Forschungsbedingungen auf der Ökologischen Rheinstation sind einmalig in Deutschland und Europa, wahrscheinlich sogar weltweit“, so Dr. Georg Georg Becker, stellvertretender Leiter der Ökologischen Rheinstation in einem Interview des Kölner Stadt-Anzeigers.

Aus zwei mach eins

Basis dieses schwimmenden Labors waren zwei alte Rheinschiffe. Die „Baden 24“ und die „Desdemona“. Die beiden alten Damen, die Baden stammt aus dem Jahr 1885 und die Desdemona ist Baujahr 1912, wurden 1953 zu einem Bootshaus umfunktioniert. Heute bildet die Baden den vorderen und die „Desdemona“ den hinteren Teil des immerhin 60 Meter langen Bootshauses. Fünf Wissenschaftler und einige Studenten forschen hier. Ständiger Bewohner der Rheinstation ist seit Bootswart Michael Weicht. Er hat im Jahr 2006 Lothar Rosbach abgelöst, der mehr als 50 Jahre als Bootswart auf dem schwimmenden Labor gelebt hat.

Nur für Wissenschaftler & Sportler: Das Bootshaus der Uni Köln", Bild: Uli Kievernagel
Nur für Wissenschaftler & Sportler: Das Bootshaus der Uni Köln, Bild: Uli Kievernagel

Neben seiner Funktion als Labor ist das Bootshaus auch Heimat der Ruderer der Uni Köln. Etwa 150 Studenten lernen jedes Semester hier diesen schweißtreibenden Mannschaftssport. Für Rettungskräfte wie die Wasserschutzpolizei und Rettungssanitäter ist die Rheinstation eine offizielle Anlegemöglichkeit. Allerdings nur für diese – „normale“ Boote dürfen dort nicht anlegen. Und von Land aus dürfen auch nur die Wissenschaftler, Studenten und Ruderer an Bord.

So bleibt uns nur der Blick vom Ufer auf dieses einmalige Labor.


+++AKTUELL +++ (25. April 2019)

Aktuell wird das Bootshaus leer geräumt. Für etwa 1,5 Mio. Euro sollen bis Ende des Jahres 2019 dringend notwendige Sanierungsarbeiten erledigt werden. Im April 2020 soll die schwimmende Universität wieder einsatzbereit sein.

Entwarnung für alle Tierfreunde: Die an Bord lebenden Muscheln und Krebse wurden schonend wieder im Rhein ausgesetzt.


Das Bootshaus der Uni­ver­si­tät zu Köln liegt direkt auf dem Rhein,  in Höhe Köln-Marienburg.  Weitere Infos gibt es auf der Website der Rheinstation.


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Der Südfriedhof – mehr Park als Friedhof

Ein parkähnliches Gelände: Der Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Ein parkähnliches Gelände: Der Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Das Laub riesiger, alter Bäume raschelt im Wind. Im Hintergrund hört man leise das Rauschen des Verkehrs auf dem Militärring. Menschen verlangsamen ihren Schritt, es wird nur leise geredet. Der Klang der Friedhofsglocke kündigt die nächste Beerdigung an. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre auf Friedhöfen.

Licht und Schatten auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Licht und Schatten am Hochkreuz auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Ich sitze auf einer Bank direkt am Hochkreuz, einem zentralen Platz des Südfriedhofs. Hier kreuzen sich die bogenförmig angelegten Wege des ältesten Teils des Friedhofs. Ganz bewusst hat sich Adolf Kowallek, Gartenbaudirektor der Stadt Köln um das Jahr 1900, bei der Konzeption des Südfriedhofs von der bekannten schachbrettartigen Friedhofsstruktur gelöst. Diese Wegeführung lädt dazu ein, nicht systematisch über das parkähnliche Gelände zu gehen. Eher lässt man sich treiben, erkundet auch kleinere Gräberfelder. Und verliert schnell, so wie ich bei meinen ersten Besuchen, die Orientierung. Kein Problem – der nächste Hauptweg ist schnell gefunden. Bis man wieder abschweift, hypermoderne Grabstätten mit Grabsteinen aus Glas bewundert und gleich daneben wieder auf kölsche Prominenz trifft.

Grabstätte Neuerburg auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Neuerburg auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Auch wenn die Promi-Dichte nicht so hoch ist wie auf dem Melatenfriedhof, haben auf dem Südfriedhof eine ganze Reihe bekannter Kölner ihre letzte Ruhe gefunden. Und da das Villenviertel Marienburg zum Beerdigungsbezirk des Südfriedhofs gehört, gibt es auch hier eine  kleine „Millionenallee“. Ansonsten zieren etliche Gräber Symbole und Sprüche aus dem Karneval – mer sin  halt in Kölle. Zum Beispiel Noten auf dem Grabmal des Mundartdichters Karl Berbuer, Komponist vom „Trizonesien-Song“ und „Heidewitzka, Herr Kapitän“. Und auch das ist typisch Köln: Auf dem Grab von Heinz Schmidt, langjähriger Präsident des Karnevalsvereins „Kölsche Grielächer“, prangt in Stein gemeißelt sein Titel „Präsident“.  Und auch der Grabstein des „Vaters“ der Schullzöch, Jean Küster, trägt seinem Ehrentitel. Neben den Karnevalisten wurden hier aber auch Größen des Sports beerdigt, zuletzt im November 2017 Fußballweltmeister von 1954 Hans Schäfer, übrigens nicht unweit von Fortuna-Mäzen Hans „Schäng“ Löring, dem Boxer Peter Müller, bekannt als „Müllers Aap“ und dem ersten Präsidenten des 1. FC Köln Franz Kremer. Auch die Marie Juchacz, Gründerin der AWO, hat ihre letzte Ruhe auf dem Südfriedhof gefunden.

Grabstätte Peter Müller, "Müllers Aap", auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Peter Müller, „Müllers Aap“, auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Richtung Militärring verändert der Friedhof seinen Charakter: Die weitläufige Anlage des deutschen Ehrenfriedhofs (hier wurden die Opfer des Bombenkriegs im 2. Weltkrieg beerdigt) und insbesondere der Ehrenfriedhof des Commonwealth lassen mich – trotz 25 Grad Temperatur und strahlendem Sonnenschein – frösteln. Besonders der Commonwealth-Friedhof ist beeindruckend: Hier sieht man das mit Sicherheit am besten gepflegte Stück öffentliches Grün im gesamten Kölner Stadtgebiet. Kein Wunder denn hier kümmern sich zwei festangestellte Gärtner, bezahlt vom Commonwealth, ausschließlich um diese etwa 3.000 Gräber.

Streng symmetrisch: Der Cologne War Cemetery, Bild: Uli Kievernagel
Streng symmetrisch: Der Cologne War Cemetery, Bild: Uli Kievernagel

Kurios: Auf diesem Friedhof verlässt man deutsches Staatsgebiet – das Commonwealth hat dieses Geländer der Stadt Köln 1922 abgekauft. Auch der italienische Staat hat für seine Opfer des 1. Weltkriegs einen separaten Friedhof auf dem Gelände des Südfriedhofs angelegt.

Commonwealth-Friedhof auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Perfekt gepflegt: Der Commonwealth-Friedhof auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Eine tragische Geschichte birgt das Grab von Ursula Kuhr. Im Juni 1964 dringt ein psychisch kranker Amokläufer in die Volksschule in Köln-Volkhoven ein. Mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und einer Lanze bewaffnet richtet der Attentäter ein Blutbad an. Acht Kinder und zwei Lehrerinnen sterben, darunter auch die Lehrerin Ursula Kuhr. Der von der Stadt Köln gestiftete Grabstein zeigt Flammen und eine große Person, die sich schützend vor kleine Menschen stellt. Hier bekomme ich trotz 25 Grad Gänsehaut.

Grabstätte Ursula Kuhr auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Ursula Kuhr auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Wesentlich aktueller sind die Obdachlosengräber. Jedes Jahr sterben in Köln etwa 20 Obdachlose. Vor dem Jahr 1997 wurden verstorbene Obdachlose eingeäschert und Asche anonym beigesetzt – aus Kostengründen. Seit 1997 sorgt die Interessengemeinschaft „Bestattung obdachloser Menschen“ dafür, dass „Menschen, die im Leben keine Spuren hinterlassen haben, nicht spurlos von der Erde verschwinden“. Spenden sind sehr willkommen. Auch ich werde meine Beitrag leisten: Für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer an der Lotsentour Südfriedhof spende ich 1,11 Euro an diese Initiative.

Von den Obdachlosengräbern sind es nur ein paar Schritte zur Trauerhalle und zum Ausgang. Sofort empfängt mich die laute Stadt wieder: Die Linie 12 kommt quietschend um die Ecke, im Kreisverkehr am Höninger Platz kurven Autos und Busse um die Wette. Willkommen zurück in Köln.


Kurios: Die Plakette am Pförtnerhäuschen des Südfriedhofs

Das Pförtnerhäuschen am Südfriedhof, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Pförtnerhäuschen am Südfriedhof, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Leider wurden das ursprüngliche Pförtnerhaus am Südfriedhof im Jahr 1943 und die Trauerhalle Opfer eines Bombenangriffs. Nach dem Krieg gab es am Eingang nur ein schlichtes Provisorium.  Im Jahr 2009 wurde dann das Pförtnerhaus originalgetreu rekonstruiert.

Die Plakette am Pförtnerhäuschen mit der Aufschrift "AD 2009 PM", Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Die Plakette am Pförtnerhäuschen mit der Aufschrift „AD 2009 PM“, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Doch was hat es mit „PM“ auf sich?

Durchaus kurios ist die am Pförtnerhaus angebrachte Plakette. Sie trägt die Inschrift „AD 2009 PM“.  „AD“ von lateinisch „anno Domini“ steht für „im Jahre des Herrn“, die Jahreszahl „2009“ für das Jsahr des Wiederaufbaus.

Tatsächlich gibt es keine eindeutige Erklärung.  Der Südfriedhof-Experte Günter Schwanenberg (Autor des Buchs „Em Himmel es d´r Düvel loss…“)  hat mir dazu folgende Erklärungen gegeben:

„Drei Interpretationen zu dem „PM“ am Pförtnerhäuschen habe ich gesammelt, aber nur eine davon ist eindeutig favorisiert. 

  1. Post Meridiem, Pax Mariae, Post Mortem, Peter Müller… alles Kokolores und nur ein Teil der recht amüsanten „spontan-Interpretationen“ vor Ort
  2. Pontifex Maximus, immerhin laut Wikipedia-Liste der lateinischen Abkürzungen, würde ich eher im RGM oder im Dom ansiedeln
  3. Piae Memoriae, „frommen Angedenkens“ – dat isset dann wohl!

Allerdings: Bereits bei der offiziellen Einweihung des Häuschens stand die Frage im Raum und konnte nicht eindeutig beantwortet werden.“

Also dann – das „PM“ bleibt wohl ein Geheimnis und bietet viel Raum für alle möglichen Spekulationen.


In Köln gibt es viele weitere interessante Friedhöfe zu erkunden, zum Beispiel auch den Geusenfriedhof. Vom alten jüdischen Friedhof in Raderberg ist hingegen – bis auf eine Gedenkplakette – nichts mehr zu sehen.


Ich lade euch ein, mit mir den Südfriedhof zu erkunden:
Die Lotsentour Südfriedhof.


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