Kölsche Wörter „Die Schmier“ & Oskar, der Polizist

Oskar, der freundliche Polizist. Bildquelle: Otto Schwalge
Gehört zur Schmier: Oskar, der freundliche Polizist. Bildquelle: Otto Schwalge

Der Kölner spricht liebevoll von der „Schmier“, wenn er die Polizei meint. Dieses Wort ist keinesfalls eine Beleidung und es geht nicht um Schmiere oder Dreck. Tatsächlich bezeichnen sich sogar die Polizisten selber als „von dä Schmier“.

Das Wort Schmier taucht bereits 1899 in Grimms Wörterbuch auf und wird dort als Wache, Wächter oder Aufpasser definiert. Der Ursprung des Wortes liegt im hebräischen „Schmira“ und meint „Bewachung“, also „Schmiere stehen“.

Oskar, der freundliche Polizist

Ein Denkmal für die kölsche Schmier ist „Oskar der freundliche Polizist“. Schnörres, kleiner Bierbauch und immer gut gelaunt. Diese Figur spiegelt auch wunderbar das kölsche Verständnis der Polizei wider: Nicht immer ganz so ernst, aber entschieden, wenn es darum geht, hilflosen Personen zu helfen und kleinere Vergehen auch mal nur mit einem erhobenen Zeigefinger statt direkt mit einem Knöllchen zu ahnden.

Somit ist Oskar auch der Prototyp des Bezirksbeamten. Das sind die Polizisten, die Präsenz in den Veedeln zeigen, mit den Kindern den Schulweg üben und als direkter Ansprechpartner der Bürger fungieren.

Funkrufname „Arnold“ – Herkunft unbekannt

Wenn sich die Kölner Polizisten per Funk ansprechen, nutzen sie zur Identifizierung den Funkrufnamen „Arnold“. Woher dieser Name stammt, ist unbekannt. Der Polizeisprecher Christoph Gillen im Kölner Stadt-Anzeiger1vom 5. Mai 2024 dazu: „Die Herkunft ist tatsächlich nicht eindeutig geklärt, es gibt keine Quellen dazu.“  

Die Funkrufnamen anderer Polizeibehörden sind nachvollziehbar: In München lautet dieser „Isar“, in Aachen „Printe“, in Düsseldorf „Düssel“ oder in Oberhauen „Emscher“. Nur für „Arnold“ in Köln gibt es keine Erklärung. Daher mutmaßt Tim Stinauer in Kölner Stadt-Anzeiger2vom 6. Mai 2024, dass es vielleicht vom „Fleuten-Arnöldchen“ stammt. Lustig, aber eher unwahrscheinlich.

Nur am Rande: Der Funkrufname der KVB lautet „Tünnes“. Und das ist urkölsch und bedarf keiner weiteren Erklärung.


Das Kölner Polizeipräsidium in Kalk am Walter-Pauli-Ring 2-6, Bild: Raimond Spekking
Das Kölner Polizeipräsidium in Kalk am Walter-Pauli-Ring 2-6, Bild: Raimond Spekking

Walter Pauli

Das Kölner Polizeipräsidium liegt am Walter-Pauli-Ring in Kalk. Der Polizist Walter Pauli wurde im Mai 1975 bei einer Schießerei im Alter von nur 22 Jahren tödlich getroffen. Der Walter-Pauli-Ring ist die erste Straße in Deutschland, die einem im Dienst getöteten Polizisten gewidmet wurde.


Brief von einem Schutzmann

Am 19. Februar 2018 hat mich C. zu diesem Artikel angeschrieben, ein großes DANKE für die Rückmeldung:

Lieber Uli!
Als kölscher Schutzmann und somit „Betroffener“ dieses Artikels danke ich Dir! Wie immer unfassbar informativ, mit Liebe und Eifer geschrieben.
Gerade im vergangenen Karnevalseinsatz und den damit verbundenen zusätzlichen Maßnahmen gegen mögliche Terrorgefahren, habe ich wieder gemerkt, wie gut es doch tut, wenn der Bürger auch im Vorbeigehen einfach nur ein „Danke“ äußert und damit seinen Weitblick bezüglich der heutigen Situation und seine Wertschätzung gegenüber unserer Arbeit zeigt.
Dieser Dank gilt auch Dir für diesen tollen Artikel!!!

C. aus Köln


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Kölsche Wörter: Fisternöllche

Fisternoell, Bild: Gisela Peter / pixelio.de
Die zwei haben ein Fisternoellchen, Bild: Gisela Peter / pixelio.de

Wir feiern Karneval. Und gerade der Karneval führt immer wieder zu jeder Menge Fisternöllche. Damit sind heimliche Liebeleien gemeint. Speziell an Karneval wird daraus auch gerne das „Fastelovendsfisternöll“.

Fragt man den Kölschen, woher dieses wunderbare Wort stammt, antworten viele mit dem französischen Ursprung: „fils à Noel“. Wortwörtlich übersetzt bedeutet das „Sohn zu Weihnachten“. Und eine einfache Rechnung zeigt, dass das tatsächlich halbwegs passen könnte: Karnevalszeit plus gute neun Monate – fertig ist das Söhnchen zu  Weihnachten. Doch so schön diese Erklärung auch klingt – sie ist falsch.

Tatsächlich stammt das „Fisternöll“ vom mittelhochdeutschen „fistan“ an. Das bedeutet herumbasteln. Und der „Nöll“ ist der Arnold. Es geht also um jemanden, der gerne bastelt oder sich mit etwas intensiv beschäftigt. Womit wir wieder bei der eigentlichen Bedeutung wären: Sich (gerne an Karneval, aber nicht nur dann) mit dem anderen Geschlecht intensiv beschäftigen ist dann das Fisternöllchen. Zusätzlich wird der Begriff auch für die Person der Liebelei benutzt: „Dä Jupp is bei singem Fisternöll“.

Fisternöll ist nicht immer gleich eine Liebelei

Vorsicht übrigens, wenn ihr das Wort außerhalb Kölns benutzt. Denn während in dem Dorf nördlich der schönsten Stadt der Welt mit Fisternöll tatsächlich nur eine unbedeutende Kleinarbeit gemeint ist, bezeichnet der Niederrheiner mit Fisternölleken oder Fisternölleke einen Korn mit einem Zuckerstückchen. Wer es mag …


Der Sprachwissenschaftler Peter Honnen erklärt auf YouTube den Begriff „Fisternöll“.


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Kölsche Tön & ihre Geschichte: „Mer sin Eins“

Kasalla, Foto: Ben Wolf
Et jitt Kasalla, Foto: Ben Wolf

Ein kölsches Lied, in dem weder „Dom“, noch „Rhing“, „EffZeh“ oder „Sunnesching“ vorkommt, verdient immer eine besondere Beachtung. Dieses kleine Kunststück ist der Band Kasalla mit „Mer sin Eins“ gelungen. Pünktlich zu den hohen Feiertagen im Fastelovend endet die Mini-Serie „Kölsche Tön & ihre Geschichte“ mit diesem Titel aus dem letzten Jahr (2017).

Auch wenn viele Menschen die eingängigen Textzeilen gerne laut mitsingen, darf unterstellt werden, dass insbesondere die nicht ortskundigen Jecken, aber auch mancher Kölner, nicht genau wissen, über was man gerade singt. Deshalb hier ein etwas genauerer Blick auf einzelne Textzeilen:

„Vun der Südkurv bes zom Nordkrüz“
Klar – hier ist legendäre Südkurve im Müngersdorfer Stadion gemeint. Hier feiert (und leidet) der FC-Fan mit seinem 1. FC Köln. Das Nordkreuz ist das staugeplagte Autobahnkreuz im Kölner Norden. Hier treffen die A1 und A57 aufeinander.

„Un vum Pletschbach zom Troodelööh“
Der Pletschbach ist ein Bächlein, welches zwar als Rheinzufluss geführt wird, tatsächlich aber eher ein meistens kleines oder sogar trockenes Rinnsal in Worringen ist. Der Troodelööh ist der „Kölsche Everest“.

„vun Wesshoven bes noh Ossheim“
Westhoven ist einer der vielen Porzer Stadtteile. Ostheim ist ebenfalls ein rechtsrheinischer Stadtteil, zwischen Gremberg, Vingst und Merheim.

„Mer sin Mürer un Chirurge“
Ein „Mürer“ ist en Maurer. Diese Textzeile zielt auf die sozialen Unterschiede ab, die im Karneval egalisiert werden.

„Rude Funk und schwatzes Schof“
Der Rote Funke ist ein ganz besonderes Exemplar im Karneval. Perfekt organisiert – und wenn er im Rudel mit vielen anderen Funken auftritt, sogar lustig. Das „Schwarze Schaf“ erklärt sich vom selbst.

„Banker, Bischoff, Stroßemädche“
Wieder einmal wird die Einigkeit trotz sozialer Unterschiede beschworen. Besonders schön ist, dass der Bischof und ein Straßenmädchen gemeinsam Platz in einer Zeile, sogar direkt nebeneinander, finden.

„Mer sin Fäns öm ze jewinne, op dem Jras un op dem Ies“
Einnmal mehr geht es um 
den Fußball, und der findet bekanntlich auf dem Gras statt. Wobei hier bestimmt auch – neben dem allmächtigen FC – die Kölner Fortuna gemeint ist. Auf dem „Ies“, also auf dem „Eis“ drehen die Eishockeyspieler der Kölner Haie ihre Runden.

„Mer sin Arsch Huh un Sartory“
Die Initiative „Arsch huh – Zäng ussenander!“ ist Kölns Antwort auf die fremdenfeindlichen Übergriffe Anfang der 90er Jahre. Unvergessen ist das Konzert am 9. November 1992. Über 100.000 Menschen haben sich auf dem Kölner Chlodwigplatz versammelt, um gegen Rassismus und Neonazis zu demonstrieren. Mit „Sartory“ ist der große Veranstaltungsraum auf der Friesenstraße gemacht. Dieser steht hier als Symbol für den organisierten Karneval.

Wie diese Textzeile zeigt, geht es in dem Lied darum, dass wir in Köln trotz aller Gegensätzlichkeit, trotz links- und rechtsrheinischer Wohnlage, trotz sozialen Unterschieden und Weltanschauungen zusammengehören. „Mer sin Eins“ wörtlich übersetzt bedeutet „Wir sind Eins“.


Gut zu wissen: Kasalla gehört mit einer Reihe anderer, junger Bands wie Cat Ballou, Querbeat, Miljö oder auch den Klüngelköpp zur einer neuen, erfolgreichen Generation (Karnevals-) Bands. Der Aufstieg dieser Bands ist eng verbunden mit einer neuen Lust an Karneval, getrieben durch die Initiative „Loss mer singe“. Genial einfach bietet „Loss mer singe“ die Möglichkeit, die jeweils neuen Lieder Jahr für Jahr kennenzulernen und gemeinsam zu singen. „Loss mer singe“ geht dafür raus. In die Kneipen in den Veedeln. Ohne Eintritt und immer mit Textzettel von 20 ausgewählten, neuen Liedern. So wurde eine neue Zielgruppe für den Karneval erschlossen: Jecke, die nicht auf eine der klassischen Sitzungen gehen, sondern die in ihrer Kneipe gemeinsam und ungezwungen feiern wollen.


Kasalla: Mer zesamme, mer sin Eins

hier anhören & ansehen: https://youtu.be/ZOVYt1EUhkk

Vun der Südkurv bes zom Nordkrüz
Un vum Pletschbach zom Troodelööh
vun Wesshoven bes noh Ossheim
Mer zesamme, mer sin Eins

Mer sin Mürer un Chirurge
Rude Funk und schwatzes Schof
Banker, Bischoff, Stroßemädche
Mer sin bunt un mir sin Eins

Mer sin Fäns öm ze jewinne
op dem Jras un op dem Ies
Mol ens Siejer, ens Verlierer
Drissejal denn mir sin Eins

Denn he do schläät uns Hätz
Vum Aanfang bes zoletz
Un Mer sin jeder vum Mosaik ne Stein
Mer zesamme mer sin eins

Mer sin Arsch Huh un Sartory
Stääneküch un Frittebud
Uns Stadt es dreckig, laut un hektisch
Doch ungerm Staub de Siel is jold

Denn he do schläät uns Hätz
Vum Aanfang bes zoletz
Un Mer sin jeder vum Mosaik ne Stein
Mer zesamme mer sin eins

Vun der Südkurv bes zom Nordkrüz
Un vum Pletschbach zom Trodelööh
vun Wesshoven bes noh Ossheim
Mer zesamme, mer sin Eins
Mer zesamme, mer sin Eins


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