Rückmeldungen zu „Verleihung des Karl-Küpper-Preises an Carola Rackete“

Der Karl-Küpper-Preis, eine wunderschöne Hommage an den unangepassten Büttenredner, Gestaltung und Bild: Gestalteratelier Werner Blum
Der Karl-Küpper-Preis, eine wunderschöne Hommage an den unangepassten Büttenredner, Gestaltung und Bild: Gestalteratelier Werner Blum

Liebe Leser des „Köln-Ding der Woche,

am 24. Oktober 2020 habe ich zur Verleihung des Karl-Küpper-Preises an Carola Rackete zwei offene Briefe veröffentlicht: Einen offenen Brief mit herzlichen Glückwünschen an die verdiente Preisträgerin und einen zweiten offenen Brief an die Menschen, die, insbesondere in den sogenannten „Sozialen Medien“, die Vergabe dieses Preises kritisieren.

Zu diesen offenen Briefen habe ich viele Rückmeldungen bekommen, ähnlich wie im November 2019.1Damals habe ich den Versuch der AfD kritisiert, das Gedenken an Karl Küpper zu missbrauchen. Über die ausnahmslos positiven Stimmen zu meinen offenen Briefen habe ich mich sehr gefreut.

Hier eine Auswahl dieser Rückmeldungen.


Exakt auf den Punkt bringt es Toni Rütten:  

Lieber Uli Kievernagel,
Ihre beiden offenen Briefe zur jüngsten Verleihung des Karl-Küpper-Preises – kein Wort zu wenig, kein Satz zu viel – habe ich wieder mit ganz viel Freude gelesen. Kölsche Identität ist eben mehr als nur ein Produkt von Brauchtumspflege und Nostalgie. Sie ist auch eine couragierte Auseinandersetzung mit der Gegenwart und der Zukunft unserer Stadtgesellschaft. Und deren Determinanten werden nicht nur am Rhein, sondern auch im Mittelmeer entschieden.
Danke!
Hätzliche Jrööß vun d’r schäl Sick
Toni Rütten


Auch Werner Blum, der Gestalter des „Karl-Küpper-Preises“ und der Gedenktafel im Gürzenich hat sich gemeldet: 

 
Hallo Uli Kievernagel,
es freut mich sehr, dass Sie mit Ihren zwei offenen Briefen so öffentlich Stellung bezogen und so deutlich Worte gefunden haben.
Denn das braucht es jetzt. 
Mit besten Grüßen und schönes Wochenende
Werner Blum
 
Ein großes DANKE auch an Werner Blum vom Gestalteratelier für diese Bilder des Preises und der Gedenktafel sowie der Genehmigung, diese hier veröffentlichen zu dürfen. 


Andrea aus Kerpen hat geschrieben:

Liebster Uli, 
großartiger Beitrag, insbesondere dein offener Brief an die Gegner der Preisverleihung!
Ich hatte darüber schon in der Zeitung gelesen und sofort an dich und deinen Beitrag über Küpper gedacht.
Viele Grüße
Andrea

Annette aus Raderberg schreibt:

Sehr schöner Newsletter, lieber Köln-Lotse!
Viele Grüße
Annette

Michael hat sich wie folgt gemeldet:

Hallo Uli,
danke für deine tollen Worte und den offenen Brief!
Viele Grüße
Michael 

Sandra aus dem Kölner Süden meint:

 
Sehr gut geschrieben, Herr Köln-Lotse.

Auch Jürgen aus Hennef hat sich gemeldet:

Lieber Uli,
herzlichen Dank für Ihre beiden offenen Briefe, Sie sprechen mir aus der Seele.
Bleiben Sie sich treu und „wigger su“!
Gruß Jürgen

Anette meint:

Lieber Uli,
klare Worte, klare Stellungnahme.
Es wird viele positive Rückmeldungen geben; hast Du sehr gut gemacht!!
Liebe Grüße

Anette


Selbstverständlich habe ich auch dem Festkomitee die beiden Briefe zugeschickt. Vom Präsidenten Christoph Kuckelkorn kam keine Rückmeldung, genau wie vor einem Jahr, als ich um eine Stellungnahme zu dem AfD-Versuch, das Gedenken an Karl Küpper zu missbrauchen, gebeten habe. Die Pressestelle des Festkomitees hat kurz und knapp geantwortet:

Herzlichen Dank für die Berichterstattung und viele Grüße
 
Bei dieser Rückmeldung bleibt die Frage offen, ob die Damen und Herren sich überhaupt die Mühe gemacht haben, die beiden Briefe zu lesen.

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Carola Rackete wird mit dem Karl-Küpper-Preis ausgezeichnet

Verleihung Karl-Küpper-Preis an Carola Rackete, Bild: Raimond Spekking
Verleihung Karl-Küpper-Preis an Carola Rackete, Bild: Raimond Spekking

Am 19. Oktober 2020 hat Carola Rackete den Karl-Küpper-Preis erhalten. Und ich bin extrem stolz auf unseren Karneval und diese Entscheidung.

Dieser Preis erinnert an den unbeugsamen Büttenredner Karl-Küpper und wird an Menschen vergeben, die sich für den Schutz der Demokratie und gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form der Diskriminierung engagieren. Im Jahr 2020 wurde der Preis an Carola Rackete vergeben.

Carola Rackete hat als Kapitänin mit dem Seenotrettungsschiff „SeaWatch 3“ Geflüchtete auf dem Mittelmeer vor dem Tod gerettet. Doch kein Hafen wollte das Schiff mit den 52 Geflüchteten aufnehmen. So fuhr Rackete, trotz Verbot, in den Hafen von Lampedusa ein, um das Elend der Geflüchteten an Bord zu beenden. Sie wurde noch im Hafen festgenommen.

Zur Feier dieses Preises veröffentliche ich im „Köln-Ding der Woche“ heute zwei offene Briefe:

  1. Einen offenen Brief mit herzlichen Glückwünschen an die Preisträgerin
  2. Ein offenen Brief an die Menschen, die, insbesondere in den sogenannten „Sozialen Medien“, die Vergabe dieses Preises kritisieren.

Offener Brief an Carola Rackete

Liebe Carola Rackete,

Karl-Küpper wäre am Montag sehr stolz gewesen. Der nach ihm benannte Preis hat mit Ihnen eine würdige Preisträgerin gefunden. Genau wie Karl-Küpper haben Sie Ihre eigene Person zurückgestellt und ohne Rücksicht auf negative Konsequenzen gehandelt. Sie haben Menschlichkeit bewiesen, wo andere Menschlichkeit heucheln. Oder – um es mit Ihren eigenen Worten zu sagen: Danebenstehen reicht nicht aus. 

Unsere Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat nicht umsonst in ihrer Rede zur Preisverleihung Wert darauf gelegt, den Begriff „Zivilcourage“ exakt zu definieren: „Ein Risiko eingehen, die eigene Unversehrtheit, die eigene Existenz nötigenfalls gefährden, um für den zivilisatorisch höchsten Wert einzustehen: Die Menschenfreundlichkeit. Und was kann noch höher eingeschätzt werden als die Rettung von Menschen?“ Sie haben angepackt und Menschenleben gerettet. Gegen alle Widerstände. Wie Christoph Kuckelkorn sehr richtig gesagt hat, haben Sie „ … die Sicherheit anderer über ihre eigene gestellt“.

Die Sea Watch 3, Bild: Chris Grodotzki / Sea-Watch.org, CC BY-SA 4.0
Die Sea Watch 3, Bild: Chris Grodotzki / Sea-Watch.org, CC BY-SA 4.0

Sie gehen geradlinig Ihren Weg – genau wie Küpper es getan hat. Auch er hat sich nicht verbiegen lassen und hat auf der Bühne Haltung bewiesen. In einem Interview haben Sie Ihre moralische Verpflichtung beschrieben: „Ich habe eine weiße Hautfarbe, ich bin in ein reiches Land geboren worden, ich habe den richtigen Reisepass, ich durfte drei Universitäten besuchen und hatte mit 23 Jahren meinen Abschluss. Ich spüre eine moralische Verpflichtung, denjenigen Menschen zu helfen, die nicht meine Voraussetzungen hatten.“1La scelta di Carola. In: repubblica.it. 26. Juni 2019 Und weil Sie, genau wie Karl Küpper, Ihre ganz besonderen Fähigkeiten und Ihren Mut einsetzen, sind Sie eine würdige Preisträgerin.

Leeven Frau Rackete, ne janz hätzlische Jlöckwonsch.

Viele liebe Grüße aus Köln

Uli Kievernagel


Offener Brief an die Gegner dieser Preisverleihung

Abscheu. Faschistische Gedanken. Blanker Hass. Als ich eure Facebook-Kommentare zur Verleihung des Karl-Küpper-Preises gelesen habe, hat sich mir der Magen umgedreht. Habt ihr denn nichts verstanden?

„Es gibt wieder Faschisten, die Angst und Hass predigen.“ so Gerhard Küpper, Sohn von Karl-Küpper bei der Preisverleihung. „Und wieder laufen die Leute ihnen nach wie die Lemminge“. Na – fühlt ihr euch ertappt?

Nur zur Klarstellung – falls ihr das nicht mitbekommen haben solltet: Hier wird völlig zu Recht eine Frau ausgezeichnet, die Menschenleben gerettet hat. Mit dem Karl-Küpper-Preis, welcher an Menschen vergeben wird, die sich für den Schutz der Demokratie und gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form der Diskriminierung engagieren. Passt also und Karl-Küpper wäre stolz gewesen. 

Und dann wäre da noch der falsche verstandene Lokalpatriotismus in euren Kommentaren „Ävver dä Preis hätte doch ene Kölsche kräje müsse“. Warum? Nehmt mal eure kölsche Scheuklappen ab! Dann werdet ihr feststellen, dat et uch woanders Lück met Jewesse und Kurasch jit.

Vell Jrööööß

Uli

PS Und NEIN – Carola Rackete ist durch den Preis nicht reicher geworden. Sie hat das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro an Flüchtlingsorganisationen in Libyen gespendet. Auch das ist vorbildlich.


Was in der ganzen Diskussion etwas untergegangen ist: Die Gestaltung des Preises ist sensationell. Der Preis ist einer Bütt nachempfunden und mit unserem Stadtwappen geschmückt. Dabei steht aber eine der Kronen schräg – als Erinnerung an den unangepassten Karnevalisten Karl Küpper.

Die Gestaltung stammt von Werner Blum. Blum konzeptioniert und gestaltet Awards, Skulpturen und Grossplastiken und gehört zum Wagenbauer-Team des Festkomitees.

Weitere Informationen: Werner Blum, Gestalteratelier


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Albert Richter: Radsportidol und Gegner der Nationalsozialisten

Der Kölner Radsportler Albert Richter (1912-1940), Bild: Nicola54
Der Kölner Radsportler Albert Richter (1912-1940), Bild: Nicola54

Es war typischer Nazi-Jargon, den die Fachzeitschrift „Illustrierter Rad-Rennsport“ im Juli 1934 veröffentlichte:

„Was sich vor unseren Augen abspielt ist das Emporfliegen eines Adlers zum Licht des Erfolgs. Auf seinen Flügeln trägt er Ruf und Ruhm des Landes, das er sein Vaterland nennt, der Stadt, die er Vaterstadt heißt.“

Adler – Vaterland – Ruhm. So etwas gefällt den braunen Machthabern. Was ihnen nicht gefallen haben dürfte: Der in diesem Text geehrte Albert Richter trägt kein Hakenkreuz auf seinem Trikot, verweigert bei Siegerehrungen den Hitlergruß und lässt sich von einem Juden managen.

Ein Ausnahmetalent im Radsport

Albert Richter war ein extrem erfolgreicher Kölner Radrennsportler. Geboren am 14. Oktober 1912 im proletarischen Ehrenfeld gewann Richter mehrfach den „Grand Prix de Paris“, wurde Amateur-Weltmeister, mehrfacher Deutscher Meister und gewann den „Großen Preis der Nationen“ sowie den „Großen Preis von Berlin“.

Dabei war seine Begeisterung für den Radsport dem Vater ein Dorn im Auge. Kein Wunder: Kaum ein Sport war so verletzungsanfällig. Daher trainierte Richter heimlich und versteckte die ersten Pokale im heimischen Elternhaus in der Sömmeringstraße 72 unter dem Bett.

Den sportlichen Durchbruch schafft er mit gerade mal 19 Jahren und wird Weltmeister der Amateur-Sprinter – der Beginn einer großen Radsport-Karriere. Noch im Jahr 1932 wechselt der talentierte Radrennfahrer in den Profi-Bereich und fährt auch hier in die Weltspitze.

Der Antifaschist Richter verweigert den Hitlergruß

Nach der Machtergreifung Hitlers spürte Richter den wachsenden Gegenwind. Sein Wechsel in den Profibereich wurde kritisiert. Sport hatte, nach nationalsozialistischer Ideologie, zur Wehrertüchtigung zu dienen. Das Idol der Nazis war ein Amateur, der seinen Sport zum Wohle des Vaterlands und nicht gegen Geld ausübte.

Noch kritischer aber war seine offensichtliche judenfreundliche Gesinnung. Sein Trainer, Manager und väterlicher Freund Ernst Berliner war Jude. Aber Richter hielt an seinem Trainer fest, auch als dieser 1937 in die Niederlande flüchtete. So trat Albert Richter gemeinsam mit seinem ­jüdischen Trainer 1938 bei der Bahn-Weltmeisterschaft in Amsterdam auf.

Trotzdem – oder gerade deswegen – versuchte die Gestapo mehrfach, Richter als Spitzel zu gewinnen. Dieser lehnte ab: „Ich habe im Ausland nur Freunde. Ich kann derartiges nicht tun.“ Tatsächlich lebte Richter lange in Paris. In der internationalen Radsport-Szene hatte er enge Freunde, darunter den Belgier Jef Scherens und den Franzosen Louis Gérardin. Gemeinsam mit Richter traten diese als „Die drei Musketiere“ bei den Radrennen auf.

Der Sportpark Müngersdorf, im Vordergrund die Albert-Richter-Radrennbahn, Bild: Raimond Spekking
Der Sportpark Müngersdorf, im Vordergrund die Albert-Richter-Radrennbahn, Bild: Raimond Spekking

Richter will aus Nazi-Deutschland fliehen

Als im September 1939 der Krieg ausbricht, will Albert Richter emigrieren. Es ist für ihn unmöglich, gegen Franzosen zu kämpfen: „Ich bin ein Deut­scher, aber für Deutsch­land kann ich nicht kämp­fen, wenn es sich ge­gen Frank­reich wen­det. Ich ge­he nach Frank­reich, nicht um mich der Wehr­pflicht zu ent­zie­hen, son­dern um nicht auf Men­schen schie­ßen zu müs­sen, die ich lie­be, die mich lie­ben und de­nen ich so­ viel zu ver­dan­ken ha­be.“ 

Sein letztes Rennen fährt der Ausnahmesportler am 9. September 1939 – er gewinnt den „Großen Preis von Berlin“. Danach will er nur noch weg aus Nazi-Deutschland. Mit seinem Rad steigt er Silvester 1939 in einem Zug nach Basel. Fatal: Richter schmuggelt in den Reifen des Fahrrads versteckt 12.700 Reichsmark. Dabei handelt es sich nicht um sein eigenes Geld, sondern um Geld eines jüdischen Textilhändlers, welches Richter diesem in der Schweiz übergeben will. Doch dazu kommt es nicht mehr.

Bei einer vermeintlichen Routinekontrolle in Weil am Rhein wird das versteckte Geld gefunden. Es ist davon auszugehen, dass die Gestapo einen Tipp aus dem näheren Umfeld Richters erhalten hat. Richter wird verhaftet und in Lörrach inhaftiert.

Zwei Tage später erfährt die Familie von der Verhaftung. Sein Bruder Josef macht sich schnellstmöglich auf dem Weg nach Lörrach. Zu spät: In der Zelle findet Josef Richter nur noch die Leiche des Bruders. Offiziell heißt es zunächst „Selbstmord“, dann „Skiunfall“ und dann „auf der Flucht erschossen“. Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass nichts davon stimmt und Albert Richter von der Gestapo ermordet wurde.

Sonderbriefmarke der DDR zu Ehren Albert Richters (1965)
Sonderbriefmarke der DDR zu Ehren Albert Richters (1965)

Nazis wollen vergeblich Gedenken an Richter verhindern

Dem Nazi-Hetzblatt „Der Völkische ­Beobachter“ war der Tod des Radsportidols nur die Meldung „Heute rot – morgen tot.“ wert.  Auch der gleichgeschaltete Radsport reagierte im Magazin „Deutsche Radfahrer“ prompt: „Sein Name ist für alle Zeiten in unseren Reihen gelöscht.“. Doch hier irrte die braune Propaganda.

In der DDR wurde ein Kinderheim nach ihm benannt, zwei Radrennbahnen trugen seinen Namen und 1965 gab es eine Albert-Richter-Sonderbriefmarke.

Die Bundesrepublik tat sich wesentlich schwerer mit dem Gedenken. Im Jahr 1966 erstatte Ernst Berliner, der Trainer und Freund Richters, Anzeige gegen unbekannt im Zusammenhang mit Richters Tod. Das Verfahren wurde allerdings bereits 1967 ohne Ergebnis eingestellt.

Stolperstein vor dem Elternhaus Albert Richters, Bild: Nicola
Stolperstein für Albert Richter, Bild: Nicola

Erst mit ihren Recherchen zu ihrer 1998 veröffentlichten Richter-Biografie „Der vergessene Weltmeister“ sorgte die Historikerin und Journalistin Renate Franz dafür, dass Richter als Sportler wieder wahrgenommen wurde. Bereits seit 1996 trägt die Radrennbahn am Stadion seine Namen. Dort findet sich eine Bron­ze­ta­fel mit der In­schrift „Zum Ge­den­ken an Al­bert Rich­ter – Op­fer na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Un­mensch­lich­keit“. 

Die lebendigste Erinnerung an den Ausnahmesportler ist aber das jährliche Radrennen ihm zu Ehren. Start ist an der Sömmeringstraße in Ehrenfeld, wo Albert Richter aufwuchs.


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Kölsche Erfindungen, Teil I: Kölner Zucker, Kölner Teller, Kölner Ei, Kölner Brett

Kölsche Erfindungen: Kölner Zucker, Kölner Brett, Kölner Ei
Kölsche Erfindungen: Kölner Zucker, Kölner Brett, Kölner Ei

Klar – Köln ist innovativ. Es gibt zahlreiche Erfindungen aus der Domstadt. Dazu gehören weltbekannte Produkte wie Farinas Eau de Cologne, Motoren von Nikolaus Otto, aber auch kurioses Produkte wie Adenauers beleuchtetes Stopfei, seine Sojawurst oder sein spezielles Maisbrot.

Und dann gibt es noch ganz spezielle Erfindungen , die fest mit der Domstadt verbunden sind, zum Beispiel der Kölner Teller, der Zuckerwürfel, das Kölner Ei oder das Kölner Brett.


Der Zuckerwürfel

Die Schweizer, Holländer, Belgier, Tschechen und Franzosen behaupten, den Zuckerwürfel erfunden zu haben. Doch wir Kölschen wissen ganz genau, dass der Zuckerwürfel eine rheinische Erfindung ist. Der gebürtige Kölner Eugen Langen besaß zwar nicht das Patent zur Herstellung der süßen Würfel, dafür hat er aber ein besonderes Herstellungsverfahren entwickelt.

Die von ihm und Emil Pfeifer im Jahr 1870 gegründete Zuckerfabrik gibt es noch heute. Die Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG produziert auch die Marken „Kölner Zucker“ oder „Diamant Zucker“ und ist Deutschlands drittgrößter Zuckerproduzent.

Würfelzucker - das beste Verfahren zur Herstellung kommt aus Köln, Bild: Jan Mesaros
Würfelzucker – das beste Verfahren zur Herstellung kommt aus Köln, Bild: Jan Mesaros

Mein treuer Leser Kurt aus Nürnberg hat sich die Arbeit gemacht, die Patenschrift Eugens Langens „Improvements of Refining Sugar“ vom 24. März 1894 herauszusuchen.  Kurt scheibt, dass einige der alten deutschen Patentschriften über die Jahrzehnte verloren gegangen sind und oft nur noch in England oder den USA zu finden sind.

Englische Patentschrift "Improvements of Refining Sugar" vom 24. März 1894
Englische Patentschrift „Improvements of Refining Sugar“ vom 24. März 1894

Der Kölner Teller

Nein, der „Kölner Teller“ ist kein Sauerbraten oder „Decke Bunne met Speck“. Genau genommen sollte man ihn auch nicht davon essen, denn der Kölner Teller dient der Verkehrsberuhigung. Es handelt sich um eine etwa tellergroße Metallvorrichtung, die in die Straßen eingelassen wird. Den Effekt kennt ihr alle: Das Auto (oder auch das Fahrrad) werden ordentlich durchgeschüttelt und man fährt langsamer.

Neben dem Kölner Teller existieren auch noch weitere sogenannte „Bremsschwellen“ mit schönen Namen wie Krefelder Kissen oder Delfter Hügel. Der schönste Begriff dafür aber stammt aus dem englischen. Dort nennt man solche Vorrichtungen „Schlafender Polizist“ (sleeping policeman“).

Der Kölner Teller, Bild: Tilman Kluge, Creative Commons Lizenz 3.0
Der Kölner Teller, Bild: Tilman Kluge, Creative Commons Lizenz 3.0

Das Kölner Ei

Wenn ihr in der Nähe von Gleisen wohnt, werdet ihr diese Erfindung ganz besonders zu schätzen wissen: Das Kölner Ei. Dabei handelt es sich um zwei Metallteile, die durch ein Gummiplatte verbunden sind.

Unter die Schienen geschraubt, reduziert diese Konstruktion Schwingungen bei darüberfahrenden Zügen und macht diese somit wesentlich leiser. Die Gummiplatte ist oval, daher hat das Ei seinen Namen. Und wer hat es erfunden? Zwei findige Ingenieure der Clouth Gummiwerke in Nippes.

Das Kölner Ei, Bild: HReuter (CC BY-SA 4.0)
Das Kölner Ei, Bild: HReuter (CC BY-SA 4.0)

Das Kölner Brett

Darauf hatte die Welt gewartet: Eine spezielle Gardinenaufhängung, bei der die Röllchen der Gardinenaufhängung nicht zu sehen waren. Zu verdanken haben wir diesen optischen Genuss Hugo Bohn, den Firmeninhaber des Kölner Traditionsunternehmens Messing Müller.

Bohn hatte 1932 die Idee, ein zweites Brett im rechten Winkel vor eine Gardinenschiene zu schrauben. Dieser Sichtschutz ging in die Geschichte ein und wurde als „Kölner Brett“ besonders in den 1950/60er Jahren nicht nur in Köln sehr erfolgreich verkauft.

Das Kölner Brett, Bild: HReuter (CC BY-SA 4.0)
Das Kölner Brett, Bild: HReuter (CC BY-SA 4.0)

Die kölsche Innovationskraft wird auch in dem Imagefilm der Wirtschaftsförderung Köln angepriesen.  Hier schwimmen sogar Wale rund um den Dom.


In „Kölsche Erfindungen – Teil II“ geht es um weitere Kölner Erfindungen, z.B. dem Türschließer „Imperator“, die Schwebebahn und Afri Cola.


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Zurück zu den Wurzeln – der Rusemondachszoch im Stadion 

Rosenmontagszug auf dem Neumarkt, Gemälde von Simon Meister, Köln 1836
Rosenmontagszug auf dem Neumarkt, Gemälde von Simon Meister, Köln 1836

Bevor sich das Festkomitee Kölner Karneval dazu entschlossen hat, eine Friedensdemo statt des Rosenmontagszugs zu veranstalten, gab es die Idee, den Zoch 2022 im Müngersdorfer Stadion seine Runden drehen zu lassen. Anschließend sollten die Persiflagewagen an ausgewählten Plätzen entlang des eigentlichen Zugwegs ausgestellt. Die Idee: Dann kütt der Zoch nit zo dä Lück – dann kumme die Lück zum Zoch. Keine schlechte Idee, um den Corona-Bedingungen Rechnung zu tragen.

Auch der erste Zoch „nur“ im Kreis

Der Zoch im Stadion wäre ähnlich wie der erste gewesen. Der allererste Zoch ging an Rosenmontag auch nicht quer durch die Stadt, sondern rund um den Neumarkt. Dort feierten am 10. Februar 1823 insgesamt 15 Gruppen1Darunter die Roten Funken und das Reiterkops Jan von Werth. die „Die Thronbesteigung des Helden Carneval“. Heute unvorstellbar: Die Vorbereitungszeit betrug gerade mal zwei Wochen.

Auszug aus dem Programm des ersten Kölner Rosenmontagszuges vom 10. Februar 1823
Auszug aus dem Programm des ersten Kölner Rosenmontagszuges vom 10. Februar 1823

Das frisch gegründete Festkomitee hatte die Zeit genutzt und ein strenges, zwölf Paragraphen umfassendes, Reglement für diesen ersten Zoch verfasst. Genauso, wie es die gut organisierten preußischen Besatzer gerne sahen:

„Der in ganz Teutschland einstens so berühmte kölnische Carneval soll durch das Zusammenwirken mehrerer Verehrer alter Volksthümlichkeit in diesem Jahre durch einen allgemeinen Maskenzug erneuert und auch gefeiert werden. Die dabei zum Grunde gelegte Idee ist die Thronbesteigung Carneval’s gedacht als König des Volksfestes.“
§1 Ablaufplan Rosenmontag 1823

Neue Konzepte – und Rückbesinnung auf den leiseren Karneval

Nach dem immer „größer – weiter – lauter“ der vergangenen Jahre ist die Rückbesinnung des Karnevals auf die Wurzeln eine positive Entwicklung. Schade nur, dass es durch die notwendigen strikten Einlassregeln nicht mehr jedem Jeck möglich sein wird, einfach hinzugehen, sich an die Straße zu stellen und den Zoch zu sehen.

Und ich bin sicher, dass noch weitere kreative Ideen kommen, wie Karneval unter Corona-Bedingungen gefeiert werden kann. Es ist nur keine Auszeichnung für den kölschen Fasteleer, dass es für diese Kreativität erst einer weltweiten Pandemie bedarf.


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