Unbekannte Oase in der Großstadt: Der Garten der Religionen

Der Garten der Religionen - Ruheoase mitten in der Großstadt, Bild: Uli Kievernagel
Der Garten der Religionen – Ruheoase mitten in der Großstadt, Bild: Uli Kievernagel

Es sind gerade mal 400 Meter Luftlinie vom Barbarossaplatz, Kölns hässlichster Platz, zu einem der schönsten und zugleich unbekanntesten Plätze der Domstadt: Dem „Garten der Religionen“.

Versteckt, nur durch einen Durchgang zwischen den Häusern zu erreichen, liegt diese Oase der Ruhe. Noch bis 1999 haben hier Jesuiten ihren Klostergarten gepflegt – abgeschieden von der Welt außerhalb des Klosters. Heute lädt der Garten jeden ein und hat trotzdem die klösterliche Ruhe behalten.

Symbole weisen den Weg zu den einzelnen Religionen, Bild: Uli Kievernagel
Symbole weisen den Weg zu den einzelnen Religionen, Bild: Uli Kievernagel

Der Verein IN VIA Köln – Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit – hat den Anstoß zu diesem außergewöhnlichen Ort gegeben. Auf knapp 1.800 Quadratmetern und somit immerhin halb so groß wie ein Fußballfeld, wurden jeder der fünf Weltreligionen (Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus) eine spezielle Fläche zugeordnet. Der Besucher entdeckt bei seinem Rundgang diese nacheinander. „Hier hat jede Glaubensrichtung ihren Platz“, so die Geschäftsführerin des Vereins, Sybille Klings, im Kölner Stadt-Anzeiger.

Keine Belehrung, sondern Dialog

Lehrtafeln und Erläuterungen der Religionen sucht man vergebens. „Wir wollen nicht über Religion belehren, sondern Religion ins Gespräch bringen“, so der Theologie-Professor und Pfarrer Joachim Windolph, der als geistlicher Beirat das Projekt unterstützt. Die Idee dahinter ist, das Thema Religion in die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei ist „mitmachen“ hier besonders gefragt: So wird mit Kreide auf dem Pflaster gemalt oder kleine Holzscheiben, auf welche die Besucher ihre Sorgen geschrieben haben, verwandeln sich im Osterfeuer in Rauch. Sogar ein Grillplatz ist vorhanden. Durch die Verwendung unterschiedlicher Baumaterialien und Bepflanzungen bietet der Garten der Religionen ein genauso abwechslungsreiches Bild wie die Religionen.

Feuerstelle im Garten der Religionen, Bild: Uli Kievernagel
Feuerstelle im Garten der Religionen, Bild: Uli Kievernagel

Und so vergisst man bei einem Rundgang glatt, dass man wirklich mitten in der Großstadt ist. Der Barbarossplatz ist gefühlt tausende Kilometer entfernt. Und dabei doch so nah. Gerade mal 400 Meter entfernt.


Der Garten der Religionen befindet sich im Innenhof des Gebäudes Stolzestraße 1a und ist von der Straße aus nicht zu sehen. Besucher müssen durch die Toreinfahrt in den Innenhof gehen. Der Garten ist von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr frei zugänglich. Zusätzlich ist ein Besuch auch an ausgewählten Samstagen möglich. Für Gruppen bietet IN VIA Köln Führungen und Seminare an. Dieses Angebot haben bis heute schon mehr als 850 Gruppen angenommen.


Für alle, die sich mit dem Thema „Interreligiöser Dialog“ beschäftigen, empfehle ich den „Kalender der Kulturen“  . Dieser Kalender ist ein speziell für Kinder und Jugendliche konzipierter Schuljahreskalender. Der Kalender erklärt anschaulich und verständlich die wichtigsten Feiertage der verschiedenen Kulturen.


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Die Deutzer Platte

An der Deutzer Platte wird gebaggert, Bild: Uli Kievernagel
An der Deutzer Platte wird gebaggert, Bild: Uli Kievernagel

Nein: Die „Deutzer Platte“ kann man nicht essen. Das wäre auch etwas viel – immerhin ist das Ding mehr als 700 Meter lang. Und mit 1 Mio. Euro pro Jahr auch etwas teuer.

Tatsächlich handelt es sich bei der Deutzer Platte um eine für die Schifffahrt durchaus gefährliche Untiefe im Rhein. Diese liegt zwischen der Severinsbrücke und der Deutzer Brücke. Also genau in Höhe der Uferpromenade auf der linksrheinischen Seite und dem Rheinboulevard auf der rechtsrheinischen Seite.

Untiefe führt zu Havarien

Für die Rheinschiffer wird über dem gesamten Rhein eine Fahrrinne mit einem Tiefgang von 2,50 Meter garantiert. Dafür muss der Rhein an verschiedenen Stellen regelmäßig vertieft werden. Das Problem mitten in Köln: Der Rhein ist in Höhe der Altstadt fast 400 Meter breit. Zusätzlich gibt es die Hafenausfahrten zum Deutzer- und zum Rheinauhafen. Die dadurch auftretenden ungünstigen Strömungsverhältnisse führen dazu, dass sich genau dort Sand und Kies ablagern – die Untiefe „Deutzer Platte“ entsteht. Und diese hat auch schon zu Havarien geführt. So lief zuletzt im Juni 2014 hier ein Frachter auf Grund.

Der schwimmende Eimerkettenbagger auf dem Rhein, Bild: Silke Kievernagel
Der schwimmende Eimerkettenbagger auf dem Rhein, Bild: Silke Kievernagel

Um diesen Unfällen vorzubeugen, werden jährlich ca. 30.000 Kubikmeter Sand und Kies von speziellen schwimmenden „Eimerkettenbaggern“ dort abgetragen. Das entspricht immerhin dem Inhalt von 1.500 LKW. Das abgebaggerte Material ist für den Rhein aber nicht verloren. Es wird an anderen Stellen als Ausgleich für sogenannte „Übertiefen“ wieder in den Fluss gekippt, unter anderem auch, um Uferböschungen zu schützen. Diese Arbeiten kosten etwa 1 Mio. Euro pro Jahr.


Der von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes betriebene Elektronische Wassersstraßen-Informationsservice (ELWIS) bietet einen detaillierten Lageplan der „Deutzer Platte“.


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Kölsche Wörter: Klüngel – Man kennt sich, man hilft sich

Klüngel - hier laufen viele Fäden zusammen. Und niemand erkennt, wie alles exakt zusamengehört. Bild: Bernhard Friesacherr / pixelio.de
Klüngel – hier laufen viele Fäden zusammen. Und niemand erkennt, wie alles exakt zusamengehört. Bild: Bernhard Friesacherr / pixelio.de

Klüngel ist unserer Stadt schon seit Jahrhunderten etabliert. Bereits 1782 wird im Zusammenhang mit der städtischen Lotterie der Begriff „Klüngel“ für „betrügerische Machenschaften“ genutzt.

Klüngel stammt von dem Begriff „clunga“ ab. Das bedeutet Knäuel, also der Ort, an dem viele Fäden zusammenlaufen und man nicht mehr erkennen kann, wie alles zusammengehört. Eine perfekte Umschreibung für den kölschen Klüngel.

Ein großer Klüngler war Konrad Adenauer, so hat er sich als Kölner Oberbürgermeister zinslose Darlehen der Stadtkasse gewährt. Ihm wird die Definition des Klüngels „Man kennt sich, man hilft sich.“ zugeschrieben.

„Nehmt mich auf in Euren Klüngel!“

Als Kurt Rossa, ehemaliger Kölner Oberstadtdirektor, sich dem Kölner Rat mit den Worten „Nehmt mich auf in Euren Klüngel“ vorstellte, kannte die Begeisterung im Rat keine Grenzen.

Dabei kann Klüngel, solange er nicht darauf zielt, sich individuelle Vorteile zu verschaffen, durchaus positiv sein. Norbert Burger, Kölner Oberbürgermeister von 1980 bis 1999, definierte Klüngel positiv als „das Ausräumen von Schwierigkeiten im Vorfeld von Entscheidungen“.

Tatsächlich aber zielte der Klüngel in Kölle eher darauf, sich jeweils persönliche Vorteile zu verschaffen. Und die Liste der bekannten Verfehlungen ist lang.

Wie groß mag da erst die Dunkelziffer sein?


„Maggeln“ ist eng verwandt mit dem Klüngel.


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Baubeginn Nord-Süd-Bahn im Jahr 2004 – Ende offen

Streckenverlauf der Nord-Süd Bahn, Bild: Qualle, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Streckenverlauf der Nord-Süd Bahn, Bild: Qualle, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Am 5. Juni 2004 begann offiziell der Bau der Nord-Süd U-Bahn. Und noch immer gilt: Ende offen. Nun haben wir Kölner ja reichlich Erfahrung mit Dauer-Baustellen. Der Bau des Doms war immerhin schon nach 632 Jahren vollendet.

Die neue U-Bahn soll eine direkte Verbindung des Hauptbahnhofes mit den südlichen Stadtteilen sicherstellen. Dazu soll eine etwa 6 km lange U-Bahn mit sechs Haltestellen sorgen. Die ursprünglich geplanten Baukosten lagen bei 1,1 Mrd. Euro. Fertigstellung sollte 2010 oder spätestens 2011 sein.

Chaos bereits am ersten Tag

Bereits am ersten Tag der U-Bahn-Baustelle brach in Köln das Chaos aus. Durch die Sperrung in der Innenstadt brach der Verkehr gleich am ersten Tag des Baus, ein Samstag, zusammen. Der Kölner Stadt-Anzeiger befragte genervte Kölner. So auch Rolf L. aus Zollstock. Der rüstige Rentner empörte sich, dass er wegen der Sperrungen zu spät zu einer Hochzeit ins Rathaus käme.

Der "Schiefe Turm" St. Johann Baptist mit Stahlstreben zur Sicherung, Bild: Gerd Bernau / pixelio.de
Der „Schiefe Turm“ St. Johann Baptist mit Stahlstreben zur Sicherung, Bild: Gerd Bernau / pixelio.de

Doch das Verkehrschaos war erst der Anfang. Am 29. September 2004 neigt sich der Turm der Kirche St. Johann Baptist im Severinsviertel gefährlich zur Seite. U-Bahn Bauarbeiten unter dem Fundament haben zur der Schieflage geführt. Glück im Unglück: Niemand kommt zu Schaden, der Turm wird durch massive Stahlträger gestützt und später wieder aufgerichtet. Kurios war allerdings, dass die Schieflage genau zur Kölner Fotomesse „photokina“ passierte. Die Messe reagierte prompt und richtete, insbesondere für fotofreudige Japaner, einen Shuttle-Service zum „Schiefen Turm von Kölle“ ein.

Die Bauarbeiten im historischen Kern der Stadt führten zu weiteren Schäden an der alten Bausubstanz. In der Kirche St. Maria im Kapitol bröselte im November 2004 die Gewölbedecke, im August 2007 wurde festgestellt, dass sich der Rathausturm um fast 1 cm gesenkt hatte. Daraufhin wurde ein Keller unter dem Turm gesperrt.

Einsturz des Stadtarchivs

Das Unfassbare geschah am 3. März 2009: Unter dem Stadtarchiv auf der Severinstraße brach das Erdreich ein. In dem dort entstandenen Krater stürzte das gesamte Archivgebäude zusammen mit zwei weiteren Wohngebäuden, zwei junge Männer starben in den Trümmern. Um weitere Schäden zu vermeiden, wurden mehr als 500 Häuser auf der Severinstraße untersucht. Mehr als die Hälfte der Gebäude wiesen Schäden auf.

Einsturzstelle des Stadtarchivs (Panoramabild), Quelle: Uli Kievernagel
Einsturzstelle des Stadtarchivs (Panoramabild), Quelle: Uli Kievernagel

Die Hiobsbotschaften zum U-Bahnbau nahmen kein Ende. Im Februar 2010 wurde bekannt, dass Bauarbeiter Metallarmierungen nicht verbaut sondern illegal verkauft haben. In einzelnen Bauabschnitten wurden demnach weniger als 20% der ursprünglich geplanten Stahlarmierungen verbaut. Im Jahr 2013 erwischte es dann auch den Dom. Der Betrieb der Linie 5 unter der Kathedrale war deutlich zu hören und durch Vibrationen zu spüren. Die Kölner Verkehrs Betriebe reagierten prompt – die Bahnen durften nur noch langsam unter dem Dom fahren.

Heute, 14 Jahre nach Baubeginn, ist immer noch kein Ende abzusehen. Der Gerichtsprozess um den Archiveinsturz läuft, letzte Meldungen gehen von einem Betriebsbeginn nicht vor 2026 aus. Die Summe der Kosten ist noch nicht abzusehen. Allein der Einsturz des Archivs wird mit ca. 1,2 Mrd. Euro veranschlagt.

Mal sehen – ich bin zuversichtlich, dass die U-Bahn keine 632 Jahre bis zu Vollendung braucht und somit schneller ist als die Fertigstellung des Doms. Angstschweiß bricht bei mir aber aus, wenn die Stadt bereits die nächste U-Bahn plant: Von Deutz quer unter dem Rhein bis nach Melaten. Mal sehen, ob ich das noch erlebe.


Die Kölner Verkehrsbetriebe haben eine Website zur Nord-Süd Stadtbahn eingerichtet.


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