Der Kölner Wasserkrieg: Streit um den Duffesbach

Das Wasser des Flusses wird genutzt, um den Wassergraben des Herrenhauses „Weißhaus“ in Klettenberg zu füllen. Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Das Wasser des Duffesbachs wird auch genutzt, um den Wassergraben des Herrenhauses „Weißhaus“ in Klettenberg zu füllen. Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

 

Der Duffesbach ist heute, da unterirdisch und kanalisiert, fast unbekannt. Das war in früheren Zeiten ganz anders. Das Wasser des Bachs war für die Kölner extrem wichtig. Schon ab etwa 1320 gab es daher einen städtischen „Bachmeister“ mit der Aufgabe, für eine ausreichende Menge Wasser im Duffesbach zu sorgen.

Dieser Bach läuft, bevor er nach Köln kommt, durch Hürth. Und auch die Hürther nutzten intensiv das Wasser des Duffesbachs. Nach Sicht des Kölner Bachmeisters unerlaubt, da es sich beim Duffesbach nicht um einen Fluss sondern um ein künstlich im Fluss gehaltenes Gewässer handeln würde, dessen Quellen sich im Besitz der Stadt Köln befinden würden. Folglich musste eine Vereinbarung getroffen werden.

Unter Woche Wasser für die Kölner – am Wochenende für die Hürther

Eine erste Einigung über die Wassernutzung mit den verschiedenen Grundeigentümern am Verlauf des Bachs gab es bereits im Jahr 1321. Diese Einigung bestand darin, dass die Grundeigentümer in Hürth immer nur samstags und sonntags das Wasser des Duffesbachs, der in Hürth „Hürther Bach“ hieß, nutzen durften. So wurde sichergestellt, dass werktags für die Kölner Handwerker wie Gerber oder Färber ausreichend Wasser zur Verfügung stand.

Die Hürther Bäche um 1800, Fotograf/Zeichner: Tranchot / von Müffling / Public domain
Die Hürther Bäche um 1800, Fotograf/Zeichner: Tranchot / von Müffling / Public domain

Diese Vereinbarung hielt. Mehr als 200 Jahre lang gab es nur kleinere, eher unbedeutende, Reibereien zwischen den Hürthern und den Kölnern um das Wasser. Doch im heißen Sommer 1560 nutzten die Hürther auch unter der Woche das Wasser mit der Folge, dass die Kölner Handwerker kein Wasser mehr zur Verfügung hatten. Zur Klärung machte sich der Kölner Bachmeister  mit einer kleinen Abordnung auf den Weg nach Hürth. Dort wurden die Kölner vom Hürther Schultheiß Damian Bell von Efferen und einer Horde mit Mistgabeln und Knüppeln bewaffneten Bauern empfangen und gefangen genommen.

Der Kölner Wasserkrieg entbrennt

Das konnte die stolze Reichsstadt Köln nicht hinnehmen und stellte mit 1.000 Mann eine große Streitmacht auf, die den Bauern zeigen sollte, wer in der Region das Sagen hatte. Schwer bewaffnet ging es Richtung Hürth in den „Kölner Wasserkrieg“. Zu einer Schlacht kam es allerdings nicht. Damian Bell wurde gefangen genommen und in den Kerker geworfen.

Damit hätte der ausgebrochene Wasserkrieg bereits am gleichen Tag beendet sein können, wenn nicht beide Seiten den juristischen Streit in dieser Sache gesucht hätten. Kern des Problems war dabei allerdings weniger der Tatbestand des „Wasserdiebstahls“ sondern vielmehr, welches Gericht zuständig war. Köln als Reichsstadt wollte den Streit vor das Reichskammergericht bringen. Die Hürther hingegen unterstanden den Herzogen von Brabant und wollten Fall vor deren Hof in Brüssel verhandeln. Und schon zog der „Kölner Wasserkrieg“ eine vorher nicht absehbare Welle nach sich.

Ferdinand I., (1503 - 1564), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und römisch-deutscher König, Bild: Dominicus Custos / Public domain
Ferdinand I., (1503 – 1564), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und römisch-deutscher König, Bild: Dominicus Custos / Public domain

Die Argumentation der Hürther: Da Brabant dem spanischen König unterstand, könne nur dieser als Gerichtsbarkeit anerkannt werden. Die Kölner wiederum berufen sich auf Kaiser Ferdinand I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und römisch-deutscher König, der jeden anderen Gerichtsstand als das Reichskammergericht schlichtweg ablehnte.

Und dieser juristische Streit sollte mehr als 50 Jahre lang währen. Erst 1617, nach unzähligen Klagen, Schriftsätzen und Verhandlungen, kam es zu einer Einigung, die sehr bekannt vorkommt: Die Hürther durften am Wochenende das Wasser des Duffesbachs nutzen, die Kölner unter der Woche.

Das hätte man einfacher haben können.


Etwas früher, bereits 1369, kam es zum „Kölner Flaschenkrieg“.


Der Duffesbach im Wechsel der Jahreszeiten (bitte Bilder anklicken)

Ein großes DANKE an Andy Ramacher und Elisabeth van Langen für die Fotos.


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Dreimol „Huh“ op de Frisöre! Gedanken und Bilder zur Corona-Krise

Die Sehnsucht nach dem Friseur wächst, Bild: Martin Jäger / pixelio.de
Die Sehnsucht nach einer ordentlichen Frisur wächst, Bild: Martin Jäger / pixelio.de

Die Corona-Krise hat uns fest im Griff. Und verändert unseren Alltag. Dabei sind Gesichtsmasken und das „sich-aus-dem-Weg-gehen“ hoffentlich nur vorübergehende Erscheinungen. Genau wie der temporäre Klopapapier-Notfall. Mittlerweile gibt es, zumindest in meinem bevorzugten Supermarkt, sogar 16er-Pack vierlagig wieder zu kaufen. Gottseidank – das „Geschäft“ ist gerettet.

Interessanter sind aber die Effekte, die niemand vorher auf dem Zettel hatte:
Zootiere langweilen sich – es fehlen ihnen die Besucher zum Anschauen. Und die Birkhühner in den Wäldern können endlich in Ruhe balzen. Beim Menschen ist die Frage der Balz noch offen: Wird es gegen Ende des Jahres einen Baby-Boom geben oder steigen die Scheidungsraten?

In Köln-Raderberg wird für die Helfer in der Corona-Krise geklatscht. Hier ein leider etwas dunkles Video vom 26.03. um 21 Uhr in der Raderberger Straße), Video: Uli Kievernagel
Abends um 21 Uhr wird für die Helfer in der Corona-Krise geklatscht. Hier ein leider etwas dunkles Video vom 26. März 2020, Video: Uli Kievernagel

Auch interessant: Gerade Väter stellen fest: „Mensch – ich habe Kinder. Und die muss ich beschäftigen.“ Gut zu beobachten in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Außerdem: Einbrecher will man in diesen Tagen bestimmt nicht sein. Genau wie Pfleger im Altenheim, Paketfahrer oder Kassiererin im Supermarkt. Es wurde zwar geklatscht – aber das macht den 10-Stunden-Tag im Aldi hinter Plexiglas auch nicht erträglicher.

Es gibt aber auch positive Erlebnisse, hier ein paar Beispiele:

  • Am kreativsten sind mal wieder Kinder. In meiner Nachbarschaft haben die Pänz Briefkästen gebastelt und an die Gartenzäune gehangen, um sich gegenseitig Nachrichten zu schreiben.
  • Menschen bieten ihren Nachbarn Unterstützung an. In vielen Hausfluren hängen Zettel mit dem Angebot, Einkäufe für Nachbarn zu erledigen.
  • Experten gehen davon aus, dass durch den fast kompletten Wegfall des Flugverkehrs bis zu 100 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden. Auf einmal ist Deutschland wieder nah dran am Klimaziel – Corona sei gedankt.
  • Es werden Gabenzäune für die Menschen errichtet, die mit dem Kurzarbeitergeld nicht über den Monat kommen.

Öffnung der Frisöre steht bevor! Nicht nur die Frauen jubeln.

Und morgen, Montag, 4. Mai, ist dann auch der Tag X für alle, die sich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen können: DIE FRISEURE ÖFFNEN WIEDER! Zwar unter strengen Auflagen, aber egal: Es heißt endlich wieder „waschen – föhnen – legen“ . Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich dieses Thema massiv unterschätzt habe. Fragt gerne dazu bei Gelegenheit mal meine Frau – für sie ist ein Friseur systemrelevant.

Auch meine kölsche Lieblingslyrikern Juliane wartet sehnsüchtig darauf, dat de Hoor widder Fazung kreje. Diese Sehnsucht nach ´nem neuen Kopp hat sie in das Gedicht „Systemrelevante Hoorspalterei“ gepackt und sie hat das Gedicht auch wieder selbst eingesprochen. Härlisch. Unbedingt anhören.
Vell Freud domet.


Systemrelevante Hoorspalterei
Juliane Poloczek

Ich hald‘ et nit us! Wie sinn ich bloß us!
Un dat alles bloß durch dä blöde Virus!
De Hoor nit mieh brung, janz ohne Fazung.
Jetz sinn ich alt us, nit schön un nit jung.

Wie jään ich jetz wör beim mingem Frisör!
Ich bruche janz dringend jet neue Kolör.
Mingen Aansatz es jries, dat fingen ich fies.
Met dä schäbije Pürk föhlen ich mich ärch mies.

Wat maachen ich jetz? Nen Hoot opjesetz?
Fastelovendsdreispetz? Oder leever en Mötz?
Om Däätz nen Turban? Dat hööt sich joot aan.
Koppdooch oder Burka – dat wör doch ne Plan.

Doch baal määt hä op, dä Frisure-Shop.
Dann krijjen ich widder ne „neue Kopp“.
Met Packung un Färverei un janz vell Hoorspray.
Es et endlich vorbei met dä Hoorspalterei.

Dreimol „Huh“ op de Frisöre!


Wie immer ein paar Erklärungen zu ausgewählten kölschen Wörtern

Fazung = Form
schäbije Prück = wörtlich übersetzt: armselige Perücke, hier sind aber tatsächlich die eigenen Haare und keine Perücke gemeint
ärch = sehr
Däätz = Kopf
baal = bald
krijjen = bekommen


Mehr von Juliane Poloczek gibt es auch hier:


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