Kölsche Wörter: „maggeln“ – illegale Geschäfte abwickeln

Beliebte "Währung" zum maggeln: Zigaretten, Bild: Bundesarchiv / CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Beliebte „Währung“ zum maggeln: Zigaretten, Bild: Bundesarchiv / CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Muckefuck un Rövekruck
vum Schwatze Maat met heimjebraat,
op Hamsterfahrt em Vürjebirch
ne Teppich jäjen Woosch jetuusch. 1Muckefuck und Rübenkraut
vom Schwarzmarkt mit nach Hause gebracht,
auf Hamsterfahrt im Vorgebirge
einen Teppich gegen Wurst getauscht.

(Bläck Fööss „Usjebomb“)

Nachkriegszeit in Köln. Die Menschen hungern und frieren. Um zu überleben, werden alle möglichen Gegenstände gegen Nahrungsmittel getauscht. Der im Lied der Bläck Fööss beschriebene Handel „Teppich gegen Wurst“ war kein Einzelfall. Mancher Bauer aus dem Kölner Umland kam auf diesem Weg zu hochwertigem Porzellan oder Silberbesteck. Auch der Schwarzmarkt in der zerstörten Domstadt lief auf Hochtouren. Besonders beliebt: „maggeln“ mit Zigaretten, die zu einer zweiten Währung wurden.

„maggeln“ – gegen  Gesetz und Verordnung

Mit „maggeln“ beschreibt der Kölner die Fähigkeit, zumeist illegale Geschäfte abzuwickeln. Adam Wrede2Neuer Kölnischer Wortschatz, Greven Verlag Köln 1976 erklärt „maggeln“ wie folgt: „In den Notjahren 1946 bis 1948 bedeutet das Wort: Gegen Gesetz und Verordnung Handel, Tauschhandel mit rationierten Waren treiben, Schwarzhandel treiben mit Kauf und Verkauf von Waren ohne amtliche Bezugsscheine.“

Eindeutig: „maggeln“ haftet in Köln etwas illegales an. Dabei stammt das Wort von „makeln“ ab und meint somit „vermitteln“ bzw. „Geschäfte vermitteln“. Also eine durchaus legale Tätigkeit. Für den Kölschen aber ist die Sachlage eindeutig: Der Makler als Vermittler von Geschäften ist ein ordnungsgemäßer Händler, der „Maggeler“ hingegen ist der Schwarzhändler.

Aussprache und Schreibweise

Oft wird in der kölschen Sprache das „g“ als „j“ ausgesprochen. Aber nicht immer. Steht „gg“ nach einem kurzen Vokal (wie in „maggele“ aber auch zum Beispiel in „Röggelche“). Und daher wäre grundfalsch, von „majjele“ oder dem „Majjeler“ zu sprechen.

Wenn Geld diskret den Besitzer wechselt, ist oft Maggelei im Spiel, Bild: Kiwiev, CC0, via Wikimedia Commons
Wenn Geld diskret den Besitzer wechselt, ist oft Maggelei im Spiel, Bild: Kiwiev, CC0, via Wikimedia Commons

Enge Verwandtschaft mit dem Klüngel

In einem Interview der Deutschen Welle mit dem ausgewiesenen Köln-Kenner Detlef Rick wird auch der Zusammenhang zwischen maggeln und dem Klüngel deutlich. Dort lautet es „Maggeln, klüngeln und ein Fisternöllche, eine Art kölscher Dreikampf. Und alle drei Ausdrücke haben eins gemeinsam: sie bezeichnen eine nicht ganz gradlinige Handlungsweise.“ Für den Klüngel ist die Sachlage eindeutig. Bereits 1782 wird im Zusammenhang mit der städtischen Lotterie der Begriff „Klüngel“ für „betrügerische Machenschaften“ genutzt. Und ein Fisternöllche ist auch ausdrücklich eine heimliche Liebelei, in der Regel hinter dem Rücken anderer Personen.

Und auch heute wird in unserer Stadt viel gemaggelt – nicht immer zum Besten der Bürgerschaft. Wer das irgendwie verstehen will, sollte sich den sehenswerten Film „Der König von Köln“ ansehen. Dort kann man über die Machenschaften eines ganz großen Maggelers, im Film als „Josef Asch“ bezeichnet, nur staunen.


Kölns Schwarzer Markt 1939-1949: Ein Jahrzehnt asoziale Marktwirtschaft von Werner Schäfke (Autor), Marzellen Verlag, 6,95 Euro
Kölns Schwarzer Markt 1939-1949: Ein Jahrzehnt asoziale Marktwirtschaft, Werner Schäfke, Marzellen Verlag, 6,95 Euro

Kölns Schwarzer Markt

Joachim Brokmeier, Stadtteilhistoriker aus Riehl, empfiehlt  zu diesem Thema das Buch „Kölns Schwarzer Markt 1939-1949: Ein Jahrzehnt asoziale Marktwirtschaft“ von Werner Schäfke3Marzellen Verlag, 6,95 Euro.

Verlagsinformationen:

Kölns Schwarzer Markt beherrscht seit ersten Anfängen mit Kriegsbeginn im Jahre 1939 und in den ersten Jahren unter alliierter Besatzung das Bild mancher Kölner Straßen und Plätze. Nach Schätzung der Stadtverwaltung sind bis zur Währungsreform 1948 etwa 20 000 Personen in diesem Schattenbereich des wirtschaftlichen Lebens tätig, damit – wenn auch außerhalb der Legalität – einer der größten Arbeitgeber Kölns.

In diesem Buch wird dieses Jahrzehnt Kölner Lebens erstmals wissenschaftlich dargestellt und in einer Auswahl von Bildern und Zeitungsberichten der Nachkriegszeit in seinem Elend und seinem Ausmaß sichtbar gemacht.

Werner Schäfke: Kölns Schwarzer Markt 1939-1949 –
Ein Jahrzehnt asoziale Marktwirtschaft
ca. 100 Seiten
Marzellen Verlag Köln
ISBN 978-3-937795-28-7
6,95 €


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