Wenn sie in Köln waren, gab es für gekrönte Häupter wie etwa Kaiser Wilhelm II. und Queen Elizabeth oder Schauspieler wie Peter Ustinov und Sophia Loren nur eine Adresse: Das Dom-Hotel. Bei der Beerdigung von Konrad Adenauer im April 1967 im nahegelegen Dom sollen angeblich US-Präsident Lyndon B. Johnson und der sowjetische Staatschef Leonid Breshnew sich zufällig in der Toilette des Dom-Hotels getroffen haben.
Dieser prächtige Bau war der Treffpunkt für alle, die reich, mächtig oder einfach nur schön waren. Die Pracht des Nobelbaus ist allerdings vergänglich. Und stand schon einmal, genau wie heute, vor dem Abriss: 1885 stürzte bei Renovierungsarbeiten der Mittelteil des Hotels ein. Die Statiker hatten sich schlichtweg verrechnet. Und auch 125 Jahre später, im Jahr 2010, wurde wohl nicht richtig kalkuliert: Der neue Eigentümer, die Bayerische Versorgungskasse, hatte kaum mit dem maroden Zustand des Gebäudes gerechnet. Aktuell wird – bis auf die historische Fassade – das gesamte Gebäude abgerissen.
Treffpunkt der Reichen und Schönen
Doch der Reihe nach: Bekanntlich zog sich ja der Bau des Doms etwas länger hin: Ganze 632 Jahre wurde an der Kathedrale bis zur Vollendung im Jahr 1880 gebaut. Bis zur Fertigstellung war der Dom eng umbaut. Eines dieser Häuser war das Haus „Domhof 9“, am heutigen Roncalliplatz. In diesem Haus wurde seit 1779 getanzt – es war ein Ballsaal. Damals übrigens, neben dem Gürzenich, der einzige größere Saal für solche Veranstaltungen. Nach einigen Erweiterungen wurde hier 1840 das “Hotel du Dôme“ eröffnet.
Das Geschäft florierte, denn immerhin war seit 1842 die Fertigstellung des Doms in vollem Gange und Köln prosperierte. Das Hotel wurde erweitert und mit dem Einsturz des Mittelteils 1885 sogar komplett neu gebaut. Doch die enge Bebauung rund um den Dom verdeckte die Kathedrale, für den prächtigen Dom sollte Platz geschaffen werden. So stimmte die Eigentümerfamilie des Dom-Hotels einem Grundstücktausch zu.
Etwa 30 Meter vom ursprünglichen Standort entfernt wurde der wesentlich größere Neubau errichtet. Mit 180 Zimmern bot dieser Prachtbau alles, was Stars und Sternchen von einem Grandhotel erwarten: Eine attraktive Lobby, Arkadengänge, glänzende Kronleuchter, glanzvolle Zimmer und Suiten und Champagner in der edlen Hotelbar. Kein Wunder, dass die Spionin Mata Hari 1916 ausgerechnet in diesem Haus ein „heißes Spionage-Rendezvouz“ gehabt haben soll.
Marode Bausubstanz
Die Bombenangriffe des zweiten Weltkriegs legten ganz Köln und auch das Dom-Hotel in Schutt und Asche. Nach dem Krieg wurde das Hotel schnell wieder aufgebaut. Die Probleme dieses schnellen Wiederaufbaus sollten sich später zeigen, denn in den Jahren des Mangels wurde alles Mögliche in dem Gebäude verbaut. Einzelne Träger stammten sogar aus dem Stahl der zerstörten Rheinbrücken.
Erst mit der Sanierung ab 2013 erkannte man, wie groß die Mängel an dem Bau tatsächlich waren: „Das Problem ist die Bausubstanz“, so der Bauingenieur Turadj Zarinfar in einem Interview der Welt 1Die Welt, 18.08.2017. Tatsächlich, so Zarinfar, „hätten hier keine Gäste mehr absteigen dürfen.“ Die Lösung: Bis auf die Fassade wurde der gesamte Bau abgerissen und es sntstand ein komplett neues Gebäude, welches an die bestehende Fassade gebaut wurde. Diese Fassade wurde während der Bauphase durch massive Stahlstreben gestützt.
Zwischenzeitlich sind die Stützen entfernt worden, aber an eine Wiedereröffnung des Hauses ist noch lange nicht zu denken. Aktuell plant die Althoff-Gruppe, Betreiber des Hotels, für den Sommer 2024 eine „gebührende Eröffnung“. Doch das wurde bereits für die Jahre 2017 und später 2020 versprochen.
Also: Mal sehen!
Dom-Hotel virtuell entdecken
Für die Zeit bis zur Wiedereröffnung können interessierte Besucher das Hotel zumindest virtuell besichtigen:
Virtuelle Tour Althoff Dom-Hotel
Stützstreben wurden für den Rosenmontagszug passgenau angefertigt.
Allerdings kann man nicht sagen, dass in Köln nichts funktioniert. Denn wenn es um den Karneval geht, wird auch Unmögliches möglich gemacht.
Das Problem:
Der Rosenmontagszoch muss auf seiner Route auch südlich am Dom-Hotel vorbei. Allerdings nahmen die massiven Stützstreben für die Fassade so viel Platz ein, dass die großen Festwagen nicht mehr durch dieses Nadelöhr gepasst hätten.
Die Lösung:
Die Streben wurden entsprechend der Breite der großen Festwagen exakt soweit nach außen versetzt, dass der Zoch genau durchpasst.
Merke:
In Kölle funktioniert nix – es sei denn, es geht um den Karneval. Dann geht alles. Alaaf!
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