Kölsche Schimpfwörter, Teil I: Von Aaapefott bis Flabes

Schimpfen auf Kölsch, derb aber grundsätzlich liebevoll

Podcast Schimpfwörter 16

Jede Mundart hat ihr jeweils eigenes Repertoire an Schimpfwörtern. So auch die kölsche Sprooch. Von Ähnzebär bis Wibbelstätz – für jede Person und Situation gibt es  ein geeignetes Wort. Allerdings sind die meisten dieser Schimpfwörter  – so derb sie manchmal auch klingen – oft liebevoll gemeint.

Schwester Antonia zum Beispiel umschreibt ihr Lieblingsschimpfwort „Lötschendötsch“ zum Beispiel so „Es hat in einer kölschen Form noch einen sympathisch-liebkosenden Unterton und lässt den Angesprochenen nicht verzweifelt zurück.“ Schöner kann man es nicht sagen. Werfen wir also einen Blick in das große Repertoire kölscher Schimpfworte. Alle Teile der Serie findet ihr hier: Kölsche Schimpfwörter

Aapefott

Ein „Aap“ ist ein Affe, die „fott“ ist das Gesäß. Pack beides zusammen und es geht (höflich ausgedrückt) um einen Affenhintern.

Aaschkröffer

Adam Wrede beschreibt den „Arschriecher“ fast noch zurückhaltend als Schmeichler oder Speichellecker. Tatsächlich handelt es sich hier um Mitmenschen, die um ihren eigenen Vorteil willens alles tun. Dazu gehört es auch, in den Allerwertesten zu kriechen, zum Beispiel beim Vorgesetzten.

En "Ähz" ist eine Erbse. Und so werden auch kleine, rundliche Menschen bezeichnet, Bild goosebumps98 auf Pixabay
En „Ähz“ ist eine Erbse. Und so werden auch kleine, rundliche Menschen bezeichnet, Bild goosebumps98 auf Pixabay

Ähz

Eigentlich eine Erbse. Und genau wie eine Erbse ist die so beschimpfte Person klein und rund – ein kleines Dickerchen.

Ähzebär

Der Ähzebär (Erbsenbär) ist ein Karnevalskostüm und verkörpert den Winter. Als Schimpfwort ist damit eine griesgrämige, schlecht gelaunte Person gemeint.

Ähzezeller

Erbsenzähler sind kleinliche, pingelige Menschen, die alles ganz genau nehmen.

Avjebröhte

Ein ganz ausgekochter Mitmensch, der andere eiskalt betrügt.

Babaditzje

Grundsätzlich ist dieses Wort die neutrale bis positive Bezeichnung für ein kleines Kind.“Nä, wat es dat für e lecker Babaditzje“ ist ein typischer Ausdruck der Omas und Opas für ihre Enkel. In Zusammenhang mit einem Erwachsenen ist dabei aber eine Person gemeint, die sich kindisch, unreif, benimmt.

Eine Begine, Bild: Holzschnitt von Matthäus Brandis (1489), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Eine Begine, Bild: Holzschnitt von Matthäus Brandis (1489), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Bejing

Beginen waren Frauen, die in einer Gemeinschaft ähnlich der eines Klosters lebten, allerdings mit weitreichenden weltlichen Freiheiten und ohne dauerhaft bindende Gelübde. Oft handelte es sich dabei um unverheiratete oder verwitwete Frauen.

Die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber den Beginen drückte sich auch in Spruch

„Bejine sin nit wie se schinge.
e ston hinger der Jardinge
un sage: Do hinge, do kütt de Minge.“
1Beginen sind nicht wie sie scheinen.
Sie stehen hinter den Gardinen
uns sagen: Da hinten, da kommt der Meinige.

Bellrämmel

Eine durchaus wüste Beschimpfung für einen Menschen, der alles „rammeln“ will.

Bessem

Tatsächlich ein Besen. Und auch eine unangenehme, schroffe Frau.

Die blaue Uniform der protestantischen Preußen hat zum Begriff "Blauköpp" geführt, Bild: Knötel (1883)
Die blaue Uniform der protestantischen Preußen hat zum Begriff „Blauköpp“ geführt, Bild: Knötel (1883)

Blaukopp

„Dat sin Blauköpp pflegte meine Oma im besten rheinisch-katholischem Selbstverständnis zu sagen. Mit Blauköpp bezeichnet der Kölsche alle Personen, die evangelisch sind. Tatsächlich war die Bezeichnung Blauköpp (also „Blaue Köpfe“) tatsächlich ursprünglich abwertend gemeint. Heute bezeichnen sich die Protestanten selber ausgenzwinkernd als Blauköpp und feiern sogar unter dem Titel „Blauköpp Alaaf“ eine eigene Karnevalssitzung.

Stolz trägt er den Künstlernamen "Dä Blötschkopp": Marc Metzger, Büttenredner im Karneval, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Stolz trägt er den Künstlernamen „Dä Blötschkopp“: Marc Metzger, Büttenredner im Karneval, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Blötschkopp

Eine dumme Person, bei der eine „Blötsch“ (eine Delle) am Kopf dafür verantwortlich ist, dass diese Person nicht richtig denken kann.

Bökes

Wenn ein Kind schreit und jammert, dann „bökt“ es. Folglich ist ein Bökes ein kleiner Schreihals, der um jeden Fall die Aufmerksamkeit erreichen will.

Boor

Der Bauer. In dem Zusammenhang als Schimpfwort eine Bezeichnung für einen ungehobelten, ungebildeten Menschen. Aber eigentlich ist der Kölsche ja stolz auf singe „Boor“, der auch im Dreigestirn als der „Kölsche Boor“ die Wehrhaftigkeit der Stadt verkörpert.

Botzedresser

Ein Hosenscheisser, also jemand, der sich schnell vor Angst in die Hosen macht.

Büggel

Ein Büggel ist ein Beutel, eine Tasche. Sobald aber jemand als „ahle Büggel“ (alter Beutel) bezeichnet wird, meint man damit einen unangenehmen Menschen, mit dem man eigentlich nichts zu tun haben will.

Büggelschnigger

„Büggel“ ist der Beutel, „schniggen“ bedeutet schneiden. Als „Beutelschneider“ wurden Diebe bezeichnet, die den Geldbeutel, der früher mit einem Riemen am Gürtel befestigt wurde, abschnitten. Heute meint man damit aber keinen Dieb, sondern jemanden, der zu teure Waren verkauft, also einen Wucherer.

Dillendopp

Ein Dillepndopp ist eigentlich ein Kreisel. Aber mit Dillendopp kann man auch einen Menschen bezeichnen, der keine Ruhe findet und sich genau wie ein Kreisel ständig um sich selbst dreht.

iDötzchen sind Erstklässler, Bild Gerd Altmann, Pixabay
iDötzchen sind Erstklässler, Bild Gerd Altmann, Pixabay

Dotz / Dötzje

Eigentlich ist Dotz ein kleiner, eher rundlicher Gegenstand. Als Dotz oder Dötzje bezeichnet man eher kleine und oft auch eher rundliche Menschen. Und der „Dotz“ hat es sogar in seiner Form als „i-Dötzchen“ in deutschen Sprachgebrauch gebracht.

Warum das „i“ vor den Dotz gesetzt wurde, erklärt die Sendung mit der Maus so:

Das Wort „I-Dötzchen“ stammt ursprünglich aus dem Rheinland. Dort ist ein „Dotz“ etwas ganz Kleines – Erstklässler sind die Jüngsten an der Schule, die „Dötzchen“. Das „i“ haben diese Erstklässler früher als ersten Buchstaben gelernt. Daher I-Dötzchen.

Drießkerl oder auch Drisskerl

Menschen, die sich unverschämt verhalten und immer nur das Beste für sich rausholen wollen, sind (wörtliche Übersetzung) Scheißkerle.

Drömeldier

Ein Trampeltier. Jemand, der sich normalerweise ohne böse Absicht ungeschickt verhält.

Drüje Manes

Die kölsche Kurzform für Hermann ist „Manes“. Und „drüje“ oder auch „drüsch“ bedeutet trocken. Somit ist ´ne „Drüje Manes“ ein eher trockener und schweigsamer Zeitgenosse. Denn wer nicht viel redet, ist dem Kölner zunächst mal suspekt.

Der "Drüje Pitter" macht auf diesem Bild hier seinem Namen alle Ehre: Mit "drüsch" oder "drüg" meint der Kölsche "trocken", Bild: Uli Kievernagel
Der „Drüje Pitter“ macht auf diesem Bild hier seinem Namen alle Ehre: Mit „drüsch“ oder „drüg“ meint der Kölsche „trocken“, Bild: Uli Kievernagel

Drüje Pitter

Eigentlich ein Brunnen am Dom, der sich dadurch auszeichnet, seiner Hauptaufgabe, Wasser zu sprengen, nicht nachkommt. Und genau so bezeichnet der Kölsche auch äußerst trockene Menschen, die keinen Humor haben.

Ferkesstecher

Vom Wortsinn her ein Metzger: Ferkes ist ein Ferkel, der Ferkesstecher sticht dieses ab. Übertragen ist damit ein Schwarzarbeiter gemeint, der billig und an den Behörden – insbesondere am Finanzamt- vorbei Arbeiten übernimmt.

Fiddel

Gemeint ist hier nicht die Geige bzw. Fiedel, im kölschen „Fiddel“, sondern eine weibliche Person, die nachlässig und unordentlich ist.

Fiese Möpp

Dem „Fiese Möpp“ geht man lieber aus dem Weg. Dabei handelt es sich um jemanden, der unredlich ist. Der „Möpp“ ist übrigens das kölsche Wort für Hund. So kann man den „Fiese Möpp“ auch als „Linken Hund“ bezeichnen. Wird übrigens auch gerne in der Form „widerliche Möpp” verwendet. Hat aber dieselbe Bedeutung.

Flabes, Flaabes, Flabbes

Ein nicht ausschließlich negativ gemeinter Ausdruck für einen Menschen, der naiv, dümmlich, ungeschickt oder einfach nicht ernst, dabei aber grundsätzlich liebenswert ist. Der Begriff wird aber manchmal auch für einen sehr großen Menschen verwendet, im Sinne von langer Lulatsch.


Übersicht kölsche Schimpfwörter


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