
„Dat sin Blauköpp“ pflegte meine Oma im besten rheinisch-katholischem Selbstverständnis zu sagen. Mit Blauköpp bezeichnet der Kölsche alle Personen, die evangelisch sind. Tatsächlich war die Bezeichnung Blauköpp (also „Blaue Köpfe“) tatsächlich ursprünglich abwertend gemeint.
Aber wie so viele kölsche Begriffe, hat auch Blauköpp eine wahre Achterbahnfahrt in der Bewertung hinter sich. Heute feiern die Protestanten unter dem Titel „Blauköpp Alaaf“ ihre eigene Karnevalssitzung. In der Hymne dieser Sitzung lautet es selbstironisch:
„Ich ben ’ne kölsche Protestant un maach Rabatz.
Ich ben ’ne Blaukopp und sing Ajuja.“

Unterdrückung und Verfolgung
Im „Hillige Kölle“ wurden protestantische Bewegungen lange stark unterdrückt. Evangelische Gemeinden konnten nur versteckt agieren – Köln war für sie ein gefährliches Pflaster. Prediger wie Adolf Clarenbach (1497-1529) wurden verfolgt und hingerichtet. Auch war es den Protestanten ab 1583 untersagt, in Köln begraben zu werden. Daher lagen evangelische Friedhöfe, wie zum Beispiel der Geusenfriedhof, außerhalb der Stadtmauern Kölns.

Färber, Schweden oder Preußen?
Bleibt die Frage, woher denn der Begriff „Blauköpp“ stammt. Dafür sind viele Erklärungsansätze populär:
- So sollen protestantische Handwerker aus Flamen, die in Köln tätig waren, blaue Mützen getragen haben.1Übrigens soll auch der Begriff „blau sein“ sich auf die Färber beziehen: Diese Männer sollen viel Bier getrunken haben und in den Färberbottich gepinkelt haben, weil man Urin und Alkohol für die chemische Reaktion zur Gewinnung von blauem Farbstoff aus Färberwaid benötigt.
- Protestantische schwedische Soldaten sollen im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) Helme mit einem blauen Schimmer getragen haben.
- Keine Belege gibt es für die Thesen, dass der Begriff sich von „blaublütig“ ableitet.
Tatsächlich aber kann man davon ausgehen, dass der Begriff Blauköpp sich auf die Preußen bezieht. Der katholische Kölner konnte mit den disziplinierten Preußen in ihren blauen Uniformen nichts anfangen und bezeichnete diese abfällig als „Blauköpp“. Und da die Preußen mehrheitlich evangelisch waren, hat sich dieser Begriff für die Protestanten eingebürgert.
Christen sind heute eine Minderheit
Heute sind die christlichen Kirchen wegen der Abwanderung der Gläubigen stark unter Druck. So sind gerade noch knapp 15% der Kölner evangelisch. Etwa doppelt so viele bekennen sich zum katholischen Glauben, geschätzte 11% sind Muslime. Der größte Teil jedoch ist konfessionslos – Tendenz rapide steigend.

Gelebte Ökumene im Veedel
Das Verhältnis der christlichen Kirchen untereinander ist sehr entspannt – vielerorts gibt es die gelebte Ökumene. So auch bei der traditionellen „Sündenverbrennung“ des Bürgervereins RADERBERG und THAL e.V. immer an Karnevalsdienstag. Hier verbrennen der katholische Pfarrer Thomas Frings und der evangelische Pfarrer Klaus Eberhard gemeinsam die Karnevalssünden – ganz ökumenisch und sehr unterhaltsam.
Schaut euch das mal an! Lohnt sich.
Jürgen Becker: „Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin“
Nicht ganz ernst gemeint singen Jürgen Becker und Norbert Alich über die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten. In dem Lied heißt es unter anderem
„Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin,
die haben doch nichts anderes als arbeiten im Sinn.
Als Katholik da kannste pfuschen, dat eine is jewiss,
am Samstag gehste beichten und fott is der janze Driss.
…
Kein Weihrauch, keine Witze,
keine Heiligen in Stein,
immer alles ernst gemeint,
das passt nicht an den Rhein
…
Fünfundneunzig Thesen,
die sin uns viel zu viel,
wir brauchen hundert Tresen
und ´nen Tisch fürs Kartenspiel.
Irgendwie ja schon treffend,
zumindest der Vers mit den Thesen und dem Tresen.
*Datenschutzerklärung