Kölner Brücken: Das „Kölner Brückengrün“ – oder „Adenauer-Grün“

Die Severinsbrücke im "Kölner Brückengrün", Bild: Rolf Heinrich
Die Severinsbrücke im „Kölner Brückengrün“, Bild: Rolf Heinrich

Wer täglich den Rhein überqueren muss, kennt das Drama um die Brücken in Köln: Zu voll, ständig Baustellen, Staus und lange Wartezeiten. Dabei könnte man die Wartezeit im Auto oder in der Bahn auch einmal damit verbringen, sich die Brücken anzusehen. Schnell fällt auf: Was ist das denn für eine Farbe? Irgendwie „grün“, aber was ist das denn für eine grüne Farbe?

Das ist – wir sind schließlich in Kölle – nicht irgendein Grün sondern das „Kölner Brückengrün“ oder auch „Adenauer-Grün“. In dieser durchaus speziellen Farbe sind die Brücken, die von der Stadt unterhalten werden, sowie die Rodenkirchener Autobahnbrücke gestrichen:

  • Die Mülheimer Brücke,
  • die Zoobrücke,
  • die Deutzer Brücke (hier allerdings nur der ältere Stahlteil und nicht der neuere Betonteil) und
  • die Severinsbrücke.

Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass die Stadt einfach noch flott alle Farbreste aufbrauchen will, bevor man die Brücken auch mal in anderen Farben streicht. Weit gefehlt!

Nein, die Stadt will nicht die Farbreste für die Brücken loswerden; Hier ein Farbeimer mit originalem "Adenauer-Grün".
Nein, die Stadt will nicht die Farbreste für die Brücken loswerden; Hier ein Farbeimer mit original „Adenauer-Grün“.

Chromoxidgrün – lichtbeständig und wetterfest

Diese Farbe wurde ausdrücklich von Konrad Adenauer ausgesucht. Adenauer, damals Kölner Oberbürgermeister, wünschte sich für die 1929 eingeweihte Mülheimer Brücke eine patinagrüne Farbe. Reinhard Thon, ehemaliger Leiter des Amtes für Brücken- und Stadtbahnbau der Stadt Köln dazu: „Adenauer wollte so etwas wie eine Patinafarbe haben, er wollte die Kupferfarben von Kirchen nachempfinden.“1Kölner Stadt-Anzeiger vom 25. April 2023

Und die Bayer-Werke kamen diesem speziellen Wunsch nach. Damit nicht alle paar Monate nachgestrichen werden musste, wählte man ein spezielles Chromoxidgrün (amorphes Chrom(III)-oxid Cr2O3), welches als besonders lichtbeständig und wetterfest gilt. Obwohl die exakte Mischung der Farbe bekannt ist, lagern beim Kölner Amt für Brücken und Stadtbahnbau immer noch Musterplatten. So kann das Adenauer-Grün immer exakt neu angemischt werden.

Im Vordergrund die Zoobrücke, im Hintergrund die Mülheiemr Brücke. Beide im "Adenauer-Grün", Bild: Gerd Franke, (http://www.ebertplatz.de/)
Im Vordergrund die Zoobrücke, im Hintergrund die Mülheimer Brücke. Beide im „Adenauer-Grün“, Bild: Gerd Franke, (http://www.ebertplatz.de/)

Adenauer-Grün für die Ewigkeit

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Versuche, die Brücken auch einmal in einer anderen Farbe zu streichen. So sollte die Zoobrücke, 1966 eingeweiht, rot gestrichen werden, doch der zuständige Ausschuss der Stadt lehnte dieses Vorhaben denkbar knapp mit vier gegen fünf Stimmen ab. Hauptargument war das „harmonische Gesamterscheinungsbild der Stadt Köln“. Schon lustig, so etwas vom Stadtrat zu hören, deren Nachfolger seit Jahren am Dom eine riesengroße blaue Mülltüte (wird auch als „Musical Dome“ bezeichnet) dulden oder aktuell auf dem neugestalteten Breslauer Platz ein Containerdorf für die Polizei errichten lassen.

Tatsächlich stehen mittlerweile alle Kölner Brücken bis auf die Zoobrücke unter Denkmalschutz. Und somit bleibt uns das durchaus gewöhnungsbedürftige „Adenauer-Grün“ wohl für die Ewigkeit erhalten. Es soll ja schließlich ein „harmonisches Gesamtbild der Stadt“ entstehen. Bitte unbedingt im nächsten Stau auf einer der Brücken dran denken. Und angesichts eines Blicks auf die große blaue Mülltüte nicht in lautes Lachen ausbrechen.


Bevor wir Kölner uns jetzt zu viel auf „unsere“ Farbe einbilden sei der Hinweis erlaubt, dass es auch das „Braunschweiger Grün“, das „Bremer Grün“ und das „Schweinfurter Grün“ gibt.


Alle bisher erschienenen Geschichten zu den Kölner Brücken 


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