Kölner Brücken: Die Zoobrücke – leichtes Schwanken inklusive

Die Zoobrücke Köln, Bild: Raimond Spekking
Die Zoobrücke Köln, Bild: Raimond Spekking

Heute brettern täglich bis zu 125.000 Autos über die Zoobrücke. Ausgelegt wurde dieses Bauwerk auf gerade mal 12.000 Autos pro Tag. Kein Wunder, dass der Verschleiß an der meistbefahrenen Brücke Kölns enorm ist.

Diese zehnfach höhere Beanspruchung macht sich massiv bemerkbar. Genau wie die anderen Rheinbrücken ist auch die jüngste der Kölner Brücken sanierungsbedürftig. Ein Gutachten aus dem Jahr 2021 konstatiert „… bereichsweise schwerwiegende Schädigungen an den innenliegenden Entwässerungsleitungen … Die Leitungen sind stellenweise durchrostet und gerissen, mit der Folge, dass Oberflächenwasser der Fahrbahnen in die Hohlkästen der Spannbetonbrücke gelangt und weitere Schäden am Beton der Brücke verursacht…“

Deswegen hat der Rat Anfang Februar 2022 einstimmig fast 2 Mio. Euro zur schnellen Sanierung der Brücke bewilligt. Wie man aber die Kölner Brückenverhältnisse kennt, wird dies wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs an Sanierungskosten sein. Geprüft wird auch der Verdacht, dass beim Bau der Brücke zum Teil Stahl mit ungewöhnlichen Zusammensetzungen verwendet wurde. Dieser Stahl könnte die Haltbarkeit des Bauwerks gefährden.


Steckbrief Zoobrücke

  • Länge: 597 m
  • Breite: 33 m
  • Baubeginn: 1962
  • Fertigstellung: 1966
  • Eröffnung: 22. November 1966

Brücke der kölschen Superlative

Bereits 1953 wurde die Notwendigkeit einer weiteren Rheinbrücke festgestellt. In einem 1962 veranstalteten Gestaltungswettbewerb für die neue Brücke setzte sich ein alter Bekannter durch: Es gewann der Entwurf des Kölner Architekten Gerd Lohmer (1909 – 1981). Lohmer hatte bereits maßgeblichen Anteil am Bau der Deutzer Brücke und der Severinsbrücke.

Bau des Pfeilers der Zoobrücke, Aufnahme um 1962/63, Bild: Foto Peters, Sammlung Brokmeier
Bau des Pfeilers der Zoobrücke, Aufnahme um 1962/63, Bild: Foto Peters, Sammlung Brokmeier

Der 22. November 1966 war ein kalter, nasser Dienstag im Herbst. Trotzdem kamen viele Kölner, um an diesem die Einweihung ihrer neuen Rheinüberquerung zu feiern. Nach nur vierjähriger Bauzeit war die Verbindung zwischen den rechtsrheinischen Autobahnen und der nie vollendeten linksrheinischen Stadtautobahn fertig. Lohmers Entwurf sah ein schlankes Bauwerk mit nur einem asymmetrisch stehenden Brückenpfeiler vor, um den Blick auf den Dom nicht zu beinträchtigen.

Die massiven Kästen unter der Zoobrücke erhöhen die Tragfähigkeit, Bild: Knöchel, Franz-Josef / Landschaftsverband Rheinland, CC-BY
Die massiven Kästen unter der Zoobrücke erhöhen die Tragfähigkeit, Bild: Knöchel, Franz-Josef / Landschaftsverband Rheinland, CC-BY

Die Zoobrücke ist Kölns Brücke der Superlative: Sie ist die weltweit am weitesten gespannte Kastenträgerbrücke1Kastenbrücken sind Brückenbauwerke, welche an der Unterseite mit einer kastenförmigen Konstruktion zur Erweiterung der Tragfähigkeit versehen werden.. Sie war, bis zur „Verdopplung“ der Rodenkirchener Brücke, mit 33 Meter Kölns breiteste Brücke und zur Fertigstellung im Jahr 1966 auch Kölns teuerste Brücke.

Kölner Architekturpreis 1967

Die Zoobrücke wurde im Jahr 1967 mit dem Kölner Architekturpreis augezeichnet. Dieser Preis zeichnet vorbildliche Bauten in Köln und dem Umland aus und wird für herausragende baukünstlerische Leistungen vergeben. Dabei werden nicht nur die Leistungen der beteiligten Architekten, sondern ausdrücklich auch der verantwortungsvolle Part der Bauherren gewürdigt.

An Aufgang der linksrheinischen Seite der Zoobrücke wurde die Plakette "Architekturpreis Köln 1967" angebracht. Bild: Hartleib
An Aufgang der linksrheinischen Seite der Zoobrücke wurde die Plakette „Architekturpreis Köln 1967“ angebracht. Bild: Hartleib

Wohin mit der Seilbahn?

Bereits zur Bundesgartenschau 1957 wurde die Kölner Rheinseilbahn eröffnet. Die bei den Kölner äußerst beliebte Verbindung zwischen Zoo und Rheinpark stand der Zoobrücke im Weg. Also: Weg damit, um Platz für die Brücke zu schaffen. Außerdem, so die Mutmaßung vermeintlicher Experten, würden die Gondeln der Seilbahn die Autofahrer auf der Zoobrücke irritieren.

Doch hier erfuhren die Verantwortlichen der Stadt heftigen Gegenwind aus der Bürgerschaft. So ruderte der Rat der Stadt Köln zurück und beschloss im Juli 1964 eine leicht veränderte Trassenführung der Seilbahn. Nach zwei Jahren war es soweit: Am 22. August wurde die Seilbahn wieder in Betrieb genommen. Und noch ist kein Autounfall auf der Zoobrücke bekannt, der durch einen Blick auf die bunten Gondeln ausgelöst wurde.

Die Rheinseilbahn quert die Zoobrücke, Bild: Ebertplatz, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
Die Rheinseilbahn quert die Zoobrücke, Bild: Ebertplatz, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Aus der Nordbrücke wird die Zoobrücke im „Kölner Brückengrün“

Ursprünglich sollte die Zoobrücke den eher langweiligen Namen „Nordbrücke“ tragen. Doch dann wurden die Leser einer Tageszeitung befragt und stimmten ab: Das Rennen machte der Name „Zoobrücke“ – immerhin liegt der Zoo nur wenige Meter von der linksrheinischen Auffahrt entfernt.

Bei der Farbgebung konnte sich Architekt Lohmer nicht durchsetzen: Statt des ursprünglich geplanten roten Anstrichs wurde die Brücke, genau wie die Mülheimer Brücke, die Deutzer Brücke2Hier allerdings nur der ältere Stahlteil und nicht der neuere Betonteil, die Rodenkirchener Autobahnbrücke und die Severinsbrücke im „Kölner Brückengrün“ gestrichen.

Leichtes Schwanken

Wenn man zu Fuß über die Zoobrücke geht, kann man merken, dass das Bauwerk je nach Verkehr ordentlich schwankt. Tatsächlich setzte Architekt Lohmer bei diesem Bauwerk auf eine Leichtbauweise – und diese schwankt bei höherer Beanspruchung gerne etwas.

Merke: Nicht jedes Schwanken in Kölle hängt mit dem Genuss von elf Kölsch zusammen!


Alle bisher erschienenen Geschichten zu den Kölner Brücken 


Riehl - eine Sradtteilgeschichte in Postkarten, Buch von Joachim Brokmeier (18,50 Euro, in jeder Buchhandlung erhältlich). Bild: Brokmeier
Riehl – eine Sradtteilgeschichte in Postkarten, Buch von Joachim Brokmeier (18,50 Euro, in jeder Buchhandlung erhältlich). Bild: Brokmeier

Riehler Geschichten

Ein großes DANKE an Joachim Brokmeier. Der Stadtteilhistoriker betreibt die lesenswerte Website „Riehler Geschichten“ und hat mir Fotos für für diesen Beitrag zur zur Verfügung gestellt. Brokmeier ist ein Experte für Köln-Riehl und hat auch bereits mehrere Bücher  über diesen Stadtteil veröffentlicht.


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