Ich ben en kölsche Bröck
üvver die halv Kölle jöck.
Ich hald‘ minge Puckel hin
für üch he am Rhing.
(Kölsche Bröck von den Bläck Fööss)
Wie schön, dass es „Köln am Rhein“ heißt. Die Stadt hat sich in den letzten 2.000 Jahren links und rechts vom Fluss gebildet. Soweit alles gut. Doch das Drama beginnt, sobald man von einer Rheinseite auf die andere wechseln will. Wenn man nicht gerade mit der Personenfähre „Krokodil“ oder der Langeler Autofähre unterwegs ist, muss man eine Brücke nehmen. Deren gibt es heute insgesamt acht. Aber es gab auch einige Vorläufer, die heute nicht mehr existieren.
Die „Konstantinbrücke“ oder auch „Römerbrücke“
Unstrittig ist, dass es diese erste Brücke über den Rhein in Köln tatsächlich gab. Strittig ist allerdings, wie sie tatsächlich ausgesehen hat und vor allem, bis wann die Konstantinbrücke genutzt wurde.
Steckbrief Konstantinbrücke
- Konstruktion: Steinpfeiler, Holz
- Länge: 420 m
- Breite: 10 m
- Fertigstellung: ca. 310 n. Chr.
Der Rhein als Grenze
Strategisch war diese Brücke ein entscheidender Vorteil für die Römer: Der Rhein bildete die Grenze zwischen den linksrheinischen von den Römern besetzten Gebieten und den rechtsrheinischen Germanen. Während Cäsar die Gebiete links vom Rhein für „zivilisierungsfähig“ hielt, sprach er den „rechtsrheinischen Barbaren jegliches Romanisierungspotential ab“1Lambrecht, Ulrich, Der Rhein im Denken der Römer
Um die wichtige Colonia Claudia Ara Agrippinensium, unser heutiges Köln, vor den „rechtsrheinischen Barbaren“ zu schützen, wurde im heutigen Deutz etwa 308 n. Chr. das Kastell Divitia als Brückenkopf errichtet.
Und dieser Schutz der linksrheinischen Gebiete war dringend notwendig. Bereits 261 n. Chr. kam es zu ersten Plünderungen durch die Franken im Römischen Reich – auf der linksrheinischen, also römischen, Seite des Flusses. Danach gab es regelmäßig weitere Überfälle von den Germanen rechtsrheinisch auf die römischen Provinzen linksrheinisch. Um auf diese Überfälle angemessen reagieren zu können, mussten schnell Truppen verlegt werden können.
So wurde 307 bis 309 n. Chr. mit dem Bau der Konstantinbrücke begonnen, was sich durch ein spezielles Verfahren zur Bestimmung des Alters von Holz mithilfe der Jahresringe nachweisen lässt.
Lage entspricht ungefähr der heutigen Deutzer Brücke
Es liegen keine gesicherten, endgültigen Erkenntnisse über die Konstruktion dieser ersten Rheinbrücke vor. Eindeutig ist, dass es sich um eine Brücke in Mischbauweise gehandelt hat. „Auf Pfahlrosten mit eingefüllten Steinen ruhten die aus Quadermauerwerk bestehenden Brückenpfeiler, während der Oberbau aus Hölzern mit einer hölzernen Fahrbahn errichtet war.“2 Frank/Hanel: Die Frankenfeldzüge der Kaiser Konstantin I. und Valentinian I. – Überlegungen zur spätrömischen Rheinbrücke zwischen der Colonia Agrippina und dem rechtsrheinischen castrum Divitensium anhand dendrochronologischer Daten
Die Brücke hat sich ungefähr dort befunden, wo sich heute die Deutzer Brücke über den Rhein spannt. Vermutlich lag sie linksrheinisch zwischen der Einmündung der Salzgasse in die Frankenwerft, rechtsrheinisch führte sie unmittelbar in das Kastell Deutz, heute etwa Alt St. Heribert.
Um wie viele Brückenpfeiler es sich gehandelt hat, ist unklar. 15 Pfeiler konnten nachgewiesen werden, vermutlich handelte es sich aber um 19 Pfeiler. Die These, dass die Konstantinbrücke in der Mitte tatsächlich eine Öffnung für den Schiffsverkehr gehabt haben soll, konnte bis heute nicht belegt werden.
900 Jahre bis zur nächsten Rheinquerung
Erste, umfangreichere Reparaturen der Brücke waren um etwa 335 n. Chr. fällig. Weitere Instandhaltungen können um 365 n. Chr. nachgewiesen werden. Unklar ist aber, wie lange die Brücke bestand. Dr. Marion Euskirchen vom Römisch-Germanischen Museum geht davon aus, dass die Brücke in karolingischer Zeit nicht mehr existierte. Denn: Bei einem Besuch Karls des Großen (747-814) in Köln wird Konstantinbrücke nicht erwähnt.
Und dann dauerte es fast 900 Jahre, bis Köln mit der Deutzer Schiffsbrücke wieder eine Rheinquerung bekommen sollte, allerdings nur als schwimmende Pontonbrücke.
Es bleibt die die Hoffnung, dass es jetzt nicht weitere 900 Jahre dauert, bis das aktuelle Kölner Brücken-Chaos beendet ist.
Alle bisher erschienenen Geschichten zu den Kölner Brücken
- Kölner Brücken: Das „Kölner Brückengrün“ – oder „Adenauer-Grün“
- Kölner Brücken: Die Deutzer Kettenhängebrücke – Todesfalle für Hunderte Menschen im Krieg
- Kölner Brücken: Die Konstantinbrücke – Kölns erste feste Rheinquerung
- Kölner Brücken: Die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke
- Kölner Brücken: Die Mülheimer Schiffbrücke – anfällige Verbindung über den Rhein
- Kölner Brücken: Die Rodenkirchener Brücke – ein Hauch Kalifornien in Köln
- Kölner Brücken: Die Severinsbrücke – die schönste Brücke Kölns
- Kölner Brücken: Die Südbrücke – vernachlässigtes Schmuckstück
- Kölner Brücken: Die Zoobrücke – leichtes Schwanken inklusive
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