Kölsche Vornamen: Tünn, Drück, Züff & mehr

Kölsche Vornamen, Bild: Uli Kievernagel
Kölsche Vornamen, Bild: Uli Kievernagel

Es ist weit über die Stadtgrenzen bekannt, dass der kölsche „Jupp“ der hochdeutsche Josef ist. Und auch der „Tünn“ kann ohne große Schwierigkeiten als „Anton“ identifiziert werden. Kein Problem. Aber woher kommt der Döres? Wie heißt Drück auf hochdeutsch? Und wer is et Züff?

Lateinischer Klang im Mittelalter

Viele, aber bei weitem nicht alle der typisch kölschen Vornamen lassen sich aus der Latinisierung im Mittelalter herleiten. So war es durchaus üblich, Vornamen einen lateinischen Klang zu geben. So wurde aus dem Albert der Albertus, aus dem Jakob der Jakobus oder dem Reiner der Reinerus.

Damals gab es noch keine „Kölsche Sprache“ nach unserem heutigen Verständnis. Erst ab etwa dem frühen 17. Jahrhundert wurde in Köln zunehmend die sich entwickelnde neuhochdeutsche Schriftsprache verwendet. Einhergehend damit ist auch eine Trennung von gesprochener und geschriebener Sprache zu beobachten – die Kölner Mundart, wie wir sie heute kennen, entsteht. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war dann Kölsch die Umgangssprache in der Domstadt.

Und in dieser Umgangssprache wurden auch die Vornamen „verkölscht“. Bevorzugt aus den Endungen der vormals lateinischen Fassungen wurden die kölschen Namen gebildet: Der Theodorus wird zum „Döres“, der Jakobus zum „Köbes“ und der Albertus zum „Bätes“. Tatsächlich erklärt das nicht alle kölschen Namensschöpfungen. So ist insbesondere bei den weiblichen Vornamen festzustellen, dass diese meist stark verkürzt werden, oft auf eine einzige Silbe: Aus der Cäcilie wird et Zill oder aus der Katharina et Tring. Ein großes DANKE an meine kölsche Lieblingslyrikerin Juliane Poloczek für diesen Hinweis. 

Um eine Übersicht der kölschen Vornamen zu bekommen habe ich eine Liste zusammengestellt. Selbstverständlich ist diese Liste nicht vollständig. Habt ihr weitere Kölsche Namen? Schickt sie mir rüber. Ich ergänze diese Liste regelmäßig.

Traditionelle Namen bei heute Neugeborenen

Bei den heute Neugeborenen sind die alten Namen übrigens wieder in. Die Top-5 der Namen bei den kölschen Mädchen im Jahr 2020 lauten: Marie (Marieche), Sophie (Züff), Emilia, Maria (auch  Mariechen) und Emma. Bei den Jungs führt Noah vor Felix, Anton (Tünn), Jakob (Köbes) und Leon.


Liste Kölsche Namen

Adam = Addi

Ägidius = Jilles oder Gilles
auch Jiljen oder Jid, im ländlichen Bereich auch Gelis, Jelis, Gilliß, Gilleß, Giel, Egil, Gick

Agnes = Nieß

Andreas = Drickes

Anna-Maria = Annemie

Anna, Änne, Anja = Änn, Änni, Ännsche

 

Antonio "Tünn" Dos Santos, Wirt des "Brauhaus am Kloster" in Raderberg, Bild: Uli Kievernagel
Antonio „Tünn“ Dos Santos, Wirt des „Brauhaus am Kloster“ in Raderberg, Bild: Uli Kievernagel

Antonius, Anton = Tünn, Tünnes
Mein Lieblingswirt kommt aus Portugal und trägt den schönen Namen Antonio Dos Santos. In unserem Veedel ist er aber nur als der Tünn bekannt. Und dass er als Portugiese mit seiner sizilianischen Frau ein typisch Kölsches Brauhaus betreibt, wundert keinen. Auch dafür liebe ich mein Veedel.

 

Et Bärbelchen uss dem Hänneschen-Theater, Bild: Hänneschen-Theater
Et Bärbelchen uss dem Hänneschen-Theater, Bild: Hänneschen-Theater

Appolonia = Plünn

Arnold = Nöll

Barbara = Bärbelche
Et Bärbelchen ist eine der wichtigsten Figuren im Hänneschen-Theater. Dabei spielt sie eine Doppelrolle: In den Aufführungen für Kinder ist sie die Schwester vom Hänneschen, in den Abendstücken für die Erwachsenen die Geliebte und Verlobte vom Hänneschen.

Bartholomäus = Bätes

Bernhard = Bätes

Bruno = Pünn

Cäcilie, Cäzilie = Zill, Zilla, Zilli, Zillche
Die Bühnenspielgemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“ ist eine „Tochter“ des Kölner Männer-Gesang-Vereins und bringt jedes Jahr das Divertissementchen auf die Bühne. Die Kölschen nennen das Divertissementchen liebevoll „Zillchen“.

Christian = Chriss, Kreß

Christina = Stina
Die wohl bekannteste Stina spielt die Hauptrolle in Willi Ostermanns Lied „Et Stina muß ’ne Mann han, et weed die höchste Zick!“ Dort lautet es weiter
„Et Stina muß ’ne Mann han, söns wähde mer’t nit mie quitt
Et Stina muß ’ne Mann han, ov alt hä oder jung,
denn bliev et Stina setze, wör’t schad för dat Fazzung.“

 

Cornel Wachter, Künstler, bekennender Kölner und Fortuna-Fan, Bild: Cornel Wachter
Cornel Wachter, Künstler, bekennender Kölner und Fortuna-Fan, Bild: Cornel Wachter

Cornelius = Nelles, Cornel
Immer aktiv für seine Stadt: Der renommierte Künstler Cornel Wachter aus der Südstadt.  

Elisabet = Liß, Liss, Lissbätt

Georg = Schosch oder Schorsch

Gertrud = Truud, Traudt, Draut, Traudtsche, Drück, Drügg

 

Dat Spillche vun Jan und Griet vom Reiter-Korps Jan von Werth, zu sehen jedes Jahr an Wieverfastelovend an d´r Vringsporz, Bild: Uli Kievernagel
Dat Spillche vun Jan und Griet vom Reiter-Korps Jan von Werth, zu sehen jedes Jahr an Wieverfastelovend an d´r Vringsporz, Bild: Uli Kievernagel

Grete, Margret = Griet, Jriet
Die Marktverkäuferin Griet spielt alljährlich die weibliche Hauptrolle im Spillche vun Jan und Griet vom Reiter-Korps Jan von Werth, zu sehen jedes Jahr an Wieverfastelovend an d´r Vringsporz.

 

Hans "Jean" Löring
Hans „Jean“ Löring, Bild: Deutscher Fußball-Bund

Hans = Schäng
Hier denkt nicht nur jeder Fan von Fortuna Köln natürlich sofort an den Präsident und Mäzen des Vereins: Hans „Jean“ Löring, genannt „Schäng“.

Heinrich, Heinz = Hein, Drickes

Herbert = Bätes, Bäätes
Der Herbert ist einer der vielen Namen die auf -bert enden und im Kölschen einheitlich zum Bätes oder Bäätes werden.

 

Speimanes, der mit der feuchten Aussprache, Bild: Hänneschen-Theater
Speimanes, der mit der feuchten Aussprache, Bild: Hänneschen-Theater

Hermann = Manes
Ein sehr bekannter „Manes“ ist Hermann Speichel, besser bekannt als Speimanes aus dem Hänneschen. Der Speimanes stottert, hat einen Buckel und spuckt, insbesondere beim „B“ und beim „P“. 

Norbert = Bäätes

 

Ein Köbes bei der Arbeit, Bild: Privatbrauerei Gaffel
Ein Köbes bei der Arbeit, Bild: Privatbrauerei Gaffel

Jakob = Köbes
Köbes ist auch der Sammelbegriff für die Bedienung im Brauhaus. Wobei „Bedienung“ nicht der korrekte Begriff ist: Nicht der Gast, sondern der Köbes ist König. Er alleine entscheidet, ob und wann man das nächste Kölsch bekommt.

 

Geißbock Hennes, Das Maskottchen des 1. FC Köln, hier Hennes VIII. mit seinem Betreuer Ingo Reipka, Bild: Nicola, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Geißbock Hennes, das Maskottchen des 1. FC Köln, hier Hennes VIII. mit seinem Betreuer Ingo Reipka, Bild: Nicola, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Jean, Johann, Johannes = Hennes, Schäng, Hännesje
Dass der ruhmreiche 1. FC Köln auch weiter erfolgreich Fußball spielt, ist weniger den Akteuren auf dem Platz, sondern mehr dem Maskottchen neben dem Platz zu verdanken: Der Geißbock Hennes IX. sorgt für erfolgreichen Fußball.

Josef = Jupp

Julia = Jul

 

"Finchen", die legendäre Straßenbahn, Bild: ManuelFranz, CC BY-SA 4.0
„Finchen“, die legendäre Straßenbahn, Bild: Manuel Franz, CC BY-SA 4.0

Josefine, Josephine = Finche
Den Namen „Finchen“ trägt eine durchaus eigenwillige historische Straßenbahn aus dem Jahr 1911. Im Juni 2016 machte sich das Gefährt, nachdem der Fahrer nur kurz auf Toilette war, selbstständig und rollte ohne Fahrer etwa zwei Kilometer das abschüssige Stück vom Thielenbrucher Straßenbahn-Museum zum Dellbrücker Mauspfad. Aber Finchen war umsichtig: Niemand kam zu Schaden.

 

Die Karnevalsgesellschaft Schnüsse Tring von 1901, Bild: KG Schnüsse Tring
Die Karnevalsgesellschaft Schnüsse Tring von 1901, Bild: KG Schnüsse Tring

Katharina = Kättche, Tring
Et „Schnüsse Tring“ war ein selbstbewusstes Dienstmädchen aus Ossendorf. Der Komponist Joseph Roesberg widmete ihr bereits 1859 das „Lied der Schnüsse Tring“. Ihr zu Ehren wurde 1901 die Karnevalsgesellschaft „Schnüsse Tring“ gegründet.

Im Hänneschen stiftet et „Zänkmanns Kätt“ regelmäßig Unruhe. Die Dame sieht alles, hört alles und versteht trotzdem alles falsch.

Maria = Marie, Marieche

Maria Sibylla = Maritzebill

Marianne = Marielche, Mariejelchen
Ein sehr selbstbewusstes Mariejelchen besingen die Höhner in ihrem Hit „Ich ben ene Räuber“. Sie versetzt dem Macho Pitter nach nur einer gemeinsamen Nacht mit den Worten:
„Ich ben och ene Räuber, leeve Pitter.
Ben ne Räuber durch un durch.
Ich kann nit treu sin, läv en dr Daach ren.
Ich ben ne Räuber, maach mir kein Sorch.“

 

Der Zinte Mätes verteilt traditionell Weckmänner an die Pänz, Bild: Flammingo, CC BY-SA 3.0
Der Zinte Mätes verteilt traditionell Weckmänner an die Pänz, Bild: Flammingo, CC BY-SA 3.0

Martin = Mätes
Am 11.11. ist nicht nur Sessionsbeginn sondern auch „Zinte Mätes“ – Sankt Martin. Der Zinte Mätes verteilt dann traditionell Weckmänner an die Pänz.

Matthias = Mattes, Mattschö

Nikolaus, Klaus = Klööß

 

Der "Drüje Pitter" macht auf diesem Bild hier seinem Namen alle Ehre: Mit "drüsch" oder "drüg" meint der Kölsche "trocken", Bild: Uli Kievernagel
Der „Drüje Pitter“ macht auf diesem Bild hier seinem Namen alle Ehre: Mit „drüsch“ oder „drüg“ meint der Kölsche „trocken“, Bild: Uli Kievernagel

Peter = Pitter
Bitte nicht verwechseln: Der „Drüje Pitter“ ist ein Brunnen, der „Decke Pitter“ ist die Petrusglocke und das „Pittermännchen“ ist ein 10-Liter-Fass.

Sibylla, Sibille = Billa, Bill
Und alle Kölschen haben direkt die Melodie von Willi Ostermann im Kopf
„Jetz hät dat Schmitze Billa
en Poppelsdorf en Villa.
Et hät en eigen Huhs,
et Bill es fein eruhs!“

Sophia = Züff, Soffi

 

Der Kölner Oberbürgermeister Theo "Döres" Burauen, Bild: Bundesarchiv
Der Kölner Oberbürgermeister Theo „Döres“ Burauen, Bild: Bundesarchiv

Theodor = Düres, Döres, Düüres, Dööres
Ein ganz wichtiger Döres für Köln war der Kölner Oberbürgermeister Theo Burauen (geb. 1906, gestorben 1987). Der überaus beliebte Politiker wurde von den Kölnern nur „Döres“ genannt und hatte eine Menge Erfolge zu verbuchen, unter anderem den Neubau des Opernhauses, der Sporthochschule sowie der Severins– und Zoobrücke. Und der Döres hatte auch das legendäre Kamelrennen in Weidenpesch eingefädelt.

 

Eine Ursulabüste mit Schauöffnung. Die Büsten sind hohl, der Deckel in Form des Kopfes kann abgenommen werden. Gefüllt werden die Büsten mit einem Schädel oder anderen Knochen, Bild: Raimond Spekking
Eine Ursulabüste mit Schauöffnung. Die Büsten sind hohl, der Deckel in Form des Kopfes kann abgenommen werden. Gefüllt werden die Büsten mit einem Schädel oder anderen Knochen, Bild: Raimond Spekking

Ursula = Öschel
Das Martyrium der Heiligen Ursula und der damit verbundene Reliquienkult hat der Stadt viel Ruhm und Pilger und den Kölschen viel Geld gebracht.

Werner = Neeres, Neres

Wilhelm = Wellem, Will, Willi


Selbstverständlich ist diese Liste nicht vollständig. Habt ihr weitere Kölsche Namen? Schickt sie mir rüber. Ich ergänze diese Liste regelmäßig.


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung