Reinhold Fellenberg – „Ritsch, ratsch, die Botz kapott“

Durchaus beeindruckend: Reinhold Fellenberg in der Parade-Uniform der Deutzer Kürassiere, Bild: Dietrich Jung: Der Trompeter von Köln – Reinhold Fellenberg, ein Godesberger Mitbürger. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.
Durchaus beeindruckend: Reinhold Fellenberg in der Parade-Uniform der Deutzer Kürassiere, Bild: Dietrich Jung: Der Trompeter von Köln – Reinhold Fellenberg, ein Godesberger Mitbürger. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Kein Aufmarsch der stolzen Roten Funken ohne diese Erkennungsmelodie: Wenn „Ritsch, ratsch, die Botz kapott“ erklingt wissen alle, dass die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V. da sind

1890 erklang dieser Marsch zum ersten Mal – und gleich zwei Komponisten haben ihren Anteil an dem Erfolg. Der Marsch beginnt mit „Jitz röck an, dat staatse Funkeheer“, komponiert von einem gewissen „Jodocus Fleutebein“. Dies war der Funken-Spitznamen1Spitznamen bei den Roten Funken sind eine alte Tradition. Jeder Funk bekommt seinen Spitznamen bei der Vereidigung verliehen. von Professor Hermann Kipper. Den zweiten Teil „Ritsch, ratsch, de Botz kapott!“ steuerte der Rote Funk mit dem Spitznamen „Pommery“2Jetzt dürfte jedem klar, sein, was sein Lieblingsgetränk war. Reinhold Fellenberg bei.

Der Trompeter von Köln

„Pommery“ Reinhold Fellenberg hat über 100 Karnevalslieder verfasst, darunter viele Märsche wie zum Beispiel „Kölle bliev Kölle“ (1895) oder den „Petersberger Zahnradbahn-Marsch“ (1906).

Werbeanzeige aus den "Kölner Nachrichten" vom 23. Januar 1890 zu den Noten des "Kölner Damen-Marsch" von Reinhold Fellenberg, welcher "mit stürmischen Beifalle aufgenommen wurde"
Werbeanzeige aus den „Kölner Nachrichten“ vom 23. Januar 1890 zu den Noten des „Kölner Damen-Marsch“ von Reinhold Fellenberg, welcher „mit stürmischen Beifalle aufgenommen wurde“

Fellenberg war einer der ersten Komponisten, die speziell Lieder für den Karneval schrieben und brachte – ähnlich wie später Marie-Luise Nikuta – jedes Jahr ein neues Lied heraus.

Weit weg vom kölschen Karneval geboren

Geboren wurde Reinhold Fellenberg am 20. Juni 1848 in Freystadt (Niederschlesien, heute Kożuchów, Polen) – mehr als 600 Kilometer entfernt vom kölschen Karneval. Sein Onkel erkannte früh das musikalische Talent des Jungen und förderte ihn. So trat Fellenberg bereits im Alter von 15 Jahren als Solist in Berlin und Sankt Petersburg auf. Im Alter von 18 Jahren begann sein Militärdienst, vier Jahre später nahm er als Solo-Flügelhornist mit einer Militärkapelle am Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) teil. Nach Stationen in Münster und Gleiwitz kam er 1888 nach Köln.

Dort wurde er Kapellmeister der „Deutzer Kürassiere“, die damals bekannteste Blaskapelle in Köln. Mit diesem 25 Mann starken Ensemble war er nicht nur in seinem Regiment „Graf Gessler“ tätig sondern auch im Kölner Karneval. Man war regelmäßiger Gast auf Karnevalsveranstaltungen und nahm auch am Rosenmontagszug teil.

Der Kölner Karneval wurde Berufung und Leidenschaft des begabten Trompeters und Komponisten Fellenberg. Schon im Jahr 1889 veröffentlichte er den Marsch „Je toller, je besser“, dem mindestens jährlich ein weiteres Karnevalslied oder ein Marsch folgen sollten.

Die Kölner dankten ihm und nannten ihn Fellenberg noch den „Trompeter von Köln“ – ein Ehrentitel, den er gerne annahm und auch passend dazu ein gleichnamiges Stück komponierte, sowie später einen Schriftzug an seiner Villa in Godesberg anbrachte.

Die Villa von Reinhold Fellenberg in Godesberg mit dem Schriftzug "Der Trompeter von Cöln". Bild: Dietrich Jung: Der Trompeter von Köln – Reinhold Fellenberg, ein Godesberger Mitbürger. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.
Die Villa von Reinhold Fellenberg in Godesberg mit dem Schriftzug „Der Trompeter von Cöln“. Bild: Dietrich Jung: Der Trompeter von Köln – Reinhold Fellenberg, ein Godesberger Mitbürger. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Eine echte Militärgestalt, beliebt und geachtet

Am 31. Oktober 1906 wurde Reinhold „Pommery“ Fellenberg mit einem großen Abschiedskonzert im Kölner Stapelhaus verabschiedet. Er zog in ein großes, repräsentatives Haus in Godesberg und trat nur noch gelegentlich als Solotrompeter auf.

Am 6. Juli 1912 verstarb der Musiker. Der Kölner Local-Anzeiger vom 9. Juli 1912 widmete ihm folgende Nachruf:

„Reinhold Fellenberg, der langjährige Stabstrompeter des Deutzer Kürassier Regiments, der weit und breit unter dem Titel „Der Trompeter von Köln“ bekannt war, ist gestern in Godesberg im Alter von 64 Jahren gestorben. Der Verstorbene, eine echte Militärgestalt, war in den weitesten Kreisen beliebt und geachtet. Über 40 Jahre hat er des Königs Rock getragen und von 1888 an das Deutzer Trompetenchor bis zum Jahre 1906 geleitet. Unter Fellenberg hat dieses Trompeterkorps einen weit über Köln und die Rheinprovinz hinausragenden guten Ruf erhalten.“

Reinhold Fellenbergs Grab ist auf dem Burgfriedhof in Bad Godesberg.

Nachruf auf Reinhold Fellenberg aus der "Kölnische Zeitung" vom 8. Juli 1912
Nachruf auf Reinhold Fellenberg aus der „Kölnische Zeitung“ vom 8. Juli 1912

Heute in Vergessenheit geraten – prominenter Urenkel

Weitaus bekannter als Reinhold Fellenberg sollte sein Urenkel werden: Der Musiker und Komponist Toni Steingass (1921 – 1987).

Die Märsche und Lieder von Fellenberg werden heute nicht mehr gespielt und sind Vergessenheit geraten. Allerdings ist sein „Galoppmarsch“ fester Bestandteil im Repertoire der Kapelle der Household Cavalry und wird bis heute gelegentlich noch beim Wachwechsel am Buckingham Palace in London gespielt.

„Pommery“ Fellenberg hat aber mit „Ritsch, ratsch, die Botz kapott“ ein Werk für die Ewigkeit erschaffen. Ich nehme jede Wette an, dass die Roten Funken damit auch noch in 200 Jahren die Bühnen erobern werden.


Ein Bläserensemble der Spitzenklasse: Die Kölner Ratsbläser, Bild: Uli Kievernagel
Ein Bläserensemble der Spitzenklasse: Die Kölner Ratsbläser, Bild: Uli Kievernagel

Die Kölner Ratsbläser

Verschiedene Kapellen pflegen weiterhin die Tradition der Bläserensembles im Karneval. Eine der renommiertesten Ensembles sind die Kölner Ratsbläser. Schon im Jahr 1954 gegründet, gehören die Ratsbläser fest zum Kölner Karneval.

Wenn diese Truppe in ihren traditionellen Kostümen mit Blechhelmen loslegt, nimmt der satte Klang alle mit. Die etwa 25 Musiker bringen jeden Saal zum Kochen. Und auch bei offiziellen Anlässen wie bei der Prinzenproklamation oder der Eröffnung des Rosenmontagszuges spielen die Ratsbläser die Eröffnungsfanfare.


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