Das Schiffswrack in der Eigelsteintorburg

Das Wrack des Rettungsbootes der Cöln hängt in der Kölner Eigelsteintorburg, Bild: Hans Peter Schaefer, http://www.reserv-a-rt.de
In der Kölner Eigelsteintorburg hängt ein ganz besonderes Schiffswrack, Bild: Hans Peter Schaefer, http://www.reserv-a-rt.de

Der Eigelstein bietet 2.000 Jahre Geschichte auf nur 570 Metern. Insofern gibt es hier viel zu sehen. Auch das berühmt-berüchtigte „Kölner Millieu“ verkehrte hier. Allerdings ist es in der Tat sehr verwunderlich, dass am Ende des Eigelsteins, direkt an der Eigelsteintorburg, das Wrack eines Bootes hängt. Dieses Schiffswrack ist das letzte Überbleibsel des Kreuzers Cöln.

„Kleiner Kreuzer“ Cöln

Die Cöln wurde als Teil der deutschen Kaiserlichen Marine am 5. Juni 1911 in Dienst gestellt. Es handelte sich um einen „Kleinen Kreuzer“ mit immerhin 130 Meter Länge. Dieser Schiffstyp wurde als Aufklärer, Torpedobootszerstörer und auch im Handelskrieg eingesetzt.

Der "Kleine Kreuzer Cöln", hier auf einem Bild von ca. 1912
Der „Kleine Kreuzer Cöln“, hier auf einem Bild von ca. 1912

Im Ersten Weltkrieg tobte der Seekrieg auf der Nordsee. Am 28. August 1914 fand ein heftiges Seegefecht bei Helgoland statt. Die „Kleinen Kreuzer“ Frauenlob, Mainz und Stettin sowie mehrere Torpedoboote der Kaiserlichen Marine waren den Angriffen der Royal Navy eindeutig unterlegen. Zur Unterstützung lief die Cöln aus Wilhemshaven aus. Eigentlich sollten die schweren, fast doppelt so großen Schlachtkreuzer der Marine zur Hilfe kommen. Doch diese lagen im Hafen in Jade fest und konnten wegen des zu niedrigen Wasserstandes  nicht auslaufen.

509 Menschen sterben

Zunächst nahm die Cöln den Kampf mit dem britischen Kreuzer Arethusa und acht Zerstörern auf. Unterstützt wurde die Cöln durch den „Kleinen Kreuzer“ Straßburg. Kritisch für die deutschen Kriegsschiffe wurde es mit dem überraschenden Eingreifen von fünf britischen Schlachtkreuzern.

Die Kaiserliche Marine war eindeutig unterlegen. Die Cöln erhielt mehrere Treffer, konnte aber zunächst entkommen. Doch der britische Schlachtkreuzer Lion nahm die Verfolgung auf und versenkte das Schiff.

Etwa 300 Menschen an Bord waren sofort tot. Ungefähr 200 Besatzungsmitglieder überlebten den Untergang. Da aber an diesem Tag extrem ungünstige Wetterverhältnisse herrschten – es war dichter Nebel – wurden die Schiffbrüchigen von Suchmannschaften nicht gefunden. So starben mit dem Untergang der Cöln insgesamt 509 Menschen.

Der einzige Überlebende: Oberheizer Adolf Neumann, hier auf einem Bild nach dem Untergang der "Cöln", Bild: https://frk-koeln.de/gedenkstaette/kurzvideo/, CC0, via Wikimedia Commons
Der einzige Überlebende: Oberheizer Adolf Neumann, hier auf einem Bild nach dem Untergang der „Cöln“, Bild: https://frk-koeln.de/gedenkstaette/kurzvideo/, CC0, via Wikimedia Commons

Nur ein Überlebender

Der Oberheizer Adolf Neumann (1891 – 1964) war der einzige Überlebende des Untergangs der Cöln. Sein Überlebenskampf dauerte 76 Stunden. Der Kölner Express1vom 29.08.2018 zitiert Neumann wie folgt:

„Nach einigen Stunden starben die ersten Kameraden an Wunden und Erschöpfung. Den Kopf im Wasser, trieben sie zwischen uns. Es traf sich, dass ich mit einem Oberheizer, der an einem größeren Stück Holz hing, zusammenkam. Ihm schloss ich mich an, und bald hatten wir richtiges Gleichgewicht. Die einen hofften noch immer, dass Hilfe unterwegs sei. Andere meinten, wir müssten in der Nähe von Land sein und sollten versuchen, es schwimmend zu erreichen (…). Wir schwammen wohl über zwei Stunden, doch sahen wir kein Land. Es wurde abermals Abend und Nacht. Unser Häuflein Menschen war bis auf einen kläglichen Rest zusammengeschrumpft.“

Zum Glück für Neumann tauchte ein Rettungskutter der Cöln auf – allerdings auch bereits halb zerschossen. Die zwei Mann an Bord zogen den völlig entkräfteten Neumann sowie zwei weitere Kameraden in das schwer ramponierte Boot. Von den fünf Mann an Bord des Rettungskutters überlebte allerdings nur Adolf Neumann. Er wurde drei Tage später von einem Torpedoboot gerettet.

Der fast völlig zerstörte Rettungskutter der Cöln wurde drei Tage später auf Norderney angetrieben. Und es sind exakt die Reste dieses Bootes, welche heute in der Eigelsteintorburg hängen.

Gedenktafel zur Erinnerung an den Untergang der "Cöln" an der Eigelsteintorburg, Bild: Peng (talk), CC0, via Wikimedia Commons
Gedenktafel zur Erinnerung an den Untergang der „Cöln“ an der Eigelsteintorburg, Bild: Peng (talk), CC0, via Wikimedia Commons

Untergang der Cöln markiert Wendepunkt in der Wahrnehmung des Kriegs

Bis zu diesem Zeitpunkt war die Wahrnehmung des noch jungen Kriegs geprägt von Erfolgsmeldungen der verschiedenen Schlachten. Der Marinehistoriker Dr. Heinrich Walle über die Bedeutung des Untergangs der Cöln

„Erst der Untergang der „Cöln“ machte den Menschen in Deutschland bewusst, dass ein grausamer Krieg herrschte. Bis dahin wurden nur verschleiernde Siegmeldungen von den Schlachten in Belgien und Frankreich verbreitet.“2Express vom 29.08.2018

Die morderne Korvette "Köln" soll 2025 in Dienst gestellt werden, Bild: ZamameeZuka, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die morderne Korvette „Köln“ soll 2025 in Dienst gestellt werden, Bild: ZamameeZuka, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Verschiedene Marineschiffe mit den Namen Köln

Bisher gab es fünf verschiedene Marineschiffe mit dem Namen „Köln“. Das letzte Schiff mit diesem Namen, eine Fregatte, wurde 2012 außer Dienst gestellt.

Allerdings wird zur Zeit die Korvette Köln bei Blohm & Voss ausgerüstet. Dieses Schiff (Länge 90 Meter, spätere Besatzung 58 Personen) wurde durch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 21. April 2022 getauft und soll voraussichtlich 2025 in Dienst gestellt werden.

Hoffentlich bleibt dieser Korvette „Köln“ das Schicksal des Kreuzers „Cöln“ erspart.


Die Figur des "Kölschen Boor" an der Eigelsteintorburg, Bild: Hans Peter Schaefer, http://www.reserv-a-rt.de
Die Figur des „Kölschen Boor“ an der Eigelsteintorburg, Bild: Hans Peter Schaefer, http://www.reserv-a-rt.de

Der Kölsche Boor bewacht die Eigelsteintorburg

Auf der anderen Seite der Torburg kann man den „Kölschen Boor“ bewundern. Die Statue ist eine Kopie, das Original ist im Rathaus ausgestellt.


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