Blog + Podcast: CCAA, Cöln, Köln – wie unsere Stadt zu ihrem Namen kam

Ansicht von „Agrippina oder Köln“, gedruckt 1499 durch Johann Koelhoff d. J.
Der Name war schon damals unklar: Ansicht von „Agrippina oder Köln“, gedruckt 1499 durch Johann Koelhoff d. J.

 

Die Kölschen benennen und besingen ihre Stadt liebevoll als „Kölle“. Unzählige Lieder haben „Kölle“ bereits im Titel. Und Kasalla besingt sogar „Stadt mit K“. Noch vor gut 100 Jahren hätte Kasalla allerdings die „Stadt mit C“ besingen müssen. Die offizielle Schreibweise für unsere Stadt lautete bis 1919 „Cöln“.

Vom Oppidum Ubiorum zu CCAA

Alles begann mit den Ubiern. Dieser ursprünglich auf der „Schäl Sick“, also der rechten Rheinseite, beheimatete Germanenstamm wurde von den Römern um 20/19 v. Chr. auf die linke Seite des Rheins umgesiedelt. Die neue Siedlung wurde „Oppidum Ubiorum“, also „Siedlung der Ubier“ genannt. Dank des „kölschen Mädche“ Agrippina bekam diese Siedlung am 9. Juli 50 n. Chr. den Status einer „Colonia“ und somit den Namen „Colonia Claudia Ara Agrippinensium – CCAA“, also „Claudische Kolonie und Opferstätte der Agrippinenser“.

CCAA - Inschrift auf dem römischen Nordtor der Colonia Claudia Ara Agrippinensium
CCAA – Inschrift auf dem römischen Nordtor der Colonia Claudia Ara Agrippinensium

Aber das war damals für die ersten Kölschen zu lang, deswegen wurde der Name auf „Agrippina “ oder „Colonia“ verkürzt. Und das kommt einem doch schon bekannt vor. Auf der Straße wurde aber kein Latein sondern ein germanischer Dialekt gesprochen. Also das erste Kölsch1Damit meine ich Sprache, nicht das Bier. Und wahrscheinlich haben die Kölschen auch schon damals undeutlich gesprochen. So wurde aus Colonia im Laufe der Jahrhunderte Coelln, Coellen, Cöln, Cölln, Kollen, Kölne, Kölln. Die am häufigsten verwendete Schreibweise war bis zum 15./16. Jahrhundert die Variante mit „C“ erst danach die setzten sich die „K“-Varianten durch.

Französische Besatzung: Köln wird zu Cologne

Am 6. Oktober 1794 ergab sich Köln kampflos den Franzosen. Die französischen Besatzer modernisierten Müllabfuhr und Straßenbeleuchtung und führten neben Hausnummern auch den neuen Namen „Cologne“ ein. Stellt euch vor, das wäre nicht passiert: Dann würde alle Welt nicht nach „Eau de Cologne“ sondern nach „Eau de Köln“ riechen. Klingt schon irgendwie schräg.

Nach den Franzosen kamen die Preußen. Die Kölschen wollten zur Schreibweise „Köln“ zurück, um möglichst nicht mehr an die ungeliebten französischen Besatzer erinnert zu werden. Doch Friedrich Wilhelm IV. sorgt mit einem Erlass dafür, dass ab dem 8. September 1857 unsere Stadt am Rhein den offiziellen Namen Cöln bekam. Die Preussen bezogen sich mit dem „C“ selbstverständlich nicht auf das französische Cologne, sondern auf das lateinische „Colonia“.

Die Stadtverwaltung versuchte, das ungeliebte „C“ zu ignorieren und durch die konsequente Schreibweise „Köln“ Fakten zu schaffen. Es gab sogar eine „K“-Klage der Stadt vor Gericht – vergeblich: Die Klage wurde abgewiesen. Ab November 1901 musste dann auch die Verwaltung die offizielle Schreibweise Cöln verwenden.

Konrad Adenauer, Kölner Oberbürgermeister, Bild: Bundesarchiv, Katherine Young, CC BY-SA 3.0 DE
Konrad Adenauer, Kölner Oberbürgermeister, Bild: Bundesarchiv, Katherine Young, CC BY-SA 3.0 DE
Das „K“ haben wir Adenauer zu verdanken

Und dann kam Adenauer: Als Kölner Oberbürgermeister nutze er die Irrungen und Wirrungen nach dem 1. Weltkrieg geschickt aus und ließ am 1. Februar 1919 verkünden: „Der Städtenamen Köln wird von jetzt an mit „K“ geschrieben.“ Tatsächlich überschritt Adenauer damit erheblich seine Kompetenzen. Doch während man in Berlin mit Revolution und Verkündung der Weimarer Republik beschäftigt war, konnte man sich mit solchen „K“ und „C“-Jedöns im fernen Westen nicht beschäftigen.

Und so nennt sich unsere Stadt seitdem amtlich und endgültig Köln. Und Kasalla und viele andere Bands können unsere Stadt mit „K“ besingen.
Jood jemaht, Herr Oberbürgermeister Adenauer.


Der Podcast „CCAA, Cöln, Köln – wie unsere Stadt zu ihrem Namen kam“

Shownotes

Die Kölschen benennen und besingen ihre Stadt liebevoll als „Kölle“. Und Kasalla besingt sogar „Stadt mit K“.Doch noch vor gut 100 Jahren hätte Kasalla allerdings die „Stadt mit C“ besingen müssen, denn die offizielle Schreibweise für unsere Stadt lautete bis 1919 „Cöln“.

Wie aus dem „Oppidum Ubiorum“ zunächst „Colonia Claudia Ara Agrippinensum“, später „Cöln“ und heute „Köln“ wurde und welche Rolle der findige Adenauer dabei gespielt hat, erklären Frank und Uli in diesem Köln-Ding der Woche.


Text dieser Podcast-Folge

Hallo und herzlich willkommen.

Es ist wieder so weit, das Köln-Ding der Woche besucht euch zu Hause. Mir gegenüber sitzt Frank M aus Z.: Frank Mausbach aus dem schönen Köln-Zollstock.

Und mir gegenüber sitzt UKKL alias Ulrich Kiever Nagel Köln-Lotse oder auch sein hochgewohlgeborener Ulrich Kiever zu Nagel oder wie er jetzt heißt, der Leven Ulli.

Und heute geht es um die Stadt mit den 100.000 Namen: Unserer Kölle. Unser Köln schreibt sich heute K-Ö-L-N, kennt man, aber das war früher alles ganz anders.Und unser Staat hat x verschiedene Namensvarianten durchgemacht. Das fing schon bei den Römern an und geht eigentlich bis mindestens Anfang des 20. Jahrhunderts noch, wo der Name sich ständig geändert hat. Und das wollen wir heute mit euch ein wenig aufdröseln.

Womit hat es angefangen?

Es hat alles angefangen, wie immer in Köln, mit den Ubiern. Dieser ursprünglich auf der Schälsick, also der rechten Rheinseite beheimatete Germanenstamm, wurde von den Römern 2019 vor Christus auf die linke Seite des Rheins umgesiedelt. Die neue Siedlung wurde Opidum Ubiorum, also Siedlung der Ubier genannt, dank des Köln-Mädchens Agrippina, bekam diese Siedlung, allerdings dann ein paar Jörsche später, den Status einer Colonia und somit den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium, CCAA. Mit anderen Worten, claudische Kolonie und Opferstätte der Agrippinenser.

Also jetzt hatten wir schon mal das Opidum Ubiorum, wir hatten das CCAA, Colonia Claudia Ara Agrippinensum, also schon mal die ersten zwei Namen unserer Stadt. Wobei der zweite Name, Colonia Claudia Ara Agrippinensum, CCAA, durchaus etwas lang ist.Der Kölsch an sich ist aber durchaus etwas gemütlich und kürzt gern ab. Und so wurde aus dem Colonia Claudia Ara Agrippinensum von den Kölschern abgekürzt auf entweder Agrippina oder Colonia. Und Colonia klingt doch fast schon vertraut.

Im Laufe der Jahrhunderte gab es unzählige Sprechweisen und Schreibweisen von Köln: Also Coelln, Coellen, Cöln, Cölln, Kollen, Kölne, Kölln.

Die Franzosen

Am 6. Oktober 1794 ergab es sich dann, dass die Kölner sich kampflos den Franzosen ergaben. Was ich mir ja kaum vorstellen kann, wo sind denn die ganzen Jan von Werths, wenn man sie mal braucht.

Aber der Einmarsch der Franzosen bedeutete das Ende der Freien Reichsstadt. Bis 1815 gehörte Köln damit für gut 20 Jahre zu Frankreich. Die französischen Besatzer modernisierten die Müllabfuhr und Straßenbeleuchtung und führten neben Hausnummern auch den neuen Namen Colonia ein.

Jetzt stellt euch mal vor, die Franzosen wären nicht gekommen, sondern ich sag mal die Holländer. Dann würde alle Welt nicht nach Eau de Cologne, sondern nach „Water uit Keulen“ riechen. Das klingt durchaus etwas schräg. Eau de Cologne ist schon ein bisschen schicker, muss man sagen. Ja, es versprüht jetzt etwas internationalen Charme.

Nach den Franzosen kamen die Preußen und die Kölschen wollten tatsächlich zu der eigentlichen Schreibweise Köln, wie wir sie heute kennen, zurück. K-Ö-L-N. Das war natürlich eine Reaktion auf die ungeliebten Besatzer der Franzosen oder Besatzung der Franzosen, weil man wollte alles Französische so ein bisschen ausmerzen.

Aber was ist?

Ausgerechnet Friedrich Wilhelm IV einer der Preußenkönige, der sorgte dafür, dass Köln dann tatsächlich ab September 1857 den offiziellen Namen Cöln bekam. Übrigens, der offizielle Name war sogar Festung Cöln, weil die Preußen Köln so dermaßen ausgebaut haben als Festungsstadt, als westliche große Festungsstadt gegen die Franzosen, dass der Begriff wirklich auch Programm war.

Also hier waren so viele preußische Soldaten stationiert und Friedrich Wilhelm IV der hat dann auch gesagt, wir schreiben Köln mit C. Nicht um es an Colonia der Franzosen zu erinnern, sondern ganz tief zurück. Es sollte sich an das Colonia der Römer, also im Lateinischen, zurück erinnern.

Ja, und dann kam der joode Aale Adenauer. Als Kölner Oberbürgermeister nutzte er die Irrungen und Wirrungen nach dem Ersten Weltkrieg geschickt aus und ließ am 1.Februar 1919 verkünden, der Städternamen Köln wird hier von jetzt an mit K geschrieben. Tatsächlich überschritt Adenauer damit aber ganz erheblich seine Kompetenzen. Doch während man in Berlin sich mit Revolutionen und Verkündungen der Weimarer Republik herumschlägt, konnte man sich mit solchen Ks oder Cs im fernen Westen nicht beschäftigen. Und so kamen wir dann schlussendlich zu unserer Schreibweise Köln, wie sie heute ist.

Und es war ein langer Weg vom Opidum Ubiorum über Colonia Claudia Ara Agrippinensum, über Coelln, Coellen, Cöln, Cölln, Kollen, Kölne, Kölln bis hin zu heute Köln.

Und damit sind wir ja auch ganz glücklich, weil wie hätte Marie-Louise Nikuta denn ihre ganzen Lieder schreiben können, wenn da nicht mindestens immer einmal Köln drin vorgekommen wäre. Also, mit allen Worten, wir müssen uns beim Oberbürgermeister Adenauer danken, Hesse jood jemaht.

Vielen Dank, macht es gut und nächste Woche geht es weiter.

Vielen Dank fürs Zuhören!


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung