Das neue Kölnische Stadtmuseum: Ganz Köln in einem Museum!

Das Kölnische Stadtmuseum, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
Das Kölnische Stadtmuseum, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

Seit dem 23. März 2024 haben wir Kölner endlich wieder unser Stadtmuseum. Nachdem das alte Quartier im Zeughaus bereits 2017 wegen eines massiven Wasserschadens aufgegeben werden musste, war das Stadtmuseum ein Museum ohne Heimat. Bis jetzt.

Zwar ist der neue Standort im ehemaligen Kaufhaus Sauer in der Minoritenstraße nur als Interimsstandort vorgesehen – wer aber Köln kennt, dem ist auch klar: Solche Übergangslösungen haben in Kölle immer eine sehr, sehr lange Lebenszeit.

Von der Hahnentorburg über das Zeughaus in das ehemalige Kaufhaus

Die Ausstellung zur kölschen Stadtgeschichte hat bereits eine lange Reise hinter sich: Wie bei so vielen Museen in Köln bildete die umfangreiche Sammlung Ferdinand Franz Wallrafs den Grundstock. Ab 1888 wurde die Stadtgeschichte in der Hahnentorburg ausgestellt und ab 1902 zusätzlich in der Eigelsteintorburg. Da die Aufteilung auf zwei Standorte alles andere als optimal war, erwog man bereits 1912, das Zeughaus als Ausstellungsort zu nutzen. Allerdings machte der Erste Weltkrieg diese Pläne zunichte.

Auch der Plan, die alte Kürassierkaserne der Preußen in Deutz als „Rheinisches Museum“ zu nutzen, musste wegen der Weltwirtschaftskrise verschoben werden. Die Nationalsozialisten erkannten das propagandistische Potenzial eines solches Museums und eröffneten dort am 21. Mai 1936 das „Haus der Rheinischen Heimat“ in Deutz.

Das Zeughaus, bis 2017 Heimat des Kölnischen Stadtmuseums. Bild: Raimond Spekking
Das Zeughaus, bis 2017 Heimat des Kölnischen Stadtmuseums. Bild: Raimond Spekking

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam erneut der Gedanke auf, dem Stadtmuseum im Zeughaus eine Heimat zu geben. Doch der Wiederaufbau des im Krieg stark beschädigten Gebäudes verzögerte sich. Erst 1958 wurde die Dauerausstellung eröffnet, die dort bis zu dem Wasserschaden im Jahr 2017 gezeigt wurde.

Der schlechte Zustand des Zeughauses machte eine Fortführung der Ausstellung unmöglich. Daher gab es 2018 einen Ratsbeschluss, das ehemalige Modehaus Franz Sauer als Interimsquartier zu nutzen. Doch es sollte noch bis 2024 dauern, bis die Ausstellung dort eröffnet werden konnte.

Eine perfekte Darstellung – mit nur 0,1% aller möglichen Exponante

Der Umzug in das ehemalige Kaufhaus stellte die Kuratoren vor eine eigentlich unlösbare Aufgabe: Nur 750 Quadratmeter stehen dort für die Dauerausstellung zur Verfügung. Allerdings gibt es etwa 500.000 Ausstellungsstücke, gezeigt werden können davon nur etwa 650 Exponate, weniger als 0,1%.

Stefan Lewejohann (links) und Sascha Pries (rechts), die beiden Kuratoren der Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum, Bilder: Kölnisches Stadtmuseum
Stefan Lewejohann (links) und Sascha Pries (rechts), die beiden Kuratoren der Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum, Bilder: Kölnisches Stadtmuseum

Diese Aufgaben haben die Kuratoren exzellent gelöst, indem man sich von einer lexikonartigen Darstellung der Stadtgeschichte gelöst hat. Stattdessen wurde, so Stefan Lewejohann, einer der Kuratoren, ein „fragender Ansatz“ gewählt:

„Wir erzählen die Kölner Stadtgeschichte jetzt durch einen fragenden Ansatz. Das heißt, dass wir emotionale Fragen stellen und dadurch episodenhaft die Kölner Stadtgeschichte erklären. Zu diesen Fragen zählt beispielsweise „Was lieben wir?“, „Was macht uns Angst?“, „Was verbindet uns?“ oder „Worauf haben wir Lust?“.“

Raum der Stadtgeschichte – mit innovativer Technologie

Um aber auch einen Überblick über die Geschichte der Stadt zu bieten, haben die Kuratoren an den Beginn der Ausstellungsrunde den „Raum der Stadtgeschichte“ platziert. Hier werden kurz und kompakt die wichtigsten Entwicklungen der Stadt, von der römischen Kolonie über die Franken zur mittelalterlichen Handelsmetropole, zur kurzen, aber nachhaltigen Besetzung durch die Franzosen und die anschließende Befestigung durch die Preußen, die Gleichschaltung im NS-Unrechtsstaat ab 1933, die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs bis hin zur heutigen Medienstadt, in aller Kürze gezeigt.

Das Kölner Stadtmodell zeigt die Stadt im Jahr 1571. Und durch Augmented-Reality bietet dieses Modell eine echte Zeitreise, Bild: RBA, S. Walz, rba_d040440_03
Das Kölner Stadtmodell zeigt die Stadt im Jahr 1571. Und durch Augmented-Reality bietet dieses Modell eine echte Zeitreise, Bild: RBA, S. Walz, rba_d040440_03

Kern dieses Ausstellungsteils ist das riesige Stadtmodell. Dieses Modell zeigt Köln im Jahr 1571 und wurde bereits im „alten“ Stadtmuseum viel bewundert.

Doch jetzt gibt es eine aufregende Neuerung: Mittels Augmented-Reality können Besucher direkt im Stadtmodell digital in verschiedene Epochen der Stadtgeschichte eintauchen. So schweben auf einmal über der alten Ansicht der Stadt 120 Sehenswürdigkeiten, die in 13 verschiedene Epochen der Stadtgeschichte erkundet werden können. Und zwischendurch regnet es sogar Kamelle. Zumindest virtuell.

Frageräume als Orte der (Selbst-)Reflexion

Trotz aller virtueller Ausflüge blieb für die Ausstellungsmacher das Problem, auf vergleichsweise kleiner Fläche die Stadtgeschichte lebendig zu machen. Daher hat man sich für einen durchaus unkonventionellen Weg entschieden: Weg von der klassischen Chronologie oder Jahrhundert-Räumen hin zu acht aktuellen Fragen, die die Besucher beschäftigen und emotional berühren. Fragen wie: „Was lieben wir?“, „Worauf hoffen wir?“, „Was macht uns Angst?“, „Was verbindet uns?“, „Was macht uns wütend?“, „Worauf haben wir Lust?“, „Woran glauben wir?“ und „Was bewegt uns?“ bilden das Grundgerüst der neuen Dauerausstellung.

Auch eine Art von Religion: Kutte eines FC-Fans, Bild: Privatbesitz RBA, T. Kreusler, rba_d060046_02
In der Abteilung „Woran glauben wir?“: Auch eine Art von Religion: Die Kutte eines FC-Fans, Bild: Privatbesitz RBA, T. Kreusler, rba_d060046_02

Dieser völlig neue Ansatz bietet Raum für Raum eine äußerst spannende Zusammenstellung: So werden in dem Raum „Woran glauben wir?“ erwartungsgemäß das christliche, das jüdische und das muslimische Köln vorgestellt. Diesen Religionen werden dann aber andere „Götter“ als Ersatzreligionen gegenübergestellt, zum Beispiel der Fußball. Nicht umsonst bezeichnen viele Fans die Stars ihrer Lieblingsvereine als „Götter“.

Gleich daneben: „Götze Geld“. Gezeigt werden die älteste Münze des Stadtmuseums, der „Triens/Drittel-Goldschilling“ (ca. Ende 6. Jahrhunderts) über die „Kölner Mark“ (aus dem 15. Jahrhundert) bis hin zu Zwei-Euro-Münze mit dem Kölner Dom (aus dem Jahr 2011).

Der von einem Schwert durchbohrte Kopf des (vermeintlichen) Kämpfers gegen den kölschen Klüngel, Nikolaus Gülich (Bronzeplastik), Bild: Uli Kievernagel
Der von einem Schwert durchbohrte Kopf des (vermeintlichen) Kämpfers gegen den kölschen Klüngel, Nikolaus Gülich (Bronzeplastik), Bild: Uli Kievernagel

Klüngel, „Lust auf Lust“ und „Heimweh nach Köln“

Der Raum „Was macht uns wütend?“ zeigt, was die wütenden Kämpfe früherer Generationen für Gerechtigkeit gebracht haben: freie und demokratische Wahlen, eine unabhängige Justiz, ein gerechtes Steuersystem, die Abschaffung der Todesstrafe und die Trennung von Kirche und Staat. Wichtigstes Exponat ist hier der von einem Schwert durchbohrte Kopf des (vermeintlichen) Kämpfers gegen den kölschen Klüngel, Nikolaus Gülich.

Saftiger wird es im Raum „Worauf haben wir Lust?“. Hier geht es um Sex, Genuss und Freizügigkeit. So wird neben einem speziellen „Stadtplan für Männer“ aus dem Jahr 1972 auch die legendäre und Afri-Cola Werbung mit eher lasziven Nonnen aus dem Jahr 1967 gezeigt.

Afri-Cola-Anzeige (reprint), 1967/68 ©RBA, rba_d048067
Afri-Cola-Anzeige (reprint), 1967/68 ©RBA, rba_d048067

Im Raum „Was lieben wir?“ gehen die Ausstellungsmacher der besonderen Liebe der Kölner zu ihrer Stadt nach. Diese, oft auch übertriebene, „Heimattümelei“ zeigt sich in den zahllosen Liedern über Dom, Rhing und Sunnesching.

Die Ausstellung nähert sich diesem Thema äußerst reflektiert. Passend zum Lied „Heimweh nach Köln“ von Willi Ostermann wird das Essgeschirr des Kölners Johann Borsari gezeigt, der dieses während seiner sowjetischen Kriegsgefangenschaft mit dem Dom verziert hat.

Modernstes Museum Kölns auf engem Raum

Wahrscheinlich war es gerade die räumliche Enge, welche die Museumsmacher dazu gebracht hat, völlig neue Wege zu gehen. Wenn nur 650 von ca. 500.000 Exponaten gezeigt werden können, sind innovative Wege unumgänglich. Entstanden ist Kölns modernstes Museum. So weist der Direktor des Hauses, Dr. Matthias Hamann, auch ausdrücklich darauf hin:

„Der neue Standort ist nicht nur ein Interim. Es ist eine entscheidende Etappe auf dem Weg zum Stadtmuseum der Zukunft.“

Und hier liegt Hamann richtig: Obwohl das Haus als Interim bezeichnet wird, werden wir uns noch viele, viele Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte an der spannenden, modernen Ausstellung erfreuen können.

Wettet jemand dagegen?


Daten und Fakten zum Kölnischen Stadtmuseum

Adresse
Minoritenstr. 13
50667 Köln

Öffnungszeiten
Dienstags: 10:00 bis 20:00 Uhr
Mittwochs bis sonntags: 10:00 bis 17:00 Uhr

Eintritt
5 Euro, ermäßigt 3 Euro

Kontakt
Telefon: +49(0)221 221-22398
ksm@stadt-koeln.de
www.koelnisches-stadtmuseum.de


Der Corona-Briefkasten von Ana und Lea aus Raderberg, Bild: Uli Kievernagel
Der Corona-Briefkasten von Ana und Lea aus Raderberg, Bild: Uli Kievernagel

Das neueste Exponat der Stadtgeschichte kommt aus meiner Nachbarschaft in Raderberg

Während der Corona-Beschränkungen konnten die Kinder meiner Nachbarschaft nicht miteinander spielen. Stattdessen haben sie sich kleine Briefkästen gebastelt und konnten so zumindest Nachrichten austauschen.

Ich hatte im Jahr 2020 Stefan Lewejohann vom Stadtmuseum auf diese Briefkästen aufmerksam gemacht. Er hat dankend die Schenkung der Kinder angenommen und einige dieser Briefkästen als Dokumente der Zeitgeschichte in den Bestand des Stadtmuseums übernommen. Und einer dieser Briefkästen ist tatsächlich das neueste Exponat im „Raum der Stadtgeschichte“ und hängt jetzt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Verbundbrief oder zum Stadtsiegel. Was für eine Ehre!


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Das „Köln-Gesetz“ machte 1975 Köln zur Millionenstadt

Die Stadtbezirke und Stadtteile Kölns, Bild: TUBS, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
Die Stadtbezirke und Stadtteile Kölns, Bild: TUBS, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Die Karnevalisten hatten es geahnt! Das Motto der Session 1974/75 lautete „Seid umschlungen Millionen“. Und tatsächlich hatte die Stadt Köln es pünktlich zum 1. Januar 1975 geschafft: Man war eine Millionenstadt.

Möglich wurde dies durch das „Köln-Gesetz“.1Bitte nicht verwechseln mit dem „Kölschen Grundgesetz“. Das ist etwas völlig anderes. Dieses Gesetz hieß im besten Amts-Deutsch „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Köln“ und war Teil einer ebenso umfassenden wie auch umstrittenen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen.

Zu kleine Gemeinden kommen Aufgaben nicht nach

Auch die größten Kritiker dieser Gebietsreform mussten zugeben, dass die Gemeinden, Kreise und Städte in Nordrhein-Westfalen dringend neu geordnet werden sollten. Viele Kommunen waren zu schlichtweg zu klein, um ihren kommunalen Aufgaben wie Infrastruktur, Kultur, oder Finanzen eigenständig nachzukommen. 

Die kleinteilige Gliederung spiegelte sich auch in der Anzahl der Gemeinden wider: Es gab im Jahr 1965 insgesamt 2362 Gemeinden in NRW. Mehr als die Hälfte dieser Gemeinden hatten unter 1000 Einwohnern, die kleinste Gemeinde hatte gerade einmal drei Einwohner – eine Reform war dringend notwendig. Folglich startete CDU/FDP- Landesregierung Nordrhein-Westfalens unter Ministerpräsident Franz Meyers (CDU) im Jahr 1966 ein erstes Neugliederungsprogramm, welches hauptsächlich den ländlichen Raum betraf.

Stadt Köln sieht Chance für schnelles Wachstum

Mit der zweiten Stufe der Neugliederung ab 1969 wurden auch die Grenzen der Kommunen in den Ballungsräumen neu geregelt. So brachte die SPD/FDP-Landesregierung unter Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD) am 24. Mai 1974 einen Gesetzentwurf für das „Köln-Gesetz“ in den Landtag ein.

Die Stadt Köln hatte zu diesem Thema auch bereits 1972 eindeutig Stellung bezogen, sah man doch auch die Chance auf ein schnelles Wachstum:

„Die Grenzen der kommunalen Gebietseinheiten in unserem Lande stammen großenteils noch aus dem vorigen Jahrhundert;2Damit ist hier das 19. Jahrhundert gemeint sie hemmen nicht nur zahlreiche Gemeinden in ihrer Entwicklung, sondern wirken vielfach auch anachronistisch, da inzwischen vornehmlich in den Ballungsgebieten neue Lebens, Siedlungs- und Wirtschaftsräume entstanden sind. Dieser Entwicklung haben sich aber die Grenzen der kommunalen Einheiten nicht angepaßt.“3Quelle: Das Großzentrum Köln. Neuordnungsvorschlag der Stadt Köln zur kommunalen Gebietsreform. Herausgegeben von der Stadt Köln, 1972, Seite 5

Zweites Neugliederungsprogramm macht Köln zur Millionenstadt

Das „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Köln“ trat am 1. Januar 1975 in Kraft und machte Köln, dank den Eingemeindungen 192.000 neuer Bürger kurzfristig zu Millionenstadt.

Die Bevölkerungsentwicklung Kölns. Mit den Eingemeindungen 1975 wurde Köln zur Millionenstadt - allerdings nur kurz. Bild: Summer ... hier! (Diskussion), CC0, via Wikimedia Commons
Die Bevölkerungsentwicklung Kölns. Mit den Eingemeindungen 1975 wurde Köln zur Millionenstadt – allerdings nur kurz. Bild: Summer … hier! (Diskussion), CC0, via Wikimedia Commons

Der größte „Fang“ für die Domstadt war mit 83.000 Menschen Porz, gefolgt von Rodenkirchen mit ca. 45.000 Bürgern, 24.000 aus Lövenich, 10.000 Neu-Bürger aus Esch und 4.000 aus Widdersdorf.  Außerdem wurde auch Wesseling mit ca. 25.000 Bürgern eingemeindet. Auch flächenmäßig machte Köln einen gewaltigen Sprung von 25.000 auf 47.000 Hektar.

Der „Kölner Polyp, der weit ins Land greift“

Bis heute trauern viele Gemeinden der verlorenen Eigenständigkeit nach. Besonders ausgeprägt ist diese Einstellung in Köln-Porz. Der Historiker Frank Schwalm nennt diesen Lokalpatriotismus „Porztümelei“.4Kölner Stadt-Anzeiger vom 26.01.2015 Dabei war, so Schwalm, „Porz eigentlich keine gewachsene Stadt. Sie entstand erst 1928 aus der Zusammenlegung von Wahn und Heumar“. Ein Redner in Düsseldorfer Landtag sprach in einer Sitzung sogar vom „Kölner Polyp, der weit ins Land greift“.

Die Porzer wehren sich, zunächst erfolgreich, gegen eine Eingemeindung
Die Porzer wehren sich gegen die Eingemeindung

So schlossen sich die Porzer, wie auch die Rodenkirchener, einer Klage der Wesselinger gegen die Eingemeindung an. Doch während Wesseling Recht bekam und zum 1. Juli 1976 wieder eigenständig wurde, seien Porz und Rodenkirchen, so der Verfassungsgerichtshof, „eng genug mit der Nachbarstadt verknüpft“ und blieben Teile der Stadt Köln.

Mit Wesseling verlor Köln aber nicht nur den Zugriff auf die lukrativen Gewerbesteuerzahler der chemischen Industrie, sondern auch den Status als Millionenstadt. Es sollte bis 2010 dauern, bis Köln sich wieder mit dem Titel „Millionenstadt“ schmücken durfte.

Repräsentanten-Entlassungsprogramm

Selbstverständlich fielen durch die Reform viele Pöstchen in der kommunalen Verwaltung weg. Schnell machte das Schlagwort vom „Repräsentanten-Entlassungsprogramm“ die Runde. Damit würde auch, so der Vorwurf, die Bürgernähe verloren gehen. Immerhin wurde durch die Gebietsreform die Anzahl der Gemeinden von 2.362 auf 396 gesenkt.

Dem Vorwurf der fehlenden Bürgernähe entgegnete man mit den neu eingerichteten Bezirksvertretungen. Allerdings sind diese Bezirksvertretungen bis heute weder mit den notwendigen finanziellen Mitteln noch mit ausreichenden Rechten ausgestattet, um das durch die Gebietsreform verloren gegangene Gefühl der kommunalen Mitwirkung kompensieren zu können.

Die Wesselinger wehren sich erfolgreich gegen die Eingemeindung nach Köln, Bild: Stadtarchiv Wesseling
Die Wesselinger wehren sich erfolgreich gegen die Eingemeindung nach Köln, Bild: Stadtarchiv Wesseling

Keine 0221-Telefonvorwahl in Sürth oder Porz

Bis heute sind die Auswirkungen der Gebietsreform spürbar. Je nach Stadtteil haben die Telefonanschlüsse, z. B. in Sürth oder auch in Porz, andere Vorwahlen. Die Verwaltung und Gerichtsbezirke wurden neu geregelt, so müssen bis heute die Kölner aus Zollstock, Raderberg oder Marienburg ihre neuen Pässe in Rodenkirchen abholen.

Durch die rückgängig gemachte Eingliederung Wesselings konnte sich zumindest der vermasselte Einsatz Kölner Feuerwehrleute, die kurz nach der Reform in Wesseling eingesetzt wurden, nicht wiederholen: Weil ihnen unbekannt war, dass Wesseling über ein eigenes Krankenhaus verfügte, fuhren sie mit einem Patienten bis nach Köln.

Und die Karnevalisten wählten nach „Seid umschlungen Millionen“ (Session 1974/75) das Motto der nachfolgenden Session weniger verfänglich und widmeten die Session 1975/76 ihrem geliebten Kölner Komponisten: „Sang und Klang mit Willi Ostermann.

Dagegen konnten auch die Wesselinger nicht klagen.


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Die Heilige Ursula, Teil I: Ihr Martyrium rettet Köln vor den Hunnen

Der Märtyrertod der Heiligen Ursula auf einem Bild aus dem 15. Jahrhundert
Der Märtyrertod der Heiligen Ursula auf einem Bild aus dem 15. Jahrhundert

Podcast Ursula, Teil 1, 20

Köln war von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts mit etwa 40.000 Einwohnern die wichtigste und größte Metropole im Deutschen Reich. Und wenn wir heute vom „Hillije Kölle“ sprechen, war das zu dieser Zeit sogar verbrieft: Ab dem 12. Jahrhundert war Köln „Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia“, also „Heiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche getreue Tochter“.

Die Romanischen Kirchen waren Anziehungspunkt für Pilger aus aller Welt. Und so wie wir uns heute an schönen Urlaubsorten T-Shirts oder Kühlschrankmagnete kaufen, wollte auch jeder dieser Pilger im Mittelalter ein Andenken mit nach Hause nehmen. Im Idealfall sogar etwas „Heiliges“. Da boten sich Reliquien geradezu an.

Eine Reliquie ist ein irdischer Überrest eines Heiligen. In der Regel ein Körperteil wie ein Knochen, manchmal aber auch ein Gegenstand, mit dem der Heilige in Berührung gekommen ist. Wenn es sich bei dieser Reliquie um Körperteile handelt, sind diese naturgegeben endlich: Auch ein Heiliger hat nur einen Schädel, zwei Beine und zehn Finger. Wenn aber nun alle einen Teil des Heiligen haben wollen, wird es schwierig. Die clevere kölsche Lösung für dieses Problem ist die wundersame Vermehrung verehrungswürdiger Knochen durch die Geschichte der Heiligen Ursula.

Legende der Heiligen Ursula belebt das Geschäft mit Reliquien

Die Heilige Ursula hatte gleich 11.000 Gefährtinnen, die direkt mitverehrt wurden. Und so waren auf einmal 11.000 Schädel, 22.000 Beine und 220.000 Finger und Zehen als Reliquien verfügbar. Sehr praktisch, auch wenn die Kirche das Geschäft mit den Reliquien verboten hatte. Aber der findige Kölner findet auch dafür eine Lösung: Verkauft wurden daher nicht die Reliquien selber, sondern die hübschen Kisten und Schachteln drumherum. Und dass halt die Reliquie darin liegt – jood, dat es halt esu.

Ob es Ursula jemals gegeben hat, kann nicht belegt werden. Der Legende nach war Ursula eine bretonische Prinzessin im 4. Jahrhundert und schon als Kind so extrem fromm, dass sie ihr Leben Christus geweiht hatte und auf ewig Jungfrau bleiben wollte. Diese Pläne wurden durch ihren Vater durchkreuzt: Dieser verlobte Ursula mit dem englischen Prinzen Aetherius. Kleiner Haken: Aetherius war ein ungetaufter Barbar – für die fromme Ursula ein absolutes No-Go. Daher stellte sie drei Bedingungen:

  1. Sie erhält eine Frist von drei Jahren bis zur Eheschließung.
  2. Aetherius muss sich während dieser Zeit taufen lassen.
  3. Ursula unternimmt mit 11.000 Gefährtinnen eine Wallfahrt nach Rom. 

Aetherius stimmt zu. Es werden Schiffe gebaut, und die Jungfrauen machen sich auf den gefährlichen Weg nach Rom. Es geht von der Bretagne  quer über die Nordsee in die Rheinmündung und dann flussaufwärts zunächst bis nach Köln. Hier hat Ursula eine Vision: Ein Engel verkündet ihr, dass sie nach ihrem Besuch in Rom wieder zurück nach Köln kommen wird um dort als Märtyrerin zu sterben. Für ein frommes Mädchen wie Ursula anscheinend eine verlockende Aussicht, denn sie ergibt sich ihrem Schicksal.

Von Köln aus geht es weiter bis nach Basel und von dort aus zu Fuß quer über die Alpen nach Rom. Jetzt gibt es zwei Varianten der Legende: In der einen war zwischenzeitlich auch Aetherius in Rom angekommen. Seine Taufe und die Segnung von Ursula und der 11.000 Jungfrauen wurde von keinem geringerem als Papst Siricius (in manchen Quellen auch als Cyriacus bezeichnet) vorgenommen. In der anderen Variante treffen sich Ursula und der frischgetaufte Aetherius erst in Mainz. Wie auch immer: Völlig begeistert von der frommen Reisegesellschaft schließt sich der Papst den Jungfrauen an, denn er hatte erfahren, dass das Martyrium bevorstand und so etwas lässt man sich als Papst nicht entgehen.

Die Prophezeiung erfüllt sich

Wieder in Köln angekommen, stellt die um den Papst und Aetherius sowie etliche weitere Interessierte angewachsene Reisegesellschaft fest, dass die Hunnen die Stadt belagern. Diese fackeln nicht lange und metzeln die ganze Gefolgschaft nieder – insgesamt 10.998 Jungfrauen. Die Heilige Cordula überlebte das Massaker, weil sie sich verstecken konnte. Allerdings wird sie später von den Hunnen gefunden und ebenfalls getötet. Auch Ursula überlebt zunächst, weil der König der Hunnen sich in sie verliebt. Er bietet ihr an, sie zu verschonen, wenn sie ihn heiratet. Eine für Ursula aus gleich zwei Gründen unmögliche Option: Erstens wäre ja auch dieser Gemahl ein ungetaufter Barbar und zweitens muss sich ja mit ihrem Tod die Prophezeiung des Engels erfüllen. Folglich lehnt sie ab und der Hunnenkönig tötet sie.

Kaum war Ursula tot, erschienen 11.000 kampfeslustige Engel und vertrieben die Hunnen aus der Stadt – die Belagerung war beendet. Als Dankeschön für diese Befreiung machten die Kölner Ursula zu einer ihrer Stadtpatroninnen und die ganze Geschichte rund um Ursula zu einem sensationellen Geschäft mit Reliquien.


Im Teil II der Ursula-Geschichte wird erklärt, wie es die findigen Kölner geschafft haben, tatsächlich Unmengen an echten Knochen heranzuschaffen, um diese an die Pilger zu verkaufen.  


Hinter der schillernden Legende von Ursula wird ein anderer Stadtpatron oft vergessen: Der „Kriesgdienstverweigerer“ Gereon.


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Der Dreikönigenschrein – Das Prunkstück des Kölner Doms

Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom, Bild: Beckstet, Wikimedia Commons
Der prunkvolle Dreikönigenschrein im Kölner Dom, Bild: Beckstet, Wikimedia Commons

Podcast Heilige Drei Könige, 27

Im Jahr 2005 war die Premiere: Passend zum Weltjugendtag fand die erste Dreikönigswallfahrt im Kölner Dom statt. Seitdem lädt der Dom jedes Jahr um den Kirchweihtag des Domes, dem 27. September, zur Dreikönigswallfahrt ein. Im Mittelpunkt stehen dabei selbstverständlich die „Drei wichtigsten Imis“ für Kölle: Caspar, Melchior und Balthasar, die Heiligen Drei Könige. Deren Reliquien, die sich seit 1164 in Köln befinden,  werden seit etwa 1220 im Dreikönigenschrein aufbewahrt.

Heute wird der Dreikönigsschrein durch eine ganz spezielle, alarmgesicherte Vitrine geschützt. Doch das war in den letzten Jahrhunderten nicht immer so, was zur Folge hatte, dass der Schrein mehrfach durch Diebstahl beschädigt wurde. Und – immer wieder bedingt durch Kriege – auch schon mehrere unfreiwillige Reisen unternommen hatte.

Standesgemäße Ausstellung der Reliquien

Erzbischof Rainald von Dassel brachte 1164 die Reliquien aus Mailand nach Köln. Ganz unfreiwillig haben die Mailänder diese wertvollen Gebeine nicht hergeben, sondern es handelte sich um Kriegsbeute. Nach einem prächtigen Einzug in die Stadt durch die Dreikönigspforte wurden die Gebeine der Heiligen Drei Könige im Hildebold-Dom, einem Vorgängerbau des heutigen Kölner Doms, ausgestellt.

Doch schnell stellte sich den Kölnern die Frage: Wie können wir die Reliquien standesgemäß ausstellen? Und so entstand ab ca. 1190 bis um 1225 der Dreikönigenschrein. Die Realisierung des Schreins wird dem Goldschmied Nikolaus von Verdun zugeschrieben, wobei nicht endgültig geklärt ist, ob er auch persönlich an dem Schrein gearbeitet hat. Da an dem Schrein über 30 Jahre lang gearbeitet wurde, ist davon auszugehen, dass verschiedenste Künstler an der Realisierung mitgewirkt haben.

Und um auch den Schrein mit seinem für die Gläubigen unschätzbar wertvollen Inhalt richtig in Szene zu setzen, entschieden sich die Kölschen, den Dom um den Dreikönigsschrein drumherum zu bauen. Ganz klar: Ohne Caspar, Melchior und Balthasar gäbe es heute keinen gotischen Kölner Dom.

Abbild einer Kirche oder drei Sarkophage?

Der Schrein wiegt eine halbe Tonne, ist über zwei Meter lang und etwa 150 cm hoch. Es handelt sich um eine Konstruktion aus Eichenholz, die aufwendig mit Gold, Silber, Edelsteinen sowie antiken Gemmen verziert wurde. Auf dem Schrein wird die christliche Geschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht dargestellt.

Die Rückseite des Dreikönigenschreins. Gut zu erkenen, dass es sich um drei Einheiten handelt. Bild: Xennex
Die Rückseite des Dreikönigenschreins. Gut zu erkennen, dass es sich um drei Einheiten handelt. Bild: Xennex

Der Schrein wirkt wie eine kleine Kirche mit zwei Seitenschiffen und einem Hauptschiff. Allerdings ist es umstritten, ob diese Anmutung tatsächlich von den Künstlern so gewünscht war. Tatsächlich stehen zwei Reliquienschreine nebeneinander und zusätzlich steht ein dritter Schrein auf diesen beiden. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich die Rückseite des Dreikönigenschreins ansieht.

Die Frontseite des Dreikönigenschreins mit geöffneter Trapezplatte, Bild: Elya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die Frontseite des Dreikönigenschreins mit geöffneter Trapezplatte, Bild: Elya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Stirnseite des Dreikönigenschreins ist aus reinem Gold gefertigt. Auf ihr ist unter anderem die Anbetung der Könige und die Taufe Christi zu sehen. Die sogenannte „Trapezplatte“ in der Mitte wird zu ganz besonderen Anlässen, zum Beispiel am Dreikönigstag (6. Januar), abgenommen. Dann ist der Blick auf die innenliegenden Schädel möglich. Früher war es üblich, dass Pilger Gegenstände oder Gebetszettelchen einem Geistlichen reichten, der diese mit einer silbernen Zange an die Schädel hielt. So wurden diese zu Berührungsreliquien und für Pilger unschätzbar wertvoll.

Der ursprüngliche Schrein wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach überarbeitet und restauriert. Neue Figuren kamen hinzu, der Schrein wurde massiv verkürzt, bei Diebstählen beschädigt und machte weite Reisen.

Der Schrein macht über die Jahrhunderte eine kleine Reise durch den Dom

Zunächst wurde der Schrein im alten Dom aufgestellt. Doch dieses Bauwerk war nicht dazu geeignet, die extrem große Menge an Pilgern, die den Schrein sehen wollten, aufzunehmen. Zudem setzte sich ein neuer Baustil durch: Die Gotik. So wurde der alte Dom als nicht mehr standesgemäß für die überaus wichtige Reliquie angesehen.

Am 15. August 1248 war dann der Baubeginn des neuen gotischen Doms. Ursprünglich sollte der Schrein exakt in der Vierung, dem Schnittpunkt von Lang- und Querhaus, aufgestellt werden. Allerdings verzögerten sich bekanntlich die Bauarbeiten am Dom erheblich, und es sollte 632 Jahre bis zur Vollendung dauern.

Zumindest der Chor wurde 1322 fertiggestellt und der Dreikönigenschrein wurde in der zentralen Achskapelle im Chor präsentiert. Ein äußerst praktischer Aufstellort: So konnten die Pilger durch den Chorumgang an dem Schrein vorbei geführt werden. Damit der wertvolle Schrein nicht beschädigt wurde, versah man diesen mit einem rot-goldenen Gitter.

Ein rotes Gitter schützte den Dreikönigenschrein, Darstellung von 1633, Bild: Kölnisches Stadtmuseum, gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Ein rotes Gitter schützte den Dreikönigenschrein, Darstellung von 1633, Bild: Kölnisches Stadtmuseum, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Diebe beschädigen den Dreikönigenschrein

Als im Jahre 1434 ein Stück einer Fiale1Fialen sind aus Stein gemeißelte, schlanke, spitz auslaufende Türmchen. abbrach und den Schrein nur knapp verfehlte, wurde dieses nicht nur als Wunder angesehen, sondern auch als Grund, den Schrein aus Sicherheitsgründen zunächst in der Sakristei aufzubewahren.

Am 28. Januar 1574 wurde der Schrein Opfer eines dreisten Diebstahls. Ein oder mehrere Diebe, die nie gefasst wurden, brachen Edelsteine aus dem Kunstwerk. Darunter war auch ein großer Kameo2Ein als Relief bearbeiteter Schmuckstein., der sogenannte „Ptolemäer-Kameo“. Kurios: Exakt dieser Schmuckstein wurde 1952 im Wiener Kunsthistorischen Museum wiedergefunden.

Von etwa 1690 bis 1889 schützte ein Marmormausoleum den Dreiköinigenschrein, Bild: gemeinfrei
Von etwa 1690 bis 1889 schützte ein Marmormausoleum den Dreiköinigenschrein, Bild: gemeinfrei

Um den Schrein besser zu schützen, wurde dieser etwa 1690 mit einem Marmormausoleum überbaut. Teile dieses barocken Bauwerks sind heute noch im Dom zu sehen und bilden die Rückwand des Altars der Schmuckmadonna in der Nähe des Nordeingangs.

Das Mausoleum für den Dreikönigenschrein wurde 1889 abgerissen und 1920 zur Altarwand umgebaut. Seit 1963 ist es der Altar für die Schmuckmadonna. Bild: Elya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Das Mausoleum für den Dreikönigenschrein wurde 1889 abgerissen und 1920 zur Altarwand umgebaut. Seit 1963 ist es der Altar für die Schmuckmadonna. Bild: Elya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Der Schrein wurde in den verschiedenen Kriegen ausgelagert

Kurz vor dem Einmarsch der französischen Truppen am 6. Oktober 1794 wurde der Dreikönigenschrein zerlegt und in Sicherheit gebracht. Nach einer abenteuerlichen Reise über eine Abtei in der Nähe von Arnsberg landete dieser in Frankfurt. Nach zähen Verhandlungen kam der Schrein Juni 1803 nach Köln zurück, allerdings schwer beschädigt. Außerdem fehlten die getrennt aufbewahrten Reliquien.

Erst 1808 konnte der restaurierte Schrein wieder im Chor des noch nicht fertiggestellten Doms mit den Reliquien aufgestellt werden. Ab 1864 wurde der Schrein in die Domschatzkammer verlegt und nur noch an hohen Festtagen präsentiert. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 wurde der Schrein wegen Sicherheitsbedenken zusammen mit dem gesamten Domschatz zur Sicherheit auf die rechtsrheinische Seite ausgelagert.

Ein ähnliches Schicksal sollte das Kunstwerk im Zweiten Weltkrieg erleben. Bereits ab 1936 wurden exakt passende Kisten sowie eine unterirdische Kammer für den Fall der Fälle vorbreitet. Ab 1939 wurden der Schrein zusammen mit weiteren wertvollen Kunstgegenständen dort gelagert.

Durch den Schock und die massiven Zerstörungen des sogenannten „Tausend-Bomber-Angriff“ in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 auf Köln wurde beschlossen, den Dreikönigenschrein in das fränkische Pommersfelden auszulagern. Doch ab September 1944 erschien auch diese Unterbringung nicht mehr sicher genug.

Der Plan, den Schrein in Fulda zu lagern, scheiterte daran, dass Fulda noch während des Transports dorthin massiv bombardiert wurde. So musste der Transport nach Siegen umgeleitet werden. Allerdings war die Tür des ausgewählten Bunkers nicht groß genug – der Schrein passte schlichtweg nicht rein. So kam der Schrein am 19. September 1944 wieder zurück nach Köln und sollte dort auch die letzten Kriegsmonate verbleiben.

Hightech-Schutz für ein einzigartiges Kunstwerk

Seit 1948 steht der Schrein wieder an seinem Platz im Chorumgang des Doms. Bereits damals wurde dieser mit einer Vitrine geschützt, welche 1965 erneuert wurde. Diese Vitrine bestand aus einem speziellen Sicherheitsglas, in welches ein Alarmdraht eingelassen wurde. Doch dieser Draht rostete im Laufe der Jahrzehnte und färbte das Glas zunehmend grün.

Um den Schrein wieder besser sichtbar zu machen und die Sicherheit zu gewährleisten, wurde 2004 eine komplett neue Vitrine angeschafft. Auch diese Vitrine ist ein Meisterwerk: Das speziell entspiegelte Glas besteht aus fünf Panzerglasscheiben. Angeblich würde man mit einer Axt mehr als 45 Minuten benötigen, alle fünf Lagen zu durchschlagen. Von oben und unten schützt ein zentimeterdicker Stahlboden den Schrein.

Eine moderne Hightech-Kabine schützt seit 2004 den Dreikönigenschrein, Bild: Pedelecs , CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Eine moderne Hightech-Kabine schützt seit 2004 den Dreikönigenschrein, Bild: Pedelecs , CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die gesamte Vitrine kann elektrisch hoch und runtergefahren werden. Hoch geht es immer dann, wenn dann Dreikönigenwallfahrt ansteht. Dann können die Gläubigen unter dem Schrein hindurch pilgern.

Eine solche Konstruktion hat ihren Preis. Barbara Schock-Werner, die erste Frau im Amt des Kölner Dombaumeisters, dazu im Kölner Stadt-Anzeiger3Kölner Stadt-Anzeiger vom 25.09.2019:

„Die Kosten beliefen sich auf den Gegenwert eines kleinen Einfamilienhauses. Aber zum Schutz und zur Präsentation eines einzigartigen Kunstwerks musste es eben auch das Beste vom Besten sein.“

Was ist denn tatsächlich in dem Schrein?

Tatsächlich wurde der Inhalt des Dreikönigenschreins zuletzt am 21. Juli 1864 eingehend unter Anwesenheit von 35 Zeugen untersucht. Bei dieser Prüfung wurden verschiedene Gebeine gefunden:

  • Die drei Schädel, die man Caspar, Melchior und Balthasar zuordnet, sind tatsächlich drei Männerschädel von Männern im unterschiedlichen Lebensalter.
  • Zusätzlich fand man in dem Schrein Knochen dreier verschiedener Männer und zusätzlich viele kleinere Knochen, z.B. Fuß- und Handwurzelknochen, Wirbel und Rippen von mindestens zwei nicht exakt zuzuordnenden Personen. Möglicherweise handelt es sich dabei um Gebeine des Heiligen Nabor und des Heiligen Felix.
  • Außerdem wurden einzelne Knochen eines Kleinkindes gefunden. Woher diese genau stammen, kann nicht exakt belegt werden. Möglicherweise stammen die aus einem bereits um 1800 eingeschmolzenen Reliquiar der „Unschuldigen Kinder“, welches im Dom stand.
  • Es wurden auch Gebeine gefunden, die man dem Heiligen Gregor von Spoleto zuordnete. Diese Zuordnung ist wahrscheinlich zutreffend, weil ein Pergamentstreifens mit der Inschrift: „sct Gregorii. prb et mr“ gefunden wurden und weil ein im Schrein befindlicher Unterkiefer exakt zur außerhalb des Schreins befindlichen Schädelreliquie des Heiligen Gregors passt.

Übrigens: In den 1980er Jahren wurden die Stoffreste untersucht, welche die verschiedenen Gebeine umhüllen. Diese stammen nachweislich aus dem 2. bis 4. Jahrhundert nach Christus.

Und: Sind das im Schrein denn jetzt die echten Heiligen Drei Könige?

Die Frage nach der Authentizität der Gebeine wird immer wieder gestellt. Die Antwort auf die Frage „Sind das denn die echten Heiligen drei Könige?“ beantwortet der Kölner Kunsthistoriker Helmut Fußbroich wie folgt:

„Aber da kann man ohne rot zu werden, sagen, nä, die können nicht echt sein, weil es sich eben um eine Geschichte handelt, die keine Historie erzählen will.“ 

Somit bleibt es offen, wessen Gebeine wirklich im Dreikönigenschrein liegen. Vielleicht ist ja gerade dieses Rätsel, was die Faszination ausmacht. Oder, um es mit niemand geringeren als Goethe, zu sagen:

„Geschichte, Überlieferung, Mögliches, Unwahrscheinliches, Fabelhaftes mit Natürlichem, Wahrscheinlichem, Wirklichem bis zur letzten und individuellsten Schilderung zusammengeschmolzen, entwaffnet wie ein Märchen alle Kritik.“

Und das ist eine schöne, typisch rheinisch-katholische, Aussage.


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Ein paar Fragen an Willem Fromm: Köln hat eine erzählenswerte Geschichte!

Willem Fromm ist Historiker und ein absoluter Köln-Experte, Bilder: Willem Fromm
Willem Fromm ist Historiker und ein absoluter Köln-Experte, Bilder: Willem Fromm

Eigentlich dachte ich immer, mich gut in der Geschichte Kölns auszukennen. Zumindest bis ich angefangen habe, den Podcast „Eine Geschichte der Stadt Köln“ zu hören. Seitdem ist mir klar: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“.

In diesem unglaublich umfassenden Podcast kann man zuhören, wie Köln wächst: von den Römern bis in unsere Zeit.

Der Mann hinter diesem erfolgreichen Podcast ist der Historiker Willem Fromm. Ich habe mich mit ihm mitten in der Stadt getroffen, am Rheinufer, dort wo vor etwa 1700 Jahren die Konstantinbrücke stand – über die Willem übrigens auch locker eine Stunde erzählen kann.

Doch jetzt interessiert mich mehr seine Sicht auf die Geschichte der Stadt.

Willem, du bist ein absoluter Köln-Geschichts-Experte. Was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Daten bzw. Ereignisse in der Kölner Stadtgeschichte?

Natürlich empört sich in mir das Historikerherz, hier nur drei Ereignisse nennen zu dürfen! Auf die gesamten 2.000 Jahre lang geblickt würde ich sagen:

  1. Agrippina verlieh Köln im Jahr 50 n. Chr. den Rang einer Kolonie, was damals was Positives war im Vergleich zu späteren Zeiten, wodurch die Stadt einen Vorteil am Rhein erhielt.
  2. In den 950er-Jahren wurden die Erzbischöfe unter Bruno I. auch weltliche Stadtherren und sicherten Köln durch ihre direkte Nähe zum Kaiserhof viele Vorteile. Sie verschafften der Stadt wirtschaftliche Privilegien und vor allem die Reliquien für die Stadt. Nur von hier aus war der Weg zum gotischen Neubau des Doms 1248 möglich, die Erlangung des Stapelrechts 1259 und die Befreiung von der direkten erzbischöflichen Herrschaft nach der Schlacht von Worringen 1288 möglich.
  3. Die Zeit von 1933-1945: hier erlebte Köln die moralische und physische Zerstörung erst durch die Nazis, einschließlich Plänen zum nahezu kompletten Abriss des Martinsviertels und der rechten Rheinseite. Dann folgte die Vernichtung des über 2.000 Jahre gewachsenen Stadtkerns durch den Zweiten Weltkrieg.
Die blaue Uniform der protestantischen Preußen hat zum Begriff "Blauköpp" geführt, Bild: Knötel (1883)
Willem Fromm meint, dass die Ablehnung der Preußen in Köln völlig überschätzt wird, Bild: Knötel (1883)

Und was wird deiner Meinung nach völlig überschätzt?

Die angebliche Ablehnung allen Preußischen durch Köln im 19. Jahrhundert. Natürlich gab es in Köln ab 1815 Kräfte, die den preußischen Staat ablehnten. Aber spätestens ab der Reichsgründung 1871 waren die Eliten in Köln weitestgehend treue preußische Staatsbürger.

Hast du ein Lieblingsfigur aus der langen Stadtgeschichte? Und warum gerade diese Person?

Wer sich intensiv mit Geschichte beschäftigt hat, wird meist zum Zyniker. Wir wissen selbst zu gut, dass keine historische Persönlichkeit unschuldig oder moralisch einwandfrei ist. Das kann sie auch nicht sein. So wie du und ich es auch nicht sind.

Und genau hier drin finde ich, liegt die Faszination an der Geschichtsforschung. Oft ist es einfach auch das Versuchen eines Eintauchens in die Gedankenwelt einer historischen Figur, die spannend ist.

Agrippina - Kölns Stadtgründerin, Bild: Uli Kievernagel
Schade, dass Willem Fromm Agrippina, die vermeintliche Mörderin, nicht mehr befragen kann, Bild: Uli Kievernagel

Da würde ich zu gerne mal die römische Kaiserin Agrippina befragen, wie sie die Dinge gesehen hat und ob das wirklich damit übereinstimmt, was andere, die ihr nicht freundlich gegenüberstanden, über sie geschrieben haben: Gift-Mischerin, Mörderin oder gar schlechte Mutter? Wir kennen ihre Seite der Geschichte nicht.

Diese für mich quälende Wissenslücke macht sie für mich zu meiner Lieblingsfigur. Denn ein Mensch, den man bereits durch und durch kennt und der keine Geheimnisse mehr hat, ist doch langweilig.

Du bist positiv Köln-verrückt. Wann fing diese Leidenschaft an? 

Manchmal ist einfach etwas von Beginn an da. Als Kind löcherte ich meine Eltern mit Fragen über die Geschichte Kölns. Einfach so! Früh erzählte man mir also, dass Köln von den sagenhaft großartigen Römern gegründet wurden und die damals schon Swimmingpools hatten. Doch dann haben die Germanen den Abfluss der Schwimmbecken durch ihre langen Haare verstopft. Die Römer zogen beleidigt ab und das Wissen darüber ging verloren.

Ich drückte mir die Nase platt und schaute in die Tiefe der Mikwe auf dem Rathausplatz, dem mittelalterlichen jüdischen Ritualbad, wenn wir da vorbeigingen.

Die Kölner Mikwe war das Ritualbad der mittelalterlichen Judengemeinde von Köln, Bild: HOWI - Horsch, Willy, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Die Kölner Mikwe war das Ritualbad der mittelalterlichen Judengemeinde von Köln, Bild: HOWI – Horsch, Willy, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Und als es im letzten Kindergartenjahr bei mir eine Dom-AG angeboten wurde, habe ich alles getan um an die begehrten und begrenzten Plätze zu kommen. Mit Erfolg. Das war echt toll. Turmbesteigung, Mosaike selber basteln aus Papierschnipseln und die Welt auch unter dem Dom besichtigen. Als Schülerpraktikant war ich dann 2006 bei der Dombauverwaltung, insbesondere beim Verlag Kölner Dom. Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, die erste Frau im Amt des Kölner Dombaumeisters, hat damals richtig durchgepowert in dem Laden.

Ich habe gesehen, wie das Richter-Fenster erstellt wurde, das Buch über den Schrein der Heiligen Drei Könige wurde damals gelayoutet und Autor Frank Schätzing stieg für ein Fotoshooting für sein Hörbuch seiner Romane auf den Vierungsturm. Das alles in den nur drei Wochen des Schülerpraktikums. Toll!

Da wusste ich, Geschichte ist meine Leidenschaft, die ich weiterverfolgen möchte. Meine Klassenlehrerin am Hansa-Gymnasium hat mich ebenfalls echt toll gefördert in meiner Leidenschaft für Geschichte.

Du hast Geschichte dann auch an der Uni studiert?

Ich hatte mich für Geschichte in Köln, Bonn und ja, auch Düsseldorf beworben. Zusagen erhielt ich von allen dreien, aber irgendwie zog es mich nach Bonn. Es war eine Bauchentscheidung. Auch wenn es nur ein Katzensprung war, reizte es mich, außerhalb von Köln zu studieren.

Das Tolle an Bonn ist, dass die Stadt gerade groß genug, aber auch nicht zu klein ist. Mit der Residenz der Kölner Erzbischöfe als Unihauptgebäude und einer schönen Villa am Rhein als Sitz des Instituts für Geschichtswissenschaft, war für mich schon ein Reiz. Letzteres liegt auch direkt am Alten Zoll mit Biergarten in den warmen Monaten.

Die Seminare waren von der Atmosphäre durchweg immer sehr familiär und alle begegneten sich dort auf Augenhöhe. Die Profs und Angestellten am Lehrstuhl kannten jeden mit Namen, selbst die Pförtner, die einen mit dem oft nicht vorhandenen Kleingeld für den Kopierer aushalfen und einen Geldschein in Münzen umtauschten. Es war echt sehr schön, ich denke gerne an die Zeit zurück.

Natürlich reizte mich die Uni Bonn auch fachlich mit der renommierten Rheinischen Landesgeschichte und mit ihrem hohen Alter, Gründung 1818, übrigens als Ausgleich für die Schließung der Kölner Uni einige Jahre zuvor, hat sie die Entwicklung der Geschichtswissenschaft in Deutschland maßgeblich mitgeprägt und damit eine reiche wissenschaftliche Tradition.

Du hast 2020 deinen Podcast „Eine Geschichte der Stadt Köln“ gestartet. Was ist die Idee dahinter? 

Als erstes will ich anmerken, dass dies kein „es-war-Corona-und-ich-hatte-Zeit-Podcast“ ist. Die ersten sechs Folgen hatte ich schon im Sommer 2019 erstellt. Doch erst über die Weihnachtstage hatte ich dann endlich den Mut, sie zu veröffentlichen, was dann Ende Januar 2020 auch geschah. Ich finde Podcasts ein sehr persönliches Format, da man hierbei nur die Stimme der aufnehmenden Person hört.

Der Podcast "The History of Rome" von Mike Duncan war eine wichtige Inspiration für Willem Fromms eigenen Podcast zur Geschichte Kölns
Der Podcast „The History of Rome“ von Mike Duncan war eine wichtige Inspiration für Willem Fromms eigenen Podcast zur Geschichte Kölns

Ich selbst habe immer gerne den Podcast „The History of Rome“ gehört von Mike Duncan. Sein Podcast ist quasi der Großvater der Geschichte-Podcasts, da er schon 2007 erschien. Da wusste die überwältigende Mehrheit noch nicht, was Podcasts überhaupt sind. Mike Duncan ging in seinem Hörspiel die Geschichte des römischen Reiches von Anfang bis Ende durch. Immerhin rund 1.300 Jahre. Das inspirierte mich, das gleiche für Köln zu starten. Eine erzählte Geschichte Kölns von der Steinzeit bis heute.

Inzwischen fahre ich aber mehrgleisig, in sogenannten „Schnipsel-Folgen“ weiche ich auch oft von der starren Chronologie ab und erzähle, was ich möchte über die Kölner Stadtgeschichte oder führe Interviews mit Menschen, die was über Kölns Geschichte zu erzählen haben.

Wieviel Stunden Podcast sind daraus bis heute geworden?

Bei nun 60 veröffentlichten Folgen seit 2021 müssten es so ungefähr 50 Stunden sein in etwa. Wer also eine zweitägige Reise vor sich hat – hört doch mal rein. 😉

Und wieviel Stunden kommen noch? Wann willst du im „Heute“ ankommen?

Das ist schwierig abzusehen. Man könnte meinen, ich habe ja bereits die Hälfte geschafft, da wir im Jahr 1100 angekommen sind im Podcast. Man darf aber nicht vergessen, dass die historische Quellenlage immer besser wird und von der schieren Menge immer mehr wird, je näher wir der Gegenwart kommen.

So toll die römische Antike Kölns zu erzählen ist, vieles bleibt bis heute im Dunkeln. Wo befand sich das Amphitheater der Stadt, das es nachweislich gegeben haben muss? Oder zwischen den Jahren 100 n. Chr. bis 250 n. Chr. etwa gibt es keinerlei schriftliche Aufzeichnung über das römische Köln. Die Jahre musste ich notgedrungen überspringen.

Ab dem Jahr 1200 wird es dann richtig wild und ereignisreich in der Kölner Stadtgeschichte, dass man Gefahr läuft, was zu vergessen zu erzählen. Ich habe vor zwei Jahren aber einen groben Fahrplan bis 1288 ausgearbeitet, wann welche Folge mit welchem Thema erscheint. Bis ich da ankomme, vergehen laut diesem Plan noch zwei Jahre, obwohl ich bereits im Jahr 1100 angekommen bin.

Ein Mammutwerk: Der Podcast "Eine Geschichte der Stadt Köln" von Willem Fromm
Ein Mammutwerk: Der Podcast „Eine Geschichte der Stadt Köln“ von Willem Fromm

Ein Mammutwerk! Was treibt dich an, dich dieser gewaltigen Aufgabe zu stellen?

Ich habe schon immer nach dem „Warum?“ gefragt. Geschichte ist interpretierte Vergangenheit. Ich wollte immer wissen, warum etwas in unserem Alltag so ist, wie es ist. Trotz allen schweren Umbrüchen in der Kölner Geschichte, ist diese bis heute in unserer Stadt an vielen Orten noch spürbar, oft sogar zum Anfassen!

Des Weiteren hat sich trotz meines erfolgreich abgeschlossenen Geschichtsstudiums nie wirklich die Chance ergeben im Feld der Geschichtsforschung zu arbeiten. Jobs, insbesondere jene mit der man eine Familie ernähren kann, sind in dem Felde rar und daher hart umkämpft. Was ich niemanden verübeln kann. Als Ventil dafür dient mir der Podcast.

Und ehrlich gesagt, hat das doch auch viele Vorteile so: ich habe völlige Freiheit, was ich wie recherchiere und präsentiere. Ich kann selbstständig bestimmen, wann ich was veröffentliche. Dadurch habe ich mir quasi meinen eigenen ehrenamtlichen Historikerberuf nach eigenem Maß geschaffen.

Verdienst du Geld mit deinem Podcast?

Ja, ich verdiene etwas Geld damit. Gewinne erwirtschafte ich damit aber nicht. Ich weise mein Publikum nach jeder Folge höflich und kurz darauf hin seit kurzem, dass sie mir per Paypal ein kleines Trinkgeld überweisen können. Des Weiteren kann man mich langfristig auf einer Plattform namens Patreon.com unterstützen. Follower können mir pro Folge auf diesem Weg zwischen einem und fünf Euro überweisen.

Hier ist aber auch wichtig die Ausgabenseite zu beachten. Bücher kaufen, Gebühren fürs Podcast-Hosting und Website-Hosting, Domain-Lizenzen, Software-Lizenzen, Hardware (etwas geht immer kaputt) wie Mikros, Speicherkarten, Laptops, Kabel, das portable Aufnahmegerät und Fahrtkosten zu meinen Interviewgästen. All das kostet mich monatlich einen Betrag, der so um die 150 Euro liegt.

In letzter Zeit halten sich Ausgaben und Trinkgelder fast schon die Waage. Ich freue mich über jede noch so kleine Zuwendung. Und ja, natürlich wäre es schön, eines Tages auch mit einem kleinen Plus herauszugehen.

Wieviel Zeit investierst du ungefähr pro Woche in den Podcast?

Das ist schwer zu sagen. Die Recherchearbeit integriere ich oft in meinen Alltag. Abends auf der Couch mit meiner Frau beim Fernsehschauen habe ich ein Buch in der Hand und mache mir Notizen. Da ist schwer abzuschätzen wie viel Zeit jeweils mit der Glotze und jeweils mit dem Recherchieren draufgeht. Es ist auch vom Thema abhängig. Eine Folge über den Alten Dom schreibe ich an einem Abend aus meinem Kopf direkt runter. Eine Folge über das Gerichtswesen des mittelalterlichen Kölns lässt mich mitunter nächtelang verzweifeln.

Bei Aufnahme und Schnitt ist es ziemlich einfach zu messen. Pro aufgenommener Minute brauche ich ungefähr zwei Minuten zum Nachbearbeiten. Dauert eine Folge 40 Minuten, brauche ich 80 Minuten zum Schneiden und Bearbeiten. Ein Versprecher hier, ein neu aufgenommener Satz da.

Eine Podcastfolge zu erstellen ist übrigens nur 30 Prozent der gesamten Arbeit bei einem Podcast. 70 Prozent geht in die Öffentlichkeitsarbeit. Das geht weitestgehend über die Sozialen Medien wie Facebook, Instagram und TikTok. Anders ist es kaum möglich, wenn man nicht Unsummen für klassische Werbung ausgeben kann, wie es bei den meisten Podcasts von Privatpersonen ist. Dem „Köln-Ding der Woche“-Podcast wird es da ja sicherlich ähnlich gehen.

Auf Social Media versuche ich die Menschen durch Artikelbeiträge und vor allem durch das Erstellen meiner Kurzfilmreihe über Kölns Geschichte zu begeistern.

Der Podcast zur Geschichte der Stadt Köln erschien zunächst auf Englisch.
Der Podcast zur Geschichte der Stadt Köln erschien zunächst auf Englisch.

Der Podcast erschien zunächst auf Englisch, erst danach auf Deutsch. Wieso?

Wir müssen uns ins Jahr 2019 zurückversetzen. Vor Corona und bevor dadurch die große Podcastwelle in Deutschland losrollte. Doch im Jahr 2019 war die deutsche Podcastlandschaft noch recht überschaubar. So nahm ich an, dass dieses neue Medium eher ein internationales Publikum ansprechen müsste. Daher auf Englisch.

Zusätzlich mochte ich die Idee, Menschen auf der ganzen Welt zu zeigen, dass Köln mehr ist als nur Kölsch, Dom, FC und Karneval. Alles tolle Dinge an unserer Stadt, keine Frage! Aber eben nicht alles, was in 2.000 Jahre Stadtgeschichte prägend war.

Was hören wir als nächstes im Podcast?

Die nächste Folge 1Stand: 10. September 2023 wird ein richtiger Krimi. Das Sprichwort „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte!“ trifft hier so richtig zu im Jahr 1106. Kaiser Heinrich IV. und sein Sohnemann Heinrich V., streiten sich über die Macht im Reich. Der jüngere Heinrich hatte den Vater eigentlich schon aufs Altenteil geschickt. Immerhin hatte der bereits 50 Jahre der Regentschaft auf dem Buckel. Doch der greise Kaiser denkt gar nicht ans Aufgeben.

Dieser eigentliche dynastische Konflikt auf Reichsebene nutzt die Kölner Bürgerschaft für den eigenen Vorteil schamlos aus. So bietet die Stadt dem geschassten alten Kaiser Heinrich IV. Zuflucht. In Köln wird er zwar gebührend empfangen, aber dafür verlangt man natürlich eine Gegenleistung. Eine riesige Stadterweiterung wünscht man sich, gegen den Willen des Stadtherrn, dem Erzbischof von Köln! Wer wird sich also durchsetzen? Viel steht auf dem Spiel. Denn der junge Heinrich V. sammelt ein Heer und wird Köln im Jahr 1106 frontal angreifen. Wie das wohl ausgehen wird? Erfahrt es am 11. September! Überall dort, wo es Podcasts gibt.  


Genau wie alle anderen Menschen in meiner Rubrik „Ein paar Fragen an …“ hat auch Willem Fromm zu meinen „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?

Eine Ranch in Oklahoma. Mit Hühnerstall, einem Fischteich und meiner US-amerikanischen Gastfamilie als Nachbarn. Natürlich nur für ein paar Wochen. Dann geht’s wieder nach Köln.

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Ich reise gerne in die Welt hinaus, aber freue mich immer wie verrückt wieder nach Hause zu kommen. Wenn die Domspitzen in der Ferne das erste Mal wieder auftauchen. Ich glaube jeder kennt das Gefühl, der hier zuhause ist.

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Wie hoch war das Zeichenlimit hier noch mal? 😉 Ich finde es schade, dass die Stadt oftmals unorganisiert scheint. Eine Großstadt zu organisieren ist selbstverständlich eine Wahnsinnsaufgabe und ich möchte mir selbstverständlich nicht anmaßen es besser machen zu können. Aber gerade mein aktueller Urlaub in geschichtsträchtige Großstädte wie Edinburgh und London haben mir vor Augen geführt, dass gerade die Kölner Altstadt, die ja der Hauptanlaufpunkt für Besuchende ist, eher vernachlässigt wirkt. Woran das genau liegt oder wer daran schuld ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Wir reden viel über Missstände in dieser Stadt und benennen sie deutlich. Was ich vermisse, ist jemand an verantwortlicher Stelle, der sich den Hut aufsetzt und sagt: „Problem erkannt, ich werde alles tun und ich bin die Ansprechperson dafür.“ Stattdessen wird meist das Problem hin und her geschoben und bleibt im Ungefähren. Und keiner will es anpacken.

 

Der Vierungsturm des Kölner Doms mit dem goldenen Stern von Betlehem, Bild: CEphoto, Uwe Aranas, CC-BY-SA-3.0
Der Vierungsturm des Kölner Doms ist der Lieblingsplatz von Willem Fromm, Bild: CEphoto, Uwe Aranas, CC-BY-SA-3.0

Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Auf dem Vierungsturm des Kölner Doms.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?

Mein Standardprogramm: Donnerstag eher ruhig halten, aber Berliner kaufen und abends Kölsch trinken gehen. Sonntags den Zug in Porz schauen. Montags mit der auswärtigen Verwandtschaft sich den Rosenmontagszug anschauen, glücklicherweise kenne ich Spots, wo es nicht so voll ist. Dienstags dann noch den Nippeser Zug. Ich gestehe aber auch, dass mir in manchen Jahren ein Urlaub nach Hamburg oder in die Niederlande lieber waren.

Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?

Ich mache da so einen Podcast, keine Ahnung, ob ich das hier schon angemerkt habe. 😉

Wat hät für dich noch immer jood jejange?

Der Support durch Familie und Freunde.

Halve Hahn, Bild: Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)
Halve Hahn, das kölsche Lieblingsessen des Historikers Willem Fromm, Bild: Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)

Dein kölsches Lieblingsessen?

Das mag zwar ziemlich simpel klingen, aber bei einer gewissen schwarz-gelben Bäckerei hole ich mir gelegentlich gerne auf die Hand ne Halve Hahn. Da verbindet sich auch übrigens meine eigene Identität. Das rheinländische Röggelchen mit dem niederländischen Gouda.

Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?

Leider sind viele Schimpfwörter oft sehr diskriminierend, daher würde ich… Ach, was soll’s, es ist du „Du bes en fiese Möpp!“ alternativ „Ahl Kraad“. Beide benutze ich wirklich zu oft.

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …

en Jungfrau un en ahle Möhn.


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Katharina Henot – die vermeintliche Hexe

Figur von Katharina Henot auf dem Rathausturm. Deutlich zu erkennen: Die Flammen des Scheiterhaufens. Sie ist in guter Gesellschaft: Die Figur neben ihr ist Friedrich Spee von Langenfeld, ein Kritiker der Hexenprozesse, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Figur von Katharina Henot auf dem Rathausturm. Deutlich zu erkennen: Die Flammen des Scheiterhaufens. Sie ist in guter Gesellschaft: Die Figur neben ihr ist Friedrich Spee von Langenfeld, ein Kritiker der Hexenprozesse, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Podcast Henot 5

Die sogenante „Hexenverfolgung“ ist ein trauriges Kapitel. Es gibt keine sichere Angabe zu den Opfern, manche Quellen gehen von bis zu 60.000 Toten aus. Darunter waren auch Männer, allerdings fanden überwiegend Frauen als vermeintliche „Hexen“ den Tod. So auch die Kölnerin Katharina Henot (oder auch Henoth, je nach Quelle), die am 19. Mai 1627 ermordet wurde.

Neid auf das lukrative Postmeister-Amt

Katharinas Vater Jacob Henot hatte seit 1579 das hochangesehene Amt des kaiserlichen Postmeisters in Köln inne. Doch seine Bestrebungen, Generalpostmeister zu werden, riefen die Neider aus dem Haus Taxis auf den Plan und führten zu 20 Jahren voller Streit um das lukrative Amt. Faktisch führten Katharina und ihr Bruder Hartger die Post-Geschäfte.

Als ihr Vater im Jahr 1625 im damals unglaublich hohen Alter von 94 Jahren starb, hielten die Geschwister den Tode des Familienoberhaupts zunächst geheim, um nicht die Geschäfte zu gefährden. Der Schwindel flog auf – und die Familie Henot verlor in einem Prozess das Recht auf die Postmeisterei an die Fürsten von Taxis.

Katharina wird der „Peinlichen Befragung“ unterworfen

Zeitgleich kamen in Köln Gerüchte auf, Katharina sei eine Hexe. Beweise waren z. B. eine Raupenplage in einem Kölner Kloster. Die Beschuldigte strengte daraufhin einen Prozess zum Beweis ihrer Unschuld an. Doch die Vorwürfe gegen Katharina häuften sich, sie wurde unter anderem wegen Schadenzaubers, Verbreitung von Zank und „Unzucht mit adeligen Herren“  angeklagt.

Daher wurde sie im Januar 1627 festgenommen und der „Peinlichen Befragung“ unterzogen. Die „Peinliche Befragung“ wurde bei Inquisitionsprozessen eingesetzt. Der Begriff ist von Pein abgeleitet bedeutet deswegen schmerzhaft. Tatsächlich handelt es sich um Folter mit dem Ziel, ein Geständnis zu erhalten. Der Einsatz der Folter wurde zur damaligen Zeit als durchaus legitim angesehen.1Leider wird auch heute noch von finsteren Regimen rund um den Erdball gefoltert. Danke an Thomas für diese Ergänzung.

So könnte auch die "Peinliche Befragung" Katharina Henots ausgesehen haben, Bild: Jan Luyken (1649 – 1712), Public domain, via Wikimedia Commons
So könnte auch die „Peinliche Befragung“ Katharina Henots ausgesehen haben, Bild: Jan Luyken (1649 – 1712), Public domain, via Wikimedia Commons

Insgesamt wurde die vermeintliche Hexe drei Mal gefoltert. Doch Katharina blieb standhaft und verweigerte ein Geständnis ihrer Hexerei. Eigentlich hätte der Prozess hier enden müssen, denn nach den damals gültigen Gesetzen hätte sie nach der dritten Folter ohne Geständnis freigelassen werden müssen. Trotzdem wurde sie zum Tode verurteilt.

Auf Melaten hingerichtet

Am 19. Mai 1627 wurde das Urteil auf Melaten vollstreckt. Der Scharfrichter erwürgte die von der Folter stark gezeichnete Katharina Henot, ihr Leichnam wurde verbrannt. Dieser Mord war der Auftakt zu einer ganzen Serie von Hexenprozessen im „Hillige Kölle“. Bis 1630 wurden mindestens 24 weitere Frauen als Hexen ermordet.

Es sollte aber noch mehr als 380 Jahre bis zur Rehabilitation der vermeintlichen Hexen dauern. Erst im Februar 2012 beschloss der Rat der Stadt Köln, auf Antrag der Nachfahren von Katharina Henot, die Rehabilitierung von insgesamt 38 Frauen, die im Zuge der Hexenprozesse verurteilt worden waren.


Heute trägt eine Straße in Ehrenfeld und eine Schule in Kalk ihren Namen. Das Historische Archiv begründet die Namensgebung der Schule wie folgt (Auszug):
„Ihre Persönlichkeit lässt mit Selbstbewusstsein, Gerechtigkeitssinn und Standhaftigkeit Eigenschaften erkennen, denen heute der Stellenwert von demokratischen Tugenden zugemessen wird.“

Die Bläck Fööss haben ihr mit dem Lied „Katharina Henot“  ein musikalisches Denkmal gesetzt. Den Text gibt es auf der Website der Föös.


Ein großes DANKE an Franz-Josef Knöchel vom Informationssystem  KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital. für wertvolle Korrekturhinweise zu diesem Artikel.


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Agrippina – Sex, Intrigen und Mord

Agrippina - Kölns Stadtgründerin, Bild: Uli Kievernagel
Agrippina – Kölns Stadtgründerin, Bild: Uli Kievernagel

Podcast Agrippina Folge 3

Wer glaubt, Intrigen, Morde und Sex an Königs- und Kaiserhöfen wären alles nur Erfindungen der Fantasy-Literatur, sollte sich unbedingt mal mit der Kölner Stadtgeschichte beschäftigen: Die Geschichte um unsere Stadtgründerin Agrippina bietet alle Zutaten für ein eigenes Epos mit Mord, Inzest und jeder Menge Intrigen.

Fakt ist, dass Agrippina – mehr oder weniger – ein kölsches Mädchen ist. Immerhin wurde sie in Köln geboren. Ihr Vater Germanicus war Heerführer der riesigen Armee, die die schmähliche Niederlage der Römer in der Varus-Schlacht rächen sollte. Just als diese Armee im Oppidum Ubiorum, dem späteren Köln, stationiert war, wurde Agrippina im Jahr 15 oder 16 n. Chr geboren. Über ihre Jugend ist nichts bekannt.

Ihr Bruder war der berüchtigte Kaiser Caligula, der Agrippina und ihre beiden Schwestern wie Göttinnen verehren lies. Doch das Glück währte nicht lange. Agrippina war in eine Verschwörung gegen ihren Bruder verstrickt und entging dem Tod nur durch die Verbannung auf die Insel Ponza im Tyrrhenischen Meer. Wie gut für Agrippina, dass Caligula selber im Jahr 41 n. Chr. ermordet wurde – so konnte sie zurück in die „upper class Gesellschaft“ Roms.

Entbrannt in völligem Verlangen nach Schreckensherrschaft

Ihr Plan, über verschiedene einflussreiche Ehemänner ihre Stellung in der römischen Gesellschaft zu festigen, ging ordentlich schief: In erster Ehe heiratete sie einen Politiker, der selber wegen Inzestes mit seiner Schwester angeklagt wurde. Aus dieser Ehe entstammt ihr einziges Kind: Lucius Domitius Ahenobarbus, besser bekannt als Nero.

Auch ihr zweiter Ehemann stand ihrem Aufstieg im Weg – er starb an einer Pilzvergiftung. Durch das (wohl durch Agrippina selbst beschleunigte) Ableben ihres zweiten Mannes war sie frei für ihre dritte Ehe: Im Alter von 33 Jahren heiratete sie den 25 Jahre älteren Kaiser Claudius. Eigens für diese Ehe wurde ein Gesetz zur Ehe zwischen Verwandten geändert, denn immerhin war Claudius ihr Onkel.

Jetzt war Agrippina fast am Ziel: Sie sorgte dafür, dass Claudius ihr den Titel einer römischen Kaiserin verlieh und gleichzeitig ihren Sohn Nero adoptierte. Um ihre Macht zu festigen, ging Agrippina über Leichen, der römische Historiker Tacitus beschrieb Agrippina als „entbrannt in völligem Verlangen nach Schreckensherrschaft“.

Köln wird zu Colonia Claudia Ara Agrippinensium

In dieser Zeit verlieh sie auch ihrem Geburtsort am Rhein den Titel einer römischen Kolonie. Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) entstand, daraus erwuchs das heutige Köln. Sicher ist:  Nur durch die Rechte einer Colonia, einer römischen Kolonie, konnte Köln wachsen und sich zu einer der wichtigsten Städte im Römischen Reich entwickeln. Die Kölner verklären diese Entscheidung gerne als Agrippinas Liebeserklärung an ihren Geburtsort. Tatsächlich wollte sie damit aber vermutlich nur ihre Geburt im „Barbarenland“ verschleiern und ihre Macht festigen – immerhin ist die Bennenung einer römischen Kolonie nach einer Frau einzigartig. 

Nero, Sohn von Agrippina und Kaiser, Bild: Bibi Saint-Pol
Nero, Sohn von Agrippina und Kaiser, Bild: Bibi Saint-Pol

Nero wird Kaiser und lässt seine Mutter umbringen

Doch Agrippina war noch nicht am Ziel angekommen: Sie wollte unbedingt ihren Sohn Nero auf den Kaiserthron bringen. Unglücklich war nur, dass ihr Ehemann Kaiser Claudius selber einen Sohn aus einer früheren Ehe hatte, welcher als Nachfolger vorgesehen war. Erneut sorgte ein Pilzgericht für die Lösung. Claudius starb an einer Vergiftung und Nero konnte Kaiser werden. Der römischen Gesellschaft gefiel dieses Arrangement nicht, hinter ihrem Rücken wurden Nero und seiner Mutter „inzestuöser Verkehr“ unterstellt.

Nero selber war aus ähnlichem Holz geschnitzt wie seine Mutter. Er empfand Agrippina zunehmend als Rivalin um die Macht. Zunächst verstieß er sie vom Kaiserhof, danach schlugen etliche Mordanschläge, als Unfälle getarnt, fehl und schließlich ließ Nero seine eigene Mutter 59 n. Chr. umbringen.

Da kann man feststellen: Echt schwierige Familienverhältnisse! 


Die Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Das Ornat erinnert an Agrippina, Bild: Festkomitee Kölner Karneval/Coelln Coleuer
Die Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Das Ornat erinnert an Agrippina, Bild: Festkomitee Kölner Karneval/Coelln Coleuer

Agrippina wird jedes Jahr auf das neue geehrt: Die Jungfrau im Kölner Dreigestirn steht für die Uneinnehmbarkeit der Stadt. Das römisch anmutende Gewand erinnert an die Stadtgründerin.


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Die „Poller Köpfe“- Köln ohne Rhein?

Bei Hochwasser gab es einen zweiten Verlauf des Rheins östlich von Deutz. Ein große Gefahr für die Stadt Köln. Karte: OpenStreetMap
Bei Hochwasser gab es einen zweiten Verlauf des Rheins östlich von Deutz. Ein große Gefahr für die Stadt Köln. Karte: OpenStreetMap

Es wäre für die Stadt Köln eine Katastrophe gewesen! Der Rhein fließt nicht im gewohnten Flussbett, sondern sucht sich einen neuen Verlauf. Statt westlich verläuft der Fluss auf einmal ab Poll östlich an Deutz vorbei, um dann erst in Mülheim ins alte Flussbett zurückzukehren.

Klingt aberwitzig – aber diese Gefahr drohte ab ca. dem 12. Jahrhundert. Und es passierte bereits vereinzelt bei Hochwasser und Eisgängen: In Köln kam nur noch ein flaches Rinnsal an, der Fluss suchte sich ein neues Bett. Höchste Alarmstufe für die Stadt, denn damit war die grundsätzliche Schiffbarkeit des Rheins gefährdet und somit Kölns Wohlstand. Ohne den Handel, welcher zum größten Teil über den Rhein abgewickelt wurde, und ohne das äußerst lukrative Stapelrecht wäre Köln bedeutungslos geworden.

Köln ohne Rhein? Undenkbar!

Daher wurde bereits seit dem 12. Jahrhundert das Poller Rheinufer befestigt, um eine solche „Umleitung“ zu verhindern. Durch Anpflanzungen und Dämme entlang der heutigen Poller Wiesen sollte verhindert werden, dass Köln vom Rheinstrom abgeschnitten würde.

Problematisch war allerdings, dass Poll damals noch nicht zur Stadt gehörte, sondern zu den Besitztümern des Erzbischofs, mit dem die Kölner regelmäßig im handfesten Streit lagen. Doch auch der Erzbischof war nicht daran interessiert, dass Köln seinen Rang als Handelsmetropole verlieren könnte. Großzügig erlaubte der Kirchenmann, dass die Kölner Weiden zur Uferbefestigung auf seinem Grund pflanzen durften – allerdings auf Kosten der Kölner Bürgerschaft.

Ausschnitt aus einer Federzeichnung von 1583 mit den "Poller Köpfen", Bild: Stadtarchiv Köln
Ausschnitt aus einer Federzeichnung von 1583 mit den „Poller Köpfen“, Bild: Stadtarchiv Köln

Mammutprojekt „Poller Köpfe“

Doch diese Uferbefestigung war nicht stark genug, um bei Hochwasser nachhaltig eine mögliche Veränderung des Flussbettes zu unterbinden. Daher nahm die Stadt Köln im Jahr 1557 das Poller Ufer in Erbpacht, um ein Mammutprojekt in Angriff zu nehmen: Die „Poller Köpfe“. Auch hier bat der Erzbischof die Kölner kräftig zur Kasse: Die Pachtzahlung bestand in zwei Tonnen Heringen pro Jahr und zusätzlich in einem vergoldeten Geschirr – und für jeden neuen Erzbischof auch ein neues Goldgeschirr.

Ab 1560 begannen die Bauarbeiten. Es wurden schwere Uferbefestigungen („Köpfe“) angelegt. Dafür wurden massive Eichenstämme mit Querbalken im Flussgrund befestigt. Die so entstanden Kästen wurden mit Basaltbrocken gefüllt. Die Dimensionen dieser Anlage waren gewaltig: Mehrere Hundert Meter lange und etwa acht Meter breite Konstruktionen, welche bis zu 3 Meter aus dem Wasser herausragten. Zur Beschaffung des nötigen Bauholzes erwarb die Stadt Köln ein eigenes Waldgrundstück.

Um das Bollwerk gegen die Kräfte des Rheins noch weiter zu sichern, wurden alte und beschädigte Rheinschiffe angekauft und – beschwert mit Steinen und gesichert durch in den Boden getriebene Eichenpfähle – gezielt unmittelbar vor den Poller Köpfen versenkt. Damit die Pflege des Bauwerks gesichert war, stellte die Stadt eigens einen „Weidenhüter“ ein: Ein städtischer Beamter mit Wohnsitz auf der Anlage, der diese ständig im Blick hatte.

Im Jahr 1641 wurde ein steinernes Wehr zur Unterstützung der Anlage eingebaut. Aber erst mit Bau des Deutzer Hafens ab 1895 wurden die weit in den Rhein ragenden Bestandteile der Poller Köpfe entfernt und durch moderne Befestigungsanlagen ersetzt. Die Halbinsel „Poller Werth“ wurde zum Deutzer Hafen.

Die Poller Wiesen heute, rechts der Deutzer Hafen, Bild: ToLo46, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Die Poller Wiesen heute, rechts der Deutzer Hafen, Bild: ToLo46, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Poller Wiesen sind heute Bodendenkmal 

Als Uferbefestigung sind heute nur noch die in den Rhein ragenden Buhnen auf den Poller Wiesen zu sehen, die Reste der „Poller Köpfe“ liegen unter den Poller Wiesen.

Diese sind nicht nur ein beliebtes Erholungsgebiet, sondern auch als Bodendenkmal geschützt. Im Jahr 2003 wurden dort bei Niedrigwasser zwei im 16. Jahrhundert gezielt zur Verstärkung der „Poller Köpfe“ versenkte „Niederländer“1Ein spezieller Schiffstyp zum Frachttransport auf dem Rhein. gefunden. Doch die Archäologen kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus: Bei Probegrabungen stellte sich heraus, dass bis zu 100 weitere Schiffe dort gezielt versenkt wurden.

Sogenannte "Niederländer" für Fahrten auf dem Rhein bis zur Nordsee. Am linken Bildrand ist das Holzgestell zu erkennen, welches die Anlegestellen der Ober- und Niederländer trennt, Bild: Ausschnitt aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531
Sogenannte „Niederländer“ für Fahrten auf dem Rhein bis zur Nordsee, Bild: Ausschnitt aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531

Als dann noch Kampfmittelräumer die Poller Wiese für den Papstbesuch anlässlich des Weltjugendtags 2005 in Köln – der Papst hielt vom Schiff aus eine Ansprache für die auf den Poller Wiese versammelten Gläubigen – auf eventuell im Schlick verborgene Weltkriegsbomben untersuchten, fanden sie auch mit Hilfe der dabei eingesetzten Metalldetektoren Teile der alten Befestigungsanlagen der „Poller Köpfe“, wie Eisenschuhe zur Verankerung der Eichenbalken. Daher wurden die Poller Wiesen am 24. Oktober 2005 in die Bodendenkmalliste eingetragen.

Der Papst beim Weltjugendtag 2005 in Köln. Die Gläubigen im Vordergrund stehen auf den Poller Wiesen, Bild: Ingrid Schultz, Copyrighted free use, via Wikimedia Commons
Der Papst beim Weltjugendtag 2005 in Köln. Die Gläubigen im Vordergrund stehen auf den Poller Wiesen, Bild: Ingrid Schultz, Copyrighted free use, via Wikimedia Commons

Und wenn man sich heute bei gutem Wetter auf den Poller Wiesen sonnt und den Drachen, die dort regelmäßig steigen, zusieht, ahnt man kaum, dass genau hier massive Uferbefestigungen gestanden haben. Ohne diese wäre Köln eventuell vom Rhein abgeschnitten  worden. 

Und dann wäre es aus gewesen mit „Köln am Rhein“. 


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Kölner Stadtteile: Deutz – Veedel zwischen Historie und Moderne

Deutz um 1900 mit der geöffneten Schiffbrücke und dem Bahnhof Schiffbrücke am Deutzer Rheinufer, Bild: Wilhelm Scheiner, Public domain, via Wikimedia Commons
Deutz um 1900 mit der geöffneten Schiffbrücke und dem Bahnhof Schiffbrücke am Deutzer Rheinufer, Bild: Wilhelm Scheiner, Public domain, via Wikimedia Commons

Im Kölner Lokal-Anzeiger war es am 1. April 1888 nur eine Meldung auf Seite drei unter „Locales“, für das stolze, eigenständige Deutz aber das Ende der Eigenständigkeit: Nach mehr als 1.500 Jahren wird Deutz nach Köln eingemeindet und hört auf, als eigenständiger Ort zu existieren.

Die Eingemeindung vieler bis 1888 eigenständiger Gemeinden nach Köln als Meldung auf Seite 3 unter "Locales" im Kölner Local-Anzeiger vom 1. April 1888
Die Eingemeindung vieler bis 1888 eigenständiger Gemeinden nach Köln als Meldung auf Seite 3 unter „Locales“ im Kölner Local-Anzeiger vom 1. April 1888

Die Eingemeindung betraf aber nicht nur Deutz, sondern viele weitere bis dahin eigenständige Gemeinden. Unter anderem Ehrenfeld, Müngersdorf, Nippes oder auch das rechtsrheinische Poll.

Doch die Deutzer hatten etwas besser verhandelt: So wurde der Bürgermeister von Deutz Beigeordneter in Köln, das Standesamt verblieb im Deutzer Rathaus, und es gab Geld für verschiedene Baumaßnahmen. Trotzdem war es für die traditionell freiheitsliebenden, stolzen Deutzer schwer zu verkraften: Ab diesem Tag war das wirtschaftlich prosperierende Deutz nur noch ein Stadtteil von Köln.

Modell des Kastells Divitia, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
Modell des Kastells Divitia, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

Keimzelle: Das römische „Kastell Divitia“ 

Begonnen hatte alles um das Jahr 308 n. Chr. herum: Um die wichtige Colonia Claudia Ara Agrippinensium, unser heutiges Köln, vor den rechtsrheinischen Germanen zu schützen, wurde in Deutz das Kastell Divitia errichtet. Der Rhein bildete die eigentliche Grenze, das Kastell diente als Brückenkopf der Römer im „Land der Barbaren“. Geschützt wurde dadurch auch die Konstantinbrücke, die erste feste Brücke über den Rhein.

Darstellung der Konstantinbrcke aus dem Jahr 1608 mit viel künstlerischer Freiheit, so gab es z.B. keinen Turm in der Brückenmitte
Darstellung der Konstantinbrücke aus dem Jahr 1608 mit viel künstlerischer Freiheit, so gab es z.B. keinen Turm in der Brückenmitte

Nachdem die Franken ab etwa 355 n. Chr. regelmäßig Köln angriffen, geben die Römer die Stadt im Jahr 462 n. Chr. auf. Aus dem Kastell wurde später ein fränkischer Königshof. Die genaue Entwicklung von Deutz in diesen Jahren ist unklar. Erst mit Erzbischof Heribert, der an der Stelle des Hofes im Jahr 1003 ein Benediktinerkloster gründete, nahm die Entwicklung von Deutz wieder Fahrt auf. Im Jahr 1230 wurde Deutz zur Stadt erhoben.

Deutz im Machtkampf zwischen Köln und den Grafen von Berg

Und genau diese Stadt Deutz stand im Zentrum der Machtkämpfe zweier Rivalen: Auf der linksrheinischen Seite die Freie Reichsstadt Köln, auf der rechtsrheinischen Seite die Grafen von Berg.

Mehrfach wurde Deutz überfallen, geplündert, gebrandschatzt. Der Ort verlor die Stadtrechte und wurde zu einer „Vrijheit“1Eine Art „Stadtrechte light“. herabgestuft. Im Jahr 1538 verbrannten durch eine Brandstiftung große Teile von Deutz. Im sogenannten „Kölner Krieg“ 1583 zerstörten marodierende Truppen die Ortschaft sogar nahezu vollständig.

Gleichzeitig wurde der rechtsrheinische Ort zur Zuflucht für die 1424 aus dem linksrheinischen Köln vertriebenen Juden, später auch für die im „Hillije Kölle“ so ungeliebten Protestanten. So entwickelte sich Deutz und wurde liberaler, freier, aufgeschlossener und fremdenfreundlicher als das linksrheinische Köln und erlebte so nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs (1618 – 1648) einen Wirtschaftsaufschwung.

Das Kürassier-Denkmal "Lanzenreiter" an der Deutzer Rheinpromnenade erinnert an die Preußische Garnison in Deutz, Bild: Raimond Spekking
Das Kürassier-Denkmal „Lanzenreiter“ an der Deutzer Rheinpromnenade erinnert an die Preußische Garnison in Deutz, Bild: Raimond Spekking

Die Preußen verändern Deutz massiv

Mit der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress 1814/15 änderte sich für Köln und Deutz fast alles: Die Preußen erschufen aus Köln die „Festung Cöln“. Auch rechtsrheinisch wehte ein neuer, stark militärisch geprägter Wind. In Deutz entstand die große Dragoner Kaserne, der größte Teil der Deutzer Bevölkerung bestand aus Soldaten oder Mitarbeitern der Militärverwaltung.

Die Deutzer Schiffbrücke um 1900, Bild: US- Library of Congress
Die Deutzer Schiffbrücke um 1900, Bild: US- Library of Congress

Gleichzeitig stieg die Bedeutung von Deutz als Verkehrsknotenpunkt. Die Deutzer Schiffbrücke, errichtet 1822, war die erste Kölner Brücke nach der Konstantinbrücke. Vorher mussten sich die Kölner etwa 900 Jahre mit Fähren behelfen, um die Rheinseiten zu wechseln.

Deutz wird bedeutender Industriestandort und Eisenbahnknotenpunkt

In Köln entwickelte Nicolaus August Otto einen neuartigen Motor – eine Erfindung, die die Welt und auch Deutz grundlegend verändern sollte. Zusammen mit Eugen Langen gründete er die Motorenfabrik „N.A. Otto & Cie“. Doch der Platz in der Servasgasse, fast noch im Schatten des Doms, reichte nicht aus. Ein neues Werksgelände entstand in Deutz. Ähnlich ging es der ursprünglich am Kartäuserwall befindlichen Seilerei Felten & Guilleaume2Von den Kölnern gerne als „faul & gemütlich“ bezeichnet., die genau wie auch die Chemische Fabrik Kalk im Rechtsrheinischen weitläufige Produktionsstätten errichtete.

Um die neuen Industriegebiete zu erschließen und dem stetig wachsenden Bedarf nach Mobiltät gerecht zu werden, konkurrierten mit der „Bergisch Märkischen Eisenbahn“ (BME) und der „Cöln- Mindener-Eisenbahn“ (CME) zwei Eisenbahngesellschaften, wobei jede ihr eigenes, exklusives Schienennetz betrieb. So entstanden zwei große Kopfbahnhöfe und zwei kleinere Bahnhöfe in Deutz – viele Eisenbahnstrecken durchzogen den Stadtteil und schnitten Deutz vom Rheinufer ab.

Der Bahnhof Schiffbrücke direkt am Deutzer Rheinufer, vorne das Stammhaus der Brauerei Sünner an der Deutzer Freiheit, Bild: Wilhelm Scheiner, Public domain, via Wikimedia Commons
Der Bahnhof Schiffbrücke direkt am Deutzer Rheinufer, vorne das Stammhaus der Brauerei Sünner an der Deutzer Freiheit, Bild: Wilhelm Scheiner, Public domain, via Wikimedia Commons

Deutzer Eisenbahnjammer

Diese Entwicklung machte aus dem zuvor beschaulichen Örtchen ohne Rücksicht auf Verluste einen Industriestandort. Insbesondere die Tatsache, dass das Rheinufer durch Bahndämme Deutz faktisch vom Fluss abschnitt, erzürnte die Deutzer und führte zum „Deutzer Eisenbahnjammer“:

Der "Deutzer Eisenbahnjammer" in der Kölnischen Zeitung vom 23. April 1899
Der „Deutzer Eisenbahnjammer“ in der Kölnischen Zeitung vom 23. April 1899

Der Autor beklagte:

„Was ist aus unserm schönen Deutz geworden! Einst ein blühendes Städtchen am Rheinufer … Kein Ort am ganzen Rheinstrom vermochte den malerischen Zauber, die behagliche Geselligkeit darzubieten … uns arme Deutzer hat man durch einen garstigen Eisenbahndamm vom Rheine abgetrennt.  … Tempi passati…“

Gleichzeitig entwickelte sich Deutz zum Amüsierviertel, denn die bis zur Eingemeindung dort eingeräumten Freiheiten führten auch dazu, dass sich insbesondere auf der Prachtstraße Deutzer Freiheit zahllose Gaststätten, Glücksspielbetriebe, Tanzlokale und – für die katholisch geprägten linksrheinischen Kölner unerhört – „Lusthäuser“ ansiedelten.

Rege Bautätigkeit

Schnell entstanden wichtige Infrastrukturprojekte wie der Deutzer Hafen (1907), der Deutzer Bahnhof (1913) und die Messehallen (1923), welche zur „Pressa – Internationalen Presseausstellung“ (1928) massiv ausgebaut werden.  

Die Nationalsozialisten hatten ganz besondere  Pläne für Deutz. Dort sollte ein riesiges „Gauforum“ mit gigantischen Parteibauten und einem großem Aufmarschgelände entstehen. Dafür wäre Deutz nahezu verschwunden. Gut, dass diese Spinnereien nie verwirklicht wurden.

Die Kriegsfolgen waren auch in Deutz verheerend. Hier traf es das rechtsrheinische Köln genau so heftig wie den linksrheinischen Innenstadtbereich. Mit dem Wiederaufbau bekam auch die Entwicklung von Deutz wieder positive Impulse. Die Brücken wurden wieder instandgesetzt, bereits 1947 fanden wieder erste Ausstellungen und Messen statt, bis 1950 standen bereits 52.000 Quadratmeter Hallenfläche wieder zur Verfügung.

Deutz wird Sitz des LVR und der Lufthansa

Mit der umstrittenen Ansiedlung der Hauptverwaltung des Landschaftsverbandes Rheinlandes in Köln3Der Sitz auch der Vorgängerinstitutionen war traditionell in Düsseldorf. Ende der 1950er Jahre nahm Deutz weiter Schwung auf. Die Ford-Werke richteten mitten in Deutz im sogenannten „Ford-Hochhaus“ zahlreiche Großraumbüros ein. Auch die Lufthansa hatte von 1970 bis 2007 im Lufthansa-Hochhaus, heute Lanxess Tower, direkt am Rhein ihren Hauptsitz. Im Deutzer Rheinpark fanden 1957 und 1971 jeweils eine Bundesgartenschau statt.

Prachtstück in Deutz: Der Rheinboulevard, Bild: Raimond Spekking
Prachtstück in Deutz: Der Rheinboulevard, Bild: Raimond Spekking

„Boomtown Deutz“: Düx kütt üvver Kölle

1998 wurde die Kölnarena eröffnet, zeitgleich mit dem „Technischen Rathaus“ der Stadt. Die alten Messehallen wurden im Jahr 2010 neue Heimat des Fernsehsenders RTL und Versicherers HDI. Neue ICE-Gleise im Deutzer Bahnhof ermöglichen Hochgeschwindigkeitsfahrten. So ist der Frankfurter Flughafen von Deutz aus in nur 48 Minuten zu erreichen.

Fazit: Deutz hat eine erfolgreiche Entwicklung genommen. Zwar nennen die Kölner Deutz immer noch spöttisch „Schäl Sick“ – doch mittlerweile ist das schon anerkennend gemeint. Und wenn schon die kölschen Lokalheiligen, die Bläck Fööss, der Schäl Sick huldigen, dann hat Deutz alles erreicht:

Hey Kölle, pass op! Jetz ändert sich die Zick.
Düx kütt üvver Kölle, jetz es et bal su wick.4
„Schal Sick“, Bläck Fööss


Lotsentour „Schäl Sick is schick!“  

Meine Stadtführung „Schäl Sick is schick!“ bietet einen wunderbaren Einblick in dieses ganz besondere Veedel.


Michael Kriegel: Deutz – Vom römischen Kastell zur Köln Arena Emons Verlag Köln ISBN 978-3-7408-1565-3 12,00 Euro, erhältlich in jeder Buchhandlung
Michael Kriegel: Deutz – Vom römischen Kastell zur Köln Arena

Der Autor Michael Kriegel hat sein Herz an Deutz verloren, seit er Mitte der 1970er Jahre auf der „Schäl Sick“ studiert hat. Und diese Liebe hat er in dem lesenswerten Buch „Deutz – vom Römischen Kastell zur Köln-Arena“ verewigt.


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Der Eigelstein – 2.000 Jahre Geschichte auf 570 Meter Straße

Die Wanderbäume vor der Eigelsteintorburg, Bild: Wanderbaumallee Köln
Blick in den heute verkehrsberuhigten Eigelstein, Bild: Wanderbaumallee Köln

Podcast Eigelstein-Stüverhoff 14

Der Eigelstein ist gerade mal 570 Meter lang – und trotzdem eine der sagenumwobensten und ältesten Straßen in Köln. Als Teil der römischen Hauptachse in Nord-Süd-Richtung (sog. „Cardo maximus“) war der Eigelstein eine wichtige Verkehrsader für die Römer auf dem Weg in die bedeutenden Legionslager Novaesium (Neuss) und Castra Vetera (Xanten). Noch heute ist dieser Weg auf einer Karte gut zu erkennen: Vom römischen Nordtor über die Marzellenstraße, Eigelstein, Neusser Straße über die Niehler Straße geht es schnurgerade zum Rheinufer und von da aus weiter nach Neuss und Xanten.

Kein Adler, sondern Pinienzapfen

Um gleich mit einem weit verbreiteten Vorurteil aufzuräumen: Nein – die Historiker gehen nicht (mehr) davon aus, dass sich der Name „Eigelstein“ von „Adler“ herleitet. Obwohl der Verdacht nahe liegt, denn immerhin war das Wappentier der römischen Legionen der Adler (lateinisch aquila). Außerdem nannten die Franzosen die Straße „Rue de L` Aigle“ (Straße des Adlers oder Adlerstraße).

Allerdings gab es an den Ausfallstraßen der römischen CCAA regelmäßig Friedhöfe. So auch am Eigelstein. Auf den Gräbern wurden oft Pinienzapfen aus Stein angebracht, diese galten als Symbol der Unsterblichkeit. Die Kölner gingen davon aus, dass es sich Eicheln handelte und nannten die steinernen Zapfen „Eychelsteyne“. Und von da aus ist es nur noch ein kurzer Weg zum „Eigelstein“.

Eines der vielen Gasthäuser am Eigelstein: Der "Brüsseler Hof" (1840)
Eines der vielen Gasthäuser am Eigelstein: Der „Brüsseler Hof“ (1840)

Handwerker Viertel – mit vielen Gaststätten

Rund um den „Eygelsteyn“ siedelten sich im Mittelalter viele Handwerker an. Und diese hatten anscheinend beträchtlichen Durst: Bereits 1170 erwarb „Ezelin der Bruer“ ein Haus und wurde somit der erste namentlich genannte Bierbrauer Kölns – ein echter Pionier!

Im Jahr 1838 gab es am Eigelstein insgesamt 18 Brauereien. Und noch bis 2015 wurde hier Bier gebraut, zuletzt von der Gaffel-Brauerei, die heute ihr Bier rechtsrheinisch, in Gremberghoven, braut. Den Durst kann man am Eigelstein aber immer noch hervorragend stillen, unter anderem im Weinhaus Vogel oder in der bereits 1760 gegründeten Gaststätte „Em Kölsche Boor“

Urjels-Palm in der Bierdeckel-Serie "Kölsche Originale", Bild: Bild: rs-bierdeckel.de, Reinhold Schäfer
Urjels-Palm in der Bierdeckel-Serie „Kölsche Originale“, Bild: Bild: rs-bierdeckel.de, Reinhold Schäfer

Heimat kölscher Originale

Am Eigelstein lebten auch Johann Arnold Klütsch (1775 – 1845), in Köln als „Fressklötsch“ bekannt. Ein legendärer Vielfraß und hochgeachteter Bürger. Und auch der als vornehme Straßenmusikant bekannte Johann Joseph Palm (1801 – 1882) – genannt „Orjels-Palm“ – lebte in dieser Straße.

Früher Kappesboore, in den 1970er „Klein Istanbul“

Wirft man einen Blick in die Mercator-Stadtansicht von 1570. ist der Eigelstein eine eher abgelegene Straße. In der Weidengasse, die auf ungefähr halber Höhe in den Eigelstein mündet, kann man auf der alten Ansicht noch einfache Strohhütten erkennen. Hier haben damals die als „Kappesbure“ bezeichneten Kohlbauern sowie die Stadtsoldaten und auch Wäscherinnen in prekären Verhältnissen gelebt.

Deutlich aurf diesem Ausschnitt des Mercator - Stadtplanes zu erkennen: Die Weidengasse war früher kaum bebaut
Deutlich aurf diesem Ausschnitt des Mercator – Stadtplanes zu erkennen: Die Weidengasse war früher kaum bebaut

Ab den 1970er Jahren war insbesondere die Weidengasse ein bei der türkischen Bevölkerung sehr beliebtes Wohnviertel. Hier wurde auch 1974 der erste türkische Gemüseladen Kölns eröffnet.

Allerdings ist in diesem sehr urbanen Viertel die Gentrifizierung festzustellen: Immer mehr wohlhabendere Bevölkerungsschichten verdrängen die weniger zahlungskräftigen Einwohner. Aber noch finden sich hier unzählige Schnellimbisse mit türkischen Spezialitäten. Der Rauch, der insbesondere beim Grillen der Dönerspieße entsteht, sorgt regelmäßig für Ärger bei den (neuen) Anwohnern.

Die 1970er Jahre war auch das kriminelle Milieu der Stadt stark am Eigelstein vertreten. Insbesondere „Im Stavenhof“, einer kleinen, engen Seitengasse, boomte die Prostitution.

Heute ist der Eigelstein eine in weiten Teilen autofreie Fahrradstraße – was aber regelmäßig zu Konflikten zwischen herumschlendernden Fußgängern und eiligen Lastenradfahrern führt.

Das "Schmalste Haus Kölns", Eigelstein 115, Bild: wowo2008, Public domain, via Wikimedia Commons
Das „Schmalste Haus Kölns“, Eigelstein 115, Bild: wowo2008, Public domain, via Wikimedia Commons

Attraktion: Das schmalste Wohnhaus Kölns

Es ist zwar 30 Meter lang, aber nur 2,56 breit: Das schmalste Wohnhaus Kölns befindet sich am Eigelstein Hausnummer Nr. 115. Kurios: Das Haus hat keine eigene Außenwände sondern wurde zwischen die Brandmauern der beiden Nachbargebäude gebaut. Ebenfalls platzsparend: Die Badezimmer sind über Schiebetüren abgetrennt, die Treppen zu den oberen Stockwerken wurden nach außen gelegt.

Am Eigelstein ist Musik

Selbstverständlich darf in einer Stadt, die sich selbst regelmäßig feiert und besingt auch ein Lied zum Eigelstein nicht fehlen: Die kölsche Band „Räuber“ hat dieser Straße mit dem äußerst eingängigen Lied „Am Eigelstein es Musik“ ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Etwas feinsinniger die Lieder, die der Straße „Unter Krahnenbäumen“ gewidmet sind. Diese Straße mündet auf Höhe der Weidengasse in den Eigelstein. Willi Ostermann besingt 1936 das „Kinddauf-Fess Unger Krahnebäume“, Wolfgang Niedecken bezeichnet diese Ecke 2004 in seinem Lied „Unger Krahnebäume“ als „Schattenseite des Doms“:

Rään un Sonnensching und Harel, Eirestein un WiggejassLang nit mieh heher jefahre, och mit wirklich jetzt verpassSonnenbank un Dönerbuude, Ahn- un Verkauf, JlitzerkrommEinmohl mieh erinnjeroode en die Schattesick vum Dom

Von 1979 bis 1988 gab es auch Eigelstein Musikproduktion GmbH. Dieses Label brachte 1979 das BAP-Album „BAP rockt andere kölsche Leeder“ und 1980 das deutlich rockigere „Affjetaut“ heraus.

Heinrich Böll wird von Schwester Antonia wegen seiner Fähigkeit, Menschen zu analysieren und diese Erkenntnis zu formulieren sehr geschätzt. Bild: Harald Hoffmann
Heinrich Böll hat in dem Essay „Straßen wie diese“ seine Sehnsucht nach Straßen wie „Unter Krahnebäume“ beschrieben, Bild: Harald Hoffmann

Heinrich Böll: „Straßen wie diese“

Durch Heinrich Böll hat es das Eigelstein-Viertel auch in die Weltliteratur geschafft. Als Nachwort zu dem sehenswerten Bildband „Unter Krahnenbäumen – Bilder aus einer Straße“ des Kölner Fotografs Chargesheimer schreibt Böll:

„Durch Straßen wie diese führte mein Schulweg, sieben Jahre lang; viele tausend Male bin ich durch solche Straßen gegangen, aber nie in sie eingedrungen; erst viel später – in der Erinnerung begriff ich, was Straßen wie diese bedeuten, ich begriff es, wie man plötzlich Träume begreift, wenn ich in fremden Städten stundenlang durch Straßen ging und eine wie diese suchte, aber nicht fand.“


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