59 Sekunden Bewegung – sieben Minuten Pause: „Licht und Bewegung“ von Otto Piene

Installation "Licht und Bewegung" von Otto Piene. Leider seit vielen Jahren ohne Licht und Bewegung, Bild: Raimond Spekking
Installation „Licht und Bewegung“ von Otto Piene. Leider seit vielen Jahren ohne Licht und Bewegung, Bild: Raimond Spekking

59 Sekunden Bewegung – sieben Minuten Pause –
59 Sekunden Bewegung – sieben Minuten Pause –
59 Sekunden Bewegung – …

In genau diesem Takt rotierten einst die Kugeln des Kunstwerks „Licht und Bewegung“ auf der Hohe Straße. Doch am ehemaligen Wormland-Haus dreht sich schon lange nichts mehr. Weder „Licht“ noch „Bewegung“ sind zu erkennen. Wenn überhaupt einer der Passanten mal den Blick nicht auf die austauschbaren Auslagen in den Allerwelts-Schaufenster der Kölner Einkaufsmeile wirft sondern nach oben schaut, dann denkt man nur: „Huch – sind hier Außerirdische gelandet?“

Stiftung von Modeunternehmer Theo Wormland

Dabei steht man vor einem der wichtigsten Kunstwerke in der Kölner Innenstadt. 1966 hat der Künstler Otto Piene (* 18. April 1928, † 17. Juli 2014) diese Plastik geschaffen. Piene gilt als ein Wegbereiter der Lichtkunst und hatte damals im Auftrag des Modeunternehmers und Kunstsammler Theo Wormland „Licht und Bewegung“ an der Kölner Filiale der Modekette Wormland installiert.

Piene verkleidete das Modegeschäft mit einzelnen Platten aus Edelstahl. Dabei sind die diese Platten so beschaffen, dass sie das einfallende Licht stark reflektieren. Zusätzlich brachte Piene verschiedene runde Elemente an. Mit ein wenig Phantasie erinnert diese Installation an das Sonnensystem.

Dieses Kunstwerk ist noch heute, obwohl stark verschmutzt, beindruckend. Aber wie beindruckend muss es gewesen sein, als sich die einzelnen Elemente noch bewegt haben und auch selber gestrahlt haben? „Die Kugeln rotierten erstaunlich schnell“, so die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner in einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers im Juli 2015. „Das Ganze erinnert an ein Feuerrad, das um seine eigene Achse jagt“, so Schock-Werner. Tagsüber strahlte das ganze Haus und spiegelte die Sonne, nachts fiel das Licht direkt aus den sich drehenden Kugeln.

Detailansicht "Licht und Bewegung" von Otto Piene, Bild: Uli Kievernagel
Detailansicht „Licht und Bewegung“ von Otto Piene, Bild: Uli Kievernagel

Viele Dinge dauern in Kölle immer länger

Doch bis es soweit ist, dass wir diesen dynamischen Effekt von „Licht und Bewegung“ wieder bestaunen dürfen, wird es wohl noch länger dauern. Obwohl Barbara Schock-Werner bereits 2015 das Heft in die Hand genommen und versprochen hat, aufs Tempo zu drücken, ist wenig passiert. Dabei sollte es nur an einem defekten Steuerungselement für die Bewegung liegen. Das ist allerdings auch bereits wieder fünf Jahre her. Wir sind halt in Kölle! Da dauern Dinge, die nichts mit Karneval oder dem EffZeh zu tun haben, schon mal etwas länger.

Tatsächlich erschwerte aber auch ein Eigentümerwechsel die Aktivitäten. Die Wormland-Stiftung verkaufte zwischenzeitlich die Immobilie und der neue Besitzer des denkmalgeschützten Hauses erwarb selbstverständlich auch gleichzeitig die Plastik. Seitdem stehen die Reparaturarbeiten still.

"Licht und Bewegung" von Otto Piene, Bild: Uli Kievernagel
„Licht und Bewegung“ von Otto Piene, Bild: Uli Kievernagel

Neuer Anlauf – doch das Geld fehlt

Doch noch müssen wir die Hoffnung nicht aufgeben. Das Architekturbüro Pannhausen + Lindener ist mit dem mit dem Ausbau des Ladenlokals beauftragt worden. Die Architektin Claudia Pannhausen will auch in einem Zug das Kunstwerk sanieren. Geplant ist die Instandsetzung der Motoren und eine Umstellung auf moderne LED-Technik. Das Problem: Es fehlt an Geld. Daher sollen Spenden der Kölner wieder „Licht und Bewegung“ in das Kunstwerk bringen. Außerdem wird ein Sachspender für den Strom gesucht. An dieser Stelle ein freundlicher Gruß an die RheinEnergie: Habt ihr das gelesen?


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