Am 19. Oktober 2020 hat Carola Rackete den Karl-Küpper-Preis erhalten. Und ich bin extrem stolz auf unseren Karneval und diese Entscheidung.
Dieser Preis erinnert an den unbeugsamen Büttenredner Karl-Küpper und wird an Menschen vergeben, die sich für den Schutz der Demokratie und gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form der Diskriminierung engagieren. Im Jahr 2020 wurde der Preis an Carola Rackete vergeben.
Carola Rackete hat als Kapitänin mit dem Seenotrettungsschiff „SeaWatch 3“ Geflüchtete auf dem Mittelmeer vor dem Tod gerettet. Doch kein Hafen wollte das Schiff mit den 52 Geflüchteten aufnehmen. So fuhr Rackete, trotz Verbot, in den Hafen von Lampedusa ein, um das Elend der Geflüchteten an Bord zu beenden. Sie wurde noch im Hafen festgenommen.
Zur Feier dieses Preises veröffentliche ich im „Köln-Ding der Woche“ heute zwei offene Briefe:
- Einen offenen Brief mit herzlichen Glückwünschen an die Preisträgerin
- Ein offenen Brief an die Menschen, die, insbesondere in den sogenannten „Sozialen Medien“, die Vergabe dieses Preises kritisieren.
Offener Brief an Carola Rackete
Liebe Carola Rackete,
Karl-Küpper wäre am Montag sehr stolz gewesen. Der nach ihm benannte Preis hat mit Ihnen eine würdige Preisträgerin gefunden. Genau wie Karl-Küpper haben Sie Ihre eigene Person zurückgestellt und ohne Rücksicht auf negative Konsequenzen gehandelt. Sie haben Menschlichkeit bewiesen, wo andere Menschlichkeit heucheln. Oder – um es mit Ihren eigenen Worten zu sagen: Danebenstehen reicht nicht aus.
Unsere Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat nicht umsonst in ihrer Rede zur Preisverleihung Wert darauf gelegt, den Begriff „Zivilcourage“ exakt zu definieren: „Ein Risiko eingehen, die eigene Unversehrtheit, die eigene Existenz nötigenfalls gefährden, um für den zivilisatorisch höchsten Wert einzustehen: Die Menschenfreundlichkeit. Und was kann noch höher eingeschätzt werden als die Rettung von Menschen?“ Sie haben angepackt und Menschenleben gerettet. Gegen alle Widerstände. Wie Christoph Kuckelkorn sehr richtig gesagt hat, haben Sie „ … die Sicherheit anderer über ihre eigene gestellt“.
Sie gehen geradlinig Ihren Weg – genau wie Küpper es getan hat. Auch er hat sich nicht verbiegen lassen und hat auf der Bühne Haltung bewiesen. In einem Interview haben Sie Ihre moralische Verpflichtung beschrieben: „Ich habe eine weiße Hautfarbe, ich bin in ein reiches Land geboren worden, ich habe den richtigen Reisepass, ich durfte drei Universitäten besuchen und hatte mit 23 Jahren meinen Abschluss. Ich spüre eine moralische Verpflichtung, denjenigen Menschen zu helfen, die nicht meine Voraussetzungen hatten.“1La scelta di Carola. In: repubblica.it. 26. Juni 2019 Und weil Sie, genau wie Karl Küpper, Ihre ganz besonderen Fähigkeiten und Ihren Mut einsetzen, sind Sie eine würdige Preisträgerin.
Leeven Frau Rackete, ne janz hätzlische Jlöckwonsch.
Viele liebe Grüße aus Köln
Uli Kievernagel
Offener Brief an die Gegner dieser Preisverleihung
Abscheu. Faschistische Gedanken. Blanker Hass. Als ich eure Facebook-Kommentare zur Verleihung des Karl-Küpper-Preises gelesen habe, hat sich mir der Magen umgedreht. Habt ihr denn nichts verstanden?
„Es gibt wieder Faschisten, die Angst und Hass predigen.“ so Gerhard Küpper, Sohn von Karl-Küpper bei der Preisverleihung. „Und wieder laufen die Leute ihnen nach wie die Lemminge“. Na – fühlt ihr euch ertappt?
Nur zur Klarstellung – falls ihr das nicht mitbekommen haben solltet: Hier wird völlig zu Recht eine Frau ausgezeichnet, die Menschenleben gerettet hat. Mit dem Karl-Küpper-Preis, welcher an Menschen vergeben wird, die sich für den Schutz der Demokratie und gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form der Diskriminierung engagieren. Passt also und Karl-Küpper wäre stolz gewesen.
Und dann wäre da noch der falsche verstandene Lokalpatriotismus in euren Kommentaren „Ävver dä Preis hätte doch ene Kölsche kräje müsse“. Warum? Nehmt mal eure kölsche Scheuklappen ab! Dann werdet ihr feststellen, dat et uch woanders Lück met Jewesse und Kurasch jit.
Vell Jrööööß
Uli
PS Und NEIN – Carola Rackete ist durch den Preis nicht reicher geworden. Sie hat das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro an Flüchtlingsorganisationen in Libyen gespendet. Auch das ist vorbildlich.
Was in der ganzen Diskussion etwas untergegangen ist: Die Gestaltung des Preises ist sensationell. Der Preis ist einer Bütt nachempfunden und mit unserem Stadtwappen geschmückt. Dabei steht aber eine der Kronen schräg – als Erinnerung an den unangepassten Karnevalisten Karl Küpper.
Die Gestaltung stammt von Werner Blum. Blum konzeptioniert und gestaltet Awards, Skulpturen und Grossplastiken und gehört zum Wagenbauer-Team des Festkomitees.
Weitere Informationen: Werner Blum, Gestalteratelier
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