Ich bin zu Gast bei Emmi von „Emmi kocht einfach“. Das ist ein Blog für einfache Rezepte, die gelingen. Immer wenn man irgendein Rezept googelt, landet man bei Emmi. Bei mir waren es die Rinderrouladen. Und sie sind gelungen. Dank Emmis Rezept!
Emmi kommt zwar eigentlich aus Franken, lebt, arbeitet und kocht in Köln. Ihr Blog ist eine Quelle für Rezepte, auf die man sich verlassen kann. Auch ohne große Kocherfahrung.
Während wir uns unterhalten, fällt ganz oft das Wort „gelingsicher“. Das gefällt mir: Emmi veröffentlicht Rezepte, für die man weder Profikoch sein muss, nicht erst ein halbes Monatsgehalt in einem speziellen Laden investieren muss und auch keine Küche mit allem schnick-schnack braucht.
Genau so wie für das Hühnerfrikassee, welches Emmi so ganz nebenbei, während wir miteinander sprechen, zubereitet. Erstaunlich: Emmi bekommt die Mehlschwitze ganz ohne Klümpchen hin – daran scheitere ich regelmäßig. Aber sie nimmt mir die Angst und meint „Es ist doch völlig egal, wenn sich in der Soße noch das ein oder andere kleine Klümpchen befindet, sie wird ganz bestimmt auch so schmecken.“ Und das scheint schon das nicht ganz so geheime Geheim-Rezept von Emmi Prolic zu sein: Einfach machen! Habt Spaß beim Kochen und keinen Stress.
Auch Emmi macht sich keinen Stress. Während wir uns unterhalten, zerläuft die Butter im Topf und sie rührt das Mehl für die Mehlschwitze unter – so ganz nebenbei. Und ohne Klümpchen.
Emmi – warum gibt es heute das Hühnerfrikassee?
Ich hatte noch Hähnchen übrig. Und so ein Frikassee ist eine prima Resteverwertung von Hähnchenfleisch. Egal ob gekocht oder gebraten, es passt und gelingt immer. Und auch mein Sohn liebt dieses Essen.
Seit einiger Zeit wird viel über Lebensmittelverschwendung und Resteverwertung diskutiert und ich frage mich deshalb oft, wie es früher eigentlich war. Meine Oma zum Beispiel hat mit den Lebensmitteln gekocht, die im Vorrat waren. Frisches Gemüse kam saisonal dazu und Fleisch je nach dem auch. Aus vielen Zutaten, die vom Essen übrig waren, hat sie wieder etwas gezaubert. In diese Kategorie fällt auch mein klassisches Hühnerfrikassee Rezept.
Ist das dein Lieblingsgericht? Oder womit kann man dich – zumindest beim Essen – richtig glücklich machen?
Mein absolutes Lieblingsgericht ist und bleibt Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat. Dafür lasse ich alles stehen und liegen. Wahlweise kann es auch Schnitzel Wiener Art mit Putenfleisch sein und ja, manchmal esse ich gerne auch Pommes dazu.
Ist das auch das Lieblingsgericht der Leser deines Blogs?
Nein, obwohl ich auch meine Zubereitungsvariante auf den Blog gestellt habe. Die Rezept-Lieblinge auf meinem Blog sind Rindergulasch, Spaghetti Carbonara und Pfannkuchen.
Mich kann man mit Muschelgerichten bis nach Düsseldorf jagen. Gibt es auch Dinge, die du absolut nicht magst?
Mich kannst du mit Innereien-Gerichten jagen, ich würde dafür noch weiter flüchten als Düsseldorf, zum Beispiel passenderweise nach Essen in meine alte Wahlheimat. Doppeldeutig, du verstehst 😉!?
Weil du andere mit Essen glücklich machen willst, betreibst du seit 2017 den Blog „Emmi kocht einfach“. Was unterscheidet deinen Blog von den vielen Rezept-Seiten im Internet?
Ehrlich gesagt will ich sie nicht nur glücklich machen, sondern sie vor allem unterstützen, wenn sie täglich aufs Neue den Alltagsspagat zwischen Beruf und Haushalt meistern müssen. Ich habe das selbst jahrelang zwischen Zeitnot und Familienküche durchlebt. Diese Unterstützung war von Beginn an mein Ansinnen und Antrieb bei der Arbeit rund um den Blog, nämlich eine zuverlässige Rezept-Quelle zu sein, auf die man sich „in der Not“, wenn einem die Ideen ausgehen, verlassen kann. Ich stecke deshalb viel Herzblut und Gewissenhaftigkeit in die Rezeptentwicklung. Sie sind im Ablauf durchdacht und ich versuche keine Fragen offen zu lassen, sie sind von mir selbst mehrfach erprobt, damit sie für jeden gelingsicher sind und oft verpasse ich ihnen noch ein iTüpfelchen.
Für dich ist „Saisonalität“ beim Essen ganz wichtig. Warum sollte ich im Oktober keinen Spargel essen oder keine Erdbeeren im Januar? Steht doch alles im Supermarkt im Regal!
Ja, mir ist das wahnsinnig wichtig immer wieder darüber zu sprechen, denn dieses ständig verfügbare Schlaraffenland, in dem wir leben hat sehr viele negative Auswirkungen auf unsere Umwelt und uns selbst. Außerhalb der heimischen Saison haben wir es immer mit Importware zu tun. Ein Irrsinn ist der Transport, oft sind es bis zu 10.000 Flugkilometer, die das Gemüse im Winter zurücklegt, dazu kommt manche Sorten werden unreif geerntet und dafür nicht mit guten Mittelchen behandelt. Erdbeeren oder Tomaten im frühen oder späten Winter werden übrigens auch zum Beispiel in Spanien in riesigen Gewächshäusern angebaut. Dort wird mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet, damit in dem vorherrschend feuchten Klima der Gewächshäuser sich keine Pilze und andere Schädlinge vermehren. Auch der Energieaufwand dieser Gewächshäuser ist nicht zu verachten und auch, was sie an Wassermengen für die Bewässerung benötigen.
In meiner idealen Welt würden sich die Menschen viel mehr damit beschäftigen, was unsere heimischen Felder, Bäume und Sträucher aus der eigenen Region in der jeweiligen Jahreszeit bereitstellen, dann wenn sie mit der Kraft des Klimas bzw. der Sonne wachsen und gedeihen können. Man kann nichts Besseres für sich selbst und die Umwelt tun… Ein wirklich abendfüllendes Thema.
Wenn man in deinen Blog reinschaut, sieht immer alles perfekt gelungen aus. Bei mir sehen meine Kochergebnisse nie so aus wie auf den wunderschönen Bildern. Hand aufs Herz: Schummelst du? Oder geht bei dir nie etwas schief?
Selbstverständlich geht auch bei mir beim Kochen manchmal was daneben. Wenn ich aber das Rezept für die Fotoproduktion koche und fotografiere, was ich übrigens beides selbst mache, geht glücklicherweise sehr selten etwas schief. Fürs Foto muss ich manchmal mit ein paar Tricks arbeiten, um das Gericht von seiner besten Seite zu zeigen, aber die verrate ich natürlich nicht 😉 .
Dein Blog ist in deiner heimischen Küche gestartet – heute treffen wir uns in Räumen, die fast schon wie ein Studio wirken. War es von vornherein der Plan, den Blog professionell zu betreiben?
Nein das hatte ich nicht im Sinn. Du musst wissen, ich hatte mehr als ein Jahr zuvor meine Vollzeit-Tätigkeit als leitende Angestellte an den Nagel gehängt, um ganz für meinen damals 6jährigen Sohn da sein zu können… um nichts mehr in seinem Leben zu verpassen. Ich habe meine Leidenschaft am Kochen wiederentdeckt und natürlich täglich frisch für ihn bzw. uns alle drei gekocht. Dann kam der Wunsch in mir auf, diese Rezepte zu veröffentlichen, auf eine besondere Weise, gut erklärt, absolut verlässlich und gelingsicher, für alle gestressten Menschen da draußen wie ich es auch einer war. Ich hatte damit einen Nerv getroffen und meine Community wurde immer größer und auch die Wahrnehmung von Kooperationspartner, die bei mir anklopften. So nahm alles einen Lauf.
Bist du ganz alleine? Oder hast du ein Team, welches dich unterstützt?
Mein Mann ist seit einigen Jahren mein Geschäftspartner. Wir betreiben den Blog gemeinsam. Er ist unter anderem für die Vermarktung und den ganzen technischen Teil verantwortlich. Bei unseren zahlreichen Aufgaben rund um den Blog unterstützen uns sehr viele externe Partner aber mittlerweile haben wir in der Tat auch intern ein kleines Team an Mitarbeitern. Anders wäre es nicht mehr zu stemmen.
Bei so viel Aufwand entstehen auch Kosten. Wie refinanzierst du deinen Blog?
Das ist schnell erklärt, wenn du auf meine Seite „Emmi kocht einfach“ gehst, siehst du einige Werbeplatzierungen, so wie du ja zum Beispiel auch Werbung auf anderen Webseiten siehst oder im Privatfernsehen. So finanzieren wir uns heute hauptsächlich.
Dazu kommen noch die Einnahmen für meine Kochbücher, die ich schreibe und die Einnahmen aus unserem Shop,
Sind irgendwann mal alle Rezepte gekocht? Wie sind deine Pläne für die Zukunft?
Nein, das wird nie der Fall sein. So wie die Menschheit sich verändert, verändert sich auch die Kulinarik und es wird immer wieder neue Facetten geben. Wie in der Musik oder der Kunst, Bereiche die ebenfalls nie zum Stillstand kommen..
Genau wie alle anderen Menschen in meiner Rubrik „Ein paar Fragen an …“ hat auch Emmi zu meinen „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.
- Du kommst ursprünglich aus Franken. Schäufele, „Drei im Weggla“ und die Biere aus der Region sind sensationell. Zieht es dich ab und zu zurück dorthin?
Ja regelmäßig, mein Bruder mit Familie lebt noch dort, aber auch Tanten und Onkels. Auch eine meiner besten Freundinnen aus Jugendtagen lebt dort, wir haben uns nie aus den Augen verloren und ich besuche sie immer, wenn ich kann.
- Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du wohnen? Und warum gerade dort?
Ich würde im Münchner Umland leben. Das ist meine Herzensgegend, weil ich die Berge so sehr liebe. Von dort könnte ich sie in der Ferne sehen, wäre schnell dort, hätte aber auch die Großstadt München in Reichweite, in der auch Freunde von uns leben.
- Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?
„Bodenständig“ und „kommunikativ“. Gehört das überhaupt dazu?
- Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?
Putzkolonnen losschicken, die die Straßen reinigen und die verschmierten Wände übermalen und das täglich. Im Vergleich zu anderen Großstädten auf den vorderen Plätzen hat Köln meines Erachtens viel Nachholbedarf und könnte in einem ganz anderen Licht erstrahlen. Das Stadtbild ist streckenweise echt schmuddelig und dreckig.
- Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.
Da fällt mir ehrlicherweise kein Grund ein. Wie gesagt, Köln ist keine Schönheit, packt einen aber emotional. Die Toleranz der Kölner ist außergewöhnlich und das macht doch eine Stadt am Ende wirklich lebenswert.
- Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?
Die Besucherplattform im Triangle-Tower in Deutz, es gibt meiner Ansicht nach keine schönere Aussicht auf die Stadt.
- Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Ich gehöre zu denjenigen die mittlerweile am liebsten flüchten, wenn es meine Zeit erlaubt. Ich finde das, was aus dem Straßenkarneval geworden ist schrecklich, das hat für mich nicht mehr viel mit Brauchtum zu tun.
- Wo drüber laachs de dich kapott?
Wenn jemand Grimassen zieht und extremes Talent dafür hat, da kann ich nicht anders, da liege ich unter dem Tisch vor Lachen.
- Jetzt kommt für eine Köchin die wichtigste Frage: Was ist dein kölsches Lieblingsgericht?
Ganz weit vorne der Rievkooche 😊
- Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?
Fiese Möpp, das hatte ich relativ schnell drauf.
- Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …
… „im Herzen“ schön.
Das Hühnerfrikassee ist mittlerweile fertig. Ein duftender Traum. Emmi sieht mich an und stellt lachend einen zusätzlichen Teller auf den Tisch.
Ich bin genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
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