+++ UPDATE März 2022 +++
Mike Kremer wird aus gesundheitlichen Gründen bei Miljö in die zweite Reihe abtreten. Die Band hat dazu am 22. März 2022 bei Facebook veröffentlicht:
Die Musik erklingt „dam dam dam, da-da-da-da-da-da-da-da, dam dam dam!“ und die Jecken heben ab zum „Wolkeplatz„. Textsicher wird Miljö durch den Auftritt getragen. Wenn die Band dann noch „Kölsch statt Käsch„ nachlegt, stehen alle auf den Stühlen.
Das war nicht immer so. „Damals gingen die meisten Leute an die Theke oder pinkeln, wenn wir auf die Bühne kamen“, erinnert sich Mike Kremer, Frontmann der Band in einem Interview der Aachener Zeitung. „Damals“ war vor 2015. In diesem Jahr räumte Miljö mit „Su lang beim Lommi die Leechter noch brenne“ ganz groß im Karneval ab: Platz zwei bei „Loss mer singe“ und Platz eins bei Radio Köln.
Doch auch wenn die fünf Jungs von der Schäl Sick regelmäßig „Mer hevve aff, zum Wolkeplatz“ singen, sind sie doch ganz bodenständig geblieben. So hat Frontmann und Sänger Mike Kremer sofort zugesagt, meine Fragen zu beantworten. Und das mitten in der stressigen Karnevalszeit. Dafür ein großes DANKE.
Warum lebst du in Köln?
Ich bin in Köln geboren, aufgewachsen und fühle mich deshalb dort zuhause. Ich würde nirgendwo anders mein Nest bauen wollen – obwohl ich es in Aachen mal temporär probiert habe.
Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?
Ich bin offenherzig, emotional und benutze leidenschaftlich gern Kraftausdrücke.
Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?
Unbedingt alle Fahrradwege ausbauen, eine achte Rheinbrücke bauen, um den Verkehr zu entlasten und die Schulen dazu ermutigen, mehr Unterricht auf Kölsch zu halten.
Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?
Wenn es Deutschland sein soll, Hamburg. Die Hamburger sind zwar schroffer, aber im Herzen genauso gutmütig wie wir Rheinländer. Ansonsten Südfrankreich – ich habe mal ein Jahr lang dort gelebt und mich in Frankreich verliebt.
Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?
Ganz klar die Bläck Fööss, besonders mit Tommy Engel, dessen Nachfolgeband L.S.E. ich nach wie vor großartig finde.
Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?
Als Höhenhauser natürlich der Wupperplatz. 🙂 Ich mag aber auch das Flair auf dem Brüsseler Platz an einem Sommerabend.
Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Seitdem es Miljö gibt, stehe ich durchgehend auf den Bühnen Kölns und komme – wenn ich Glück habe – gerade einmal zum Schlafen kurz nach Hause. Vor Miljö war es ähnlich, nur stand ich da VOR den Bühnen oder eben in den Kneipen im Veedel.
Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?
Da im Rheinland in den letzten Jahren ein gigantisches Interesse an kölscher Musik erwacht ist, stehe ich auch in der Zeit hauptsächlich auf den Bühnen in und um Köln.
Wat hät für dich noch immer jood jejange?
Et Lävve. Wir leben noch. Ist das nicht Grund genug zum Feiern?
Wenn ich 10.000 Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an….
Benachteiligte Kinder oder Einrichtungen, die Kindern und Frauen helfen, die häuslicher Gewalt oder gar sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind. Es gibt in meinen Augen kein schlimmeres Verbrechen.
Wodrüber laachs de dich kapott?
Dein Lieblingskölsch?
Natürlich Gaffel Kölsch. Wenn’s alkoholfrei sein soll, dann aber lieber Reissdorf.
Dein kölsches Lieblingsessen?
Früher Himmel un Ääd. Jetzt, da ich seit drei Jahren vegan lebe, fällt das alles deutlich schwerer. Mein Motto aber ist: Pommes gehen immer!
Deine Lieblingskneipe? Warum?
Natürlich die Gaststätte Lommerzheim. Ich mag aber auch gerne die kleine Veedelskneipe öm de Eck.
Dein Lieblingsveedel? Warum?
Ich bin durch und durch Höhenhauser. Dort bin ich geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und dort lebe ich auch heute wieder mit meiner Familie.
Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.
Auch wenn Aufgeben nie eine Option sein sollte: wenn die AfD oder eine andere rechtspopulistische Partei irgendwann mal die Mehrheit im Landes- oder gar Bundesparlament gewinnen sollte, kann ich mir vorstellen, auszuwandern. Auch wenn das schwer fallen wird.
Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?
Bitte vervollständige den Satz: Köln ist ….
… das kleine, selbstverliebte aber offenherzige gallische Dorf im Westen Deutschlands, in dem man nie lange alleine an der Theke steht.
Diese Menschen haben bisher meine Fragen beantwortet:
- Ein paar Fragen an Boris Sieverts – Köln hat viele Gesichter
- Ein paar Fragen an Christiane Rath – „Grabaneignung“ auf dem Kölner Südfriedhof
- Ein paar Fragen an Cornel Wachter – Künstler, Kölner, Fortuna-Fan … und noch viel mehr!
- Ein paar Fragen an die Macher des Düxer Bocks
- Ein paar Fragen an Eva Pollmeier – Wieso liegt Köln nicht am Meer?
- Ein paar Fragen an Helmut Frangenberg – Köln ist ein Mythos
- Ein paar Fragen an Mike Kremer von Miljö – durch und durch ein Höhenhauser
- Ein paar Fragen an Mirijam Günter: „Köln ist für mich Fluch und Segen“
- Ein paar Fragen an Ronald Füllbrandt – 24 Stunden am Tag ein „Kölschgänger“
- Ein paar Fragen an Rudolf Nickenig: „Köln ist eine merkwürdige Weinstadt.“
- Ein paar Fragen an Schwester Antonia – Köln ist lebendig
- Ein paar Fragen an Thomas Frings – Aus, Amen, Ende?
- Ein paar Fragen an Willem Fromm: Köln hat eine erzählenswerte Geschichte!