„Der treue Husar“ – ein Lied zwischen Trömmelche und Tränchen
Hoch zu Pferd: Zwei Husaren im Einsatz, Bild: Public Domain
Jeder Kölsche kennt dieses Lied:
Es war einmal ein treuer Husar
Der liebt´ sein Mädchen ein ganzes Jahr
Ein ganzes Jahr und noch viel mehr
die Liebe nahm kein Ende mehr.
Dieses Lied singen wir Kölner an Karneval voller Inbrunst. Auch wenn es so absolut nichts mit dem Karneval zu tun hat – dä Fastelovend kommt in dem Lied an keiner Stelle vor.
Und was kaum jemand weiß: Eigentlich ist dieser schmissige Marsch ein sehr trauriges Lied. Doch da in Köln immer nur die erste Strophe gesungen wird, kennt kaum jemand den ernsten Hintergrund. Denn das Lied hat insgesamt zwölf Strophen. Dabei geht es um Liebe, Tod und viele Tränen.
Trömmelche un Tränche
Tatsächlich wird die große Liebe eines jungen Husaren besungen. „Husaren“ waren damals eine militärische Einheit, die aus zu Pferd kämpfenden Soldaten besteht. Heute sind die „Treuen Husaren“ eines der Traditionskorps in Köln.
Dieser junge, im Lied namenlose Husar erhält die Nachricht, dass seine Liebste zuhause todkrank ist. Und entgegen jeder militärischen Gepflogenheit meldet er sich nicht ab, sondern schwingt sich aufs Pferd und reitet los:
Und als der Knab’ die Botschaft kriegt,
Daß sein Herzlieb am Sterben liegt,
Verließ er gleich sein Hab und Gut,
Wollt seh’n, was sein Herzliebchen tut.
Er kommt gerade noch rechtzeitig, um sich von seiner Geliebten zu verabschieden. So lautete es im Text, als er an ihr Sterbebett tritt:
Grüß Gott, grüß Gott, Herzliebste mein!
Was machst du hier im Bett allein?“
„Hab dank, hab Dank, mein treuer Knab‘!
Mit mir wird’s heißen bald: ins Grab!“
Tatsächlich stirbt sie in seinen Armen. Eine Geschichte voller Schmerz, bei der man an so ziemlich an alles denkt – nur nicht an Karneval:
Er nahm sie gleich in seinen Arm,
Da war sie kalt und nimmer warm;
Und als das Mägdlein gestorben war,
Da legt er’s auf die Totenbahr.
Willy Millowitsch (1909 – 1999 ) sang den Marsch vom „Treuen Husar“
Karneval kann auch Tiefe
Aber in Kölle läuft vieles anders. Hier wird aus der tieftraurigen Ballade ein Karnevalsmarsch. Seit über hundert Jahren ertönt beim Schunkeln in der Kneipe, auf den Karnevalssitzungen oder im Rosenmontagszug aber immer nur die erste Strophe.
Besonders bekannt ist die sehr schmissige Version von Willy Millowitsch, die kann jeder Karnevalist auch noch nach dem 15. Kölsch mitsingen. Und dabei verkennen die Kölschen die ganze Tragik.
Vom Volkslied zur kölschen Hymne
Dabei hat der „Treue Husar“ mit Köln nicht viel zu tun. Die Spuren des Lieds führen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Verschiedene Versionen finden sich in Volksliedsammlungen quer durch Deutschland. Und in den meisten Versionen wurde auch kein „Treuer Husar“, sondern ein „Roter Husar“ besungen.
Mitglieder der KG Treuer Husar Blau-Gelb von 1925 e.V. im Rosenmontagszug, Bild: Yogibaer08720, via Wikimedia Commons
Erst Heinrich Frantzen machte 1924 aus dem Lied einen Marsch. Das Traditionskorps „Treuer Husar“ bezeichnet das Lied als „vereinseigenen Büttenmarschs“ und bescheinigt sogar in typisch kölscher Bescheidenheit dem Lied einen „weltweiten Siegeszug“. So lautet es in der Chronik des Vereins:
1926: Mit dem ersten öffentlichen Auftritt der Husaren begann der weltweite Siegeszug des vereinseigenen Büttenmarschs „Es war einmal ein treuer Husar“, komponiert von Heinrich Franzen. Dessen Sohn Jupp Franzen schrieb später den heute geläufigen Text dazu. 1„Unsere Husarenchronik von 1925 bis heute“, KG Treuer Husar Blau-Gelb von 1925 e.V. https://treuerhusar.de/gesellschaft/historie/, abgerufen am 09.09.2025
Ob es sich tatsächlich um einen „weltweiten Siegeszug“ handelt, bleibt offen. Aber eindeutig wird dieses Lied erst seit diesem Zeitpunkt mit dem Karneval in Verbindung gebracht. Und wurde zur kölschen Hymne. Allerdings nur die erste Strophe.
Der „Karnevalsphilosoph“ Wolfgang Oelsner, Bild: Nicola, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Karneval kann so viel mehr als Trallala
Einen ganz besonderen Moment hat das Lied vom „Treuen Husar“ am 11. Juli 2025 erlebt. Dem „Karnevalsphilosoph“ Wolfgang Oelsner wurde an diesem Tag den Rheinlandtaler verliehen.2Der „Rheinlandtaler“ wurde 1976 vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) ins Leben gerufen, um „hervorragende Verdienste um die rheinische Kulturpflege“ zu ehren.
Ein bemerkenswerter Moment bei dieser Verleihung war die Dankesrede von Wolfgang Oelsner. In dieser Rede präsentierte er die „Anderswelt Karneval“. Oelsner erklärte darin auch, dass „Karneval so viel mehr kann als Trallala, er kann auch Substanz.“ Und er erklärte dies am Beispiel des Lieds vom „Treuen Husar“. Der Kölner-Stadt-Anzeiger berichtete von dieser Veranstaltung:
Die virtuose Stadtkapelle schmetterte den Marsch, so wie ihn der Militärkapellmeister Heinrich Frantzen 1924 komponiert hat. Dann sang Ex-Bläck Fööss Sänger Kafi Biermann mit der Band Knippschaff den kompletten Text des alten Volksliedes so leise und fein arrangiert, dass manchem im Saal die Tränen kamen. So spürte jeder, was Oelsner meint, wenn er vom „Wechselbad der Gefühle“ berichtet, in dem Melancholie auf Lebenslust trifft. 3Kölner-Stadt Anzeiger vom 12. Juli 2025
Das Glockenspiel am 4711-Haus in der Glockenglasse spielt stündlich das Lied „Der Treue Husar“, Bild: Raimond Spekking
Und so singen wir Kölschen weiter aus voller Brust das Lied von dem doch so treuen Husaren – mit flotten Rhythmus und eingängiger Melodie.
„Der treue Husar“ wird auch stündlich4zwischen 9 bis 19 Uhr von dem Glockenspiel im 4711-Stammhaus in der Kölner Glockengasse gespielt.
Aber auch hier erklingen immer nur ein paar wenige Töne, die nicht erahnen lassen, welche traurige Wendung das Lied nimmt.
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Es war einmal ein treuer Husar,
Der liebt’ sein Mädchen ein ganzes Jahr,
Ein ganzes Jahr und noch viel mehr,
Die Liebe nahm kein Ende mehr.
Der Knab’ der fuhr ins fremde Land,
Derweil ward ihm sein Mädchen krank,
Sie ward so krank bis auf den Tod,
Drei Tag, drei Nacht sprach sie kein Wort.
Und als der Knab’ die Botschaft kriegt,
Daß sein Herzlieb am Sterben liegt,
Verließ er gleich sein Hab und Gut,
Wollt seh’n, was sein Herzliebchen tut.
Ach Mutter bring’ geschwind ein Licht,
Mein Liebchen stirbt, ich seh’ es nicht,
Das war fürwahr ein treuer Husar,
Der liebt’ sein Mädchen ein ganzes Jahr.
Und als er zum Herzliebchen kam,
Ganz leise gab sie ihm die Hand,
Die ganze Hand und noch viel mehr,
Die Liebe nahm kein Ende mehr.
„Grüß Gott, grüß Gott, Herzliebste mein!
Was machst du hier im Bett allein?“
„Hab dank, hab Dank, mein treuer Knab‘!
Mit mir wird’s heißen bald: ins Grab!“
„Grüß Gott, grüß Gott, mein feiner Knab.
Mit mir wills gehen ins kühle Grab.“
„Ach nein, ach nein, mein liebes Kind,
Dieweil wir so Verliebte sind.“
„Ach nein, ach nein, nicht so geschwind,
Dieweil wir zwei Verliebte sind;
Ach nein, ach nein, Herzliebste mein,
Die Lieb und Treu muß länger sein.
Er nahm sie gleich in seinen Arm,
Da war sie kalt und nimmer warm;
„Geschwind, geschwind bringt mir ein Licht!
Sonst stirbt mein Schatz, daß’s niemand sicht.“
Und als das Mägdlein gestorben war,
Da legt er’s auf die Totenbahr.
Wo krieg ich nun sechs junge Knab’n,
Die mein Herzlieb zu Grabe trag’n?
Wo kriegen wir sechs Träger her?
Sechs Bauernbuben die sind so schwer.
Sechs brave Husaren müssen es sein,
Die tragen mein Herzliebchen heim.
Jetzt muß ich tragen ein schwarzes Kleid,
Das ist für mich ein großes Leid,
Ein großes Leid und noch viel mehr,
Die Trauer nimmt kein Ende mehr.
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