In Köln geboren und gestorben: Peter Kürten – der „Vampir von Düsseldorf“

Polizeiaufnahme des Serienmörders Peter Kürten, Bild: Bundesarchiv, Bild 102-11502 / CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Polizeiaufnahme des Serienmörders Peter Kürten, Bild: Bundesarchiv, Bild 102-11502 / CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Stets makellos gekleidet, in der Tasche immer ein feines Tuch, um jederzeit die Schuhe polieren zu können, ausgesprochen freundlich – ein Typ, über den Nachbarn immer sagen „aber er hat doch immer so freundlich gegrüßt“.

Peter Kürten spielte tagsüber den netten und unauffälligen Menschen. Nachts jedoch verwandelte er sich in einen perversen Serienmörder, der mindestens neun Menschen ermordete und es bei rund 40 weiteren Menschen versuchte.

In Mülheim geboren

Peter Kürten wurde am 26. Mai 1883 im damals noch von Köln unabhängigem Mülheim geboren. Sein Vater, ein gewalttätiger Alkoholiker, schlug regelmäßig die Mutter sowie die zwölf Geschwister von Peter Kürten und missbrauchte nachweislich eine Tochter sexuell, wofür er später zu einer 15monatigen Zuchthausstrafe verurteilt wurde.  

In früher Kindheit traten beim späteren Serienmörder Kürten bereits erste abartige Neigungen auf: Mit Vorliebe verbrachte er seine Freizeit bei einem Abdecker. Nach eigener Aussage hatte Kürten schon damals seine Lust am Töten gespürt. So will er angeblich als Kind zwei andere Kinder in den Rhein gestoßen haben, um diesen beim Ertrinken zuzusehen. Es ist jedoch unklar, ob diese Aussage der Wahrheit entspricht. Gesichert ist aber, dass Kürten bereits im Alter von neun Jahre mehrere Brände gelegt hatte.

Polizeibekannt durch Unterschlagungen, Diebstähle und auch Körperverletzungen

Im Jahr 1894 zog die Familie nach Düsseldorf um. Peter Kürten begann im Jahr 1897 eine Lehre in der Gießerei, in der auch sein Vater beschäftigt war. Kürten war bereits durch verschiedene Unterschlagungen, Diebstähle und auch Körperverletzungen polizeibekannt und wurde 1899 zu seiner ersten Haftstrafe verurteilt.

Nach seiner Entlassung ging der 16jährige Kürten eine Beziehung mit einer wesentlich älteren Frau ein und zog zu ihr und deren 16-jähriger Tochter in eine Wohnung in Düsseldorf. Diese durchaus seltsame Kombination wurde noch dadurch getoppt, dass die speziellen sexuellen Praktiken von Kürten und der älteren Frau – er würgte und schlug die Frau mit ihrem Einverständnis – die Nachbarn alarmierte. Trotz anschließender Trennung brach Kürten später in die Wohnung ein, was eine weitere Haftstrafe zur Folge hatte.

Erster nachgewiesener Mord im Jahr 1913

Danach lebte Kürten von Einbrüchen, Handtaschenraub oder Unterschlagungen. Insgesamt saß er mehr als 20 Jahre im Gefängnis. Glück für ihn: Weil er auch verschiedene Haftstrafen während des Ersten Weltkriegs verbüßte, entging er der Einberufung.

Peter Kürtens erstes Opfer: Die neunjährige Christine Klein, Fotograf unbekannt
Peter Kürtens erstes Opfer: Die neunjährige Christine Klein, Fotograf unbekannt

Bereits vorher, am 25. Mai 1913, kann ihm der erste Mord eindeutig nachgewiesen werden. Er brach in die Wohnung des Mülheimer Gastwirts Klein in der Wolfstraße (heute Keupstraße) ein und schnitt der schlafenden neunjährigen Tochter Christine die Kehle durch.

Besonders abartig: In den darauffolgenden Tagen war er regelmäßig in der Gaststätte und genoss die Schilderungen des Mordes. Da er am Tatort bewusst oder fahrlässig sein blutbeschmiertes Taschentuch mit den Initialen „P.K.“ zurückgelassen hatte, wurde zunächst der Vater des Kindes, Peter Klein und später der Onkel des Kindes, verdächtigt. Nur auf Peter Kürten fiel keinerlei Verdacht.

Nach weiteren Gewalttaten, Brandstiftungen und Haftstrafen lebte Kürten ab 1921 in Thüringen. Dort heiratete er im August 1923 Auguste Scharf.
Auch hier beweist er wieder seine durchaus seltsame Art: Seine Ehefrau war wegen Totschlags vorbestraft. Und Kürten war durchaus stolz, eine Frau mit dieser Vorgeschichte zu heiraten. Sie wusste bereits vor der Hochzeit, dass Kürten weder treu noch unbescholten war. Allerdings war ihr nicht klar, dass sie einen Mörder heiratete. Im Jahr 1925 zog das Paar nach Düsseldorf.

Eine nie zuvor dagewesene Mordserie

Hier gab sich Peter Kürten als der galante, zuvorkommende Ehemann. Doch sobald sich die Gelegenheit ergab, wurde er zur gewalttätigen Bestie. Etliche Vergewaltigungen und Mordversuche gehen auf sein Konto. Seine Frau deckte ihn dabei sogar noch, indem sie in persönlichen Gesprächen einige der Opfer davon abhielt, eine Anzeige zu erstatten. So blieben seine Überfälle auf Frauen unerkannt. Allerdings wurde er mehrfach wegen Nötigung und Bedrohung zu Haftstrafen verurteilt.

Völlig außer Kontrolle gerät Kürten in den Jahren 1929 und 1930. Acht brutale Morde und mehr als 20 Mordversuche werden ihm später in diesem Zeitraum nachgewiesen. Bei der Wahl seiner Tatwerkzeuge ist er wenig zimperlich: Er nutzt Scheren, Messer und auch einen Hammer. Und immer sind die Taten extrem blutig. Angeblich saugt Kürten auch einigen Opfern das Blut aus. So wird er von den Medien als „Vampir von Düsseldorf“ bezeichnet.

Ein Polizeibild der von Kürten für seine Morde verwendeten Schere, Bild: Polizei Düsseldorf 1929 via Wikimedia Commons
Ein Polizeibild der von Kürten für seine Morde verwendeten Schere, Bild: Polizei Düsseldorf 1929 via Wikimedia Commons

In späteren Vernehmungen äußerte Kürten: „Ich hatte eigentlich dauernd die Stimmung, Sie werden es Drang nennen, zum Umbringen. Ich wollte das Blut der Opfer rauschen hören. Wenn ich die Mittel dazu gehabt hätte, hätte ich ganze Massen umgebracht. Jeden Abend, wenn meine Frau Spätdienst hatte, bin ich herumgestreift nach einem Opfer.“ Ein weiteres Opfer ist ein Schwan, dem Kürten tatsächlich das Blut aussaugt.

„Helft den Düsseldorfer Massenmörder unschädlich zu machen!“

Die Polizei ermittelte erfolglos in alle Richtungen. Es wurde ein erstes Täterprofil angefertigt – das erste Täterprofil der deutschen Kriminalgeschichte. Zusätzlich wurden Broschüren verteilt, und tatsächlich geriet Kürten auch kurzzeitig ins Visier der Polizei.

Da aber die Nachbarn versichern, dass der nette, adrette Herr Kürten niemals ein perverser Serienmörder sein könnte, verläuft auch diese Spur im Sand. Aus heutiger Sicht unglaublich, da Kürten wohl im Glauben, dass er nie gefasst werden könnte, der Polizei Briefe schrieb, in welcher er Verstecke der Leichen exakt mithilfe von selbstgezeichneten Karten beschrieb. Auch mischte er sich regemäßig an den Tatorten unter die Schaulustigen und sprach sogar die ermittelnden Polizisten an.

Erschwerend kam hinzu, dass sich der geisteskranke Johann Stausberg als Mörder bei verschiedenen, von Kürten begannen Taten, bezichtigte. Für die Polizei galten diese Taten somit als aufgeklärt.

Ein Artikel im Kriminal-Magazin über Peter Kürten, Bild: Christianus Velox, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Ein Artikel im Kriminal-Magazin über Peter Kürten, Bild: Christianus Velox, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

15.000 Mark Belohnung

Währenddessen bereitet sich in der Düsseldorfer Bevölkerung eine wahre Hysterie aus. Polizei und private Bürgerwehren richten nächtliche Patrouillen ein, es wird eine Belohnung von 15.000 Mark1Ein extrem hoher Betrag. 1929 betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen etwa 2.500 Mark., für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen. Zwar gehen Tausende von Hinweisen ein, doch erst ein Zufall führt zur Ergreifung Kürtens.

Maria Butlies ist dem Mörder entkommen und beschreibt den Täter in einem Brief an eine Freundin. Dieser Brief wird jedoch falsch zugestellt und landet schließlich bei der Polizei. Die eindeutigen Hinweise von Butlies führen die Polizei zu Peter Kürten.

Doch anstatt den Mörder direkt zu verhaften, begeht die Polizei einen Fehler. Kürten erhält per Post eine Vorladung zur Vernehmung. So gewarnt kann der Gesuchte fliehen.

Daher wird seine Frau vernommen, die im Verhör der Polizei gesteht, dass Kürten ihr von den Taten erzählt hatte. Sie hatte ihm daraufhin einen gemeinsamen Suizid vorgeschlagen, doch er lehnte ab. Allerdings war sie mit ihm ein paar Tage später vor der Düsseldorfer Rochuskirche verabredet.

Bei diesem Treffen wird Kürten verhaftet. Zwei Opfer identifizieren ihn eindeutig, danach war der Serienmörder geständig.

Maria Hahn und Elisabeth Dörrie, Opfer von Peter Kürten
Maria Hahn und Elisabeth Dörrie, Opfer von Peter Kürten

Kürten wird neun Mal zum Tode verurteilt

Im folgenden Prozess brüstet sich Peter Kürten  mit seinen Taten. Er genoss die große Beachtung des Prozesses regelrecht und schilderte detailliert die einzelnen Taten.

Seine Erklärung „Manche meiner Opfer haben es mir sehr leicht gemacht. Sie waren sofort bereit, mit mir zu gehen, wenn ich sie auch in das tiefste Dunkel führte.“ erzürnte den Vorsitzenden Richter Rose dermaßen, dass sich dieser nicht mehr zurückhalten konnte: „Schenken Sie sich solche Geschichten. Sie verscherzen sich sonst so manches, das kann ich Ihnen offen sagen.“

Kürten wurde am 22. April 1931 neun Mal zum Tode verurteilt, zusätzlich erhält er eine 15jährige Zuchthausstrafe. Kürten richtete noch erfolglos ein Gnadengesuch an die preußische Regierung. Am 2. Juli 1931 wird Peter Kürten im Kölner Klingelpütz mit dem Fallbeil hingerichtet.

Historische Aufnahme des Klingelpütz, undatiert, vermutlich 1900-1930, Bild: gemeinfrei.
Historische Aufnahme des Klingelpütz, undatiert, vermutlich 1900-1930, Bild: gemeinfrei.

Die Leiche von Peter Kürten wird anschließend untersucht und ohne den Kopf bestattet. Sein Verhalten war so verstörend, dass Ärzte glaubten, sein Gehirn müsse sich physisch von dem eines durchschnittlichen Menschen unterscheiden. Sein Kopf wurde in zwei Hälften geteilt, um an das Gehirn zu gelangen. Doch die Untersuchung des Gehirns nach kranklhaften Veränderungen blieb ohne Ergebnis.

Der Kopf des Mörders gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg über Umwege in die Vereinigten Staaten und wird heute im Museum „Ripley’s Believe It or Not!“ in Wisconsin ausgestellt. Dort kann man den geöffneten Schädel noch heute in einer Vitrine sehen.

Peter Kürtens letzte Worte vor seiner Hinrichtung am 2. Juli 1931 waren:

„Sag, wenn mein Kopf abgeschlagen wurde, bin ich dann noch in der Lage zu hören, wie das Blut aus meinem Hals strömt? Das wäre eine große Freude.“


Darstellung von Peter Lorre in der Rolle des M auf einem Wandgemälde, Bild: Andreas Bohnenstengel, CC BY 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Darstellung von Peter Lorre in der Rolle des M auf einem Wandgemälde, Bild: Andreas Bohnenstengel, CC BY 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Vorbild für „M – eine Stadt sucht einen Mörder“

Der Fall des Peter Kürten inspirierte Regisseur Fritz Lang zu seinem ersten Tonfilm „M – eine Stadt sucht einen Mörder.“ mit Peter Lorre in der Hauptrolle.

In diesem Krimi aus dem Jahr 1931 geht es um einem Kindermörder, dessen Morde zu Angst bei Eltern und zu Misstrauen unter den Einwohnern führen. Gleichzeitig jagen auch die Kriminellen der Stadt den Mörder. Das Lexikon des Internationen Films schreibt dazu: 

„Langs erster Tonfilm gehört zu den Meisterwerken des deutschen Vorkriegskinos. Verweise auf das gesellschaftliche Klima der Weimarer Republik am Vorabend des Nationalsozialismus sind augenfällig: Obrigkeit und Unterwelt erscheinen als gleichartige Organisationen, die den ‚Abartigen‘ im Namen des ‚gesunden Volksempfindens‘ gemeinsam zur Strecke bringen. Langs sarkastische Schilderungen von Menschenjagd und Massenhysterie sowie Peter Lorres geniale Interpretation des Mörders als Täter und Opfer zugleich wurden von den Nationalsozialisten später nicht ohne Grund als subversiv empfunden.“


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Köln ist Stiftungshauptstadt in NRW

Eine Auswahl der über 500 Kölner Stiftungen
Eine Auswahl der über 500 Kölner Stiftungen

Stiftungen fördern kulturelle Bildung oder die Denkmalpflege, es geht um den Zugang zur Musik für Grundschulkinder, interkulturelle Verständigung, therapeutisches Reiten oder auch den Karneval. Sie unterstützen die Erhaltung der Kölner Grünanlagen, Selbstbestimmung im Alter oder auch die Vermittlung US-amerikanischer Comic-Kultur und vieles mehr.

Von den Stiftungen in und um Köln profitieren jedes Jahr 1,3 Millionen Menschen. Etwa 300 Millionen Euro im Jahr werden von diesen gemeinnützigen Stiftungen1Im Gegensatz zu den „Gemeinnützigen Stiftungen“, die in diesem Artikel betrachtet werden, dienen „Privatnützige Stiftungen“ überwiegend dem Interesse eines abgeschlossenen Personenkreises. Dies können zum Beispiel Mitarbeitern eines bestimmten Unternehmens oder Mitglieder einer Familie sein. für die vielfältigen Projekte ausgeschüttet.

Beispiel: Imhoff Stiftung

Alleine 22 Millionen Euro hat seit 2001 die Imhoff Stiftung für gemeinnützige Zwecke ausgeschüttet. Diese Stiftung wurde im Dezember 2000 von Hans Imhoff gegründet. Imhoff hatte den Stollwerck-Konzern verkauft und wollte seiner Heimatstadt Köln zusätzlich zum Schokoladenmuseum etwas Gutes tun. Bis zu seinem Tod führte er die Stiftung, heute ist seine Tochter Susanne Imhoff Vorsitzende des Stiftungsvorstandes.

Susanne Imhoff (rechts) in einer Podiumdiskussion mit (von links) Angela Maas. Moderatorin, Barbara Schön, Fundraiserin des Kölner Vereins Himmel & Ääd, Dr. Ingo Dahm, Gründer des Start-Up-Investors capacura, Bild: Kölner Stiftungen e.V.
Susanne Imhoff (rechts) in einer Podiumdiskussion mit (von links) Angela Maas. Moderatorin, Barbara Schön, Fundraiserin des Kölner Vereins Himmel & Ääd, Dr. Ingo Dahm, Gründer des Start-Up-Investors capacura, Bild: Kölner Stiftungen e.V.

Der Clou: Das Museumsgebäude des Schokoladenmuseums gehört der Imhoff Stiftung. Die Mieteinnahmen werden genutzt, um Projekte im Sinne von Hans Imhoff in Köln zu unterstützen, wie etwa Kultur für Menschen mit Demenz, dem Ausbau des EL-DE-Hauses oder „Der Elfte Elf“, ein Theaterprojekt für Kinder.

Stiftungen gehören sich selbst

Regelmäßig wird Susanne Imhoff vorgehalten, dass Stiftungen ja nur dafür da wären, Steuern zu sparen. „Ja – eine Stiftung spart tatsächlich Steuern.“ entgegnet sie dann. „Aber das Geld ist einem damit ja auch aus der Hand genommen. Der Stifter oder seine Familie kommen nie wieder an das Stiftungskapital und die daraus erwirtschafteten Erträge heran.“

Das besondere an einer solchen gemeinnützigen Stiftung ist, dass eine Stiftung weder aus Mitgliedern besteht noch existieren Gesellschafter. Eine Stiftung hat somit auch keinen Eigentümer, sondern gehört sich selbst.

Susanne Imhoff vergleicht eine Stiftung mit einem Apfelbaum: „Ich stifte Geld für einen Apfelbaum. Jedes Jahr trägt dieser Baum neue Früchte, die allen zugute kommen. Die Verantwortlichen der Stiftung sind dabei die Gärtner, die dafür sorgen, dass dieser Baum auch regelmäßig reichlich Früchte trägt.“

Beeindruckende Zahlen: Die Leistungen der Stiftungen in & um Köln kommen jedes Jahr 1,3 Millionen Menschen zugute. Bild: Kölner Stiftungen e.V.
Beeindruckende Zahlen: Die Leistungen der Stiftungen in & um Köln kommen jedes Jahr 1,3 Millionen Menschen zugute. Bild: Kölner Stiftungen e.V.

Köln ist die Hauptstadt der Stiftungen

Die Imhoff-Stiftung ist eine der etwa 500 Stiftungen in Köln, die sich der Förderung des Gemeinwohls verschrieben haben. Zählt man das Umland hinzu, steigt die Zahl der Stiftungen auf ca. 1.150. Viele dieser Stiftungen sind Mitglieder des Vereins „Kölner Stiftungen e.V.“ Der Vorsitzende des Vereins Dr. Ulrich Soénius ist stolz: „Von der Anzahl her ist Köln die Hauptstadt der Stiftungen in NRW.“

Seit 2006 feiern die Stiftungen alle drei Jahre den Kölner Stiftungstag. Zum 7. Kölner Stiftungstag hatte im Oktober 2024 Oberbürgermeisterin Henriette Reker ins Rathaus eingeladen.

Die Bedeutung der Stiftungen kann nicht hoch genug einschätzt werden, so Henriette Reker: „Ohne das Stiften wäre unsere Stadt nicht nur ärmer, sondern in dieser Form überhaupt nicht denkbar.“ Reker machte auch deutlich, dass in Zeiter knapper Kassen nicht jede gesellschaftliche Aufgabe vom Staat übernommen werden könne.

Der Verein Kölner Stiftungen e.V. lädt alle drei Jahre zum "Kölner Stiftertag" ein.
Der Verein Kölner Stiftungen e.V. lädt alle drei Jahre zum „Kölner Stiftungstag“ ein.

Poetry-Slam zu Stiftungsprojekten

Höhepunkt des Stiftungstags war ein Poetry-Slam. Die Slam-Poeten Luca Swieter, Nils Frenzel und Katinka Buddenkotte stellten jeweils drei Projekte vor. Bei diesem „Dichterwettstreit“ ging es darum, mit geschliffenen Worten für ausgewählte Stiftungsprojekte zu werben, der Sieger wurde per Applaus vom Publikum gewählt.

Gewonnen hat Luca Swieter. Sie stellte unter anderem das Projekt „KalkKunst“ vor. Und stiftete auch gleich ihr Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro diesem Projekt. Und Sie hat mir erlaubt, ihren Text hier zu veröffentlichen. Ein großes DANKE an Luca und viel Vergnügen bei der Lektüre.


Luca Swieter stellte die Projekte KalkKunst, Eselsohr und Zukunftsquartier Wahn auf dem Stiftertag vor. Bild: Kölner Stiftungen e.V.
Luca Swieter stellte die Projekte KalkKunst, Eselsohr und Zukunftsquartier Wahn auf dem Stiftungstag vor. Bild: Kölner Stiftungen e.V.

Kölner Stiftungstag

Von Luca Swieter

Stiftungsprojekte:

  • KalkKunst
  • Eselsohr 
  • Zukunftsquartier Wahn

Das Möglichkeitsspektrum in einer Stadt ist sehr breit. Man kann die Liebe seines Lebens kennenlernen, seine Träume verwirklichen, man kann aber auch nachts in einer Kneipe seine Jacke und mit Pech einen kleinen Finger verlieren, wenn man ganz ungünstig in ein zerbrochenes Kölsch Glas greift. Man kann dermaßen über seine Möglichkeiten nachgrübeln, dass man auf der Rückfahrt die Haltestelle verpasst und die einzige Möglichkeit dann wäre, umzukehren oder bis ans Ende seiner Tage auf einem Parkplatz in Weidenpesch zu leben. Vielleicht hat man sich auch nie von der Kneipe wegbewegt, weil der gesamten Stadtverkehr durch einen Bombenfund lahmgelegt wurde. In der Zwischenzeit hat man die Liebe seines Lebens wieder verloren, muss seine Träume begraben, aber entdeckt seine Jacke mitsamt kleinem Finger plötzlich auf Kleinanzeigen. Oder in einem der Zu Verschenken Kartons, die an der Straße stehen. Zumindest passiert mir das gerade, als ich im Morgengrauen unter dem orchestralen Taubengurren die Straße in Richtung Zuhause langlaufe.

Neben dem Zu Verschenken Karton steht ein Bücherschrank. Dort entdecke ich ein Buch über Drogenaufklärung, das mir meine Mutter damals verboten hat, aus Angst, dass man mich so gut über Drogen aufklärt, dass ich drogenabhängig werde.

Bücherschränke sind die intimsten Tauschbörsen, die ich mir vorstellen kann. All die Eselsohren, ein freundlicher Vermerk für alle Nachleser*innen, ein Knick für die Ewigkeit. All diese Flecken, von denen ich unter keinen Umständen wissen möchte, woher sie stammen. All die rührenden Widmungen gänzlich Unbekannter, all das Erstaunen darüber, was für absurde Dinge manche Menschen als Lesezeichen benutzen und in ihren Büchern vergessen, vielen Dank für die Kreditkarte an der Stelle. Diese unvorhergesehenen Kombinationen alle in einem Schrank, nie kamen sich „Bier brauen für Dummies“ und Tolstoi so nah.

Eine Person nähert sich dem Schrank von der anderen Seite und stellt ein Buch in eins der Regalbretter. Über die Bücherreihen hinweg treffen sich kurz unsere Blicke bevor sie sich beschämt abwendet und mit großen Schritten entfernt. Ich gehe um den Schrank herum, neugierig, welche reichhaltige Gabe dem Bücherschrank dieses Mal dargeboten wurde: „Gesund mit Eigenurin“ lese ich, während die Person gerade in eine Gasse verschwindet. Mittlerweile rennt sie sehr schnell und sieht dabei äußerst vital aus, von daher scheint es zu funktionieren.

Luca Swieter hat den Poetry-Slam des Stiftertages gewonnen, Bild: Fabian Stürtz
Luca Swieter hat den Poetry-Slam des Kölner Stiftungstags gewonnen, Bild: Fabian Stürtz

Ein Bücherschrank ist ein Solidarsystem im Kleinen, ein Solidarsystem aus Seiten, ein Geben und Nehmen, wobei ich zugeben muss, dass ich immer viel genommen und nur gegeben habe, was ich selber scheiße fand. Jetzt schäme ich mich dafür. Ich eile nach Hause, packe alle meine Lieblingsbücher in einen Rucksack und folge den Spuren der Schränke wie Brotkrumen, von einer Seite auf die andere.

Meine Stadt hat zwei Hälften. Eine davon wird schmerzlich oft übersehen. Ich habe von Leuten in Köln gehört, die von Leuten in Köln gehört haben, die denken das einzige Mülheim, das es gibt, liegt im Ruhrgebiet. Ich habe von Leuten in Köln gehört, die von Leuten in Köln gehört haben, die sagen das Mülheim hierzustadte wird mit zwei h geschrieben und Kalk sei das, was sie überdosiert im Leitungswasser trinken.

Gerade greife ich nach dem nächsten Buch in meinem Rucksack, um es im Bücherschrank einzusortieren, als ich plötzlich merke, dass in diesem Viertel irgendwas anders ist. Ich sehe Kunstwerke in Schaufenstern, Cafés, Installationen in Parks, pulsierende Farbflecken auf Hauptstraßen, Gassen und Hinterhöfen, da liest, bewegt und spielt etwas, da ist ein Aufbegehren gegen die oftmals subtile Geringschätzung der anderen Seite, da ist die herzliche Solidarität, die ich von hier kenne.

Kunst im öffentlichen Raum ist so wie ich mir Kinder machen und sie glücklich aufwachsen sehen vorstelle. Das ist, jemandem Freiheit, Zuspruch und Vertrauen zu schenken und in all den Ergebnissen Schönheit, Freude und Trost zu finden. Und mein Gott, manchmal guckt man sich was an und denkt sich: Okay ich weiß jetzt auch nicht ob das ein überfahrener Hund oder die Oma sein soll, aber ich häng das jetzt trotzdem mal an den Kühlschrank. Und das ist doch auch das Schöne daran. Was hier passiert, begeistert mich!

„Der Zugang zu Kunst darf nicht vom Geld abhängig sein! Man sollte Kunst und die Leute, die sie schaffen, nicht vor Barrieren und verschlossene Türen stellen, sollte sie nicht ausschließlich vor Champagner und Austern platzieren, sondern bitteschön vor Kaffee aus dem Pappbecher und Apfeltaschen von Backwerk.“, skandiere ich mit erhobener Faust und da kackt mir eine Taube öffentlich und künstlerisch auf die Jacke und ich merke, es ist Zeit, weiterzuziehen. Ich nehme eine Bahn und grübele so dermaßen intensiv über Möglichkeiten nach, dass ich meine Haltestelle verpasse und als ich aussteige weiß ich plötzlich nicht mehr, wo ich bin. „Porz Wahn“ verkündet ein Wegweiser.

Es gibt Ecken, die werden schmerzlich oft übersehen. Da entsprach es lange der Wahrheit, dass das Gras woanders grüner ist, zumindest wenn man es am Süden auf der anderen Seite misst. Vielen Dinge im Leben sind wir eben so ausgeliefert. Zum Beispiel, in welche Umstände wir geboren werden. Wenn du etwas in deinem Viertel ändern könntest, was wäre das? Ich würde sagen, der erste wichtige Schritt ist, genau das überhaupt mal gefragt zu werden.

Ein wichtiger Schritt ist die Mitbestimmung, die das Fundament dafür bildet, Räume zu ergründen, Probleme zu bearbeiten und einen guten Plan zu machen, bevor man sich in das Auenland Kölns verwandelt. Porz Wahn, ihr könntet das neue belgische Viertel werden. Aber ihr wollt es nicht. Und das ist auch gut so. Spart euch den Aperol Spritz für 15 Euro und die vegane glutenfreie Pizza für 30 Euro. Man merkt mal, wie wenig Probleme ein Stadtteil hat, wenn in einer Straße gerade das fünfte Yoga Studio eröffnet.

Denn an diesem Ort sehe ich mehr Potential für gelebte Utopien als fünf Yoga Studios sich jemals aus der Energie ihres geballten Shavasanas ziehen könnten. Und wenn die ganzen Hipster aus Ehrenfeld irgendwann alle nach Porz Wahn ziehen wollen, dann lasst sie nicht rein!!

Aber wenn hier der erste Bücherschrank Hass- und Lieblingsbücher beherbergt, ein zu Verschenken Karton meine durchnässten Kleider aufbewahrt, wenn der öffentliche Kunstspaziergang fest datiert ist, dann wird das ein Grund zum Feiern.

Ich greife tief in meinen Rucksack und hole das Buch „Gesund durch Eigenurin“ hervor. Ich vergrabe es als Grundstein und Taufgeschenk für diese neue Welt, auf dass das, was kommt, fruchtbar und segensreich werde. Auf dem Rückweg konzentriere ich mich ganz fest darauf, meine Haltestelle nicht zu verpassen aber ich verliere mich dann doch in Möglichkeiten, nämlich darin, dass all das, was mir auf meinem heutigen Streifzug begegnet ist, einmal welche waren und zu Realitäten gemacht werden konnten. Sie brauchten lediglich solche, die ihr Potential erkannten. Solche, die bereit waren, zu glauben und zu geben und solche, die nah genug dran sind um die Notwendigkeiten zu sehen und sie umzusetzen.

Es gehört sich nicht, Texte mit Plattitüden zu beenden, es sei denn sie sind wahr: Ich glaube daran, dass diese Dinge das Leben in der Stadt für die Menschen besser machen. Ich glaube, dass nicht über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden werden sollte, sondern vor Ort und gemeinsam. Und dass man in einer Zeit, in der es beunruhigend starke Kräfte gibt, die die kulturelle Vielfalt bedrohen, daran besonders festhalten muss. Mit Entschlossenheit, Kreativität und allen verbliebenen Fingern.


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Ein paar Fragen an: Emmi von „Emmi kocht einfach“

Emmi in ihrer Küche. Immer dabei: Frische , saisonale Zutaten, Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de
Emmi in ihrer Küche. Immer dabei: Frische,  saisonale Zutaten, Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de

Ich bin zu Gast bei Emmi von „Emmi kocht einfach“. Das ist ein Blog für einfache Rezepte, die gelingen. Immer wenn man irgendein Rezept googelt, landet man bei Emmi. Bei mir waren es die Rinderrouladen. Und sie sind gelungen. Dank Emmis Rezept!

Emmi kommt zwar eigentlich aus Franken, lebt, arbeitet und kocht in Köln. Ihr Blog ist eine Quelle für Rezepte, auf die man sich verlassen kann. Auch ohne große Kocherfahrung.

Während wir uns unterhalten, fällt ganz oft das Wort „gelingsicher“. Das gefällt mir: Emmi veröffentlicht Rezepte, für die man weder Profikoch sein muss, nicht erst ein halbes Monatsgehalt in einem speziellen Laden investieren muss und auch keine Küche mit allem schnick-schnack braucht.

Hühnerfrikassee von Emmi - ein duftender Traum. Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de
Hühnerfrikassee von Emmi – ein duftender Traum. Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de

Genau so wie für das Hühnerfrikassee, welches Emmi so ganz nebenbei, während wir miteinander sprechen, zubereitet. Erstaunlich: Emmi bekommt die Mehlschwitze ganz ohne Klümpchen hin – daran scheitere ich regelmäßig. Aber sie nimmt mir die Angst und meint „Es ist doch völlig egal, wenn sich in der Soße noch das ein oder andere kleine Klümpchen befindet, sie wird ganz bestimmt auch so schmecken.“ Und das scheint schon das nicht ganz so geheime Geheim-Rezept von Emmi Prolic zu sein: Einfach machen! Habt Spaß beim Kochen und keinen Stress.

Auch Emmi macht sich keinen Stress. Während wir uns unterhalten, zerläuft die Butter im Topf und sie rührt das Mehl für die Mehlschwitze unter – so ganz nebenbei. Und ohne Klümpchen.

Emmi – warum gibt es heute das Hühnerfrikassee?

Ich hatte noch Hähnchen übrig. Und so ein Frikassee  ist eine prima Resteverwertung von Hähnchenfleisch. Egal ob gekocht oder gebraten, es passt und gelingt immer. Und auch mein Sohn liebt dieses Essen. 

Seit einiger Zeit wird viel über Lebensmittelverschwendung und Resteverwertung diskutiert und ich frage mich deshalb oft, wie es früher eigentlich war. Meine Oma zum Beispiel hat mit den Lebensmitteln gekocht, die im Vorrat waren. Frisches Gemüse kam saisonal dazu und Fleisch je nach dem auch. Aus vielen Zutaten, die vom Essen übrig waren, hat sie wieder etwas gezaubert. In diese Kategorie fällt auch mein klassisches Hühnerfrikassee Rezept.

Ist das dein Lieblingsgericht? Oder womit kann man dich – zumindest beim Essen – richtig glücklich machen?

Mein absolutes Lieblingsgericht ist und bleibt Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat. Dafür lasse ich alles stehen und liegen. Wahlweise kann es auch Schnitzel Wiener Art mit Putenfleisch sein und ja, manchmal esse ich gerne auch Pommes dazu.

Pfannkuchen gehören zu den beliebstesten Rezepten bei "Emmi kocht einfach", Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de
Pfannkuchen gehören zu den beliebstesten Rezepten bei „Emmi kocht einfach“, Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de

Ist das auch das Lieblingsgericht der Leser deines Blogs?

Nein, obwohl ich auch meine Zubereitungsvariante auf den Blog gestellt habe. Die Rezept-Lieblinge auf meinem Blog sind Rindergulasch, Spaghetti Carbonara und Pfannkuchen.  

Mich kann man mit Muschelgerichten bis nach Düsseldorf jagen. Gibt es auch Dinge, die du absolut nicht magst?

Mich kannst du mit Innereien-Gerichten jagen, ich würde dafür noch weiter flüchten als Düsseldorf, zum Beispiel passenderweise nach Essen in meine alte Wahlheimat. Doppeldeutig, du verstehst 😉!?

Weil du andere mit Essen glücklich machen willst, betreibst du seit 2017 den Blog „Emmi kocht einfach“. Was unterscheidet deinen Blog von den vielen Rezept-Seiten im Internet?

Ehrlich gesagt will ich sie nicht nur glücklich machen, sondern sie vor allem unterstützen, wenn sie täglich aufs Neue den Alltagsspagat zwischen Beruf und Haushalt meistern müssen. Ich habe das selbst jahrelang zwischen Zeitnot und Familienküche durchlebt. Diese Unterstützung war von Beginn an mein Ansinnen und Antrieb bei der Arbeit rund um den Blog, nämlich eine zuverlässige Rezept-Quelle zu sein, auf die man sich „in der Not“, wenn einem die Ideen ausgehen, verlassen kann. Ich stecke deshalb viel Herzblut und Gewissenhaftigkeit in die Rezeptentwicklung. Sie sind im Ablauf durchdacht und ich versuche keine Fragen offen zu lassen, sie sind von mir selbst mehrfach erprobt, damit sie für jeden gelingsicher sind und oft verpasse ich ihnen noch ein iTüpfelchen.

Für dich ist „Saisonalität“ beim Essen ganz wichtig. Warum sollte ich im Oktober keinen Spargel essen oder keine Erdbeeren im Januar? Steht doch alles im Supermarkt im Regal!

Ja, mir ist das wahnsinnig wichtig immer wieder darüber zu sprechen, denn dieses ständig verfügbare Schlaraffenland, in dem wir leben hat sehr viele negative Auswirkungen auf unsere Umwelt und uns selbst. Außerhalb der heimischen Saison haben wir es immer mit Importware zu tun. Ein Irrsinn ist der Transport, oft sind es bis zu 10.000 Flugkilometer, die das Gemüse im Winter zurücklegt, dazu kommt manche Sorten werden unreif geerntet und dafür nicht mit guten Mittelchen behandelt. Erdbeeren oder Tomaten im frühen oder späten Winter werden übrigens auch zum Beispiel in Spanien in riesigen Gewächshäusern angebaut. Dort wird mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet, damit in dem vorherrschend feuchten Klima der Gewächshäuser sich keine Pilze und andere Schädlinge vermehren. Auch der Energieaufwand dieser Gewächshäuser ist nicht zu verachten und auch, was sie an Wassermengen für die Bewässerung benötigen.

In meiner idealen Welt würden sich die Menschen viel mehr damit beschäftigen, was unsere heimischen Felder, Bäume und Sträucher aus der eigenen Region in der jeweiligen Jahreszeit bereitstellen, dann wenn sie mit der Kraft des Klimas bzw. der Sonne wachsen und gedeihen können. Man kann nichts Besseres für sich selbst und die Umwelt tun… Ein wirklich abendfüllendes Thema.

Es sieht immer fantastisch aus! Hier der "Spaghettikürbis mit Schinken und Käse". Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de
Es sieht immer fantastisch aus! Hier der „Spaghettikürbis mit Schinken und Käse“. Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de

Wenn man in deinen Blog reinschaut, sieht immer alles perfekt gelungen aus. Bei mir sehen meine Kochergebnisse nie so aus wie auf den wunderschönen Bildern. Hand aufs Herz: Schummelst du? Oder geht bei dir nie etwas schief? 

Selbstverständlich geht auch bei mir beim Kochen manchmal was daneben. Wenn ich aber das Rezept für die Fotoproduktion koche und fotografiere, was ich übrigens beides selbst mache, geht glücklicherweise sehr selten etwas schief. Fürs Foto muss ich manchmal mit ein paar Tricks arbeiten, um das Gericht von seiner besten Seite zu zeigen, aber die verrate ich natürlich nicht 😉 .

Dein Blog ist in deiner heimischen Küche gestartet – heute treffen wir uns in Räumen, die fast schon wie ein Studio wirken. War es von vornherein der Plan, den Blog professionell zu betreiben?

Nein das hatte ich nicht im Sinn. Du musst wissen, ich hatte mehr als ein Jahr zuvor meine Vollzeit-Tätigkeit als leitende Angestellte an den Nagel gehängt, um ganz für meinen damals 6jährigen Sohn da sein zu können… um nichts mehr in seinem Leben zu verpassen. Ich habe meine Leidenschaft am Kochen wiederentdeckt und natürlich täglich frisch für ihn bzw. uns alle drei gekocht. Dann kam der Wunsch in mir auf, diese Rezepte zu veröffentlichen, auf eine besondere Weise, gut erklärt, absolut verlässlich und gelingsicher, für alle gestressten Menschen da draußen wie ich es auch einer war. Ich hatte damit einen Nerv getroffen und meine Community wurde immer größer und auch die Wahrnehmung von Kooperationspartner, die bei mir anklopften. So nahm alles einen Lauf.  

Bist du ganz alleine? Oder hast du ein Team, welches dich unterstützt? 

Mein Mann ist seit einigen Jahren mein Geschäftspartner. Wir betreiben den Blog gemeinsam. Er ist unter anderem für die Vermarktung und den ganzen technischen Teil verantwortlich. Bei unseren zahlreichen Aufgaben rund um den Blog unterstützen uns sehr viele externe Partner aber mittlerweile haben wir in der Tat auch intern ein kleines Team an Mitarbeitern. Anders wäre es nicht mehr zu stemmen.

Bei so viel Aufwand entstehen auch Kosten. Wie refinanzierst du deinen Blog?

Das ist schnell erklärt, wenn du auf meine Seite „Emmi kocht einfach“  gehst, siehst du einige Werbeplatzierungen, so wie du ja zum Beispiel auch Werbung auf anderen Webseiten siehst oder im Privatfernsehen. So finanzieren wir uns heute hauptsächlich.

In Emmis Shop gibt es ihre Kochbücher und ausgewählte, hochwertige Produkte.
In Emmis Shop gibt es ihre Kochbücher und ausgewählte, hochwertige Produkte.

Dazu kommen noch die Einnahmen für meine Kochbücher, die ich schreibe und die Einnahmen aus unserem Shop

Sind irgendwann mal alle Rezepte gekocht? Wie sind deine Pläne für die Zukunft?

Nein, das wird nie der Fall sein. So wie die Menschheit sich verändert, verändert sich auch die Kulinarik und es wird immer wieder neue Facetten geben. Wie in der Musik oder der Kunst, Bereiche die ebenfalls nie zum Stillstand kommen..


Genau wie alle anderen Menschen in meiner Rubrik „Ein paar Fragen an …“ hat auch Emmi zu meinen „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.

  1. Du kommst ursprünglich aus Franken. Schäufele, „Drei im Weggla“ und die Biere aus der Region sind sensationell. Zieht es dich ab und zu zurück dorthin?

Ja regelmäßig, mein Bruder mit Familie lebt noch dort, aber auch Tanten und Onkels. Auch eine meiner besten Freundinnen aus Jugendtagen lebt dort, wir haben uns nie aus den Augen verloren und ich besuche sie immer, wenn ich kann.

  1. Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du wohnen? Und warum gerade dort?

Ich würde im Münchner Umland leben. Das ist meine Herzensgegend, weil ich die Berge so sehr liebe. Von dort könnte ich sie in der Ferne sehen, wäre schnell dort, hätte aber auch die Großstadt München in Reichweite, in der auch Freunde von uns leben.

  1. Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Bodenständig“ und „kommunikativ“. Gehört das überhaupt dazu?

  1. Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Putzkolonnen losschicken, die die Straßen reinigen und die verschmierten Wände übermalen und das täglich. Im Vergleich zu anderen Großstädten auf den vorderen Plätzen hat Köln meines Erachtens viel Nachholbedarf und könnte in einem ganz anderen Licht erstrahlen. Das Stadtbild ist streckenweise echt schmuddelig und dreckig.

  1. Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.

Da fällt mir ehrlicherweise kein Grund ein. Wie gesagt, Köln ist keine Schönheit, packt einen aber emotional. Die Toleranz der Kölner ist außergewöhnlich und das macht doch eine Stadt am Ende wirklich lebenswert.

  1. Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Die Besucherplattform im Triangle-Tower in Deutz, es gibt meiner Ansicht nach keine schönere Aussicht auf die Stadt.

  1. Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?

Ich gehöre zu denjenigen die mittlerweile am liebsten flüchten, wenn es meine Zeit erlaubt. Ich finde das, was aus dem Straßenkarneval geworden ist schrecklich, das hat für mich nicht mehr viel mit Brauchtum zu tun.

  1. Wo drüber laachs de dich kapott?

Wenn jemand Grimassen zieht und extremes Talent dafür hat, da kann ich nicht anders, da liege ich unter dem Tisch vor Lachen.

Rievkooche - Emmis kölsches Lieblingsessen. Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de
Rievkooche – Emmis kölsches Lieblingsessen. Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de
  1. Jetzt kommt für eine Köchin die wichtigste Frage: Was ist dein kölsches Lieblingsgericht?

Ganz weit vorne der Rievkooche 😊

  1. Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?

Fiese Möpp, das hatte ich relativ schnell drauf.

  1. Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …

… „im Herzen“ schön.


Ich darf mitessen. Danke, Emmi! Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de
Ich darf mitessen. Danke, Emmi! Bild: Emmi Prolic, www.emmikochteinfach.de

Das Hühnerfrikassee ist mittlerweile fertig. Ein duftender Traum. Emmi sieht mich an und stellt lachend einen zusätzlichen Teller auf den Tisch.

Ich bin genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort.


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Der Kaffee für Staatsoberhäupter kommt aus der Kölner Südstadt

Das Formula Uno am Zugweg in der Kölner Südstadt - hier soll es den besten Espresso Kölns geben. Bild: Uli Kievernagel
Das Formula Uno am Zugweg in der Kölner Südstadt – hier soll es den besten Espresso Kölns geben. Bild: Uli Kievernagel

Wenn Köln tatsächlich die nördlichste Stadt Italiens sein sollte, dann ist der Zugweg in der Südstadt so etwas wie die Via Appia: Italienisches Lebensgefühl pur. Wesentlich verantwortlich dafür ist Carmelo Bennardo. Er führt das italienische Kultcafé „Formula Uno“ und ermöglicht damit der Südstadt „La dolce vita“.

„Ich habe zwei Präsidenten.“

Dass es im Formula Uno den besten Espresso Kölns gibt, hat sich anscheinend schon bis nach Berlin rumgesprochen. Denn nur so ist es zu erklären, dass Carmelo beim Staatsbesuch des italienischen Präsidenten Sergio Mattarella Ende September 2024 Kaffee servieren durfte.

Bundespräsident Steinmeier hatte den italienischen Präsidenten im Rahmen seines Staatsbesuchs eingeladen, mit dem Schiff von Bonn nach Köln zu fahren, um in der Domstadt die prächtige Kathedrale zu besichtigen. Den Kaffee auf dem Schiff durfte der Kölner Carmelo Bennardo servieren. Für ihn Herzensangelegenheit: „Ich habe zwei Präsidenten. Einmal den deutschen, Herrn Steinmeier, und einmal den Herrn Mattarella.“

Carmelo Bennardo (Mitte) und seine zwei Präsidenten: Sergio Mattarella und Frank-Walter Steinmeier, Bild: Carmelo Bennardo
Carmelo Bennardo (Mitte) und seine zwei Präsidenten: Sergio Mattarella (links) und Frank-Walter Steinmeier (rechts), Bild: Carmelo Bennardo

Einfaches Leben – auf hohem Niveau 

Das Carmelo sogar Staatsoberhäuptern Kaffee servieren darf hätte er selber vor 56 Jahren nicht gedacht. Er kam, als sechsjähriger Junge, zusammen mit seinem Vater im März 1968 nach Köln.

Für den Sizilianer war in Köln alles anders. Er erinnert sich an die großen Häuser und daran, dass es kalt war. Prompt fiel ein paar Wochen nach seiner Ankunft Schnee. Bernardo: „Das war das erste Mal, dass ich in meinem Leben Schnee gesehen habe.“1: „Mit einem guten Kaffee ist es wie mit einer Formel in der Chemie – alles muss stimmen.“ Ein Interview mit Carmelo Bennardo, dem Inhaber des italienischen Kultcafés „Formula Uno“ von Daniel Zakharov, https://www.danielzakharov.de/project/interview-camelo-bennardo 

Damals gab es bereits die italienischen Gemeinschaften in der Südstadt, in Kalk oder auch in Ehrenfeld, daher wurde Carmelo in Köln schnell heimisch.  Es sollte allerdings noch lange dauern, bis er das „Formula Uno“ übernehmen konnte. Vorher war in dem Ladenlokal ein Gemüseladen, bis Anfang der 1970er Jahre der in der Südstadt bekannte italienische Gastronom Franco di Pirra dort ein Café eröffnete. In diesem Café gab es zwar auch schon Kleinigkeiten zu essen, aber es war, wie Bernardo sagt, ein „Männercafé“.

Im Jahr 1999 übernahm Carmelo Bernardo das Café von einem Freund. Der Beginn einer kölsch-italienischen Erfolgsgeschichte. Der neue Gastronom ändert Interieur und Angebot – das „Formula Uno“ wird zum Kultcafé. Stammgast Freddy aus der Kölner Südstadt beschreibt das Café wie folgt: „Hier ist einfaches Leben, aber auf sehr hohem Niveau. Auch weil es hier den besten Espresso Kölns gibt.“

Der beste Espresso Kölns

In einem Interview aus dem Jahr 2018 beschreibt Carmelo das Geheimnis eines richtig guten Kaffees wie folgt:

„Um einen guten Kaffee zu machen, muss die Maschine gut eingestellt sein und auch ein guter Kaffee verwendet werden. Es ist sehr ähnlich wie bei einer Formel in der Chemie. Alles muss stimmen. Wenn nur ein Detail nicht stimmt, dann wird nichts stimmen. Heute macht die Qualität sehr viel aus, denn man kann das nicht wie vor 30 Jahren machen. Die Leute hatten damals einen Espresso bestellt, aber das, was sie bekommen haben, konntest du nicht Espresso nennen – das war schwarzes Wasser. Heute achten sehr, sehr viele darauf, wie der Espresso in der Tasse ist, wie man den Zucker rein kippt, wie der Kaffee schmeckt. Heute verstehen einfach sehr viele Leute, was ein Espresso ist und wie er schmecken muss und nicht nur der Italiener, der das aus Italien schon kennt.“2„Mit einem guten Kaffee ist es wie mit einer Formel in der Chemie – alles muss stimmen.“ Ein Interview mit Carmelo Bennardo, dem Inhaber des italienischen Kultcafés „Formula Uno“ von Daniel Zakharov, https://www.danielzakharov.de/project/interview-camelo-bennardo 

Der Zugweg wird zum Fußballstadion

Doch nicht nur der Espresso macht das Formula Uno bekannt. Während Fußballwelt- oder Europameisterschaften herrscht im Zugweg regelmäßig der Ausnahmezustand: Waren es zunächst nur zwei Fernseher draußen vor dem Café wurde die Straße mehr und mehr zur Fußball-Feiermeile. Girlanden und Wimpel, quer über die Straßen gespannt, Menschenmassen auf der Straße, kein Durchkommen mehr. Klar, dass so etwas sofort das Ordnungsamt der Stadt auf den Plan ruft, so bei der WM 2006.

Der Zugweg wird regelmäßig zur Fußballstadion, Bild: Café Formula Uno
Der Zugweg wird regelmäßig zur Fußballstadion, Bild: Café Formula Uno

Doch auch hier wusste sich Carmelo Bennardo zu helfen: Er ließ den Zugweg auf eigene Kosten sperren. Trotz hoher Kosten war der Wirt begeistert: „Es war ja wunderbar und einfach sehr, sehr, sehr schön!“3„Mit einem guten Kaffee ist es wie mit einer Formel in der Chemie – alles muss stimmen.“ Ein Interview mit Carmelo Bennardo, dem Inhaber des italienischen Kultcafés „Formula Uno“ von Daniel Zakharov, https://www.danielzakharov.de/project/interview-camelo-bennardo 

Der mittlerweile eingekölschte Italiener liebt Deutschland, Köln und die Südstadt. Nur wenn es beim Fußball zum direkten Aufeinandertreffen der Squadra Azzurra und der deutschen Nationalmannschaft kommt schlägt sein Herz für Italien: „Köln ist meine Heimat. Ich bin im Jahr 11,5 Monate hier und vielleicht zwei Wochen da unten. Nichtsdestotrotz werde ich immer ein Sizilianer bleiben.“4„Mit einem guten Kaffee ist es wie mit einer Formel in der Chemie – alles muss stimmen.“ Ein Interview mit Carmelo Bennardo, dem Inhaber des italienischen Kultcafés „Formula Uno“ von Daniel Zakharov, https://www.danielzakharov.de/project/interview-camelo-bennardo 

In diesem Video beschreibt Carmelo, wie er den beiden Präsidenten Kaffee servieren durfte. Quelle: Carmelo Bennardo 

Wie ein Präsident Kaffee trinken ist täglich möglich!

Als er am 28. September 2024 dann dir große Ehre hatte, sowohl dem italienischen als auch dem deutschen Präsidenten auf dem Schiff Kaffee servieren zu dürfen, erfüllte sich ein Traum. „Es ist mir eine Ehre, meinen zwei Präsidenten zu servieren.“

Und beiden Präsidenten hat es sichtlich geschmeckt.


Die Bar Formula Uno am Zugweg

Wer auch mal wie ein Präsident Kaffee trinken will, sollte unbedingt das Café besuchen:
Formula Uno, Zugweg 2, 50677 Köln
Geöffnet ist das Café täglich von 7 – 22 Uhr, Samstag ab 8 Uhr, Sonntag ab 9 Uhr


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Das perfekte Weihnachtsgeschenk: Gutscheine für Führungen mit dem Köln-Lotsen

Lotsentour Kölsche Weihnacht - mit Verzällcher, Anekdötchen und Geschichten aus dem weihnachtlichen Köln

… und am 24. Dezember ist wie jedes Jahr urplötzlich wieder Heiligabend!

 Habt ihr schon alle Geschenke? Falls nicht, kommt hier ein Vorschlag:

Verschenkt eine Gruppen-Tour –
und ihr habt den Köln-Lotsen ganz für euch allein

Ein besonders schönes Geschenk ist es immer, wenn man etwas zusammen unternimmt. Egal ob mit der Familie, Freunden, dem Kegelclub oder der Nachbarschaft. Und dabei begleite ich euch gerne: Verschenkt eine Lotsen-Tour mit dem Köln-Lotsen.

Wir können zum Beispiel gemeinsam durch die Innenstadt schlendern oder durch Marienburg flanieren, Deutz, Raderberg und Raderthal oder den Südfriedhof erkunden. Bereits ab 168 Euro bekommt ihr eine exklusive Tour.


Veranstaltung „Kölsche Weihnacht“ 

Du willst lieber drinnen feiern?  Dann komme ich meiner Veranstaltung „Kölsche Weihnacht“ zu dir. Mit kölschem Verzäll, Anekdötchen, Musik und Geschichten aus dem weihnachtlichen Köln – für et Hätz un für die Freud. Ich bringe alles (Beamer, Leinwand, Lautsprecher und weihnachtlicher Stimmung) mit. Und gemeinsam lernen wir kennen, was Weihnachten in Köln so besonders macht.


Ein Geschenk für nette Menschen: Gutscheine für einzelne Personen

Selbstverständlich könnt ihr auch Gutscheine für einzelne Personen verschenken. Die Gutscheine dazu gibt es zum Preis von 14 Euro/Kopf. Mögliche Termine für die Touren findet ihr im Kalender der Lotsen-Touren.

Vorlage Gutschein XMAS 2023

Individuelle Gestaltung – und keine Arbeit für euch

Falls ihr eine Lotsen-Tour oder einen Gutschein für einzelne Personen verschenken wollt, meldet euch bei mir. Wir sprechen einen Termin und die Details ab und ihr bekommt dann euren individuell gestalteten Gutschein zugeschickt – das perfekte Geschenk.

So habt ihr keine Arbeit mehr.
Und ein schönes, individuelles Weihnachtsgeschenk.


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Der „Ruhende Verkehr“

Der "Ruhende Verkehr" von Wolf Vostell auf dem Hohenzollernring, Bild: VollwertBIT / CC BY-SA
Der „Ruhende Verkehr“ von Wolf Vostell auf dem Hohenzollernring, Bild: VollwertBIT / CC BY-SA

„Autogerechte Städte“ waren Anfang der 1960er Jahre das Maß aller Dinge. Die Stadtarchitektur vieler deutschen Städte war vollständig an den Interessen des motorisierten Individualverkehrs orientiert. Ein wesentlicher Wegbereiter dieser Idee war der Architekt Hans Bernhard Reichow, der 1959 das Buch „Die autogerechte Stadt – Ein Weg aus dem Verkehrs-Chaos“ veröffentlicht hat.

Man kann also sagen, dass Reichow auch ein Teil der Verantwortung dafür trägt, dass die Stadtplanung unserer Stadt maßgeblich an den Bedürfnissen der Autofahrer ausgerichtet ist. Ein berüchtigtes Beispiel dafür ist der Bau der Nord-Süd-Fahrt, welche nach zehnjähriger Bauzeit 1974 fertiggestellt wurde.

Der ruhende Verkehr nervt

In Köln sind etwa 550.000 Kraftfahrzeuge zugelassen, darunter etwa 476.000 PKWs 1zusätzlich 33.000 LKWs und 38.000 Motorräder, Quelle: Stadt Köln. Und diese vielen Autos müssen auch irgendwo abgestellt werden. In der Fachsprache ist das der „ruhende Verkehr“. Und dieser ruhende Verkehr nervt:

  • Alles ist zugeparkt, Gehwege werden zu Schneisen zwischen den Autos, Fahrradfahrer zu Slalom-Fahrern.
  • Die Feuerwehr hat regelmäßig Probleme, an im Parkverbot geparkten Autos vorbeizukommen.
  • Und wenn man selber Teil des ruhenden Verkehrs werden will, dreht man ewig lang seine Runden um den Block bei der Suche nach einem Parkplatz.

Alles nicht neu! Den Ärger um den „ruhenden Verkehr“ gibt es bereits seit Ewigkeiten.

Ein einbetonierter Opel Kapitän

Den kreativsten Umgang damit zeigte der Künstler Wolf Vostell (* 14. Oktober 1932, † 3. April 1998). Vostell war Maler, Bildhauer und Happeningkünstler. Ein wesentliches Merkmal seiner Werke war das Einbetonieren. Und so staunten die Kölner nicht schlecht, als Vostell am 4. Oktober 1969 mit seinem Opel Kapitän auf der Domstraße vorfuhr und das Auto mit laufendem Motor und angeschaltetem Radio einbetonierte.

Einen solchen Opel Kapitän (Modell P 2,6 / Baujahr 1960) betonierte Vostell ein, Bild: Guido Radig / CC BY
Einen solchen Opel Kapitän (Modell P 2,6 / Baujahr 1960) betonierte Vostell ein, Bild: Guido Radig / CC BY

Ein großer Betonmischer kippte tonnenweise Frischbeton in die vorbereite Verschalung über das Auto. Ein Dokumentarfilm zeigt diese Aktion und auch die Aufregung der Passanten.

Ein Mann, mit hörbar kölschen Einschlag in der Stimme, meint in dem Film dazu: „Ich würde sagen, grober Unfug ist noch zu glimpflich ausgedrückt. Stell dir vor, dass würde jeder machen, der ein paar Mark in der Tasche hat … wie es in einem Jahr in Köln aussähe.“ Vostell hatte sein Ziel erreicht: Der „Ruhende Verkehr“, so der Name des Kunstwerks, war mit einem Schlag mitten in der Diskussion.

Doch der Künstler hatte die Rechnung ohne die Stadt Köln gemacht. Die zweckentfremdete Nutzung von Parkraum wurde von Ordnungsamt geahndet und das tonnenschwere Kunstwerk nach etwa drei Wochen in der Domstraße auf den Neumarkt verfrachtet. Dort sollte ein (nie realisierter) Skulpturenpark aufgebaut werden. Doch die Reise des einbetonierten Autos war noch lange nicht vorbei. Der Betonklotz, der rudimentär die ursprünglichen Form des einbetonierten Autos zeigt, wurde in Paris und in Berlin ausgestellt.

Mittelstreifen statt regulärer Parkplatz

Mittlerweile steht der „Ruhende Verkehr“ auf dem Mittelstreifen des Hohenzollernrings. Ein äußerst schlechter Platz, denn Vostell wollte ausdrücklich einen Parkplatz besetzen. „Das eingefrorene Auto“, so Vostell, „mitten zwischen anderen, noch verkehrstüchtigen Autos.“. Doch jetzt umflutet der Verkehr den Betonklotz.

Aber im März 2022 ist Bewegung in diese Diskussion gekommen. Die Bezirksvertretung Innenstadt hat auf Initiative der Grünen-Fraktion beschlossen, die Plastik auf eine Parkplatz unweit des aktuellen Standorts zu versetzen. Genau, wie Vostell es mit dem „Ruhenden Verkehr“ ausdrücken wollte.  Doch seit Dezember 2023 ist klar, dass das Kunstwerk an seinem Standort mitten auf den Ringen verbleiben wird: Der geplante Parkplatz auf der Hahnstraße sei schlicht zu schmal.

Ävver mer sin in Kölle. Also mal abwarten …


Vostell Plastik "Concrete Traffic" in einem Parkhaus der Universität Chicago, Bild: University of Chicago
Vostell Plastik „Concrete Traffic“ in einem Parkhaus der Universität Chicago, Bild: University of Chicago

Besser platziert ist die Vostell-Plastik „Concrete Traffic“ auf dem Campus der University of Chicago. Ein einbetonierter Cadillac steht dort seit 2016 auf einer regulären Parkfläche in einem öffentlichen Parkhaus.


Hommage "Ruhender Verkehr" (Wolf Vostell), eine einbetonierte Mercedes A-Klasse von Cornel Wachter, Bild: Leonce49 / CC BY-SA 2.0
Hommage „Ruhender Verkehr“ (Wolf Vostell), eine einbetonierte Mercedes A-Klasse von Cornel Wachter, Bild: Leonce49 / CC BY-SA 2.0

Der Kölner Künstler Cornel Wachter betonierte – als Hommage an Vostell – 2007 seine Mercedes A-Klasse ein. Dieses Werk steht heute vor dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn.


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