Die Bläck Föös in ihrer aktuellen (Anfang 2025) Besetzung, Bild: Kay-Uwe Fischer
In den 1970er Jahren war der Sitzungskarneval sehr angestaubt. Langweilige Sitzungen mit nichtssagender Musik, Abendgarderobe und eher steifen als lustigen Karnevalisten waren die Regel.
Und dann kamen auf einmal ein paar langhaarige Jungs auf die Bühne, am Anfang noch met bläcke Fööss1barfuß, mit Gitarre und Schlagzeug und fingen an, kölsche Lieder zu spielen, wo vorher noch eher festlich hochdeutsche Lieder vorgetragen wurden.
Die Bläck Fööss in den 1970er Jahren, Bild: Bläck Fööss
Der Versuch der etablierten, offiziellen Kappenträger, diese Band einfach zu ignorieren, ging gehörig daneben.2Ein Muster übrigens, was sich etwa 30 Jahre später bei Brings wiederholen sollte. Die Menschen wollten genau diese Musik hören.
Das war die Geburtsstunde einer kölschen Erfolgsgeschichte:
Die Bläck Fööss eroberten die Bühnen.
Examen an der „Akademie för uns kölsche Sproch“
Wie so viele aus den Jahrgängen ab etwa Mitte 1960 sind auch Jörg Hauschild und Ekkehard „Ekki“ Hoffmann mit der Musik der Fööss aufgewachsen. Und als die beiden dann ihr Examen an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ gemacht haben, wurde aus einer Idee Realität: Ihre Abschlussarbeit an der Akademie haben beide zusammen über die “Mutter aller kölschen Bands” – die Bläck Fööss – geschrieben.
Ekkehard „Ekki“ Hoffmann (links) und Jörg Hauschild mit ihrer Diplomarbeit über dei Bläck Fööss, Bild: Ekki Hoffmann
Die beiden haben sich äußerst akribisch in die Geschichte der Fööss eingearbeitet und auch mit den Musikern aus der Band direkt gesprochen.
Einzigartig ist, dass diese Arbeit die erste Diplomarbeit an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ ist, die bilingual erscheint: Auf Kölsch und Hochdeutsch. Ein absolutes Novum in der Geschichte der Akademie.
Diplomarbeit hier zum Download
Ich freue mich SEHR, dass die beiden mir erlaubt haben, diese sehr lesenswerte Diplomarbeit hier zum Download anzubieten.
Die Diplomarbeit von Jörg Hauschild & Ekkehard Hoffmann: „Heimatflimmern Bläck Fööss – Zeitreise durch mehr als 50 Jahre Musikgeschichte“, Quelle: Hauschild & Hoffmann (Der Download startet bei klick auf die Darstellung.)
Interview mit den Bläck Fööss-Experten
Frank und ich durften mit den beiden sprechen. Gemeinsam haben wir eine Zeitreise zu 50 Jahren Bläck Fööss unternommen.
Die beiden Bläck Fööss-Experten Ekki und Jörg bei der Podcast-Aufnahme, Bild: Uli Kievernagel
Teil I: Die Anfänge bis 1994
Wir haben über die Anfänge mit Graham Bonney und dem „Rievkooche-Walzer“ gesprochen, über das durchaus zwiespältige Gefühl der Fööss zum Karneval und über den ersten großen Umbruch mit dem Ausstieg von Tommy Engel im Jahr 1994.
Teil II: Die Geschichte der Fööss von den 1990ern bis heute
Im zweiten Teil geht es um die Meilensteine der Bandgeschichte und den langsamen Ausstieg der Ur-Fööss aus der Band. Außerdem wagen die beiden Fööss-Experten einen Blick in die Zukunft.
Genau wie alle anderen Menschen in meiner Rubrik „Ein paar Fragen an …“ haben auch Ekki Hoffmann und Jörg Hauschild den „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.
Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du wohnen? Und warum gerade dort?
Ekki: Kopenhagen, die Dänen haben uns viel voraus
Jörg: Da, wo ich jetzt wohne, in Bergisch Gladbach – Schildgen
Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?
Ekki: Toleranz
Jörg: Hätzlich un bodenständich
Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?
Ekki: Autofreie Innenstadt
Jörg: Die zielgerichtete Zusammenarbeit
Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.
Ekki: Die Oper wird nie fertig / Entscheidungs-/Umsetzungsstau / Parken in zweiter Reihe ohne Konsequenzen
Jörg: Häh?
Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?
Ekki: Rheinufer mit Blick auf den Dom
Willi Millowitsch hat Ekki und auch Jörg inspiriert, hier das Millowitsch-Denkmal. Bild: Ruth Rudolph / pixelio.de
Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?
Ekki: Willy Millowitsch, Wolfgang Overath
Jörg: Jupp Menth, Willi Millowitsch und Wolfgang Niedecken
Wolfgang Niedecken, hier mit Sängerin Karen Schweitzer-Faust, hat Jörg beinflusst. Bild: Achim Scheidemann
Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Ekki: Mit netten Menschen Karneval feiern
Jörg: Fasteloovend fiere
Wat hät für dich noch immer jood jejange?
Ekki: Trotz allem kritischen liebe ich diese Stadt
Jörg: Meiner Berufung nachgehen, ich arbeite in der touristischen IT und bin ein Schützenjunge
Wo drüber laachs de dich kapott?
Ekki: Über die Sicht von außen auf Köln
Jörg: Alberner Humor und immer Situationskomik
Dein Kölsche Lieblingskneipe?
Ekki: In der Jugend das Piranha
Jörg: Et Höttche oder Max Stark
Dein Lieblingskölsch?
Ekki: Sünner Malz
Jörg: Ratet mal (siehe oben)3Sowohl im Max Stark als auch im Höttche wird Päffgen-Kölsch ausgeschenkt.
Die KAJUJA-Sitzung „Jeck-is-jeil“, Bild: Uli Kievernagel
Die KAJUJA ist eine Vereinigung, die sich um die Nachwuchs-Förderung im Kölner Karneval kümmert. Diese kölsche Institution feiert im Jahr 2025 ihren 75. Geburtstag. Hier haben unzählige Karnevalskarrieren begonnen. Dazu gehören unter anderem:
Cat Ballou
Die Höhner
Gerd Rück – Der Weltenbummler
Hans Süper und Hans Zimmermann – Das Colonia Duett
Diese und viele weitere Künstler sind bei der KAJUJA in den Karneval gestartet – der kölsche Fastelovends-Huhadel!
Vorstellabend als „Sprungbrett“ in den Karneval
Der Start in eine Redner- oder Musikerkariere im Karneval ist nicht einfach. Die kommenden Künstler müssen die Literaten1Literaten sind die heimliche Macht im Sitzungskarneval. Ein Literat stellt das Programm der Sitzungen zusammen und bucht die Redner, Bands und Tanzgruppen. auf sich aufmerksam machen.
Der Musiker Philipp Godart – war auch auf einem Vostellabend der KAJUJA, Bild: Philipp Godart
Das passiert bei sogenannten „Vorstellabenden“. Auf diesen Veranstaltungen dürfen sich Künstler, die zuvor einen Auswahlprozess durchlaufen haben, den Literaten vorstellen. Der Musiker Philipp Godart erinnert sich an „seinen“ Vorstellabend im Jahr 2019:
„Das ist für alle Beteiligten etwas anstrengend, weil man im Viertelstundentakt einen nach dem anderen Künstler sieht. Man selber ist total aufgeregt auf der Bühne: Man hat nur 15 Minuten Zeit, um sich irgendwie zu präsentieren. Und dann geht es ab ins Foyer und im besten Fall kommen die Literaten auf einen zu und sagen Mensch – dat wor jood! Spill doch bei uns!“
Nicht nur die KAJUJA, sondern auch andere Künstlervereinigungen wie zum Beispiel der „Stammtisch Kölner Karnevalisten“ oder der „Klub Kölner Karnevalisten“ veranstalten solche Vorstellabende.
„Jeck es jeil“-Sitzungen mit den Spitzenkräften des kölschen Karnevals
Wenn man es dann über den Vorstellabend der KAJUJA auf die Karnevalsbühnen geschafft hat, bleiben viele Karnevalisten der KAJUJA eng verbunden. Daher sind auch die beiden jährlichen „Jeck es jeil“-Sitzungen der KAJUJA immer wieder ein Treffen der Spitzenkräfte des kölschen Fasteleers.
Auch Jörg Runge, der „Tuppes vom Land“, war auf einem Vorstellabend der KAJUJA, Bild: Uli Kievernagel
Jörg Runge, der Tuppes vom Land, tritt auch noch regelmäßig auf den Sitzungen auf. „Ihr wart die ersten, die mich auf die Bühne gestellt haben“, bedankte er sich im Februar 2025 bei der KAJUJA-Sitzung.
Namensherkunft unklar
Nicht nur Auswärtige, sondern auch Urkölner scheitern allerdings an der eindeutigen Bestimmung des Namens der KAJUJA. Um es vorwegzunehmen: So ganz genau kann niemand den Namen erklären.
Basis des Namens ist der Begriff Ajuja Wenn der Kölner im Karneval seine Freude laut herausrufen will, dann ruft er „Ajuja“. So heißt es auch in dem gleichnamigen Karnevalslied: „Ajuja, ajuja, jetz jeht et widder ajuja, jetz jeht et Loss.“ Übrigens handelt es sich laut Aussage des Kölner Erzbistums bei „Ajuja“ um eine Verballhornung des Lobgesangs „Halleluja“.
Man weiß es nicht mehr so ganz genau. Irgendwie, irgendwo war er plötzlich da: Der Name für den „bunten Abend der katholischen Jugend“ Kölns. Es ranken sich Legenden um die Frage wie aus diesem „bunten Abend“ die „KAJUJA“ wurde.
Die Geburtsstunde des Namens muss irgendwann am frühen Morgen des 26. Januar 1950 liegen. Darüber herrscht noch weitgehende Einigkeit. Beim Geburtsort und den Geburtshelfern wird es schon schwieriger. Wahrscheinlich waren es Jugendliche aus Flittard, die in bester Laune von den Sartory-Sälen nachhause zogen. Die letzten Busse waren weg. Der bunte Abend der katholischen Jugend hatte etwas länger gedauert als geplant, und so musste man zu Fuß nach Flittard gehen. Hier soll dann irgendjemand aus „Ajuja“ „Kajuja“ gemacht haben. Eine spontane Wortschöpfung also, nicht das Ergebnis irgendeiner Vorstandssitzung oder Jahreshauptversammlung.
Dass es ausgerechnet ein „K“ vor dem „Ajuja“ wurde, war sicherlich kein Zufall. Das „K“stand für „katholisch“2.„Die Anfänge der Kölner KAJUJA“, https://kajuja.de/media/downloads/Historie.pdf, heruntergeladen am 15. Januar 2025
Pfarrsitzungen als Nährboden der KAJUJA
Bereits lange vor der Gründung der KAJUJA gab es die Pfarrsitzungen. Diese Sitzungen gehören zu den Grundfesten des kölschen Karnevals. Grundsätzlich handelt es sich dabei um Kostümsitzungen, die in den Veedeln gefeiert werden. Hier schunkelt die Nachbarschaft miteinander – übrigens vollkommen unabhängig von der Religion. Und das bei einem vergleichsweise günstigen Eintritt und auch Bewirtung zu normalen Preisen.
Pfarrsitzungen sind bunt, bodenständig und bezahlbar, wie hier in St. Pius, Köln-Zollstock, Bild: Uli Kievernagel
Auch in der Nachkriegszeit waren die Pfarrsitzungen von besonderer Bedeutung. Was aber fehlte war eine spezielle Karnevalsveranstaltung für die Jugend. Um dafür ein Programm zusammenzustellen, tingelten Rudi Conin, Stadtjugendführer der Kölner katholischen Jugend und Stadtjugendkaplan Reinhard Angenendt auf der Suche nach geeigneten Rednern, Musikern und Tanzgruppen über die verschiedenen Pfarrsitzungen. Klare Leitlinie der Suche war: „Nur eigene Kräfte und alle umsonst.“
Am 25. Januar 1950 war es dann so weit: In den Sartory-Sälen fand „Der bunte Abend“ mit den von Conin und Angenendt angeworbenen Kräften statt. Der Name KAJUJA wurde dann nur ein paar Stunden später geboren.
Widerstände von den Kirchenoberen, dem Festkomitee und dem Jugendschutz
Mit dem großen Erfolg der ersten Veranstaltung wuchs auch unmittelbar der Widerstand:
Die Kirchenoberen witterten einen Skandal – schunkelten doch evangelische und katholische Christen gemeinsam. Die Organisatoren wurden zum Rapport vorgeladen. Außerdem waren die oberen Kirchenherren skeptisch, ob 1949 bereits die richtige Zeit wäre, Karneval zu feiern. Das sahen die lebenslustigen jungen Menschen selbstverständlich ganz anders.
Dass bei der Sitzung im Sartory Wein ausgeschenkt wurde, rief die „Arbeitsgemeinschaft Jugendschutz der Landesregierung“ auf den Plan.
Und dann war da noch das Festkomitee. Die offiziellen Mützenträger fürchteten die Konkurrenz und untersagten den im Festkomitee organisierten Gesellschaften, bei der KAJUJA aufzutreten. Doch irgendwann kam der offizielle Karneval nicht mehr an der KAJUJA vorbei.
Als nächstes verklagte die GEMA3Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte die KAJUJA, weil geschützte Musikstücke aufgeführt wurden. Die KAJUJA verlor den Prozess und musste 52 Euro Strafe zahlen. Im Nachhinein gut investiertes Geld, denn dieser Prozess und die Strafe lieferten reichlich Material für die Witze der Büttenredner.
Das „Mistbeet für die Talente im ganzen Kölner Karneval“
Heute sind die Vorstellabende und die beiden jährlichen Sitzungen der KAJUJA unverzichtbarer Bestandteil des kölschen Karnevals. Die etwa 1.000 Plätze der „Jeck es jeil“-Sitzungen sind regelmäßig ruckzuck ausverkauft.
Die KAJUJA bietet auch Tanzgruppen Auftrittsmöglichkeiten, Bild: Uli Kievernagel
Helmut Frangenberg fasst die Geschichte der KAJUJA sehr treffend zusammen:
Der Start der KAJ UJA in den Jahren 1949 bis 1951 war fulminant, nie bescheiden, immer mutig und selbstbewusst. … Die Macher hatten keine Furcht vor dem Risiko, Neues auch gegen viele Widerstände auszuprobieren. Die KAJUJA wurde zum Knüller in der Session, zum „Mistbeet für die Talente im ganzen Kölner Karneval“ (Conin) und gleichzeitig zu einem Aushängeschild. 4„Die Anfänge der Kölner KAJUJA“, https://kajuja.de/media/downloads/Historie.pdf, heruntergeladen am 15. Januar 2025
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag liebe KAJUJA und viel Spaß & Mut auch in den nächsten 75 Jahren!
Die Bedeutung von Statussymbolen im Karneval kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die maßgeschneiderte Uniform der Traditionskorps wie z.B. der Roten Funken oder auch die prunkvollen Mützen der Präsidenten zeigen, wie eitel viele Karnevalisten sind. Zu den wichtigsten Statussymbolen aber zählen die Karnevalsorden. Ein nackter, ohne Orden geschmückter Hals ist im organisierten Karneval fast schon als peinlich zu bezeichnen.
Orden sind ein Millionengeschäft
Offensichtlich sind viele Hälse zu schmücken. Jede Session werden in Köln und im Umland mehr als eine Viertelmillionen Orden verliehen. Ein Millionengeschäft.
Und selbst gebraucht werden die Orden noch rege gehandelt. Eine Suche bei eBay mit dem Stichwort „Karnevalsorden“ bringt mehr als 11.000 Treffer, darunter echte Schnäppchen für ein paar Euro, aber auch seltene Sammlerstücke mit einem Wert von 500 Euro oder mehr.
Ein besonders gelungener Orden: Im oberen Teil sind die Skylines der Wohnorte von Jungfrau (Frankfurt), Prinz (Köln) und Bauer (Hamburg) zu sehen, Bild: Uli Kievernagel
Prächtige Sammlungen von Orden sind in jedem Haushalt eines offiziellen Karnevalisten zu sehen. Manch einer bringt es auf mehrere hundert Stück, die dann stolz im Treppenhaus oder in der Kellerbar präsentiert werden.
Otfried Loeber aus Kerpen hat sein mehr als 600 (!) Karnevalsorden an einem „Ordensbaum“ untergebracht. Bild: Otfried Loeber
Das Karnevalsmuseum hat etwa 5.000 Orden, von denen allerdings aus Platzmangel nur die wenigsten gezeigt werden können. Eine auch online einsehbare Sammlung von 7.000 Orden bietet Karsten Lang auf seiner Website des Karnevalsorden-Museums.
Ursprünglich als Persiflage gedacht
Wenn man sich heute die oft wie militärische Auszeichnungen anmutenden Karnevalsorden anschaut, kann man kaum glauben, dass diese ursprünglich als Persiflage gedacht waren. Mit der Neuordnung des Karnevals im Jahr 1823 wollte man auch die wenig geliebten preußischen Besatzer des Rheinlands ärgern.
Halsorden mit durchaus militärischer Anmutung, hier ein Exemplar der Prinzengarde
Für die steifen Preußen waren militärische Orden eine außerordentliche Auszeichnung. Wenn man, so das Kalkül der Karnevalsoffiziellen, ein solches Stück Blech auf der Bühne verleiht, würde das die Bedeutung der für die Preußen so wichtigen Orden herabwürdigen. Ob die Preußen dies tatsächlich so empfunden haben, ist heute schwer nachzuprüfen. Aber heute sind viele Orden kaum noch als Persiflage zu bezeichnen. Und die Ordensträger, gewürdigt mit einem Prinzenorden, tragen diesen auch mindestens so stolz wie ein Bundesverdienstkreuz.
Orden mit Botschaft
Der älteste heute noch bekannte Karnevalsorden stammt aus dem Jahr 1838 und trägt die Inschrift „Weisheit im Narrenkleid bringt uns die gold´ne Zeit“. Exakt 100 Jahre später sieht dann ein Orden ganz anders aus. Den Sessionsorden der „Großen Allgemeinen Karnevalsgesellschaft“ im Jahr 1938 ziert ausgerechnet Götz von Berlichingen. Obwohl der weltberühmte Spruch, dass den guten Götz alle doch am Arsche lecken könnten1Tatsächlich hat der Freiherr wohl „Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“ gesagt, aber das ist eine andere Geschichte, fehlt, ist dieser Orden trotzdem eindeutig zu verstehen: Als Gruß an die herrschenden braunen Machthaber.
Wiederum elf Jahre später ist die Symbolik der Orden eine andere. Der „Aufbauorden“ der Ehrengarde im Jahr 1948 zeigt zwar das kriegszerstörte Köln, im Hintergrund erscheint aber über den Domspitzen die Sonne.
Die Prinzenspange – die „Blaue Mauritius“ unter den Orden
Heute gibt es die Orden in allen nur denkbaren Ausprägungen. Die „Blaue Mauritius“ unter den Orden aber ist die Prinzenspange des Kölner Dreigestirns.
Die begehrte Prinzenspange, Bild: Uli Kievernagel
Dieser ganz besondere Orden wird nur an ausgewählte Jecke verliehen, die sich ganz besonders um das Brauchtum verdient gemacht haben und ist gleichzeitig die höchste Auszeichnung, die das Dreigestirn zu vergeben hat. Daher ist es für einen echten Karnevalisten auch undenkbar, diesen Orden zu verkaufen.
Das hatte auch Prinz Sven I. in der Session 2020/21 gemeint, als er sagte „Wir hoffen, dass wir eine Session durchbringen, ohne dass eine Prinzenspange bei eBay auftaucht.“ Doch da wird der Prinz leider enttäuscht sein, wenn er mal bei eBay recherchieren sollte.
Mit viel Liebe gestalteter Orden der Adler-Schützen aus Köln-Zollstock, Bild: Adler Schützen
Keine rein kölsche Angelegenheit – Mainzer Orden sind filigraner
Dass dieser Stolz auf ein buntes Stück Blech keine rein kölsche, noch nicht einmal eine rein deutsche Angelegenheit ist, hat Reinold Louis erlebt. Der damalige Präsident der Altstädter hatte an Teilnehmer einer Tagung im schwedischen Norrköpping einige Karnevalsorden verteilt. Mit Folgen, die sogar einen Karnevals-Spezialisten wie Louis überrascht hatten: Ein russischer Teilnehmer der Tagung wollte den Orden kaum noch abnehmen und, so Louis: „Die Bürgermeisterin lief tagelang mit dem Orden auf stolzgeschwellter Brust durch die Gegend. Die war sowas von geehrt.“
Die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes mit dem wirklich großen Orden des Festkomitees 2016, Bild: Raimond Spekking
Es gibt aber auch regionale Unterschiede bei den Orden. Merke: Ein Kölner Orden ist größer und schwerer als im Rest der Republik. Dies hat Wolf Schneider, Geschäftsführer des Unternehmens Zinnhannes, festgestellt. Dieses Unternehmen produziert pro Jahr rund 170.000 Orden für Karnevals- und Schützenvereine. Schneider ist aufgefallen, dass der Kölner „diese Wucht, die sich einfach in Größe und Gewicht niederschlägt, schätzt“. Im Mainz hingegen würde eher darauf geachtet, dass der Orden handwerklich oft sehr filigran ausgearbeitet ist.
Ein verdienter Karnevalist mit einer ganzen Batterie an Orden um den Hals, Bild: Tuxyso / Wikimedia Commons
Etikette wahren
Schwierig wird es, wenn der Karnevalist anlässlich einer Veranstaltung mehrere Orden verliehen bekommt. Um niemanden zu brüskieren, trägt der Jeck dann notgedrungen zig Orden übereinander. Wenn dann mehrere mit den blechernen Orden geschmückte Fastelovendsoffizielle durch den Saal laufen, kann das schon mal wie beim Almabtrieb in den Alpen klingen.
Ävver wenn et jefällt, is et uch jood.
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Ein typisches Dreigestirn mit Prinz, Bauer und Jungfrau. Bild: Norbert Bröcheler
In diesen Tagen ist es wieder soweit: Überall im Rheinland werden die Tollitäten proklamiert. Dabei handelt es sich in der Regel um Dreigestirne, bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau. In manchen Orten übernehmen aber auch einzelne Prinzen, Prinzessinen oder Prinzenpaare die jecke Regentschaft. Und alle Möglichkeiten gibt es auch in „klein“: Kinderdreigestirne, Kinderprinzen, Kinderprinzessin – alles ist möglich.
Hut ab vor den großen und kleinen Menschen, die dieses Amt für die Karnevalszeit übernehmen. Neben sehr viel Zeit braucht es auch Geld und eine Menge Enthusiasmus, über die Karnevalsbühnen zu ziehen und jeden Saal zum „schönsten Saal im Leben“ zu deklarieren. Und es lohnt sich, einen genaueren Blick auf das Dreigestirn und die Figuren „Prinz“, „Bauer“, „Jungfrau“ und den zu Unrecht oft vergessenen Prinzenführer zu werfen.
Das Dreigestirn
Alle drei zusammen bilden das Trifolium (von „tres, also „drei“ und „folium“ = „Blatt“, also so etwas wie ein dreiblättriges Kleeblatt.). In der heute bekannten Form gibt es das Trifolium erst seit 1870 und die Bezeichnung „Dreigestirn“ erst seit 1938. Das Dreigestirn wird jedes Jahr von anderen Personen gebildet.
Ein schmucker Prinz. Bild: Norbert Bröcheler
Der Prinz
Mit der Reform des Karnevals im Jahr 1823 und der Bildung des „Festordnenden Komitee“, aus dem später das Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e.V. hervorgehen sollte, wurde auch die Figur des „Held Carneval“ geschaffen. Anders als in der Zeit vor 1823 sollte auch die Bürgerschicht für den Karneval gewonnen werden. Daher trug der Held Carneval auch ein Gewand, welches an einen Monarchen erinnern sollte.
Der Begriff „Held“ wurde gewählt, um dem preußischen Königshaus1Köln war ab 1815 Teil der „Preußischen Rheinprovinz“ nicht auf die Zehen zu treten. Die preußischen Monarchen hätten mit Sicherheit wenig Gefallen daran gefunden, wenn der kölsche Narrenherrscher als „Prinz“ bezeichnet worden wäre.
Zunächst wurde dem Held Carneval mit der Venetia auch eine Prinzessin an seine Seite gestellt. Diese Figur verschwand aber schnell wieder. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Helden der Prinz Karneval und das Gewand wandelte sich zu dem heute bekannten Prinzenornat mit kurzer Hose und der höfisch nachempfundenen Strumpfhose. Ab 1870 wurde der Held Carneval als Prinz bezeichnet.
Der grosse Moment: Der Präsident der „Grossen von 1823“ steckt dem Prinzen die fünfte Feder an. Bild: Niki Siegenbruck, www.karneval-in-koeln.de
Auf dem Kopf trägt der Prinz die Prinzenmütze mit vier bunten Fasanenfedern: Rot und weiß stehen für Köln, grün und gelb für den bunten Karneval. Ab Karnevalssonntag allerdings hat der Prinz fünf Federn, denn traditionell bekommt er an diesem Tag auf der Sitzung der Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ eine blaue Feder, welche vorher die Mütze des Präsidenten dieser Gesellschaft schmückte.
Die Pritsch
Auf der Proklamation erhält der Prinz als Zeichen seiner Macht die „Pritsch“. Diese Pritsch (man könnte auch „Klatsche“ sagen) kann auch zur Züchtigung eingesetzt werden. Damit soll der Prinz das ausgelassene Treiben der Jecken in die richtigen Bahnen lenken.
Die Pritsch des Kölner Prinzen kostete 2015 11.111 Euro. Bild: Festkomitee Kölner Karneval
Die aktuelle Pritsch des Prinzen wurde 2015 gefertigt. Dazu gab es einen Wettbewerb zur Gestaltung der Pritsch. Die Anforderungen waren hoch, unter anderem wurde gefordert:
Die Pritsch durfte maximal 1 kg schwer sein,
mussste zerlegbar und robust in der Handhabung sein,
die Pritsch soll „klingen“,
eine „Betriebszeit“ von 20 Jahren haben und
sie sollte aus einem Holzkern mit 925er Silber gearbeitet werden.
Für die Pritsch hatte der Große Senat satte 11.111 Euro zur Verfügung gestellt. Übrigens: Der QR-Code auf der Pritsch führt zu einer Website, auf der alle Tollitäten seit 1823 aufgeführt sind.
Im Rosenmontagszug fährt der Prinz alleine auf dem größten und prächtigsten Wagen des Zugs – ganz am Ende als Höhepunkt des Zugs.
Ne staatse Buur! Deutlich zu erkennen: Das Kettenhemd. Bild: Norbert Bröcheler
Der Bauer
Wer meint, dass der Bauer nur einen harmlosen Landwirt darstellen soll, liegt vollkommen falsch. Der „Kölsche Boor“ repräsentiert die Wehrhaftigkeit der Stadt. Er trägt ein Kettenhemd, auf alten Darstellungen auch ein Schwert, und steht für die Wehrhaftigkeit der Stadt. Auch der schwere, eisenbewehrte Dreschflegel des Bauern ist weniger dafür gedacht, Korn zu dreschen sondern eher die Feinde der Stadt zu Brei zu schlagen. Somit stellt der Bauer im Dreigestirn einen Krieger dar und erinnert an die Befreiung der Stadt in der Schlacht von Worringen.
Daher werden große und schwere Männer für die Rolle des Bauern ausgewählt – „ne staatse Boor“, wie der Kölsche sagt. Und in der Tat ist so ein Bauer mit seinem großen Hut – er trägt Pfauenfedern auf dem Kopf – fast drei Meter hoch. Eine imposante Erscheinung.
Die Pfauenfeder, als Symbol für ewige Treue und Unsterblichkeit, symbolisiert die Unsterblichkeit der Stadt Köln, die der Bauer verkörpern soll. Um die korrekte Zahl der Pfauenfedern ranken sich zahlreiche Sagen. Angeblich sollen es 125 Federn sein: Die Quersumme ergibt acht und Ziffer Acht auf die Seite gelegt ergibt das Symbol für Unendlichkeit.
Die Figur des Bauern gab es bis 1883 nur sporadisch, je nachdem, ob sie zum jeweiligen Karnevalsmotto passte. Erst ab diesem Jahr begleiten Jungfrau und Bauer den Prinzen.
Seit 1989 erhält der Bauer auf der Proklamation die Stadtschlüssel und bewahrt diese an seinem Gürtel auf. Im Rosenmontagszug fährt er gemeinsam mit der Jungfrau auf einem prächtigen Festwagen.
Das Schönste, was ein Dreigestirn zu bieten hat: Die Jungfrau. Bild: Norbert Bröcheler
Die Jungfrau
Das Schönste was Köln zu bieten hat, ist die Jungfrau. In der immer noch männerdominierten Karnevalswelt wird diese regelmäßig von einem Mann dargestellt. Die Jungfrau trägt ein römisch anmutendes Gewand, welches an Agrippina erinnern soll. Ihre Krone ist den Zinnen der Stadtmauer nachempfunden. Die Jungfrau ist somit das Symbol, dass die Stadt Köln unverletzlich und uneinnehmbar ist.
In den Jahren 1938 und 1939 wurde die Jungfrau tatsächlich jeweils durch eine Frau dargestellt. Hintergrund war die Bestrebungen der Nationalsozialisten gegen die Homosexualität. Im gleichen Zuge wurden die bis zu diesem Zeitpunkt üblichen männlichen Funkemariechen der Tanzgarden durch weibliche Tänzerinnen ersetzt. Doch während man 1949 beim ersten Dreigestirn nach dem Krieg wieder auf männliche Jungfrauen setzte, blieb man bei den Traditionskorps bis heute bei den weiblichen Funkemariechen.
Auf der Proklamation erhält die Jungfrau einen Spiegel, damit sie sich selbst ständig bewundern kann. Die Verleihung des Spiegels ist eine vergleichsweise junge Tradition. Erst seit 1993 wird der Spiegel überreicht, eine Idee des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Burger. Denn bis dahin bekamen der Prinz die Pritsch und der Bauer die Stadtschlüssel – nur die Jungfrau ging leer aus.
Der Prinzenführer
Der Prinzenführer ist der „Manager“ des Dreigestirns. Er wacht über den Terminplan und ist der stets hilfreiche Geist im Hintergrund. Bei Problemen ist er der erste Ansprechpartner. Festlich gekleidet mit einem schwarzen Frack, Fliege und Schärpe steht er auch auf der Bühne direkt beim Dreigestirn. Immer bereit, bei allen unvorhersehbaren Ereignissen sofort einzugreifen.
Der Prinzenführer – Manager des Dreigestirns. Bild: Norbert Bröcheler
Die Ornate
Oft werden die Ornate des Dreigestirns als Kostüme bezeichnet. Dies ist schlichtweg falsch.
Mit einem Kostüm verkleidet sich die Jecken als Cowboy, Clown oder Indianerin. Die Ornate des Dreigestirns sind aber Amtstrachten. Somit verkleiden sich Prinz, Bauer und Jungfrau nicht als Dreigestirn, sondern sie werden bei der Proklamation zu diesen wichtigen Figuren im Karneval.
Die maßgeschneiderten Ornate leiden in der Session erheblich. Regen, Schnee, Schminke von zudringlichen Karnevalisten – nicht alles lässt sich einfach auswaschen. Außerdem sind die Ornate durch verschiedene Lagen Stoff eine durchaus warme Bekleidung. Zusammen mit dem heißen Scheinwerferlicht auf den Bühnen kommen Prinz, Bauer und Jungfrau ordentlich ins Schwitzen.
Die Auftritte des Dreigestirns
Die Auftritte von Prinz, Bauer und Jungfrau folgen heute einem festgelegten Ritual. Nach dem Einzug in einen Saal bzw. auf eine Bühne, immer zusammen mit einer Equipe, werden die drei vorgestellt. Dabei werden traditionell die Lieder „Op dem Maat“ für den Bauern, „Oh, wie bist du schön“ für die Jungfrau und „Der schmucke Prinz“ gespielt. Auch der Prinzenführer bekommt mit „Schau nicht auf die Uhr“ sein spezielles Lied.
Marcus Gottschalk war selber Prinz der Session 2012 und ist heute Protokollchef für das Dreigestirn beim Festkomittee. Gottschalk berichtet, dass sich die Auftritte der Dreigestirne massiv verändert haben:2Marcus Gottschalk in „AppSolut Jeck – der Blog zum Kölner Karneval„
„Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs trat das Dreigestirn nur in der eigentlichen Karnevalswoche auf. Einen Auftrittsplan, wie wir ihn heute kennen, gab es anfangs nicht. Noch bis in die 1960er-Jahre traf sich das Kölner Dreigestirn mittags im Excelsior, der damaligen kölschen Hofburg, um mit dem Prinzenführer in den Festplan des Festkomitees zu schauen. Man entschied spontan, wohin man gehen wollte. Damals war es eine Ehre und eine Überraschung, wenn das Dreigestirn eine Sitzung besuchte. Das Dreigestirn sagte ein paar Begrüßungsworte, nahm für eine halbe Stunde im Elferrat Platz und verfolgte das Sitzungsgeschehen. Dann marschierte es wieder hinaus und weiter ging’s zur nächsten Sitzung. Ab den 1970er-Jahren wurde das langsam professioneller.“
Noch in den 1970er Jahren hatte das das Dreigestirn etwa 120 Auftritte. Heute tritt das Dreigestirn – je nach Länge der Session – rund 400 Mal auf. Es gibt im Kölner Karneval keine Künstlerin, keinen Künstler und keine Band, die öfter gebucht werden als das Kölner Dreigestirn.
Etwa die Hälfte der Auftritte finden in sozialen Einrichtungen, z.B. Krankenhäusern, Altenheimen und auch Hospizen statt. Eine besondere Anforderung ist es für Prinz, Bauer und Jungfrau, direkt umzuschalten und sich auf das spezifische Publikum einzustellen. So kann es durchaus vorkommen, dass auf einen Auftritt in einem Kinderhospiz ein Auftritt auf einer Damensitzung mit ausgelassen, angetrunkenen „Kölschen Mädchen“ folgt. Nicht jedes Dreigestirn steckt das so einfach weg.
Eskapaden des Dreigestirns
Nur selten dringen Informationen über Probleme im Dreigestirn nach außen. Ab und an fällt einer der drei wegen Krankheit ein paar Tage aus, und es gibt vorübergehend nur ein Zweigestirn. Größere Eskapaden bleiben aber – bis auf wenige Ausnahmen – aus.
So gingen der Jungfrau Helmi im Dreigestirn 1986 die Nerven durch und es kam zu einer Schlägerei mit einem Fotografen. Für ihn sprang kurzfristig Hans-Dieter Salchert, der bereits 1983 die Jungfrau verkörpert hatte, ein. Drei Jahre vorher musste der designierte Prinz Rudi I. kurz vor der Proklamation verzichten, da ihm falsche Abrechnungen bei Kurzzeitarbeitern in seinem Unternehmen vorgeworfen wurden.
Was kostet es, im Kölner Dreigestirn zu sein?
Um es vorwegzunehmen: Es gibt keine belastbare Quelle zu den Kosten. Auch das Festkomitee gibt dazu keine Auskunft. Allerdings dürfte für die Ornate, das Wurfmaterial, die Orden, Geschenke und viele Runden eine erhebliche Summe draufgehen. Es gibt zwar immer wieder Spenden für das Dreigestirn, allerdings kann man davon ausgehen, dass unter dem Strich für jeden der drei ein deutlich fünfstelliger Betrag anfallen – je nach Ausgestaltung der Session durch die Prinz, Bauer und Jungfrau auch erheblich mehr.
Dazu kommt noch, dass es während der Session von Anfang Januar bis Aschermittwoch bei acht bis 14 Auftritten täglich unmöglich ist, zu arbeiten. Kein Wunder, dass die Rollen in Köln regelmäßig von Geschäftsleuten ausgefüllt werden. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass diese sich auch Vorteile für ihr jeweiliges Geschäft versprechen.
Anders ist dies beim Karneval „op dem Dörp“, also im Kölner Umland. Die unzähligen Dreigestirne und Prinzenpaare sind in der Regel nur aus „Spaß an der Freud“ im Karneval unterwegs.
Ich wünsche allen Tollitäten vell Freud im Karneval, eine herrliche Session und vell Sunnesching am Rosenmontag.
Gedenktafel, in d’r Kayjass Nummer Null (Kaygasse, Ecke Großer Griechenmarkt),Bild: 1971markus@wikipedia.de, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Jedes kölsche Schulkind kennt diesen Text:
„En d’r Kayjass Nummer Null steiht en steinahl Schull, un do hammer dren studeet. Unser Lehrer, dä hieß Welsch, sproch en unverfälschtes Kölsch ... … Dreimol Null es Null, bliev Null, denn mer woren en d‘r Kayjass en d’r Schull.“
Bei dem von den „Drei Laachduve“ aus der Session 1938/39 besungenen Lehrer handelt es sich um Heinrich Welsch, und genau dieser Lehrer Welsch hat tatsächlich ein musikalisches Denkmal verdient.
Allerdings war Welsch nie in der Kaygasse tätig, sondern leitete im rechtsrheinischen Kalk eine Sonderschule für Kinder, die einer besonderen Fürsorge bedurften. Man kann davon ausgehen, dass die „Drei Laachduve“ Welsch wegen des Reims in die Kaygasse versetzt haben, denn die ursprüngliche Schule lag in der Hollweghstraße . Das hätte doch das Reimschema arg strapaziert.
Geburtshaus von Heinrich Welsch in Arzdorf, Bild: Wolfgang Lietzau
Welsch – ein Pädagoge mit Herz
Heinrich Welsch wurde 1848 in Arzdorf, heute ein Ortsteil von Wachtberg, geboren. Er war ausgebildeter Lehrer mit einem Examen des Königlich Preußischen Lehrerseminars in Brühl. Nach verschiedenen Stationen, unter anderem in Worringen und Sülz, kam er 1881, mitten in der industriellen Revolution, nach Kalk. Erschreckt über die Verhältnisse in der Arbeiterschaft erkannte Welsch sehr schnell, dass Bildung der Schlüssel zum sozialen Erfolg seiner Schüler war. Im Jahr 1905 gründete er die „Hilfsschule“ in Kalk. Der Lehrer Welsch kümmerte sich rührend um seine Schüler – nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der der Rohrstock noch als pädagogisches Mittel galt. So brachte er zum Beispiel Mädchen, die wegen einer ungewollten Schwangerschaft verstoßen wurden, wieder zurück zu ihren Familien.
Das Ehrengrab von Heinrich Welsch auf dem Kalker Friedhof, Bild: A.Savin
Zu seinen Bemühungen um die Bildung gehört auch, dass Welsch 1884 mit 1.700 von ansässigen Betrieben gespendeten Büchern die erste Volksbibliothek in Kalk gründete. Heinrich Welsch schied im Jahr 1914 aus dem Schuldienst aus und verstarb 1935. Sein Grab auf der dem Friedhof in Kalk ist ein Ehrengrab, die Stadt Köln kümmert sich um die Grabpflege.
Lehrer-Welsch-Preis
Neben dem bekannten Lied lebt Heinrich Welsch aber auch im Lehrer-Welsch-Sprachpreis weiter. Die Kölner Sektion des Vereins Deutsche Sprache verleiht diesen seit 2004 an Personen oder Institutionen, die sich um die Hochsprache und den Erhalt der kölschen Sprache verdient gemacht haben. Der Sänger Ludwig Sebus, selbst Preisträger im Jahr 2008, dazu im Kölner-Stadt-Anzeiger „Das Vermächtnis des legendären Lehrers Welsch ist doch viel mehr als Drei mal Null. Er verkörperte die kölsche Seele. Als Lehrer hat er alle Menschen gleich gesehen und gleich behandelt.“. Erster Preisträger war Alexander von Chiari der im Motto des Rosenmontagszugs 2005 das Wort „Kids“ durch „Pänz“ ersetzte. Weitere Preisträger waren unter anderem „Die Sendung mit der Maus“ oder die Wise Guys.
Peter Kievernagel (1935 – 2023) war bei seinen Schülern als „Papa gnädig“ bekannt. Bild: Uli Kievernagel
Ein andere Lehrer, bekannt als „Papa gnädig“
Ich widme dieses „Köln-Ding der Woche“ ausdrücklich meinem am 2. April 2023 verstorbenen Vater Peter Kievernagel, ebenfalls Lehrer. Seine Schüler sprachen von ihm als „Papa gnädig“, weil er bei Prüfungen auch schon mal gerne ein Auge zudrückte.
Zwar stammt das Lied von der „steinahl Schull“ im Original von den „Drei Laachduve“, allerdings ist die überarbeitete Version der „Vier Botze“ die heimliche Hymne Kölns.
Der Kölner Karneval ist bunt und vielfältig. Und sehr speziell. Diese Übersicht der wichtigsten Karnevalsbegriffe soll Einheimischen und Imis helfen, sich im Fastelovend zurechtzufinden.
Alle Teile der Serie „Kölsche Karnevalsbegriffe von A-Z“:
Nur an Karneval wird die Lanxess-Arena zur „Kölnarena“
Lachende Kölnarena
Eine echte Besonderheit im Sitzungskarneval: Hier dürfen Speisen und Getränke selbst mitgebracht werden. Und so schleppen die Jecken hunderte Fässchen, Unmengen Käsewürfel und kiloweise Frikadellen nach Deutz. Deshalb nennt man diese Sitzung auch „Kölns größte Frikadellenbörse“.
Mit rund 10.000 Besuchern bei jeder der bis zu 15 Veranstaltungen pro Session ist die Lachende Kölnarena das Schwergewicht unter den Sitzungen. Und hier treten wirklich ALLE wichtigen Akteure auf. Besonders schön ist der Mini-Rosenmontagszug zu Beginn jeder Sitzung. Hier ziehen Gruppen und Korps aus dem Fastelovend einmal durch das Rund der Arena – mit dem Dreigestirn als Höhepunkt.
Das Karnevalskostüm schlechthin, natürlich immer selbst geschneidert. Kleines Problem: Die vielen Stofflagen sind perfekt für den Straßenkarneval an kalten Tagen. Sobald man damit aber eine Kneipe betritt, in der das Wasser schon an den Wänden herunterläuft, erleidet man in diesem Kostüm trotz intensiver Kölsch-Zufuhr in wenigen Minuten den Hitzetod.
Übrigens: Der echte Lappeclown weiß, dass das Richter-Fenster im Dom eine Hommage an ihn ist.
Ohne Literat gibt es keien Sitzung, er ist der „Programmacher“ wie zum Beispiel Bodo Schmitt, Literat der Pfarrsitzungen in St. Pius, Köln-Zollstock, Bild: Uli Kievernagel
Literat
Die heimliche Macht im Sitzungskarneval. Er wirkt unscheinbar im Hintergrund, zieht aber alle Fäden im organisierten Karneval: der Literat. Er stellt das Programm der Sitzungen zusammen und bucht die Redner, Bands und Tanzgruppen. Die Literaten treffen sich am Literatenstammtisch – von den Kölnern auch „Mafia des Kölner Karnevals“ genannt.
So klingt Karneval! Entstanden in der Session 1999/2000 aus einer Bierlaune heraus. Georg Hinz wollte seine Freunde fit für den Karneval machen, verteilte Liedzettel, spielte ihnen die neuesten Sessionshits vor und ließ dann abstimmen. Das war die Geburtsstunde von Loss mer singe!
Heute gehört das gemeinsame Singen in über 50 Kneipen und Sälen zum Pflichtprogramm für tausende Karnevalisten. An dem genialen Konzept „Mitsingen, Mitfeiern, Mitstimmen, Mitmachen“ hat sich nichts geändert. Und das ist auch gut so.
Kölns unumstittene Motto-Queen: Marie Luise Nikuta, Bild: Raimond Spekking
Motto
Jedes Jahr gibt das Festkomitee ein neues Karnevalsmotto für die kommende Session aus. Dabei gab es auch schon das ein oder andere verunglückte Motto wie „Rosen, Tulpen und Narzissen, das Leben könnte so schön sein“ (1970), „Nix bliev wie et es – aber wir werden das Kind schon schaukeln“ (1997) oder „E Fastelovendsfoßballspill“ (2006).
Unvergessen ist auch eines der Rituale des kölschen Fasteleers: Wenn das Festkomitee am Veilchendienstag das Sessionsmotto für die kommende Session bekannt gab, dauerte es kaum eine Stunde, bis die gut gelaunte Motto-Queen Marie-Luise Nikuta bereits per Telefon im Radio das entsprechende Sessionslied trällerte. So schnell wie die „Motto-Queen“ war sonst niemand.
Muuzemändelcher mit ordentlich Zucker, Bild: siepmanH / pixelio.de
Muuzemandeln
Muuzemandeln, auch Nonnenfürzchen genannt, gehören neben den Mettbrötchen zu den Grundnahrungsmitteln der Fastnacht. Man nehme Mehl, Zucker, Eier, Butter und gemahlene Mandeln. Alles zusammen vermischt und in kleinen Portionen frittiert, ergibt eine leckere Grundlage für einen tollen Karnevalstag. Ein klassisches Rezept gibt es auf der Website des WDR.
Stolz tragen die Jecken ihre ganz besonderen Narrenkappen, Bild: Uli Kievernagel
Narrenkappe
Eigentlich „nur“ die Kopfbedeckung des Jecken. Eigentlich. Tatsächlich ist die Narrenkappe so viel mehr, insbesondere ein Statussymbol und Erkennungsmerkmal.
Es war ausgerechnet ein Preuße, der Generalmajor Baron Czettritz, der am 14. Januar 1827 dem Festordnenden Comité1heute: Festkomitee vorschlug: „daß wir … als Unterscheidungszeichen der Eingeweihten ein kleines buntfarbenes Käppchen während unserer Versammlungen aufsetzen, um diejenigen, die hier unberufen eindringen, erkennen und nach Verdienst abweisen zu können.“
Die Karnevalisten nahmen seinen Vorschlag begeistert auf. Heute hat jede Karnevalsgesellschaft ihre Kappen in jeweils eigener, spezieller Farbkombination. Bei sogenannten „Mützenapellen“ wird peinlich genau darauf geachtet, dass diese auch getragen wird. Bei der Prinzenproklamation ist die korrekt sitzende Narrenkappe tatsächlich das wichtigste Bekleidungsstück.
Kleiner Wermutstropfen für die Kölschen Karnevalisten: Die älteste noch erhaltene Narrenkappe stammt aus dem Jahr 1840 und wurde nicht in Köln sondern in Speyer gefunden.
Übrigens: Die „kleine Schwester“ der Narrenkappe ist das Krätzje.
Ein typischer Nubbel am Eingang einer kölschen Kneipe, Bild: Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)
Nubbel
Wer ist das schuld? Dä Nubbel! Eine sensationelle Erfindung: Eine Strohpuppe wird von außen an der Kneipe angebracht. Und an Karnevalsdienstag verbrannt. Mit der Strohpuppe gehen alle Sünden in Rauch auf und mann kann neu anfangen. Zugegeben: Das ist ganz praktisch! Wir feiern heftig Karneval, schlagen über die Stränge und schuld ist immer nur dä Nubbel.
Die ersten Nubbel wurden im Rheinland ab etwa Anfang des 19. Jahrhunderts verbrannt. Allerdings ist der Begriff „Nubbel“ recht neu und stammt aus den 1950er Jahren. Bis dahin war der Begriff „Zachaies“ geläufig. Gleiches Prinzip, nur anderer Begriff: Eine Figur muss für die Verfehlungen einstehen. Dabei steht der Nubbel jedes Jahr wieder neu auf, er entsteht also aus seiner eigenen Asche.
Einige Veedel haben Abwandlungen des Nubbels erfunden: Auf der Merowinger Straße in der Kölner Südstadt steht der Nubbel nicht für begangenen Sünden, sondern für das letzten Rest Rebellion in uns allen: Rebellion gegen Intoleranz, Rassismus und Hass. Folgerichtig wird die Asche des verbrannten Nubbels in kleine, durchlöcherte Säcke gefüllt und an mit Helium gefüllte Luftballons gebunden. Beim Aufstieg in den Himmel soll dann die Asche des Nubbels auf uns niederrieseln und den Geist der Rebellion anfachen. Deshalb hofft man auch auf Südwind. So kann sich die Asche vor allem über die Nobelviertel Marienburg und Hahnwald verteilen.
Einen ganz anderen Weg geht der Bürgerverein RADERBERG und -THAL im Kölner Süden: Bereits weit vor Karneval verteilt der Verein im ganzen Viertel „Sündenkarten“. Darauf können die Jecken ihre individuellen Sünden eintragen und an die Pinnwand „Beichtstuhl“ in der Veedelskneipe hängen. Am Karnevalsdienstag treffen sich dann in bester Ökumene der evangelische und katholische Pfarrer mit den Jecken. Gemeinsam zitieren, bewerten und vergeben (soweit möglich) die beiden Geistlichen die „schönsten“ Sünden bevor diese verbrannt werden. Gleiches Prinzip wie beim Nubbel: Auch hier ist der Sünder somit befreit von der Sündenlast und kann unbeschwert weiterfeiern.
Die Bedeutung von Statussymbolen im Karneval kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die maßgeschneiderten Uniformen der Traditionskorps wie z.B. der Roten Funken oder auch die prunkvollen Mützen der Präsidenten zeigen, wie eitel viele Karnevalisten sind.
Zu den wichtigsten Statussymbolen aber zählen die Karnevalsorden. Ein nackter, ohne Orden geschmückter, Hals ist im organisierten Karneval fast schon als peinlich zu bezeichnen.
Alle Teile der Serie „Kölsche Karnevalsbegriffe von A-Z“:
Der Kölner Karneval ist bunt und vielfältig. Und sehr speziell. Diese Übersicht der wichtigsten Karnevalsbegriffe soll Einheimischen und Imis helfen, sich im Fastelovend zurechtzufinden.
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Schaurig, schön, anarchisch: Der Kölner Geisterzug, Bild: Kölner Ähzebär un Ko e.V.
Geisterzug
Die genauen Anfänge des Karnevals lassen sich nicht exakt bestimmen. Eine Herleitung des Karnevals basiert darauf, dass im Frühjahr die Geister, welche im Haus überwinterten, aus dem Haus vertrieben wurden. Anschließend sollten sie dafür sorgen, dass pünktlich zur Aussaat die Erde wieder fruchtbar wird. Daher wurde in der Nacht ein „Geisterzug“ zur Austreibung der Geister veranstaltet. Somit haben die Geisterzüge nicht nur in Köln eine lange Tradition.
Aufgrund des großen Erfolgs des spontanen 1991er-Rosenmontagszochs wurde der Kölner Geisterzug im folgenden Jahr wiederbelebt. Getragen vom Verein „Ähzebär un Ko e.V.“ geht dieser Zug seit 1992 jeweils Karnevalssamstag durch die Stadt. Anders als bei den traditionellen Zügen kann hier jeder Jeck ohne Anmeldung einfach ein Stück oder auch den ganzen Zug mitlaufen. Der Zugweg wird jedes Jahr passend zum Motto neu festgelegt.
Der Gürzenich ist Kölns wichtigster Saal zum Feiern. In „Kölns guter Stube“ wird bereits seit 1822 Karneval gefeiert. Und hier findet auch das „Hochamt des Karnevals“ statt: Die Prinzenproklamation.
Hofburg
What happens in Hofburg stays in Hofburg!
Die Hofburg ist der Wohnsitz des Dreigestirns während der Karnevalszeit. Jeweils Anfang Januar beziehen Prinz, Bauer und Jungfrau mit ihrer Entourage das Hotel, in welchem sie während der Karnevalszeit wohnen. Aktuell ist dies das Dorint am Heumarkt. Vorher war dies 47 Jahre lang das Pullmann Hotel.
Das Dreigestirn mit seinem Gefolge bewohnt zehn Zimmer auf der siebten Etage. Und diese Etage ist tatsächlich die einzige echte Rückzugsmöglichkeit des Dreigestirns. Der Zutritt für alle – außer dem absoluten engsten Kreis- ist streng verboten.
Die Hausband der Immisitzung rockt das Bürgerhaus Stollwerck, Bild: Jassin Eghbal
Immisitzung
Unter dem Motto „Jeder Jeck ist von woanders“ feiern seit 2010 Kölner und Zugezogene aus der ganzen Welt Karneval in einer ganz besonderen Sitzung.
Dabei spielt die Immistzung mit dem Begriff „Imi“: Als „Imi“ werden in Köln alle Zugezogenen oder „unechten“ Kölner bezeichnet. Der Imi versucht also, den Kölner zu imitieren. Zuerst aufgetaucht ist dieser Begriff in dem Lied Sag´ens Blotwoosch von Gerd Jussenhoven:
„Sag ens Blotwoosch, ich garranteeren der, wer nit richtig Blotwoosch sage kann, dat es ´ne Imi, ´ne Imi, ´ne Imi, ´ne imitierte Kölsche ganz gewess. ´ne Imi, ´ne Imi, ´ne imitierte Kölsche ganz gewess.“
Bei der „Immisitzung“ steht das zweite „m“ für „Immigranten“. Dabei ist völlig unerheblich, ob diese aus Bayern, Botswana, Ostfriesland oder Osttimor kommen. Das Ensemble der Immisitzung ist genauso gemischt wie das Publikum im Saal.
Dat Spillche vun Jan und Griet vom Reiter-Korps Jan von Werth, zu sehen jedes Jahr an Wieverfastelovend an d´r Vringsporz, Bild: Uli Kievernagel
Eine ursprünglich urkölsche Geschichte von verschmähter Liebe. Das Reiterkorps Jan von Werth – eine der renommiertesten Karnevalsgesellschaften in Köln – stellt jedes Jahr an Weiberfastnacht vor der Severinstorburg auf dem Chlodwigplatz die Geschichte von Jan & Griet nach. Diese Aufführung gipfelt in den in Köln weltbekannten Aussprüchen „Jan, wer et hät jewoss.“ und „Griet, wer et hät jedonn.“
Unzählige Jecke am Rosenmontagszug , Bild: ngocchat1014, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Jecke
Der Jeck ist der Narr. Manche Menschen erleben an Karneval eine echte Mutation: Das ganze Jahr über übel gelaunt und sauertöpfisch, aber sobald sie die Mütze ihres Karnevalsvereins stolz auf dem Kopf tragen, werden sie urplötzlich zum Jeck.
Und dann gibt es noch die Frohnaturen, die nicht nur zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch Spaß an d´r Freud haben. Das sind dann die echten Jecken.
Wer laut ruft wird belohnt: Es regnet Kamelle vom Himmel, Bild: Superbass, via Wikimedia Commons
Kamelle
Kamelle ist der Sammelbegriff für alle Arten von Süßigkeiten, die in den verschiedenen Karnevalszügen unters Volk gebracht werden. Merke: Je lauter du am Zugweg rufst, umso besser wird deine Ausbeute sein.
Eher als Stütze denn zum Schießen geeignet: Der Funk ganz rechts stützt sich auf seiner Knabüss ab, Bild: Raimond Spekking
Knabüß
Sie kommen – trotz militärisch aussehender Uniformen – in friedlicher Absicht: Die Roten Funken. Um dies zu unterstreichen, tragen die Funken zwar ein als „Knabüß“ bezeichnetes Gewehr, doch dieses ist selbstverständlich nicht funktionstüchtig. Und im Lauf steckt immer ein rot/weißes Blümchen. „Make love, not war“ op kölsch.
Ein Köbes bei der Arbeit, Bild: Privatbrauerei Gaffel
Köbes
Vielleicht der wichtigste Mann – nicht nur im Karneval: Der Kellner, in Köln „Köbes“ genannt. Er bringt das Kölsch und – anders als in allen Gaststätten der Welt – ist der Köbes der König, nicht der Gast.
10 Liter flüssiges Gold: Ein Kölsch-Fass, Bild: Früh Kölsch
Bestellt doch einfach mal ein obergäriges, helles, gefiltertes, hopfenbetontes, in einer Kölner Stange serviertes und in Köln gebrautes Bier.
Da diese Bestellung spätestens nach dem zehnten Getränk schwerfällt, könnt ihr auch einfach ein Kölsch bestellen. Ist dasselbe.
Stolz präsentiert dieser Jeck sein „Reiterstaffel-Kostüm“, Bild: Uli Kievernagel
Kostüm
Ohne Kostüm geht im Karneval nichts. Es sei denn, man ist zu Besuch auf einer Gala-Sitzung mit dem dezenten Hinweis „Um Abendgarderobe wird gebeten.“ Dann hilft nur: Hinein ins kleine Schwarze oder in den Anzug. Oder nicht hingehen.
Auf allen anderen Veranstaltungen ist erlaubt, was gefällt. Ob als zwei Meter große Biene Maja, Lappenclown – egal. Nur bitte nicht in den unsäglichen Polizei-SWAT-Militär-Kostümen. Dat es Driss!
Ein Kranz Kölsch – sehr praktisch, weil kein Glas herunterfallen kann, Bild: Privatbrauerei Gaffel
Kranz
Wenn ihr mit mehreren Menschen unterwegs seid, bestellt man nie nur ein Kölsch für sich, sondern einen ganzen Kranz. Damit ist das spezielle Kölsch-Tablett gemeint, in welches die Kölsch Stangen exakt und sturzsicher reinpassen.
Profis bestellen übrigens den „Doppelten Kranz“. Dann wird auch der obere Teil des Kranzes mit Kölsch vollgepackt.
Ein begnadeter Krätzchensänger und sehr sympathischer, hilfsbereiter Mensch: Wicky Junggeburth, Bild: Oliver Abels (SBT), CC BY-SA 3.0
Krätzje I: Lied
Fast war das Krätzchen tot! Doch dann kamen begnadete Karnevalisten wie Wicky Junggeburth, Martin Schopps, J.P. Weber oder Philipp Oebel und haben dieser uralten Tradition neues Leben eingehaucht. Und der begnadete Günter Schwanenberg singt nicht nur hervorragend ausgewählte Krätzjer, sondern ordnet diese auch historisch ein und erklärt die Hintergründe.
Das Krätzje ist ähnlich wie der mittelalterliche Bänkelgesang ein minimal instrumentiertes und auf einer einfachen Melodie vorgetragenes Lied, welches immer eine Geschichte erzählt. Adam Wrede1Neuer Kölnischer Wortschatz definiert das Krätzje als „Erzählung eines Streiches, ein Schwank, eine Schnurre, ein heiteres Stücklein, lustiges Verzällche teils harmloser, teils derber Art.“
Ein Krätzchen, hier das Modell der „Blauen Funken“, Bild Raimond Speking
Krätzje II: Mütze
Ein Krätzje auf dem Kopp ist das Erkennungszeichen der Karnevalsvereine. In der Form eines Schiffchens und selbstverständlich in den Farben des Vereins trägt der Karnevalist seine (karnevalistische) Herkunft auf Kopf zur Schau. Bei den organisierten Karnevalisten gerne auch aufwändig bestickt ist das Krätzje die kleine Schwester der großen Karnevalsmütze mit Bommeln und Perlen.
Alle Teile der Serie „Kölsche Karnevalsbegriffe von A-Z“:
Der Kölner Karneval ist bunt und vielfältig. Und sehr speziell. Diese Übersicht der wichtigsten Karnevalsbegriffe soll Einheimischen und Imis helfen, sich im Fastelovend zurechtzufinden.
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Das Dreigestirn der Session 2021/22 im Ornat, Bild: Festkomitee Kölner Karneval
Ornat
Ein Ornat ist eine festliche Amtstracht und wird zum Beispiel vom Papst oder von Königen getragen. In Köln haben wir schon lange keine Könige mehr, deshalb tragen unsere ganz besonderen Herrscher, das Dreigestirn, Ornate.
Im Gegensatz zu einer Verkleidung, zum Beispiel als Clown oder Pirat, wird der Träger des Ornats zu dieser Figur. Deswegen sind die Gewänder des Dreigestirns bis zur Proklamation nur Kostüme und werden erst dann zu Ornaten.
Steckenpferde statt echter Pferde: Eine echte Alternative für den Rosenmontagszug, Bild: Festkomitee Kölner Karneval
Pääd
Ein Pääd ist ein Pferd. Traditionalisten beharren darauf, diese Tiere im Rosenmontagszug einzusetzen. So laufen im Kölner Rosenmontagszug etwa 300 Tiere mit. Das ist nicht unumstritten: Tierschützer weisen darauf hin, dass es für die als Fluchttiere bekannten Pferde puren Stress bedeutet, durch die prall gefüllte und sehr laute Stadt zu laufen. Tatsächlich sind aus den vergangenen Jahren Fälle bekannt, in denen Tiere mit Medikamenten ruhig gestellt wurden.
Nicht erst seit Rosenmontag 2018, als die Pferde einer Kutsche im Kölner Rosenmontagszug durchgingen, wird der Ruf nach einem Verbot von Pferden im Zug immer lauter. Damals wurden fünf Menschen verletzt und mussten ins Krankenhaus. Ein Jahr zuvor war ein Pferd mitten im Zug gestürzt, vermutlich wegen eines Kreislaufkollapses.
Die Bonner Jecken haben reagiert und Pferde aus dem Zug verbannt, die Düsseldorfer setzen alle berittenen Gruppen an die Spitze des Rosenmontagszuges, um die Wartezeiten für die Tiere zu minimieren.
In Köln gibt es strenge Auflagen: Reiter im Zug müssen mindestens 35 Reitstunden pro Jahr nachweisen. Und es gibt eine Gewichtslimit: Der Reiter oder die Reiterin darf nicht mehr als 15 Prozent des Pferdegewichtes wiegen. Das heißt: bei einem eher großen Tier von 600 kg darf der Reiter oder die Reiterin maximal 90 kg wiegen. Bei einem durchschnittlich schweren Tier von 420 kg sind es nur noch 63 kg. Da wird wohl mancher stattliche Funkenoffizier im Rosenmontagszug zu Fuß gehen müssen!
Rote Nase anziehen und fertig ist das schnellste Karnevalskostüm, Bild: studionone, Pixabay
Pappnas
Die Notverkleidung, wenn es schnell gehen muss: Rote Nase auf und man ist zumindest ein bisschen verkleidet. Dabei wirkt die rote Nase auch ganzjährig als „kölsches Psychopharmaka“: Aufsetzen, in den Spiegel schauen und es dauert (auch bei Westfalen) maximal eine halbe Sekunde, bis die Laune wieder besser wird. Macht leicht süchtig, aber was soll’s, es gibt keine Nebenwirkungen.
Ein 10 Liter-Fass bezeichnet der Kölner als „Pittermännchen„, Bild: Früh Kölsch
Zehn Liter flüssiges Gold – ein Pittermännchen ist (abgesehen von den Fünf-Litern-Blechbüchsen) das kleinste Kölschfässchen. Und „flüssiges Gold“ ist durchaus ernst zu nehmen: Je nach Lokalität verlangt der Wirt bis zu 120 Euro für ein Pittermännchen.
Einzug der Plaggenträger in den Kölner Dom, Ausschnitt aus einem Video des Colombina Colonia e. V.
Frisch proklamiert: Das Kölner Dreigestirn 2021 mit Pritsch (Prinz), Schlüssel (Bauer) und Speigel (Jungfrau)
Prinzenproklamation
Die Prinzenproklamation (PriPro) ist das mit Abstand wichtigste gesellschaftliche Ereignis in Köln. Jeweils Anfang Januar proklamiert (ernennt) die Oberbügermeisterin bzw. der Oberbürgermeister feierlich im Gürzenich das Dreigestirn und überreicht die Insignien: Die Pritsche für den Prinzen, die Stadtschlüssel für den Bauern und den Spiegel für die Jungfrau.
Doch dieser feierliche Akt ist nur der Rahmen für ein Treffen der kölschen Würdenträger, Entscheider und Führungskräfte. Denn: Für die PriPro kann man keine Eintrittskarten kaufen, das Festkomitee lädt ein. Welchen “Rang“ man in diesem erlauchten Kreis einnimmt, macht die Sitzordnung deutlich. An der Frage, wie weit weg der Platz von der Bühne liegt, ist schon manches (karnevalistisches) Ego zerbrochen. Was aber spätestens nach der Hälfte der Veranstaltung auch keine Rolle mehr spielt, den dann sind die Plätze im Saal ohnehin leer und die Theken im Foyer voll.
Um es mit den Worten von Volker Weininger („Der Sitzungspräsident“) zu sagen: „Auf der PriPro werden mehr Geschäfte gemacht als in vier Wochen Hannover Messe. Und wer hier ohne Baugenehmigung rausgeht, ist es selbst schuld.“
Der Kölner Karnevalsprinz Ludwig (1898) mit Pritsch, Bild: Festkomitee Kölner Karneval
Pritsch
Auf der Proklamation erhält der Prinz als Zeichen seiner Macht die „Pritsch“. Diese Pritsch (man könnte auch „Klatsche“ sagen) kann auch zur Züchtigung eingesetzt werden. Damit soll der Prinz das ausgelassene Treiben der Jecken in die richtigen Bahnen lenken.
Ein begnadeter Quetschebüggelspieler und Entertainer: „Et Klimpermännchen“ Thomas Cüpper, Bild: Thomas Cüpper, 2014
Quetschebüggel
„Quetschebüggel“ ist das kölsche Wort für Akkordeon. Ein ideales Instrument für den Karneval: Es ist laut und funktioniert ohne Stecker. So nutzen umherziehende Gruppen im Karneval gerne einen Quetschebüggel und eine Decke Trumm – fertig ist das Orchester.
Eine Rakete ist die höchste Auszeichnung für einen Auftritt bei einer Karnevalssitzung.
Rakete
Der Zenit für den Karnevalisten. Während normale und gute Darbietungen auf den Sitzungen mit wohlwollendem Applaus und Alaaf-Rufen gefeiert werden, erhalten herausragende Künstler als Ehrerbietung eine Rakete.
Diese wird in drei Stufen gezündet:
Kommando 1: Lautes Klatschen.
Kommando 2: Zusätzlich mit den Füßen trampeln.
Kommando 3: Lautes Pfeifen.
Ein Bläserensemble der Spitzenklasse: Die Kölner Ratsbläser, Bild: Uli Kievernagel
Schon im Jahr 1954 gegründet, gehören die Ratsbläser zu den besten Bläserensembles Kölns. Wenn diese Truppe in ihren traditionellen Kostümen mit Blechhelmen loslegt, nimmt der satte Klang alle mit. Die etwa 25 Musiker bringen jeden Saal zum Kochen. Und auch bei offiziellen Anlässen wie bei der Prinzenproklamation oder der Eröffnung des Rosenmontagszuges spielen die Ratsbläser die Eröffnungsfanfare.
Alle Teile der Serie „Kölsche Karnevalsbegriffe von A-Z“:
Der Kölner Karneval ist bunt und vielfältig. Und sehr speziell. Diese Übersicht der wichtigsten Karnevalsbegriffe soll Einheimischen und Imis helfen, sich im Fastelovend zurechtzufinden. Deswegen kommt hier der erste Teil der Reihe „Kölsche Karnevalsbegriffe“.
Alle Teile der Serie „Kölsche Karnevalsbegriffe von A-Z“:
Das Logo des Geisterzugs, Bild: Ähzebär un Ko e.V.
Ähzebär
Der Ähzebär ist eine uralte Verkleidung und symbolisiert den Winter. „Ähze“ sind Erbsen. Es handelt sich bei dem Ähzebär im Wortsinn um den „Erbsenbär“. Dabei wird der Kostümträger komplett in Erbsenstroh eingewickelt. Seit 1991 ist der Ähzebär das Maskottchen des Geisterzugs.
Ajuja
Wenn der Kölner im Karneval seine Freude laut herausrufen will, dann ruft er „Ajuja“. So heißt es auch in dem gleichnamigen Karnevalslied: „Ajuja, ajuja, jetz jeht et widder ajuja, jetz jeht et Loss.“
Laut Aussage des Kölner Erzbistums handelt es sich bei „Ajuja“ um eine Verballhornung des Lobgesangs „Halleluja“.
Der ultimative Schlachtruf aller Jecken. Den Ruf „Alaaf“ gab es bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Und damit knapp 300 Jahre vor dem institutionalisierten Karneval.
Das Aschenkreuz wird auf die Strin gezeichnet, Bild: Oxh973, Public domain, via Wikimedia Commons
Äschekrütz
Gläubige Christen lassen sich an Aschermittwoch ein Kreuz aus Asche auf die Stirn zeichnen. Der Geistliche spricht dabei die Worte „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Das Kreuz steht dabei für Buße, Reinigung und Vergänglichkeit.
Eine schöne Variante hat der Kölner Geistliche Thomas Frings in der Corona-Zeit erfunden: Er verteilte Kreuze aus Glitzer-Puder.
Aschermittwoch
Der Aschermittwoch ist der Beginn der Fastenzeit und das Ende des Karnevals. Und: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei‘“ – das wusste bereits der Komponist und Musiker Jupp Schmitz. Weiter lautet es in seinem prominenten Lied:
„Die Schwüre von Treue, sie brechen entzwei. Von all deinen Küssen, darf ich nichts mehr wissen. Wie schön es auch sei, dann ist alles vorbei.“
Und tatsächlich hat schon manches Fisternöllchen an Aschermitwoch ein jähes Ende gefunden.
An der Kappe des Bellejeck finde sich kleine Glöckchen
Bellejeck
Die Figur des Bellejeck war fast vergessen, bis die Große Allgemeine Karnevalsgesellschaft von 1900 Köln e.V. in der Session 2008/09 diese Tradition wiederbelebt hat. Der Bellejeck ist der Hofnarr und trägt, ähnlich wie Till Eulenspiegel, ein Kostüm mit kleinen Glöckchen und einer Narrenkappe.
Heute zieht der Bellejeck sehr früh an Weiberfastnacht durch die Stadt und weckt, unterstützt durch laute Spielmannszüge, die Jecken. Sein Ziel ist die Hofburg des Dreigestirns. Dort werden Prinz, Bauer und Jungfrau durch laute Rufe „Opston! Opston“ („Aufstehen! Aufstehen!“) geweckt. Nach dem erfolgreichen Wecken wünscht der Bellejeck dem Dreigestirn einen erfolgreichen Tag und zieht weiter durch die Stadt.
Die Bläck Fööss in ihrer Besetzung seit 2023: von links: Andreas Wegener, Ralf Gusovius, Pit Hupperten, Mirko Bäumer, Christoph Granderath, Hanz Thodam, Bild: studio157 | Thomas Ahrendt
Klar – zum Karneval gehören viele kölsche Bands. Allerdings werden die Fööss als „Mutter der aller kölschen Bands“ bezeichnet und nehmen eine Sonderstellung ein. Keine Karnevalsparty kommt ohne das „Bickendorfer Büdchen“, das Lied vom „Veedel“ oder „Mer losse d´r Dom in Kölle“ aus.
Bevor die Bläck Fööss im Karneval die Bühnen mit kölscher Musik eroberten, waren sie unter dem Namen Stowaways bekannt. Da, so Fööss-Urgestein Erry Stoklosa, die Band ihren guten Ruf in der Beat-Szene nicht auf Spiel setzen wollte, wurde für die Auftritte im Karneval ein eingängiger Name gesucht, der in beiden Sprachen (Kölsch und Englisch) „funktionieren“ sollte – die Geburtsstunde der „Bläck Fööss“, was auch Kölsch „nackte Füße“ bedeutet. Fünf Jahre lang existierten Stowaways und Bläck Fööss parallel, bevor sich die Fööss/Stowaways ausschließlich der kölschen Musik widmeten.
Auch das Ex-Dreigestirn der KG Brav Jonge trägt die blauen Zylinder. Bild: Jürgen Link
Blaue Zylinder
Die jeweiligen Ex-Tolitäten tragen im Jahr nach ihrer Demissionierung blaue Zylinder. Kurios: Selbst das Festkomitee Kölner Karneval kann die Frage, woher dieser Brauch kommt, nicht beantworten. Ein mögliche Erklärung wäre, dass sich das Ex-Dreigestirn durch die blaue Zylinder von den früher allgegenwärtigen schwarzen Zylinder optisch abgesetzt hat.
Ein Buch über einen der wichtigsten Büttenreder im Kölner Karneval: Karl Küpper, Autor: Fritz Bilz
Bütt
Die Bütt ist der Arbeitsort der Büttenredner. Mit „Bütt“ bezeichnet der Kölner einen Bottich zum Wäschewaschen. Ein solcher stand früher bei Karnevalssitzungen auf der Bühne, Die Redner stellten sich in die Bütt und wurden so zum „Büttenredner“.
Eine der wichtigsten Kölner Büttenredner war Karl Küpper, der sich bei seinen Reden immer auf den Rand der Bütt setzte.
So kann ein klassisches Bützje aussehen, Bild: Adina Voicu auf Pixabay
Bützjer
Ein „Bützje“ ist ein Küsschen, „Bützjer“ sind ganz viele Küsschen. Und genau so ist es auch gemeint: Küsschen. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ein Bützje ist nur äußerst selten eine Einladung zur hemmungslosen Knutscherei.
Danze
„Danze“ meint „Tanzen“ und ist natürlich Grundbestandteil des Karnevals. Ob man dabei tatsächlich tanzt oder, mangels Platz in der völlig überfüllten Kneipe, nur verhalten schunkelt, ist egal. Hauptsache etwas Bewegung, dann schmeckt das nächste Kölsch schon wieder viel besser.
Die große Trommel gibt Karneval den Takt vor. Zusammen mit dem Trömmelchen ist die Decke Trumm der Inbegriff des Karnevals. Und kann auch von weniger talentierten Musikern bedient werden. Hauptsache laut und im Idealfall auch im Takt!
Das Divertissementchen ist ein kölsches Musical, welches jedes Jahr von der „Cäcilia Wolkenburg“, der Bühnenspielgemeinschaft des Kölner Männer-Gesang-Vereins, aufgeführt wird. Während der Karnevalszeit finden etwa 30 Vorstellungen statt – immer auf Kölsch, immer mit den berühmten männlichen Balletttänzerinnen und immer mit viel Spaß. Die Kölner nennen das Divertissementchen „Zillche“.
Ein typisches Dreigestirn mit Prinz, Bauer und Jungfrau. Bild: Norbert Bröcheler
Ein Thema, welches ganze Bibliotheken füllen könnte. Das Dreigestirn, auch Trifolium, genannt, übernimmt, in der Session die Herrschaft über die Stadt.
Der 11.11. – endlich geht der Karneval wieder los. Bild: Jörg Sabel / pixelio.de
Vieles dreht sich im Karneval um die Zahl 11: Los geht es am 11.11. und 11.11 Uhr. In jeder Sitzung findet sich ein Elferrat.
Es ist die Zahl 11, die sich jeder Regel widersetzt: Während sich die 12 hervorragend teilen lässt, ist die 11 als Primzahl nicht teilbar. Man kann sie nicht mehr mit den Fingern beider Hände abzählen. Und sie überschreitet die Ordnung, die durch die 10 Gebote gegeben wurde. Deshalb hat das kölsche Grundgesetz ja auch 11 Gebote.
Elferrat der Stunksitzung mit Präsidentin Biggi Wanninger, Bild: Renate Lehmann
Elferrat
Einer Karnevalssitzung steht immer der Elferrat vor: Sitzungspräsident plus zehn weitere Personen. Fertig ist der Elferrat. Doch während der Präsident meistens eloquent durch die Sitzung führt, hat man bei den Menschen im Elferrat oft das Gefühl, dass diese eine Strafe absitzen müssen, so gelangweilt und gequält schaut manches Mitglied des Elferrats in den Saal.
Ganz anders bei der Stunksitzung: Dort stellt jeden Abend eine andere, bunte und immer gut gelaunte Truppe den Elferrat.
Fastelovend
Unser geliebter Karneval kennt viele Bezeichnungen: Fastnacht, Fassenacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching, Fasteleer, Fastabend, fünfte Jahreszeit oder eben Fastelovend. Erstmalig taucht dieser Begriff in einem Kölner Ratsbeschluss im März 1341 auf. Dort verpflichten sich die Ratsherren, die Stadtkasse nicht mehr zu Zwecken des „vastavende“ zu plündern.
Das Festkomitee Kölner Karneval von 1823
Festkomitee
Das „Festkomitee Kölner Karneval von 1823“ ist der Dachverband der Kölner Karnevalsgesellschaften. Die wichtigsten Aufgaben des Festkomitees sind die Organisation des Rosenmontagszugs und die Auswahl des Dreigestirns.
Entstanden ist das Festkomitee aus der den Preußen geschuldeten Neuordnung des Karnevals: Ganz in preußischer Manier wollte man das wilde und ausufernde Treiben des Karnevals Anfang des 19. Jahrhunderts in geordnete Bahnen lenken und gründete das „Festordnende Komitee“.
Gerade der enthemmte Karneval führt immer wieder zu jeder Menge oft heimlicher Liebschaften, in Köln als Fisternöll oder Fisternöllche bezeichnet. Damit sind heimliche Liebeleien gemeint. Speziell an Karneval wird daraus auch gerne das „Fastelovendsfisternöll“.
Der Föttchesföhler hat im Karneval nichts verloren! Es handelt sich hier um einen Grabscher, der gerne Frauen anpackt. Mit dem „Föttche“ ist der (weibliche) Po gemeint.
Fünfte Jahreszeit
Anders als der Rest der Welt kennt der Kölner fünf Jahreszeiten: Neben den bekannten Frühling, Sommer, Herbst und Winter gibt es noch die fünfte (und schönste!) Jahreszeit: Den Karneval.
Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V.
Funken
Entstanden aus einer Persiflage auf die ungeliebten preußischen Militärs handelt es sich bei den Funken um ganz besondere Karnevalisten in der Tradition der ehemaligen Stadtsoldaten.
Früher waren diese etwas verlottert und mussten ihr karges Salär durch das Stricken von Strümpfen aufbessern. Heute sind die Funken stets piekfein, was bei den vereinsinternen zahlreichen Uniform- und Mützenapellen penibel kontrolliert wird.
Bei den ganz traditionellen Funken wie zum Beispiel bei den Kölsche Funke rut-wieß von 1823 e.V. besser bekannt als die „Roten Funken“ handelt es sich satzungsgemäß um reine Männervereine. Allerdings sieht diese Satzung auch vor, dass der jeweilige Oberbürgermeister Ehrenmitglied ist. Uns so wurde im Januar 2016 Oberbürgermeisterin Henriette Reker die erste „Funkin“.
Wichtigste Merkmale der Funken sind die Knabüß (das hölzerne Gewehr mit einer Blume im Lauf) und das „Stippeföttche“: Ein Tanz, bei dem die Funken, Rücken an Rücken stehend, leicht in die Knie gehen, dabei das Hinterteil hervorstrecken und eben diese Hinterteile aneinander reiben. Klingt komisch, sieht komisch aus ist aber Tradition. Und somit gut.
Funkenbiwak
Ein Biwak ist ein (militärisches) Lager im Freien. Folglich ist ein Funkenbiwak eine Veranstaltung der Funken unter freiem Himmel mit Musik, Tanz und reichlich Getränken. Traditionell gibt es Erbsensuppe, während auf der Bühne Bands und Spielmannszüge anderer Vereine aufspielen.
Das Funkemariechen wird auf „Händen getragen“, Bild: Raimond Spekking
Funkenmariechen
Um gleich Missverständnissen vorzubeugen: Bei ganz traditionellen Funkenkorps ist das Funkemariechen zwar die Tänzerin der Funken aber sie ist KEIN Mitglied der Funken. Sie tanzt mit dem Tanzoffizier auf den Bühnen der Stadt. Und das ist, durch viele Hebefiguren, echter Hochleistungssport.
Entstanden ist die Figur des Funkemariechens aus den Marketenderinnen, die früher militärische Truppen mit Waren versorgt haben, i.d.R. Tabak und Schnaps. Daher tragen viele Mariechen bis heute ein kleines Fässchen am Gürtel. Allerdings ist dieses Fässchen eher symbolisch und dient heutzutage nur noch als Aufbewahrtungsort für den Lippenstift oder etwas Bargeld.
Bis 1938 waren die Funkemariechen ausschließlich Männer. Erst die Nationalsozialisten setzten durch, dass diese Rolle durch Frauen besetzt wurde, genau wie es in den Jahren 1938 und 1939 auch weibliche Jungfrauen im Kölner Dreigestirn gab. Doch während man nach dem Krieg wieder auf die männlichen Jungfrauen im Dreigestirn setzte, blieb man bei den Tanzmariechen dabei, diese Rolle durch Frauen zu besetzen. Was zeigt, das nicht jede Tradition in Stein gemeißelt ist.
Alle Teile der Serie „Kölsche Karnevalsbegriffe von A-Z“:
Die Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“ im NS-DOK
Seit 200 Jahren feiern wir den „organisierten Karneval“ wie wir ihn heute kennen. Und schon ganz zu Beginn waren auch auch Jüdinnen und Juden als Künstler oder Funktionäre im Karneval aktiv. Diese Menschen wurden erst gefeiert – später verfolgt. Dazu gehören zum Beispiel Vortragskünstler wie Hans Tobar, Gründer und Präsident des jüdischen Karnevalsvereins „Kleiner Kölner Klub“ Max Salomon oder Fanny Meyer, Puppenspielerin im Hänneschen.
Radikale Attacken mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten
Obwohl die Jüdinnen und Juden mittendrin im Karneval waren, wurden Sie „ … den Dynamiken der Diffamierung, Verhöhnung sowie der Ausgrenzung aus Vereinen“ unterworfen, berichtet Annemone Christians-Bernsee. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wurden auch diese Attacken immer radikaler.
NS-Dokumentationszentrum: „Schalom und Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval, Bild: Leonie Braun / NS-DOK
Christians-Bernsee ist Kuratorin der Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“. Mit dieser Ausstellung will das NS- Dokumentationszentrum der Ambivalenz zwischen Integration und Ausgrenzung der Jüdinnen und Juden im Karneval nachspüren. Es werden mehr als 70 jüdische Karnevalistinnen und Karnevalisten vorgestellt.
Eine ehrenvolle Hommage an ehemalige Kölner Bürgerinnen und Bürger
Oberbürgermeisterin Henriette Reker bringt es in Ihrer Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung auf den Punkt:
„Karneval ist seit 200 Jahren ein wichtiger Teil Kölns – dazu haben von Anfang an auch Kölner Jüdinnen und Juden beigetragen. Die Ausstellung ‚Schalom & Alaaf‘ hebt die wichtige gesellschaftliche Rolle der jüdischen Karnevalistinnen und Karnevalisten hervor und erzählt ihre größtenteils vergessenen Geschichten. Es ist eine ehrenvolle Hommage an ehemalige Kölner Bürgerinnen und Bürger, von denen einige Publikumslieblinge waren – und die plötzlich aufgrund ihres Glaubens ausgeschlossen und verfolgt wurden.“
Hier drei Beispiele, die zeigen, wie eng Begeisterung, Zugehörigkeit und Entfremdung zusammenliegen.
David Hans Tobar (1888 – 1956)
David Hans Tobar, ursprünglich Rosenboom, wuchs urkölsch im Griechenmarkt-Viertel auf. Erst um 1900, da war er bereits zwölf Jahre alt, änderte die Familie den Familiennamen von Rosenboom in Tobar, dem Mädchennamen seiner Großmutter.
Der Karnevalsjeck Tobar trat bereits als 17-Jähriger bei Karnevalssitzungen auf. Er war aktives Vereinsmitglied der Roten Funken und wurde im November 1922 zum Ehrensenator der Funken ernannt. Allerdings wurde er 1923 aus dem Verein entlassen, da er, wie 70 weitere Mitglieder auch, wegen der grassierenden Hyperinflation die Mitgliedsbeiträge nicht mehr zahlen konnte.
Hans Tobar mit Willi Ostermann und weiteren Karnevalisten auf Norderney. Fotograf unbekannt, Bildquelle: NS-DOK
Ab 1924 vebrachte er die Sommermonate auf Norderney und gründete dort die Karnevalsgesellschaft „Zoppejröns“. Auf den von ihm organsierten Veranstaltungen traten auch zahlreiche bekannte Kölner Karnevalisten auf. So war Willi Ostermann mehrfach Gast bei verschiedenen Aufführungen auf Norderney. Im Rheinland bespielte Hans Tobar nicht nur in Köln, sondern auch im weiteren Umland die Karnevalsbühnen. Er trat als Krätzchensänger und Rezitator auf und schrieb auch Programme für den jüdischen Karnevalsverein „Kleiner Kölner Klub“.
Doch nach die Machtergreifung der Nationalsozialisten durfte Hans Tobar nicht mehr im offiziellen Karneval auftreten. Sein Name wurde aus den offiziellen Programmheften gestrichen. So waren ihm nur noch gelegentliche Auftritte auf Norderney und bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr und der Kölner jüdischen Gemeinde möglich. In der Session 1937/38 trat Tobar letztmals in Deutschland auf.
Stolperstein für Hans David Tobar in der Meister-Gerhard-Straße 5, Bild: 1971markus@wikipedia.de / CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Viele Familienmitglieder der Familie Tobar wurden im Holocaust ermordet. Seine Mutter verstarb im Alter von 90 Jahren in Theresienstadt, fünf seiner zehn Geschwistern wurden getötet.
Im Jahr 1939 emigrierte Hans Tobar mit seiner Familie in die USA und arbeitete als Maschinist in einer Fabrik. Aber auch in seiner neuen Heimat blieb er dem Karneval treu und veranstaltete in New York „Rheinische Hans-Tobar-Abende“ – Karneval im Exil. Er starb 1956 in New York.
Max Salomon (1886 – 1970)
Max Salomon stand bereits mit 14 Jahren in der Bütt. Ab 1920 nahm seine Bühnenkarriere als Büttenredner mit seiner Figur die „Kölsche Markfrau“ Fahrt auf.
Mitglieder des Kleinen Kölner Klub. Max Salomon ist die vierte Person von rechts (sitzend), Fotograf unbekannt, Bildquelle: NS-DOK
Als Reaktion auf den aufkommenden Antisemitismus Anfang der 1920er Jahre gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm, weiteren jüdischen Verwandten, Freunden und Geschäftspartnern im Jahr 1922 den „Kleinen Kölner Klub“ – damals der einzige jüdische Karnevalsverein in Köln.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 durfte auch Max Salomon nur noch bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr auftreten. Außerdem musste er Anfang 1935 seine berufliche Tätigkeit als Handelsvertreter aufgeben.
Stolperstein für Max Salomon in Lothringer Straße, Bild: 1971markus@wikipedia.de / CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Sein Bruder Wilhelm emigrierte Ende 1935 nach Palästina. Max Salomon flüchtetet im November 1939 in die Vereinigten Staaten. Dort trat er in den frühen 1940er Jahren in speziellen Karnevalsveranstaltungen für Emigranten mit karnevalistischen Programmen auf. Max Salomon starb am 3. März 1970 in Los Angeles.
Fanny Meyer (1905 – vermutlich 1943)
Fanny Meyer war ein Mädchen aus der Kölner Südstadt. Sie besuchte die Schauspielschule und wurde festes Ensemblemitglied im Hänneschen-Theater. Ihre Rolle war die der Bestemo. Diese Figur ist „en ahl Zang met jroßem Hätz.“
Fanny Meyer (links) als Hänneschen-Puppe mit „ihrer“ Figur der Bestemo (rechts), Bild: Hänneschen-Theater
Im Jahr 1933 gab es außer ihr keine weitere jüdische Künstlerin oder jüdischen Künstler am Hänneschen-Theater. Da ihr Vater zwar Jude, ihre Mutter jedoch Katholikin war, wurde sie bei der Stadtverwaltung als „Jüdischer Mischling ersten Grades“, umgangssprachlich als auch „Halbjude“ bekannt, gemeldet. Sie durfte zunächst auch weiter in dem städtischen Puppentheater arbeiten. Allerdings nur bis 1935, dann wurde ihr Vertrag gekündigt. Ein bescheidenes Auskommen sicherte ihr das 1936 neu von Flora Jöhling gegründete Kölner jüdische Marionetten-Theater.
Stolpersteine für Fanny Meyer und ihren Mann Lothar Heineberg an der Ecke Oversburgstraße/ Follerstraße in der Kölner Südstadt. Bild: Marina Barth
Ab Anfang der 1940er Jahre arbeitete sie, vermutlich als Zwangsarbeiterin, in einer Kölner Kartonagenfabrik. 1942 wurden Fanny und ihr Mann Lothar Heineberg zunächst im „Judenlager“ Köln-Müngersdorf interniert und von dort nach Auschwitz deportiert. Zwar gibt es noch eine Postkarte an ihren Vater aus dem März 1943, doch danach verliert sich die Spur von Fanny Heineberg, geb. Meyer. Sie wurde in Auschwitz ermordet. Wie bei vielen anderen Opfer des Nationalsozialismus auch, gibt es keine Grabstätte von ihr.
In dem Roman „Lumpenball“ beschreibt Marina Barth das Leben von Fanny Meyer. (Emons-Verlag, ISBN 978-3-7408-0162-5, 11,90 Euro)
Im Jahr 2017 baute und benannte das Hänneschen-Theater eine Puppe nach ihr. Die Theater- und Buchautorin Marina Barth hat das Leben von Fanny Meyer in ihrem Roman „Lumpenball“ beschrieben.
Informationen zur Ausstellung
„Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“
Die Ausstellung ist vom 8. November 2023 bis 31. März 2024 im NS-DOK (Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln) zu sehen.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr Samstag und Sonntag: 11 bis 18 Uhr
Eintritt:
4,50 Euro/ermäßigt 2 Euro (kostenfrei am 1. Donnerstag im Monat)
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