Bläck Fööss – Zeitreise durch mehr als 50 Jahre kölsche Musikgeschichte

Die Bläck Föös in ihrer aktuellen (Anfang 2025) Besetzung, Bild: Kay-Uwe Fischer
Die Bläck Föös in ihrer aktuellen (Anfang 2025) Besetzung, Bild: Kay-Uwe Fischer


In den 1970er Jahren war der Sitzungskarneval sehr angestaubt. Langweilige Sitzungen mit nichtssagender Musik, Abendgarderobe und eher steifen als  lustigen Karnevalisten waren die Regel.

Und dann kamen auf einmal ein paar langhaarige Jungs auf die Bühne, am Anfang noch met bläcke Fööss1barfuß, mit Gitarre und Schlagzeug und fingen an, kölsche Lieder zu spielen, wo vorher noch eher festlich hochdeutsche Lieder vorgetragen wurden.

Die Bläck Fööss in den 1970er Jahren, Bild: Bläck Fööss
Die Bläck Fööss in den 1970er Jahren, Bild: Bläck Fööss

Der Versuch der etablierten, offiziellen Kappenträger, diese Band einfach zu ignorieren, ging gehörig daneben.2Ein Muster übrigens, was sich etwa 30 Jahre später bei Brings wiederholen sollte. Die Menschen wollten genau diese Musik hören. 

Das war die Geburtsstunde einer kölschen Erfolgsgeschichte:
Die Bläck Fööss eroberten die Bühnen.

Examen an der „Akademie för uns kölsche Sproch“

Wie so viele aus den Jahrgängen ab etwa Mitte 1960 sind auch Jörg Hauschild und Ekkehard „Ekki“ Hoffmann mit der Musik der Fööss aufgewachsen. Und als die beiden dann ihr Examen an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ gemacht haben, wurde aus einer Idee Realität: Ihre Abschlussarbeit an der Akademie haben beide zusammen über die “Mutter aller kölschen Bands” – die Bläck Fööss – geschrieben.

Ekkehard „Ekki“ Hoffmann (links) und Jörg Hauschild mit ihrer Diplomarbeit über dei Bläck Fööss, Bild: Ekki Hoffmann
Ekkehard „Ekki“ Hoffmann (links) und Jörg Hauschild mit ihrer Diplomarbeit über dei Bläck Fööss, Bild: Ekki Hoffmann

Die beiden haben sich äußerst akribisch in die Geschichte der Fööss eingearbeitet und auch mit den Musikern aus der Band direkt gesprochen.

Einzigartig ist, dass diese Arbeit die erste Diplomarbeit an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ ist, die bilingual erscheint: Auf Kölsch und Hochdeutsch. Ein absolutes Novum in der Geschichte der Akademie.

Diplomarbeit hier zum Download

Ich freue mich SEHR, dass die beiden mir erlaubt haben, diese sehr lesenswerte Diplomarbeit hier zum Download anzubieten.

Die Diplomarbeit von Jörg Hauschild & Ekkehard Hoffmann: "Heimatflimmern Bläck Fööss - Zeitreise durch mehr als 50 Jahre Musikgeschichte", Quelle: Hauschild & Hoffmann
Die Diplomarbeit von Jörg Hauschild & Ekkehard Hoffmann: „Heimatflimmern
Bläck Fööss – Zeitreise durch mehr als 50 Jahre Musikgeschichte“, Quelle: Hauschild & Hoffmann (Der Download startet bei klick auf die Darstellung.)

Interview mit den Bläck Fööss-Experten

Frank und ich durften mit den beiden sprechen. Gemeinsam haben wir eine Zeitreise zu 50 Jahren Bläck Fööss unternommen.

Die beiden Bläck Fööss-Experten Ekki und Jörg bei der Podcast-Aufnahme, Bild: Uli Kievernagel
Die beiden Bläck Fööss-Experten Ekki und Jörg bei der Podcast-Aufnahme, Bild: Uli Kievernagel

Teil I: Die Anfänge bis 1994

Wir haben über die Anfänge mit Graham Bonney und dem „Rievkooche-Walzer“ gesprochen, über das durchaus zwiespältige Gefühl der Fööss zum Karneval und über den ersten großen Umbruch mit dem Ausstieg von Tommy Engel im Jahr 1994.

Teil II: Die Geschichte der Fööss von den 1990ern bis heute

Im zweiten Teil geht es um die Meilensteine der Bandgeschichte und den langsamen Ausstieg der Ur-Fööss aus der Band. Außerdem wagen die beiden Fööss-Experten einen Blick in die Zukunft.


Genau wie alle anderen Menschen in meiner Rubrik „Ein paar Fragen an …“ haben auch Ekki Hoffmann und Jörg Hauschild den „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.

  1. Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du wohnen? Und warum gerade dort?

Ekki: Kopenhagen, die Dänen haben uns viel voraus

Jörg: Da, wo ich jetzt wohne, in Bergisch Gladbach – Schildgen

  1. Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Ekki: Toleranz

Jörg: Hätzlich un bodenständich

  1. Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Ekki: Autofreie Innenstadt

Jörg: Die zielgerichtete Zusammenarbeit

  1. Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.

Ekki: Die Oper wird nie fertig / Entscheidungs-/Umsetzungsstau / Parken in zweiter Reihe ohne Konsequenzen

Jörg: Häh?

  1. Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Ekki: Rheinufer mit Blick auf den Dom

Das Millowitsch-Denkmal. Einfach mal neben Willi Platz nehmen, Bild: Ruth Rudolph / pixelio.de
Willi Millowitsch hat Ekki und auch Jörg inspiriert, hier das Millowitsch-Denkmal. Bild: Ruth Rudolph / pixelio.de
  1. Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?

Ekki: Willy Millowitsch, Wolfgang Overath

Jörg: Jupp Menth, Willi Millowitsch und Wolfgang Niedecken

Wolfgang Niedecken mit Background-Sängerin Karen Schweitzer-Faust bei einem BAP-Konzert in der Sporthalle (1991) , Bild: Achim Scheidemann
Wolfgang Niedecken, hier mit Sängerin Karen Schweitzer-Faust, hat Jörg beinflusst. Bild: Achim Scheidemann
  1. Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?

Ekki: Mit netten Menschen Karneval feiern

Jörg: Fasteloovend fiere

  1. Wat hät für dich noch immer jood jejange?

Ekki: Trotz allem kritischen liebe ich diese Stadt

Jörg: Meiner Berufung nachgehen, ich arbeite in der touristischen IT und bin ein Schützenjunge

  1. Wo drüber laachs de dich kapott?

Ekki: Über die Sicht von außen auf Köln

Jörg: Alberner Humor und immer Situationskomik

  1. Dein Kölsche Lieblingskneipe?

Ekki: In der Jugend das Piranha

Jörg: Et Höttche oder Max Stark

  1. Dein Lieblingskölsch?

Ekki: Sünner Malz

Jörg: Ratet mal (siehe oben)3Sowohl im Max Stark als auch im Höttche wird Päffgen-Kölsch ausgeschenkt.

Halve Hahn, Bild: Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)
Ekkis Lieblingsgericht: Ne Halve Hahn, Bild: Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)
  1. Was ist dein kölsches Lieblingsgericht?

Ekki: Halver Hahn

Jörg: Himmel un Ääd

  1. Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?

Ekki: Lällbeck

Jörg: Sackjeseech … da gibt es auch ein  schönes Lied zu

  1. Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …

Ekki: … Heimat

Jörg: … e Jeföhl


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Wähl am Sonndach met – och ding Stemm zällt!

Wahlaufruf 2025

 

Frank & ich haben lange überlegt, ob wir in unserem „Köln-Ding der Woche“ etwas zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 sagen sollen und waren uns eher unschlüssig. Doch dann haben wir zusammen an der Theke gestanden und das Lied „Su lang die Welt sich drieht“ von Brings gehört und  lautstark mitgesungen:

Mer stonn all, an d‘r Thek
Su lang die Welt sich drieht
Wenn d‘r kölsche Jung opsteiht,
un för uns Freiheit op die Strosse jeiht
Denn he in Kölle do sin mer frei,
dat wor schon immer su und bliev dobei.

Aber was sagt uns das Lied? Wie lange sind wir denn noch frei? Und vor allem: wie lange bleibt es dabei?

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Bundestagswahlen könnten alles auf den Kopf stellen 

An dem Wahl-Sonntag im Februar 2025 kann sich die Welt, wie wir sie kennen, verändern. Die jetzige Parteienlandschaft mit den verhärteten und oft beleidigenden Fronten zwischen den demokratischen Parteien und die derzeitigen Wahlprognosen machen Frank und mich sehr nachdenklich.

Auch wenn wir Kölner bei den letzten Wahlen gezeigt haben:

  • Dass wir Parteien, die nicht auf dem Fundament des Grundgesetzes stehen, eher nicht unsere Stimme geben.
  • Dass wir Parteien, die mit Lügen, Hass und faschistischen Elementen unser Land verpesten, keine Chance gaben.
  • Dass eine Partei, die vom Verfassungsschutz als verfassungsfeindlich beobachtet wird, in Köln nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Die AfD mit dem bundesweit zweitniedrigsten Stimmenanteil im Wahlkreis Köln II bei der Bundestagswahl 2021, Quelle: Bundeswahlleiterin
Die AfD mit dem bundesweit zweitniedrigsten Stimmenanteil im Wahlkreis Köln II bei der Bundestagswahl 2021, Quelle: Bundeswahlleiterin

Wir sind auch ein wenig stolz: Direkt nach Münster war unser Wahlkreis hier im Kölner Süd-Westen, das ist der Wahlkreis Köln II, bei der letzten Bundestagswahl der Wahlkreis mit dem zweitgeringstem Stimmanteil für die AfD. Die braunen Populisten haben bei uns nur 2,9 Prozent der Zweitstimmen bekommen. Bundesweit lag die AfD bei 10,3%.

Aber nach der Wahl ist vor der Wahl. Ergebnisse aus der Vorsaison interessieren im Fußball auch nicht mehr.

„Ich als Einzelner kann doch nichts machen.“  FALSCH! 

Immer wieder hört man: Was können wir denn nun tun? Der Einzelne kann doch gar nichts machen? Das ist aus unserer Sicht eine falsche Sichtweise, denn viele Einzelne sind eine große Menge und können den Ausschlag dafür geben, dass die Wahl am Sonntag zu Gunsten einer stabilen Demokratie ausgeht.

„Wähl am Sonndach met – och ding Stemm, die zählt!“

Um möglichst viele Kölsche an die Wahlurnen zu bringen, haben sich erstmals in ihrer über 150jährigen gemeinsamen Historie der Chor der Oper Köln und die Bühnenspielgemeinschaft im Kölner Männer-Gesang-Verein „Cäcilia Wolkenburg“ zusammengetan und singen gemeinsam den Bläck Fööss-Klassiker von 1971, „Drink doch ene met“ – allerdings mit dem Anlass angepassten Text: „Wähl am Sonndach met“.

„Wähl am Sonndach met“ - der gemeinsame Wahlaufruf vom Chor der Oper Köln und Cäcilia Wolkenburg
„Wähl am Sonndach met“ – der gemeinsame Wahlaufruf vom Chor der Oper Köln und Cäcilia Wolkenburg (Video startet bei einem Klick auf das Bild) 

Läuft denn alles rund in Deutschland? Leider nein! 

Natürlich nicht, aber das war in der demokratischen Geschichte Deutschlands schon immer so. Hinzu kommt, dass die Welt immer komplizierter wird und es keine einfachen Lösungen gibt.

Die bestehenden Probleme Klima, Wirtschaft, Bildung, Armut, zu teure Mieten und auch Migration werden aber nicht durch knackige Tweets, dumme TikTok Videos, Fake News, leere Versprechungen, dem Verbreiten von Angst, Beschimpfungen oder der Diskriminierung von Minderheiten gelöst. Im Übrigen auch nicht durch die eine starke Frau oder den einen starken Mann, die endlich mal auf den Tisch hauen.

Geht wählen! Aber nicht die AfD! 

Daher fordern wir Euch auf: Geht am Sonntag, 23. Februar 2025 wählen. Und bewegt alle in Eurem Umfeld, zur Wahl zu gehen. Habt Ihr Facebook / Instagram oder was auch immer, traut Euch und ruft durch einen Post zur Wahl einer demokratischen Partei auf.

Tommy Engel bezieht eindeutig Stellung gegen Rassismus, Bild: Uli Kievernagel
Tommy Engel bezieht eindeutig Stellung gegen Rassismus, Bild: Uli Kievernagel

Lasst uns eine Gemeinschaft werden, die nicht nur an der Theke zusammensteht und lasst uns die Freiheiten verteidigen, die wir alle für uns einfordern und behalten wollen. Stärkt deshalb die demokratischen Parteien – und wählt nicht die AfD. Denn die AfD ist weder eine Alternative noch für Deutschland.

Arsch huh – und zwar am 23. Februar 2025!

Und erinnert Euch an die Zeilen aus dem Arsch Huh Lied:

Wenn mir der Arsch nit huh krieje is et eines Daachs zu spät.

Lasst uns etwas dafür tun, dass wir nicht zu spät kommen. Nazis hatten wir schon mal in Deutschland – war scheiße.

Und wir fordern auch die demokratischen Politiker aus dem neu zu wählenden Bundestag auf, sich gemeinsam konstruktiv und respektvoll mit den Problemen des Landes auseinander zu setzen.

Wenn jetzt der ein oder andere das Köln-Ding nicht mehr lesen oder hören will, weil wir uns klar gegen rechts positionieren, dann ist uns das ehrlich gesagt ziemlich egal.

Denn Demokratie ist es, auch andere Meinungen auszuhalten, aber nur wenn sie auf dem Boden des Grundgesetzes fußen und nicht beleidigend, diskriminierend und herabsetzend formuliert werden. Selbstverständlich gilt das auch für uns beide.

Die größte Demo gegen rechts: 23. Februar 2025 in deinem Wahllokal

Unsere klare unmissverständliche Botschaft: Geht am Sonntag wählen! Macht euer Kreuz egal wo, aber bitte nicht bei der AfD!

Ihr müsst nicht viel tun – nur unbedingt eure Stimme einer demokratischen Partei geben. 

Denn he in Kölle do sin mer frei,
dat wor schon immer su und bliev dobei.1Brings: „Su lang die Welt sich drieht“

Frank Mausbach & Uli Kievernagel


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Herzlichen Glückwunsch: 75 Jahre KAJUJA

Die KAJUJA-Sitzung
Die KAJUJA-Sitzung „Jeck-is-jeil“, Bild: Uli Kievernagel

Die KAJUJA ist eine Vereinigung, die sich um die Nachwuchs-Förderung im Kölner Karneval kümmert. Diese kölsche Institution feiert im Jahr 2025 ihren 75. Geburtstag. Hier haben unzählige Karnevalskarrieren begonnen. Dazu gehören unter anderem:

  • Cat Ballou
  • Die Höhner
  • Gerd Rück – Der Weltenbummler
  • Hans Süper und Hans Zimmermann – Das Colonia Duett
  • Jörg Runge – Der Tuppes vum Land
  • Kasalla
  • Ludwig Sebus
  • Marita Köllner – Et fussisch Julche
  • Miljö
  • Philipp Godart
  • Querbeat
  • Volker Weininger – Der Sitzungspräsident
  • Willibert Pauels – Ne Bergische Jung

Diese und viele weitere Künstler sind bei der KAJUJA in den Karneval gestartet – der kölsche Fastelovends-Huhadel!

Vorstellabend als „Sprungbrett“ in den Karneval

Der Start in eine Redner- oder Musikerkariere im Karneval ist nicht einfach. Die kommenden Künstler müssen die Literaten1Literaten sind die heimliche Macht im Sitzungskarneval. Ein Literat stellt das Programm der Sitzungen zusammen und bucht die Redner, Bands und Tanzgruppen. auf sich aufmerksam machen.

Philipp Godart - moderne Popmusik op kölsche Art. Bild: Philipp Godart
Der Musiker Philipp Godart – war auch auf einem Vostellabend der KAJUJA, Bild: Philipp Godart

Das passiert bei sogenannten „Vorstellabenden“. Auf diesen Veranstaltungen dürfen sich Künstler, die zuvor einen Auswahlprozess durchlaufen haben, den Literaten vorstellen. Der Musiker Philipp Godart erinnert sich an „seinen“ Vorstellabend im Jahr 2019:

„Das ist für alle Beteiligten etwas anstrengend, weil man im Viertelstundentakt einen nach dem anderen Künstler sieht. Man selber ist total aufgeregt auf der Bühne: Man hat nur 15 Minuten Zeit, um sich irgendwie zu präsentieren. Und dann geht es ab ins Foyer und im besten Fall kommen die Literaten auf einen zu und sagen Mensch – dat wor jood! Spill doch bei uns!“

Nicht nur die KAJUJA, sondern auch andere Künstlervereinigungen wie zum Beispiel der „Stammtisch Kölner Karnevalisten“ oder der „Klub Kölner Karnevalisten“ veranstalten solche Vorstellabende.

„Jeck es jeil“-Sitzungen mit den Spitzenkräften des kölschen Karnevals

Wenn man es dann über den Vorstellabend der KAJUJA auf die Karnevalsbühnen geschafft hat, bleiben viele Karnevalisten der KAJUJA eng verbunden. Daher sind auch die beiden jährlichen „Jeck es jeil“-Sitzungen der KAJUJA immer wieder ein Treffen der Spitzenkräfte des kölschen Fasteleers.

Auch Jörg Runge, der
Auch Jörg Runge, der „Tuppes vom Land“, war auf einem Vorstellabend der KAJUJA, Bild: Uli Kievernagel

Jörg Runge, der Tuppes vom Land, tritt auch noch regelmäßig auf den Sitzungen auf. „Ihr wart die ersten, die mich auf die Bühne gestellt haben“, bedankte er sich im Februar 2025 bei der KAJUJA-Sitzung.

Namensherkunft unklar

Nicht nur Auswärtige, sondern auch Urkölner scheitern allerdings an der eindeutigen Bestimmung des Namens der KAJUJA. Um es vorwegzunehmen: So ganz genau kann niemand den Namen erklären.

Basis des Namens ist der Begriff Ajuja Wenn der Kölner im Karneval seine Freude laut herausrufen will, dann ruft er „Ajuja“. So heißt es auch in dem gleichnamigen Karnevalslied: „Ajuja, ajuja, jetz jeht et widder ajuja, jetz jeht et Loss.“ Übrigens handelt es sich laut Aussage des Kölner Erzbistums bei „Ajuja“ um eine Verballhornung des Lobgesangs „Halleluja“.

Helmut Frangenberg schreibt über die Namensfindung der KAJUJA:

Man weiß es nicht mehr so ganz genau. Irgendwie, irgendwo war er plötzlich da: Der Name für den „bunten Abend der katholischen Jugend“ Kölns. Es ranken sich Legenden um die Frage wie aus diesem „bunten Abend“ die „KAJUJA“ wurde.

Die Geburtsstunde des Namens muss irgendwann am frühen Morgen des 26. Januar 1950 liegen. Darüber herrscht noch weitgehende Einigkeit. Beim Geburtsort und den Geburtshelfern wird es schon schwieriger. Wahrscheinlich waren es Jugendliche aus Flittard, die in bester Laune von den Sartory-Sälen nachhause zogen. Die letzten Busse waren weg. Der bunte Abend der katholischen Jugend hatte etwas länger gedauert als geplant, und so musste man zu Fuß nach Flittard gehen. Hier soll dann irgendjemand aus „Ajuja“ „Kajuja“ gemacht haben. Eine spontane Wortschöpfung also, nicht das Ergebnis irgendeiner Vorstandssitzung oder Jahreshauptversammlung.

Dass es ausgerechnet ein „K“ vor dem „Ajuja“ wurde, war sicherlich kein Zufall. Das „K“stand für „katholisch“2.„Die Anfänge der Kölner KAJUJA“, https://kajuja.de/media/downloads/Historie.pdf, heruntergeladen am 15. Januar 2025

Pfarrsitzungen als Nährboden der KAJUJA

Bereits lange vor der Gründung der KAJUJA gab es die Pfarrsitzungen. Diese Sitzungen gehören zu den Grundfesten des kölschen Karnevals. Grundsätzlich handelt es sich dabei um Kostümsitzungen, die in den Veedeln gefeiert werden. Hier schunkelt die Nachbarschaft miteinander – übrigens vollkommen unabhängig von der Religion. Und das bei einem vergleichsweise günstigen Eintritt und auch Bewirtung zu normalen Preisen.

Pfarrsitzungen sind bunt, bodenständig und bezahlbar, wie hier in St. Pius, Köln-Zollstock, Bild: Uli Kievernagel
Pfarrsitzungen sind bunt, bodenständig und bezahlbar, wie hier in St. Pius, Köln-Zollstock, Bild: Uli Kievernagel

Auch in der Nachkriegszeit waren die Pfarrsitzungen von besonderer Bedeutung. Was aber fehlte war eine spezielle Karnevalsveranstaltung für die Jugend. Um dafür ein Programm zusammenzustellen, tingelten Rudi Conin, Stadtjugendführer der Kölner katholischen Jugend und Stadtjugendkaplan Reinhard Angenendt auf der Suche nach geeigneten Rednern, Musikern und Tanzgruppen über die verschiedenen Pfarrsitzungen. Klare Leitlinie der Suche war: „Nur eigene Kräfte und alle umsonst.“

Am 25. Januar 1950 war es dann so weit: In den Sartory-Sälen fand „Der bunte Abend“ mit den von Conin und Angenendt angeworbenen Kräften statt. Der Name KAJUJA wurde dann nur ein paar Stunden später geboren.

Widerstände von den Kirchenoberen, dem Festkomitee und dem Jugendschutz

Mit dem großen Erfolg der ersten Veranstaltung wuchs auch unmittelbar der Widerstand:

  • Die Kirchenoberen witterten einen Skandal – schunkelten doch evangelische und katholische Christen gemeinsam. Die Organisatoren wurden zum Rapport vorgeladen. Außerdem waren die oberen Kirchenherren skeptisch, ob 1949 bereits die richtige Zeit wäre, Karneval zu feiern. Das sahen die lebenslustigen jungen Menschen selbstverständlich ganz anders.
  • Dass bei der Sitzung im Sartory Wein ausgeschenkt wurde, rief die „Arbeitsgemeinschaft Jugendschutz der Landesregierung“ auf den Plan.
  • Und dann war da noch das Festkomitee. Die offiziellen Mützenträger fürchteten die Konkurrenz und untersagten den im Festkomitee organisierten Gesellschaften, bei der KAJUJA aufzutreten. Doch irgendwann kam der offizielle Karneval nicht mehr an der KAJUJA vorbei.
  • Als nächstes verklagte die GEMA3Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte die KAJUJA, weil geschützte Musikstücke aufgeführt wurden. Die KAJUJA verlor den Prozess und musste 52 Euro Strafe zahlen. Im Nachhinein gut investiertes Geld, denn dieser Prozess und die Strafe lieferten reichlich Material für die Witze der Büttenredner.

Das „Mistbeet für die Talente im ganzen Kölner Karneval“

Heute sind die Vorstellabende und die beiden jährlichen Sitzungen der KAJUJA unverzichtbarer Bestandteil des kölschen Karnevals. Die etwa 1.000 Plätze der „Jeck es jeil“-Sitzungen sind regelmäßig ruckzuck ausverkauft.

Die KAJUJA bietet auch Tanzgruppen Auftrittsmöglichkeiten, Bild: Uli Kievernagel
Die KAJUJA bietet auch Tanzgruppen Auftrittsmöglichkeiten, Bild: Uli Kievernagel

Helmut Frangenberg fasst die Geschichte der KAJUJA sehr treffend zusammen:

Der Start der KAJ UJA in den Jahren 1949 bis 1951 war fulminant, nie bescheiden, immer mutig und selbstbewusst. … Die Macher hatten keine Furcht vor dem Risiko, Neues auch gegen viele Widerstände auszuprobieren. Die KAJUJA wurde zum Knüller in der Session, zum „Mistbeet für die Talente im ganzen Kölner Karneval“ (Conin) und gleichzeitig zu einem Aushängeschild. 4„Die Anfänge der Kölner KAJUJA“, https://kajuja.de/media/downloads/Historie.pdf, heruntergeladen am 15. Januar 2025

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag liebe KAJUJA und viel Spaß & Mut auch in den nächsten 75 Jahren!


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