Der Blog: Das Köln-Ding der Woche # Beitragsseite

Collage Köln-Ding allgemein

 

  • 2.000 Jahre Köln: Historisches
    In Köln ist in den letzten 2.000 Jahren viel passiert. Hier findet ihr ein paar der vielen, vielen Geschichten aus der Kölner Geschichte.  
  • Bauwerke & Plätze
    Auch die im 2. Weltkrieg so stark zerstörte Stadt Köln hat wunderschöne Bauwerke, Orte und Plätze. Oft sind diese allerdings gut versteckt.
  • Ein paar Fragen an …
    In meiner Reihe „Ein paar Fragen an …“ befrage ich Menschen aus Köln, die etwas zu erzählen haben.
  • Karneval
    Selbstverständlich nimmt die 5. Jahreszeit einen breiten Raum in unserer Stadt ein. Un et is härrlisch, Fastelovend ze fiere!
  • Köln im Krieg
    Der Krieg hat tiefe Wunden in der Domstadt hinterlassen. Zur „Stunde Null“ waren 80% der Gebäude in der Innenstadt zerstört.
  • Kölsche Persönlichkeiten
    Die alte Stadt am Rhein hat in den letzten zwei Jahrtausenden viele Persönlichkeiten hervorgebracht.
  • Kölsche Stöckelche
    Wenn der Kölsche von „Stöckelche“ spricht, dann meint er damit Anekdötchen.
  • Kölsche Tön
    Es gibt wahrscheinlich keine Stadt auf der Welt, die so oft besungen wird wie Köln.
  • Kölsche Wörter
    Die kölsche Sprache bietet wunderschöne Wörter. Und ein paar davon werden hier erklärt.
  • Kunst & Kultur
    Auch wenn es angesichts mancher Fehlplanungen oft schwer zu glauben ist: Köln ist auch eine Kulturstadt. 
  • Stimmen zum Köln-Ding der Woche
    Ein paar Abonnenten haben mir eine Rückmeldung zum „Köln-Ding der Woche“ gegeben. 
  • Karte zum Köln-Ding der Woche
    Fast alle „Köln-Dinger der Woche“ kann man sich anschauen. Falls ihr, unabhängig von einer Lotsentour, euch diese speziellen Seiten von Köln anschauen wollt, nutzt einfach diese Karte.

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Kölner Zionisten – Wegbereiter des jüdischen Staates

Delegation der Zionisten die am 2. November 1898 mit Kaiser Wilhelm II. auf dessen Palästinareise zusammentraf. Links die beiden Kölner Max Isidor Bodenheimer und David Wolffsohn, rechts von ihnen Theodor Herzl, Moses Schnirer und Joseph Seidener, Bild: gemeinfrei
Delegation der Zionisten, die am 2. November 1898 mit Kaiser Wilhelm II. auf dessen Palästinareise zusammentraf. Links die beiden Kölner Max Isidor Bodenheimer und David Wolffsohn, rechts von ihnen Theodor Herzl, Moses Schnirer und Joseph Seidener, Bild: gemeinfrei

Gastautorin dieses Artikels ist meine Stadtführer-Kollegin Irena Okoh. Sie ist als Stadtführerin in Köln und Leipzig tätig. Seit 2013 gehört sie zum Team von Rhenania Judaica, einer Gruppe von Stadtführerinnen und Stadtführern, die Touren zur jüdischen Geschichte in Köln und im Rheinland anbietet.

Das Team von Rhenania Judaica, von links: XX, YY, ZZ, AA, BB
Ein Teil des Teams von Rhenania Judaica, von links: Gerd Buurmann, Tal Kaizman (Gründerin), Ulla Mialkas, Irena Okoh, Anja Broich

Die „Kölner Thesen“ 

Im Jahr 1896 wurden die sogenannten Kölner Thesen veröffentlicht – ein frühes zionistisches Manifest, welches von Dr. Max Bodenheimer, David Wolffsohn und Moritz Levy Jr. im Namen der National-Jüdischen Vereinigung Köln unterzeichnet wurde. Darin heißt es:

„Die staatsbürgerliche Emancipation der Juden innerhalb der anderen Völker hat (…) nicht genügt, um die soziale und kulturelle Zukunft des jüdischen Stammes zu sichern, daher kann die endgültige Lösung der Judenfrage nur in der Bildung eines Staates bestehen; denn nur dieser ist in der Lage, die Juden als solche völkerrechtlich zu vertreten und diejenigen Juden aufzunehmen, die in ihrem Heimatland nicht bleiben können oder wollen. Der natürliche Mittelpunkt für diesen auf legalem Wege zu schaffenden Staat ist der historisch geweihte Boden Palästinas.“

Diese Thesen beeinflussten das Basler Programm, das auf dem 1. Zionistenkongress 1897 unter Leitung von Theodor Herzl verabschiedet wurde. Köln wurde damit zu einem ideellen Ausgangspunkt für den politischen Zionismus.

Was ist Zionismus?

Das Basler Programm beschreibt den Zionismus als Bestreben, „eine öffentlich-rechtlich gesicherte Heimstätte in Palästina für diejenigen Juden zu schaffen, die sich nicht anderswo assimilieren können oder wollen.“

Anfangs war die Bewegung in Deutschland klein und umstritten. Viele deutsche Juden sahen sich nach ihrer rechtlichen Gleichstellung 1871 als voll integrierte Bürger. Nach Jahrhunderten von Verfolgung hielten sie sich für endlich in Deutschland angekommen. Warum sollten sie Auswanderung unterstützen?

Die Max-Bodenheimer-Gedenktafel in der Richmodstraße, Bild: John Sykes
Die Max-Bodenheimer-Gedenktafel in der Richmodstraße, Bild: John Sykes

Max Bodenheimer beschrieb mehrere Versammlungen vor jüdischem Publikum mit vaterländischer Gesinnung, in denen seine zionistischen Vorträge lautstark gestört wurden, in Elberfeld sogar durch Absingen des Deutschlandlieds. Erst nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wuchs infolge der judenfeindlichen Politik das Interesse am Zionismus.

Die israelische Flagge wurde von einem Kölner entworfen.

David Wolffsohn wurde zu einem der engsten Vertrauten von Theodor Herzl. Er half ihm bei der Vorbereitung des 1. Zionistenkongresses. Den Saal ließ er mit einer Flagge schmücken, die dem Tallit, dem jüdischen Gebetsschal, nachempfunden war, auf die ein Davidstern abgebildet ist.

Die Flagge Israels besteht aus einem zentral angeordneten blauen Davidstern zwischen zwei waagerechten blauen Streifen auf weißem Grund.
Die Flagge Israels besteht aus einem zentral angeordneten blauen Davidstern zwischen zwei waagerechten blauen Streifen auf weißem Grund.

1948 wurde sie erstmals in Palästina gehisst und im gleichen Jahr offiziell als Flagge des jüdischen Staates bestätigt. Nach Herzls frühem Tod wurde Wolffsohn 1905 zum Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation gewählt. Das Amt übte er bis 1911 aus. Während dieser Zeit befand sich das Hauptbüro der Zionistischen Weltorganisation in Köln.

Kölns Beitrag zur Gründung Tel Avivs

Ab 1905 war Max Bodenheimer Direktor des Jüdischen Nationalfonds (JNF) und organisierte von seinem Kölner Büro aus die Finanzierung von Landkäufen in Palästina. Als Gegenmodell zum überfüllten und lauten Jaffa sollte nördlich davon eine Gartenstadt gebaut werden, die aus mit Schindeln gedeckten Häusern mit kleinen Gärten bestehen sollte.

Die Auslosung der Bauparzellen im April 1909, waren der Beginn der Stadt Tel Aviv, Bild: Avraham Soskin, Public domain, via Wikimedia Commons
Die Auslosung der Bauparzellen im April 1909, waren der Beginn der Stadt Tel Aviv, Bild: Avraham Soskin, Public domain, via Wikimedia Commons

Im April 1909 trafen sich mitten in den Dünen einige Familien, die unter sich das Gelände verlosten, das sie einem Araber abgekauft hatten. Daraus entwickelte sich Tel Aviv.1Zwischen Tel Aviv und Köln besteht seit 1979 eine Städtepartnerschaft. Köln war die erste deutsche Stadt, die eine solche Partnerschaft mit Tel Aviv einging. Ermöglicht hatte das Max Bodenheimer persönlich, der den Familien JNF-Kredite bewilligte.

Ein zionistischer Oberbürgermeister und Bundeskanzler

Das Leben von Konrad Adenauer, 1876 in Köln geboren, war geprägt von Freundschaften zu Juden. Als Kölner Oberbürgermeister arbeitete er eng mit Vertretern der jüdischen Gemeinden und Einrichtungen Kölns zusammen. 1927 wurde er Mitglied im „Deutschen Komitee Pro Palästina“ und sprach auf dessen Kundgebung. Er versprach der zionistischen Idee seine Unterstützung.

Konrad Adenauer, Kölner Oberbürgermeister, Bild: Bundesarchiv, Katherine Young, CC BY-SA 3.0 DE
Konrad Adenauer, Kölner Oberbürgermeister, Bild: Bundesarchiv, Katherine Young, CC BY-SA 3.0 DE

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich persönlich für den Wiederaufbau der Synagoge in der Roonstraße ein. Als Bundeskanzler unterzeichnete Adenauer 1952 das Luxemburger Abkommen über „Wiedergutmachungszahlungen“ an Israel gegen den Widerstand aus Teilen der Bevölkerung und seiner eigenen Regierung. Seine Freundschaft zum israelischen Premierminister David Ben Gurion ist legendär.

„Wer unsere besondere Verpflichtung gegenüber den Juden und dem Staat Israel verleugnen will, ist historisch und moralisch, aber auch politisch blind. Der weiß nichts von der jahrhundertelangen deutsch-jüdischen Geschichte und nichts von den reichen Beiträgen, die von Juden zur deutschen Kultur und Wissenschaft geleistet worden sind. Er begreift nicht die Schwere der Verbrechen des nationalsozialistischen Massenmords an den Juden.“2Konrad Adenauer 1966


Der Löwenbrunnen auf dem Erich-Klibansky-Platz ist Treffpunkt für die Stadtführungen "Die Kölner Thesen - Köln und der Zionismus", Bild: HOWI - Horsch, Willy, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Der Löwenbrunnen auf dem Erich-Klibansky-Platz ist Treffpunkt für die Stadtführungen „Die Kölner Thesen – Köln und der Zionismus“, Bild: HOWI – Horsch, Willy, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Rhenania Judaica – Wege in das jüdische Rheinland

Weitere Informationen zu den Kölner Wurzeln, die zur Entstehung der zionistischen Bewegung im 19. Jahrhundert geführt hatten, zeigt das Team von Rhenania Judaica auf ganz speziellen Stadtführungen. 

Die nächsten Termine für die Tour „Die Kölner Thesen – Köln und der Zionismus“ sind 

  • 25. Mai 2025, 15 Uhr 
  • 17. August 2025, 15 Uhr
  • 26. Oktober 2025, 15 Uhr

Treffpunkt ist der Löwenbrunnen auf dem Erich-Klibansky-Platz

Tickets zum Preis von 19,50 Euro pro Person gibt es bei KölnTourismus und KölnTicket.


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Kölner Stadtteile: Zollstock – das Maß aller Dinge! Mit LIVE-Podcast.

Das Zollstockwappen: Unter den Drei Kronen des Kölner Wappens ist der Zollstock, das Zollhäuschen und das Pflaster des Zollstockswegs abgebildet.
Das Zollstockwappen: Unter den Drei Kronen des Kölner Wappens ist der Zollstock, das Zollhäuschen und das Pflaster des Zollstockswegs abgebildet.

Wenn es bei der Kölner Fortuna im Südstadion gut läuft, erschallt neben den obligatorischen „Fortuna“-Rufen auch „Zollstock ist das Maß aller Dinge.“ Was zunächst vermessen scheint, ist aber tatsächlich die Wahrheit: Mit einem Zollstock lassen sich alle beliebigen Dinge vermessen. Nur hat der Name des Kölschen Veedels Zollstock nichts mit dem gleichnamigen Gliedermaßstab zu tun, sondern mit einer ehemaligen Zollgrenze.

Zollgrenze zwischen erzbischöflichem Gebiet und der freien Reichsstadt Köln

Bevor der eigentliche Stadtteil entstand, fanden sich auf dem Gebiet des heutigen Zollstocks nur Kappesboore1Bauern, die Kohl anbauen. und, dank des lehmreichen Bodens, einige Ziegeleien. Erst 1877 findet sich die erste Erwähnung des Ortsnamens Zollstock in „Grevens Adressbuch“. Doch den eigentlichen Zollstock, welcher die Zollgrenze bildete, gab es bereits etwa 100 Jahre früher.

Schon seit etwa 1770 wurden vor den Stadttoren der Stadt Köln Schlagbäume aufgestellt. Die Zollgrenze bildete der Bischofsweg. Dieser Bischofsweg2Nicht zu verwechseln mit dem heutigen Bischofsweg als Verbindung zwischen Bonner Straße und Vorgebirgsstraße. lief einmal rund um die damalige Stadt Köln und markierte die Grenze zwischen der Reichsstadt Köln und den vom Erzbischof kontrollierten Territorien, abgegrenzt durch Schlagbäume. Auch im heutigen Zollstock befand sich ein solcher Schlagbaum.

Der Bischofsweg folgt im Abstand der Stadtmauer und "umrundet" die Stadt Köln, Bild: Schweidkarte aus dem 17. Jahrhundert.
Der Bischofsweg folgt im Abstand der Stadtmauer und „umrundet“ die Stadt Köln, Bild: Schweidkarte aus dem 17. Jahrhundert.

Zuerst wenig wohnliche Gegend, später „Schutzmannshausen“

Ab ca. 1815/16 gehörte das heutige Zollstocker Gebiet zur Bürgermeisterei Rondorf. Die Lehmhütten in Zollstock und die Kiesgruben führten dazu, dass es in Zollstock, so der Bürgerverein Zollstock, „aussah wie eine Mondlandschaft: Brachgelände, Mulden, Erdhügel, einige größere Gruben am Gottes- und Zollstocksweg reichten sogar bis aufs Grundwasser.“

Verständlich, dass sich hier zunächst nur wenige Menschen niederlassen wollten. So wurden für das Jahr 1880 gerade einmal 102 Einwohner verzeichnet. Im Zuge der zahlreichen Eingemeindungen im Jahr 1888 wurde der Stadtteil nach Köln eingemeindet – ein Glücksfall für Zollstock. Denn mit dieser Eingemeindung siedelten sich zahlreiche Unternehmen und damit auch deren Arbeitnehmer an.

So begann Zollstock ab dem Jahr 1900 massiv zu wachsen. Zahlreiche Wohnungsbaugenossenschaften errichteten Siedlungsbauten, vorrangig für Beamte. Schnell bürgerte sich daher der Begriff „Schutzmannshausen“ ein. Diese Wohnhäuser, unter anderem auch von Wilhelm Riphahn, prägen noch immer das Zollstocker Stadtbild. Heute leben mehr als 23.000 Menschen in diesem Stadtteil.

Die von dem renommierten Kölner Architekten Wilhelm Riphahn 1927-30 konzipierte Wohnsiedlung in Zollstock, Bild: Asperatus, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die von dem renommierten Kölner Architekten Wilhelm Riphahn 1927-30 konzipierte Wohnsiedlung in Zollstock, Bild: Asperatus, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Straßenbahn selber bezahlt?

Zollstock ist durch die Straßenbahnlinie 12 angebunden. Karlheinz Steimel, Vorsitzender des Zollstocker Bürgervereins im Jahr 2008, stellte klar, dass Zollstocker Geschäftsleute und Bürger schon ab 1900 für eine Anbindung ans Straßenbahnnetz kämpften. Doch der Bau der Straßenbahn wurde von der Stadt erst beschlossen wurde, nachdem die „Vereinigung der Fabrik-, Haus- und Grundbesitzer von Köln Zollstock“ 50.000 Goldmark dafür gesammelt hatte.

Angeblich hätten die Zollstocker 1904 als einziger Stadtteil für die Schienen der Straßenbahn selber zahlen müssen.

Die Linie 12, im Hintergrund die typischen Zollstocker Genossenschaftsbauten, Bild: Qualle, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Die Linie 12, im Hintergrund die typischen Zollstocker Genossenschaftsbauten, Bild: Qualle, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

„Man muss ja auch nicht alles glauben, was man so hört … – mer kann et ävver jot wigger verzälle!“, so der Ur-Zollstocker, Stadtführer, Buchautor und Liedermacher Günter Schwanenberg zu der „Ortslegende“ rund um die bezahlte Straßenbahn. Tatsächlich, so Schwanenberg, wurden wohl auch andere Stadtteile zur Kasse gebeten.

Kölns größer Friedhof liegt in Zollstock

Die Endhaltestelle der Zollstocker Straßenbahnlinie 12 ist heute an Kölns größtem Friedhof, dem Südfriedhof. Auch wenn die Promi-Dichte nicht so hoch ist wie auf dem Melatenfriedhof, haben auf dem Südfriedhof eine ganze Reihe bekannter Kölner ihre letzte Ruhe gefunden. Und da das Villenviertel Marienburg zum Beerdigungsbezirk des Südfriedhofs gehört, gibt es auch hier eine kleine „Millionenallee“. 

Licht und Schatten auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Licht und Schatten auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Der eher an einen Park erinnernde Friedhof, eröffnet am 1. April 1901, weist nicht das typische schachbrettartige Muster von Friedhöfen auf. Die bogenförmig angelegten Wege des ältesten Teils des Friedhofs laden dazu ein, nicht systematisch über das Gelände zu gehen. Eher lässt man sich treiben, erkundet auch kleinere Gräberfelder.

Indianer mitten in der Stadt?

Eine Besonderheit ist die sogenannten „Indianersiedlung“ in Zollstock. Auf einem Gelände in der Nähe des Südfriedhofs wurden Ende der 1920er Jahre für bedürftige Menschen Behelfssiedlungen zugelassen. Die Auflagen für den Bau waren, um die Kosten möglichst niedrig zu halten, sehr gering. Allerdings musste schnell nach Erteilung eines „Bauscheins“ mit dem Bau begonnen werden. Wie und was gebaut wurde, wurde den Bauherren überlassen.

So entstanden sehr individuelle Bauten, die nach dem Zweiten Weltkrieg auch von Flüchtlingen und später von Studenten, die alternative Wohnformen suchten, genutzt wurden. 

Doch schon seit den 1960er Jahren wurde über eine Erweiterung des Südfriedhofs nachgedacht. Dafür wurden die sich im städtischen Besitz befindlichen Parzellen der Indianersiedlung geräumt, berichtet der ausgewiesene Zollstock-Kenner Günter Schwanenberg. Die Parzellen, die sich im Besitz der Bahn befanden, blieben unangetastet.

Die Indanersiedlung in Köln-Zollstock, Bild: Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Die Indanersiedlung in Köln-Zollstock, Bild: Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Allerdings waren die Hippies und Kommunarden in der Siedlung von Seiten der Stadt wenig erwünscht. Daher beschloss man 1978 eine Änderung des Flächennutzungsplans: Die Indianersiedlung sollte verschwinden, stattdessen sollte der Südfriedhof vergrößert und auch Gewerbeflächen angeboten werden. Doch die Siedler zeigten sich wehrhaft und organisierten sich erfolgreich. Sie gründeten eine Genossenschaft und kauften das Gelände Ende der 1990er Jahre.

Der Begriff „Indianersiedlung“ stammt von dem Autor Hans Conrad Zander, ebenfalls Bewohner dieser Siedlung. Er besuchte Indianer-Reservate und stellte Ähnlichkeiten mit der Siedlung in Zollstock fest. Diese sei, so Zander, ähnlich eigenwillig und naturverbunden und er prägte daher den Begriff „Indianersiedlung“.

Das Kölner Südstadion, Bild: Uli Kievernagel
Das Kölner Südstadion, Bild: Uli Kievernagel

Denn Fortuna, dat simmer all he

Auch wenn sich der SC Fortuna Köln immer als „Südstadtverein“ präsentiert: Tatsächlich liegen Stadion und Geschäftsstelle in Zollstock. Wenn die Vereins-Hymne am Spieltag durch das Stadion an der Vorgebirgsstraße schallt und sich alle bei „Dausend Fahne, nur ze ahne“ in den Armen liegen, ist allen leidgeprüften Fortuna-Fans klar, dass es irgendwann so weit sein wird:

Eines Tages wird’s geschehen,
ja dann fahren wir nach Mailand,
um Fortuna Köln zu sehen.“

Aus & für Zollstock: In diesem Veedel ist man bestens organisiert!
Aus & für Zollstock: In diesem Veedel ist man bestens organisiert!

Zollstocker sind gut organisiert!

Auch unabhängig von den „Indianern“ zeigt sich Zollstock sehr gut organisiert. Nicht nur wegen des Bürgervereins Zollstock, immerhin einer der größten und ältesten Bürgervereine Kölns, sondern auch wegen zahlreicher Initiativen und Vereine wie zum Beispiel

 
Der idyllische Kalscheurer Weiher, links befinden sich Büdchen und Bootsverleih, Bild: Unclesam999, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Der idyllische Kalscheurer Weiher, links befinden sich Büdchen und Bootsverleih, Bild: Unclesam999, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Einer der schönsten Biergarten Kölns befindet sich in Zollstock, am Kalscheurer Weiher. Im Grüngürtel betreibt eine Bürgerinitiative seit ein paar Jahren liebevoll ein Büdchen, für welches mehr als 40.000 Euro an Spenden eingeworben und viele tausend Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet wurden. Für die Freizeitkapitäne gibt es einen Bootsverleih.

Zollstock aus Zollstock

Und wie war das jetzt mit „Maß aller Dinge“? Der Zollstocker Bürgerverein hat das mit dem „Zollstock aus Zollstock“ wörtlich genommen und zum 111jährigen Jubiläum tatsächlich einen Zollstock mit dem Zollstocker Wappen produzieren lassen.

Der „Zollstock aus Zollstock“ vom Allgemeinen Bürgerverein Zollstock e.V.
Der „Zollstock aus Zollstock“ vom Allgemeinen Bürgerverein Zollstock e.V., Bild: Uli Kievernagel

Jood jemaht!


111 Jahre Allgemeiner Bürgerverein Zollstock

Zum 111jährigen Jubiläum im Jahr 2019 hat der Allgemeine Bürgerverein Zollstock eine Festschrift herausgegeben. Der Ur-Zollstocker Günter Schwanenberg hat die Geschichte des Bürgervereins, die untrennbar mit der Geschichte des Veedels verbunden ist, aufgearbeitet.

Anders als übliche Festschriften, die oft nur aus Werbung des lokalen Einzelhandels bestehen, hat Schwanenberg akribisch, zum Teil kritisch, aber immer mit einem Augenzwinkern die 111 Jahre des Bürgervereins in 52 äußerst lesenswerte Seiten gefasst.


Der Theophanoplatz mitten in Zollstock, Bild: Quadworks, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Der Theophanoplatz mitten in Zollstock, Bild: Quadworks, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Zollstock: „Du häs Charme, ävver kei Minsch erkennt dat“

Die Bläck Föös haben neben der Fortuna-Vereinshymne auch noch einen zweiten Titel zu Zollstock im Repertoire. Im Lied „Zollstock“ aus der Feder von Hans Knipp heißt es:

Du liss janz noh bei d`r Maathall,
wick vun Amsterdam Rio un Rom,
m‘r läuf verdammp lang bes noh Knapsack
un och e joot Stöck bes zom Dom.

Joot versteck zwesche drei Täler,
Linden-, Bayen- un Raderthal,
recks Du Dich däm Himmel entjäje,
doch däm es dat völlich ejal.

Refrain:
Zollstock, Zollstock, Zollstock,
en Zollstock es et su schön.
Ding Kirche, Kneipe un Parkplätz,
ding Schreberjäde su jrön.

Zollstock, Zollstock, Zollstock, Zollstock,
die Melodie en mir klingk.
Dä kann sich jlöcklich schätze,
dä Dich om Stadtplan fingk.

Et Eifeltor es di Hätzstöck,
häs ne Friedhof, su still un su jroß.
Du häs Charme, ävver kei Minsch erkennt dat,
doch dat määt dir hätzlich winnich us.

Ding Mädche, die laache am Morje,
se laache d’r janze Daach,
se laache och noch am Ovend,
mein Jott, se laachen och de janze Naach.

Refrain:
Zollstock, Zollstock, Zollstock…

Du woods noch niemols besunge,
wä will, dä soll dat verston.
Do es noch kei Minsch drop jekumme,
dobei häs Du doch keinem jet jedon.

Ich ben leider nit he jebore,
ich kumm nur janz selden he hin.
Doch eine letzte Wunsch, dä hätt ich,
deef en Zollstock bejrave ze sin.

Refrain:
Zollstock, Zollstock, Zollstock…

Zollstock, Zollstock, Zoll- Zoll- Zollstock
E besje bes de wie ich
Ich kenne su- u – vill Minsche,
ävver keiner kennt mich.

Weißes Schiff, bring mich nach Zollstock
in die Heimat zurück.
Ich ston om Mond un luur op Zollstock.
Wann kütt die 12, ich muss noh Zollstock.
Zollstock, Zollstock schlof joot.


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Wie konnte der Kölner Dom die Bombardierungen überstehen?

Köln im April 1945, mehr als 90% der Innenstadt sind zerstört, Bild: U.S. Department of Defense
Köln im April 1945, mehr als 90% der Innenstadt sind zerstört aber der Dom steht. Bild:
U.S. Department of Defense

Gastautor dieses Artikels ist Werner Müller. Seine Leidenschaft gehört der Luftfahrt und insbesondere der Verbindung der Luftfahrt zur Geschichte der Stadt Köln. Werner Müller ist der Initiator des „1. Tag der Kölner Stadtgeschichte“ und Eigentümer des Historischen Luftfahrtarchiv Köln.

Das Historische Luftfahrtarchiv Köln

Das Historische Luftfahrtarchiv Köln erforscht die Geschichte der Kölner Luftfahrt und veröffentlicht diese Geschichte auf der Website, in Fernsehdokumentationen und Berichten sowie in Ausstellungen und Vorträgen. Nach über zwanzig Jahren Forschung wurden bisher mehr als 145 Themen1Stand: April 2025 auf der Website des Luftfahrtarchivs veröffentlicht. Weitere Kapitel sind in Vorbereitung. Diese Webseite ist die weltweit größte Webseite zur Luftfahrtgeschichte einer Stadt – auch deswegen, weil Köln die weltweit reichste Luftfahrtgeschichte hat. 

Für zukünftige Ausstellungen sind Anschauungsmodelle zur Kölner Luftfahrtgeschichte in Planung.

Werner Müller, Inhaber von Kölns Historischem Luftfahrtarchiv, Bild: Werner Müller
Werner Müller, Inhaber von Kölns Historischem Luftfahrtarchiv, Bild: Werner Müller

Weiterhin gesucht werden: Historische Unterlagen wie Fotos, Berichte oder Exponate zur Kölner Luftfahrt. Aber auch Interviews von Zeitzeugen sind gefragt.

Bei Interesse hält Werner Müller auch kostenlos einen Vortrag über die Geschichte der Kölner Luftfahrt. Die Eintrittsgelder gehen zu 100 Prozent an weltweite Hilfsprojekte. Kontakt:

Historisches Luftfahrtarchiv Köln
Werner Müller
Fürstenbergstr. 33
51065 Köln
Mobil OI78/62225OO
E-Mail: WM51065@Yahoo.de
www.luftfahrtarchiv-koeln.de/

Bitte beachten: Das Historische Luftfahrtarchiv Köln ist ein rein privates und kein öffentliches Archiv. 

In diesem Gastbeitrag räumt Werner Müller mit dem Gerücht auf, dass die Alliierten bei den Bombenangriffen auf die Stadt speziell den Dom verschont hätten.


Köln liegt in Trümmern - aber der Dom steht! Bild: Sammliung Uli Kievernagel
Köln liegt in Trümmern – aber der Dom steht! Bild: Sammlung Uli Kievernagel

Was Köln über zweitausend Jahre an Kultur und Geld reich gemacht hat, wurde der Stadt im Laufe des 2. Weltkriegs zum Verhängnis. Köln wurde 262 mal aus der Luft angegriffen. Die Innenstadt wurde zu 90% zerstört.

Und am Ende des Krieges stand der weltbekannte Kölner Dom fast alleine in dieser Trümmerwüste.

Viele sprachen in diesen hoffnungslosen Zeiten daher von einem „Wunder“ und die ersten Legenden nahmen ihren Lauf. Die Behauptung, dass die Alliierten den Kölner Dom verschont haben, hört man immer wieder. Dafür wurden verschiedenen Gründe genannt wie z. B. dass der Dom als Orientierungs- und Navigationspunkt diente. Wieder andere Experten erklären, dass die Alliierten den kunsthistorischen Wert des Kölner Doms erkannten und deshalb den Dom vor der Zerstörung schützen wollten. Aber auch Nachkommen der damaligen Bomberbesatzungen, selber entsetzt über die ungeheure Zerstörung Kölns, versuchen eine Entschuldigung für die verheerende Zerstörung durch alliierte Bomberverbände zu finden.

Doch eine Überprüfung dieser Aussagen lässt Zweifel aufkommen.

Aussage: Der Dom als Orientierungspunkt

Einzelne hohe Gebäude in einem Häusermeer waren keine sicheren Orientierungspunkte. Aus großer Höhe sind zum Beispiel Flussläufe wie die Bögen des Rheins und die grauen Flächen der Städte ein besseres Orientierungsmerkmal. Auch wurde die Funknavigation immer mehr verbessert, weshalb optische Orientierung kaum noch angewandt wurde.

Aussage: Schutz als historisch wertvolles Gebäude

Neben dem Kölner Dom gab es viele einzigartigen Gebäude in Köln. Einem Kunsthistoriker, der durchgesetzt hätte, dass der Dom nicht zerstört wird, wären auch die romanischen Kirchen bekannt gewesen. Eine ähnliche Denkweise hätte es dann auch für andere deutsche Städte gegeben. Aber es ist kein Fall bekannt, in welchem historische Bauwerke bei den Bombardierungen bewusst „verschont“ wurden.

Aber worin bestanden die wahren Gründe, die den Dom gerettet haben?

Wenn diese Aussagen nachweislich nicht korrekt sein können, bleibt die Frage, wo die wahren Gründe zu suchen sind, warum der Dom gerettet wurde.

Schwierigkeit: Angriffshöhe

Die Angriffshöhe lag damals bei ca. sechs Kilometer. Hier unten ein Satellitenfoto von Google Earth aus dieser Höhe. Versuchen Sie innerhalb von ca. 30 Sekunden aus dieser Höhe von ca. sechs km den Dom zu finden und stellen sie sich vor, sie müssten einen Bombenteppich so genau um den Dom herum platzieren, dass der Dom NICHT getroffen wird.

Luftbild von Köln aus einer Höhe von etwa sechs Kilometern. Selbst für Ortskundige ist der Dom schwer zu lokalisieren. Bild: Google
Luftbild von Köln aus einer Höhe von etwa sechs Kilometern. Selbst für Ortskundige ist der Dom schwer zu lokalisieren. Bild: Google

Erschwerend kommt dazu, dass Wolken und Rauch sowie der ungeheure Stress und die Todesangst der Besatzung den Einsatz erschwerten. Nach und nach verschwanden auch die Straßenzüge unter Trümmern, was eine Orientierung aus der Luft selbst bei sehr guten Verhältnissen schon schwierig macht. In der Nacht wird es fast unmöglich, Ziele genau zu lokalisieren.

Die Britische Royal Air Force flog ihre Angriffe bei Nacht. Um ein Areal zu zerstören, wurden durch „Pathfinder“-Flugzeuge wie die DeHavilland „Mosquito“ Leuchtbomben am Fallschirm mit einer Brenndauer von ca. 3 Minuten abgeworfen. Die nachfolgenden Bomber warfen ihre Bombenteppiche dann in dieses Areal. Diese Leuchtbomben bekamen von den Deutschen auf Grund der spitzen Form und des Leuchtens den Spitznamen „Christbäume“.

Eine Leuchtbomben am Fallschirm zur Zielmarkierung, von den Deutschen "Christbäume" genannt. Bild: Historisches Luftfahrtarchiv Köln
Eine Leuchtbombe am Fallschirm zur Zielmarkierung, von den Deutschen „Christbäume“ genannt. Bild: Historisches Luftfahrtarchiv Köln, Werner Müller

Später wurde das H2S (Bodenradar) zur Navigation eingesetzt. Aber auch auf diesem Radarbild konnten keine Einzelgebäude erkannt werden.

Hier unten ein verdunkeltes Satellitenfoto von Köln bei Nacht. Bitte versuchen Sie auch hier den Dom zu finden. Ein Angriff mit gelenkten Gleitbomben auf das Umfeld des Doms, um den Dom selber zu verschonen, wäre nicht möglich gewesen, da der Dom nicht zu sehen wäre. Außerdem war die Stadt voll Rauch und Feuer, was eine weitere Sichtbehinderung bedeutet hätte.

Ein Luftbild von Köln aus einer Höhe von etwa sechs Kilometern bei Nacht. Bild: Google
Ein Luftbild von Köln aus einer Höhe von etwa sechs Kilometern bei Nacht. Bild: Google

Angriffe aus Hauptbahnhof und Rheinbrücken – unmittelbar neben dem Dom

Direkt neben dem Dom liegt der Hauptbahnhof und in der Verlängerung die Hohenzollernbrücke. Dieser Bahnknotenpunkt trägt auch den bezeichnenden Spitznamen „Drehkreuz des Westens“. Die Hohenzollernbrücke war eine der wichtigsten Brücken über den Rhein zur Versorgung der deutschen Truppen im Westen. Oberste Priorität der Alliierten war also auch die Ausschaltung von Transportknotenpunkten. Auch das könnte ein Grund für die fast vollständige und sinnlose Zerstörung der Kölner Innenstadt sein, da es noch keine gelenkten Bomben gab.

Ironie der Geschichte: Was die Alliierten nicht geschafft haben, wurde durch die Wehrmacht erledigt. Die für die Logistik so wichtige Hohenzollernbrücke wurde von der Wehrmacht am 6. März 1945 zerstört, als US-Truppen das linksrheinische Köln fast vollständig befreit hatten.

Die von der Wehrmacht am 6. März 1944 gesprengte Hohenzollernbrücke, Bild: Sammlung Uli Kievernagel
Die von der Wehrmacht am 6. März 1945 gesprengte Hohenzollernbrücke, Bild: Sammlung Uli Kievernagel

Nur Deutschland hatte mit der Gleitbombe Fritz X eine Lenkwaffe in Serienproduktion. Ein gezielter Abwurf war aber nur möglich, wenn direkte Sicht auf das Ziel vom Trägerflugzeug aus bestand. Die Alliierten besaßen solche Waffen nicht. Stattdessen wurden ganze Bombenteppiche in ein Zielgebiet abgeworfen, bei denen es unmöglich war, einzelne Gebäude auszusparen.

Gotischer Baustil bietet geringe Angriffsfläche

Eine weiterer Grund, warum der Kölner Dom nicht zerstört wurde, ist seine filigrane offene gotische Bauweise, die den Druckwellen nur eine geringe Angriffsfläche bot. Die Druckwellen ging also praktisch durch den Dom hindurch. Im Gegensatz dazu wurden z.B. die Romanischen Kirchen auf Grund ihrer massiven Bauweise mit großen Mauerflächen und kleinen Fenstern fast zerstört. Dort trafen die Druckwellen fast ganz auf die Mauern.

Hier die Gegenüberstellung einer romanischen und einer gotischen Kirche. Man sieht deutlich die wesentlich größere Fensterfläche der gotischen Bauweise bzw. die geringere Wandfläche. Wobei natürlich die wertvollen Kirchenfenster aller Kirchen mit Beginn des Krieges ausgebaut und eingelagert wurde.

Ein Vergleich typisch romanischer Bauweise (links) und gotischer Bauweise (rechts). Auffällig sind die rot markierten Fensterflächen. Bild: Historisches Luftfahrtarchiv Köln
Ein Vergleich typisch romanischer Bauweise (links) und gotischer Bauweise (rechts). Auffällig sind die wesentlich größeren Fensterflächen (rot markiert) im gotischen Baustil.  Bild: Historisches Luftfahrtarchiv Köln

Strebewerk stützt Mauern

Aber auch die Strebewerke haben ihre Aufgabe mehr als erfüllt. Ein Großteil der Druckwelle ging durch die großen Fenster. Aber der Teil der Druckwellen, die auf die Wände trafen, wurden von den Strebewerken abgeleitet bzw. die Mauern wurden durch die Strebewerke gestützt.

Das Volumen des Doms ist so groß, dass die Wirkung kleinerer Bomben im Inneren fast verpufft und auch durch die großen Fensteröffnungen keine große Sprengwirkung auf das Gebäude ausüben konnten.

Die Strebewerke am Kölner Dom schützen die Mauern, Bild: Historisches Luftfahrtarchiv Köln
Die Strebewerke am Kölner Dom schützen die Mauern, Bild: Historisches Luftfahrtarchiv Köln, Werner Müller

Tatsächlich knapp 70 Bombentreffer am Dom

Wenn die Alliierten den Dom verschonen wollten, warum wurde er dann von ca. fünfzig leichten und mittleren Bomben sowie neunzehn schweren (!) Bomben getroffen? Dabei wurden von 22 Gewölben neun zerstört. Entsprechend verheerend sah der Innenraum aus.

Blick auf den von Bomben zerstörten Innenraum des Kölner Doms. Bild: Bundesarchiv, Bild 183-2008-0603-500 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Blick auf den von Bomben zerstörten Innenraum des Kölner Doms. Bild: Bundesarchiv, Bild 183-2008-0603-500 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Der bekannteste Schaden wurde am Nordturm erzeugt. Dieser Bombentreffer wurde nach verschiedenen Erzählungen der Kölner durch KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, eine Pionierkompanie oder eine zufällig in Köln stationierte Einheit der Wehrmacht aufgemauert. Die sogenannte „Domplombe“ bewahrte den Nordturm und somit die ganze Kathedrale vor dem Einsturz.

Wie die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner in Interviews erklärte, wurde diese Wunde durch eine reguläre Baufirma geschlossen. Die entsprechende Rechnung befindet sich im Archiv der Dombauhütte. Möglicherweise beschäftigte diese Firma aber KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, wie es damals in Deutschland üblich war. Diese Plombe aus Ziegelsteinen wurde erst 2005 wieder mit gotischem Mauerwerk verkleidet.2Das Interview vom 5. August 2020 ist bei Domradio verfügbar.

Die aus Ziegelsteinen bestehende "Domplombe" war noch bis 2005 sichtbar, heute ist das Mauerwerk verkleidet, Bild: gemeinfrei
Die aus Ziegelsteinen bestehende „Domplombe“ war noch bis 2005 sichtbar, heute ist das Mauerwerk verkleidet, Bild: gemeinfrei

Wachmannschaft auf dem Dach

Eine besondere Anerkennung für Ihren Mut und ihre Weitsicht verdienen die Männer der Dombauhütte unter Dombaumeister Hans Güldenpfennig, die unter höchster Lebensgefahr während der Angriffe auf dem Dach des Doms Wache hielten, um Brandbomben sofort zu löschen.

Das brennende Köln bei Nacht während eines Luftangriffs von den Poller Wiesen aus gesehen. Bild: Historisches Luftfahrtarchiv Köln
Das brennende Köln bei Nacht während eines Luftangriffs von den Poller Wiesen aus gesehen. Bild: Historisches Luftfahrtarchiv Köln, Werner Müller

Fazit: Wirkung des (vermeintlich) unversehrten Doms extrem groß

Auch wenn der Kölner Dom nur auf Grund seiner genialen Architekten und Handwerker überlebt hat, darf man nicht vergessen, welche ungeheure Wirkung der Dom auf die Kölner machte, deren Heimat zu 90% zerstört war, Viele Flüchtlinge und Soldaten kamen zurück in ihre Heimatstadt, in der kaum noch ein Stein auf dem anderen stand. Das ganze System war zusammengebrochen. Familienmitglieder und Freunde verstorben oder schwer verletzt. Keine Lebensmittelversorgung – keine Zukunft – keine Wohnung.

Die Lebensumstände waren katastrophal – aber in der Mitte der Stadt stand das Wahrzeichen von Köln: der Kölner Dom.

Da sprachen viele gerne von einem Wunder.


Heimweh noh Kölle, Bild: Dong-Uck Kong
Heimweh noh Kölle, Bild: Dong-Uck Kong

„Heimweh nach Köln“ von Willi Ostermann

Auch dank des Doms als Symbol der Hoffnung nach dem Krieg wurde das Lied von Willi Ostermann „Heimweh nach Köln“ zur inoffiziellen „kölschen Nationalhymne“ – bis heute.

Insbesondere die Zeilen im Refrain haben in dem Lied aus dem Jahr 1936 eine ganz besondere Wirkung auf heimkehrenden Kölnern gehabt:

Wenn ich su an ming Heimat denke
un sin d’r Dom su vör mir ston
mööch ich direk op Heim an schwenke,
ich mööch zo Foß no Kölle jon.


Ein großes DANKE an Werner Müller vom Luftfahrtarchiv für diesen Artikel.


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Die „Rheingräfin“ Sibylle Mertens-Schaafhausen

Die "Rheingräfin" Sibylle Mertens-Schaafhausen (1797 - 1857)
Die „Rheingräfin“ Sibylle Mertens-Schaafhausen (1797 – 1857)

Historikerin, Numismatikerin, Musikerin, Mäzenatin, Archäologin, Kunstsammlerin, Mitgründerin des Kölner Dombauvereins – Sibylle Mertens-Schaafhausen war „eine der bemerkenswerten Frauen des 19. Jahrhunderts“.1Monika Salchert in ihrem Buch „Schräge Typen der Kölner Stadtgeschichte

Wäre Sie ein Mann gewesen, so würden wir heute nach ihr benannte Plätze, Straßen und Schulen kennen. Doch Sibylle Mertens-Schaafhausen war eine Frau. Noch dazu eine Frau, die Frauen liebte. Und das in der hausbackenen und konservativen Zeit des Biedermeier. Ungeheuerlich.

Ein Mädchen des besseren Gesellschaft

Sibylle Mertens-Schaafhausen wurde am 29. Januar 1797 in Köln geboren. Ihr Vater war der Bankier Abraham Schaaffhausen, einer der reichsten Männer des Rheinlands. Ihre Mutter Anna, geb. Giesen, starb wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter Sibylle.

Entsprechend der finanziellen Verhältnisse der Familie wurde sie als Mädchen der „feinen Gesellschaft“ erzogen. Sie sprach neben Italienisch auch Französisch und spielte hervorragend Klavier. Alles Attribute, die ein Mädchen aus der besseren Gesellschaft auszeichnen. Und so teilte sie auch das Schicksal vieler junger Mädchen der damaligen Zeit: Sie wurde im Rahmen eines Ehe-Arrangements im Alter von 19 Jahren mit dem fast doppelt so alten Bonner Kaufmann Ludwig „Louis“ Mertens verheiratet.

„Höllenehe“

Von Liebe war in der Ehe keine Spur zu finden. Louis Mertens teilte keine der feinsinnigen Interessen seiner jungen Frau. Aber er war Geschäftsführer in der Bank ihres Vaters.

Die Lyrikerin Annette von Droste-Hülshoff gehörte zum Freundeskreis von  Sibylle Mertens-Schaafhausen. In einem Brief bezeichnete sie die Ehe ihrer Freundin als „Höllenehe“, Sibylle wäre vom ersten Tag der Ehe an an unglücklich gewesen. Aus der unglücklichen Ehe gingen aber sechs Kinder hervor. Kinder, die später das Lebenswerk ihrer Mutter vernichten sollten.

Zumindest erlaubten die finanziellen Mittel der Familie, dass man sich aus dem Weg gehen konnte. Man wohnte zwar offiziell zusammen im repräsentativen Haus der Familie in der Trankgasse in Köln, jedoch verbrachte Sibylle zunehmend mehr Zeit in ihrer Villa in Bonn, in ihrer Wohnung in Rom oder in ihrer Sommerresidenz auf dem Petersberg, wo heute das Hotel Steigenberger Grandhotel steht. 

Liebesbeziehung zu Adele Schopenhauer

Zwei Dinge wären im Leben von Mertens-Schaafhausen undenkbar gewesen: Eine Scheidung und ein Coming-out. Damit wäre die von ihren Freunden zur „Rheingräfin“ geadelte Sibylle gesellschaftlich geächtet gewesen.

Mit Adele Schopenhauer, dee Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer, pflegte Mertens-Schaafhausen einen sehr engen Umgang: Die beiden waren ein Paar, was dem Gatten selbstverständlich nicht gefiel und er Adele Schopenhauer Hausverbot erteilte.

Adele Schopenhauer in einem Porträt von Alexander von Sternberg aus dem Jahr 1841
Adele Schopenhauer in einem Porträt von Alexander von Sternberg aus dem Jahr 1841

Doch Sibylle war in Adele so sehr verliebt, dass sie in ihrem Tagebuch notierte:

„Stürbe sie, so spräng ich jetzt in den Rhein,
denn ich könnte nicht ohne sie bestehen.“

Um den gesellschaftlichen Konventionen zu entsprechen, waren die gegenseitigen Besuche und das Leben unter einem Dach immer als Pflege getarnt. Sobald eine der beiden erkrankte, was regelmäßig vorkam, zog die jeweils andere zu ihr und pflegte sie.

Nach einer zwischenzeitlichen Entfremdung – mehr als sieben Jahre gab es kaum Kontakt zwischen den beiden – sollten die beiden Frauen wieder zueinander finden. Schopenhauer zog in die Bonner Villa von Sibylle Mertens-Schaafhausen und lebte dort bis zu ihrem Tod im Jahr 1849.

Sibylle Mertens-Schaafhausen im Jahr 1842, Zeichnung von Adolf Schlesinger, Public domain, via Wikimedia Commons
Sibylle Mertens-Schaafhausen im Jahr 1842, Zeichnung von Adolf Schlesinger, Public domain, via Wikimedia Commons

Erfolge als Denkmalschützerin und Archäologin

Sibylla Mertens-Schaaffhausen engagierte sich leidenschaftlich für Musik, Kunst und Denkmalschutz. In ihrer Bonner Villa veranstaltete sie Konzerte und unterstützte das Beethoven-Denkmal. Sie förderte den Kölner Dom und den Wiederaufbau des Rolandsbogens. In Genua pflegte sie während einer Choleraepidemie im Sommer 1835 Kranke, wofür sie mit einer Medaille geehrt wurde. Sie notierte damals „Ich bin an die­sem un­ge­heu­ren Elend geis­tig ge­sun­det, er­kann­te sie. “ 

Nach dem Tod ihres Mannes 1842 blieb Sibylle Mertens-Schaaffhausen länger in Italien. In Genua erforschte sie mit dem Künstler Santo Varni mittelalterliche Kunstschätze. 1836 erkannte sie dort ein Fragment des Mausoleums von Halikarnassos. Später lebte sie in Rom und entdeckte 1846 ein Fragment der „Fasti Capitolini“2Eine Inschrift mit einer Liste römischer Konsuln und Feldherren, das heute in den Vatikanischen Museen aufbewahrt wird.

Der Totenzettel der „Rheingräfin“ Sibylle Mertens-Schaafhausen. Als Geburtsdatum wird hier fälschlicherweise der 3. Februar 1797 (statt dem korrekten Datum 29. Januar 1797) angegeben. Vermutlich hat der Verfasser des Totenzettels das Taufdatum, welches in den Kirchenbüchern in der Regel immer an erster Stelle steht, mit dem Geburtsdatum verwechselt. Danke für diesen Hinweis an Michael Osieka aus Köln. Bild: Totenzettel Sammlung der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Der Totenzettel der „Rheingräfin“ Sibylle Mertens-Schaafhausen. Als Geburtsdatum wird hier fälschlicherweise der 3. Februar 1797 (statt dem korrekten Datum 29. Januar 1797) angegeben. Vermutlich hat der Verfasser des Totenzettels das Taufdatum, welches in den Kirchenbüchern in der Regel immer an erster Stelle steht, mit dem Geburtsdatum verwechselt. Danke für diesen Hinweis an Michael Osieka aus Köln. Bild: Totenzettel Sammlung der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln

Vernichtung des Lebenswerks

Bereits 1842 war Louis Mertens verstorben. Die sechs gemeinsamen Kinder bestanden darauf, sofort ihren Erbteil ausgezahlt zu bekommen. So wurde Sibylle Mertens-Schaafhausen gezwungen, große Teile ihres Vermögens  zu veräußern, um die Erben auszuzahlen.  

Die „Rheingräfin“ verstarb am 22. Oktober 1857 in Rom. Sie wurde auf dem Friedhof „Campo Santo Teutonico“, dem Friedhof der Deutschen und der Flamen, neben dem Petersdom in Rom bestattet.

Grabtafel für Sibylle Mertens auf dem Campo Santo Teutonico in Rom, Bild: Dadamax, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Grabtafel für Sibylle Mertens auf dem Campo Santo Teutonico in Rom, Bild: Dadamax, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Nach ihrem Tod wurde alles, was an Vermögensgegenständen übrig war, von ihren Kindern verkauft. Dazu gehörten unter anderem

  • ihre wertvolle Bibliothek,
  • kostbare Möbel,
  • mehr als 1.800 Gem­men,3Eine Gemme ist ein Schmuck- bzw. bzw. Edelstein.
  • 50 Sta­tu­et­ten aus Bron­ze und in Edel­me­tall,
  • vie­le all­täg­li­che Ob­jek­te (Ge­wich­te und Waa­gen, Par­füm­kap­seln),
  • cir­ca 6.000 Mün­zen,
  • Glä­ser, El­fen­bei­ne und Ton­ge­fä­ße,
  • die mit­tel­al­ter­li­che Samm­lung mit wich­ti­gen El­fen­bein­re­liefs (eins be­fin­det sich heu­te im Vic­to­ria and Al­bert Mu­se­um in Lon­don) und
  • 60 historische Waf­fen.4Quelle: Fabbri, Francesca, Sibylle Mertens-Schaaffhausen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/sibylle-mertens-schaaffhausen/DE-2086/lido/65e706849c1845.63339519 (abgerufen am 16.04.2025)
Der Umgang ihrer Kinder mit ihrem Vermächtnis kommt einer Vernichtung aller Erinnerungen nahe. So wurde das Erbe einer selbstbestimmten Frau, die den Konventionen in der damaligen Zeit trotzte, in alle Winde verstreut. Ganz im Interesse ihrer Nachkommen, die alle Erinnerungen an ihre Mutter auslöschen wollten. Wie gut, dass Sibylle Mertens-Schaafhausen bereits zu Lebzeiten ihre gesamte Korrespondenz der Bibliothek der Bonner Universität vermacht hat.
 
So sind – sehr zum Verdruss der Erben – viele zum Teil intime Briefe und Tagebucheinträge heute noch erhalten.

Das "Zeitzeichen" des WDR ist eine Radiosendung und greift täglich historische Daten auf, Bild: WDR
Das „Zeitzeichen“ des WDR ist eine Radiosendung und greift täglich historische Daten auf, Bild: WDR

Zeitzeichen zum 225. Geburtstag der Rheingräfin

Der WDR hat in seiner Sendung Zeitzeichen vom 30. Januar 2022 eine hörenswerte Sendung zu Sibylle Mertens-Schaafhausen veröffentlicht.


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Kölsche Originale: Der Maler Bock – mehr Lebemann als Künstler

Heinrich Peter Bock, besser bekannt als "Maler Bock". Bitte beachten: Der Sporn am Stiefel weist ihn als Dragoner aus, auch wenn seine Dienstzeit nur wenige Wochen dauerte. Bild: Adolph Wallraf (1880)
Heinrich Peter Bock, besser bekannt als „Maler Bock“. Bitte beachten: Der Sporn am Stiefel weist ihn als Dragoner aus, auch wenn seine Dienstzeit nur wenige Wochen dauerte. Bild: Adolph Wallraf (1880)

Eines ist sicher: Gemalt hat der Maler Bock nie. Der nach eigenem Empfinden kunstsinnige Lebemann Heinrich Peter Bock hatte bereits in ganz jungen Jahren für die Kunst geschwärmt. Und sich auch als Künstler und Intellektueller selbst als Bohémien inszeniert. Doch als er im Alter von etwa 50 Jahren gebeten wurde, als selbsternannter großer Künstler die Wandmalereien in der Abtei Brauweiler zu restaurieren, lehnte er mit den Worten „Spätere Geschlechter werden sagen, welch vorzüglicher Restaurator hat diesen schlechten, primitiven Malereien so vorzüglich restauriert!“ entrüstet ab.

Geboren am 30. Juli 1822 sollte der hochgewachsene Heinrich Peter nach dem Willen seines Vaters Metzger werden. Doch Knochen sägen und Würste kochen war nicht nach dem Willen des selbsternannten Kunstexperten, der von einem Zeitgenossen wie folgt beschrieben wurde. „Eine Kunstnatur mit langen Haaren, wallend bis auf die Schultern, mit ledernem Käpplein aus dem vorigen Jahrhundert, mit einem Rocke, dessen Schnitt aus der Zeit vor der Restauration zu sein scheint. Sein Gilet1Weste dagegen ist höchst dandymäßig, weite Pluderhosen gestalten ihn zum Türken …“.

Extrem kurze militärische Karriere

Klar, dass so ein Typ nicht zu den preußischen Dragonern passt. Warum Bock sich mit 19 Jahren ausgerechnet dieser berittenen Infanterie angeschlossen hat, lässt sich heute nicht mehr klären. Aber klar ist, dass seine militärische Karriere bereits nach wenigen Wochen ihr unrühmliches Ende fand. Die Preußen befürchteten, so Reinhold Louis2„Kölsche Originale“, Greven Verlag 1985 dass „Dragoner Bock die ganze Schwadron närrisch machen würde, sollte er noch länger bleiben“. Was Bock aber trotz dieser sehr kurzen Dienstzeit nicht davon abhielt, für den Rest seines Lebens einen Sporn am Stiefel zu tragen, welcher ihn als ehemaligen Dragoner kennzeichnet.

Einen echten festen Wohnsitz hatte Bock nicht. Sein bevorzugtes Domizil war ein alter, nicht mehr genutzter eisernen Dampfkessel in Bayenthal, welchen er als „sein Hotel“ bezeichnete und sich wahrscheinlich fühlte wie der Philosoph Diogenes in seiner Tonne. Bei gutem Wetter hingegen machte er sich in den Bögen der damals noch nicht abgerissenen Stadtmauer gemütlich.

Der Maler Bock in der Bierdeckel-Serie "Kölsche Originale", Bild: Bild: rs-bierdeckel.de, Reinhold Schäfer
Der Maler Bock in der Bierdeckel-Serie „Kölsche Originale“, Bild: Bild: rs-bierdeckel.de, Reinhold Schäfer

Wechselhafter Erfolg bei den Damen

Zunächst hatte der mittellose Bock wenig Erfolg, eine Frau an sich zu binden. Lang hing ihm nach, dass einmal eine Frau, die er in ein von einem Gönner überlassenes Haus mitnahm, auf das Dach floh und um Hilfe rief. Und das puddelrüh.

Auch mit den Marktfrauen auf den Alter Markt gab es regelmäßig Streit. Als eines Tages eine der Marktfrauen ihn ein kleines Stückchen Käse schenken wollte, wahrscheinlich um ihn endlich loszuwerden, zeterte Bock „Sie elende Person wagen es, einem Künstler einen solchen Bettel anzubieten!“ Gleichzeitig griff er nach dem Geschenk: „Doch her damit – Großmut gegen geringe Leute war stets mein Prinzip.“

Legendär waren seine Auftritte zu den Namenstagen ausgewählter Damen, bevorzugt Wirtinnen. Als Kavalier alter Schule pflegte er, mit einem Strauß selbstgepflückter Blumen und gestelzter Sprache zu gratulieren, um die anschließende Einladung zu Wein, Bier und Essen dankend anzunehmen. Sobald er satt war, schnappte er sich die ursprünglich geschenkten Blumen und verabschiedete er sich mit den Worten „Schöne Frau, ich wiederhole meinen Glückwunsch, ich muß aber noch einer anderen Dame zum Geburtstag gratulieren.“ Kurios: Die Wirtinnen erwarteten zu den Namenstagen regelrecht seinen Besuch – er war wie ein Maskottchen für die Damen.

Das digital massiv nachbearbeitete Bild des Maler Bocks von Adolph Wallraf (1880)
Das digital massiv nachbearbeitete Bild des Maler Bocks von Adolph Wallraf (1880)

Fake News zum Tode Bocks

Michael Wasserfuhr von den Kölschgängern schreibt, dass ein solcher Typ nicht so recht in das preußische Köln passt.3Michal Wasserfuhr: Der Maler Bock, https://koelschgaenger.net/maler-bock-2/ So wurde der große Künstler unfreiwillig aber nicht ganz unwillig (es war Winter!) in die Arbeitsanstalt Brauweiler einquartiert. Dass er dort mit einem anderen Original, dem Fleuten-Arnöldchen, zusammenarbeiten musste, gefiel Bock so nicht, weil das Arnöldche bei der Ansprache des Künstlers das respektlose “Du“ verwendete.

Während er in Brauweiler festsitzt, vermissen in Köln nicht nur die Wirtinnen den Maler Bock. Und dann machen auch noch „Fake-News“ über den Tod von Heinrich Peter Bock die Runde. Den Kölnern ist schnell klar, dass hier etwas nicht stimmen kann, wird doch auch sein Testament veröffentlicht. Der auf seinem Landgut in Brauweiler verstorbene „Professor Bock“ soll viele Tausend Taler für wohltätige Zwecke vermacht haben. Geld, welches der stadtbekannte Maler Bock selbstverständlich nie hatte.

Heribert aus Köln hat den Maler Bock als Figur auf dem Fensterbrett. Vielen Dank für dieses Bild! 
Heribert aus Köln hat den Maler Bock als Figur auf dem Fensterbrett. Vielen Dank für dieses Bild!

„Meine Kunst – mein Genie, das vergisst die Nachwelt nie!“

Doch Bock überlebt seinen vermeintlichen Todestag um mehrere Jahre. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten stirbt der Maler Bock tatsächlich am 3. Dezember 1878 in einer Irrenanstalt in Düren und wird auch dort im Rahmen eines Armenbegräbnisses beigesetzt. Keiner in Düren ahnt, dass dort ein echtes Kölsches Original in einem schmucklosen, anonymen Grab ruht.

In Köln wird sein Tod im Karneval des Jahres 1879 verarbeitet. So lautete es in dem Karnevalslied „De Zünfte em Zog“ von Peter Prior:

„Zoletz trick dann de Künstlerschar,
doher met Glanz und Praach.
Dä Größte fählt, hä mäht sich rar,
es jenseits unger Daach!
Dat wor im selgen he vergunnt,
un doch met Stolz Bock sage kunnt:
„Meine Kunst – mein Genie,
das vergisst die Nachwelt nie!“

Besondere Ehre für einen Lebemann: Das Maler-Bock-Gäßchen im Schatten der Severinsbrücke, Bild: Uli Kievernagel
Besondere Ehre für einen Lebemann: Das Maler-Bock-Gäßchen im Schatten der Severinsbrücke, Bild: Uli Kievernagel

Ehrung durch eine Straße

Und tatsächlich wurde der Maler Bock bis heute nicht vergessen. Dafür sorgt auch eine Ehrung der Stadt Köln: Das Maler-Bock-Gäßchen in der Südstadt.

So wurde dem, „der nie einen Pfennig Steuer entrichtet hat, der in keinem ihrer Adreßbücher verzeichnet ist, weil er nie und nirgendwo amtlich gemeldet war, eine späte Ehrung zuteil“, so Reinhold Louis4„Kölsche Originale“, Greven Verlag 1985.


Tief im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert: Die "Kölschen Originale"
Tief im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert: Die „Kölschen Originale“

Weitere Geschichten zu den „Kölschen Originalen“ gibt es hier:


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Hans Imhoff – ein Herz aus Schokolade

Imhoff vor seinem wahr gewordenen Traum: Der Schokoladenbrunnen in seinem Schokoladenmuseum, Bild: Schokoladenmuseum Köln
Imhoff vor seinem wahr gewordenen Traum: Der Schokoladenbrunnen in seinem Schokoladenmuseum, Bild: Schokoladenmuseum Köln

„Ich wiege 100 Kilogramm, davon sind 80% aus Schokolade“ – so der Kölner „Schokoladen-König“ Hans Imhoff in einem Interview. Ob das tatsächlich stimmt? Eindeutig aber: Der Vollblutunternehmer hatte auf jeden Fall ein Herz aus Schokolade.

Hans Imhoff wurde am 12. März 1922 in Köln geboren. Nach dem Besuch der Handelsschule und einer kaufmännischen Lehre war er nur kurz im Kriegseinsatz. Wegen eines Augenleidens wurde er 1943 ausgemustert.

Seine unternehmerische Karriere begann im Oktober 1945. Imhoff erhielt von den Besatzungsmächten in Alf an der Mosel die Genehmigung, mit Lebensmittel zu handeln. Hart am Rande der Legalität maggelt1Mit „maggeln“ bezeichnet der Kölner Geschäfte, die mindestens fragwürdig, oft aber auch illegal sind. Imhoff mit Waren aller Art. Besonders lukrativ: Er tauschte Wein von der Mosel gegen Gebrauchsgegenstände aller Art, zum Beispiel Werkzeug, Rasierklingen, oder Lebensmittel.

Keine Maschinen, keine Experten, keine Rohwaren – aber eine Vision

Im Juni 1948 gründete er in Bullay eine Schokoladenfabrik. Der Beginn einer erstaunlichen Karriere. Imhoff hatte zum Start der Schokoladenproduktion nichts: Keine Maschinen, keine Experten – nur eine Vision: Imhoff will ein großer Schokoladenproduzent werden.

Doch dazu fehlte ihm vor allem die wichtigste Zutat: Kakao. Aber der findige Imhoff hat auch hier eine Lösung: Er tauschte Lebensmittel gegen Schokolade aus Care-Paketen und schmilzt diese ein. Mit einer auf dem Schwarzmarkt beschafften Maschine entstanden so seine ersten Pralinen. Das Unternehmen wächst, Mitte 1958 beschäftigt Imhoff bereits 400 Mitarbeiter. Er wird zu Deutschlands jüngstem Millionär. Sein offenes Geheimnis: Er war ein „Kostenkiller“. Er investierte viel Geld, um möglichst preiswert zu produzieren. Immer nach dem neuesten Stand der Technik.

Produziert wurde Massenware, welche in den Discountern sehr günstig angeboten wird. Die etablierten Markenhersteller wie Stollwerck oder Sprengel rümpfen die Nase, wenn der, aus ihrer Sicht, „Parvenü“ Imhoff auf Messen oder Kongressen der Branche erscheint. So verweigert ihm Dr. Bernhard Sprengel, Inhaber der Sprengel-Werke in Hannover, sogar auf einem Branchentreffen den Handschlag. Diese Ablehnung kränkte auf der einen Seite den selbstbewussten Imhoff, spornte ihn aber auf der anderen Seite an, ein eigenes Schokoladenimperium zu erschaffen.

Hans Imhoff - Vollblutunternehmer mit einem "Herz aus Schokolade". Bild: Schokoladenmuseum Köln
Hans Imhoff – Vollblutunternehmer mit einem „Herz aus Schokolade“. Bild: Schokoladenmuseum Köln

Wegfall der Preisbindung für Schokolade wird zu Risiko und Chance für Imhoff

Der direkte Wettbewerb der Schokoladenhersteller untereinander wurde seit 1952 durch eine staatliche festgelegte Preisbindung nahezu unterbunden. Erst 1964 wurde diese Regel aufgehoben. Für Imhoff war das zunächst negativ: Die Markenschokolade wurde deutlich günstiger, die Kunden griffen nach dem Wegfall der Preisbindung eher zur Markenschokolade statt zu den günstigen Produkten aus der Imhoff-Produktion. Aber auch hier erkannte der Unternehmer Imhoff seine Chance: Er produzierte in seinen Werken für die Tobler-Werke, die nicht über genügend eigene Produktionskapazitäten verfügten.

Obwohl der Vertrag mit Tobler lukrativ war, wusste Imhoff, dass er nur dann zu den ganz großen der Branche gehören konnte, wenn er über eine eigene, anerkannte Marke verfügen würde. Diese Chance ergab sich 1970. Und Imhoff griff zu. 

Imhoff übernimmt Stollwerck

Im Jahr 1970 geriet der Schokoladenkonzern Stollwerck in die Krise – die Gebrüder Stollwerck hatten sich übernommen. Die enorme Produktvielfalt, der Historiker Ulrich Soénius spricht von mehr als 1.400 Produkten, veraltete Maschinen und Fehlentscheidungen des Managements führten zu einem Verlust in Höhe von 7,8 Millionen DM. Das Wirtschaftsmagazin Capital bezeichnete die Stollwerck AG als die „Versager des Jahres“.

In dieser Krise steigt auch noch die Deutsche Bank, bis zu diesem Zeitpunkt Stollwerck-Großaktionär, aus. Hans Imhoff griff zu und erwarb von der Deutschen Bank das Aktienpaket. Er wurde mit 46,5 % Großaktionär von Stollwerck. Bis 2002 sollte sein Anteil auf 96% der Aktien anwachsen.

Und Imhoff begann unmittelbar mit der Sanierung des Unternehmens. Er streicht das überbordende Stollwerck-Sortiment von 1.400 Produkten auf weniger als 100. Gleichzeitig entließ er etwa 25% der Belegschaft und verkaufte das Stollwerck-Areal in der Südstadt. Hans Imhoff dazu: „Das Ganze ist zu alt. Wir haben industrielle Anlagen und Versorgungsanlagen, die über 100 Jahre hier stehen und die Kosten sind einfach zu hoch. Man kann ein altes Auto nicht uneingeschränkt fahren, eines Tages muss das auf den Schrottplatz.“ Ein neues Werk in Porz wurde gebaut.

„Dat is keine Kölsche“

Mit diesen Methoden machte sich der Schokoladenfabrikant wenig Freunde in Köln. Und als er dann auch noch die Produktion von kostengünstigen Kamelle für den Rosenmontagszug aus dem Sortiment strich, platzte den Honorationen der ehrwürdigen kölschen Karnevalsgesellschaften der Kragen. „Dä nemp uns die Kamelle fott. Dat is keine Kölsche.“ verlautete aus den Führungsetagen der Korps und Gesellschaften.

Das knallharte Verhalten des Geschäftsmanns Imhoff führte zu einer gesellschaftlichen Isolation. Seine zweite Ehefrau Gerburg Imhoff konstatierte: „So richtige Kölner Freunde hatten wir in dieser Zeit nicht.“ Doch das spornte den Unternehmer immer weiter an. Neben Stollwerck werden auch die Werke von Eszet und Waldbaur Teile des Imhoff-Konzern.

Bieterstreit mit Peter Ludwig um Sprengel

Auch Sprengel aus Hannover schlitterte in die Krise und sollte verkauft werden. Der Aachener Unternehmer Peter Ludwig war die unbestrittene Nummer Eins im europäischen Schokoladengeschäft. Mit ihm lieferte sich Imhoff ein wahres Bietergefecht um die renommierte Marke Sprengel.

Schlussendlich kam Imhoff zum Zuge und Sprengel wurde Teil des Imhoff-Schokoladen-Imperiums. Ausgerechnet Sprengel, dessen Chef Bernhard Sprengel dem aufstrebenden Unternehmer Imhoff einst den Handschlag verweigerte. Eine große Genugtuung für Imhoff, der zeitlebens um Anerkennung und Respekt kämpfte.

Jahreshauptversammlungen werden zur „Hans-Imhoff-Show“

Das Unternehmen expandierte, Imhoff gründet die Wäsche-Leasingfirma Larosé und erwirbt eine Fleisch- und Wurstwarenfabrik. Auch im Ausland wächst das Unternehmen. So entstanden neue Schokoladen-Fabriken in Ungarn, Polen und Russland.

In dieser Zeit der nahezu unbegrenzten Euphorie werden die Jahreshauptversammlungen der Stollwerck AG zu einer wahren Hans-Imhoff-Show. Das Handelsblatt vergleicht diese Hauptversammlungen mit dem Karneval. In „der Bütt“ steht Hans Imhoff. Ohne Manuskript erzählt er Witzchen, zu finanziellen Kennzahlen des Konzerns veranstaltet er ein Ratespiel: Richtige Antworten zur Bilanz werden mit 100-DM-Scheinen belohnt. Die Aktionäre erhalten eine opulente Bewirtung und üppige Schokoladenpakete. Hans Imhoff ist auf dem Zenit seiner Karriere.

Hans Imhoffs Vermächtnis: Das Schokoladenmuseum, Bild: Raimond Spekking
Hans Imhoffs Vermächtnis: Das Schokoladenmuseum, Bild: Raimond Spekking

Schokoladenmuseum als Denkmal in Köln – Nachfolgefrage schwierig

In dem Multimillionär Imhoff reifen in dieser Zeit auch die Gedanken, wie er sich zum einen in Köln verewigen kann, zum anderen, wie eine mögliche Nachfolge aussehen könnte. Sein Denkmal wird das unübersehbare Schokoladenmuseum direkt am Rhein. Allerdings ist die Nachfolgefrage ungeklärt. Imhoffs Tochter Annette traut sich zwar zu, ein Unternehmen zu leiten, aber nicht den gesamten Konzern.

Anfang der 2000er Jahre zeigt der jahrelange Stress seine Folgen, Hans Imhoff leidet zunehmend an gesundheitlichen Problemen. Gleichzeitig erlebte das Unternehmen eine veritable Krise. Der Handel mit den Discountern machte immer weniger Gewinn, Sprengel in Hannover machte große Verluste. Das Werk dort wurde 2001 geschlossen.

Im April 2002 verkauft Imhoff den gesamten Konzern für 175 Millionen Euro an den Schweizer Schokoladenkonzern Barry Callebaut AG. In Köln wird noch bis 2005 Schokolade produziert – dann endet die Ära der Stollwerck-Schokolade.

Das Grab der Familie Imhoff auf Melaten, Bild: MSchnitzler2000, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Grab der Familie Imhoff auf Melaten, Bild: MSchnitzler2000, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Hans Imhoff stirbt nach langer Krankheit am 21. Dezember 2007 und wird Im Familiengrab auf Melaten beigesetzt.

Was aber bleibt ist sein Denkmal: Das Schokoladenmuseum.


Die Imhoff-Stiftung fördert Projekte in Köln

Die gemeinnützige Imhoff Stiftung

Die gemeinnützige Imhoff Stiftung wurde im Dezember 2000 von Hans Imhoff nach dem Verkauf des Stollwerck-Konzerns gegründet. Sein Wunsch war es, seiner Heimatstadt Gutes zu tun. Er saß der Stiftung gemeinsam mit seiner Ehefrau Gerburg Klara Imhoff bis zu seinem Tod im Dezember 2007 vor.

Bis Februar 2018 war Gerburg Klara Imhoff Vorstandsvorsitzende; seitdem ist sie Ehrenmitglied des Beirates. Seit Februar 2018 ist Susanne Imhoff Vorsitzende des Stiftungsvorstandes.

Das Museumsgebäude des Schokoladenmuseums gehört der Imhoff-Stiftung. Der Clou: Die Mieteinahmen fließen in die Stiftung, welche wiederum Projekte in Köln fördert. So sind seit 2001 etwa 19 Millionen Euro in unterschiedliche Projekte ausgeschüttet worden. Beispiele:2Weitere geförderte Projekte werden auf der Website der Imhoff-Stiftung vorgestellt.

  • Afina – Assoziation für interkulturelle und nachbarschaftliche Arbeit
    Hier geht es speziell für Kinder und deren Eltern mit Migrationshintergrund auf Spurensuche in der Kölner Stadtgeschichte.
  • Plant-for-the-Planet-Akademie
    Spezielle Veranstaltungen, auf denen Kinder zu Botschaftern für Klimagerechtigkeit ausgebildet werden.
  • SingPause: Musikalische Ausbildung von Grundschulkindern
    Ausgebildete Singleiter/innen besuchen regelmäßig die Klassen und arbeiten mittels der renommierten Ward-Methode mit den Kindern.
  • Zentrum für Therapeutisches Reiten Köln e.V.
    In diesem speziellen Reitstall wurden 240.000 Therapieeinheiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichsten Behinderungen und Förderbedarf angeboten.
Die Gaea II von Gerhard Marcks in der Kölner Stollwerckpassage, Bild: © Raimond Spekking
Die Gaea II von Gerhard Marcks in der Kölner Stollwerckpassage, Bild: Raimond Spekking

Die Imhoff-Stiftung hat auch dafür gesorgt, dass den Kölnern die Marcks-Skulptur „Gaea“ von Gerhard Marcks in der Kölner Stollwerckpassage erhalten geblieben ist.

Anträge auf Förderung können über die Website der Imhoff-Stiftung gestellt werden. Gefördert werden Projekte aus den Bereichen :

  • Kunst und Kultur
  • Bildung
  • Kulturpädagogik
  • Wissenschaft und Forschung
  • Therapeutisches Reiten
  • Öffentliche Gesundheitspflege
  • Denkmalpflege
  • Heimatkunde

Ein wichtiges Förderkriterium: Das Projekt muss innerhalb Kölns initiiert und realisiert werden. Außerdem können Anträge nur von einer steuerbegünstigten Körperschaft oder einer Körperschaft des öffentlichen Rechts gestellt werden, in deren Freistellungsbescheid mindestens ein Stiftungszweck der Stiftung erfüllt ist. In jedem Fall muss das Projekt bzw. das Ergebnis des Projektes ist der Öffentlichkeit zugänglich oder zu ihrem Nutzen sein.


Die Hans-Imhoff-Straße in Deutz, Bild: Uli Kievernagel
Die Hans-Imhoff-Straße in Deutz, Bild: Uli Kievernagel

Hans-Imhoff-Straße in Deutz

Direkt am Messeglände in Deutz erinnert die Hans-Imhoff-Straße an den Mann  mit dem „Herz aus Schokolade“.


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Die Standortmitte – gefährdetes Kunstwerk an der A 555

50 Meter hoch, knallrot lackiert ragt die Skulptur Standortmitte in den Himmel, Bild: Initiative RESPEKT
50 Meter hoch, knallrot lackiert ragt die Skulptur Standortmitte in den Himmel, Bild: Initiative RESPEKT

Jeder kölsche Autofahrer kennt die rote Stele mitten im Verteilerkreis: 50 Meter hoch, weithin sichtbar, ragt die rot lackierte Skulptur in den Himmel. In Bonn, am dortigen Endpunkt der Autobahn 555, reckt sich eine identische Stele in den Himmel.

Exakt 22 Kilometer trennen die beiden Stelen – doch bilden diese identischen Skulpturen eine Einheit, welche die Städte Köln und Bonn verbindet. Der Name dieses Kunstwerks lautet „Standortmitte“.  Geschaffen wurde es vom Kölner Künstler Lutz Fritsch, der zwar zwei eigenständige Stelen entworfen hat, diese aber untrennbar verbunden sieht:

„Durch das Wissen um den jeweils anderen Teil der Skulptur erlebt man räumliche Distanz als Nähe, empfindet die Souveränität des einzelnen Ortes und erkennt doch die Zusammengehörigkeit.“

Die A 555 verbindet die Domstadt und die Beethovenstadt

Die kurze A 555 ist die direkte Verbindung zwischen Köln und Bonn. Die älteste deutsche Autobahn wurde 1932 von Konrad Adenauer eingeweiht. Sie beginnt in Köln am „Bonner Verteiler“ und endet ebenfalls in einem Kreisverkehr im Bonner Norden.

Wie zwei Stecknadeln verbinden die beiden Stelen Köln und Bonn, Skizze: Lutz Fritsch.
Wie zwei Stecknadeln verbinden die beiden Stelen Köln und Bonn, Skizze: Lutz Fritsch.

Die beiden Stelen am Anfang und Ende der Autobahn wirken wie zwei Stecknadeln, die die beiden Rheinmetropolen Köln und Bonn verbinden. Michael Kohler schreibt dazu im Kölner Stadt-Anzeiger „So verbindet die beiden rheinischen Städte nicht nur der Asphalt, sondern auch ein unsichtbares Band der Kunst.“ 1Plädoyer für die bedrohte „Standortmitte“, Kölner Stadt-Anzeiger vom 13. Januar 2025  

Lutz Fritsch hat die Standortmitte entworfen, die Finanzierung sichergestellt und auch die gesamte Ausführung übernommen. Im Gegenzug haben die Städte Köln und Bonn dem Künstler das Urheberrecht vertraglich zugesichert und damit die Skulptur und die sie umgebenden Verteilerkreise zu rechtlich geschützten Kunstwerken erhoben.

In Bonn findet sich die Skulptur Standortmitte am Potsdamer Platz, Bild: Hans-Dieter Weber, CC-BY 4.0
In Bonn findet sich die Skulptur Standortmitte am Potsdamer Platz, Bild: Hans-Dieter Weber, CC-BY 4.0

Trasse der Stadtbahn bedroht Kunstwerk

Doch dieses Kunstwerk ist in akuter in Gefahr: Die Stadt plant, mitten durch den Verteiler eine Trasse zur Verlängerung der Stadtbahnlinie 5 zu bauen. Diese Trasse würde unmittelbar an der Stele vorbeiführen. Nicht nur für Lutz Fritsch ist klar, dass damit der ursprünglich zugesicherte Gesamteindruck zerstört würde.

Visualisierung der von der Stadt geplanten Trassenführung unmittelbar an der Stele vorbei, Bild: Agentur 923b
Visualisierung der von der Stadt geplanten Trassenführung unmittelbar an der Stele vorbei, Bild: Agentur 923b

Ascan Egerer, der Verkehrsdezernent der Stadt, sieht dies völlig anders und auch keine Notwendigkeit für eine Umplanung, die Fritsch angeregt hat. Der Künstler hatte, zusammen mit Experten der Technischen Hochschule Köln, vorgeschlagen, die Trasse für die Stadtbahn an ein geplantes Parkhaus an der Bonner Straße zu verlegen und die Trassenführung in einer weiten Kurve an dem Kunstwerk vorbeizuführen. Damit wäre, so Fritsch, nicht nur das Kunstwerk gerettet, sondern auch der Umstieg vom öffentlichen Nahverkehr auf das Auto sicherer und bequemer.

Der Vorschag von Lutz Fritsch sieht vor, die Bahntrasse in einer weiten Kurve an dem Kunstwerk vorbeizuführen. Entwurf: Lutz Fritsch Montage: Kai Baedorf/Jan Rothstein
Der Vorschag von Lutz Fritsch sieht vor, die Bahntrasse in einer weiten Kurve an dem Kunstwerk vorbeizuführen. Entwurf: Lutz Fritsch Montage: Kai Baedorf/Jan Rothstein

Kein Geld und keine Zeit für Umplanung

Die Stadt Köln nennt zwar „planerische Lösungen vorstellbar“, lehnt  jedoch eine generelle Umplanung der Bahntrasse kategorisch ab. Weil, so Verkehrsdezernent Ascan Egerer, dann das gesamte Bauvorhaben vollständig neu geplant und genehmigt werden müsste. Und eine solche neue Planung würde schlichtweg zu viel Zeit und Geld kosten.

Andere Lösungen, wie zum Beispiel einen Tunnel, scheiden aus. Der Verteilerkreis liegt in einem Wasserschutzgebiet, welches eine unterirdisch verlaufende Alternativen unmöglich macht.

Und die Stadt zieht auch noch weitere Argumente gegen eine neue Planung heran. Die „Standortmitte“ stehe nationalen und internationalen Klimaschutzzielen im Weg, so die Stadt in einem Gutachten. Also bleibt es bei der Planung „ab und durch“ – und das Kunstwerk Standortmitte würde seine besondere Wirkung verlieren.

Engagement nicht erwünscht – Kunstbeirat tritt geschlossen zurück

Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Stadt das Kunstwerk bei der Planung schlichtweg übersehen hat. Das hat auch den Kunstbeirat auf den Plan gerufen. Der Kunstbeirat ist ein vom Rat der Stadt Köln bestelltes ständiges Gutachtergremium. Er berät in allen Fragen von Kunst im öffentlichen Raum.

In der Geschäftsordnung des Kunstbeirates lautet es:

„Der Kunstbeirat berät als ständiges Gutachter-Gremium den Rat und seine Ausschüsse sowie die Bezirksvertretungen in allen Fragen von Kunst im öffentlichen Raum. Er soll die Verwendung öffentlicher Mittel nach künstlerischen Gesichtspunkten ermöglichen, indem er über die in vielen Fällen bestehenden konkurrierenden ästhetischen Wertungen einzelner Kunstwerke und über das Spannungsverhältnis zwischen einem Kunstwerk und seinem öffentlichen Umfeld informiert.“

Ständige Mitglieder des Kunstbeirates mit Stimmrecht sind acht sachkundige Bürger/innen. Weitere Mitglieder sind, allerdings nur mit beratender Stimme, der jeweilige Dezernent für Kunst und Kultur und der Dezernent für Planen und Bauen.

Selbstverständlich hat der Kunstbeirat auch eine Stellungnahme zur „Standortmitte“ verfasst. Doch diese Stellungnahme wurde nicht beachtet.  Der Kunstbeirat wurde auch in die Beratungen nicht einbezogen. Diese Ignoranz hat am 21. November 2024 zu einem Eklat geführt: Alle acht stimmberechtigten Mitglieder traten geschlossen zurück. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme lautet es:

„Der Kunstbeirat ist keine selbstgeschaffene Interessenvertretung der Kunstszene, wie in Politik und Verwaltung mitunter angenommen wird. Die diesem Gremium vom Stadtrat selbst zugewiesene Funktion zu beraten und ggf. Empfehlungen zu anstehenden Entscheidungen auszusprechen, wurde in den letzten zehn Jahren nur teilweise oder gar nicht genutzt und in den jeweiligen Beschlüssen oftmals ignoriert. In vielen Fällen wurde der Kunstbeirat – entgegen der bestehenden Geschäftsordnung – weder befragt noch gehört. Seine (oft ungefragt verfassten) Stellungnahmen zu unterschiedlichen Themen blieben immer wieder unbeachtet”

Der Kunstwissenschaftler und Autor Kay von Keitz ist der Sprecher der des Kunstbeirates. Er moniert zu Recht, dass der Kunstbeirat zwar vom Rat der Stadt eingesetzt ist, aber von den Spitzen in Politik und Verwaltung schlichtweg ignoriert werde.

Diese Nichtbeachtung des Beirats im Fall des Kunstwerks „Standortmitte“ ist aber kein Einzelfall. Kay von Keitz weist darauf hin, dass fast alle Vorschläge, Empfehlungen und auch selbst­ständig entwickelten Konzepte der acht Fachleute ständig ignoriert wurden. Mit dem Rücktritt aller acht stimmberechtigten Mitglieder ist der Kunstbeirat nicht mehr beschlussfähig.2Stand: 14.03.2025

Weitere Entwicklung bleibt spannend

Am 25. März 2025 tagt der Ausschuss „Kunst und Kultur“. In einer Anfrage vom 14. März 2025 hat die SPD-Fraktion im Rat darum gebeten, folgende Anfrage auf die Tagesordnung zu setzen:

„Mit Bedauern haben wir zur Kenntnis genommen, dass die stimmberechtigten Mitglieder des Kunstbeirats geschlossen zurückgetreten sind. In ihrer Stellungnahme begründen sie diesen Schritt mit der fortgesetzten Missachtung ihrer fachlichen Expertise sowie der Dysfunktionalität des Gremiums. Bereits die vorhergehende Generation des Kunstbeirats hatte ähnliche Kritik geäußert und auf Reformbedarf hingewiesen. Vor diesem Hintergrund bittet die SPD-Fraktion um die Beantwortung der folgenden Fragen:

  1. Welche Gespräche hat die Verwaltung in den letzten Jahren mit dem Kunstbeirat geführt, um die kritisierten Missstände zu adressieren, und welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen, um die Arbeitsfähigkeit des Gremiums zu verbessern?
  2. Welche Schritte unternimmt die Verwaltung, um das durch den Rücktritt der stimmberechtigten Mitglieder entstandene Vakuum zeitnah zu füllen?
  3. Gibt es bereits Überlegungen oder Pläne zur strukturellen oder inhaltlichen Neuausrichtung des Kunstbeirats?
  4. Wie bewertet die Verwaltung die in der Rücktrittserklärung geäußerte Kritik?
  5. Welche Konsequenzen zieht die Verwaltung aus dem Rücktritt der stimmberechtigten Mitglieder für die künftige Einbindung fachlicher Expertise im Bereich Kunst im öffentlichen Raum?

Die Antworten darauf soll es in der Sitzung am 25. März 2025 geben. Fraglich ist tatsächlich, ob sich noch Persönlichkeiten finden, die ehrenamtlich in einem Gremium mitarbeiten, welches regelmäßig übergangen wird.

Die Kulturinitiative RESPEKT, Logo von Birgit Mager und Steffen Missmahl
Die Kulturinitiative RESPEKT, Logo von Birgit Mager und Steffen Missmahl

RESPEKT – eine Kulturinitiative für Köln

Der Künstler Lutz Fritsch lässt sich mittlerweile von Yasmin Mahmoudi, Fachanwältin für gewerblichen Rechtsschutz, vertreten. Aber auch die Stadtgesellschaft macht mobil. So hat sich die Initiative RESPEKT gegründet. Zu den Initiatoren gehören unter anderem

  • Birgit Mager, Design-Professorin der TU Köln,
  • Bruno Wenn, Vorsitzender des Kölner Kulturrats,
  • Jochen Heufelder, Kurator,
  • Peter Pauls, Vorsitzender Kölner Presseclub,
  • Barbara Hosmann, Vorstand der Freunde der Artothek Köln und
  • Ulrich S. Soénius, Historiker und Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs.
Ulrich S. Soénius, Sprecher der Kulturinitiative REPEKT und Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs, Bild: Elke Wetzig, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Ulrich S. Soénius, Sprecher der Kulturinitiative REPEKT und Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs, Bild: Elke Wetzig, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Soénius verurteilt die Planung der Stadt deutlich: „Moderne Stadtplanung achtet historische Strukturen, hält sich an Verträge und vermeidet Betonungetüme, die auf Jahrzehnte hinaus das Stadtbild verschandeln. Alles dies beachten die Brückenplaner und Verantwortlichen in der Stadt mit den vorgelegten Plänen am Verteilerkreis nicht.“

RESPEKT ist kämpferisch

Nach eigener Aussage wünscht sich die Initiative mehr Respekt. „Allein der Sachzwang regiert. Standortmitte ist für uns ein herausragendes Beispiel für die vielen Respektlosigkeiten in der Stadt Köln. Wir wünschen dieser Stadt, an der wir alle hängen, mehr Respekt. Für andere und damit für sich selbst.“

„RESPEKT – eine Kulturinitiative für Köln“ lädt alle Interessierten ein, sich für eine Stadt einzusetzen, in der ein Wort gilt, ein Vertrag respektiert wird und in der verantwortungsvoll mit der Entwicklung einer respektvollen Zukunft umgegangen wird.

Das klingt wunderbar – aber aktuell leider nicht nach Köln.


Film zur „Standortmitte“ am 30. März 2025 (11.30 Uhr) im Odeon Kino

Der Film beobachtet die komplizierte und teilweise spektakuläre Herstellung der riesigen Stelen, in der schwerer Stahlbau auf exklusive Feinmechanik trifft. In Zusammenarbeit mit Firmen aus der Region betritt Fritsch auch in technischer Hinsicht Neuland – es darf nichts Geringeres entstehen als das perfekte Rohr. Gleichzeitig gibt der Film einen Einblick in die künstlerische Konzeption des Projektes Standortmitte und die Innenwelt des Künstlers Lutz Fritsch. 

Nach der Aufführung wird Künstler Lutz Fritsch im Gespräch mit dem Autor des Films Gerhard Schick und Initiatoren der Kulturinitiative RESPEKT über das Projekt und den aktuellen Status sprechen.

Tickets gibt es direkt beim Odeon Kino.


„Ich engagiere mich, weil mir die Kultur in Köln und ein respektvoller Umgang mit ihren Künstler*innen und deren Kunstwerken am Herzen liegt und dies auch in den städtischen Planungen erkennbar sein muss“.
Barbara Hosmann, Vorstand Freunde der artothek Köln

RESPEKT sucht Mitstreiter

Alle Informationen zur Kulturinitiative RESPEKT sind auf der Website, auf Instagramm und auf LinkedIn zu finden.


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Ein paar Fragen an den „KöbesColonius“ – Unterwegs auf dem Friedhof Melaten

Der imposante Eingang des Melaten-Friedhofs an der Aachener Strasse. Die Inschrift "Funeribus Agrippinensium Sacer Locus" bedeutet "Für die Gräber der Kölner heiliger Ort", Bild: Raimond Spekking
Der imposante Eingang des Melaten-Friedhofs an der Aachener Straße. Die Inschrift „Funeribus Agrippinensium Sacer Locus“ bedeutet „Für die Gräber der Kölner heiliger Ort“, Bild: Raimond Spekking

Friedhöfe sind immer ganz spezielle Orte. So auch Kölns bekanntester Friedhof Melaten.

Die Liste der auf Melaten bestatten Prominenten ist ewig lang. So wurden unter anderem Dirk Bach, Alfred Biolek, Christoph Daum, Johann Maria Farina, Peco Bauwens, Wilhelm Riphahn, Adam Wrede, Mathilde von Mevissen, Alfred Nourney, Nicolaus Otto, Karl Küpper, Willi Ostermann, Hans Imhoff oder Klaus Ulonska hier beigesetzt.

Der KöbesColonius mit einer Gruppe auf dem Friedhof Melaten, Bild: Guido Hofmann
Der KöbesColonius mit einer Gruppe auf dem Friedhof Melaten, Bild: Guido Hofmann

Rundgang mit dem „KöbesColonius“ Guido Hofmann über  Melaten

Und einer kennt sie alle: Der Kölner Stadtführer und Melaten-Experte Guido Hofmann. Als „KöbesColonius“ führt er seit 2015 Menschen durch Köln – und auch über den Melaten-Friedhof.

Frank und Uli durften im Podcast „Das Köln-Ding der Woche“ mit Guido einen kleinen Rundgang über diesen Friedhof machen. Alles zu den Touren & Terminen des KöbesColnius gibt es gibt es auf seiner Website.


Der "KöbesColonius" Guido Hofmann auf der berühmten Bank am Grab von Dirk Bach, Bild: Guido Hofmann
Der „KöbesColonius“ Guido Hofmann auf der berühmten Bank am Grab von Dirk Bach, Bild: leff richter

Genau wie alle anderen Menschen in der Rubrik „Ein paar Fragen an …“ hat auch Guido zu meinen „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.

 

  1. Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du wohnen? Und warum gerade dort?
    Kommt nicht in Frage
  1. Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?
    Immer positiv denken – et hät noch emmer jot jejange !
  1. Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?
    Alle Baustellen fertig zaubern
  1. Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.
    Baustellen- und Verkehrs-Chaos, das Un-koordinierte an vielen Stellen in der Stadt
Im "Dialog": Die Himmelssäule und der Dom, Bild: HOWI - Horsch, Willy, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Wo auch sonst? Vor, um und im Dom hält sich der KöbesColonius am liebsten auf, Bild: HOWI – Horsch, Willy, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
  1. Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?
    Vor, um und im Dom
  1. Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?
    Willy Millowitsch, Hans Süper, Wolfgang Oelsner
  1. Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
    Feiern – und keine Stadtführungen
  1. Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?
    Stadtführungen und bei vielen Gelegenheiten feiern und Köln besuchen
  1. Wat hät für dich noch immer jood jejange?
    Am Ende gab es bei den vielen Herausforderungen in 2.000 Jahren Kölner Geschichte immer eine Lösung
  1. Wo drüber laachs de dich kapott?
    Colonia Duett, Der Sitzungspräsident
Kult: Die Gaststätte Lommerzheim in Deutz, Bild: Andreas Lofner
Guidos kölsche Lieblingskneipe: Der „Lommi“ in Deutz, Bild: Andreas Lofner
  1. Dein Kölsche Lieblingskneipe?
    Lommi
  1. Dein Lieblingskölsch?
    Schreckenskammer Kölsch
Himmel un Ääd - eine rheinische Spezialität aus Kartoffelpüree, Apfelmus, Zwiebeln und gebratener Blutwurst, Bild: Anagonia
Himmel un Ääd – das kölsche Lieblingsgericht vom KöbesColonius, Bild: Anagonia
  1. Was ist dein kölsches Lieblingsgericht?
    Himmel un Ääd
  1. Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?
    Schäl Pann Ääpel1Guido übersetzt das mit „Bekloppte Pfanne Kartoffeln“
  1. Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …

…einfach ein tolles Gefühl


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Die riesige Eistüte am Neumarkt – „Wat soll dä Quatsch?“

Neumarkt-Galerie, Köln mit Skulptur Dropped Cone - Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen, Bild: Raimond Spekking
Neumarkt-Galerie, Köln mit Skulptur „Dropped Cone“ von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen, Bild: Raimond Spekking

Kölns größte Eistüte befindet sich am Neumarkt. Mehr als zwölf Meter hoch ragt das riesige Objekt in den Himmel. Satte drei Tonnen, oder umgerechnet so schwer wie 37.500 Eisbällchen, wiegt das Kunstwerk „Dropped Cone“ von Claes Oldenburg (1929 – 2022) am Gebäude der Neumarktgalerie.  

„Wat soll dä Quatsch?“

Touristen rätseln und auch Einheimische fragen sich „Wat soll dä Quatsch?“. Und damit hat Oldenburg sein Ziel erreicht. Er selbst hat die Bedeutungslosigkeit seiner Kunst zum Konzept erklärt: „Die Bedeutung darin wird zweifelhaft und uneinheitlich bleiben – und genau so sollte es sein.“ Und so formte Oldenburg reichlich Alltagsgegenstände – immer in XXL-Varianten. Etwa eine riesige Spitzhacke, einen gigantischen Lippenstift, einen Stecker in der Größe einer Garage oder die gigantische Kölner Eistüte.

Oldenburg-Skulptur "Spitzhacke", Bild: Cherubino, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Oldenburg-Skulptur „Spitzhacke“, Bild: Cherubino, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Mit seinen Kolossalobjekten wurde der 1929 in Stockholm geborene und am 18. Juli 2022 in New York verstorbene Oldenburg neben Roy Lichtenstein und Andy Warhol zu einem der bedeutendsten Vertreter der Pop Art.

Oldenburg-Skulptur "Plantoir", Bild: Manuelvbotelho, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Oldenburg-Skulptur „Plantoir“, Bild: Manuelvbotelho, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Vielfältige Interpretationen der Kölner Eistüte

Die Kölner Eistüte wurde im März 2001 auf dem Gebäude der Neumarkt Galerie, ein Einkaufszentrum direkt am Neumarkt, installiert. Die Betreiber der Neumarkt Galerie zahlten auch die Kosten in Höhe von 3 Mio. DM für dieses Kunstwerk. 

Ganz im Sinne von Oldenburg wurde seit dem Tag der Installation munter interpretiert, was denn die Bedeutung der Skulptur sein könnte. So wurde das schmilzende Eis schnell als Symbol der „Vergänglichkeit des Konsums“ ausgelegt.

Sogenannte "Niederländer" für Fahrten auf dem Rhein bis zur Nordsee. Am linken Bildrand ist das Holzgestell zu erkennen, welches die Anlegestellen der Ober- und Niederländer trennt, Bild: Ausschnitt aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531
Köln als eine „Stadt der Kirchtürme“ zu bezeichnen ist nicht ganz von der Hand zu weisen, hier ein Ausschnitt aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531

Eine andere Sichtweise wird auf Oldenburgs Kollegin und Ehefrau Coosje van Bruggen (1942 – 2009) zurückgeführt. Oldenburg und seine Frau hatten sich Postkarten von Köln zeigen lassen und Coosje van Bruggen hatte angemerkt, dass Köln offensichtlich eine Stadt der Kirchtürme sei. Und somit wurde der Eistüte eine fast schon sakrale Aussage angedichtet, weil diese an die Kirchtürme der Kölner Skyline erinnern würde. Und diese Interpreation ist auch mein Favorit – als eine Huldigung ans „Hillije Kölle“ in der Geschmacksrichtung Vanille. Unbestätigten Aussagen zufolge waren urspünglich sogar zwei Eishörnchen geplant, die an die beiden Türme des Doms erinnern sollten.

Noch einen Schritt weiter geht die Auslegung, dass mit diesem „Kirchturm aus Eis“ die Neumarktgalerie mit ihren Geschäften zum „Tempel des Konsums“ uminterpretiert wird.

Die Künstler selber wiesen auch darauf hin, dass im Namen der Skulptur „Dropped Cone“ sogar Buchstaben des Stadtnamens „Cologne“ zu finden sind. 

Der legendäre Domkran als Vorbild

Volker Hein hat recht: Der Domkran muss die Vorlage für Oldenbourgs Plastik "Dropped Cone" gewesen sein. Bild: Auszug aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531 (links), Foto von Volker Hein (rechts)
Volker Hein hat recht: Der Domkran muss die Vorlage für Oldenbourgs Plastik „Dropped Cone“ gewesen sein. Bild: Auszug aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531 (links), Foto von Volker Hein (rechts)

Die vielleicht schönste Interpretation stammt vom Schauspieler und Stadtführer Volker Hein: Er hat erkannt, dass das Eishörnchen von Claes Oldenbourg fast exakt dem Domkran entspricht.

Dieser hölzerne Drehkran wurde im 14. Jahrhundert auf dem Südturm des Kölner Doms installiert und war zwar nur etwa 50 Jahre lang im Einsatz, prägte  aber als Wahrzeichen das Kölner Stadtbild bis zu seinem Abbau im Jahr 1868. Und die Ähnlichkkeit zwischen Eishörnchen und Domkran ist tatsächlich erstaunlich. 

Ganz einfach: Köln bietet zu wenig Platz für Kunst!

Auch wenn es reichlich Spekulationen über die Aussage des Kunstwerks gibt ist der Hintergrund für die Platzierung der Skulptur eindeutig.

Oldenburg dazu: „Da wir den genauen Standort für das Werk frei wählen konnten, suchten wir nach einem Platz im Freien und entschieden uns, unsere Skulptur auf dem Dach des Einkaufszentrums zu platzieren, da die Straßen in Köln so überfüllt sind.“

Und wer den verkehrsumtosten Neumarkt und die beengten Kölner Verhältnisse kennt, kann dem weltberühmten Künstler nur beipflichten.


Sehenswürdigkeiten rund um den Kölner Neumarkt, Bilder: Uli Kievernagel, Raimond Spekking
Sehenswürdigkeiten rund um den Kölner Neumarkt, Bilder: Uli Kievernagel, Raimond Spekking

Rund um den Neumarkt gibt es viel zu erkunden!

Am Neumarkt steht nicht nur die riesige Eistüte von Claes Oldenburg, sondern auch die von Rodin geschaffene Skulptur des französischen Schriftstellers Balzac. Etwas versetzt hinter der Neumarktgalerie, in der Richmodstraße, findet sich der Richmodisturm mit den beiden sagenumwobenen Päädsköpp. Auf der Südseite des Platzes steht ein Gebäude mit bewegter Geschichte: Das Bing-Haus. Und zu Geschäftszeiten lohnt sich ein Abstecher in die benachbarte Schalterhalle der Kreissparkasse – dort gab es 4711 kostenlos.


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Bläck Fööss – Zeitreise durch mehr als 50 Jahre kölsche Musikgeschichte

Die Bläck Föös in ihrer aktuellen (Anfang 2025) Besetzung, Bild: Kay-Uwe Fischer
Die Bläck Föös in ihrer aktuellen (Anfang 2025) Besetzung, Bild: Kay-Uwe Fischer


In den 1970er Jahren war der Sitzungskarneval sehr angestaubt. Langweilige Sitzungen mit nichtssagender Musik, Abendgarderobe und eher steifen als  lustigen Karnevalisten waren die Regel.

Und dann kamen auf einmal ein paar langhaarige Jungs auf die Bühne, am Anfang noch met bläcke Fööss1barfuß, mit Gitarre und Schlagzeug und fingen an, kölsche Lieder zu spielen, wo vorher noch eher festlich hochdeutsche Lieder vorgetragen wurden.

Die Bläck Fööss in den 1970er Jahren, Bild: Bläck Fööss
Die Bläck Fööss in den 1970er Jahren, Bild: Bläck Fööss

Der Versuch der etablierten, offiziellen Kappenträger, diese Band einfach zu ignorieren, ging gehörig daneben.2Ein Muster übrigens, was sich etwa 30 Jahre später bei Brings wiederholen sollte. Die Menschen wollten genau diese Musik hören. 

Das war die Geburtsstunde einer kölschen Erfolgsgeschichte:
Die Bläck Fööss eroberten die Bühnen.

Examen an der „Akademie för uns kölsche Sproch“

Wie so viele aus den Jahrgängen ab etwa Mitte 1960 sind auch Jörg Hauschild und Ekkehard „Ekki“ Hoffmann mit der Musik der Fööss aufgewachsen. Und als die beiden dann ihr Examen an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ gemacht haben, wurde aus einer Idee Realität: Ihre Abschlussarbeit an der Akademie haben beide zusammen über die “Mutter aller kölschen Bands” – die Bläck Fööss – geschrieben.

Ekkehard „Ekki“ Hoffmann (links) und Jörg Hauschild mit ihrer Diplomarbeit über dei Bläck Fööss, Bild: Ekki Hoffmann
Ekkehard „Ekki“ Hoffmann (links) und Jörg Hauschild mit ihrer Diplomarbeit über dei Bläck Fööss, Bild: Ekki Hoffmann

Die beiden haben sich äußerst akribisch in die Geschichte der Fööss eingearbeitet und auch mit den Musikern aus der Band direkt gesprochen.

Einzigartig ist, dass diese Arbeit die erste Diplomarbeit an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ ist, die bilingual erscheint: Auf Kölsch und Hochdeutsch. Ein absolutes Novum in der Geschichte der Akademie.

Diplomarbeit hier zum Download

Ich freue mich SEHR, dass die beiden mir erlaubt haben, diese sehr lesenswerte Diplomarbeit hier zum Download anzubieten.

Die Diplomarbeit von Jörg Hauschild & Ekkehard Hoffmann: "Heimatflimmern Bläck Fööss - Zeitreise durch mehr als 50 Jahre Musikgeschichte", Quelle: Hauschild & Hoffmann
Die Diplomarbeit von Jörg Hauschild & Ekkehard Hoffmann: „Heimatflimmern
Bläck Fööss – Zeitreise durch mehr als 50 Jahre Musikgeschichte“, Quelle: Hauschild & Hoffmann (Der Download startet bei klick auf die Darstellung.)

Interview mit den Bläck Fööss-Experten

Frank und ich durften mit den beiden sprechen. Gemeinsam haben wir eine Zeitreise zu 50 Jahren Bläck Fööss unternommen.

Die beiden Bläck Fööss-Experten Ekki und Jörg bei der Podcast-Aufnahme, Bild: Uli Kievernagel
Die beiden Bläck Fööss-Experten Ekki und Jörg bei der Podcast-Aufnahme, Bild: Uli Kievernagel

Teil I: Die Anfänge bis 1994

Wir haben über die Anfänge mit Graham Bonney und dem „Rievkooche-Walzer“ gesprochen, über das durchaus zwiespältige Gefühl der Fööss zum Karneval und über den ersten großen Umbruch mit dem Ausstieg von Tommy Engel im Jahr 1994.

Teil II: Die Geschichte der Fööss von den 1990ern bis heute

Im zweiten Teil geht es um die Meilensteine der Bandgeschichte und den langsamen Ausstieg der Ur-Fööss aus der Band. Außerdem wagen die beiden Fööss-Experten einen Blick in die Zukunft.


Genau wie alle anderen Menschen in meiner Rubrik „Ein paar Fragen an …“ haben auch Ekki Hoffmann und Jörg Hauschild den „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.

  1. Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du wohnen? Und warum gerade dort?

Ekki: Kopenhagen, die Dänen haben uns viel voraus

Jörg: Da, wo ich jetzt wohne, in Bergisch Gladbach – Schildgen

  1. Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Ekki: Toleranz

Jörg: Hätzlich un bodenständich

  1. Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Ekki: Autofreie Innenstadt

Jörg: Die zielgerichtete Zusammenarbeit

  1. Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.

Ekki: Die Oper wird nie fertig / Entscheidungs-/Umsetzungsstau / Parken in zweiter Reihe ohne Konsequenzen

Jörg: Häh?

  1. Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Ekki: Rheinufer mit Blick auf den Dom

Das Millowitsch-Denkmal. Einfach mal neben Willi Platz nehmen, Bild: Ruth Rudolph / pixelio.de
Willi Millowitsch hat Ekki und auch Jörg inspiriert, hier das Millowitsch-Denkmal. Bild: Ruth Rudolph / pixelio.de
  1. Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?

Ekki: Willy Millowitsch, Wolfgang Overath

Jörg: Jupp Menth, Willi Millowitsch und Wolfgang Niedecken

Wolfgang Niedecken mit Background-Sängerin Karen Schweitzer-Faust bei einem BAP-Konzert in der Sporthalle (1991) , Bild: Achim Scheidemann
Wolfgang Niedecken, hier mit Sängerin Karen Schweitzer-Faust, hat Jörg beinflusst. Bild: Achim Scheidemann
  1. Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?

Ekki: Mit netten Menschen Karneval feiern

Jörg: Fasteloovend fiere

  1. Wat hät für dich noch immer jood jejange?

Ekki: Trotz allem kritischen liebe ich diese Stadt

Jörg: Meiner Berufung nachgehen, ich arbeite in der touristischen IT und bin ein Schützenjunge

  1. Wo drüber laachs de dich kapott?

Ekki: Über die Sicht von außen auf Köln

Jörg: Alberner Humor und immer Situationskomik

  1. Dein Kölsche Lieblingskneipe?

Ekki: In der Jugend das Piranha

Jörg: Et Höttche oder Max Stark

  1. Dein Lieblingskölsch?

Ekki: Sünner Malz

Jörg: Ratet mal (siehe oben)3Sowohl im Max Stark als auch im Höttche wird Päffgen-Kölsch ausgeschenkt.

Halve Hahn, Bild: Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)
Ekkis Lieblingsgericht: Ne Halve Hahn, Bild: Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)
  1. Was ist dein kölsches Lieblingsgericht?

Ekki: Halver Hahn

Jörg: Himmel un Ääd

  1. Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?

Ekki: Lällbeck

Jörg: Sackjeseech … da gibt es auch ein  schönes Lied zu

  1. Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …

Ekki: … Heimat

Jörg: … e Jeföhl


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