Dä Appel-Jupp – ein ganz besonderer kölscher Heiliger

Die Marienstatue in St. Maria im Kapitol mit Äpfeln zur Erinnerung an den Appel-Jupp, Bild: Superbass, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
Die Marienstatue in St. Maria im Kapitol mit Äpfeln zur Erinnerung an den Appel-Jupp, Bild: Superbass, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Touristen, die es nicht nur in den Dom, sondern bis in die Kirche St. Maria im Kapitol schaffen, wundern sich: Wieso liegen an der Marienstatue im Chor immer frische Äpfel? Der Kölsche schmunzelt, packt seinen mitgebrachten Apfel aus, legt ihn an die Marienstatue und freut sich diebisch, mal wieder für Verwirrung gesorgt zu haben.

Ein frommer, kleiner Junge aus Köln

Um das Jahr 1150 rum lebte in Köln der kleine Hermann. Ein ganz normaler Junge seiner Zeit, der sich mit seinen Freunden die Zeit vertrieb. Hermann war aber auch sehr, sehr fromm. Und so ging er, immer wenn er Zeit hatte, für ein kurzes Gebet in seine Pfarrkirche St. Maria im Kapitol.

In bester rheinisch-katholischer Art führte er regelmäßig Gespräche mit Maria, der Mutter Gottes. Sie wurde für ihn zu einer Freundin, der er in tiefstem Kölsch von seinen Sorgen, Nöten aber auch von seinen Freuden erzählte. Und er wartete vergeblich darauf, dass ihm die Statue auch einmal antwortete.

Ein Apfel für das Jesuskind

Bis zum Nikolaustag. An diesem Tag hatte der fromme Hermann vom Nikolaus einen besonders schönen Apfel bekommen. Hermann war schnell klar: Diesen Apfel wird er dem Jesuskind schenken.

Sofort ging er in die Kirche, und dann geschah das ersehnte Wunder: Die Statue der Maria erwachte zum Leben, nahm den Apfel und gab diesem dem Jesuskind. Für Hermann wurde ein Traum wahr. In Zukunft besuchte er noch öfters Maria mit dem Jesuskind, er spielte mit dem kleinen Jesus und brachte ihm noch weitere Geschenke mit. Für moderne, aufgeklärte Menschen eine eher bizarre Vorstellung.

Anthonis van Dyck,: Vision des Hermann Joseph, um 1630, Bild: Public domain, via Wikimedia Commons
Anthonis van Dyck,: Vision des Hermann Joseph, um 1630, Bild: Public domain, via Wikimedia Commons

Der Theologe Manfred Becker-Huberti sieht hinter dieser Geschichte einen ganz anderen Sinn. In einem Interview im Domradio erklärt er: „Das sieht für heutige Leute eher komisch aus. … Aber der Sinn, der dahinter steckt, ist ein anderer. Die Maria ist die neue Eva. Und die alte Eva hat die Schuld in die Welt gebracht, indem sie einen Apfel vom Baum der Erkenntnis heruntergenommen hat und rein gebissen hat. Dieser Apfel ist in den Händen der Eva das Symbol für die Erbschuld und in den Händen der Maria für die Befreiung von der Schuld. Der Hermann-Joseph ist derjenige, der sie um diese Erlösung bittet, das heißt, den Apfel an das Jesuskind weiterzugeben.“1Quelle: Domradio Ob der eher volkstümlich geprägte Glaube im 12. Jahrhundert diese Interpretation geteilt hätte, kann aber durchaus bezweifelt werden.

Große Marienverehrung

Hermann trat mit zwölf Jahren in das Kloster der Prämonstratenser in Steinfeld in der Eifel ein, studierte in Friesland, kehrte nach Steinfeld zurück und wurde dort zum Priester geweiht. Er war als Seelsorger im Umkreis des Klosters tätig.

Hermann war zeitlebens ein großer Marienverehrer und bekam, durch eine „mystische Vermählung mit der Gottesmutter Maria“ den Beinamen Joseph. Seine große Frömmigkeit führte zu weiteren Wundern. So sollen bei seinen Gottesdiensten regelmäßig in dem Kelch Rosen erschienen sein, deren Duft ganze Gotteshäuser erfüllt habe.

Hermann schrieb auch erbauliche Texte und Lieder. So wird ihm auch das älteste bekannte Herz-Jesu-Lied „Gruß an das heiligste Herz-Jesu“ zugeschreiben. Dort lautet es:

Öffne dich gleich einer Rose,
Duftend aus dem Blätterschoße,
Und vereine meinem Herzen
Deinen Duft und deine Schmerzen.
Wer liebt, was muss der leiden nicht?

Bis in das fast schon biblische Alter von 90 Jahren hielt Hermann an der Marienverehrung fest. Er starb am 7. April 1241 oder 1252.

Der Hermann-Joseph-Brunnen am Waidmarkt zeigt die entscheidende Szene: Maria nimmt von Hermann dem Apfel entgegen, Bild: Raimond Spekking
Der Hermann-Joseph-Brunnen am Waidmarkt zeigt die entscheidende Szene: Maria nimmt von Hermann dem Apfel entgegen, Bild: Raimond Spekking

Erinnerung in Köln als Appel-Jupp

Heute erinnern sich Kölner an ihren Hermann Joseph als „Appel-Jupp“, also „Apfel-Joseph“. Und so finden sich regelmäßig besagte Äpfel an der Marienstatue in St. Maria im Kapitol.

Zusätzlich wurde ihm ein Brunnen gewidmet. Dieser Brunnen steht am Waidmarkt und zeigt an seiner Spitze die ganz entscheidende Szene für das Leben vom Appel-Jupp: Maria nimmt von ihm dem Apfel entgegen.

Hermann-Josef-Brunnen am Waidmarkt um 1895, Fotograf: unbekannt
Damals noch im Mittelpunkt des Platzes, heute eher „an den Rand geschoben“: Der Hermann-Joseph-Brunnen am Waidmarkt um 1895, Fotograf: unbekannt

Heute geht der Brunnen am Waidmarkt etwas unter. Werner Schmidt schreibt, der Brunnen wirke „wie ein an den Platzrand geschobenes sperriges Möbel“.2Werner Schmidt: Der Bildhauer Wilhelm Albermann (1835–1913). Leben und Werk. In: Werner Schäfke (Hrsg.): Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums. Band 3. Köln 2001 Auch Ronald Füllbrandt von den Kölschgängern sieht den Standort kritisch: „Der Brunnen stand am Platzeingang und war ein herrlicher Blickfang. Heute, nachdem sich das Stadtbild grundlegend verändert hat, ist sein Platz nicht mehr besonders schön. Er steht da, wie in die Ecke gedrängt und wird kaum beachtet.“3Quelle: Kölschgänger

Dann doch lieber – in bester kölscher Tradition – Äpfel zur Marienstatue in St. Maria im Kapitol bringen.


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