Albert Richter: Radsportidol und Gegner der Nationalsozialisten

Der Kölner Radsportler Albert Richter (1912-1940), Bild: Nicola54
Der Kölner Radsportler Albert Richter (1912-1940), Bild: Nicola54

Es war typischer Nazi-Jargon, den die Fachzeitschrift „Illustrierter Rad-Rennsport“ im Juli 1934 veröffentlichte:

„Was sich vor unseren Augen abspielt ist das Emporfliegen eines Adlers zum Licht des Erfolgs. Auf seinen Flügeln trägt er Ruf und Ruhm des Landes, das er sein Vaterland nennt, der Stadt, die er Vaterstadt heißt.“

Adler – Vaterland – Ruhm. So etwas gefällt den braunen Machthabern. Was ihnen nicht gefallen haben dürfte: Der in diesem Text geehrte Albert Richter trägt kein Hakenkreuz auf seinem Trikot, verweigert bei Siegerehrungen den Hitlergruß und lässt sich von einem Juden managen.

Ein Ausnahmetalent im Radsport

Albert Richter war ein extrem erfolgreicher Kölner Radrennsportler. Geboren am 14. Oktober 1912 im proletarischen Ehrenfeld gewann Richter mehrfach den „Grand Prix de Paris“, wurde Amateur-Weltmeister, mehrfacher Deutscher Meister und gewann den „Großen Preis der Nationen“ sowie den „Großen Preis von Berlin“.

Dabei war seine Begeisterung für den Radsport dem Vater ein Dorn im Auge. Kein Wunder: Kaum ein Sport war so verletzungsanfällig. Daher trainierte Richter heimlich und versteckte die ersten Pokale im heimischen Elternhaus in der Sömmeringstraße 72 unter dem Bett.

Den sportlichen Durchbruch schafft er mit gerade mal 19 Jahren und wird Weltmeister der Amateur-Sprinter – der Beginn einer großen Radsport-Karriere. Noch im Jahr 1932 wechselt der talentierte Radrennfahrer in den Profi-Bereich und fährt auch hier in die Weltspitze.

Der Antifaschist Richter verweigert den Hitlergruß

Nach der Machtergreifung Hitlers spürte Richter den wachsenden Gegenwind. Sein Wechsel in den Profibereich wurde kritisiert. Sport hatte, nach nationalsozialistischer Ideologie, zur Wehrertüchtigung zu dienen. Das Idol der Nazis war ein Amateur, der seinen Sport zum Wohle des Vaterlands und nicht gegen Geld ausübte.

Noch kritischer aber war seine offensichtliche judenfreundliche Gesinnung. Sein Trainer, Manager und väterlicher Freund Ernst Berliner war Jude. Aber Richter hielt an seinem Trainer fest, auch als dieser 1937 in die Niederlande flüchtete. So trat Albert Richter gemeinsam mit seinem ­jüdischen Trainer 1938 bei der Bahn-Weltmeisterschaft in Amsterdam auf.

Trotzdem – oder gerade deswegen – versuchte die Gestapo mehrfach, Richter als Spitzel zu gewinnen. Dieser lehnte ab: „Ich habe im Ausland nur Freunde. Ich kann derartiges nicht tun.“ Tatsächlich lebte Richter lange in Paris. In der internationalen Radsport-Szene hatte er enge Freunde, darunter den Belgier Jef Scherens und den Franzosen Louis Gérardin. Gemeinsam mit Richter traten diese als „Die drei Musketiere“ bei den Radrennen auf.

Der Sportpark Müngersdorf, im Vordergrund die Albert-Richter-Radrennbahn, Bild: Raimond Spekking
Der Sportpark Müngersdorf, im Vordergrund die Albert-Richter-Radrennbahn, Bild: Raimond Spekking

Richter will aus Nazi-Deutschland fliehen

Als im September 1939 der Krieg ausbricht, will Albert Richter emigrieren. Es ist für ihn unmöglich, gegen Franzosen zu kämpfen: „Ich bin ein Deut­scher, aber für Deutsch­land kann ich nicht kämp­fen, wenn es sich ge­gen Frank­reich wen­det. Ich ge­he nach Frank­reich, nicht um mich der Wehr­pflicht zu ent­zie­hen, son­dern um nicht auf Men­schen schie­ßen zu müs­sen, die ich lie­be, die mich lie­ben und de­nen ich so­ viel zu ver­dan­ken ha­be.“ 

Sein letztes Rennen fährt der Ausnahmesportler am 9. September 1939 – er gewinnt den „Großen Preis von Berlin“. Danach will er nur noch weg aus Nazi-Deutschland. Mit seinem Rad steigt er Silvester 1939 in einem Zug nach Basel. Fatal: Richter schmuggelt in den Reifen des Fahrrads versteckt 12.700 Reichsmark. Dabei handelt es sich nicht um sein eigenes Geld, sondern um Geld eines jüdischen Textilhändlers, welches Richter diesem in der Schweiz übergeben will. Doch dazu kommt es nicht mehr.

Bei einer vermeintlichen Routinekontrolle in Weil am Rhein wird das versteckte Geld gefunden. Es ist davon auszugehen, dass die Gestapo einen Tipp aus dem näheren Umfeld Richters erhalten hat. Richter wird verhaftet und in Lörrach inhaftiert.

Zwei Tage später erfährt die Familie von der Verhaftung. Sein Bruder Josef macht sich schnellstmöglich auf dem Weg nach Lörrach. Zu spät: In der Zelle findet Josef Richter nur noch die Leiche des Bruders. Offiziell heißt es zunächst „Selbstmord“, dann „Skiunfall“ und dann „auf der Flucht erschossen“. Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass nichts davon stimmt und Albert Richter von der Gestapo ermordet wurde.

Sonderbriefmarke der DDR zu Ehren Albert Richters (1965)
Sonderbriefmarke der DDR zu Ehren Albert Richters (1965)

Nazis wollen vergeblich Gedenken an Richter verhindern

Dem Nazi-Hetzblatt „Der Völkische ­Beobachter“ war der Tod des Radsportidols nur die Meldung „Heute rot – morgen tot.“ wert.  Auch der gleichgeschaltete Radsport reagierte im Magazin „Deutsche Radfahrer“ prompt: „Sein Name ist für alle Zeiten in unseren Reihen gelöscht.“. Doch hier irrte die braune Propaganda.

In der DDR wurde ein Kinderheim nach ihm benannt, zwei Radrennbahnen trugen seinen Namen und 1965 gab es eine Albert-Richter-Sonderbriefmarke.

Die Bundesrepublik tat sich wesentlich schwerer mit dem Gedenken. Im Jahr 1966 erstatte Ernst Berliner, der Trainer und Freund Richters, Anzeige gegen unbekannt im Zusammenhang mit Richters Tod. Das Verfahren wurde allerdings bereits 1967 ohne Ergebnis eingestellt.

Stolperstein vor dem Elternhaus Albert Richters, Bild: Nicola
Stolperstein für Albert Richter, Bild: Nicola

Erst mit ihren Recherchen zu ihrer 1998 veröffentlichten Richter-Biografie „Der vergessene Weltmeister“ sorgte die Historikerin und Journalistin Renate Franz dafür, dass Richter als Sportler wieder wahrgenommen wurde. Bereits seit 1996 trägt die Radrennbahn am Stadion seine Namen. Dort findet sich eine Bron­ze­ta­fel mit der In­schrift „Zum Ge­den­ken an Al­bert Rich­ter – Op­fer na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Un­mensch­lich­keit“. 

Die lebendigste Erinnerung an den Ausnahmesportler ist aber das jährliche Radrennen ihm zu Ehren. Start ist an der Sömmeringstraße in Ehrenfeld, wo Albert Richter aufwuchs.


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Kölsche Erfindungen, Teil I: Kölner Zucker, Kölner Teller, Kölner Ei, Kölner Brett

Kölsche Erfindungen: Kölner Zucker, Kölner Brett, Kölner Ei
Kölsche Erfindungen: Kölner Zucker, Kölner Brett, Kölner Ei

Klar – Köln ist innovativ. Es gibt zahlreiche Erfindungen aus der Domstadt. Dazu gehören weltbekannte Produkte wie Farinas Eau de Cologne, Motoren von Nikolaus Otto, aber auch kurioses Produkte wie Adenauers beleuchtetes Stopfei, seine Sojawurst oder sein spezielles Maisbrot.

Und dann gibt es noch ganz spezielle Erfindungen , die fest mit der Domstadt verbunden sind, zum Beispiel der Kölner Teller, der Zuckerwürfel, das Kölner Ei oder das Kölner Brett.


Der Zuckerwürfel

Die Schweizer, Holländer, Belgier, Tschechen und Franzosen behaupten, den Zuckerwürfel erfunden zu haben. Doch wir Kölschen wissen ganz genau, dass der Zuckerwürfel eine rheinische Erfindung ist. Der gebürtige Kölner Eugen Langen besaß zwar nicht das Patent zur Herstellung der süßen Würfel, dafür hat er aber ein besonderes Herstellungsverfahren entwickelt.

Die von ihm und Emil Pfeifer im Jahr 1870 gegründete Zuckerfabrik gibt es noch heute. Die Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG produziert auch die Marken „Kölner Zucker“ oder „Diamant Zucker“ und ist Deutschlands drittgrößter Zuckerproduzent.

Würfelzucker - das beste Verfahren zur Herstellung kommt aus Köln, Bild: Jan Mesaros
Würfelzucker – das beste Verfahren zur Herstellung kommt aus Köln, Bild: Jan Mesaros

Mein treuer Leser Kurt aus Nürnberg hat sich die Arbeit gemacht, die Patenschrift Eugens Langens „Improvements of Refining Sugar“ vom 24. März 1894 herauszusuchen.  Kurt scheibt, dass einige der alten deutschen Patentschriften über die Jahrzehnte verloren gegangen sind und oft nur noch in England oder den USA zu finden sind.

Englische Patentschrift "Improvements of Refining Sugar" vom 24. März 1894
Englische Patentschrift „Improvements of Refining Sugar“ vom 24. März 1894

Der Kölner Teller

Nein, der „Kölner Teller“ ist kein Sauerbraten oder „Decke Bunne met Speck“. Genau genommen sollte man ihn auch nicht davon essen, denn der Kölner Teller dient der Verkehrsberuhigung. Es handelt sich um eine etwa tellergroße Metallvorrichtung, die in die Straßen eingelassen wird. Den Effekt kennt ihr alle: Das Auto (oder auch das Fahrrad) werden ordentlich durchgeschüttelt und man fährt langsamer.

Neben dem Kölner Teller existieren auch noch weitere sogenannte „Bremsschwellen“ mit schönen Namen wie Krefelder Kissen oder Delfter Hügel. Der schönste Begriff dafür aber stammt aus dem englischen. Dort nennt man solche Vorrichtungen „Schlafender Polizist“ (sleeping policeman“).

Der Kölner Teller, Bild: Tilman Kluge, Creative Commons Lizenz 3.0
Der Kölner Teller, Bild: Tilman Kluge, Creative Commons Lizenz 3.0

Das Kölner Ei

Wenn ihr in der Nähe von Gleisen wohnt, werdet ihr diese Erfindung ganz besonders zu schätzen wissen: Das Kölner Ei. Dabei handelt es sich um zwei Metallteile, die durch ein Gummiplatte verbunden sind.

Unter die Schienen geschraubt, reduziert diese Konstruktion Schwingungen bei darüberfahrenden Zügen und macht diese somit wesentlich leiser. Die Gummiplatte ist oval, daher hat das Ei seinen Namen. Und wer hat es erfunden? Zwei findige Ingenieure der Clouth Gummiwerke in Nippes.

Das Kölner Ei, Bild: HReuter (CC BY-SA 4.0)
Das Kölner Ei, Bild: HReuter (CC BY-SA 4.0)

Das Kölner Brett

Darauf hatte die Welt gewartet: Eine spezielle Gardinenaufhängung, bei der die Röllchen der Gardinenaufhängung nicht zu sehen waren. Zu verdanken haben wir diesen optischen Genuss Hugo Bohn, den Firmeninhaber des Kölner Traditionsunternehmens Messing Müller.

Bohn hatte 1932 die Idee, ein zweites Brett im rechten Winkel vor eine Gardinenschiene zu schrauben. Dieser Sichtschutz ging in die Geschichte ein und wurde als „Kölner Brett“ besonders in den 1950/60er Jahren nicht nur in Köln sehr erfolgreich verkauft.

Das Kölner Brett, Bild: HReuter (CC BY-SA 4.0)
Das Kölner Brett, Bild: HReuter (CC BY-SA 4.0)

Die kölsche Innovationskraft wird auch in dem Imagefilm der Wirtschaftsförderung Köln angepriesen.  Hier schwimmen sogar Wale rund um den Dom.


In „Kölsche Erfindungen – Teil II“ geht es um weitere Kölner Erfindungen, z.B. dem Türschließer „Imperator“, die Schwebebahn und Afri Cola.


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Zurück zu den Wurzeln – der Rusemondachszoch im Stadion 

Rosenmontagszug auf dem Neumarkt, Gemälde von Simon Meister, Köln 1836
Rosenmontagszug auf dem Neumarkt, Gemälde von Simon Meister, Köln 1836

Bevor sich das Festkomitee Kölner Karneval dazu entschlossen hat, eine Friedensdemo statt des Rosenmontagszugs zu veranstalten, gab es die Idee, den Zoch 2022 im Müngersdorfer Stadion seine Runden drehen zu lassen. Anschließend sollten die Persiflagewagen an ausgewählten Plätzen entlang des eigentlichen Zugwegs ausgestellt. Die Idee: Dann kütt der Zoch nit zo dä Lück – dann kumme die Lück zum Zoch. Keine schlechte Idee, um den Corona-Bedingungen Rechnung zu tragen.

Auch der erste Zoch „nur“ im Kreis

Der Zoch im Stadion wäre ähnlich wie der erste gewesen. Der allererste Zoch ging an Rosenmontag auch nicht quer durch die Stadt, sondern rund um den Neumarkt. Dort feierten am 10. Februar 1823 insgesamt 15 Gruppen1Darunter die Roten Funken und das Reiterkops Jan von Werth. die „Die Thronbesteigung des Helden Carneval“. Heute unvorstellbar: Die Vorbereitungszeit betrug gerade mal zwei Wochen.

Auszug aus dem Programm des ersten Kölner Rosenmontagszuges vom 10. Februar 1823
Auszug aus dem Programm des ersten Kölner Rosenmontagszuges vom 10. Februar 1823

Das frisch gegründete Festkomitee hatte die Zeit genutzt und ein strenges, zwölf Paragraphen umfassendes, Reglement für diesen ersten Zoch verfasst. Genauso, wie es die gut organisierten preußischen Besatzer gerne sahen:

„Der in ganz Teutschland einstens so berühmte kölnische Carneval soll durch das Zusammenwirken mehrerer Verehrer alter Volksthümlichkeit in diesem Jahre durch einen allgemeinen Maskenzug erneuert und auch gefeiert werden. Die dabei zum Grunde gelegte Idee ist die Thronbesteigung Carneval’s gedacht als König des Volksfestes.“
§1 Ablaufplan Rosenmontag 1823

Neue Konzepte – und Rückbesinnung auf den leiseren Karneval

Nach dem immer „größer – weiter – lauter“ der vergangenen Jahre ist die Rückbesinnung des Karnevals auf die Wurzeln eine positive Entwicklung. Schade nur, dass es durch die notwendigen strikten Einlassregeln nicht mehr jedem Jeck möglich sein wird, einfach hinzugehen, sich an die Straße zu stellen und den Zoch zu sehen.

Und ich bin sicher, dass noch weitere kreative Ideen kommen, wie Karneval unter Corona-Bedingungen gefeiert werden kann. Es ist nur keine Auszeichnung für den kölschen Fasteleer, dass es für diese Kreativität erst einer weltweiten Pandemie bedarf.


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Das Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz in Dünnwald

Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz am ehemaligen Schießplatz Dünnwald, Bild: Uli Kievernagel
Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz am ehemaligen Schießplatz Dünnwald, Bild: Uli Kievernagel

„Was kann man besseres tun als den Krieg zu verraten.“

Jakob Brock wurde nur 23 Jahre alt. Der an der Ostfront eingesetzte Soldat hatte während eines Fronturlaubs im Februar 1945 geheiratet und deswegen einen Urlaubs-Verlängerungsantrag gestellt. Dieser Antrag wurde telefonisch bestätigt. Eine schriftliche Bestätigung kam aber in den Wirren der bevorstehenden Kriegsniederlage nie bei seinem Kommandeur an. Daher galt Jakob Brock als „Fahnenflüchtiger“. Ein Standgericht verurteilte Brock am 7. April 1945 zum Tode. Ein Erschießungskommando vollstreckte noch am gleichen Tag in Dünnwald das Urteil.

Jakob Brock wurde am 7. April 1945 erschossen. Er wurde nur 23 Jahre alt. Bild: Familie Jakob Brock
Jakob Brock wurde am 7. April 1945 erschossen. Er wurde nur 23 Jahre alt. Bild: Familie Jakob Brock

Ermordung von „Wehrkraftzersetzern“ oder „Fahnenflüchtigen“

Jakob Brock war einer der 23 Männer, die in einem Dünnwalder Schießstand und der nahegelegenen Kiesgrube als „Wehrkraftzersetzer“ oder „Fahnenflüchtige“ erschossen wurden. Der Jüngste unter ihnen war gerade 18 Jahre alt. Nur im Klingelpütz wurden noch mehr Soldaten ermordet: Durch das Fallbeil fanden dort etwa 70 Deserteure den Tod.

„Bis vor Kurzem hatten wir nur eine vage Idee, dass dort [in Dünnwald, Anm. d. Red.] Erschießungen stattgefunden haben“ sagte Karola Fings 2016 im Kölner Stadt-Anzeiger1https://www.ksta.de/koeln/wo-in-koeln-einst-soldaten-hingerichtet-wurden-sote-23465516. Die im Jahr 2016 stellvertretende Direktorin des NS-Dokumentationszentrums hatte bei spärlicher Quellenlage die Geschichte der Erschießungen in Dünnwald recherchiert.

Hinrichtungen in Dünnwald, Quelle: Jahresbericht 2014 des NS-Dokumentationszentrums Köln, Seite 100
Hinrichtungen in Dünnwald, Quelle: Jahresbericht 2014 des NS-Dokumentationszentrums Köln, Seite 100

Der Dünnwalder Schießplatz

Den Ort des Geschehens kannten viele Dünnwalder nur als „den Schießplatz“. Dieser wurde 1887 von der Preußischen Armee in der Kützeler Heide in Dünnwald angelegt. Auf sechs Schießbahnen mit bis zu 600 Meter Länge wurde Schießen geübt. Die Bahnen waren jeweils mit Erdwällen abgetrennt. Nur diese sind heute noch zu erahnen. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg musste die Anlage wegen der Bestimmungen des Versailler Vertrags stillgelegt werden.

Übungsschießen auf dem Dünnwalder Schießstand, Bilder: Werner Müller, Historisches Luftfahrtarchiv Köln
Übungsschießen auf dem Dünnwalder Schießstand, Bilder: Werner Müller, Historisches Luftfahrtarchiv Köln

Mit der Aufrüstung der Wehrmacht fanden dort ab 1936 wieder militärische Übungen statt. Ab Oktober 1940 wurden auf dem Schießplatz und in einer nahe gelegenen Kiesgrube die Exekutionen an den Deserteuren durchgeführt. Das dort Erschießungen stattgefunden hatten, war vielen Dünnwaldern unbekannt.

Stele als Denkmal

Zur Erinnerung an dieses finstere Kapitel wurde vor fast exakt einem Jahr, am 29. September 2019, ein Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz am ehemaligen Schießplatz Dünnwald eingeweiht. Die Initiative dafür hatten Dünnwalder Vereine und Einzelpersonen ergriffen. Die Aufstellung der Stele wurde von der Bezirksvertretung Mülheim einstimmig, bei Enthaltung von drei Stimmen aus der CDU-Fraktion, beschlossen.

Unter Federführung des NS-Dokumentationszentrums wurden Ruedi und Vera Baur beauftragt, dieses Denkmal zu errichten. Die beiden Künstler hatten bereits 2009 das Deserteurdenkmal am Appellhofplatz errichtet. Das Denkmal, so die Historikerin Fings, soll „die Geschichte der Militärjustiz erhellen, wobei wir den Schwerpunkt auf die Opfer legen.“ Entstanden ist eine schlanke Stele mit einem Zitat des ehemaligen Wehrmachtsdeserteurs Ludwig Baumann:
„Was kann man Besseres tun als den Krieg verraten.“

Erinnerung an Deserteure dringend notwendig

Die letzten NS-Urteile gegen Kriegsdienstverweigerer, Wehrkraftzersetzer, Wehrmachtdeserteure und Kriegsverräter wurden erst 2009 vom Deutschen Bundestag für nichtig erklärte. Nach dem Kriegsende galt diese Gruppe als Feiglinge oder Verräter, die Angehörigen wurden oft diskriminiert und erhielten keine Hinterbliebenenrenten.

Die junge Witwe von Jakob Brock erfuhr erst nach der Erschießung vom Tod ihres Mannes. Seine erst im November 1945 geborene Tochter hat ihren Vater nie kennenlernen können.


Stolperstein zur Erinnerung an Jakob Brock, Bild: Familie Jakob Brock
Stolperstein zur Erinnerung an Jakob Brock, Bild: Familie Jakob Brock

Ein Stolperstein zur Erinnerung an Jakob Brock

Am 18. Oktober 2022 wurde zur Erinnerung an Jakob Brock ein Stolperstein in der Neunkircher Straße 6 in Ostheim verlegt. Dort hatte Jakob Brock mit seiner Frau gelebt. Vielen Dank an Heike Mörs, eine Enkelin von Jakob Brock. Sie hat mir das Bild des Stolpersteins zur Verfügung gestellt.

Außerdem erinnert der „Jakob-Brock-Weg“ an am 7. April 1945 erschossenen Jakob Brock.


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„Neugierig war des Schneiders Weib“ – Die Kölner Heinzelmännchen

Der Heinzelmännchenbrunnen direkt vor dem Brauhaus Früh, Bild: Berthold Werner, Berthold Werner / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
Der Heinzelmännchenbrunnen direkt vor dem Brauhaus Früh, Bild: Berthold Werner, Berthold Werner / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

„Wie war zu Cölln es doch vordem,
mit Heinzelmännchen so bequem!“

Podcast Heinzelmännchen 17

Es müssen wunderbare Zeiten in Kölle gewesen sein

Der Kölner an sich zeichnet sich nicht durch seinen großen Fleiß aus. Eher gemütlich ein Kölsch trinken als hektisch arbeiten lautet die Devise in unserer Stadt. Dies zeigt sich auch darin, wie der Kölsche tanzt: Bequem eingehakt wird geschunkelt. Das bezeichnet der Kölsche bereits als „Tanz“. Und das am liebsten im Sitzen. Könnte sonst ja anstrengend sein.

Aber: Der Kölner hatte auch allen Grund dazu, faul zu sein. Denn trotz seiner Faulheit wurden – zumindest früher – alle Arbeiten zuverlässig erledigt. Zu verdanken hatten wir dies den Heinzelmännchen. Kleine Zwerge oder Wichtel, die nachts in die Werkstätten kamen und die gesamte Arbeit erledigten, während der Kölsche selig in seinem Bettchen schlief:

„Da kamen bei Nacht,
Ehe man’s gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten
Und rupften
Und zupften
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten …
Und eh ein Faulpelz noch erwacht, …
War all sein Tagewerk … bereits gemacht!“

Während der Kölner schläft, sind die Heinzelmännchen fleißig (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking
Während der Kölner schläft, sind die Heinzelmännchen fleißig (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking
Fleißige Heinzelmännchen – faule Kölner

Die erste Erwähnung der fleißigen Heinzel stammt von Ernst Weyden (1805–1869). Der Kölner Schriftsteller veröffentlichte 1826 unter dem Titel „Cöln’s Vorzeit“ eine Erzählung über die Heinzelmännchen:

„Es mag noch nicht über fünfzig Jahre seyn, daß in Cöln die sogenannten Heinzelmännchen ihr abentheuerliches Wesen trieben. Kleine nackende Männchen waren es, die allerhand thaten, Brodbacken, waschen und dergleichen Hausarbeiten mehrere; so wurde erzählt; doch hatte sie Niemand gesehen.“

Die fleißigen Heinzelmännchen backen Brot (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking
Die fleißigen Heinzelmännchen backen Brot (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking

Bekannt wurde die Sage aber erst zehn Jahre später durch die Ballade „Die Heinzelmännchen zu Köln“, geschrieben von dem in Berlin lebenden Breslauer August Kopisch (1799–1853). In insgesamt acht Versen erzählt Kopisch von den Taten der Heinzelmännchen – und den eher faulen Kölnern:

„Denn, war man faul: … man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich.“

Es muss das Paradies gewesen sein. Alle Arbeit wurde erledigt und der Kölsche konnte sich dem widmen, was er am besten kann: Einfach mal nichts tun. Wer oder was in der Nacht die Arbeit erledigt, war unbekannt und dem Kölner herzlich egal. Hauptsache, morgens war das Brot gebacken, das Schwein geschlachtet und verwurstet oder das Haus gebaut.

Die Heinzel verarbeiten ein Schwein zu Wurst (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking
Die Heinzel verarbeiten ein Schwein zu Wurst (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking
Die Heinzelmännchen bauen ein Haus (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking
Die Heinzelmännchen bauen ein Haus (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking
Das Problem: Eine neugierige Frau

Das hätte auch noch bis heute so weitergehen können – wenn nicht das Weib des Schneiders gewesen wäre. Die neugierige Dame wollte unbedingt wissen, wer denn so eifrig in der Nacht arbeitet. Daher streute sie Erbsen auf der Treppe aus, die hinauf zur Schneiderstube führte. Und als die Heinzel nachts kamen, fielen Sie über die Erbsen die Treppe runter. Die Dame entzündet eine Lampe und sieht die übereinanderliegenden Heinzelmännchen:

„Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht,
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
Eins fähret nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! – verschwinden all!“

Und das war es! Die Heinzelmännchen verlassen Köln und ab sofort müssen die Kölschen wieder selber arbeiten:

„O weh! nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!“

Der Heinzelmännchenbrunnen zeigt den Fleiß der Heinzel

Mit dem Heinzelmännchenbrunnen wurde den fleißigen Helfern ein Denkmal gesetzt. Direkt vor dem Brauhaus Früh wird dort gezeigt, wie fleißig die Heinzel waren: Sie backen Brot, bauen Häuser, keltern Wein – alle Arbeiten, die der Kölner nicht so gerne erledigt, weil sie ja anstrengend sind. Und sehr prominent, auf der Spitze des Brunnens, sieht man des Schneiders Weib, neugierig mit der Lampe die gesamte Szene ausleuchten.

„Neugierig war des Schneiders Weib“ (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking
„Neugierig war des Schneiders Weib“ (Detailansicht des Heinzelmännchenbrunnens), Bild: Raimond Spekking

Hätte die Dame doch mal in Neugierde in Zaum gehalten. Dann würden heute noch die Heinzelmännchen alle Arbeiten erledigen und solche Desaster wie bei der Oper oder U-Bahnbau wären uns erspart geblieben.


Allegorie auf die bürgerliche Gesellschaft

Eine ganz andere Interpretation des Gedichts liefert der Autor Andreas Platthaus. Im Katalog zu einer Kopisch-Ausstellung in Berlin (2015) sieht Platthaus die Heinzelmännchen-Ballade als bittere Allegorie auf die bürgerliche Gesellschaft in der industriellen Revolution: Die „kleinen Leute“ arbeiten und schuften, um das Wohlergehen der wohlhabenden Industriellen, Händler und Bankiers zu sichern.

Wer meint, das wäre längst überwunden: Nein. In unserer Gesellschaft besitzen die reichsten zehn Prozent mehr als die Hälfte des Vermögens. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung hat dagegen nur einen Anteil von 1,3 Prozent am Vermögen. Und schuftet wie die Heinzelmännchen.


Schwarzarbeiter aus den Bergwerken

Eine andere, aber eher umstrittene, Interpretation ist die Herleitung über die sogenannten „Heinzemenschen“. Dabei handelt es sich um kleinwüchsige Menschen oder Kinder, die in den Bergwerken dafür sorgten, dass einströmendes Grundwasser zu Tage gefördert wurde. Dies geschah aus reiner Muskelkraft, mit Ledereimern die in einer Menschenkette weitergebeben wurden. Gekleidet waren diese Heinzemenschen mit einem ausgepolsterten, in einer Spitze endenden Zipfelmütze und einer Schulterschürze. Diese sollten vor Steinschlag schützen.

Mit der Erfindung von mechanischen Pumpen Anfang des 16. Jahrhunderts wurden die Heinzemenschen arbeitslos und drängten in die Städte. Dort soll sich ein „Schwarzarbeitsmarkt“ entwickelt haben: Handwerksmeister konnten, wegen der strengen Regeln der Handwerkerzünfte, ungelernte Helfer nur heimlich beschäftigen. Daher sollen die Heinzemenschen nachts illegal gearbeitet haben und somit Kopisch, der selber aus einer Bergbauregion stammte, die Grundlage für die Heinzelmännchen-Sage geliefert haben.


Der Heinzelmännchenbrunnen ist fester Bestandteil der Lotsentour Innenstadt. Kommt mal mit und wir schauen uns den Brunnen gemeinsam an.


Brunnen in Köln
Brunnen in Köln

Neben dem Heinzelmännchenbrunnen haben wir auch andere Brunnen in Köln:


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59 Sekunden Bewegung – sieben Minuten Pause: „Licht und Bewegung“ von Otto Piene

Installation "Licht und Bewegung" von Otto Piene. Leider seit vielen Jahren ohne Licht und Bewegung, Bild: Raimond Spekking
Installation „Licht und Bewegung“ von Otto Piene. Leider seit vielen Jahren ohne Licht und Bewegung, Bild: Raimond Spekking

59 Sekunden Bewegung – sieben Minuten Pause –
59 Sekunden Bewegung – sieben Minuten Pause –
59 Sekunden Bewegung – …

In genau diesem Takt rotierten einst die Kugeln des Kunstwerks „Licht und Bewegung“ auf der Hohe Straße. Doch am ehemaligen Wormland-Haus dreht sich schon lange nichts mehr. Weder „Licht“ noch „Bewegung“ sind zu erkennen. Wenn überhaupt einer der Passanten mal den Blick nicht auf die austauschbaren Auslagen in den Allerwelts-Schaufenster der Kölner Einkaufsmeile wirft sondern nach oben schaut, dann denkt man nur: „Huch – sind hier Außerirdische gelandet?“

Stiftung von Modeunternehmer Theo Wormland

Dabei steht man vor einem der wichtigsten Kunstwerke in der Kölner Innenstadt. 1966 hat der Künstler Otto Piene (* 18. April 1928, † 17. Juli 2014) diese Plastik geschaffen. Piene gilt als ein Wegbereiter der Lichtkunst und hatte damals im Auftrag des Modeunternehmers und Kunstsammler Theo Wormland „Licht und Bewegung“ an der Kölner Filiale der Modekette Wormland installiert.

Piene verkleidete das Modegeschäft mit einzelnen Platten aus Edelstahl. Dabei sind die diese Platten so beschaffen, dass sie das einfallende Licht stark reflektieren. Zusätzlich brachte Piene verschiedene runde Elemente an. Mit ein wenig Phantasie erinnert diese Installation an das Sonnensystem.

Dieses Kunstwerk ist noch heute, obwohl stark verschmutzt, beindruckend. Aber wie beindruckend muss es gewesen sein, als sich die einzelnen Elemente noch bewegt haben und auch selber gestrahlt haben? „Die Kugeln rotierten erstaunlich schnell“, so die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner in einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers im Juli 2015. „Das Ganze erinnert an ein Feuerrad, das um seine eigene Achse jagt“, so Schock-Werner. Tagsüber strahlte das ganze Haus und spiegelte die Sonne, nachts fiel das Licht direkt aus den sich drehenden Kugeln.

Detailansicht "Licht und Bewegung" von Otto Piene, Bild: Uli Kievernagel
Detailansicht „Licht und Bewegung“ von Otto Piene, Bild: Uli Kievernagel

Viele Dinge dauern in Kölle immer länger

Doch bis es soweit ist, dass wir diesen dynamischen Effekt von „Licht und Bewegung“ wieder bestaunen dürfen, wird es wohl noch länger dauern. Obwohl Barbara Schock-Werner bereits 2015 das Heft in die Hand genommen und versprochen hat, aufs Tempo zu drücken, ist wenig passiert. Dabei sollte es nur an einem defekten Steuerungselement für die Bewegung liegen. Das ist allerdings auch bereits wieder fünf Jahre her. Wir sind halt in Kölle! Da dauern Dinge, die nichts mit Karneval oder dem EffZeh zu tun haben, schon mal etwas länger.

Tatsächlich erschwerte aber auch ein Eigentümerwechsel die Aktivitäten. Die Wormland-Stiftung verkaufte zwischenzeitlich die Immobilie und der neue Besitzer des denkmalgeschützten Hauses erwarb selbstverständlich auch gleichzeitig die Plastik. Seitdem stehen die Reparaturarbeiten still.

"Licht und Bewegung" von Otto Piene, Bild: Uli Kievernagel
„Licht und Bewegung“ von Otto Piene, Bild: Uli Kievernagel

Neuer Anlauf – doch das Geld fehlt

Doch noch müssen wir die Hoffnung nicht aufgeben. Das Architekturbüro Pannhausen + Lindener ist mit dem mit dem Ausbau des Ladenlokals beauftragt worden. Die Architektin Claudia Pannhausen will auch in einem Zug das Kunstwerk sanieren. Geplant ist die Instandsetzung der Motoren und eine Umstellung auf moderne LED-Technik. Das Problem: Es fehlt an Geld. Daher sollen Spenden der Kölner wieder „Licht und Bewegung“ in das Kunstwerk bringen. Außerdem wird ein Sachspender für den Strom gesucht. An dieser Stelle ein freundlicher Gruß an die RheinEnergie: Habt ihr das gelesen?


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Kölsche Wörter: knüsselich

Kölle ist leider an vielen Stellen knüsselich. Hier besonders schön: Das rote Schild. Bild: Uli Kievernagel
Kölle ist leider an vielen Stellen knüsselich. Hier besonders schön: Das rote Schild „Kein Stellplatz für Sperrmüll“, Bild: Uli Kievernagel.

Zugegeben – unsere Stadt ist leider an vielen Stellen (ehrlicherweise fast überall, bis auf Marienburg) jet knüsselich. Dieses kölsche Wort bedeutet ungepflegt, dreckig, ungewaschen oder unordentlich.

„Wat mäht dann dä knüsselije Lappe he?“ beschreibt zum Beispiel den dreckigen Spüllappen. Aber auch Menschen können knüsselich sein. Über die Aussage „Nä, dat Billa is jo uch jet knüsselisch.“ wird sich besagte Billa wohl kaum freuen. So wird Billa auch als Knüselskopp bezeichnet.

Mit dem Substantiv „Knüsel“ beschreibt man schlichtweg Dreck, Unrat. Dies betrifft zum Beispiel herumliegenden Müll. Und der Kölner nimmt es mit der Ordnung ja nicht so genau: Obwohl die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) der Stadt Köln auf Bestellung kostenlos Sperrmüll zu Hause abholen, schmeißen die Kölner trotzdem ihr Jedöns einfach auf die Straße. So kamen im Jahr 2019 etwa 3.000 Tonnen Müll auf wilden Müllkippen in der Stadt zusammen. Die Beseitigung dieses Mülls kostet mehr als 9 Millionen Euro im Jahr. Jede Menge Fotos dieses Knüsels hat die Facebook-Seite „Köln – unsere geliebte Stadt versinkt im Dreck“ gesammelt.

Müll in Merheim, Bild: Ralf Anton, @wirliebenunserestadt
Müll in Merheim, Bild: Ralf Anton, @wirliebenunserestadt

Die drei dreckigsten Städte: Calcutta, Constantinopel und Cologne

Leider hat der der Knüsel in Köln Tradition. Im 19. Jahrhundert war bekannt, dass die drei dreckigsten Städte der Welt mit C anfangen: Calcutta, Constantinopel und Cologne.

Aber auch heute noch bietet die Stadt so viel Knüsel, dass es dem Emons-Verlag eine eigene Ausgabe des Magazins „Klatsch! Klartext für Köln“ unter dem Titel „Köln. Die Stadt und der Dreck“ wert ist.

An allen Ecken & Enden Knüsel, hier: Richard-Wagner-Straße, Bild: @wirliebenunserestadt

Das Fazit der Autoren: Ja, Köln hat Probleme mit seinem Erscheinungsbild. Aber es gibt Hoffnung: Noch ist Köln nicht an den Knüsel verloren. Auch, weil es Menschen wie Eva Pollmeier oder die K.R.A.K.E. (Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit) gibt, die einfach anfangen, Müll zu sammeln und nicht nur darüber reden.


Das Wort knüsselisch darf übrigens auf keinem Fall mit üsselisch verwechselt werden, denn üsselisch beschreibt nasskaltes Wetter.


Ein großes DANKE an die Facebook-Gruppe „Köln – unsere geliebte Stadt versinkt im Dreck“, deren Bilder ich für dieses Köln-Ding der Woche verwenden dufte.


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Ja ist denn heute schon Weihnachten?

Weihnachtsmarkt in Köln, Bild: Rike / pixelio.de
Weihnachtsmarkt auf dem Heumarkt, Bild: Rike / pixelio.de

Es sind nur noch 116 Tage1heute ist der 30. August 2020 bis Weihnachten. Und noch viel weniger Tage, bis die vielen Weihnachtsfeiern der Betriebe und Vereine starten. Das merke ich auch an den zahlreichen Anfragen, die ich in den letzten Tagen zu möglichen Führungen im November/Dezember bekommen habe.  

Denn: Im Jahr 2020 ist auch mit den Weihnachtsfeiern alles ganz anders.  Nachdem sogar die großen Weihnachtsmärkte abgesagt wurden, kann heute niemand exakt absehen, wie eine Weihnachtsfeier in Corona-Zeiten aussehen wird. 

Weihnachtsfeier in geschlossenen Räumen könnte kritisch werden 

Die Corona-Regeln für Weihnachtsfeiern in einem Restaurant oder sonstigen geschlossenem Räumen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr streng sein. Da ist es für alle besser, sich draußen zu bewegen und stattdessen eine weihnachtlich-kölsche Stadtführung zu planen oder auf kölsche Art Weihnachts-Bosseln zu gehen.  

Einfach draußen, an der frischen Luft mit Spaß, Geselligkeit und weihnachtlichem Flair. Daher biete ich dieses Jahr zwei ganz spezielle Weihnachts-Touren an. 

Variante „Kölsche-Weihnachtsfeier-Tour“

Bei bunten Lichtern über uns erkunden wir gemeinsam das weihnachtliche Köln. Mit kölschen Gedichten und Geschichten zur Weihnacht fangen wir den Zauber der Stadt in der Adventszeit ein.

  • Weihnachtlicher Rundgang durch die Stadt, ca. zwei Stunden
  • Maximale Teilnehmerzahl: 25 Personen
  • Kosten: 14 Euro / Person
Weihnachtliche Stimmung mit den Heinzelmännchen auf dem Weihnachtsmarkt "Heinzels Wintermärchen", Heumarkt
Weihnachtliche Stimmung mit den Heinzelmännchen auf dem Weihnachtsmarkt „Heinzels Wintermärchen“, Heumarkt

Variante „Weihnachts-Bosseln auf kölsche Art“

Das beliebte „Kölsche Bosseln“ in der Weihnachts-Variante mit Glühwein, Lebkuchen, Spekulatius und viel Spaß. Ideal für Vereine, Abteilungen oder Unternehmen, die etwas Abwechslung mögen.

Das „Kölsche Bosseln“ ist ein als Sport getarnter Spaß. Dabei teilt man sich in zwei oder mehr Gruppen auf und wirft eine Kugel auf einer festgelegten Strecke mit dem Ziel, möglichst weit zu kommen, ohne dass die Kugel vom Weg abkommt. Welche Gruppe mit den wenigsten Würfen ein Ziel erreicht, hat gewonnen. Und dann geht es wieder von vorne los. 

Wir bosseln im Park, alle Abstandsregeln werden eingehalten.

  • Aktive Mitmach-Tour im Park
  • Dauer: etwa 2 -3 Stunden
  • Maximale Teilnehmerzahl: 20 Personen
  • Kosten: 20 Euro / Person inkl. Glühwein, Wasser, Apfelschorle, Lebkuchen und Spekulatius (auf Anfrage auch gerne mit Kölsch und/oder Wein gegen Aufpreis)

Ich freue mich über eure Anfragen zu den speziellen Weihnachtstouren.


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Der „Ruhende Verkehr“

Der "Ruhende Verkehr" von Wolf Vostell auf dem Hohenzollernring, Bild: VollwertBIT / CC BY-SA
Der „Ruhende Verkehr“ von Wolf Vostell auf dem Hohenzollernring, Bild: VollwertBIT / CC BY-SA

„Autogerechte Städte“ waren Anfang der 1960er Jahre das Maß aller Dinge. Die Stadtarchitektur vieler deutschen Städte war vollständig an den Interessen des motorisierten Individualverkehrs orientiert. Ein wesentlicher Wegbereiter dieser Idee war der Architekt Hans Bernhard Reichow, der 1959 das Buch „Die autogerechte Stadt – Ein Weg aus dem Verkehrs-Chaos“ veröffentlicht hat.

Man kann also sagen, dass Reichow auch ein Teil der Verantwortung dafür trägt, dass die Stadtplanung unserer Stadt maßgeblich an den Bedürfnissen der Autofahrer ausgerichtet ist. Ein berüchtigtes Beispiel dafür ist der Bau der Nord-Süd-Fahrt, welche nach zehnjähriger Bauzeit 1974 fertiggestellt wurde.

Der ruhende Verkehr nervt

In Köln sind etwa 550.000 Kraftfahrzeuge zugelassen, darunter etwa 476.000 PKWs 1zusätzlich 33.000 LKWs und 38.000 Motorräder, Quelle: Stadt Köln. Und diese vielen Autos müssen auch irgendwo abgestellt werden. In der Fachsprache ist das der „ruhende Verkehr“. Und dieser ruhende Verkehr nervt:

  • Alles ist zugeparkt, Gehwege werden zu Schneisen zwischen den Autos, Fahrradfahrer zu Slalom-Fahrern.
  • Die Feuerwehr hat regelmäßig Probleme, an im Parkverbot geparkten Autos vorbeizukommen.
  • Und wenn man selber Teil des ruhenden Verkehrs werden will, dreht man ewig lang seine Runden um den Block bei der Suche nach einem Parkplatz.

Alles nicht neu! Den Ärger um den „ruhenden Verkehr“ gibt es bereits seit Ewigkeiten.

Ein einbetonierter Opel Kapitän

Den kreativsten Umgang damit zeigte der Künstler Wolf Vostell (* 14. Oktober 1932, † 3. April 1998). Vostell war Maler, Bildhauer und Happeningkünstler. Ein wesentliches Merkmal seiner Werke war das Einbetonieren. Und so staunten die Kölner nicht schlecht, als Vostell am 4. Oktober 1969 mit seinem Opel Kapitän auf der Domstraße vorfuhr und das Auto mit laufendem Motor und angeschaltetem Radio einbetonierte.

Einen solchen Opel Kapitän (Modell P 2,6 / Baujahr 1960) betonierte Vostell ein, Bild: Guido Radig / CC BY
Einen solchen Opel Kapitän (Modell P 2,6 / Baujahr 1960) betonierte Vostell ein, Bild: Guido Radig / CC BY

Ein großer Betonmischer kippte tonnenweise Frischbeton in die vorbereite Verschalung über das Auto. Ein Dokumentarfilm zeigt diese Aktion und auch die Aufregung der Passanten. Ein Mann, mit hörbar kölschen Einschlag in der Stimme, meint in dem Film dazu: „Ich würde sagen, grober Unfug ist noch zu glimpflich ausgedrückt. Stell dir vor, dass würde jeder machen, der ein paar Mark in der Tasche hat … wie es in einem Jahr in Köln aussähe.“ Vostell hatte sein Ziel erreicht: Der „Ruhende Verkehr“, so der Name des Kunstwerks, war mit einem Schlag mitten in der Diskussion.

Doch der Künstler hatte die Rechnung ohne die Stadt Köln gemacht. Die zweckentfremdete Nutzung von Parkraum wurde von Ordnungsamt geahndet und das tonnenschwere Kunstwerk nach etwa drei Wochen in der Domstraße auf den Neumarkt verfrachtet. Dort sollte ein (nie realisierter) Skulpturenpark aufgebaut werden. Doch die Reise des einbetonierten Autos war noch lange nicht vorbei. Der Betonklotz, der rudimentär die ursprünglichen Form des einbetonierten Autos zeigt, wurde in Paris und in Berlin ausgestellt.

Mittelstreifen statt regulärer Parkplatz

Mittlerweile steht der „Ruhende Verkehr“ auf dem Mittelstreifen des Hohenzollernrings. Ein äußerst schlechter Platz, denn Vostell wollte ausdrücklich einen Parkplatz besetzen. „Das eingefrorene Auto“, so Vostell, „mitten zwischen anderen, noch verkehrstüchtigen Autos.“. Doch jetzt umflutet der Verkehr den Betonklotz.

Aber im März 2022 ist Bewegung in diese Diskussion gekommen. Die Bezirksvertretung Innenstadt hat auf Initiative der Grünen-Fraktion beschlossen, die Plastik auf eine Parkplatz unweit des aktuellen Standorts zu versetzen. Genau, wie Vostell es mit dem „Ruhenden Verkehr“ ausdrücken wollte.  Doch seit Dezember 2023 ist klar, dass das Kunstwerk an seinem Standort mitten auf den Ringen verbleiben wird: Der geplante Parkplatz auf der Hahnstraße sei schlicht zu schmal

Ävver mer sin in Kölle. Also mal abwarten …


Vostell Plastik "Concrete Traffic" in einem Parkhaus der Universität Chicago, Bild: University of Chicago
Vostell Plastik „Concrete Traffic“ in einem Parkhaus der Universität Chicago, Bild: University of Chicago

Besser platziert ist die Vostell-Plastik „Concrete Traffic“ auf dem Campus der University of Chicago. Ein einbetonierter Cadillac steht dort seit 2016 auf einer regulären Parkfläche in einem öffentlichen Parkhaus.


Hommage "Ruhender Verkehr" (Wolf Vostell), eine einbetonierte Mercedes A-Klasse von Cornel Wachter, Bild: Leonce49 / CC BY-SA 2.0
Hommage „Ruhender Verkehr“ (Wolf Vostell), eine einbetonierte Mercedes A-Klasse von Cornel Wachter, Bild: Leonce49 / CC BY-SA 2.0

Der Kölner Künstler Cornel Wachter betonierte – als Hommage an Vostell – 2007 seine Mercedes A-Klasse ein. Dieses Werk steht heute vor dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn.


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Drei Kronen und elf Hermelinschwänze: Das Kölner Wappen

Wappen der Stadt Köln um 1500, hier noch mit Löwe und Greif
Wappen der Stadt Köln um 1500, hier noch mit Löwe und Greif

In den Souvenir-Läden rund um den Dom wird mehr Kölle-Jedöns von den Kölschen als von den auswärtigen Touristen gekauft. Der Kölner an sich liebt seine Stadt und bringt das auch zu Ausdruck, indem er seine Wohnung mit Dom-Aschenbechern oder Rhein-Platzdeckchen und sich selbst mit rud-wießen Ringel-Shirts verschönert. Und nirgendwo darf dabei unser Wappen fehlen.

So tragen auch selbstverständlich das Dreigestirn, jede Menge Gebäude, viele Ausflugsschiffe auf dem Rhein, Fenster im Dom und sogar Lukas Podolski1als Tätowierung auf dem Oberarm stolz unser Wappen. Doch was stellt unser Wappen dar? Höchste Zeit für eine Aufklärung!

Die Farben der Hanse

Zunächst muss man unterscheiden zwischen dem „Kleinen Stadtwappen“ und dem Wappen der kreisfreien Stadt Köln. Das „Kleine Stadtwappen“ ist das, was wir in der Regel als Wappen kennen: Drei goldene Kronen und elf Tränen/Flammen/Tropfen in rot & weiß.

Das Kölner Wappen mit den Kronen der Heiligen Drei Könige und den elf Hermelinschwänzen. Bild: Stadt Köln
Das Kölner Wappen mit den Kronen der Heiligen Drei Könige und den elf Hermelinschwänzen. Bild: Stadt Köln

Aufmerksame Leser des „Köln-Ding der Woche“ wissen natürlich Bescheid: Die Kronen stehen für die Heiligen Drei Könige und die Tränen, Flammen oder Tropfen sind eigentlich Hermelinschwänze und stehen für unsere Stadtpatronin, die Heilige Ursula.

Rot und weiß sind die Farben der Hanse. Aus diesem etwa Mitte des 12. Jahrhunderts als Zusammenschluss von Kaufleuten zur Förderung des Handels gegründeten Bündnis entstand ein übergreifender Städtebund. In der Blütezeit der Hanse von ungefähr 1250 bis 1400 war Köln eine der wichtigsten Hansestädte.

Das "Große Wappen" von Köln
Das „Große Wappen“ von Köln

Das Wappen der kreisfreien Stadt Köln

Das kleine Stadtwappen wird im „Großen Wappen der Stadt Köln“ von einem doppelköpfigen Adler eingefasst. Die beiden Adlerköpfe stehen für die kaiserliche und die königliche Macht, daher tragen die Adler auch Zepter und Schwert. Damit wird an die Zeit im Mittelalter erinnert, in der Köln zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte. Die zwei Adlerköpfe stehen für den römischen Kaiser, der zugleich der deutsche König war. Das Kölner Wappen gibt es in dieser Form bereits seit mehr als 700 Jahren mit nur leichten Anpassungen, so war bis um 1550 die heute weiße Fläche silbern.

Bienen statt Kronen

1794 wurde Köln von den Franzosen besetzt. Im Jahr 1812 verlieh auch niemand geringeres als Napoleon Bonaparte der Stadt den Titel „Stadt erster Ordnung“. Diese Städte wurden auch als „Gute Städte des französischen Kaiserreiches (Bonnes villes de l’Empire français)“ bezeichnet.

Napoleon verleiht der Stadt ein Wappen mit drei Bienen
Napoleon verleiht der Stadt ein Wappen mit drei Bienen

Mit der Ehrung als „Stadt erster Ordnung“ bekam Köln auch ein neues Wappen mit der Biene, dem Emblem Napoleons, im Wappen. Das Kölner Wappen französischer Prägung zeigte daher drei goldene Bienen und wurde von einem Kranz umrahmt, welcher rechts aus Olivenzweigen und links aus Eichenzweigen bestand. Quer darüber liegt ein Merkurstab, welcher als Symbol des römischen Gottes Merkur für den Handel steht.

Ab 1815 wurde Köln Teil des Königreichs Preußen und man kehrte zum gewohnten Wappen mit Kronen und Hermelinschwänzen in rot & weiß zurück.

Das Wappen mit der Karl-Küpper-Gedenktafel im im Gürzenich, Bild: Gestalteratelier Werner Blum, www.gestalteratelier.de

Meine Lieblingsversion unseres Wappens befindet sich im Gürzenich: Diese Version stellt eine Bütt dar und eine der drei Kronen steht schräg – als Erinnerung an den unangepassten Karnevalisten Karl Küpper.

Geht da mal hin und schaut euch das an.


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