Nur ein kleines Mädchen mit einer Blockflöte. Ganz alleine im riesigen Kölner Dom. Und die Melodie kommt einem auf Anhieb bekannt vor. Leise singt man mit:
„Du bess die Stadt, op die mer all he stonn
Du häs et uns als Pänz schon aanjedonn
Du häs e herrlich Laache em Jeseech
Du bess die Frau, die Rotz un Wasser kriesch“
Dann stimmt die Orgel in die Melodie ein. Laut erklingen die Töne in der lichtdurchfluteten Kathedrale. Organist Winfried Bönig spielt an der großen Orgel und wir sehen den Dom aus bisher unbekannten Perspektiven. Ein sehr sehenswertes Video – nicht nur für Kölner.
Kein urkölsches Lied – aber auch kein urschottisches Lied
Die Kölschen kennen das Lied als „Du … bess die Stadt“ von den Bläck Föös. Die Kultband hat das Lied auf Kölsch gecovert. Im Original handelt es sich um „Highland Cathedral“ und wurde speziell für den Dudelsack komponiert. Und auch wenn selbst die Schotten glauben, dass es sich um ein uraltes schottisches Volkslied handelt, liegen diese falsch: „Highland Cathedral“ stammt aus den 1980ern und wurde von den beiden Deutschen Ulrich Roever und Michael Korb 1982 komponiert. Die Schotten sind so verrückt nach diesem Lied, dass es sogar schon als schottische Nationalhymne vorgeschlagen wurde.
Dudelsacklänge im Dom
Im Dom spielt die Orgel weiter majestätische Töne, für uns Kölsche klingt es nach
„Du bess die Stadt am Rhing, däm jraue Strom
Du bess verlieb en dinge staatse Dom“
Plötzlich erklingen dann auch Dudelsacktöne. Erstaunt schaut man sich um – doch es ist kein Dudelsackspieler zu sehen. Domorganist Winfried Bönig erklärt dies im Interview des Domradios so: „Es gibt bestimmte Orgelregister, die ähnlich gebaut sind wie der Dudelsack. Das sind alles Blasinstrumente: Egal, ob ich das jetzt mit dem Mund blase oder ob die Orgel das mit dem Blasebalg macht. Deswegen kann man das sehr gut imitieren.“
Die Kamera fährt vorbei am Richter-Fenster. Die Quadrate im Fenster werfen bunte Lichteffekte in den Dom.
„Du bess en Jungfrau un en ahle Möhn
Du bess uns Stadt un du bess einfach schön.“
Wer will da schon widersprechen?
Das kleine Mädchen mit der Blockflöte ist übrigens die Tochter von Domorganist Bönig. Das Video wurde am frühen Morgen gedreht, bevor der Dom für die täglich 20.000 – 30.000 Besucher geöffnet wird.
Highland Cathedral – fast 900 Versionen
Das vermeintlich urschottische Lied „Highland Cathedral“ hat es weit gebracht: Unter anderem wurde es gespielt, als am 30. Juni 1997 der letzte britische Gouverneur bei der Übergabe von Hongkong an die Volksrepublik China die britische Flagge einholen ließ. Die Pop-Sängerin Madonna heiratete im Jahr 2000 zu den Klängen dieses Lieds den Filmregisseur Guy Ritchie.
Die Website „Highland Cathedral – Das Original“ berichtet von insgesamt 882 Varianten dieses Songs. Eine sehr eindrucksvolle Variante spielt auch das „Orchester der Nationen“ auf der Bremer Musikschau der Nationen.
Version des Trinidad and Tobago Defence Force Steel Orchestra
Eine ganz besondere Version des Titel wurde vom Trinidad and Tobago Defence Force Steel Orchestra eingespielt. Sensationelle Klänge, absolut hörenswert.
Feierstunde im schottischen Parlament
Im Jahr 1999 wurde das schottische Parlament in Edinburgh eröffnet. Zur Feierstunde dieses Geburtstags am 28. September 2024 war auch der britische König Charles III mit seiner Gemahlin Camilla zu Gast. Anlässlich der Feier wurde auch „Highland Cathedral“ von Uli Roever/Michael Korb von dem Jugendorchester „Big Noise“ aufgeführt. Und dies rührte Camilla zu Tränen.
Und jetzt noch eine beschwingte Toccata
Ich habe zu diesem Beitrag eine ganze Reihe positive Rückmeldungen bekommen. Dafür vielen Dank.
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