Der Williamsbau: Weil jet Spass brudnüdig es!

Plakette am ehemaligen Standort des Williamsbaus - mit einem kleinen Fehler: Der Abriss war erst 1956, Bild: Uli Kievernagel
Plakette am ehemaligen Standort des Williamsbaus – mit einem kleinen Fehler: Der Abriss war erst 1956, Bild: Uli Kievernagel

Köln 1947 – die Stadt liegt buchstäblich in Schutt und Asche. Ausgebombte Ruinen säumen die notdürftig freigeräumten Straßen. Mehr als 70% der Wohnungen sind zerstört, die Menschen leiden Hunger und frieren im bitterkalten Winter. Gleichzeitig sehnt man sich nach Normalität und nach einem Leben, welches mehr sein soll als nur das Überleben:
Weil jet Spass brudnüdig es!  

Elefantenmist im Tausch gegen Baumaterial

Dieser Spaß, welcher so nötig wie das Brot ist, findet der Kölner im Karneval. Bis zum ersten Zug dauert es noch, dieser geht erst im Jahr 1949 wieder durch die Domstadt. Gefeiert wurde aber schon vorher. Nicht im fast völlig zerstörten Gürzenich, welcher erst 1955 wiedereröffnet wurde, sondern bereits ab 1947 im Williamsbau. Dieser halbfeste Winterbau des Zirkus Williams stand an der Ecke Aachener Straße / Innere Kanalstraße, gegenüber dem Aachener Weiher. Der Bau dieses Veranstaltungshauses war in der Nachkriegszeit überhaupt erst durch die kreative Beschaffung von Baumaterial möglich. So tauschte der Zirkus den stark nachgefragten Dünger Elefantenmist gegen Baumaterial.

Fast 2.500 Besucher fanden in diesem größten Kölner Saal der Nachkriegszeit Platz und erlebten, wie alle Dreigestirne bis zum Jahr 1955 hier proklamiert wurden, wie der Boxer Peter Müller boxte oder Louis Armstrong ein umjubeltes Konzert gab.

Der FC kommt im Williamsbau zu seinem Maskottchen

Die Hausherrin Carola Williams war es übrigens, die im Februar 1950 dem damals noch jungen 1. FC Köln während einer Karnevalssitzung im Williamsbau als Scherz einen Geißbock überreichte. Hennes Weisweiler, damals Spielertrainer, und der Geißbock waren wohl beide von der Situation überfordert. Ob es stimmt, dass der aufgeregte Geißbock Weisweiler tatsächlich über die Schuhe pinkelte, ist umstritten. Fakt ist aber, dass der FC so zu einem Maskottchen und das Maskottchen zu seinem Namen „Hennes“ kam.

Zu Ehren der Hausherrin wurde der Weg im Inneren Grüngürtel in "Carola Williams-Park" umbenannt.
Zu Ehren der Hausherrin wurde der Weg im Inneren Grüngürtel in „Carola Williams-Park“ umbenannt.
Falsche Jahreszahl auf der Gedenkplatte

Mit dem Wiederaufbau der großen Veranstaltungssäle in der Stadt wurde das Provisorium Williamsbau zunehmend überflüssig und 1956 abgerissen. Heute erinnert nur noch eine Stele mit einer bronzenen Plakette daran, dass hier einst inmitten von Ruinen Karneval gefeiert wurde. Kurioses Detail: Erst die Recherchen von Reinold Louis und Wolfgang Oelsner deckten auf, dass die Plakette einen Fehler enthält – auf der Stele steht, dass der Williamsbau bereits 1955 abgerissen worden sei.


Reinhold Louis / Wolfgang Oelsner: Williamsbau, Erinnerungen an ein Zentrum Kölner Unterhaltungskultur, erschienen im Marzellen Verlag
Reinhold Louis / Wolfgang Oelsner: Williamsbau, Erinnerungen an ein Zentrum Kölner Unterhaltungskultur, erschienen im Marzellen Verlag

Das Buch „Williamsbau 1947-1956 – Erinnerung an ein Zentrum Kölner Unterhaltungskultur“ von Reinold Louis und Wolfgang Oelsner enthält viele Bilder und Anekdoten zu diesem in der Nachkriegszeit so wichtigen Veranstaltungsbau.


Eine anderer, geschichtsträchtiger Veranstaltungsbau in Köln ist Sporthalle. Und dann gibt es natürlich noch den Gürzenich.


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