Bestemo, Besteva, Bap und dä Ühm: Kölsche Wörter für die Verwandtschaft

Collage Verwandschaft

Die Bläck Fööss singen ein wunderschönes Lied über Familienfeste:

Wenn sich de Famillich triff
kütt nur von allem et Bess op de Desch.
Dann wed jesonge, jeschwaad un jelaach.
Dat jit en herrlich, herrlich, herrlich –
Dat jit en herrlich lange Naach.

Und wenn sich eine kölsche Familich trifft, dann kommen die Bestemo, der Besteva, dä Bap und dä Ühm zusammen. Doch wer ist wer? Wie sind die kölschen Bezeichnungen für die verschiedenen Verwandten?

Fangen wir mit den älteren Herrschaften an:

Bestemo – die Oma

Bestemo kommt von „Beste Moder“. Im Hänneschen gibt es die Figur der Bestemo. Sie ist eine herzensgute alte Frau, die jedoch ihre Liebe regelmäßig durch Gekeife ausdrückt. Der Besteva hat regelmäßig unter ihr zu leiden.


Besteva – der Opa

Der Begriff „Besteva“ für den Opa stammt von „Bester Vader“. Auch diese Figur gibt es im Hänneschen. Der Besteva ist dort ein gutmütiger, ruhiger Opa mit einer Schwäche für das Kartenspiel und Kölsch. Er steht unter der Fuchtel der Bestemo.


Dä Ühm – der Onkel

Ühm (oder auch Ohm) ist abgeleitet von Oheim. Dieser Begriff meint ursprünglich nicht jeden Onkel, sondern nur den Bruder der eigenen Mutter, also den Onkel mütterlicherseits. Diese Verwandtschaftsbeziehung hatte früher eine ganz besondere Bedeutung: Der Bruder übernahm die Vormundschaft über ledige oder verwitwete Frauen.


Die Möhn – die Tante

Der Begriff wird heute oft als „Ahl Möhn“ abschätzig für ältere Frauen verwendet. Im Karneval gibt es, je weiter man in Richtung Eifel oder Niederrhein kommt, jede Menge Frauenkarnevalsvereine, die sich selbst „Möhne“ nennen und auch Veranstaltungen, wie z.B. der Möhneball. Übrigens ist „Möhnebier“ Malzbier, da es als Frauenbier gilt.

Koelsche_Paenz_S. Hofschaeger_pixelio.de
Kölsche Pänz, Bild: S. Hofschaeger / pixelio.de

Die Pänz – die Kinder

Dieser Begriff meint schlichtweg „Kinder“. Früher war dieser Begriff eher negativ belegt, doch diese Bedeutung ist im Laufe der Zeit verschwunden. Mehr dazu gibt es hier: Wo mer jeit un steit nur Pänz, Pänz, Pänz


Dä Broder – der Bruder

Okay – das ist einfach. Schwieriger wird es bei der Schwester.


Die Söster – die Schwester

Im kölschen Karneval gab es sogar die (zwischenzeitlich aufgelöste) Band „Sösterhätz“. Gegründet (na klar) von zwei Schwestern.


Wolfgang Niedecken mit Background-Sängerin Karen Schweitzer-Faust bei einem BAP-Konzert in der Sporthalle (1991) , Bild: Achim Scheidemann
Wolfgang Niedecken mit Background-Sängerin Karen Schweitzer-Faust bei einem BAP-Konzert in der Sporthalle (1991) , Bild: Achim Scheidemann

Dä Papp oder Bap – der Vater

Das wohl berühmteste Denkmal für einen Bap hat Wolfgang Niedecken mit seiner Band BAP für seinen Vater gesetzt.


Die Mamm – die Mutter

Das Herz der Familie. Und auch die Ernährerin, nicht zuletzt, wenn Sie Rievkooche macht. In dem passenden Lied der Bläck Fööss lautet es: „Mamm, Mamm, schnapp d’r de Pann, Fuffzehn Stück pack op d’r Mann.“


Willi Ostermann: Wenn du eine Schwiegermutter hast, Loblied auf die Schwiegermutter, 1928, Bild: Willi Ostermann Gesellschaft Köln
Willi Ostermann: Wenn du eine Schwiegermutter hast, Loblied auf die Schwiegermutter, 1928, Bild: Willi Ostermann Gesellschaft
Köln

Schwiejermo / Schwiejermoder / Schwijersch – die Schwiegermutter

Schwiegermüter genießen – insbesondere bei den Witzen der Büttenrednern im Karneval – einen zweifelhaften Ruf.  Dabei wusste bereits Willi Ostermann, warum Schwiegermütter eigentlich unendlich wichtig sind:

Willi Ostermann: Wenn du eine Schwiegermutter hast,
Loblied auf die Schwiegermutter, 1928

Wenn du eine Schwiegermutter hast,
dann betrachte sie als süße Last.
Denn wo kämen all die Mädchen her,
gäb‘ es keine Schwiegermütter,
Schwiegermütter, Schwiegermütter,
gäb‘ es keine Schwiegermütter
Schwiegermütter mehr


Schweijerva / Schwiejervader / Schjwiejervatter – der Schwiegervater

Anders als die Schwiegermutter ist der Schwiegervater nur äußerst selten Opfer von Witzen.


Schwoger / Schwöjer – der Schwager

Im „Kölsche Beiere-Leed“ von Jakob Packenius (1851-1903) lautet es:

Dume, Finger, Elleboge,
nemm mi Schwester,
weeschte minge Schwojer.

Die Schwägerin  ist die Schwiejersch oder auch Schwöjersch.


Broderschtochter – Nichte / Broderschson – Neffe

Der Broder ist der Bruder, folglich sind dessen Kinder Nichten und Neffen. Offen bleibt die die Frage nach den Kindern einer Schwester, die auch Neffen und Nichten sind. 


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