Jedes (kölsche) Schulkind weiß: Dat Hätz vun d´r Welt, jo dat es Kölle. Und auch, dass hinger Kölle d´r Dschungel anfängt. Somit ist Köln der (selbsternannte) Nabel der Welt.
Es bleibt aber die Frage, wo genau denn der Mittelpunkt unserer Stadt zu finden ist. Wo ist Köln am kölschesten? Um es vorweg zu nehmen: Die Antwort auf diese Frage ist überraschend!
Der Dom als Mittelpunkt Kölns
Fragt man die Stadt, ist der Mittelpunkt unzweifelhaft der Dom:
„Als geographischer Mittelpunkt der Stadt wird häufig die Spitze des Vierungsturms des Kölner Doms im Zentrum der Stadt angegeben (WGS 84: Geographische Breite: 50° 56′ 29″, Geographische Länge: 6° 57′ 30).1Stadt Köln, Amt für Stadtentwicklung und Statistik: „Die Kommunale Gebietsgliederung. Ein räumlicher Bezug für statistische Daten“, Köln 2022, Seite 3, https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf15/statistiksonstige/die_kommunale_gebietsgliederung.pdf
Und wer will hier schon widersprechen? Kann es einen kölscheren Punkt als unsere majestätische Kathedrale geben? Wohl kaum. Deswegen würden die meisten Kölner dieser Angabe wohl sofort zustimmen: Köln ist da, wo der Dom ist. Und exakt in der Vierung, also die Stelle, wo sich Haupt- und Querschiff des Doms treffen, steht der Vierungsturm. Passt also: Hier ist der Mittelpunkt der Stadt.
Überraschung: Der „Hühnerfranz“ ist Kölns Mittelpunkt
Etwas anders sieht die Lage aus, wenn man verschiedene Kartendienste befragt. Lässt man sich eine beliebige Route anzeigen und gibt als Zielpunkt nur „Köln“ ein, landet man auf unterschiedlichen Punkten im Martinsviertel:
- Apple Maps legt den kölschen Mittelpunkt auf die Ecke Marsplatz/Steinweg/Seidmachergässchen, fast direkt am Weinhaus Brungs.
- Nur ein paar Meter entfernt hat Google Maps den kölschen Mittelpunkt gefunden: Unter Käster, etwa in Höhe der Hausnummer 10.
- Bei Open Street Maps wird man auf den Alter Markt geführt, etwa in Höhe des Eingangs zum Rathaus.
Bemerkenswert: Schaut man sich die verschiedenen Mittelpunkte dieser Kartendienste genau an, könnte man auf den Gedanken kommen, dass diese Dienste sich als kölschen Mittelpunkt auf den „Hühnerfranz“, ein in der Kölner Schwulenszene beliebter Treffpunkt, geeinigt haben. Der Hühnerfranz liegt tatsächlich in der Mitte der jeweiligen Mittelpunkte.
Zustand des Hühnergassen-Viertels kritisch
Wenn man sich im Mittelpunkt Kölns rund um den Hühner-Franz umsieht ist es erschreckend: Dreck an allen Ecken und Enden, der Müll steht mitten auf der Straße, viele der Ladenlokale stehen leer, die Fenster sind abgeklebt.
Allerdings liegt das anscheinend nicht an dem Investor. Karl-Heinz Koch, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft KPI dazu im Kölner Stadt-Anzeiger2Ausgabe vom 17.09.2024: „Ich bin der Eigentümer von drei Immobilien und möchte hier umfangreich sanieren.“ Der Stillstand, so Koch, liegt am Wohnungsamt der Stadt.
Koch hatte 2021 ein Grundstück zwischen Unter Käster, der Hühnergasse und dem Alter Markt gekauft. Auf diesem Grundstück befinden sich drei Immobilien. Aber leider wird es für Koch äußerst kompliziert, hier umzubauen. Es geht unter anderem um die fehlende Barrierefreiheit, die nur durch einen Abbruch und Neubau erreicht werden kann. Allerdings liegt unter dem Haus der Tunnel der U-Bahn. Daher verlangt die KVB im Falle des Abbruchs ein „messtechnisches Monitoring-Konzept“, welches alleine schon ca. 250.000 Euro kosten soll. Sollte es zur einer Gefährdung des Tunnels kommen, ist ein sofortiger Baustopp vorgesehen. Für beides müsste Koch als Bauherr die Kosten tragen. So wird der Umbau zu einem risikoreichen Unterfangen.
Sollte Karl-Heinz Koch allerdings doch das Vorhaben angehen, steht die nächste Schwierigkeit im Raum: Der Immobilienunternehmer plant, in dem Neubau Kurzzeitvermietungen anzubieten. Und so steht das nächste Problem im Raum: Die Stadt würde das Vorhaben als Hotelgewerbe beurteilen, welches das Wohnungsamt aber nur in einem Teil des Gebäudeensembles zulassen würde. Alle denkbaren Varianten, dieses Vorhaben doch umzusetzen, indem zum Beispiel Wohnraum als Kompensation geschaffen wird, scheitern bisher an den äußerst komplexen Vorschriften.
Koch ist von der Stadt genervt: “Die Warterei macht dich seelisch kaputt.“ Und auch finanziell wird das Hühnergassen-Projekt zu einem teuren Vorhaben: Nach eigenen Angaben hat Karl-Heinz Koch bereits 300.00 Euro Verlust hier gemacht. Aber solange es hier nicht weitergeht, bleibt es im Mittelpunkt der Stadt dreckig und wenig attraktiv.
GPS-Referenzpunkt in Deutz
Am Deutzer Rheinufer, fast direkt an der Hohenzollernbrücke, befindet sich der GPS-Referenzpunkt für Köln. Allerdings bezeichnet dieser Punkt nicht den Mittelpunkt der Stadt, sondern dient als Kalibrierung für GPS-Geräte.
Privat genutzte Geräte können in der Regel nur auf 3 bis 30 Meter genau eine Position bestimmen. Um aber eine Position auf wenige Zentimetern genau zu bestimmen, gibt es GPS-Referenzpunkte.
Dieser Punkt in Deutz liegt exakt auf
- 50°56,4666‘ nördl. Breite,
- 06°58,1161‘ östl. Länge und
- 55,38 Meter über Normalhöhennull.
Wer es ganz genau wissen will: Diese Daten beziehen sich exakt auf den Punkt in der Mitte der Bronzeplatte.
Jeder Jeck ist anders!
Allerdings sind wir Kölschen dafür bekannt, es nicht immer so ganz genau zu nehmen. Daher definiert jeder Kölner seinen „Kölschen Mittelpunkt“ anders: In seinem Veedel, in seiner Wohnung oder in seiner Stammkneipe: Wer mich sucht, findet mich an meinem ganz persönlichen kölschem Mittelpunkt. Die Koordinaten lauten:
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