Der Paolozzibrunnen im Rheingarten: Betreten ausdrücklich erwünscht!

Der Paolozzibrunnen im Rheingarten: Betreten ausdrücklich erwünscht! Bild: Uli Kievernagel
Der Paolozzibrunnen im Rheingarten: Betreten ausdrücklich erwünscht! Bild: Uli Kievernagel

Wer regelmäßig durch den Rheingarten spaziert, zwischen der Philharmonie und dem Rhein entlang, kennt ihn längst – auch wenn der Name nicht jedem geläufig ist: Der Paolozzibrunnen oder Rheingartenbrunnen. Eine monumentale Brunnen- und Skulpturenanlage, die seit 1986 still und doch eindrucksvoll ihre Geschichte erzählt. Mal ist der Brunnen Treffpunkt, mal Spielplatz, mal Denkmal – aber immer ein Ort, an dem sich Kunst und Leben begegnen.

Gestaltet wurde das Ensemble vom schottischen Künstler Eduardo Paolozzi, in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Georg Pencker und dem Architekten Erich Schneider. Mit seinen großvolumigen Bronzeskulpturen nimmt der Brunnen die Form einer gestrandeten Barke an. Das Wasser fließt auf etwa 20 Meter Breite und 50 Meter Länge durch schmale Rinnen und über unregelmäßige Stufen, unterbricht und verbindet die Wasserflächen gleichzeitig – ein ruhiges Spiel, das zum Verweilen einlädt.

Und während Kunstliebhaber sich an den abstrakten Bronzeskulpturen erfreuen, sind es vor allem die kölschen Pänz, die dem Brunnen Leben einhauchen. Sie springen, planschen, laufen durch das Wasser – nicht aus kunsttheoretischem Interesse, sondern aus purer Freude. Und genau das war Paolozzis Absicht: ein interaktives Kunstwerk, das Menschen einlädt, Teil davon zu werden.

Die Steinsockel des Paolozzibrunnens stammen von den einstigen Türmen der Hohenzollernbrücke. Bild: Uli Kievernagel
Die Steinsockel des Paolozzibrunnens stammen von den einstigen Türmen der Hohenzollernbrücke. Bild: Uli Kievernagel

Geschichte trifft Gegenwart

Was auf den ersten Blick wie eine moderne Interpretation städtischer Kunst wirkt, trägt in Wahrheit ein tiefes historisches Echo in sich. Die Steinsockel, auf denen einige der Skulpturen ruhen, stammen von den einstigen Türmen der Hohenzollernbrücke. Diese wurden nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen, und Reste davon fanden hier eine neue Bedeutung – als Symbole für Zerstörung und Wiederaufbau, für Wandel und Erinnerung.

Die bronzenen Elemente spiegeln die Stadtsilhouette wider – so wie sie ist, so wie sie war, vielleicht auch so wie sie sein könnte. Das Wasser, das alles durchzieht, verbindet nicht nur die einzelnen Skulpturenteile miteinander, sondern auch die Vergangenheit mit der Gegenwart. Ein stiller Verweis auf den Rhein, der direkt daneben vorbeizieht – seit Ewigkeiten Lebensader der hier wohnenden Menschen.

Die bronzenen Elemente des Paolozzibrunnens spiegeln die Stadtsilhouette wieder, Bild: Uli Kievernagel

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Die bronzenen Elemente des Paolozzibrunnens spiegeln die Stadtsilhouette wieder, Bild: Uli Kievernagel

Eduardo Paolozzi – ein Künstler zwischen Welten

Eduardo Paolozzi wurde 1924 als Sohn italienischer Einwanderer in Edinburgh geboren. Seine Eltern betrieben eine kleine Eisdiele im Stadtteil Leith in der Nähe des Hafens. Seine frühen Jahre waren geprägt von Krieg, Ausgrenzung und Neubeginn. 1940 wurde er – wie viele seiner Landsleute – als „feindlicher Ausländer“ interniert. Erst nach dem Krieg konnte er seiner Berufung zur Kunst folgen.

Er studierte in Edinburgh, London und Paris, traf dort auf Künstler wie Arp, Brancusi und Léger, wurde Mitglied der „Independent Group“, die als Keimzelle der britischen Pop-Art gilt. Paolozzi stellte weltweit aus – auf der Biennale in Venedig, mehrfach bei der documenta in Kassel, und auch in Düsseldorf. Er war ein Grenzgänger zwischen Bildhauerei, Grafik, Collage und Design. 1977 kam er nach Köln, wurde Professor an der Kölner Fachhochschule und blieb der Stadt bis 1981 verbunden.

Nach der Fertigstellung des Rheinufertunnels im Jahre 1982 wurde das Altstadtufer umgestaltet, und von 1984 bis 1986 entstand der Paolozzibrunnen, der bis heute ein lebendiger Ort der Begegnung ist.

Die großformatigen Skulpturen des Paolozzibrunnen sidn ein beliebter Treffpunkt, Bild: Uli Kievernagel
Die großformatigen Skulpturen des Paolozzibrunnen sidn ein beliebter Treffpunkt, Bild: Uli Kievernagel

Später wurde Paolozzi geadelt, Mitglied der Royal Academy of Arts, und übergab sein Lebenswerk der Scottish National Gallery of Modern Art. Dort, in der Dean Gallery in Edinburgh, ist heute auch eine Nachbildung seines Ateliers zu sehen. 2005 verstarb er in London – aber in Köln lebt seine Kunst weiter, Tag für Tag, zwischen Rhein und Philharmonie.

Keine Kunst um ehrfürchtig Abstand zu halten

Der Paolozzibrunnen ist mehr als nur ein Brunnen. Er ist ein Ort des Übergangs: zwischen Wasser und Stadt, Spiel und Ernst, Kunst und Alltag. Ein Platz, der zeigt, wie eng in Köln das Große mit dem Bodenständigen verbunden ist. Hier läuft man nicht ehrfürchtig um die Kunst herum – man geht durch sie hindurch. Kinder lachen, Menschen setzen sich auf die Steine, andere bleiben stehen und schauen. Und für einen Moment scheint das Leben einen Gang herunterzuschalten.

In einer Stadt, die insbesondere in der Innenstadt oft laut, schnell und voll ist, ist dieser Ort eine kleine Insel der Ruhe. Aufgeregtes Kindergeschrei inklusive.

Und vielleicht ist das Paolozzis größtes Vermächtnis:
Ein Raum, der offen ist für alle – für Gedanken, für Gespräche, für Spiele.


Brunnen in Köln
Brunnen in Köln

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