
In Köln sind es oft nicht die großen Politik-Räder, sondern die kleinen Zahnräder der Zivilgesellschaft, die dafür sorgen, dat et kölsche Hätz nicht stehen bleibt. Vereine, gemeinnützige Organisationen, Ehrenamtler*innen – und: Stiftungen.
Stiftungen? Tatsächlich! Diese etwas abstrakt klingenden Konstrukte, die aber ganz viel mit dem zu tun haben, was Köln wirklich ausmacht: Zusammenhalt, kulturelle Vielfalt, jecke Ideen und verdammt viel Herz. Von der Anzahl her ist Köln die Hauptstadt der Stiftungen in NRW. Aktuell existieren etwa 500 Stiftungen in Köln, die sich der Förderung des Gemeinwohls verschrieben haben. Zählt man das Umland hinzu, steigt die Zahl der Stiftungen auf ca. 1.150.
Und mittendrin: Die Imhoff-Stiftung. Diese Stiftung feiert im Jahr 2025 ihr 25-jähriges Bestehen mit einer ganz besonderen Aktion: Die „Bessermacher für Köln“. Und darüber gibt Susanne Imhoff, Vorstandsvorsitzende der Imhoff-Stiftung, gerne Auskunft.
Köln ohne Stiftungen? Wie Karneval ohne Kamelle!
Viele Themen – von Kultur über Bildung bis Denkmalpflege und das Brauchtum – wären ohne private Stiftungen nur sehr schwierig zu realisieren. In Zahlen klingt das dann so: 1,3 Millionen Menschen im Regierungsbezirk Köln profitieren pro Jahr von den Aktivitäten kölscher Stiftungen. Insgesamt 300 Millionen Euro jährlich fließen in gemeinnützige Projekte.

Man fragt sich: Warum wissen das so wenige? Und warum hält sich so hartnäckig das Vorurteil, dass Stiftungen nur dazu wären, Steuern zu sparen? „Ja – eine Stiftung spart tatsächlich Steuern.“ entgegnet Susanne Imhoff „Aber das Geld ist einem damit ja auch aus der Hand genommen. Der Stifter oder seine Familie kommen nie wieder an das Stiftungskapital und die daraus erwirtschafteten Erträge heran.“
Das Besondere an einer solchen gemeinnützigen Stiftung ist, dass eine Stiftung weder aus Mitgliedern besteht, noch existieren Gesellschafter. Eine Stiftung hat somit auch keinen Eigentümer, sondern gehört sich selbst. Susanne Imhoff vergleicht eine Stiftung mit einem Apfelbaum: „Ich stifte Geld für einen Apfelbaum. Jedes Jahr trägt dieser Baum neue Früchte, die allen zugutekommen. Die Verantwortlichen der Stiftung sind dabei die Gärtner, die dafür sorgen, dass dieser Baum auch regelmäßig reichlich Früchte trägt.“
Was macht die Imhoff-Stiftung konkret?
Die Imhoff-Stiftung hat seit ihrer Gründung im Jahr 2000 mehr als 22 Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke ausgeschüttet. Und was hat das mit Schokolade zu tun? Na, einiges!
Nach dem Verkauf seines Unternehmens hat Hans Imhoff das Gebäude des Schokoladenmuseums mit seinen umliegenden Flächen und einen Großteil seines Vermögens in die Imhoff-Stiftung eingebracht. Mit den Erträgen aus diesem Kapital werden seitdem gemeinnützige Projekte in Köln ermöglicht, gefördert und unterstützt.
Die Imhoff-Stiftung fördert Projekte in den Bereichen:
- Kunst und Kultur,
- Bildung und Kulturvermittlung,
- Therapeutisches Reiten,
- Gesundheitspflege,
- Wissenschaft und Forschung,
- Heimatkunde und Denkmalpflege
Beispiele sind Projekte für Menschen mit Demenz, der Ausbau des EL-DE-Hauses, Therapeutisches Reiten auf dem Frohnhof e.V., Förenander do – die Caring Community Köln stärkt die Kölner*innen im Umgang mit schwerer Krankheit, Sterben/Tod und Trauer oder „Der Elfte Elf“, ein Theaterprojekt für Kinder.
„Wir sind eine klassische Antragsstiftung“, sagt Susanne Imhoff. Zweimal im Jahr werden die Förderanträge gesammelt und ausgewertet – mit viel persönlichem Kontakt, Bauchgefühl, Wertekompass und ja: mit einer Portion Herzblut. „In der Entscheidungszeit schlafe ich oft schlecht“, gesteht sie. Kein Wunder, wenn man darüber nachdenkt, welche Projekte man unterstützt – und welche eben nicht.
Keine Bürokratie, kein Theater (außer es wird gefördert)
Der große Vorteil von Stiftungen gegenüber staatlicher Förderung? Schnelligkeit. Menschlichkeit. Agilität. Und ein Blick für Details, den kein Amt je so hinbekommt. „Wir entscheiden nicht nach Aktenlage“, sagt Imhoff. Es gibt kein Anrecht auf Förderung – aber dafür ganz viel Raum für Visionen.
Die Antragsteller*innen kommen aus allen Ecken Kölns, oft mit kleinen Budgets, aber großen Ideen. Und genau da greift die Stiftung ein. Ohne großes Tam-Tam, ohne Gremien-Marathon, ohne sieben Unterschriften. Dafür mit einem klaren Blick auf das, was gebraucht wird.

Im Zentrum all dessen steht der ursprüngliche Gedanke von Hans Imhoff: Etwas zurückgeben. Nicht nur, weil man es kann – sondern weil man es will. Diese Haltung zieht sich durch die Arbeit der Stiftung bis heute. „Es ist klassisches bürgerschaftliches Engagement“, erklärt seine Tochter. „Von unten gewachsen, nicht von oben verordnet.“
25 Jahre Imhoff-Stiftung – und 25 Bessermacher für Köln
Gegründet wurde die Stiftung im Jahr 2000 – ein Vierteljahrhundert Imhoff-Stiftung – das will gefeiert werden. Aber anders als bei klassischen Geburtstagen hat sich die Imhoff-Stiftung etwas Besonderes überlegt: Sie macht anderen ein Geschenk.
„Wir wollten uns nicht selbst feiern“, sagt die Stiftungsvorständin. „Das wäre irgendwie unpassend. Wir entscheiden ja nicht jedes Jahr neu, ob wir etwas Gutes tun – als Stiftung müssen wir unser Geld ausgeben. Warum sollten wir uns dafür feiern lassen?“ Die Frage, was man stattdessen tun könne, führte schnell zur eigentlichen Mission der Stiftung zurück: Menschen und Organisationen in Köln zu unterstützen.
Eine Idee mit Herz: Die „Bessermacher für Köln“
Der Gedanke entstand schnell: Wenn schon 25 Jahre Imhoff-Stiftung, dann sollte der Dank an jene Menschen gehen, die wirklich etwas bewegen. Und so wurde die Idee zu den „Bessermachern“ geboren: Warum nicht die Menschen in Köln fragen, wem sie Danke sagen möchten? Gesucht wurden Geschichten, die zeigen, wie jemand das Leben anderer Menschen besser gemacht hat – ganz gleich ob groß oder klein.
Und jede*r kann mitmachen: Bürgerinnen und Bürger reichen Geschichten ein, in denen sie sich bei einer Organisation, einem Verein oder Projekt bedanken möchten, das ihr Leben berührt oder positiv verändert hat. „Es geht nicht nur um die großen Veränderungen – oft sind es die kleinen Dinge, die zählen“, sagt Susanne Imhoff.
Die Aktion hat bisher großen Zuspruch erhalten. Über 300 Beiträge1Stand: 29. Juli 2025 wurden bereits eingereicht – viele davon bewegend. Der Einsendeschluss ist der 31. August 2025.
Wichtig dabei: Vereine dürfen sich nicht selbst vorschlagen, sondern müssen von anderen nominiert werden. Es geht um persönliche Geschichten, nicht um Bewerbungen mit dem Hinweis „Wir machen gute Arbeit und brauchen Geld“. Die Stiftung legt Wert darauf, dass nicht Zahlen, sondern Wirkung zählt.
Wie geht es weiter?
Nach dem 31. August 2025 beginnt die Auswertung. Zunächst wird geprüft, ob die vorgeschlagenen Vereine die Voraussetzungen erfüllen – etwa die Gemeinnützigkeit per Freistellungsbescheid vom Finanzamt und die Übereinstimmung mit den Stiftungszielen. Auch ein kurzer Hintergrund-Check gehört dazu.
Diese Informationen gehen dann an eine unabhängige Jury, die aus rund etwa 20 Personen besteht. Jedes Jurymitglied vergibt an jeweils zwanzig Vereinen Punke: 20 – 19 – 18 – 17 – etc. Die 20 Vereine mit den meisten Punkten sind automatisch unter den „25 Bessermachern“. Drei weitere werden per Social Media-Voting bestimmt, zwei erhalten eine Wildcard von der Stiftung.
Und was gibt’s zu gewinnen?
Die 25 ausgewählten „Bessermacher“ erhalten eine Einladung zur großen Abschlussveranstaltung im Dezember. Jeder der eingeladenen Bessermacher bekommt sicher 5.000 Euro.
An dem Abend entscheidet dann das Los, welche drei Vereine jeweils 25.000 Euro erhalten. Susanne Imhoff: „Das Los entscheidet, weil man die Projekte nicht miteinander vergleichen kann. Wie soll man ein Familienhörbuch gegen ein Senioren-Café werten? Das geht nicht.“
Wer ist in der Jury?
„Die Jury besteht aus Menschen, denen wir zutrauen, einen empathischen und umfassenden Blick auf die Stadt Köln und ihre Menschen zu haben“, so Susanne Imhoff. Die Jury ist vielfältig und lokal verankert.
In der Jury sind u.a. Cathrin Dauven, Gaby deMuirier, Annette Frier, Sabine Heinrich, Elvis Katticaren, Uli Kievernagel, Angela Maas, Wolfgang Oelsner, Elisabeth Raffauf, Rodney Ranz, Monika Salchert, Elfi Scho-Antwerpes, André Scymkowiak, Ulrich Soénius und das Team der Stunksitzung.
Und wie kann ich mitmachen?
Noch bis zum 31. August 2025 können Vorschläge eingereicht werden – ganz unkompliziert über die Website: www.imhoff-stiftung.de/bessermacher. Susanne Imhoff fordert ausdrücklich dazu auf, sich zu beteiligen:
„Wir freuen uns über jede Geschichte. Und es bereitet uns große Freude zu sehen, wie viele Menschen in Köln jeden Tag etwas besser machen – ganz still und leise.“

Genau wie alle anderen Menschen in der Rubrik „Ein paar Fragen an …“ hat auch Susanne Imhoff zu den „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.
Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du wohnen? Und warum gerade dort?
Bis jetzt habe ich noch nichts gefunden, was für mich eine echte Alternative wäre. Aber tatsächlich finde ich die Toskana sehr schön. Da lebt meine Tochter und heiratet demnächst. Aber wenn ich ehrlich bin, wüsste ich jetzt im Moment nicht, was ich da den lieben langen Tag machen soll.
Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?
Jeder Jeck ist anders.
Was würden du morgen in unserer Stadt ändern?
Den Ebertplatz.

Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte – außer den Ebertplatz!
Ich glaube, wenn man Großstadt nicht mag, dann sollte man gehen. Und wenn man eine Großstadt mag, die so klein wie möglich ist, dann bleibt man hier in Köln.

Wo ist dein Lieblingsplatz in Kölle?
Das ist definitiv auf einer Rheinbrücke bei Sonnenuntergang.
Welche Kölner*innen haben dich beeinflusst?
Beeinflusst hat mich tatsächlich in hohem Maße mein damaliger Theater AG Leiter vom Gymnasium Kreuzgasse Werner Kronenberg.
Welche Kölner*innen haben dich beeindruckt?
Besonders beeindruckend finde ich die Edelweißpiraten – ohne, dass ich je einen persönlich kennengelernt hätte. Aber diese Gruppe von Menschen mit ihrem Mut und alle Menschen, die es heute noch gibt, die auch nur ansatzweise diese Eigenschaften haben, beeindrucken mich zutiefst.
Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Dann bin ich mal hier in Köln – und auch mal weg. Also eigentlich eher lieber weg.
Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?
Dann bin meistens hier und versuche, das Beste zu machen.
Wat hät für dich noch immer jood jejange?
Die Erfahrung, dass man immer wieder aufstehen kann, auch wenn man nicht auf die Füße gefallen ist.
Wo drüber laachs de dich kapott?
Ich lache mich kaputt darüber, dass ich mal gedacht habe, dass wenn man alles richtig macht, es auch bestimmt gut wird.

Dein kölsches Lieblingsessen?
Eindeutig Rievkooche.
Deine kölsche Lieblingskneipe?
Das Früh am Dom. Immer wenn mein künftiger Schwiegersohn aus der Toskana zu Besuch ist, will der ins Früh gehen. Ihn dort zu erleben ist einfach zum Wegschmeißen.
Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?
Knüselskopp
Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …
… nur dann irgendwie zu verstehen, wenn man es erlebt hat.
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