Das schwul-lesbische Köln und die CSD-Parade: „Der geilste Arsch der Welt“

Der "David" in Köln anlässlich des CSD 2006, Bild: Zoonar, Walter G. Allgöwer
Der „David“ in Köln anlässlich des CSD 2006, Bild: Zoonar, Walter G. Allgöwer

Immer am ersten  Wochende im Juli geht es in Köln wieder richtig rund. Die LGBT-Szene1 Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender, also Lesbisch, Schwul, Bisexuell und Transgender mischt die Stadt so richtig auf:

„Hier geht man gern verlorn,
Köln ist von hinten und von vorn,
die Stadt, die hat was uns gefällt!
Leben kann man überall,
doch für uns, auf jeden Fall,
der geilste Arsch der Welt!“

singen Claus Vinçon und Stephan Runge. Und tatsächlich ist Köln für Schwule und Lesben ein echter Anziehungspunkt. Doch warum ist das so?

Großstadtleben, Medien und die kölsche Toleranz

Jürgen Domian behauptet im Kölner-Stadt Anzeiger: „Köln ist, neben Berlin, das Beste, was einem Schwulen oder einer Lesbe passieren kann“. Die Gründe für Köln als Homosexuellen-Metropole liegen grundsätzlich darin, dass es sich um eine Großstadt handelt. In der Atmosphäre einer Millionenstadt fühlen sich Schwule und Lesben offensichtlich wohler als in einem sauerländischen Dorf mit 300 Einwohnern. Gleichzeitig ist Köln eine Medienstadt. Und in den Medien arbeiten überdurchschnittliche viele homosexuelle Menschen. So ziehen die Kölner Fernsehsender, Verlage, Radiostationen Schwule und Lesben an.

Und dann gibt es noch die oft gepredigte kölsche Toleranz. „Jeder Jeck ist anders“ sagt der Kölner. Und anscheinend leben die Kölner diese Toleranz auch. Alen Popovic, ein aus Bottrop stammender Bänker bestätigt dem Express gegenüber, dass er in Köln schnell Anschluss gefunden hat: „Es liegt an der Art der Menschen, sich schnell kennenzulernen. Das merkst du schon auf der Straße, wo die Menschen sich angucken, während in Hamburg weggeguckt wird.“ Gerhard Malcherek, engagiert in der Kölner AIDS-Hilfe, sieht die oft zur Schau getragene Kölner Offenheit und Toleranz etwas nüchterner: „Die Kölner sind nicht tolerant, sondern gleichgültig. Aber das ist sehr angenehm.“

Schwule und Lesben bringen Geld in die Stadt

Etwa jeder zehnte Bürger Kölns ist nach eigener Aussage lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter oder queer. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt liegt bei 6,9 Prozent. Und die große LGBT-Szene schafft sich ihr eigenes, großes und breitgefächertes Angebot. Egal ob Café, Kneipe, Disco bis hin zum Darkroom – für jeden Geschmack findet sich die passende Location.

Rein wirtschaftlich betrachtet sind die LGBT ein relevanter Faktor für die Domstadt. Eine Studie, welche die Stadt auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Lesben, Schwule und Transgender in Auftrag gegeben hat, weist nach, dass Schwule und Lesben über höheres Einkommen als der Durchschnitt verfügen – und dieses Geld auch ausgeben. Besonders gerne in der Gastronomie. Fazit: Der Kölner feiert gerne – und erkennt auch schnell das Geschäft mit der Feierei, so die Historikerin Muriel Gonzales.

Bunt und schrill - CSD in Köln, Bild: Sven Volkens, CC BY-SA 4.0, Link
Bunt und schrill – CSD in Köln, Bild: Sven Volkens, CC BY-SA 4.0, Link
Am Sonntag: Kölle Aloha

Diese Feierei findet jeweils am Sonntag des Fests mit der Parade zum Christoph Street ihren Höhepunkt. Für manche ist das Karneval im Sommer, für andere ein politisches Statement. 

Mein Wunsch: Geht hin, schaut euch das bunte Treiben an. Für alle die zum ersten Mal die Parade sehen: Der allgemeine Ruf lautet „Kölle Aloha“. Und damit hat es dann doch wieder irgendwie einen Hauch von Karneval. Gut so.

 


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