Es war der 29. Juni 1943, kurz nach 1 Uhr. Die Sirenen heulen und warnen vor einem bevorstehenden Luftangriff. Für die Bevölkerung in Köln fast schon Alltag: Schnell den ständig bereitstehenden Koffer mit den wichtigsten Dokumenten mitnehmen und ab in den Luftschutzkeller. Doch diese Nacht war anders, der Angriff heftiger. Etwa 500 Bomber werfen 67 Luftminen, 1.000 Sprengbomben, 158.000 Brandbomben und mehr als 4.000 Phosphorbrandbomben ab. Gerade mal 90 Minuten dauert dieser heftige Angriff.
Die ganze Stadt war ein großes Flammenmeer
„Um uns herum erlebten wir ein wüstes Spektakel. Die nicht enden wollenden Salven der laut ballernden 2cm-Flak nahe unseren Häusern mischen sich mit den Zischen der herabstürzenden Bomben und dem nachfolgenden Getöse der einstürzenden Häuser.“ notiert der damals 16jährige Wilhelm Dohrmann am 29. Juni 1943 in sein Tagebuch 1„Mein Köln – Leser erzählen Geschichte“, Herausgeber: Verena Dix, Christina Rinkl, Seite 140.
„Ein einzig großes Feuermeer, wohin man auch sah. … Das Dom-Hotel brannte. Das Café Reichard brannte. Ich bin am Heinzelmännchenbrunnen vorbei zum Rhein gelaufen, dort brannte es auch.“ erinnert sich der im Jahr 1943 erst 13 Jahre alte Paul Brandt. 2„Die Stadt war ein einziges Feuermeer“, Kölner-Stadt-Anzeiger vom 29. Juni 2018
Der Peter-und-Paul-Angriff am 29. Juni 1943 hatte schwerwiegenden Folgen, besonders für die Zivilbevölkerung. So starben in dieser Nacht 4.377 Menschen, es gab mehr als 6.300 zerstörte Wohngebäude, die Anzahl obdachloser Menschen steigt auf 230.000. Auch 24 Schulen, zwei Krankenhäuser und 17 Kirchen wurden durch die Bomben zertrümmert.
Verheerende Wirkung durch Luftminen
Es wurden hochmoderne Waffen eingesetzt, so auch die gefürchteten Luftminen. Diese bis zu zwei Tonnen schweren Bomben bestanden bis auf eine dünne Ummantelung vollständig aus hochexplosivem Sprengstoff. Die durch die Zündung beim Aufschlag auf den Boden ausgelöste Druckwelle war verheerend. Gebäude im Umkreis von 100 Metern fielen in sich zusammen wie Kartenhäuser, Dächer im Umkreis von mehreren hundert Metern wurden abgedeckt. Besonders perfide: Direkt nach dem Abwurf einer Luftmine wurden Brandbomben abgeworfen, die so die ungeschützten Dachstühle entzünden konnten.
Der Peter-und-Paul Angriff war der heftigste der insgesamt 262 Luftangriffe auf Köln. Selbst der „1.000 Bomber-Angriff“ in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 hatte „nur“ 400 Todesopfer zur Folge. Insgesamt starben in Köln etwa 20.000 Menschen durch die Luftangriffe im 2. Weltkrieg. Die letzten Luftangriffe im Jahr 1945 trafen eine fast menschenleere Stadt: Nur noch etwa 40.000 Menschen lebten in Köln. Vor dem Krieg, im Jahr 1939, gab es noch mehr als 760.000 Einwohner.
Folgen des Bombardements noch heute spürbar
Die Folgen des Bombenkriegs spüren die Kölner bis heute: Regelmäßig müssen alte Blindgänger entschärft werden. Ich selber wurde bereits zweimal während einer Entschärfung evakuiert. Wie viele Bomben noch im Boden liegen ist unbekannt, selbst Fachleute könne keine valide Einschätzung abgeben. Also müssen wir uns noch länger daran gewöhnen, dass regelmäßig mehr als 70 Jahre alte Bomben gefunden werden.
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