In Köln geboren und gestorben: Peter Kürten – der „Vampir von Düsseldorf“

Polizeiaufnahme des Serienmörders Peter Kürten, Bild: Bundesarchiv, Bild 102-11502 / CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Polizeiaufnahme des Serienmörders Peter Kürten, Bild: Bundesarchiv, Bild 102-11502 / CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Stets makellos gekleidet, in der Tasche immer ein feines Tuch, um jederzeit die Schuhe polieren zu können, ausgesprochen freundlich – ein Typ, über den Nachbarn immer sagen „aber er hat doch immer so freundlich gegrüßt“.

Peter Kürten spielte tagsüber den netten und unauffälligen Menschen. Nachts jedoch verwandelte er sich in einen perversen Serienmörder, der mindestens neun Menschen ermordete und es bei rund 40 weiteren Menschen versuchte.

In Mülheim geboren

Peter Kürten wurde am 26. Mai 1883 im damals noch von Köln unabhängigem Mülheim geboren. Sein Vater, ein gewalttätiger Alkoholiker, schlug regelmäßig die Mutter sowie die zwölf Geschwister von Peter Kürten und missbrauchte nachweislich eine Tochter sexuell, wofür er später zu einer 15monatigen Zuchthausstrafe verurteilt wurde.  

In früher Kindheit traten beim späteren Serienmörder Kürten bereits erste abartige Neigungen auf: Mit Vorliebe verbrachte er seine Freizeit bei einem Abdecker. Nach eigener Aussage hatte Kürten schon damals seine Lust am Töten gespürt. So will er angeblich als Kind zwei andere Kinder in den Rhein gestoßen haben, um diesen beim Ertrinken zuzusehen. Es ist jedoch unklar, ob diese Aussage der Wahrheit entspricht. Gesichert ist aber, dass Kürten bereits im Alter von neun Jahre mehrere Brände gelegt hatte.

Polizeibekannt durch Unterschlagungen, Diebstähle und auch Körperverletzungen

Im Jahr 1894 zog die Familie nach Düsseldorf um. Peter Kürten begann im Jahr 1897 eine Lehre in der Gießerei, in der auch sein Vater beschäftigt war. Kürten war bereits durch verschiedene Unterschlagungen, Diebstähle und auch Körperverletzungen polizeibekannt und wurde 1899 zu seiner ersten Haftstrafe verurteilt.

Nach seiner Entlassung ging der 16jährige Kürten eine Beziehung mit einer wesentlich älteren Frau ein und zog zu ihr und deren 16-jähriger Tochter in eine Wohnung in Düsseldorf. Diese durchaus seltsame Kombination wurde noch dadurch getoppt, dass die speziellen sexuellen Praktiken von Kürten und der älteren Frau – er würgte und schlug die Frau mit ihrem Einverständnis – die Nachbarn alarmierte. Trotz anschließender Trennung brach Kürten später in die Wohnung ein, was eine weitere Haftstrafe zur Folge hatte.

Erster nachgewiesener Mord im Jahr 1913

Danach lebte Kürten von Einbrüchen, Handtaschenraub oder Unterschlagungen. Insgesamt saß er mehr als 20 Jahre im Gefängnis. Glück für ihn: Weil er auch verschiedene Haftstrafen während des Ersten Weltkriegs verbüßte, entging er der Einberufung.

Peter Kürtens erstes Opfer: Die neunjährige Christine Klein, Fotograf unbekannt
Peter Kürtens erstes Opfer: Die neunjährige Christine Klein, Fotograf unbekannt

Bereits vorher, am 25. Mai 1913, kann ihm der erste Mord eindeutig nachgewiesen werden. Er brach in die Wohnung des Mülheimer Gastwirts Klein in der Wolfstraße (heute Keupstraße) ein und schnitt der schlafenden neunjährigen Tochter Christine die Kehle durch.

Besonders abartig: In den darauffolgenden Tagen war er regelmäßig in der Gaststätte und genoss die Schilderungen des Mordes. Da er am Tatort bewusst oder fahrlässig sein blutbeschmiertes Taschentuch mit den Initialen „P.K.“ zurückgelassen hatte, wurde zunächst der Vater des Kindes, Peter Klein und später der Onkel des Kindes, verdächtigt. Nur auf Peter Kürten fiel keinerlei Verdacht.

Nach weiteren Gewalttaten, Brandstiftungen und Haftstrafen lebte Kürten ab 1921 in Thüringen. Dort heiratete er im August 1923 Auguste Scharf.
Auch hier beweist er wieder seine durchaus seltsame Art: Seine Ehefrau war wegen Totschlags vorbestraft. Und Kürten war durchaus stolz, eine Frau mit dieser Vorgeschichte zu heiraten. Sie wusste bereits vor der Hochzeit, dass Kürten weder treu noch unbescholten war. Allerdings war ihr nicht klar, dass sie einen Mörder heiratete. Im Jahr 1925 zog das Paar nach Düsseldorf.

Eine nie zuvor dagewesene Mordserie

Hier gab sich Peter Kürten als der galante, zuvorkommende Ehemann. Doch sobald sich die Gelegenheit ergab, wurde er zur gewalttätigen Bestie. Etliche Vergewaltigungen und Mordversuche gehen auf sein Konto. Seine Frau deckte ihn dabei sogar noch, indem sie in persönlichen Gesprächen einige der Opfer davon abhielt, eine Anzeige zu erstatten. So blieben seine Überfälle auf Frauen unerkannt. Allerdings wurde er mehrfach wegen Nötigung und Bedrohung zu Haftstrafen verurteilt.

Völlig außer Kontrolle gerät Kürten in den Jahren 1929 und 1930. Acht brutale Morde und mehr als 20 Mordversuche werden ihm später in diesem Zeitraum nachgewiesen. Bei der Wahl seiner Tatwerkzeuge ist er wenig zimperlich: Er nutzt Scheren, Messer und auch einen Hammer. Und immer sind die Taten extrem blutig. Angeblich saugt Kürten auch einigen Opfern das Blut aus. So wird er von den Medien als „Vampir von Düsseldorf“ bezeichnet.

Ein Polizeibild der von Kürten für seine Morde verwendeten Schere, Bild: Polizei Düsseldorf 1929 via Wikimedia Commons
Ein Polizeibild der von Kürten für seine Morde verwendeten Schere, Bild: Polizei Düsseldorf 1929 via Wikimedia Commons

In späteren Vernehmungen äußerte Kürten: „Ich hatte eigentlich dauernd die Stimmung, Sie werden es Drang nennen, zum Umbringen. Ich wollte das Blut der Opfer rauschen hören. Wenn ich die Mittel dazu gehabt hätte, hätte ich ganze Massen umgebracht. Jeden Abend, wenn meine Frau Spätdienst hatte, bin ich herumgestreift nach einem Opfer.“ Ein weiteres Opfer ist ein Schwan, dem Kürten tatsächlich das Blut aussaugt.

„Helft den Düsseldorfer Massenmörder unschädlich zu machen!“

Die Polizei ermittelte erfolglos in alle Richtungen. Es wurde ein erstes Täterprofil angefertigt – das erste Täterprofil der deutschen Kriminalgeschichte. Zusätzlich wurden Broschüren verteilt, und tatsächlich geriet Kürten auch kurzzeitig ins Visier der Polizei.

Da aber die Nachbarn versichern, dass der nette, adrette Herr Kürten niemals ein perverser Serienmörder sein könnte, verläuft auch diese Spur im Sand. Aus heutiger Sicht unglaublich, da Kürten wohl im Glauben, dass er nie gefasst werden könnte, der Polizei Briefe schrieb, in welcher er Verstecke der Leichen exakt mithilfe von selbstgezeichneten Karten beschrieb. Auch mischte er sich regemäßig an den Tatorten unter die Schaulustigen und sprach sogar die ermittelnden Polizisten an.

Erschwerend kam hinzu, dass sich der geisteskranke Johann Stausberg als Mörder bei verschiedenen, von Kürten begannen Taten, bezichtigte. Für die Polizei galten diese Taten somit als aufgeklärt.

Ein Artikel im Kriminal-Magazin über Peter Kürten, Bild: Christianus Velox, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Ein Artikel im Kriminal-Magazin über Peter Kürten, Bild: Christianus Velox, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

15.000 Mark Belohnung

Währenddessen bereitet sich in der Düsseldorfer Bevölkerung eine wahre Hysterie aus. Polizei und private Bürgerwehren richten nächtliche Patrouillen ein, es wird eine Belohnung von 15.000 Mark1Ein extrem hoher Betrag. 1929 betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen etwa 2.500 Mark., für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen. Zwar gehen Tausende von Hinweisen ein, doch erst ein Zufall führt zur Ergreifung Kürtens.

Maria Butlies ist dem Mörder entkommen und beschreibt den Täter in einem Brief an eine Freundin. Dieser Brief wird jedoch falsch zugestellt und landet schließlich bei der Polizei. Die eindeutigen Hinweise von Butlies führen die Polizei zu Peter Kürten.

Doch anstatt den Mörder direkt zu verhaften, begeht die Polizei einen Fehler. Kürten erhält per Post eine Vorladung zur Vernehmung. So gewarnt kann der Gesuchte fliehen.

Daher wird seine Frau vernommen, die im Verhör der Polizei gesteht, dass Kürten ihr von den Taten erzählt hatte. Sie hatte ihm daraufhin einen gemeinsamen Suizid vorgeschlagen, doch er lehnte ab. Allerdings war sie mit ihm ein paar Tage später vor der Düsseldorfer Rochuskirche verabredet.

Bei diesem Treffen wird Kürten verhaftet. Zwei Opfer identifizieren ihn eindeutig, danach war der Serienmörder geständig.

Maria Hahn und Elisabeth Dörrie, Opfer von Peter Kürten
Maria Hahn und Elisabeth Dörrie, Opfer von Peter Kürten

Kürten wird neun Mal zum Tode verurteilt

Im folgenden Prozess brüstet sich Peter Kürten  mit seinen Taten. Er genoss die große Beachtung des Prozesses regelrecht und schilderte detailliert die einzelnen Taten.

Seine Erklärung „Manche meiner Opfer haben es mir sehr leicht gemacht. Sie waren sofort bereit, mit mir zu gehen, wenn ich sie auch in das tiefste Dunkel führte.“ erzürnte den Vorsitzenden Richter Rose dermaßen, dass sich dieser nicht mehr zurückhalten konnte: „Schenken Sie sich solche Geschichten. Sie verscherzen sich sonst so manches, das kann ich Ihnen offen sagen.“

Kürten wurde am 22. April 1931 neun Mal zum Tode verurteilt, zusätzlich erhält er eine 15jährige Zuchthausstrafe. Kürten richtete noch erfolglos ein Gnadengesuch an die preußische Regierung. Am 2. Juli 1931 wird Peter Kürten im Kölner Klingelpütz mit dem Fallbeil hingerichtet.

Historische Aufnahme des Klingelpütz, undatiert, vermutlich 1900-1930, Bild: gemeinfrei.
Historische Aufnahme des Klingelpütz, undatiert, vermutlich 1900-1930, Bild: gemeinfrei.

Die Leiche von Peter Kürten wird anschließend untersucht und ohne den Kopf bestattet. Sein Verhalten war so verstörend, dass Ärzte glaubten, sein Gehirn müsse sich physisch von dem eines durchschnittlichen Menschen unterscheiden. Sein Kopf wurde in zwei Hälften geteilt, um an das Gehirn zu gelangen. Doch die Untersuchung des Gehirns nach kranklhaften Veränderungen blieb ohne Ergebnis.

Der Kopf des Mörders gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg über Umwege in die Vereinigten Staaten und wird heute im Museum „Ripley’s Believe It or Not!“ in Wisconsin ausgestellt. Dort kann man den geöffneten Schädel noch heute in einer Vitrine sehen.

Peter Kürtens letzte Worte vor seiner Hinrichtung am 2. Juli 1931 waren:

„Sag, wenn mein Kopf abgeschlagen wurde, bin ich dann noch in der Lage zu hören, wie das Blut aus meinem Hals strömt? Das wäre eine große Freude.“


Darstellung von Peter Lorre in der Rolle des M auf einem Wandgemälde, Bild: Andreas Bohnenstengel, CC BY 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Darstellung von Peter Lorre in der Rolle des M auf einem Wandgemälde, Bild: Andreas Bohnenstengel, CC BY 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Vorbild für „M – eine Stadt sucht einen Mörder“

Der Fall des Peter Kürten inspirierte Regisseur Fritz Lang zu seinem ersten Tonfilm „M – eine Stadt sucht einen Mörder.“ mit Peter Lorre in der Hauptrolle.

In diesem Krimi aus dem Jahr 1931 geht es um einem Kindermörder, dessen Morde zu Angst bei Eltern und zu Misstrauen unter den Einwohnern führen. Gleichzeitig jagen auch die Kriminellen der Stadt den Mörder. Das Lexikon des Internationen Films schreibt dazu: 

„Langs erster Tonfilm gehört zu den Meisterwerken des deutschen Vorkriegskinos. Verweise auf das gesellschaftliche Klima der Weimarer Republik am Vorabend des Nationalsozialismus sind augenfällig: Obrigkeit und Unterwelt erscheinen als gleichartige Organisationen, die den ‚Abartigen‘ im Namen des ‚gesunden Volksempfindens‘ gemeinsam zur Strecke bringen. Langs sarkastische Schilderungen von Menschenjagd und Massenhysterie sowie Peter Lorres geniale Interpretation des Mörders als Täter und Opfer zugleich wurden von den Nationalsozialisten später nicht ohne Grund als subversiv empfunden.“


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