„Jet an de Föß han“ – man ist wohlhabend!

Wer hier wohnt, hät jet an de Föß! Bild: Rolf Heinrich, Köln, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Wer hier wohnt, hät jet an de Föß! Bild: Rolf Heinrich, Köln, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Der Kölsche schaut, oft verbunden mit ein wenig Neid, auf die, die „jet an de Föß han“. Und Menschen, die kein Kölsch sprechen, wundern sich. Denn die wörtliche Übersetzung führt zunächst in die Irre: „Jet an de Föß han“ kann man mit „Etwas an den Füßen haben“ übersetzen. Und sofort denkt manch einer an den Orthopäden, an Hühneraugen oder gar an Fußpilz. Alles völlig falsch!

Wer jet an de Föß hät: Vielleicht reich, mindestens wohlhabend

„Minsche met jet an de Föß“ sind schlichtweg wohlhabend. So ist die folgende Aussage für den Kölschen ganz einfach nachvollziehbar: „Die uss dä Marienburg und däm Hahnwald han jet an de Föß.“1Die aus Marienburg und Hahnwald sind reich. Und ganz einfach lässt sich nachweisen, dass die Bewohner der Nobelviertel Marienburg und Hahnwald über durchschnittlich mehr Geld als die übrigen Kölner verfügen.

Diese kölsche Redewendung lässt sich aber auch umkehren: So „han die uss Höhenberg oder Vingst nix an de Föß.“ Und jeder versteht, dass dort weniger Geld zu Hause ist.

Herkunft: Schuhwerk

Bleibt die Frage, wieso ausgerechnet das, was man an den Füßen trägt, als Indikator für Reichtum dienen soll. Dies erklärt sich, wenn man in der Zeit zurückreist. Damals konnten sich nur reiche Menschen richtig gute Schuhe leisten. Alle anderen nutzten eher unbequeme Schuhe aus Holz oder sehr einfaches Schuhwerk aus robustem Leder, welches um den Fuß gewickelt wurde und mit Hilfe eines Riemens zusammengebunden wurde. 

Noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts besaßen die meisten Menschen nur zwei Paar Schuhe: Ein abgewetztes Paar für den Alltag und ein besseres, welches nur an Sonntagen angezogen wurde. So wurde beim Blick auf die Füße und das daran befindliche Schuhwerk schnell klar, ob der Träger „jet an de Föß hät“ oder eben nicht.

Der Träger dieses (rekonstruierten) Schuhs aus dem Mittelalter hatte mit Sicherheit "jet an Föß", Bild: Wolfgang Sauber, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Der Träger dieses (rekonstruierten) Schuhs aus dem Mittelalter hatte mit Sicherheit „jet an Föß“, Bild: Wolfgang Sauber, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

„wohlbetucht“ – Kleider machen Leute!

Überhaupt wurden die Standesunterschiede an der Kleidung festgemacht. Das hat sich bis heute kaum geändert, denn sonst würde wohl kaum ein Mann stolz sein Krokodil auf dem Lacoste-Shirt oder nur wenige Damen selbstbewusst ihre Gucci-Handtasche tragen. Diese Menschen sind – früher wie heute – schlichtweg „wohlbetucht“, wobei mit „Tuch“ die „guten Tücher“ der Kleidung gemeint sind.

Wer richtig jet an de Föß hät ist „steinreich“

Und dann sagt man Menschen, die „richtig jet an de Föß han“ auch nach, dass sie steinreich sind. Diese Formulierung entstammt der mittelalterlichen Wohnsituation. In dieser Zeit lebten die meisten Menschen in Holzhäusern oder einfachen Lehmhütten. Häuser aus Stein konnten sich nur sehr reiche Menschen leisten – und diese waren dann „steinreich“.

Bläcke Fööss

Wenn man nix an de Föß hät, kann es einem gehen wie den Bläck Fööss bei einem ihrer ersten Auftritte im Gürzenich: Als die langhaarigen Musiker mit bläcke Föß2nackten Füßen, Jeans und Verstärker in der Hand im ehrwürdigen Gürzenich auftreten wollten, hielt man sie zunächst für protestierende Hippies und verweigerte den Zutritt.

Die hatte jo uch nix an de Föß!


Fruchtbarer Ackerboden: Dä Buur hät jet an de Föß! Bild: Thomas, Pixabay
Fruchtbarer Ackerboden: Dä Buur hät jet an de Föß! Bild: Thomas, Pixabay

Kostbarer Ackerboden „an de Föß“

 
Karin Burianski hat mir noch folgende Erklärung zu „jet an de Föß“ gegeben: 
De Buure-Mädche un Jungs – meist us de Eifel- leefen natürlich mit blecke Föß op ihre Feldere eröm. An manschen Föß bleev rude Erde kleven, dat wor en Zeichen für Löß-oder erzhaltigen Boden und bedeutete: Die Buuren hatten ne janz kostbare Bodden. Mädche un Jungs mit „rude Lehmklumpe an dr Föß hatten also „jet an dr Föß“ un woren en jode Partie! 
Diese Erklärung han isch vun minger Mutter als Kind jesaat bekumme.

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