Es ist ein Ort der absoluten Gegensätze: Auf der einen Seite ein zerschossener, zerstörter Krankenwagen. Mit zahlreichen Einschusslöchern. Der zerstörte Krankenwagen als Symbol des Krieges, der Zerstörung und des Todes.
Auf der anderen Seite eine Krippe. Eine Krippe, über die Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger sagt: „In der Heiligen Nacht kommt … in Bethlehem ein Kind zur Welt und wird mangels eines Kinderbetts in eine Krippe gelegt. Dieses Kind ist ein jüdisches Kind. Es erlebt die Gefährdung seines Lebens schon als Kind und erfährt als Erwachsener Gewalt und Qual bis zur Tötung. Und doch tritt dieses Kind, genannt Jesus, für Versöhnung und die Würde der Schwachen ein.“1Quelle: Grußwort zum Kölner Krippenweg Die Krippe als Symbol des Friedens, der Hoffnung und des Lebens.
Im Lager des „Blau-Gelben Kreuzes“ kommen diese beiden Symbole zusammen: Ein Symbol des Krieges und ein Symbol des Friedens. Auf engstem Raum. Als Teil des Kölner Krippenwegs.
Der Kölner Krippenweg
Bereits zum 29. Mal lädt der Kölner Krippenweg ein, ausgewählte Krippen kennenzulernen. Die Organisatoren wählen die teilnehmenden Krippen sorgfältig aus. Caroline Maria Weber ist die Vorsitzende der Krippenfreunde Region Köln e.V. und beschreibt die Zusammenstellung des Krippenwegs wie folgt: “Die Auswahl der Krippen erfolgt nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern nach Kriterien der künstlerischen und inhaltlichen Qualität. Wir schaffen Bezüge zu Köln und seinen internationalen Partnerstädten. … Wir zeigen Werke der Krippenkunst aus Privatsammlungen wie eine zierliche böhmische Krippe oder eine Winzerkrippe von der Ahr.“2Quelle: Grußwort zum Kölner Krippenweg
Zu diesen ganz besonderen Krippen zählt auch die Hänneschen-Krippe auf dem Neumarkt, die Krippenlandschaft aus LEGO in St. Johann Baptist oder die lebenden Tiere in der Krippe des Lindenthaler Tierparks. Als Ort der Gegensätze fällt aber die Krippe am zerschossenen Krankenwagen des Blau-Gelben Kreuzes ganz besonders auf.
Das Blau Gelbe Kreuz
Der Verein „Blau-Gelbes Kreuz“ ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Köln. Der Verein existiert bereits seit 2014 und fördert die Entwicklung einer freien, demokratischen Ukraine. Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine leistet das Blau Gelbe Kreuz Hilfe für die Opfer des Krieges.
In einem großen Lager in Raderberg (Marktstraße 27, 50968 Köln) werden Sachspenden entgegengenommen und zur Weiterverteilung in der Ukraine vorbereitet.
Zwei tote Männer, eine verschleppte Frau
Im März 2022 war die Besatzung des ausgestellten Krankenwagens auf dem Weg zu einem Hilfseinsatz in der Nähe des Dorfes Tsyrkuny im Gebiet Charkiw unterwegs. Dieses Gebiet ist auch heute noch stark umkämpft. Die Besatzung des Krankenwagens versuchte, verletzte Menschen zu retten. Doch ein russisches Militärfahrzeug rammte den Wagen. Das Fahrzeug wurde völlig zerstört.
Der Fahrer des Krankenwagens, Serhii, geb. 1982, und der Sanitäter, Oleksandr, geb. 1986, wurden an Ort und Stelle erschossen. Die ebenfalls zur Besatzung gehörende Ärztin Viktoria wurde verschleppt, über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Drei Monate Überlebensdauer eines Krankenwagens
Dieser Angriff auf einen Rettungswagen ist kein Einzelfall. Das russische Militär macht gezielt Jagd auf Rettungsfahrzeuge. Ziel ist der blanke Terror, die Erzeugung von Angst und die Demoralisierung der Ukrainer.
Rettungswagen in den kriegsnahen Gebieten der Ukraine haben eine durchschnittliche Überlebensdauer von gerade drei Monaten. Speziell diese Fahrzeuge werden regelmäßig zu Todesfallen.
Im krassen Gegensatz zu dem zerschossenen Fahrzeug steht direkt daneben eine zeitgenössische Krippe im modernen Ikonenstil der Künstlerin Olya Kravchenko aus Lwiw.
„Weihnachten ist nicht der Lichtschalter, den du anknipst und plötzlich ist alles nur noch sonnig.“
Peter Otten, Pastoralreferent aus St. Agnes, ist regelmäßig im Radio zu hören. Er ist Teil des Teams „Kirche im WDR“. Er hat die ganz spezielle Krippe des Blau-Gelben Kreuzes gesehen und zum zentralen Bestandteil seiner Gedanken zum Jahresende gemacht. Unter dem Titel „Nicht aufgeben“ meint Peter Otten:
„Ausgerechnet dort, im völlig zertrümmerten Krankenwagen, steht eine Krippe, die aus der Ukraine nach Deutschland gebracht worden ist. Ich sehe sie, bin erschüttert und mir wird klar: Weihnachten bedeutet nicht, dass der Wahnsinn von Gewalt endet. Dass erschossene Sanitäter und Ärzte wieder lebendig werden. Weihnachten bedeutet auch nicht, dass überall unschuldige Menschen aus den Gefängnissen entlassen werden und kein Kind mehr Hunger leidet. Weihnachten ist nicht der Lichtschalter, den du anknipst und plötzlich ist alles nur noch sonnig.“
Doch trotz Tod, Krieg und Verzweiflung rät Peter Otten:
Nicht aufgeben!
Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung.
Es ist doch besser, wenn Menschen einander kein Fluch sind,
sondern ein Segen.
Kreppche loore mit dem KöbesColonius
Der Stadtführer Guido Hoffmann bietet als „KöbesColonius“ auch eine spezielle Krippenführung an. Darüber haben wir auch in unserem Podcast ausgiebig mit ihm gesprochen.
Für die „Kreppche loore“ – Termine am
- Sonntag, 5.Januar 2025, Start um 11.30 Uhr und am
- Sonntag, 12. Januar, Start um 13 Uhr
gibt es für Kurzentschlossene noch freie Plätze. Start ist jeweils an der Kirche St. Maria Lyskirchen. Bei Interesse bitte direkt beim KöbesColonius anmelden:
KöbesColonius, Guido Hofmann
Tel.: 0151 51061986
koebescolonius@web.de
www.koebescolonius.de
Spenden für das Blau-Gelbe Kreuz
Alle Informationen zu möglichen Spenden an das Blau-Gelbe Kreuz finden sich auf der Website:
Alle Informationen zum Kölner Krippenweg inklusive einem ausführlichem Begleitheft zum Download finden sich auf der Website des Kölner Krippenwegs.
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