Ein paar Fragen an Schwester Antonia – Köln ist lebendig

Schwester Antonia von den Benediktinerinnen in Köln-Raderberg, Bild: Uli Kievernagel
Schwester Antonia von den Benediktinerinnen in Köln-Raderberg, Bild: Uli Kievernagel

Es macht großen Spaß, sich mit Schwester Antonia zu unterhalten. Immer wieder hört man die dem Ruhrgebiet so eigene Sprachmelodie. So sprechen die Menschen in Bottrop, ihrer Heimatstadt. Dort arbeitet die als Margarethe Lange geborene Bibliothekarin in der Stadtbibliothek. In dieser Zeit sind gute Bücher und Deep Purple ihre Leidenschaft – ganz weit weg von Kirche oder „Erweckung“.

Erst die Begegnung mit einem Priester, dessen Güte, Glaubwürdigkeit und dessen Humor sie überzeugten, begleitete ihren Weg zu Glauben und Kirche.Und genau dieser Weg führte sie 2006 zu den Benediktinerinnen in Raderberg. Zunächst nur als Gast, doch dann reift der Entschluss zu bleiben. Aus Margarethe Lange wird Schwester Antonia.

Eine Nonne als Maikönigin?

Obwohl wir in unmittelbarer Nachbarschaft leben, kreuzen sich unsere Wege nicht persönlich sondern recht kurios auf elektronischen Weg: Der Drucker für mein Plakat zum „Tanz in den Mai“ schickt versehentlich den Plakat-Entwurf an das Kloster, dort landet diese E-Mail im Posteingang von Schwester Antonia.

Und dann wieder dieser typische Humor: Sie leitet das Mail weiter, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass „sie schon Interesse hätte, Maikönigin zu werden, aber nicht wüsste, wie der Orden dazu steht.“. Sofort ist mein Interesse geweckt – eine solche Nonne will ich unbedingt kennenlernen. Und diese Bekanntschaft möchte ich gerne mit euch teilen, daher kommt Schwester Antonia diese Woche in meiner Reihe „Ein paar Fragen an …“ zu Wort.

Ein paar Fragen an …. Schwester Antonia

Warum lebst du in Köln?

Weil das Kloster hier steht!
Ursprünglich war das keinesfalls gewollt, in einer Großstadt wie Köln zu leben. Ich bin im Ruhrpott geboren und ich hatte schon recht früh das Bedürfnis, dem Großstadtleben aus dem Wege zu gehen, ohne ganz davon zu lassen. Durch mein Studium bedingt landete ich in Bonn. Die Mischung war für meine Bedürfnislage das Nonplusultra und hätte ewig so weiter gehen können. Südlich von Bonn die Landschaft, der Rhein und der Wein. Nördlich Köln mit dem Trubel der Großstadt, den Kirchen, den Museen, eben Köln mit seinen vielseitigen Gesichtern und einem prallen Leben und Bonn selbst war ja auch nicht langweilig.
Dass ich dann das pralle Leben in einem Kloster suchte, welches dann eben in einer Großstadt steht, war nicht mein Plan, trotzdem folge ich diesem. Seit 2006 lebe ich nun in dieser Stadt, in diesem Kloster.

Du sprichst von einem „prallen Leben“ – geht das in einem Kloster überhaupt?

Von einem „prallen Leben“ im Zusammenhang mit dem Klosterleben zu sprechen, mag befremden, steht der Gedanke quer zur Vorstellung Vieler von einem klösterlichen Leben. Ich vergleiche dieses Leben mit einer Tiefenbohrung: Will ich an das frische und belebende Quellwasser in 10 Meter Tiefe, gelingt es kaum, wenn ich halbherzig 20 Mal jeweils 50 cm tief an der Oberfläche scharre. Ich muss mich richtig einsetzen, Ärmel hochkrempeln und auf Empfindlichkeiten verzichten. Ich stoße auf Lehmboden, der Kräfte raubt. Kies verstellt den Weg, urplötzlich fällt man in einen tiefen, dunklen Hohlraum, die Arme werden zuweilen recht lahm und doch reizt das Ziel, keine Anstrengung zu unterlassen, Grenzen zu überwinden und dabei auch die Freude über die vielen Ausgrabungsfunde zu erleben, die Hilfen, die einem ebenfalls zuteilwerden und Gemeinschaft und Verbundenheit wachsen lassen.
Das nenne ich ein pralles Leben.

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Den Rheinländer an sich erlebe ich als sehr offen, man trifft ihn gern in geselliger Runde an und es ist ein Einfaches, sich anzuschließen und teilzunehmen. Im Ruhrgebiet ist das erst nach einer gewissen Hürde der Fall, aber einmal akzeptiert und angenommen hat man treue Freunde für immer, die eine sehr ehrliche Art im Umgang miteinander haben. Diese Gradlinigkeit habe ich mir in Bonn abgewöhnt, da ich kein Einsiedlerleben führen wollte, die Offenheit für die Menschen hingegen, so glaube ich, habe ich mir bewahrt und bin im Glauben, dahingehend kaum mehr von einer Kölnerin zu unterscheiden zu sein.

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Die Verkehrssituation, ob per Pedes, mit dem Fahrrad, oder dem Auto – Köln finde ich verkehrstechnisch schwierig. Der ÖPNV ist eine gute Alternative, wenn die Busse nicht selbst im Stau stecken.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?

Mein Traum war immer, von meiner Couch aus die Berge sehen zu können, wenn ich vom Buch aufschaue. In der Freizeit in aller Frühe hochzusteigen, um der Sonne beim Aufstieg zuzusehen. Berge faszinieren mich nach wie vor und ich bleibe dabei: wenn ich groß bin, ziehe ich in die Berge!

Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?

Heinrich Böll: Vor vielen Jahren glaubte ich seinen Ursprung im Ruhrpott, doch handelte es sich dabei um die Verwandtschaft, die in Essen lebte. Die Schullektüre hat mich diesen Irrtum erkennen lassen, mich aber auch mit ihm ringen lassen.

Heinrich Böll wird von Schwester Antonia wegen seiner Fähigkeit, Menschen zu analysieren und diese Erkenntnis zu formulieren sehr geschätzt. Bild: Harald Hoffmann
Heinrich Böll wird von Schwester Antonia wegen seiner Fähigkeit, Menschen zu analysieren und diese Erkenntnis zu formulieren sehr geschätzt. Bild: Harald Hoffmann

Meine damalige Interessenlage deckte sich zu 0% mit der Seinigen und doch blieb er meinem Gedächtnis erhalten. Die Wertschätzung für Böll kam erst später. Durch diese Frage neu erinnert an „Die Ehre der Katharina Blum“ merke ich, diese Erzählung ist noch immer aktuell und das beeindruckt mich an Böll, wie klar er die Menschen zu analysieren verstand, wie er dieses Erkennen ins Wort bringen konnte.
Der Verlust großer Teile seines Nachlasses und der Schaden an dem, was nach dem Archiveinsturz geborgen werden konnte, erlebe ich als sehr schmerzlich.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?

Erste Frage: mich dankbar am Leben freuen.
Zweite Frage: mich dankbar am Leben freuen.

Wenn ich 10.000 / 100.000 / 1 Mio. Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an….

Ich würde das Geld in die vielen Projekte stecken, die sich vornehmlich um die Kinder kümmern; Kinder, die als Kindersoldaten missbraucht werden, oder in der Gefahr stehen, dieses Schicksal zu erleiden. Kinder auszubeuten, als billige Arbeitskräfte unter miserablen Bedingungen in Abhängigkeit bringen. Kinder, die sexuell missbraucht und misshandelt werden, die vernachlässigt und missachtet werden – das ist ein gigantisches Leid an diesen Seelen, am Leben überhaupt. Was den Kindern dieser Welt widerfährt, das bestimmt die Zukunft, das legt Zeugnis ab für uns Menschen.

Wodrüber laachs de dich kapott?

Wenn es mich richtig packt, bin meistens ich selber der Grund zur Heiterkeit.

Dein kölsches Lieblingsessen?

Quallmann met Klatschkies. Als ich noch selber für die Planung und Durchführung meines Speiseplans verantwortlich war, habe ich dieses Gericht, mit vielfältigen Varianten bei der Zubereitung, mindestens dreimal die Woche zu mir genommen, ohne es jemals leid geworden zu sein.

Quallmann met Klatschkies, das Lieblingsessen von Schwester Antonia, Bild: Timo Klostermeier / pixelio.de
Quallmann met Klatschkies, das Lieblingsessen von Schwester Antonia, Bild: Timo Klostermeier / pixelio.de
Nenne einen Grund, warum man Köln morgen verlassen sollte.

Damit man sich auf die Rückkehr freuen kann.

Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?

Lötschendötsch (in der hochdeutschen Übersetzung etwa „Blödmann“ oder „Dummkopf“) – das hat in seiner kölschen Form noch einen sympathisch-liebkosenden Unterton und lässt den Angesprochenen nicht verzweifelt zurück.

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist ….

… mal laut, mal leise, mal unerträglich, dann freundlich, mal witzig, zuweilen aber auch engstirnig, eitel und missgünstig, musikalisch, verspielt, punktuell allerdings sogar RECHT(S)haberisch, ich hoffe da auf eine Wandlung hin zu einer Großzügigkeit, die Raum zu leben lässt.
Köln ist mal gut-, mal schlecht gelaunt, mal regnerisch.

Köln ist lebendig!


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Klaus Ulonska – Fußballpräsident mit Hätz & Humor

Ein typisches Bild von Klaus Ulonska; imer gut gelaunt , hier im Jahr 2012, Bild; Nicola
Ein typisches Bild von Klaus Ulonska: immer gut gelaunt, hier im Jahr 2012, Bild; Nicola

Vom eigentlichen Fußballspiel bekam der Präsident der Fortuna nie viel mit. Wichtiger war ihm der Rundgang im Stadion mit dem „Spendenball“ – eine Spardose in Form eines Fußballs. Mit diesem Ball sammelte Klaus Ulonska bei jedem Fortuna-Heimspiel Spenden für die Jugend. Und dabei machte er keinen Unterschied zwischen den VIPs und den Fans Stehplatz Mitte. Jeder wurde angesprochen und kaum einer konnte seinem Charme entgehen.

Als ich mit englischen Freunden im Stadion war und die Engländer seine Spendenaufforderung nicht auf Anhieb verstanden, schaltete Ulonska blitzschnell:  „Gimme your Pounds, please. We need them for the Fortuna-Kids“. Und sofort wurden die englischen Geldbörsen gezückt.

Klaus Ulonska war ein begnadeter Entertainer mit einer lauten Stimme. Geschult im Karneval – Ulonska war regelmäßiger Sitzungspräsident und im Jahr 1973 sogar Jungfrau im Kölner Dreigestirn – war er eine feste Größe in der Kölner Gesellschaft und saß für die CDU im Stadtrat.

Aus sechs Wochen für die Fortuna werden zehn Jahre

Der in jungen Jahren erfolgreiche Leichtathlet organisierte das ASV Sportfest und hätte, nachdem er die Geschäftsführung seiner Firma Dinckels-Ulonska Bedachungsartikel 2005 abgegeben hatte, eigentlich seinen Ruhestand genießen können. Wenn da nicht ein paar Fortuna-Fans vor seiner Tür in Lindenthal gestanden hätten um ihn als Präsident für Fortuna Köln zu gewinnen. Die Fortuna stand nach dem Tod des langjährigen Mäzens Hans „Schäng“ Löring“ vor dem sportlichen und finanziellen Knock-Out. Doch Ulonska wollte eigentlich nicht. Erst nach stundenlangen Gesprächen erklärte er sich bereit, für sechs Wochen der Fortuna auszuhelfen. Aus diesen sechs Wochen wurden mehr als zehn Jahre. Und wenn nicht sein plötzlicher, unerwarteter Tod am 14. März 2015 ihn mitten aus dem Leben gerissen hätte, wäre Ulonska noch heute Präsident. Ein Präsident, wie es keinen zweiten im Profi-Fußball gibt: Mit dem Spendenball in der Hand auf den Rängen, statt mit Lachshäppchen bei den VIPs.


Im März 2018 wurde beschlossen, dass ein Weg direkt Südstadion den Namen „Klaus-Ulonska-Weg“ erhalten soll.


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„Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“ – Franz Kremer und der 1.FC Köln

Plakette für Franz Kremer im Stadion am Geißbockheim, Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Plakette für Franz Kremer im Stadion am Geißbockheim, Bild: Hans Jörg Michell

Podcast Franz Kremer, 30

„Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“ Diese Frage stellte Franz Kremer bei der Gründungsversammlung des 1. FC Kölns im Februar 1948. Bei dieser Frage war die Antwort klar: Einstimmig bestimmten die Delegierten Franz Kremer zum ersten Vorsitzenden. Eine unglaubliche Erfolgsstory begann. Bereits zwei Tage später bestritt der neugegründete Fußballverein sein erstes Spiel: Mit satten 8:2 wurde Nippes 12 geschlagen.

Die „Diva vom Rhein“, die sich gerne als deutsche Gegenstück zu Real Madrid sah, stieg direkt in die damals erstklassige Oberliga West auf, wurde 1963 erster Deutscher Meister in der gegründeten Bundesliga und viermal DFB-Pokalsieger.

Diese Erfolgsstory ist eng mit Franz Kremer verbunden. Kremer, geboren am 30. Juli 1905 in der Kölner Altstadt, betrieb hauptberuflich erfolgreich eine Firma für Werbeartikel. Aber was bedeute schon „hauptberuflich“ für einen Mann, der 24 Stunden am Tag für den Fußball und besonders seinen FC Köln lebte?

Das Franz-Kremer-Stadion am Geißbckheim, Bild: Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Das Franz-Kremer-Stadion am Geißbckheim, Bild: Bild: Hans Jörg Michell
Ein moderner Fußballmanager

Kremer war auch Vorsitzender des Bundesligaausschusses und somit eine treibende Kraft bei der Gründung der Bundesliga. Und der 1. FC Köln profitierte ungemein davon: Kremer arbeitete am Statut der Bundesliga mit. Gleichzeitig führte er in Köln moderne Managementmethoden ein. Daher war es (fast) selbstverständlich, dass „sein“ FC Köln die erste Spielzeit der Bundesliga gewann. Er verstand es, die entscheidenden Kräfte in Köln einzubinden. „Ob Ford, 4711, Otto Wolff von Amerongen, Gerling oder Kaufhof – Kremer hat es geschafft, das Kapital Kölns am Tisch des 1. FC  zu vereinen und aus dem FC einen erfolgreichen Verein zu machen.“, so Karl-Heinz Thielen, Spieler der ersten FC-Meistermannschaft und später Manager des 1. FC Köln im Kölner Express.

Franz Kremers Aussage zur Tradition hat noch heute ihre Gültigkeit, Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Franz Kremers Aussage zur Tradition hat noch heute ihre Gültigkeit, Bild: Hans Jörg Michell
Tod am 11.11.1967

Kremer verstarb im Jahr 1967, ausgerechnet am kölschen Datum 11. November. Nachdem Hannes Löhr das 2:0 für den FC in Frankfurt geschossen hatte, sagte er seine letzten Worte zu seiner Frau Liselotte: „Du kannst das Radio jetzt ausmachen“. Franz Kremer verstarb friedlich im heimischen Sessel in Lindenthal. Der FC gewann dieses Spiel 2:1.


Auf der Lotsentour Südfriedhof besuchen wir das Grab von Franz Kremer.


Das kleine Stadion direkt am Geißbockheim  des FC Köln trägt heute seinen Namen. Und im Jahr 2005, zum 100. Geburtstag Kremers,  wurde die Zufahrt zwischen Berrenrather Straße und dem Geißbockheim in Franz-Kremer-Allee  umbenannt.


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Ein paar Fragen an Thomas Frings – Aus, Amen, Ende?

In der neuen Reihe „Ein paar Fragen an …“ werde ich Menschen aus Köln befragen, die etwas zu sagen haben. Den Anfang macht Thomas Frings.

Thomas Frings, Autor von "Aus Amen„Aus, Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“, Bild: Thomas Frings
Thomas Frings, Autor von „Aus Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“, Bild: Thomas Frings

Thomas Frings studierte Theologie sowie Kunstgeschichte und wurde 1987 zum Priester geweiht. Von 2009 an war er Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster. Frings trat im Februar 2016 als Pfarrer zurück, weil er den Bedeutungsverlust von Kirche und Glauben nicht mehr mittragen konnte und den Service-Erwartungen an seine Person nicht entsprechen wollte. Danach nutzte er eine Auszeit in einem niederländischen Kloster, um sein Buch „Aus, Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“ zu schreiben. Seit Oktober 2017 lebt er bei den Benediktinerinnen in Köln-Raderberg direkt in meiner Nachbarschaft. Thomas ist ein Großneffe des Kölner Kardinal Frings. Passend zu seinem Einzug in Raderberg titelte der Kölner Stadt-Anzeiger „Köln hat wieder einen Frings“.

1. Was hat dich nach Köln gezogen?

Scherzhafterweise habe ich schon früher gesagt, dass ich im Ruhestand nach Köln ziehen werde. Bei Priestern ist der spätestens mit 75 Jahren erreicht. Nun haben einige Turbulenzen dazu geführt, dass ich früher in Köln gelandet bin als vorgesehen. Allerdings bin ich noch lange nicht im Ruhestand. Da sich an meiner Person und den Positionen, die ich vertrete, eine heftige innerkirchliche Diskussion entzündet hat, bin ich zur Zeit ´schwer vermittelbar´. Diesen Umstand haben sich die Benediktinerinnen in Köln-Raderberg zu Nutze gemacht und mich für sich und eine gemeinsame Suchbewegung (Wie können wir Kirche für die Menschen sein?) an Land gezogen.

2. Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Ich lebe und liebe die Rheinisch-Katholische Art: Man muss alles ernst nehmen, aber nicht zu ernst. Wenn du das Leben zu ernst nimmst, dann wird es bitter. Wenn du es zu leicht nimmst, dann geht es kaputt. Und das „Rezept“ dafür habe ich mir von den Kölschen abgeguckt. Nehmen wir mal das Beispiel Integration. Integration ist in Köln 2.000 Jahre lang gelebte Praxis. Das Kuriose daran ist: Wie Integration genau geht, wissen die Kölner auch nicht. Aber in Köln gelingt es halt. Das gipfelt dann darin, dass hier sogar ein Portugiese ein echt kölsches Brauhaus eröffnen kann und keiner wundert sich. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass Integration in Köln wie bei einem guten Klavierspieler funktioniert: Sobald er über sein Spiel nachdenkt, verspielt er sich. Und so ist der Kölner – der spielt „Integration“ ganz ohne Noten. Und das klappt.

3. Welche Personen aus Köln haben dich geprägt?

Ganz eindeutig die Cousine meines Vaters, Susanne Custodis, von allen nur „Sus“ genannt. Ein kölsches Urgestein, geboren Auf dem Berlich, getauft in St. Gereon. Mittendrin also. Sprach tiefstes, unverfälschtes Kölsch. Die hat ein Leben voller Lebensfreude geführt. Und ihr Plan war, die 90 noch voll zumachen. Sie hat immer gesagt: „Nach meinem 90. ziehe ich nach Melaten, da habe ich ein Grundstück.“ Hat funktioniert – sie ist drei Wochen nach ihrem 90. Geburtstag gestorben. Und ich habe sie selber auf Melaten, auf ihrem Grundstück, beerdigt.

4. Was würdest du in Köln verändern?

Eindeutig und ganz klar: Als erstes würde ich die Fahrradwege anpacken. Das sind keine Radwege, das sind schlecht asphaltierte Waldwege. Und so etwas in einer Millionenstadt. Da muss dringend etwas passieren.


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Cilly Aussem – ein kölsches Mädchen gewinnt Wimbledon

Cilly Aussem, Tennisstar der 1930er Jahre, Bild: Agence de presse Meurisse – Bibliothèque nationale de France

Podcast Cilly Aussem, 28

Lange vor Steffi Graf und Angelique Kerber gab es bereits eine deutsche Wimbledonsiegerin: Cäcilia Edith, genannt „Cilly“, Aussem konnte bereits im Jahr 1931 das Turnier des „All England Lawn Tennis and Croquet Club” für sich entscheiden. Ein kölsches Mädchen gewinnt in Wimbledon.

Cilly Aussem wurde am 4. Januar 1909 in Köln geboren. Ihr Vater Johann „Jean“ Aussem war als deutscher Generalverteter der französischen Käsemarke Gervais sehr vermögend. Ihre Mutter Ursula nannte sich „Helen“ und wollte ihre Tochter auf Biegen und Brechen in die Weltspitze des Tennis bringen. Die ersten Schritte auf dem Court machte Cilly im Jahr 1923 beim Tennisclub Rot-Weiß Köln und zeigte schnell ihr Talent: Bereits im Sommer 1924 konnte sie gleich ihr erstes Turnier gewinnen.

Eine schwierige, ehrgeizige Mutter

Cilly schlug sich danach auf diversen Turnieren in ganz Europa durchaus respektabel – und wäre da nicht ihre über-ehrgeizige Mutter gewesen, hätte sie sich auch in Ruhe entwickeln können. Doch „Helen“ Aussem machte ihrer Tochter das Leben durchaus schwer. Bei einem Turnier in Hamburg beschuldigte sie die Gegnerin, Cilly hypnotisiert zu haben. Dieser Vorwurf mündete in einer wüsten Schlägerei zwischen „Helen“ Aussem und der Gegnerin von Cilly, Paula von Reznicek.  Kolportiert wird auch, dass Cillys Tennistrainer Bill Tilden auf die Frage ihrer Mutter, wie Cilly eine wirklich große Spielerin werden könnte, geantwortet habe „Indem Sie, Frau Aussem, den nächsten Zug nach Deutschland nehmen!“.

Cilly gewinnt in Wimbledon

Das Training von Bill Tilden war erfolgreich: Cillys harte Vorhand war auf dem Tennisplatz gefürchtet. Und so schlug sie am 3. Juli  1931 im Finale von Wimbledon Hilde Krahwinkel und war somit die erste Deutsche, die das prestigeträchtige Turnier gewinnen konnte. Adenauer, damals noch Oberbürgermeister von Köln, schickte ihr per Telegramm „Cilly, ganz Köln gratuliert zum großen Sieg. Ihre Heimatstadt ist stolz auf Sie“. Und tatsächlich wurde ihr nach dem Wimbledon-Sieg ein triumphaler Empfang in ihrer Heimatstadt bereitet.

Cilly Aussem auf einem Ölgemälde von Leo von König (1932), Bild: Raimond Spekking
Cilly Aussem auf einem Ölgemälde von Leo von König (1932), Bild: Raimond Spekking

Leider konnte ihr Körper die Strapazen des Leistungssports nicht aushalten. Eine verschleppte Blindarmentzündung und ein schon früher auftretendes Augenleiden machte es ihr zunehmend schwerer, an die Spitzenleistung des Jahres 1931 anzuknüpfen. Im Jahr 1935 beendete Cilly ihre Karriere.

Köln vergisst seinen Tennisstar

Ein Jahr später heiratete sie den italienischen Offizier Graf Fermo Murari dalla Corte Brà und zog mit ihm nach Ostafrika. Dort infizierte sie sich mit Malaria, gleichzeitig verschlechterte sich ihre Sehkraft rapide und zusätzlich trat eine starke Überempfindlichkeit gegen das Sonnenlicht auf. Cilly zog mit ihrem Mann nach Italien, ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich massiv und sie zog sich, mittlerweile fast blind, völlig von der Öffentlichkeit  zurück. Cilly Aussem starb am 22. März 1963 im Alter von nur 54 Jahren. Ihr Grab ist auf dem Friedhof San Giorgio im Nobelort Portofino.

Nur per Zufall wurde in Deutschland überhaupt bekannt, dass Cilly Aussem gestorben war. Ein Journalist erkannte, dass es sich bei der Todesanzeige einer gewissen „Gräfin Cecilie Editha Murari dalla Corte Brà“ um den deutschen Tennisstar der 30er Jahre handelte.

Briefmarke „Cilly Aussem“ (1988)

In ihrer Heimatstadt Köln war die ehemals prominente Sportlerin mittlerweile völlig vergessen. Immerhin erinnert eine 1988 erschienene Briefmarke an die erste deutsche Wimbledonsiegerin.


Das Vereinsheim des KTHC findet sich am Olympiaweg in Müngersdorf, Bild: Jörg Michell, lindenthal.blog
Das Vereinsheim des KTHC findet sich am Olympiaweg in Müngersdorf, Bild: Jörg Michell

Im Vereinsheim von Rot-Weiß Köln, direkt neben dem Müngersdorfer Stadion, sind Erinnerungsstücke an Cilly Aussem ausgestellt.
(DANKE für diese Info an Maik aus Bonn)


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Kölsche Wörter „Die Schmier“ & Oskar, der Polizist

Oskar, der freundliche Polizist. Bildquelle: Otto Schwalge
Gehört zur Schmier: Oskar, der freundliche Polizist. Bildquelle: Otto Schwalge

Der Kölner spricht liebevoll von der „Schmier“, wenn er die Polizei meint. Dieses Wort ist keinesfalls eine Beleidung und es geht nicht um Schmiere oder Dreck. Tatsächlich bezeichnen sich sogar die Polizisten selber als „von dä Schmier“.

Das Wort Schmier taucht bereits 1899 in Grimms Wörterbuch auf und wird dort als Wache, Wächter oder Aufpasser definiert. Der Ursprung des Wortes liegt im hebräischen „Schmira“ und meint „Bewachung“, also „Schmiere stehen“.

Oskar, der freundliche Polizist

Ein Denkmal für die kölsche Schmier ist „Oskar der freundliche Polizist“. Schnörres, kleiner Bierbauch und immer gut gelaunt. Diese Figur spiegelt auch wunderbar das kölsche Verständnis der Polizei wider: Nicht immer ganz so ernst, aber entschieden, wenn es darum geht, hilflosen Personen zu helfen und kleinere Vergehen auch mal nur mit einem erhobenen Zeigefinger statt direkt mit einem Knöllchen zu ahnden.

Somit ist Oskar auch der Prototyp des Bezirksbeamten. Das sind die Polizisten, die Präsenz in den Veedeln zeigen, mit den Kindern den Schulweg üben und als direkter Ansprechpartner der Bürger fungieren.

Funkrufname „Arnold“ – Herkunft unbekannt

Wenn sich die Kölner Polizisten per Funk ansprechen, nutzen sie zur Identifizierung den Funkrufnamen „Arnold“. Woher dieser Name stammt, ist unbekannt. Der Polizeisprecher Christoph Gillen im Kölner Stadt-Anzeiger1vom 5. Mai 2024 dazu: „Die Herkunft ist tatsächlich nicht eindeutig geklärt, es gibt keine Quellen dazu.“  

Die Funkrufnamen anderer Polizeibehörden sind nachvollziehbar: In München lautet dieser „Isar“, in Aachen „Printe“, in Düsseldorf „Düssel“ oder in Oberhauen „Emscher“. Nur für „Arnold“ in Köln gibt es keine Erklärung. Daher mutmaßt Tim Stinauer in Kölner Stadt-Anzeiger2vom 6. Mai 2024, dass es vielleicht vom „Fleuten-Arnöldchen“ stammt. Lustig, aber eher unwahrscheinlich.

Nur am Rande: Der Funkrufname der KVB lautet „Tünnes“. Und das ist urkölsch und bedarf keiner weiteren Erklärung.


Das Kölner Polizeipräsidium in Kalk am Walter-Pauli-Ring 2-6, Bild: Raimond Spekking
Das Kölner Polizeipräsidium in Kalk am Walter-Pauli-Ring 2-6, Bild: Raimond Spekking

Walter Pauli

Das Kölner Polizeipräsidium liegt am Walter-Pauli-Ring in Kalk. Der Polizist Walter Pauli wurde im Mai 1975 bei einer Schießerei im Alter von nur 22 Jahren tödlich getroffen. Der Walter-Pauli-Ring ist die erste Straße in Deutschland, die einem im Dienst getöteten Polizisten gewidmet wurde.


Brief von einem Schutzmann

Am 19. Februar 2018 hat mich C. zu diesem Artikel angeschrieben, ein großes DANKE für die Rückmeldung:

Lieber Uli!
Als kölscher Schutzmann und somit „Betroffener“ dieses Artikels danke ich Dir! Wie immer unfassbar informativ, mit Liebe und Eifer geschrieben.
Gerade im vergangenen Karnevalseinsatz und den damit verbundenen zusätzlichen Maßnahmen gegen mögliche Terrorgefahren, habe ich wieder gemerkt, wie gut es doch tut, wenn der Bürger auch im Vorbeigehen einfach nur ein „Danke“ äußert und damit seinen Weitblick bezüglich der heutigen Situation und seine Wertschätzung gegenüber unserer Arbeit zeigt.
Dieser Dank gilt auch Dir für diesen tollen Artikel!!!

C. aus Köln


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Fortuna-Urgestein Hans „Schäng“ Löring: „Ich als Verein musste reagieren!“

Hans "Jean" Löring, Bild: Deutscher Fußball Bund
Hans „Jean“ Löring, Bild: Deutscher Fußball Bund

Podcast Löring 6

Es ist der 15. Dezember 1999, ein normaler Dezembertag. Die Fortuna liegt zur Pause im Heimspiel gegen Waldhof Mannheim 0:2 zurück. Für die leidgeplagten Fans im Südstadion kein Grund zur Aufregung. Ganz anders jedoch für Fortunas Präsident und Mäzen Hans „Jean“ Löring, genannt „Schäng“.

Zu dem, was genau an diesem Tag in der Kabine passiert ist, gibt es verschiedene Aussagen. Schumacher behauptete zunächst, Löring hätte ihn einen „Wichser“ genannt. Allerdings gibt es dazu eine gegenteilige Aussage vom Zeugen Jürgen Weinzierl. Es ist möglich, dass Toni Schumacher den Spruch vom Löring Du kannst in die Eifel gehen!“ als Rausschmiss interpretiert hat.

Wie auch immer: Der kleine Verein aus der Kölner Südstadt schaffte es mit der Schlagzeile „Trainer in der Halbzeitpause gefeuert“ auch in die überregionalen Blätter, sogar die italienische „Gazzetta dello Sport“ berichtete damals.

Das Kölner Südstadion, Bild: Uli Kievernagel

Ein Vereinspräsident „vom altem Schlag“

Löring, stadtbekannter Unternehmer und Baulöwe, war das Herz (und der Geldbeutel) der Fortuna. Selber aktiver Fußballer musste er nach Hüftproblemen seine aktive Karriere beenden. Doch er blieb seiner Leidenschaft treu und war von 1966 bis 2001 Präsident des Vereins, in welchen er mehrere Millionen Mark (manche sprechen von über 20 Mio. DM) seines Privatvermögens investierte.

Er war ein Präsident „vom altem Schlag“:  Löring bestimmte nicht nur die strategische Richtung der Fortuna sondern auch die Aufstellung. Oft über den Kopf der jeweiligen Trainer hinweg. Dabei gab er sich der Schäng immer volksnah.

Legendäre Partys im Bacchus

Unvergessen sind die Partys nach gewonnen Spielen im „Bacchus“ – dem Vereinslokal gleich gegenüber des Südstadions. Da lagen sich freude- und biertrunken Spieler, Präsident,  Sponsoren und viele Fans in den Armen. Nur Bernd Schuster (Fortuna-Trainer in der Saison 1997/98) verweigerte sich diesen Gelagen und wurde deswegen prompt vom Schäng entlassen, trotz sportlicher Erfolge.

Die Grabstätte von Hans "Schäng" Löring auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Egidius~dewiki, CC0, via Wikimedia Commons
Die Grabstätte von Hans „Schäng“ Löring auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Egidius~dewiki, CC0, via Wikimedia Commons

Die Fortuna war unter Löring eine feste Größe in der 2. Bundesliga – immerhin 26 Jahre lang. Als ab Mitte 2000 sein Unternehmen in die Krise gerät, geht es auch mit der Fortuna bergab, bis hinunter in die Verbandsliga. Löring stirbt am 6. März 2005. Sein Grab ist auf dem Kölner Südfriedhof.

Das besagte Spiel gegen Waldhof Mannheim ging ohne Toni Schumacher mit 1:5 verloren. Lörings Kommentar nach dem Spiel ist legendär und zeigt sein Selbstverständnis:  „Ich als Verein musste reagieren.“


Auf der Lotsentour Südfriedhof besuchen wir das Grab von Schäng Löring.


Trinken & Gute tun – mit einem Löring

Seit September 2022 gibt es zum Gedenken an Hans Löring den gleichnamigen Schnaps. Initiiert vom Multi-Talent Cornel Wachter und dem Familienunternehmen Flimm gibt es eine limitierte Sonderedition des bekannten Waldmeisterlikörs.

Und mit jedem Schluck tut der Trinker etwas Gutes: Alle Einnahmen des Projektes werden der Krebsforschung gespendet.


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Müllers Aap – Ungebändigte Kraft un e kölsch Hätz

Autogrammkarte von Peter "de Aap" Müller, Bild: Wilhelm1918, CC BY-SA 4.0
Autogrammkarte von Peter „de Aap“ Müller, Bild: Wilhelm1918, CC BY-SA 4.0
Podcast Peter Müller De Aap Folge 1
Der bekannteste K.O.-Schlag des kölschen Boxers Peter Müller traf Max Pippow. Doch leider war Pippow nicht der Gegner sondern der Ringrichter. Müller fühlte sich von Pippow benachteiligt und schickte ihn mit einem satten Haken auf die Bretter. Dieser Schlag machte den Mittelgewichtler Müller zwar weltberühmt – brachte ihm aber auch eine zunächst lebenslange Sperre ein. Doch der bei den Zuschauern überaus beliebte Müller war ein Publikumsmagnet. Daher wurde diese Sperre bereits 10 Monate später wieder aufgehoben.

Immer geduckt kämpfend und mit unbändigem Siegeswillen

Für die Kölschen war er nur „Müllers Aap“, das „Äffchen“: Gerade mal 1,65 Meter groß, immer geduckt kämpfend und mit unbändigem Siegeswillen. Geboren am Karnevalssonntag 1927 in Sülz war ihm schon früh klar, dass er Profiboxer werden wollte.

Kraft hatte Müller mehr als genug. So schlug er einen Straßenbahnschaffner, der ihn nicht erkannte, mit einem einzigen Schlag bewusstlos. Allerdings war in der harten Schale des Boxers wohl auch „vell Hätz“ versteckt. Ältere Kölner Damen berichten davon, dass die „Aap“ ihnen regelmäßig die steilen Stufen der alten Kölner Straßenbahnen hinauf half – ob sie denn wollten oder nicht.

Die ganz große internationale Boxer-Karriere blieb dem mehrfachen Deutschen Meister im Mittelgewicht verwehrt. Technisch versiertere Kämpfer wie Bubi Scholz waren ihm überlegen. Vielleicht stand er sich auch selbst im Weg. So verwechselte er 1953 bei einem Kampf in den USA das Horst-Wessel-Lied mit der Nationalhymne und spielte die Parteihymne der NSDAP auf einer Mundharmonika. „Das hatte ich noch im Ohr“ meinte er später dazu nur. Die Kölner haben ihm alle Eskapaden verziehen. Irgendwie war der „Underdog“ Müller einer von ihnen: `ne Jung uss dem Lääve.

Grab auf dem Südfriedhof

Anfang 1966 beendete Peter Müller seine Karriere mit dem 175. Kampf – gewonnen hatte er davon 132. Um Geld zu verdienen leerte er nach seiner Boxkarriere Spielautomaten in Kölner Kneipen und trat im Karneval auf.

Grabstätte Peter Müller, "Müllers Aap", auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Peter Müller, „Müllers Aap“, auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Mit nur 65 Jahren stirbt „de Aap“ im Juni 1992. Mehr als 4.000 Menschen kommen zu seiner Beerdigung auf den Südfriedhof. Auch die kölsche Prominenz gibt sich die Ehre, zusammen mit den Bläck Fööss und den Höhnern. Die Stadtspitze fehlte allerdings. Vielleicht auch, weil die Stadtverwaltung seinen letzten Wunsch ablehnte: Ein Grab mitten zwischen den kölschen Berühmtheiten auf dem Hauptweg des Südfriedhofs.

Übrigens: Auf der Lotsentour Südfriedhof besuchen wir das Grab von Peter Müller.


Sehenswert ist ein kurzes Video von dem legendären Kampf mit Schiedsrichter-K.O. Zwar ist der der sagenhafte Schlag im Video leider nicht eindeutig zu sehen, aber dafür umso deutlicher die unbändige Wucht Müllers, der nicht nur auf seinen Gegner einprügelt, sondern auch einen Betreuer einfach aus dem Ring schmeißt.

Wer Peter Müller im Original hören und sehen will, sollte dieses Video nicht verpassen.


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Der „Kriegsdienstverweigerer“ Sankt Gereon

Der abgeschlagene Kopf des Heiligen Gereons, Bild: Thomas Schmitz
Der abgeschlagene Kopf des Heiligen Gereons, Bild: Thomas Schmitz

Ein prominenter Platz – und kaum jemand kennt ihn: Der Heilige Gereon ist Teil des von Stephan Lochners geschaffenen „Altars der Stadtpatrone“ im Dom. Doch neben den Heiligen Drei Königen und der Heiligen Ursula mit ihren sagenhaften 11.000 Jungfrauen tritt der „Kriesgdienstverweigerer“ Gereon in den Hintergrund. Einige werden wohl nur noch das von ca. 1970 bis 1990 gebraute „Gereons Kölsch“ kennen. Welches aber nichts mit dem Heiligen zu tun hat.

Der Heilige Gereon, Bild: Joachim Schäfer
Der Heilige Gereon (als Teil des „Altars der  Stadtpatrone“ im Dom) , Bild: Joachim Schäfer

Der Heilige Gereon, geboren um das Jahr 270 nach Christus, war Anführer der Thebäischen Legion, einer speziellen Garde, die in Ägypten im Auftrag des römischen Kaisers die Christen bekämpfen sollte. Speziell war die Garde deswegen, weil sie ausschließlich aus Christen bestand.

Doch Gereon und seine Truppen rebellierten gegen den Kaiser. Die darauf folgende Strafe war drastisch: Jeder Zehnte wurde enthauptet. Doch der Widerstand blieb. Deswegen wurden alle 300  Soldaten und auch  Gereon hingerichtet. Vermutlich geschah dieses Gemetzel im heutigen Ehrenfeld. Die Legende sagt aber, dass die Soldaten auf einem römischen Friedhof an der Stelle, wo heute die Kirche St. Gereon steht, ermordet wurden. Dabei soll Blut der getöteten Soldaten an eine Säule gespritzt sein, die heute an einem speziellen Platz in der Kirche St. Gereon steht. Dieser Säule werden magische Kräfte zugeschrieben. So soll die sogenannte „Blutsäule“ Gut und Böse unterscheiden können.

Manch einem Kölschen, aber auch Besuchern aus aller Welt wird es deswegen mulmig, wenn sie die Inschrift an der Blutsäule lesen: „Adde fidem, fuit hic pridem fusus cruor idem ad lapidem, si dem me male, punit idem“ [Glaube mir, hier wurde vor langer Zeit Blut an diesem Stein vergossen, wenn ich mich böse verhalte, straft er.]

Also – wer traut sich, an der Blutsäule vorbei zu gehen?


St. Gereon, Gereonshof 2, 50670 Köln. Die Kirche kann – außerhalb der Gottesdienstzeiten – montags bis freitags von 10 bis 18: Uhr, samstags von bis 17:30 Uhr und sonntags von 13 bis 18 Uhr besichtigt werden.


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