Heute flaniert man durch die Straßen der Marienburg. Große Bäume säumen die breiten Straßen, noble Autos der Marienburger stehen am Straßenrand. Kein Müll liegt herum, keine Plakate verschandeln die Landschaft. Die noblen Villen mit ihren gepflegten Vorgärten lassen einen glatt vergessen, dass man sich immer noch Köln befindet.
Vor 2.000 Jahren sah es hier ganz anders aus: Das Flottenkastell Alteburg war das Hauptquartier der römischen Kriegsflotte in Germanien. Die römische Rheinflotte wurde um 13 v. Chr. aufgestellt und war eine Teilstreitkraft der römischen Flotte in den römischen Provinzen Ober- und Niedergermanien. Ihr Hauptquartier befand sich zunächst im Legionslager Vetera Castra bei Xanten und ab 50 n. Chr. im Kastell Alteburg. Heute erinnert kaum noch etwas an dieses große römische Kastell mit einer Stammbesatzung von mehr als 1.000 Mann. Lediglich die Straßennamen „Auf dem Römerberg“ und „Am Römerkastell“ lassen darauf schließen, dass es hier eine der wichtigsten römischen Verteidigungsanlagen am Rhein gab.
Da es kaum schriftliche Belege zu dem Kastel Alteburg gibt, kann auch die exakte Gründung nicht bestimmt werden. Die Römische Rheinflotte kann ab 13 v. Chr. nachgewiesen werden. Ganz im Sinne einer modernen Armee führten die Römer kombinierte Landeunternehmen der Flussstreitkräfte mit der Landarmee durch. Auf Patrouillenfahrten wurde der Rhein als wichtigster Verkehrsweg gesichert – immerhin war die Colonia Claudia Ara Agrippinensium ein extrem wichtiges Handelszentrum und der Rhein die Lebensader. Folglich ist es verständlich, dass die Flotte zum Schutz der Colonia und des Rheins auch ein entsprechendes Lager benötigte. Dieses Flottenkastell wurde etwa Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. im heutigen Marienburg errichtet.
Unterkünfte für mehr als 1.000 Soldaten
Es gibt wenig gesicherte Erkenntnisse zu dem Lager Alteburg. Lediglich Grabungen aus den Jahren 1926/27 und später in den Jahren 1995/96 und 1998 bieten Informationen zu diesem strategisch bedeutsamen Lager. Das Kastell nahm mit rund 90.000 Quadratmetern eine Fläche von ungefähr sechs Fußballfeldern ein. Hier wurden Werkstätten, Unterkünfte, Verwaltung und auch ein eigener Tempel für die Soldaten errichtet. Zunächst nur in einfacher Lehmwerktechnik, später als Steinbauten.
Dabei waren die Marinesoldaten privilegiert: Sie hatten bessere Unterkünfte und es ist auch davon auszugehen, dass sie besser versorgt wurden. Bei Grabungen wurden neben Keramik und Tierknochen auch Waffen, Werkzeuge und Geräte gefunden. Eine Besonderheit des Kastells Alteburg waren die von den Archäologen gefunden großen, schweren Webgewichte. Diese kamen bei Webstühlen zum Einsatz, auf denen grobe Stoffe hergestellt wurden – Segel für die auf dem Rhein verkehrenden Kriegsschiffe.
Zerstört durch die Franken
Das Kastell wurde im dritten Jahrhundert n.Chr. bei einem Angriff durch die Franken zerstört. Da auch der Rhein in den Jahrhunderten immer wieder sein Bett verlassen hat, wurden die Gebäude vernichtet. Zumindest das, was die Kölner davon übriggelassen haben. Denn es ist davon auszugehen, dass Teile der Steingebäude abgerissen und diese als Baumaterial an anderer Stelle wieder eingesetzt wurden. Ende des 18. Jahrhunderts wurde auf dem früheren Gelände des Kastells die bis heute erhalten gebliebene Alteburger Mühle (An der Alteburger Mühle 6) errichtet.
Heute in dem friedlichen Stadtteil Marienburg – bis auf die Straßennamen – nichts mehr an das Hauptquartier der römischen Kriegsflotte in Germanien.
Im Jahr 2017 ging der Geisterzoch unter dem Motto „Dr römischen Flott ze Ihre: Öm de Alteburch eröm“ vom Chlodwigplatz aus bis zum ehemaligen Kastell und zurück.
Ein weiteres wichtiges Kastell der Römer war das Kastell Divita, der Brückenkopf im heutigen Deutz.
Ein großes DANKE an Erich Hermans, der mir erlaubt hat, die Zeichnungen des Flottenlagers für diesen Beitrag zu verwenden und an Franz-Josef Knöchel von KuLaDig, der mir historische Informationen zum Kastell zur Verfügung gestellt hat.