Die „Iran-Villa“ – ein „Lost Place“ mitten in Marienburg

Verfallende Pracht in Marienburg: Die ehmalige Botschaft des Iran in der Parkstraße 5, Bild: Uli Kievernagel
Verfallende Pracht in Marienburg: Die ehemalige Residenz des Iran in der Parkstraße 5, Bild: Uli Kievernagel

Die Villa an der Parkstraße 5 in Köln-Marienburg, ein denkmalgeschütztes Anwesen mit mehr als 110 Jahren Geschichte, verfällt zunehmend. Einst Residenz wohlhabender Kölner Verleger, später Botschaftssitz und als „Iran-Haus“ oder „Iran-Villa“ bekannt, wirkt das Gebäude heute wie ein Geisterhaus zwischen Glanz vergangener Zeiten und sichtbarem Zerfall. Ein „Lost Place“ mitten im schicken Marienburg.

Die Fassade der Villa zeigt deutliche Spuren des Verfalls. Die Farbe blättert ab, zerborstene Fensterscheiben und verwitterte Rolladen prägen das Bild. Wer die Villa betritt, findet Räume mit großflächigem Wasserschaden, Schimmelbefall und ausgerissenen Sanitäranlagen. Der Kölner Stadt-Anzeiger1„Iran-Haus in Marienburg verfällt weiter“, Kölner Stadt-Anzeiger vom 3. Januar 2025 berichtet, dass ein Durchgangszimmer mit kuppelartiger Decke von grünem Schimmel überzogen sei, ein Büro verwüstet wäre und die Akten durcheinander auf dem Boden liegen würden.

Offensichtlich wurde das Anwesen geplündert, dennoch ist seine architektonische Formschönheit erhalten: Holzvertäfelungen, großzügige Räume mit Erkern, Kamine und große Fenster, die den Blick in den Garten mit Pool freigeben, zeugen von seiner einstigen Bedeutung.

Die Villa wurde 1913/1914 für den Kölner Verleger Josef Neven DuMont nach Plänen des Architekten Paul Pott erbaut. Nach dem Tod Neven DuMonts 1915 übernahm seine Familie das Anwesen. In den 1930er-Jahren nutzte die NSDAP-Ortsgruppe Bayenthal das Gebäude, es verblieb aber weiter im Besitz der Familie DuMont. Während des Zweiten Weltkriegs entstanden Schäden, die teilweise noch vor Kriegsende behoben wurden. Nach der Gründung der Bundesrepublik wurde Bonn Regierungssitz, und viele Staaten verlegten ihre Vertretungen nach Marienburg.

Prinzessin Soraya in der Villa

Ab 1958 zog die iranische Botschaft in die Villa ein, die sowohl Kanzlei als auch Residenz des Botschafters beherbergte. Zu dieser Zeit lebte dort auch für kurze Zeit Prinzessin Soraya, die zweite Frau des Schahs von Persien. Sie machte die Villa zu einem Ort internationaler Aufmerksamkeit.

Prinzessin Soraya bei einem Bankett im Jahr 1962, Bild: Wolfgang Fischer, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Prinzessin Soraya bei einem Bankett im Jahr 1962, Bild: Wolfgang Fischer, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Am 24. Februar 1958 kam Soraya zusammen mit ihrem Lieblingshund in Köln an. Die Klatschpresse berichtete ausführlich über ihre Ankunft und die kaiserlichen Freizeitbeschäftigungen: Spaziergänge durch die Stadt, Einkehr in Cafés und Kinobesuche zogen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich. Soraya bemühte sich zwar um Privatsphäre, doch Verfolgungsjagden von Fotografen bei Spazierfahrten von der Villa durch den Grüngürtel zeugen vom regen Medieninteresse.2„Eine Prinzessin verzauberte Köln“, Kölnische Rundschau vom 21. Juni 2016

Leerstand und gesellschaftliche Bedeutung

Die Villa, bekannt als „Iran-Haus“, diente nach dem Iran-Irak-Krieg zeitweise der Unterbringung und Behandlung von Verwundeten. Daneben nutzten verschiedene iranische Organisationen das Anwesen für Veranstaltungen, und es bestand lange eine Moschee, die bis in die 2010er Jahre betrieben wurde. Presseberichte aus den 1980er- und 1990er-Jahren machten zudem auf die Nutzung durch den iranischen Geheimdienst VEVAK aufmerksam. Heute ist die Villa vermutlich in privatem Besitz, doch sie steht leer und droht zunehmend zu verfallen.

Die Fenster nur notdürftig mit Holz zugeschlagen, wucherndes Unkraut und abblätternde Farbe - die "Iran-Villa" ist in befindet sich in einem äußerst schlechten Zustand. Bild: Uli Kievernagel
Die Fenster nur notdürftig mit Holz zugeschlagen, wucherndes Unkraut und abblätternde Farbe – die „Iran-Villa“ ist in befindet sich in einem äußerst schlechten Zustand. Bild: Uli Kievernagel

Ein Aktionsbündnis hat auf den Leerstand aufmerksam gemacht. Es steht ein Investor bereit, der das Anwesen übernehmen möchte, um es dem Wohnungsmarkt wieder zugänglich zu machen – das Gebäude bietet immerhin etwa 30 Zimmer.

Die Stadt Köln sieht sich jedoch außerstande, einzugreifen. Laut einer Sprecherin fällt die Villa nicht unter die Wohnraumschutzsatzung, da das Gebäude nie dem Wohnungsmarkt zur Verfügung stand. Bußgelder oder Ordnungsverfügungen gegen den Leerstand sind daher nicht möglich.

Architektur und Gestaltung

Die Architektur der Villa bleibt eindrucksvoll. Der renommierte Architekt Paul Pott, der zahlreiche repräsentative Villen in Marienburg entwarf, setzte hier auf eine Mischung aus englischem Landhausstil und Elementen der Renaissance, wie Giebel, Erker und Kamine. Das dreiflügelige Ensemble umfasst das zweigeschossige Herrenhaus, ein Gärtnerhaus inklusive Treibhaus, ein eingeschossiges Garagen- und Chauffeurshaus sowie einen Gartenpavillon und eine zentral gelegenen, reich mit Stuck verzierten Halle. Weitere Räume mit Parkettböden, Deckenvertäfelungen und Vitrinenschränken zeugen von dem ursprünglichen Luxus.

Der vom renommierten Gartenbauarchitekt Fritz Encke konzipierte Garten der Villa ist völlig verwildert. Bild :Uli Kievernagel
Der vom renommierten Gartenbauarchitekt Fritz Encke konzipierte Garten der Villa ist völlig verwildert. Bild :Uli Kievernagel

Die Lage der Villa in Marienburg, auf einem Gelände leicht erhöht über dem Oberländer Ufer mit freiem Blick auf den Rhein, war für den ersten Besitzer, den Verleger Neven DuMont, ideal. Ursprünglich befand sich hier die Maschinenfabrik P. Kyll, deren Werkhallen für die Villenbebauung abgerissen wurden.

Besonders schade: Der Garten wurden von dem renommierten Kölner Gartenbaudirektor Fritz Encke geplant. Doch von der ursprünglichen Planung ist heute nichts mehr zu sehen, der Garten ist vollkommen verwildert. Den ursprünglichen Plan von Encke zeigt das Architekturmuseum der TU Berlin.

Ungewisse Zukunft für ein historisches Anwesen

Die Zukunft der „Iran-Villa“ in der Parkstraße 5 bleibt ungewiss. Die Eigentumsverhältnisse sind kompliziert, der Eigentümer derzeit nicht erreichbar. Solange sich keine Lösung findet, droht das Anwesen, das einmal ein bedeutender Ort für Kultur, Diplomatie und Religion war, unaufhaltsam weiter zu verfallen. Für Marienburg bedeutet dies auch den Verlust eines geschichtsträchtigen Bauwerks.

Diese Villa steht damit exemplarisch für das Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz, städtischer Wohnraumnot und internationaler Geschichte. Ihr Zustand zeigt, wie historische Gebäude ohne Nutzung und Pflege rapide zerfallen können – und wie schwierig es ist, private Interessen, städtische Verantwortung und kulturelles Erbe in Einklang zu bringen.


Ruhig, schick und gediegen: Die "Professorensiedlung" in Köln-Marienburg, Bild: Uli Kievernagel
Ruhig, schick und gediegen: Die Professorensiedlung in Köln-Marienburg, Bild: Uli Kievernagel

In direkter Nachbarschaft: Die „Professorensiedlung

In direkter Nachbarschaft der Iran-Villa befindet sich die wunderschöne
„Professorensiedlung“. In den 1920er Jahren drohten der renommierten Kölner Universität die Professoren auszugehen. Hintergrund war der (wie heute) schwierige Wohnungsmarkt: Die Hochschullehrer fanden keine angemessene Bleibe und gingen daher lieber in andere Universitätsstädte. 

Zur Lösung des Problems handelten die Professoren selbst und gründeten die „Baugenossenschaft Kölner Universität“. Ziel war es, attraktive Wohnmöglichkeiten für die Kölner Professoren zu schaffen. So entstand die Professorensiedlung in Marienburg.


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Die „Poller Köpfe“- Köln ohne Rhein?

Bei Hochwasser gab es einen zweiten Verlauf des Rheins östlich von Deutz. Ein große Gefahr für die Stadt Köln. Karte: OpenStreetMap
Bei Hochwasser gab es einen zweiten Verlauf des Rheins östlich von Deutz. Ein große Gefahr für die Stadt Köln. Karte: OpenStreetMap


 Es wäre für die Stadt Köln eine Katastrophe gewesen! Der Rhein fließt nicht im gewohnten Flussbett, sondern sucht sich einen neuen Verlauf. Statt westlich verläuft der Fluss auf einmal ab Poll östlich an Deutz vorbei, um dann erst in Mülheim ins alte Flussbett zurückzukehren.

Klingt aberwitzig – aber diese Gefahr drohte ab ca. dem 12. Jahrhundert. Und es passierte bereits vereinzelt bei Hochwasser und Eisgängen: In Köln kam nur noch ein flaches Rinnsal an, der Fluss suchte sich ein neues Bett. Höchste Alarmstufe für die Stadt, denn damit war die grundsätzliche Schiffbarkeit des Rheins gefährdet und somit Kölns Wohlstand. Ohne den Handel, welcher zum größten Teil über den Rhein abgewickelt wurde, und ohne das äußerst lukrative Stapelrecht wäre Köln bedeutungslos geworden.

Köln ohne Rhein? Undenkbar!

Daher wurde bereits seit dem 12. Jahrhundert das Poller Rheinufer befestigt, um eine solche „Umleitung“ zu verhindern. Durch Anpflanzungen und Dämme entlang der heutigen Poller Wiesen sollte verhindert werden, dass Köln vom Rheinstrom abgeschnitten würde.

Problematisch war allerdings, dass Poll damals noch nicht zur Stadt gehörte, sondern zu den Besitztümern des Erzbischofs, mit dem die Kölner regelmäßig im handfesten Streit lagen. Doch auch der Erzbischof war nicht daran interessiert, dass Köln seinen Rang als Handelsmetropole verlieren könnte. Großzügig erlaubte der Kirchenmann, dass die Kölner Weiden zur Uferbefestigung auf seinem Grund pflanzen durften – allerdings auf Kosten der Kölner Bürgerschaft.

Ausschnitt aus einer Federzeichnung von 1583 mit den "Poller Köpfen", Bild: Stadtarchiv Köln
Ausschnitt aus einer Federzeichnung von 1583 mit den „Poller Köpfen“, Bild: Stadtarchiv Köln

Mammutprojekt „Poller Köpfe“

Doch diese Uferbefestigung war nicht stark genug, um bei Hochwasser nachhaltig eine mögliche Veränderung des Flussbettes zu unterbinden. Daher nahm die Stadt Köln im Jahr 1557 das Poller Ufer in Erbpacht, um ein Mammutprojekt in Angriff zu nehmen: Die „Poller Köpfe“. Auch hier bat der Erzbischof die Kölner kräftig zur Kasse: Die Pachtzahlung bestand in zwei Tonnen Heringen pro Jahr und zusätzlich in einem vergoldeten Geschirr – und für jeden neuen Erzbischof auch ein neues Goldgeschirr.

Ab 1560 begannen die Bauarbeiten. Es wurden schwere Uferbefestigungen („Köpfe“) angelegt. Dafür wurden massive Eichenstämme mit Querbalken im Flussgrund befestigt. Die so entstanden Kästen wurden mit Basaltbrocken gefüllt. Die Dimensionen dieser Anlage waren gewaltig: Mehrere Hundert Meter lange und etwa acht Meter breite Konstruktionen, welche bis zu 3 Meter aus dem Wasser herausragten. Zur Beschaffung des nötigen Bauholzes erwarb die Stadt Köln ein eigenes Waldgrundstück.

Um das Bollwerk gegen die Kräfte des Rheins noch weiter zu sichern, wurden alte und beschädigte Rheinschiffe angekauft und – beschwert mit Steinen und gesichert durch in den Boden getriebene Eichenpfähle – gezielt unmittelbar vor den Poller Köpfen versenkt. Damit die Pflege des Bauwerks gesichert war, stellte die Stadt eigens einen „Weidenhüter“ ein: Ein städtischer Beamter mit Wohnsitz auf der Anlage, der diese ständig im Blick hatte.

Im Jahr 1641 wurde ein steinernes Wehr zur Unterstützung der Anlage eingebaut. Aber erst mit Bau des Deutzer Hafens ab 1895 wurden die weit in den Rhein ragenden Bestandteile der Poller Köpfe entfernt und durch moderne Befestigungsanlagen ersetzt. Die Halbinsel „Poller Werth“ wurde zum Deutzer Hafen.

Die Poller Wiesen heute, rechts der Deutzer Hafen, Bild: ToLo46, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Die Poller Wiesen heute, rechts der Deutzer Hafen, Bild: ToLo46, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Poller Wiesen sind heute Bodendenkmal 

Als Uferbefestigung sind heute nur noch die in den Rhein ragenden Buhnen auf den Poller Wiesen zu sehen, die Reste der „Poller Köpfe“ liegen unter den Poller Wiesen.

Diese sind nicht nur ein beliebtes Erholungsgebiet, sondern auch als Bodendenkmal geschützt. Im Jahr 2003 wurden dort bei Niedrigwasser zwei im 16. Jahrhundert gezielt zur Verstärkung der „Poller Köpfe“ versenkte „Niederländer“1Ein spezieller Schiffstyp zum Frachttransport auf dem Rhein. gefunden. Doch die Archäologen kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus: Bei Probegrabungen stellte sich heraus, dass bis zu 100 weitere Schiffe dort gezielt versenkt wurden.

Sogenannte "Niederländer" für Fahrten auf dem Rhein bis zur Nordsee. Am linken Bildrand ist das Holzgestell zu erkennen, welches die Anlegestellen der Ober- und Niederländer trennt, Bild: Ausschnitt aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531
Sogenannte „Niederländer“ für Fahrten auf dem Rhein bis zur Nordsee, Bild: Ausschnitt aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531

Als dann noch Kampfmittelräumer die Poller Wiese für den Papstbesuch anlässlich des Weltjugendtags 2005 in Köln – der Papst hielt vom Schiff aus eine Ansprache für die auf den Poller Wiese versammelten Gläubigen – auf eventuell im Schlick verborgene Weltkriegsbomben untersuchten, fanden sie auch mit Hilfe der dabei eingesetzten Metalldetektoren Teile der alten Befestigungsanlagen der „Poller Köpfe“, wie Eisenschuhe zur Verankerung der Eichenbalken. Daher wurden die Poller Wiesen am 24. Oktober 2005 in die Bodendenkmalliste eingetragen.

Der Papst beim Weltjugendtag 2005 in Köln. Die Gläubigen im Vordergrund stehen auf den Poller Wiesen, Bild: Ingrid Schultz, Copyrighted free use, via Wikimedia Commons
Der Papst beim Weltjugendtag 2005 in Köln. Die Gläubigen im Vordergrund stehen auf den Poller Wiesen, Bild: Ingrid Schultz, Copyrighted free use, via Wikimedia Commons

Und wenn man sich heute bei gutem Wetter auf den Poller Wiesen sonnt und den Drachen, die dort regelmäßig steigen, zusieht, ahnt man kaum, dass genau hier massive Uferbefestigungen gestanden haben. Ohne diese wäre Köln eventuell vom Rhein abgeschnitten  worden. 

Und dann wäre es aus gewesen mit „Köln am Rhein“. 


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Kölsche Leidenschaft auf den „Breddern“, die die Welt bedeuten

Szene aus "Vun kleine un jrosse Malörcher", Kölsche Bredder
Szene aus „Vun kleine un jrosse Malörcher“, ein Theaterstück der „Kölsche Bredder“

Mit viel Herzblut und kölschem Humor bringt die Theatergemeinschaft Kölsche-Bredder in diesem Jahr das Stück „Vun kleine un jroße Malörcher“ auf die Bühne – und vollendet damit ein echtes kölsches 4-blättriges Kleeblatt. Denn nach den erfolgreichen Aufführungen der letzten Jahre bildet diese Spielserie das vierte Stück im Reigen der beliebten Milieu-Komödien, die sich ganz dem Leben im Veedel widmen.

Kölsche Bredder 

Die Theatergemeinschaft „Kölsche Bredder“, ein junger, aber äußerst engagierter Verein, wurde Ende 2021 mitten in der Corona-Zeit gegründet. Acht erfahrene Laiendarstellerinnen und -darsteller, die zuvor auf verschiedenen Bühnen aktiv waren, suchten damals eine neue künstlerische Heimat – und fanden sie, indem sie selbst aktiv wurden. Ihr Ziel: Das kölsche Mundart-Theater lebendig halten und dabei das Publikum mitten ins Herz treffen. Seitdem ist aus der Idee eine Erfolgsgeschichte geworden.

Logo Kölsche Bredder

Bereits wenige Jahre nach der Gründung hat sich die Truppe fest in der kölschen Theaterlandschaft etabliert. Das Publikum nimmt die „Bredder“, die für die Akteure die Welt bedeuten, begeistert an. Für die Mitglieder ist das ein großer Ansporn, weiterhin Mundart, Heimatgefühl und kölschen Witz auf die Bühne zu bringen – mit Geschichten, die so lebensnah sind, wie man sie nur aus dem Veedel kennt.

Vom kleinen Verein zur bunten Theaterfamilie

Was 2021 mit acht Idealisten begann, ist heute eine lebendige Gemeinschaft mit 21 aktiven Mitgliedern – vom 25-jährigen Nachwuchstalent Marvin Schmitz bis hin zu Hermann Hertling, der mit stolzen 95 Jahren Theatererfahrung und Lebensfreude in einer Person verkörpert. Dass auch junge Menschen Freude an der kölschen Sprache und am Theaterspiel finden, macht die Gruppe besonders stolz.

Von Beginn an war klar: Wenn Kölsches Theater eine Zukunft haben soll, braucht es moderne Wege und kreative Lösungen. So entschied sich die Theatergemeinschaft für ein innovatives Bühnenkonzept: Eine niederländische Firma fertigte bedruckte Stoffelemente, die in Aluminiumrahmen eingespannt werden. Das Ergebnis ist ein leicht transportables, flexibles Bühnenbild, das auch in der Aula einer Schule eine professionelle Atmosphäre schafft – und gleichzeitig dem Publikum ein echtes Theatererlebnis bietet.

Nach dem Debüt 2022 mit der Komödie „Et kütt wie et kütt“ folgten 2023 „Levve und levve looße“ und 2024 „Wat en schön Bescherung“. Mit der neuen Produktion „Vun kleine un jroße Malörcher“ schließt sich nun ein thematischer Kreis, der das kölsche Alltagsleben mit all seinen Eigenheiten und liebenswerten Charakteren widerspiegelt.

Im Mittelpunkt des Stücks "Vun kleine un jrosse Malörcher" der Kölsche Bredder steht die Kneipe „Zom löstije Kabänes“.
Im Mittelpunkt des Stücks „Vun kleine un jrosse Malörcher“ der Kölsche Bredder steht die Kneipe „Zom löstije Kabänes“.

Wenn das Veedel Kopf steht – „Vun kleine un jroße Malörcher“

Im Mittelpunkt des neuen Stücks steht das Veedel rund um die Gaststätte „Zom löstije Kabänes“. Deren Wirt ist nicht nur Gastgeber mit Herz, sondern auch Feuerwehrhauptmann des Löschzugs 4711. Als die Freiwillige Feuerwehr eine große Altpapiersammlung startet, um neue Geräte zu finanzieren, gerät das Veedel in Aufruhr. Ein Wettbewerb soll zeigen, welches Viertel den höchsten „Pro-Kopf-Anteil“ an Altpapier sammelt – und damit ein Preisgeld für seinen Löschzug einstreicht.

Was nach einer harmlosen Aktion aussieht, sorgt schnell für jede Menge Wirbel. Rentnerin Josefa entdeckt, dass ihre Haushaltshilfe versehentlich nicht nur alte Zeitungen, sondern auch ihre gut versteckten Ersparnisse mit entsorgt hat. Eine wilde Suche beginnt – und plötzlich tauchen ausgerechnet die Papiere auf, die manch einer lieber für immer verschwunden geglaubt hätte.

Zwischen Missverständnissen, Liebeswirren und kölschem Chaos zeigen die Akteure, was „Nächstenliebe im Veedel“ wirklich bedeutet. Und natürlich löst sich am Ende alles mit viel Humor und Herz auf – ganz nach dem kölschen Grundgesetz: Et hät noch immer jood jejange!

Bei den Kölsche-Bredder trifft Leidenschaft auf Tradition.


Spieltermine

Die Premiere findet am Samstag, 1. November 2025, um 17 Uhr statt, weitere Aufführungen folgen an den Wochenenden im November:

  • Sonntag, 2. November 2025, 17 Uhr
  • Samstag, 8. November 2025, 17Uhr
  • Sonntag, 9. November 2025, 17 Uhr
  • Samstag, 15. November 2025, 17 Uhr
  • Sonntag, 16. November 2025, 17 Uhr
  • Samstag, 22. November 2025, 17 Uhr
  • Sonntag, 23.November 2025, 17 Uhr
  • Samstag, 29. November 2025, 17 Uhr
  • Sonntag, 30. November 2025, 17 Uhr

Spielort

Gespielt wird in der Aula des Berufskollegs Perlengraben, gut erreichbar mit den KVB-Linien 3, 4, 16 und 18 (Haltestelle Poststraße). 

Eintrittspreise

Die Eintrittspreise liegen zwischen 17 und 20 Euro je nach Sitzreihe zzgl. Vorverkaufsgebühren. Wer das kölsche Mundart-Theater liebt, weiß: Jede Minute ist ihr Geld wert.

Tickets

Karten gibt es bei kölnticket sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Plakat "Vun kleine un jrosse Malörcher", Kölsche Bredder

 Spieltermine, Tickets "Vun kleine un jrosse Malörcher", Kölsche Bredder


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Dat Dreikünnijepöötzche | Das Dreikönigenpförtchen

Das von den Kölschen" Dreikünnijepöötzche" genannte Dreikönigenpförtchen am Lichhof vor St. Maria im Kapitol, Foto: Rembert Satow, CC BY-SA 3.0
Das von den Kölschen“ Dreikünnijepöötzche“ genannte Dreikönigenpförtchen am Lichhof vor St. Maria im Kapitol, Foto: Rembert Satow, CC BY-SA 3.0

Und schon wieder jitt et kölsche Verzäll, der so nicht stimmen kann: Es kann ausgeschlossen werden, dass Rainald van Dassel mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige durch das Dreikünnijepöötzche, das Dreikönigenpförtchen, an St. Maria im Kapitol in die Stadt eingezogen ist. Denn: Das heutige gotische Tor stammt ungefähr aus dem Jahr 1330. Und zu diesem Zeitpunkt waren Kaspar, Melchior und Balthasar schon mehr als 150 Jahre in Köln zu Hause. Anderen Angaben zufolge wurde das heute noch vorhandene Törchen hingegen erst in den 1460er-Jahren durch den Kölner Bürger und Ratsherren Johannes Hardenrath anstelle des ursprünglich romanischen Durchgangs neu errichtet. 

Aber egal! Denn mit diesen Reliquien stieg Köln endgültig in die Top-Kategorie der Wallfahrtsorte auf. Und das war äußerst lohnenswert für unsere Stadt: Viele Heilige bedeuten viele Pilger, und viele Pilger bringen viel Geld in die Stadt. Ein Prinzip, das die Kölschen schon bei der Heiligen Ursula perfekt erkannt und in bare Münze verwandelt haben.

Zweimal wäre dat Pöötzche fast verloren gewesen

In jedem Fall hat die Legende, dass am 23. Juli 1164 exakt durch dieses Tor die Heiligen Drei Könige in die Stadt gekommen sind, dafür gesorgt, dass dieses Bauwerk die Jahrhunderte überdauert hat. Relativ unscheinbar steht dieses kleine Tor an einer Ecke im Lichhof der Kirche St. Maria im Kapitol. Dieser unterschätzte Platz, mitten in der Stadt, bietet tatsächlich so etwas wie Ruhe im Großstadttrubel.

Dabei war es für dat Pöötzche mindestens zweimal in der Geschichte knapp: 1842 sollte der damals stark verfallene Torbogen abgerissen werden, um Platz für eine Straße zu schaffen. Nur dank der Intervention und der finanziellen Mittel vom preußischen Kronprinz Friedrich Wilhelm konnte der Bau gerettet werden.

Noch knapper war es 1944: Fliegerbomben hatten das Dreikönigenpförtchen dem Erdboden gleich gemacht. Doch der tatkräftige Wilhelm Schlombs, Volontär beim Stadtkonservator, hatte die Steine eingesammelt und eingelagert. Und auf „wundersame Weise“, so der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings, stand dat Pöötzche bereits 1946 wieder.

Immunitätspforte trennt Kirchenrecht und Recht der Freien Reichstadt Köln ab

Das Dreikünnijepöötzche war aber immer mehr als nur schmucker Stein für eine Legende. Tatsächlich handelte es sich um eine sogenannte Immunitätspforte. Diese Tore grenzten den Bereich der Freien Reichsstadt Köln von dem juristisch eigenständigen Areal der Klöster und Kirchen ab. Wer die Pforte durchschritt, unterlag dem Kirchenrecht. Im mittelalterlichen Köln mit seinen hunderten Kirchen und Klöstern gab es unzählige dieser Immunitätspforten. Das Dreikönigenpförtchen ist die letzte erhaltene Pforte dieser Art in unserer Stadt.

Und wo sind die Heiligen Drei Könige jetzt in die Stadt eingezogen?

Um die Ehre von Rainald van Dassel und dem so wichtigen Pöötzche wiederherzustellen, konstatiert Ulrich Krings: „Und wenn diese Prozession mit den Reliquien tatsächlich stattgefunden haben sollte, müsste sie durch den romanischen Vorgänger des heutigen Törchens erfolgt sein.“, so der Köln-Kenner Krings1 im Kölner Stadt-Anzeiger vom 3. August 2020.

Glück gehabt – zumindest die Stelle stimmt also.


Die Heiligen Drei Könige und Maria mit dem Jesuskind, Detailansicht des Dreikünnijepöötzche, Foto: HOWI - Horsch, Willy, CC BY 3.0
Die Heiligen Drei Könige und Maria mit dem Jesuskind, Detailansicht des Dreikünnijepöötzche, Foto: HOWI – Horsch, Willy, CC BY 3.0

Die Figurengruppe der Heiligen Drei Könige und Maria mit Kind ist ein Abguss aus dem Jahr 1981. Die Originale können im Museum Schnütgen bewundert werden.   


Die Dreikönigenpforte ist rechts in der Stadtmauer gut zu erkennen, Bild: Anton Woensam, gemeinfrei
Die Dreikönigenpforte ist rechts in der Stadtmauer gut zu erkennen, Bild: Anton Woensam, gemeinfrei

Vorsicht! Nicht mit der Dreikönigenpforte verwechseln

Das Pförtchen ist nicht zu verwechseln mit der mittelalterlichen Dreikönigenpforte. Diese war Teil der rheinseitigen Stadtbefestigung und lag in der Nähe des Bayenturms. Eine Suche nach diesem Durchgang könnt ihr euch sparen: 1854 wurde die  auch Mühlenpforte, Molenportzgin, Lynhofporz oder Koenyncksportzgin genannte Pforte abgerissen.


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Kölner Brücken: Die Patton-Brücke – Ein Provisorium mit großer Wirkung

Die Patton-Brücke in Köln, Fotograf: unbekannt
Die Patton-Brücke in Köln (1946 bis 1951), Fotograf: unbekannt

Wenn man heute am Rhein entlang spaziert, zwischen Bastei und Rheinpark, erinnert nichts mehr an die Patton-Brücke. Kein Schild, kein Rest von Beton oder Stahl. Dabei war diese Brücke nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs von 1946 bis 1951 eine der wichtigsten Lebensadern für Köln – extrem schnell gebaut und sehr funktional.

Köln stand nach dem Krieg zunächst ohne Brücken da. Diese wurden, wie zum Beispiel die Deutzer Kettenhängebrücke, die Rodenkirchener Brücke oder die Südbrücke, durch Bomben zerstört. Die Hohenzollernbrücke hingegen wurde von der abrückenden Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der Alliierten zu unterbinden.

Für die Stadt, die mitten im Wiederaufbau war, musste dringend die Infrastruktur wiederhergestellt werden. Dass die Patton-Brücke so schnell gebaut wurde, ist daher ein wichtiges Stück kölscher Nachkriegsgeschichte. Und ein Beweis dafür, dass „Behelf“ manchmal erstaunlich stabil sein kann und sogar die Kollision mit einem niederländischer Frachter überlebt.


Steckbrief Patton-Brücke

  • Gesamtlänge: 454 Meter
  • Eröffnung: 12. Juni 1946
  • Demontage: ab 10. November 1951

Ein Provisorium zwischen Bastei und Deutz

Die Entscheidung, eine Brücke zu bauen, fiel im Herbst 1945. An der Südseite der Bastei sollte ein Brückenbauwerk entstehen, welches hinüber nach Deutz führt – direkt zum Messegelände.

Der Standort der Patton-Brücke, Karte: OpenStreetMap, eigene Markierung
Der Standort der Patton-Brücke, Karte: OpenStreetMap, eigene Markierung

Wichtig war, dass diese neue Brücke, anders als die bisherigen Behelfsübergänge aus Pontons oder flachen Holzstegen, eine „echte“ Brücke sein sollte. Hoch genug, dass darunter auch Schiffe weiterhin passieren konnten, um den reibungslosen Schiffsverkehr auf dem Rhein sicherzustellen.

Am 1. Oktober 1945 rückten die Royal Engineers an – britische Pioniereinheiten, die zusammen mit 900 deutschen Arbeitern unter Leitung von 500 britischen Soldaten ans Werk gingen. Verwendet wurden vor allem Teile des britischen Bailey-Systems, erfunden während des Krieges, damit man schnell über Flüsse kam.1Eine „Bailey-Brücke“ ist eine aus vormontierten Einzelbauteilen wie Fachwerkträgern und Fahrbahnbalken zusammensetzbare Kriegs-, Not- oder Behelfsbrücke. Sie benötigt keine Spezialausrüstung und Geräte zum Aufbau, kann mit Lastkraftwagen transportiert werden und kann schwerste Lasten bis hin zu Panzern tragen. Ursprünglich für den militärischen Bereich entwickelt, wird sie ebenso im zivilen Bereich für vorübergehende Überbrückungen eingesetzt. Für die mittlere Schiffsdurchfahrt griff man auf ein deutsches Schaper-Krupp-Reichsbahn-Element zurück, das eine größere Spannweite ermöglichte.

So entstand innerhalb von nur acht Monaten ein mehr als 400 Meter langer Übergang, mit zwei Fahrbahnen, Fußwegen und sogar einem Radweg. Die Zufahrt verlief über den Deutschen Ring, der später Theodor-Heuss-Ring heißen sollte. Damit der Verkehr die darunter liegende Rheinuferstraße passieren konnten, schüttete man eine gewaltige Erdrampe auf. Dabei verschwand so manches Relikt der Vorkriegszeit, so auch die Reste eines kriegsbeschädigten Reiterstandbildes von Friedrich III.

Die Patton-Brücke trägt den Namen des amerikanischen Generals George Smith Patton jr. (1885 - 1945), Bild: Public domain, via Wikimedia Commons
Die Patton-Brücke trägt den Namen des amerikanischen Generals George Smith Patton jr. (1885 – 1945), Bild: Public domain, via Wikimedia Commons

Am 12. Juni 1946 wurde die Patton-Brücke feierlich eröffnet.General Joseph T. McNarney, Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, durchschnitt das Band. Benannt wurde das Bauwerk nach George S. Patton, einem im Dezember 1945 in Heidelberg bei einem  Verkehrsunfall verstorbenen amerikanischen General.

Dass britische Truppen eine Brücke ausgerechnet nach einem amerikanischen General tauften, mag heute etwas kurios wirken – damals war es ein Zeichen von Respekt und Verbundenheit unter den Alliierten.

Sinnbild des Wiederaufbaus

Die Patton-Brücke war ein Symbol für die Kölner: Es ging weiter, auch wenn noch lange nicht alles wieder aufgebaut war. In einer von Kriegszerstörungen geprägten Stadt gab die funktionierende Brücke Hoffnung und wurde zu einem der Symbole des Wiederaufbaus. So lautete es in der Westfalen-Zeitung2Ausgabe Nr. 35 vom 12. Juli 1946:

„Sind die Brückentrümmer am Rande der Straße Zeugen von der verbrecherischen Dummheit derer, die durch die Sprengung jeder Straßenüberführung den Vormarsch des Feindes und den Gang des Schicksals aufhalten zu können glaubten, so sind die den Namen gefallener britischer und amerikanischer Soldaten tragenden Notbrücken das für uns eigentlich beschämende Zeichen eines straffen und wohlorganisierten Wiederaufbaus, der in der ebenso praktischen wie formschönen Patton-Brücke über den Rhein bei Köln-Mülheim seinen beredtesten Ausdruck findet Hier haben Sieger und Besiegte in gemeinsamem Schaffen eine Aufbauarbeit geleistet, die umso höher zu bewerten ist, als das Werk in unglaublich kurzer Zeit vollendet werden konnte.“

Die Westfalen-Zeitung sieht in der Patton-Brücke ein Sinnbild des Wiederaufbaus, Quelle: Ausgabe Nr. 35 vom 12. Juli 1946
Die Westfalen-Zeitung sieht in der Patton-Brücke ein Sinnbild des Wiederaufbaus, Quelle: Ausgabe Nr. 35 vom 12. Juli 1946

Mülheimer Brücke macht ab 1951 Patton-Brücke überflüssig

Die Patton-Brücke erfüllte ihren praktischen Zweck glänzend. Endlich konnten Menschen, Waren und auch Busse wieder zuverlässig von der linken auf die rechte Rheinseite gelangen. Eine Buslinie verband Ebertplatz und Bahnhof Deutz, Radfahrer und Fußgänger nutzten die Wege, und der Schiffsverkehr konnte ungehindert passieren. 

Natürlich hatte auch dieses Bauwerk seine Eigenheiten. Die elektrische Beleuchtung, 1947 installiert, wurde prompt von Diebstählen geplagt – Kabel und Lampen waren in jenen Jahren begehrte Ware.

Stabilität zeigte das Provisorium Patton-Brücke am 20. Januar 1951. Ein mit 400 Tonnen Zement beladener niederländischer Lastkahn rammte einen Pfeiler der Brücke. Der Pfeiler hielt, der Lastkahn aber brach auseinander und sank etwa 500 Meter von der Brücke entfernt. Glück im Unglück: Der Kapitän des Lastkahns, seine Frau und die vier Kinder konnten sich in Sicherheit bringen, das Wrack wurde einige Tage später geborgen.3Quelle: Honnefer Volkszeitung Nr. 19 vom 23. Januar 1951 

Mit der Eröffnung der neuen Mülheimer Brücke am 8. September 1951 war die Zeit der Patton-Brücke allerdings vorbei. Am 10. November 1951 begann der Rückbau der Patton-Brücke.4Kurios: Auf den Tag genau 139 Jahre früher, am 10. November 1812, wurde an fast gleicher Stelle  der Grundstein für den „Sicherheitshafen“ gelegt. Ein Bauwerk, das Köln fünf Jahre lang geprägt hatte, war damit Geschichte.

Vermeintliche Reste der der Patton-Brücke, Bild: Superbass, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Vermeintliche Reste der der Patton-Brücke, Bild: Superbass, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Spuren im Rhein – oder doch nicht?

Bleibt die Frage: Ist wirklich gar nichts mehr übrig? Immer wieder tauchen am Deutzer Rheinufer bei Niedrigwasser Holzpfähle auf und sorgen für Schlagzeilen: Könnten dies etwa Überreste der Patton-Brücke sein? Auf den ersten Blick klingt die Idee reizvoll. Doch die Fachleute winken ab: Die Patton-Brücke war ein Stahl-Beton-Bauwerk, keine Holzkonstruktion. Und die Hölzer wurden bereits bei Untersuchungen im Jahr 2006 ins 19. Jahrhundert datiert. Also eher ein Stück älterer Rheingeschichte als ein Relikt der Nachkriegszeit.

Dass es keine sichtbaren Spuren mehr gibt, passt vielleicht ins Bild: Diese Brücke war von Anfang an als Provisorium gedacht, ein Bauwerk auf Zeit.

Die Patton-Brücke war das Bindeglied in einer Übergangsphase, zwischen zerstörter Stadt und beginnendem Wiederaufbau, zwischen Not und neuer Normalität.


Diese Visualisierung zeigt den Blick von Norden auf die gesamte Länge der geplanten neuen Fußgänger- und Fahrradbrücke von der Bastei bis zum Rheinpark, Bild: Stadt Köln, Illustration: sbp SE
Diese Visualisierung zeigt den Blick von Norden auf die gesamte Länge der geplanten Fußgänger- und Fahrradbrücke von der Bastei bis zum Rheinpark, Bild: Stadt Köln, Illustration: sbp SE

Planung: Auf Höhe der ehemaligen Patton-Brücke eine neue Rad- und Gehwegbrücke

Bereits im Masterplan für die Kölner Innenstadt von Albert Speer aus dem Jahr 2009 wurden zwei speziell für Radfahrern und Fußgänger konzipierte Brücken vorgesehen. Eine davon sollte exakt dem Verlauf der Paton-Brücke von Bastei bis Rheinpark entsprechen.5Die zweite Brücke soll in Höhe des Ubierrings zum neuen Stadtviertel Deutzer Hafen führen.

Der Kölner Stadtrat hatte die Stadtverwaltung im September 2020 beauftragt, einen Wettbewerb für die Vergabe der Planungen der neuen Brücken zu starten. Im August 2023 startete der Wettbewerb zur Planung der  neuen Brücken. Im Oktober 2024 wurde jeweils ein Siegerentwurf je Brückenstandort durch ein Bewertungsgremium ausgewählt und im Januar 2025 vorgestellt. Für die Brücke, welche die Bastei mit dem Rheinpark verbinden soll, wurde der Entwurf des Büros „sbp – schlaich bergermann partner“ aus Stuttgart zum Sieger gekürt und im Januar 2025 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Stadt schreibt zu dieser Brücke6Quelle: Stadt Köln: Zwei neue Rheinbrücken für Köln, https://www.stadt-koeln.de/artikel/72624/index.html, abgerufen am 16.08.2025:

„Rechtsrheinisch gelangt der Fuß- und Radverkehr über einem weiten Bogen, mit Blick auf die Parkanlage und den Rhein, in den Rheinpark. Die minimalistischen, schlanken Stahlstützen der Brücke nehmen das Design der Pavillonarchitektur des Rheinparks auf und beeinträchtigen damit nicht das Gesamtbild des denkmalgeschützten Parks. Über Treppen mit Schiebehilfen für Fahrräder ist die Rheinpromenade gut zu erreichen. Der Entwurf sieht Bereiche auf der Brücke vor, die zum Verweilen einladen. Die Menschen können von hier den Ausblick auf die Stadt und das Rheinpanorama genießen.“

„Über das Wasser hüpfenden Stein“

Das Architekturbüro sbp – schlaich bergermann partner sieht die Gestaltung der Brücke wie einen „über das Wasser hüpfenden Stein“: 

Als extrem schlanke Netzwerkbogenbrücke konzipiert, überzeugt das Tragwerk durch minimale Materialverwendung und geringe Bogenhöhe. Die transparente Konstruktion fügt sich behutsam in den denkmalgeschützten Rheinpark ein.
Gestalterisch ist die Brücke inspiriert von einem hüpfenden Stein über dem Wasser: Zwei unterschiedlich lange Spannweiten zeichnen dessen Flugbahn nach. Ein großer Bogen überspannt den Rhein, bevor die Struktur nahe dem rechten Ufer sanft „aufschlägt“ und schließlich mit einem kleineren Satz das gegenüberliegende Ufer erreicht.7Quelle: Website sbp – schlaich bergermann partner, https://www.sbp.de/projekt/rheinbruecke-an-der-bastei-in-koeln/, abgerufen am 16.08.2025

Die Stadt schreibt auch, dass eine „Fertigstellung der Vorentwurfsplanung“ Anfang 2026 machbar wäre. Mal sehen!


Alle bisher erschienenen Geschichten zu den Kölner Brücken 


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