In Köln werden die Kinder nicht vom Klapperstorch gebracht: Kölsche Pänz kommen von tief unter der Erde, aus einem ganz besonderem Brunnen: Der Kunibertspütz.
Mit „Pütz“ bezeichnet der Kölsche einen Brunnen. Und tief unter St. Kunibert liegt ein solcher Brunnen. Der Legende nach verbringen kölsche Pänz die ersten neun Monate vor ihrer Geburt in dieser Pütz. Allerdings ist es in dem Brunnen nicht düster oder kalt, sondern dort liegt ein heller und freundlicher Garten. Hier spielen die Kinder vor ihrer Geburt und werden von der Jungfrau Maria mit leckerem Brei gefüttert.
Wenn nun eine Frau mit Kinderwunsch Wasser aus diesem Brunnen trinkt, sucht Maria das passende Kind heraus. Exakt neun Monate später kann dieses Kind dann von der Mutter am Brunnen abgeholt werden. So heißt es auch in einem alten kölschen Volkslied:
„Us däm ahle Kunebäätspötzge
kumme mer all ohn Hemp un Bötzje.“
Öffentlicher Brunnen für die Wasserversorgung
Tatsächlich liegt unter St. Kunibert, in der Krypta der Kirche, ein Brunnen. Dem Wasser dieses Brunnens wurde vermutlich bereits in vorchristlicher Zeit wundersame Fruchtbarkeit zugeschrieben. Und genau an dieser Stelle entstand der Vorgängerbau der heutigen Kirche.
Der Brunnen war für die Wasserversorgung der Nachbarschaft von St. Kunibert von besonderer Bedeutung. Solche Brunnen mussten auch öffentlich zugänglich sein, daher gab es die Möglichkeit, außerhalb der Kirche das Wasser zu schöpfen. Als etwa Mitte des 19. Jahrhunderts kein Bedarf mehr für den Brunnen mehr bestand, wurde der Raum und der Brunnenschacht mit Schutt verfüllt und erst Mitte der 1930er Jahre wieder zugänglich gemacht.
Heute ist im Chorraum von St. Kunibert über der Krypta und dem Brunnen eine Bodenplatte eingelassen. Diese Platte, 1955 von Elmar Hillebrand gestaltet, stellt spielende Kinder mit dem Christuskind in der Mitte dar.
Im Klösterchen geboren, mit Wasser aus St. Kunibert getauft
Und manch eine Kölnerin pilgert, noch heute bei einem unerfüllten Kinderwunsch zur Kunibertspütz. Und wenn die Pänz dann auf der Welt sind, sollten diese unbedingt mit dem Wasser aus diesem Brunnen getauft werden, denn:
Der waschechte Kölner wird im Klösterchen in der Südstadt geboren und mit dem Wasser aus der Kunibertspütz getauft.
Mehr Kölle geht nicht.
An Nikolaus waren in St. Kunibert wieder die „Katholischen Guerilla-Musiker“ unterwegs: Zu Ehren des Hillije Kloos haben sie den „Weihbischof“ intoniert. Und weil ja die kölsche Pänz mit dem Wasser der Kunibertspütz getauft werden, gab es als Zugabe noch das „Dat Waasser vun Kölle“. Jood jemaht!
Wenn euch das gefällt, schaut auch mal in das Video zum 11.11. Härrlisch!
Ein großes DANKE an den Veedelsfotografen Volker Adolf. Er hat speziell für diesen Beitrag meine „Wunschbilder“ vom Pütz und der Bodenplatte gemacht. Und ein zweites DANKE an Klaus Nelissen, der mich auf die Idee mit der Kunibertspütz gebracht und auch den Kontakt zum Veedelsfotografen Volker hergestellt hat.
Auf der Seite des Erzbistums ist eine wunderschöne Panoramaaufnahme der Krypta unter St. Kunibert verfügbar. Gegenüber des Altars, zwischen den Treppenaufgängen, befindet sich der Kunibertspütz.
Neben der Kunibertspütz haben wir auch andere Brunnen in Köln:
- Ein Brunnen, aus dem einst Bier geflossen ist,
- ein Brunnen, der oft drüsch ist,
- ein Brunnen, der für 2.000 Jahre Frauengeschichte steht,
- ein Brunnen, der sehr gut riecht oder
- ein Brunnen, der fleißige Männlein zeigt,
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