Kölner Köpfe – Kunst im Untergrund

Acht der 40 "Kölner Köpfe" in der U-Bahnhaltestelle Appellhofplatz, Bild: Uli Kievernagel
Acht der 40 „Kölner Köpfe“ in der U-Bahnhaltestelle Appellhofplatz, Bild: Uli Kievernagel

Etwa 25.000 Menschen sehen täglich die Mona Lisa im Louvre. Dafür steht man stundenlang an und zahlt einen hohen Eintritt. Ebenfalls ungefähr 25.000 Menschen steigen täglich am Appellhofplatz in die Bahn. Und sehen nicht nur ein Portrait, sondern gleich 40. Und das völlig kostenlos. Ohne anzustehen.

Seit 1990 gibt es die „Kölner Köpfe“ in der U-Bahnhaltestelle. Hier kann man dem Schauspieler Willy Millowitsch, der Franziskanerin Schwester Ansgaria, dem Fußballer Pierre Littbarski und 37 weiteren bekannten und unbekannten Kölnerinnen und Kölnern in die Augen sehen.

Stencil – aus Schablonen entstehen Kunstwerke

Urheber dieses Kunstwerks sind die vier Freunde Justus Herrmann, Ralf Jesse, Hans-Peter Dürhager und Andreas Paulun, die sich Ende der 1980er  regelmäßig in Ehrenfeld trafen. Bei einem dieser Treffen im Jahr 1988 zeigte Paulun seinen Kumpels ein sogenanntes „Stencil“. Stencil ist der englische Begriff für Schablone. Mit einer solchen Schablone werden Graffitis hergestellt. Stencils stammen ursprünglich aus den 1970er Jahren aus Frankreich und werden dort „pochoir“, nach dem französischen Wort für Schablone, genannt.

Bei dem Stencil wird eine vorgefertigte Schablone auf einen Untergrund gedrückt und die Farbe durchgesprüht. Kombiniert man mehrere Schablonen, entstehen bunte Motive. Und diese können dann beliebig oft und sehr schnell in unterschiedlichen Farben wiederholt dargestellt werden – ideal für illegale Graffitis.

Doch den vier Freunden kam ein anderer Gedanke: Kein eilig nachts gesprühtes Graffiti irgendwo an einer Mauer in der Stadt, sondern geschützt an einem Ort. Nicht der Vergänglichkeit preisgegeben, sondern zeitlos.

Die Haltestelle Appellhofplatz, auf den Säulen in der Mitte: Die Kölner Köpfe, Bild: ReferenceBK, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
Die Haltestelle Appellhofplatz, auf den Säulen in der Mitte: Die Kölner Köpfe, Bild: ReferenceBK, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Die U-Bahnhaltestelle als idealer Ort

Eine U-Bahnhaltestelle erschien den Künstlern als idealer Ort: Viele Passanten steigen dort täglich ein und aus, die kurze Wartezeit kann dem Kunstwerk gewidmet werden. Heute würde das so nicht mehr funktionieren: Die Menschen nutzen jede noch so kurze Möglichkeit und starren in ihr Smartphone. Daran war 1990, zur Eröffnung des Kunstwerks „Kölner Köpfe“ an der Haltestelle Appellhofplatz, noch nicht zu denken.

Zusätzlich ist eine U-Bahnhaltestelle nicht der Witterung ausgesetzt. Als idealer Ort für die Stencils wurden die Säulen zwischen den Gleisen ausgemacht: Geschützt, aber trotzdem frei einsehbar.

Auch die Motive waren schnell klar: Menschen aus Köln, prominent oder unbekannt. Dabei ging es dem Künstlerkollektiv nicht darum, „einzelne Menschen hervorzuheben aus der anonymen Masse, sondern mit neuen Mitteln die alte Geschichte von Einzigartigkeit und Vielfalt, von deren gegenseitiger Bedingtheit und ihrer Bedrohung durch Anonymität und Masse neu zu erzählen.“1KölnTakt 2-2019, Zeitungsbeilage der KVB, September 2019

Idealerweise gibt es in der Haltestelle 20 Säulen. Auf jede Säule passen drei Portraits auf die Vorder- und drei auf die Rückseite. Macht insgesamt Platz für 120 Portraits. So konnte jeder der vier Künstler zehn Portraits in dreifacher Ausfertigung anfertigen.  

Thomas Kehr, Fahrradkurier

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"Kölner Köpfe", Appellhofplatz, Bild: Uli Kievernagel

Die Auswahl der „Kölner Köpfe“

Gezeigt werden die Portraits von 40 Menschen, die in Stadt leben. Prominente und Lück wie ich und du. Und so ist ebenso der Kopf von Alfred Biolek neben dem Portrait von Thomas Kehr, einem Fahrradkurier, zu finden wie auch das Bild der Nonne Schwester Ansgaria, das neben Willy Millowitsch seinen Platz findet.  Der Travestiekünstler Fine de Cologne wurde abgebildet, genau wie der Boxer Milorad Jevremovic oder Anja Friehoff, die als „Frau des Augenblicks“ ihren Platz gefunden hat. Abgebildet wurden auch der Imbissbesitzer Adnan, Musiker Jürgen Zeltinger, Philosophieprofessor Günter Schulte und der Kölner Sammler Hermann Götting. Und 29 weitere Menschen.

Ein "Kölner Kopf": Straßenbahnfahrerin Lydia Prangenberg, geb. Rick, Bild: Uli Kievernagel
Ein „Kölner Kopf“: Straßenbahnfahrerin Lydia Prangenberg, geb. Rick, Bild: Uli Kievernagel

Auch die KVB-Mitarbeiterin Lydia Prangenberg, geb. Rick, ist ein „Kölner Kopf“. Früher wurde sie oft auf das Portrait angesprochen, heute zeigen ihre Enkel und Urenkel stolz das Bild von Oma oder Uroma ihren Freunden.  

Der unbekannte Künstler „Tabot Velud“

Für heutige Verhältnisse nahezu unvorstellbar: KVB und Stadt Köln stimmten der flott skizzierten Idee schnell und unkompliziert zu, als Hauptsponsor wurde Reynolds Tobaccos (Camel, Lucky Strike oder Pall Mall) gewonnen.

Plakette "Kölner Köpfe" in der U-Bahnhaltestelle Appellhofplatz, Bild: Uli Kievernagel
Plakette „Kölner Köpfe“ in der U-Bahnhaltestelle Appellhofplatz, Bild: Uli Kievernagel

Als Künstler hinter dem Kunstwerk wurde „Talbot Velud“ genannt. Dieser Name hat keinerlei Bedeutung. Justus Herrmann dazu „Damit wollten wir nur möglichst viel Nebel verbreiten.“ Das ist bestens gelungen. In einem Artikel der ehemaligen Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner zu den Kunstwerken in der Kölner U-Bahn schreibt die Architektin und Kunsthistorikerin zu den „Kölner Köpfen“: “Ein Schild an der Schmalseite eines der Bahnsteige nennt neben dem Namen des Kunstwerks „Kölner Köpfe“ und seines Gestalters Tabot Velud auch einen großen Tabakkonzern als Sponsor. Über Velud habe ich sonst nichts weiter in Erfahrung bringen können.“2Barbara Schock-Werner: Kölner U-Bahn-Stationen in der Kritik  – Die Kunst in Kölns Untergrund, Kölner Stadt-Anzeiger vom 2.Dezember 2014.

Kunstwerk ist heute „rechtslos“

Heute würde man sich wünschen, dass die Verantwortlichen mal ein paar Eimer Farbe an die Säulen der Haltestelle werfen und insgesamt mal etwas saubermachen würden. Allerdings: Wieso sollte es hier anders sein, wenn doch die ganze Stadt eher knüsselich daherkommt?

Der ursprüngliche Nutzungsvertrag für die Säulen mit den „Kölner Köpfen“ wurde für zehn Jahre unterschrieben und ist bereits im Jahr 2000 ausgelaufen. Seitdem ist das Kunstwerk eigentlich „rechtslos“. Aber das kümmert in Köln keinen Menschen. Auch nicht die seit der Eröffnung des Kunstwerks im Jahr 1990 bereits etwa 300 Millionen Menschen, die dieses mittlerweile gesehen haben.

Da kann noch nicht einmal die Mona Lisa mithalten.


Die leere, verlassene Station Heumarkt. Und trotzdem fährt eine Bahn durch. Zumindest akustisch. Bild: Uli Kievernagel
Die leere, verlassene Station Heumarkt. Und trotzdem fährt eine Bahn durch. Zumindest akustisch. Bild: Uli Kievernagel

Noch mehr Kunst in der U-Bahn gibt es am Heumarkt. Dort fährt täglich der Ghosttrain durch.


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Die Kölsch-Konvention

Mit Siegel: Die Kölsch-Konvention der Kölner Brauer, Bild: Kölner Brauerei-Verband e.V.
Mit Siegel: Die Kölsch-Konvention der Kölner Brauer, Bild: Kölner Brauerei-Verband e.V.

Dass es überhaupt ein einheitliches „Kölsch“ gibt ist tatsächlich recht jung: Erst am 6. März 1986 haben sich die Kölner Brauer auf die „Kölsch-Konvention“ geeinigt. Diese Konvention legt die wesentlichen Bestimmungen zu Kölsch fest. Kölsch muss demnach

  • obergärig sein, das bedeutet, dass der Bläschen des Hefeschaums bei der Gärung oben schwimmen, und sich nicht wie z.B. beim Pils, auf dem Boden absetzen,
  • hell sein,
  • gefiltert sein (also nicht naturtrüb),
  • hopfenbetont sein und
  • darf ausschließlich in Köln hergestellt werden. Ausnahme: Brauereien außerhalb des Stadtgebiets von Köln, die bereits vor Inkrafttreten der Konvention Kölsch gebraut haben. Dazu gehört zum Beispiel das Zunft-Kölsch der Erzquell-Brauerei in Wiehl-Bielstein.

„Kölner Stange “ nicht verpflichtend

Kölsch wird üblicherweise in der „Kölner Stange“ ausgeschenkt. Damit sind die schlanken 0,2-Liter-Gläser gemeint, die von Bayern oder anderen auswärtigen Gästen nur als „Reagenzgläser“ bezeichnet werden.

Ein frischgezapftes Kölsch im klassischen Glas, der "Kölner Stange"
Ein frischgezapftes Kölsch im klassischen Glas, der „Kölner Stange“

So lautet es in der Kölsch-Konvention im § 3: 

„Die Hersteller von „Kölsch“ werden sich nach besten Kräften dafür einsetzen, daß „Kölsch“ nur in der sogenannten „Kölsch-Stange“ (Kölner Stange) zum Ausschank kommt, wie sie üblicherweise heim Ausschank von „Kölsch“ verwendet wird.“

Die kleinen Kölsch-Gläser machen durchaus Sinn: Kölsch wird direkt aus einem Faß gezapft, ohne Zugabe von CO2.  Daher wird Kölsch relativ schnell schal und der Schaum fällt in sich zusammen. Deswegen trinkt der Kölsche lieber „5 x 0,2“ als „1 x 1 Liter“, wie es in anderen Gegenden üblich ist.

Für den notwendigen, regelmäßigen Kölsch-Nachschub im Brauhaus sorgt der Köbes. Diese kölsche Institution ist übrigens nicht in der Kölsch-Konvention festgeschrieben. 

Ein Köbes mit einem Kranz Kölsch bei der Arbeit
Ein Köbes mit einem Kranz Kölsch bei der Arbeit

Grut- und Dollbier im Mittelalter

Vor der Kölsch-Konvention gab es einen regelrechten „Wildwuchs“ an Bier in Köln. Bier wurde im Mittelalter statt mit Hopfen mit „Grut“ gewürzt. Grut ist eine Kräutermischung aus Beifuß, Rosmarin, Thymian, Salbei, Lorbeer, Anis, Kümmel, Wacholder und weiteren Kräutern. Na Prost! Wer das heute mal probieren will, kann ja mal „Porse“, ein „Grut-Bier“ der Ricklinger Brauerei (aus der Nähe von Bad Segeberg) probieren. Das „Grut-Monopol“ hatte zwischenzeitlich Hermann von Goch und wurde damit im 14. Jahrhundert zu einem der reichsten Kölner. 

Noch interessanter wäre es, heute mal ein sogenanntes „Dollbier“ zu probieren. Dieses wurde mit berauschenden Kräutern wie zum Beispiel Bilsenkraut versetzt. Zwar war der Ausschank dieser Biere in Köln verboten – für den findigen Kölner war das aber kein Problem: Einfach mal schnell raus aus der Stadt, durch die Stadtmauer durch und schon konnte das „doll machende Bier“ gekauft und genossen werden.

Das Sünner-Brauereigelände in Köln-Kalk im Jahre 1900, Bild: Scan aus Gereon Roeseling, Zwischen Rhein und Berg, Bachem Verlag, Köln
Sünner ist die älteste Kölsch-Brauerei der Welt. Hier das Sünner-Brauereigelände in Köln-Kalk im Jahre 1900, Bild: Scan aus Gereon Roeseling, Zwischen Rhein und Berg, Bachem Verlag, Köln

Unterzeichnung der Kölsch-Konvention

Ab 1918 war es dann die Sünner-Brauerei, die als erste mit dem Begriff „Kölsch“ für ihr Bier warb. Und das erfolgreich bis zum 2. Weltkrieg. Danach gab es zunächst nur zwei Kölsch-Brauereien: Dom und Sünner. Bis in die 1980er Jahre wuchs die Zahl der Kölsch-Brauereien wieder auf 24 an. Hans Sion, der wesentlich die Kölsch-Marke „Sion-Kölsch“ prägte, erkannte früh das Potenzial dieses regionalen Bieres und war wesentlicher Treiber der Kölsch-Konvention.

Im März 1986 wurde dann – im Hotel Excelsior – feierlich die Kölsch-Konvention unterschrieben. Zu den Unterzeichnern gehörten:

  1. Altstadt-Bräu Johann Sion KG, Köln
  2. Berg.-Löwen-Brauerei GmbH & Co. KG, Köln
  3. Brauerei Gebr. Päffgen, Köln
  4. Brauerei Gebr. Sünner GmbH & Co. KG, Köln
  5. Brauerei Peter Schopen GmbH, Bedburg
  6. Brauerei Robert Metzmacher KG, Frechen
  7. Brauhaus zur Garde AG, Dormagen
  8. Cölner Hofbräu P. Jos. Früh, Köln
  9. Dom-Brauerei Köln
  10. Erzquell Brauerei Bielstein Haas & Co. KG, Wiehl-Bilstein
  11. Friedr. Giesler’sche Brauerei KG, Brühl
  12. Ganser Brauerei GmbH & Co. KG, Leverkusen
  13. Hubertus-Brauerei GmbH, Köln
  14. Küppers-Kölsch AG, Köln
  15. Kurfürsten-Bräu GmbH, Bonn
  16. Monheimer Brauerei Peters & Bambeck, Monheim
  17. Obergärige Brauerei Zur Malzmühle KG, Köln
  18. Privatbrauerei Gaffel Becker & Co., Köln
  19. Privat-Brauerei Heinrich Reißdorf GmbH & Co., Köln
  20. Privat-Brauerei Sester GmbH & Co., Köln
  21. Rheinische Bürger Brauerei, Köln
  22. Richmodis-Bräu, vorm. Brauhaus Fried. Winter GmbH & Co. KG, Köln
  23. Römer-Brauerei J. Roleff GmbH & Co. KG, Bergheim-Thorr
  24. Sieg-Rheinische Germania Brauerei KG, Bornheim-Hersel

Heute ist Kölsch eine durch EU-Recht geschützte Spezialität. Zwar ist es erlaubt, nach kölscher Brauart Bier herzustellen, allerdings darf dieses dann nicht Kölsch genannt werden. Dies führte zu lustigen Wortschöpfungen wie Bönsch (Bonn) oder Mölmsch (Mühlheim).

Für den echten Kölner aber ist die Wortschöpfung „Költ“ und was dahinter steckt erschreckend: Eine Monheimer Brauerei stellt einen Zwilling aus Alt und Kölsch her – Költ.

Ganz ehrlich: Dann würde ich schon lieber das Dollbier aus dem Mittelalter trinken…


Jede Menge Fässer, die kleinen 10-Liter-Fässer sind die Pittermännchen, Bild: Superbass
Jede Menge Fässer, die kleinen 10-Liter-Fässer sind die Pittermännchen, Bild: Superbass

Kölsch nach Möglichkeit zapffrisch vom Faß geniessen 

Am besten schmeckt Kölsch frisch aus dem Faß. Und für zu Hause gibt es das beliebte Pittermännchen.


 

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Das Attentat von Volkhoven: „Das Herz der Stadt stand still.“

Gedenktafel zum Attentat in Volkhoven am 11. Juni 1964, Bild: Raimond Spekking
Gedenktafel zum Attentat in Volkhoven am 11. Juni 1964, Bild: Raimond Spekking

Es war der 11. Juni 1964 gegen 10 Uhr: Der 42jährige Attentäter S. drang mit einem selbstgebastelten Flammenwerfer und einer rasiermesserscharfen Lanze in die Volksschule in Köln-Volkhoven ein. Er ermordete acht Kinder und zwei Lehrinnen. Weitere 20 Kinder und zwei Lehrerinnen erlitten schwere Verletzungen, die sie in ihrem ganzen Leben beeinträchtigen sollten. Der Name des Attentäters ist bekannt. Um ihm nicht auch noch posthum eine Bühne zu bieten und auch aus Respekt vor den Opfern nenne ich in diesem Artikel den Namen des Täters nicht.

Ein ganz normaler Donnerstag wird zum Inferno

Es war ein ganz normaler Donnerstag in der Volkhovener Volksschule. Etwa 380 Kinder und acht Lehrkräfte hielten sich auf dem Schulgelände auf. Ein sonniger Tag, auf dem Schulhof turnte eine Gruppe Mädchen, es war die Sportstunde bei Lehrerin Anna Langohr. In den Klassen wurde Rechnen und Schreiben unterrichtet – Schulbetrieb wie immer.

Doch dann kam S. auf den Schulhof. Bewaffnet mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und einer etwa 1,50 Meter langen Lanze betritt er das Schulgelände. Besonders perfide: Er hatte speziell angefertigte Keile dabei, mit denen er das Tor zum Schulhof verkeilte. Vor der Tür wurde S. von drei Schülerlotsen angesprochen. Sie hielten ihn für einen Handwerker, der das Tor reparieren wollte. Der Attentäter reagierte nicht auf die Schülerlotsen.

Das Schulhofs-Tor. Der Attentäter hatte dieses verkeilt. Zur Zeit des Attentats waren im Hof zusätzlich Baracken als Schulräume aufgebaut. Bild: Lucia Clemens, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Schulhofs-Tor. Der Attentäter hatte dieses verkeilt. Zur Zeit des Attentats waren im Hof zusätzlich Baracken als Schulräume aufgebaut. Bild: Lucia Clemens, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

In der Ecke des Schulhofs bemerkte die Lehrerin Anna Langohr den Täter und stellte sich schützend vor die Kinder. S. zögerte nicht und richtete den Flammenwerfer auf die Lehrerin, deren Kleidung sofort in Brand gerät. Danach ging er zum Pavillon der vierten Klasse, schlägt ein Fenster ein und richtete den Flammenwerfer durch das Fenster in das Klassenzimmer. Sofort stand die Kleidung zahlreicher Kinder und der Lehrerin in Brand. Ein Junge schaffte es, den Raum zu verlassen, wurde aber direkt von S. mit dem Flammenwerfer angegriffen und ebenfalls in Brand gesetzt.

Danach greift der Attentäter einen zweiten Klassenraum an. Er schlägt auch hier Fenster ein und setzte den Flammenwerfer solange ein, bis der Tank leer war. In diesem Klassenraum gelang es der Lehrerin Gertrud Bollenrath, bei einigen Kindern die Flammen zu ersticken. Erst danach läuft sie auf den Schulhof, um sich den S. in den Weg zu stellen. Dieser sticht die Lehrerin mit der Lanze nieder. 

Die ehemaligen Baracken auf dem Schulgelände wurden abgerissen, das Schulhaus steht noch heute. Bild: Superbass, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die ehemaligen Baracken auf dem Schulgelände wurden abgerissen, das Schulhaus steht noch heute. Bild: Superbass, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Täter nimmt Pflanzengift

In den beiden noch nicht angegriffenen Pavillons versuchen die beiden Lehrerinnen, Frau Kuhr und Frau Kunz, von innen die Türen zu blockieren und halten die Türklinken fest. Dem Attentäter gelingt es aber, die Tür aufzureißen. Ursula Kuhr stürzt ihm entgegen und wird von Lanzenstichen in den Oberschenkel verletzt. Sie kann sich zwar wieder erheben, wird aber von S. mit einem weiteren Lanzenstich in den Rücken getroffen.

S. nimmt noch auf dem Schulhof in suizidaler Absicht das hochgiftige Pflanzenschutzmittel E 605 zu sich, bevor er vom Schulhof über einen Zaun klettert und flieht.  Zwischenzeitlich sind Polizisten am Tatort eingetroffen und verfolgen S. Sie könnten ihn auf einem Bahndamm stellen und werden von dem Täter mit der Lanze angegriffen. Erst nach einem gezielten Pistolenschuss in den Oberschenkel konnte S. überwältigt werden.

Der aus einer Pflanzenspritze selbstgebaute Flammenwerfer wird im Kölner Stadtmuseum ausgestellt, Bild: Uli Kievernagel
Der aus einer Pflanzenspritze selbstgebaute Flammenwerfer wird im Kölner Stadtmuseum ausgestellt, Bild: Uli Kievernagel

Versorgung der Opfer

Zufällig vorbeikommende Mitarbeiter der städtischen Müllabfuhr gelingt es, dass durch den Keil blockierte Tor aufzubrechen und die immer noch brennenden Kinder zu löschen. Zur Versorgung der Opfer halten sie vorbeifahrende Fahrzeuge an und sorgen so dafür, dass viele Kinder so noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte in umliegenden Krankenhäusern versorgt werden. Währenddessen treffen Sanitäter der Feuerwehr und des Malteser Hilfsdienstes ein. Außerdem verstärken Bundeswehr-Sanitäter aus der (heutigen) Lüttich-Kaserne die Kräfte.

In den Krankenhäusern – die verletzen Kinder wurden in die Kliniken Heilig-Geist-Krankenhaus, Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, Vinzenz-Krankenhaus in Nippes und die Kölner Universitätsklinik gebracht – konnten die durch die massiven Brandverletzungen entstellten Kinder zunächst nicht alle zweifelsfrei identifiziert werden. Später wurde eine Lehrerin mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet, weil sie die Kinder in den Krankenhäusern identifizierte.

Bei einzelnen Kindern wurden durch die Verbrennungen bis zu 90% der Körperoberfläche zerstört. Noch vier Wochen nach der Tat schwebten zehn Kinder in Lebensgefahr, erst zwei Monate später waren alle Kinder außer Lebensgefahr. Allerdings mussten 19 Kinder sowie die Lehrerin Anna Langohr noch Monate im Krankenhaus verbringen, ein Jahr nach der Tat war ein Mädchen immer noch im Krankenhaus. Alle Opfer mussten weiter ärztlich behandelt werden.

Bericht aus der Honnefer Volkszeitung vom 12. Juni 1964 zum Attentat in Volkhoven
Bericht aus der Honnefer Volkszeitung vom 12. Juni 1964 zum Attentat in Volkhoven

Wochenlange Vorbereitung auf das Attentat

Die späteren Ermittlungen zeigen, dass S. das Attentat sehr akribisch geplant hatte. Der gelernte Dreher hatte an die Spitze seiner Lanze einen extrem scharfen Dreikantschaber montiert. Die brennbare Flüssigkeit in dem selbstgebauten Flammenwerfer hatte er speziell aus Benzin, Öl und Lackverdünner gemischt.

Bei der Vernehmung kurz vor seinem Tod, den er selbst durch das Pflanzengift E605 herbeigeführt hatte, gab er an, die Tat schon seit mehr als acht Wochen geplant zu haben. Als Motiv für die Tat gab er an, dass man ihn töten wollte. Er würde weder die Kinder noch die Lehrerinnen kennen, weitere Angaben wären, so S., „zu langatmig“.

Vorher hatten Ärzte bei S. einen „Schizophrenen Defektzustand und paranoide Entwicklung“ festgestellt. Da er aber als nicht gefährlich eingestuft wurde, konnte er auch nicht in eine Anstalt eingewiesen werden. Der Attentäter verstarb am Abend des 11. Juni 1964.

Grabstätte Ursula Kuhr auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Ursula Kuhr auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Die Opfer

Die Lehrerin Ursula Kuhr verstarb noch am Tatort. Die ebenfalls mit der Lanze attackierte Gertrud Bollenrath erlag noch am gleichen Tag im Heilig-Geist-Krankenhaus ihren Verletzungen.

In den folgenden drei Wochen sollten acht der schwer durch Brandwunden verletzen Kinder sterben: Dorothea Binner, Klara Kröger, Stephan Lischka, Renate Fühlen, Rosel Röhrig, Ruth Hoffmann, Karin Reinhold und Ingeborg Hahn.

Diese acht Kinder wurden auf dem Friedhof in Weiler gemeinsam beigesetzt. An der Beerdigung der ersten vier verstorbenen Kinder am 20. Juni 1964 nahmen mehr als 2.000 Menschen teil. Die Trauerfeier hielt der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings. Fünf Jahre später wurde auf dem gemeinsamen Grab der getöteten Kinder eine Säule aufgestellt, auf der sich von Flammen umschlungene Blätter finden.

Das Grabmal für die acht getöteten Kinde bei dem Attentat in Volkhoven. In der Mitte ist ein Denkmal des Kölner Bildhauers Elmar Hillebrand aufgestellt. Auf dieser Säule sind von Flammen umschlungene Blätter dargestellt. Bild: Lucia Clemens, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Grabmal für die acht getöteten Kinde bei dem Attentat in Volkhoven. In der Mitte ist ein Denkmal des Kölner Bildhauers Elmar Hillebrand aufgestellt. Auf dieser Säule sind von Flammen umschlungene Blätter dargestellt. Bild: Lucia Clemens, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Ursula Kuhr wurde in einem Ehrengrab auf dem Südfriedhof bestattet. Zur Erinnerung trägt die Grundschule Volkhovener Weg in Köln-Heimersdorf den Namen Ursula-Kuhr-Schule. Außerdem gibt es einen Ursula-Kuhr-Weg in Volkhoven.

Das Grab der Lehrerin Gertrud Bollenrath befindet sich auf dem Kölner Nordfriedhof. Nach ihr wurde eine Förderschule für Lernbehinderte in Volkhoven/Weiler benannt, die allerdings wegen eines Neubaus 2016 abgerissen wurde. Seit 2018 trägt die Förderschule Soldiner Straße in Heimersdorf den Namen „Gertrud-Bollenrath-Schule“.

Das Grabmal von Gertrud Bollenrath - mit Gedenkstein auf dem Kölner Nordfriedhof, Bild: Egidius~dewiki, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Das Grabmal von Gertrud Bollenrath – mit Gedenkstein auf dem Kölner Nordfriedhof, Bild: Egidius~dewiki, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Bei der Beisetzung von Ursula Kuhr und Gertrud Bollenrath sprach auch der damalige Oberbürgermeister Theo Burauen. Seine Worte:

„Das Herz der Stadt stand still.“


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Deutschlandfunk – Kalenderblatt vom 11. Juni 2024

Im „Kalenderblatt“ des Deutschlandfunks erinnert Irene Geuer an das Attentat in Volkhoven. Reinhören lohnt sich, es kommen auch die Betroffenen  zu Wort. 


Die Simultanhalle in Volkhoven, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0
Die Simultanhalle in Volkhoven, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0

Simultanhalle

Die verkohlten Pavillons der Volksschule in Köln-Volkhoven wurden abgerissen, nur das Schulgebäude blieb stehen. Dort erinnert heute eine Gedenktafel an das Attentat. Auf dem ehemaligen Schulhof wurde 1979 die „Simultanhalle“, ein Versuchsgebäude für das Museum Ludwig errichtet.


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Die WG-Küche vor St. Agnes – eine Küche für alle im öffentlichen Raum

Christiane Rath in ihrer "öffentlichen WG-Küche" am 7. Juni 2024, Bild: Christiane Rath
Christiane Rath in ihrer „öffentlichen WG-Küche“ vor St. Agnes am 7. Juni 2024, Bild: Christiane Rath

Es wird schon etwas schräg und ungewohnt aussehen: Eine Küche. Mitten in der Stadt. Unter freiem Himmel. Mit Küchenschränken, Kühlschrank, Herd, Tisch und Stühlen. So wie man sie in einer typischen WG erwarten würde: Bunt zusammengewürfelt, groß und gemütlich. Nur eben nicht in einer Wohnung, sondern öffentlich und offen für alle. Ab 7. Juni 2024, 12 Uhr, wird diese Küche auf dem Neusser Platz stehen, direkt vor St. Agnes.

Idee und Umsetzung dieses ungewöhnlichen Projekts stammen von der Künstlerin Christiane Rath. Sie ist eine nur zufällig in Oberhausen geborene und in Düren aufgewachsene Rheinländerin, hat in Bonn Romanistik studiert und auch dort promoviert. Sie lebt seit 1988 in Köln und liebt Köln und die Kölner.

Christiane Rath, eine nur zufällig in Oberhausen geborene Rheinländerin, Bild: Christiane Rath, www.rath-art.de/
Christiane Rath, eine nur zufällig in Oberhausen geborene Rheinländerin, Bild: Christiane Rath, www.rath-art.de/

„URBAN – URBAR“

Christiane hat das eher private Thema „Wohnen“ schon öfters öffentlich inszeniert. Zum Beispiel als Managerbüro in der Frankfurter U-Bahn, als Schlafzimmer am Rhein oder als Badezimmer inklusive Badewanne am Rudolfplatz.

Managerbüro Frankfurt, U-Bahn Bockenheimer Warte, Bild: Christiane Rath, www.rath-art.de/

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Managerbüro Frankfurt, U-Bahn Bockenheimer Warte, Bild: Christiane Rath, www.rath-art.de/

Sie hebt damit die Trennung zwischen öffentlichem und privatem Leben auf. Mit ihrer Serie „URBAN – URBAR“ kommen die privaten Seiten des Wohnens in die Öffentlichkeit. Christiane Rath dazu: „Ich will die Möglichkeiten eines Ortes erproben und tiefere Schichten des „Sich heimisch Fühlens“ spürbar für alle machen.“

Die WG-Küche – legendärer Ort von Wein, Spaghetti und Gesang

Und dieses „spürbar machen“ funktioniert am besten in einer Küche. Eine Küche ist weit mehr als nur ein Ort, in dem gekocht wird. Die Psychologin Dr. Alexandra Hildebrandt sieht die Küche als Mittelpunkt einer Wohnung. Hier kommt man zusammen und interagiert: „Gemeinsam zu speisen ist gut für die soziale Gesundheit, denn es werden zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut und verstärkt.“1Die Küche als Ort des Seins“, https://www.umweltdialog.de/de/verbraucher/leben-und-wohnen/2018/Die-Kueche-als-Ort-des-Seins-gestern-und-heute.php, abgerufen am 27. Mai 2024.

Christiane Rath verlegt genau diesen Ort der Interaktion in den öffentlichen Raum. So steht die Küche auf einem öffentlichem Platz, und jeder ist eingeladen, sich dort niederzulassen.

Das MENSCHENNEST von Christiane Rath war von Karneval bis Ostern 2023 in St. Agnes ausgestellt, Bild: Christiane Rath, www.rath-art.de/
Das MENSCHENNEST von Christiane Rath war von Karneval bis Ostern 2023 in St. Agnes ausgestellt, Bild: Christiane Rath, www.rath-art.de/

Der Platz vor St. Agnes ist nicht zufällig gewählt. Christiane Rath hat schon 2023 mit ihrem „Menschennest“ in der Kirche für Aufsehen gesorgt. Daher ist Peter Otten, Pastoralreferent in St. Agnes, auch froh, die Künstlerin wieder für eine Aktion im Veedel gewonnen zu haben. Otten ist begeistert: „Die WG-Küche! Legendärer Ort von Wein und Gesang! Chili und Spaghetti! Diskussionen und Geschrei! Trennung und Amore! Höchste Zeit, wieder eine aufzumachen!

Menschen kommen einzeln und verabschieden sich gemeinsam

So könnte es sein, dass es ab dem 7. Juni 2024, 12 Uhr, vielleicht auch wieder Pasta und Wein gibt, oder Kaffee und Kuchen, wenn Christiane Rath ihre Küche für alle bis Mittwoch, 12. Juni täglich ab 11 Uhr öffnet. Dabei achtet sie sehr genau auf die Details: Der Kühlschrank und der Herd sind nicht nur Dekoration, sondern funktionieren. Das gemütliche Sofa und der große Tisch laden ein, Teil des Kunstwerks zu werden. Dabei ist es für die Künstlerin von ganz besonderer Bedeutung, dass es keinerlei Hürden gibt. Alle sind eingeladen, niemand muss etwas bezahlen, aber jede*r darf auch gern etwas mitbringen.

Bei bestem Wetter wurde die WG-Küche bereits am ersten Tag genutzt, Bild: Christiane Rath
Bei bestem Wetter wurde die WG-Küche bereits am ersten Tag genutzt, Bild: Christiane Rath

Die Erfahrung zeigt, dass die Menschen diese Einladung gerne annehmen: „Ich habe das Konzept bereits 2022 in Frankfurt ausprobiert. Fremde Menschen kamen miteinander ins Gespräch, waren einzeln gekommen und verabschiedeten sich gemeinsam.“ so die Erfahrungen von Christiane Rath, die selber in Frankfurt eine Woche lang Bewohnerin ihrer Küche war und dort mit wechselnden Menschen Essen, Kaffee oder Tee und viele Gesprächsthemen teilte.

Christiane Rath im Gespräch am Küchentisch, Bild: Christiane Rath, rath-art.de
Christiane Rath im Gespräch am Küchentisch, Bild: Christiane Rath, rath-art.de

Die Besucher gestalten das Programm

Grundsätzlich sind alle eingeladen. Man darf sich selbst etwas mitbringen, um es allein oder mit anderen zu verzehren, vielleicht werden Gedichte vorgelesen oder ein paar Lieder zur Gitarre gesungen – das Programm bleibt offen und überraschend. Wer einfach nur reden möchte, kann dies jederzeit tun oder eine Botschaft auf der Pinnwand hinterlassen.

Christiane Rath freut sich auch schon auf einige fest angekündigte „temporäre Mitbewohner“ zum Tischgespräch:

  • Zwei Freundinnen von Maria 2.0 schauen am Samstag, 8. Juni, ab 11 Uhr vorbei.
  • Die Redaktion des Obdachlosenmagazins DRAUSSENSEITER wird am Montag, dem 10. Juni, ab 12 Uhr gemeinsam kochen und dann öffentlich über die nächsten Straßenzeitungsausgaben sprechen.
  • Und auch ich darf am Dienstag, 11. Juni, von 14 Uhr bis 16 Uhr mit den Menschen jet verzälle und Kaffee trinken. Und ich werde Kuchen mitbringen. Versprochen!

Alle sind eingeladen, neugierig zu sein und Teil der Installation zu sein.

Und wie das in einer WG-Küche so üblich ist, kann es auch passieren, dass man zum Spülen eingeteilt wird.


Die WG-Küche – Eine Wohngemeinschaftsküche im öffentlichen Raum

Von Freitag, 7. Juni bis Mittwoch, 12 Juni 2024 täglich ab 11 Uhr
Neusser Platz, an St. Agnes


Das Projekt jetzt unterstützen!

Zur Deckung der Kosten der Installation der WG-Küche werden 2.000 Euro an Spenden benötigt.

Wer das Projekt unterstützen will, kann dies am einfachsten direkt über die Website www.AgnesKueche.de oder mit einer Überweisung (Konto: KGV Köln-Mitte | IBAN: DE51 3706 0193 0014 8080 00 | Stichwort „WG-Küche Agneskirche“) machen.


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Geköpft und doch lebendig: Hermann von Goch – Finanzgenie im Mittelalter

Darstellung einer Hinrichtung in Köln, Bild: Frans Hogenberg († 1590), Public domain, via Wikimedia Commons
Darstellung einer Enthauptung in Köln, Bild: Frans Hogenberg († 1590), Public domain, via Wikimedia Commons

Gastautorin: Irene Geuer

Ich bin sehr stolz, eine renommierte Gastautorin für dieses „Köln-Ding der Woche“ gewonnen zu haben: Irene Geuer ist freiberufliche Journalistin, Autorin und Moderatorin aus Köln. Sie hat Ethnologie, Politikwissenschaften und Spanisch in Köln studiert und als Moderatorin für diverse Sendungen in öffentlich-rechtlichen Sendern gearbeitet. Sie hat als Hochschuldozentin gearbeitet und schreibt auch Hörspiele.

Vielen ist ihre Stimme aus dem Zeitzeichen des WDR bekannt. Sie wohnt in meiner Nachbarschaft in Köln-Raderberg und teilt meine Liebe zu Köln.

Irene Geuer, Kölner Journalistin, Autorin und Moderatorin, Bild: Geuer
Irene Geuer, Kölner Journalistin, Autorin und Moderatorin, Bild: Geuer

Geköpft und doch lebendig Hermann von Goch – Finanzgenie im Mittelalter

von Irene Geuer

Er ist kein Wiedergänger, kein Untoter, der nach seiner Hinrichtung in Köln-Raderberg sein Unwesen treibt. Und doch ist er hunderte Jahre nach seinem Tod so lebendig wie kaum ein anderer.

Hermann von Goch wird am 7. Mai 1398 auf dem Richtplatz, da wo heute der Kölner Großmarkt ist, seinen Kopf verlieren. Viele meinen zu Unrecht. Denn das, was ihm vorgeworfen wurde, soll überhaupt nicht stimmen. Aber von Goch war dem Kölner Stadtrat unheimlich, sie wollten ihn loswerden. Und so musste er zugeben, eine Intrige gegen die Stadt gesponnen und ein Heer engagiert zu haben, um die politische Ordnung zu stürzen.

Einer der reichsten Männer Kölns

Wahrscheinlich ist das alles Quatsch und der Folter geschuldet. Denn Hermann von Goch war ein Freund des guten Lebens, der mit Streit oder gar Krieg und Überfall absolut nichts zu tun haben wollte. Sehr viel erstrebenswerter waren ganz andere Dinge. Wenn zum Beispiel ein neues Gewürz mit den Schiffen im Kölner Hafen anlandete, dann war er der erste, der es kaufte. Gäste bewirtete er mit erlesenen Weinen, Fisch, Fleisch, Gebäck und Obst. Die Tafel bog sich, wenn er einlud. Hermann von Goch war im 14. Jahrhundert einer der reichsten Männer Kölns. Er war ein schlauer Kerl, hatte eine sehr gute Menschenkenntnis und konnte hervorragend mit Geld umgehen. Vor allem mit dem Geld anderer, die er beriet.

Futteral (links) und Geldtasche (rechts) aus dem Nachlass Hermann von Goch. Bild: Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck: Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts
Futteral (links) und Geldtasche (rechts) aus dem Nachlass Hermann von Goch. Bild: Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck: Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts

Von Goch ist Prokurator – also Verwalter. Und was Geld angeht, seiner Zeit weit voraus. Er ist findig darin, Geld anzulegen, er streut seine Investitionen breit, er legt viel Geld in Immobilien an, als Sicherheit für seine Geldgeschäfte. Kurzum er ist ein Finanzjongleur. Und das im Mittelalter! Der Mann macht sich das „Who is Who“ des späten Mittelalters zur Kundschaft: Grafen, Fürsten, Bischöfe oder Päpste. Die Herren von Jülich-Berg und die Herzöge von Geldern, auch König Karl IV lassen von Goch die Finanzgeschäfte verwalten, um nur einige Beispiele zu nennen. Für seine Dienste wird er fürstlich entlohnt.

Schriftlicher Nachlass ist bis heute erhalten

Woher er seine unternehmerischen Talente hat, ist noch nicht erforscht. Obwohl man so viel über ihn weiß, was ein kleines Wunder ist. Denn Hermann von Gochs schriftlicher Nachlass ist bis heute erhalten. Aber nur ein Teil dieser wertvollen Dokumente wurde bislang gesichtet und bewertet. Eine Schande könnte man sagen. Denn aus diesem Nachlass gehen viele Details darüber hervor, wie die Menschen im Mittelalter lebten.

Im Kölner Stadtmuseum lagern die Alltagsgegenstände, die man von Goch bei seiner Festnahme abgenommen hat. Sehr gut erhalten. Da gibt es z.B. seinen Gürtel, von dem man weiß, dass der Kölner Geschäftsmann nicht dünn gewesen ist. Sichergestellt wurde ein silberner Reiselöffel mit ausklappbarem Stiel, ein Messer, mehrere Beutel für verschiedene Währungen, aufwendig gefertigt aus Brokat oder Seide. Außerdem Münzprobiernadeln, mit der von Goch die Echtheit des Geldes überprüfen konnte, wie auch ein Goldprobierstein und einige Siegel.

Siegel aus dem Nachlass Hermann von Goch, Bild: Kölnisches Stadtmuseum
Siegel aus dem Nachlass Hermann von Goch, Bild: Kölnisches Stadtmuseum

Geburtsdatum unbekannt

Eigentlich ist  Hermann von Goch Geistlicher. Wann er geboren wurde, ist nicht geklärt. Das erste Mal wird er in mittelalterlichen Schriften im Jahr 1373 erwähnt. Damals verleiht ihm Kaiser Karl IV eine Urkunde, worin der seine treue Gefolgschaft und große Tüchtigkeit rühmt. Damit verbunden ist die Befreiung von Steuern und Zöllen und Schutz für Angehörige und Gesinde. Diese Urkunde ist wohl der erste große Karrieresprung in Hermanns Leben. Viele Verträge wird er mit adeliger und geistlicher Prominenz abschließen. Meist mit einem Schutzbrief oder einer Schutzklausel versehen, um gegebenenfalls seinen Kopf zu retten, falls es Streit gibt.

Er hat einen treuen Gefährten, seinen Schwager Goswin. Und dieser Schwager zeigt auch, dass Hermann verheiratet war. Mit Irmgard. Die beiden haben 9 Kinder. Als von Goch die Kölner Bürgerrechte 1385 erwirbt, lässt er diese Ehe legitimieren. Natürlich vom Papst!

Auch die Kirche ist Kundin bei Goch. Der Erzbischof von Köln nimmt ihn als seinen Secretarius auf und überträgt ihm das Siegleramt und die Verwaltung der Einkünfte in Köln. Wieder ein Karrieresprung. Dadurch wird er auch erzbischöflicher Pächter, der die Grut verwaltet. Damals wird in Köln Bier ohne Hopfen hergestellt, die Grut ist eine Kräutermischung, die zum Würzen des Biers verwendet wurde . Und nur er darf diese Zutat anbauen. Alle Brauer müssen notgedrungen die Grut bei ihm kaufen. Eine kleine Goldgrube – für von Goch.

Goch kauft fast die halbe Stadt Köln auf

Er lebt seinen Reichtum in vollen Zügen aus. Er kauft fast die halbe Stadt auf. Im gehören 45 Liegenschaften, die steinerne Absicherung seiner Kreditgeschäfte. Er kauft Weinberge und Ackerland vor den Toren der Stadt. Köln ist im späten Mittelalter Boomtown. Durch das Stapelrecht hat die Stadt alles zu bieten, was man kaufen kann. Köln ist zu dieser Zeit die größte Stadt nördlich der Alpen, beliebt bei Händlern und Reisenden, die Hermann von Goch gerne zu sich in seine luxuriöse Residenz einlädt. Dass er ein großzügiger Gastgeber ist, zeigen die erhaltenen Haushaltsbücher.

Namenszug, den Hermann von Goch an mehrere seiner Gebrauchsgegenstände hat anbringen lassen. Bild: Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck: Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts
Namenszug, den Hermann von Goch an mehrere seiner Gebrauchsgegenstände hat anbringen lassen. Bild: Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck: Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts

Er war „ene staatse Kääl“. Dafür zahlte Hermann von Goch auch einen gesundheitlichen Preis. Er litt, wie man damals sagte, an Harnruhr, also an Diabetes und er hatte Blasensteine, deren Abgang äußerst schmerzhaft war. Das verrät sein ebenfalls erhaltenes Tagebuch. Er ist Familienmensch und umhegt seine Kinder. Mehr als 30 Prozent seiner Gesamtausgaben gehen für die Studienkosten eines Sohnes drauf. Darin auch Kleider, Schuhe, Bücher und Nachhilfeunterricht.

Alle neun Söhne und Töchter wird er gut verheiraten oder in vornehmen Klöstern unterbringen. Tochter Stina z.B. ehelicht einen Lombarden, also einen, dem Zinsgeschäfte erlaubt sind. Eine andere heiratet einen gutsituierten Kaufmann.

Die Historikerin Luise von Winterfeld, eine der wenigen Forschenden, die sich mit von Goch beschäftigt haben, schrieb 1925, dass er zu den Kölnern gehörte, die ihren Reichtum genossen und öffentlich zeigten und ihr Vermögen möglichst so anlegten, dass ihre Kinder ohne Mühe diesen Reichtum erhalten und vermehren konnten. Hermann von Goch war, was seine Kinder anging, eine Glucke.

Umtriebiger Geschäftsmann

Seine freundliche Art aber wird ihm zum Verhängnis. Er macht mit jedem, wirklich mit jedem, Geschäfte – ohne Ansehen der Person. Politisch bezieht er keine Stellung. Und da er sich von einem Herzog Wilhelm von Berg Ravensberg genauso bezahlen lässt, wie von einer Stadt Köln, die mit dem Herzog über Kreuz liegt, und da er Verbindungen zu Papst Urban VI unterhält, wie auch zum Gegenpapst Clemens VII, wird er vielen unheimlich.

Ab 1393 geht der Kölner Stadtrat gegen ihn vor. Von Goch soll mit seiner Grutpacht den Bürgern Schaden zugefügt haben. Er selbst spricht von einer Intrige und wird nicht gehört. Der Rat fordert von ihm eine horrende Summe als Schadenersatz. Einen Tag vor Fristende zahlt Hermann, mit Hilfe seines Lombardenschwiegersohnes. Trotzdem verkündet einen Tag später der Stadtrat einen Haftbefehl gegen von Goch. Und dabei passiert das, was uns heute das Leben des Hermann von Goch offenbart. Unterlagen werden beschlagnahmt, Haushalts- und Tagebücher, die nie wieder in den Besitz der von Gochs zurückgingen, sondern über Jahrhunderte hinweg archiviert wurden.

Unglaubwürdiges Geständnis durch Folter 

Nach der Haft verlässt er die Stadt, kehrt zwei Jahre später zurück, weil er glaubt, die Wogen hätten sich geglättet. Aber falsch gedacht. Die Hoffnung, seine Unschuld beweisen zu können, stirbt, als er das Stadttor passiert. Er hat weder einen Geleit- oder Schutzbrief dabei und wird sofort festgesetzt. Laut Anklage soll er die Zeit außerhalb Kölns genutzt haben, um einen Überfall auf die Stadt vorzubereiten.

Foltermethoden im Mittelalter, Bild: Public Domain
Foltermethoden im Mittelalter, Bild: Public Domain

Hermann von Goch beteuert seine Unschuld, wird wieder nicht gehört und stattdessen gefoltert. Und so wird er das bis heute unglaubwürdige Geständnis eines geplanten Überfalls ablegen. Da Hermann von Goch standesgerecht begraben wurde, ist davon auszugehen, dass er Reue gezeigt und somit die Sterbesakramente empfangen hatte.

Nachlass nur unvollständig unerforscht

Wissenschaftlich ist von Goch noch längst nicht begraben. Für Wirtschaftshistoriker oder Mittelalterexperten wäre es ein Fest, wenn es einen Forschungsauftrag über das Leben und den Nachlass des Hermann von Goch gäbe. Im Kölner Stadtarchiv lagert dieser Schatz, ohne je vollständig gehoben worden zu sein. So viele noch offene Fragen könnten vielleicht beantwortet werden: Wie war das wirklich mit den Vorwürfen gegen von Goch, wie genau hat er seine Geschäfte betrieben, welches Verhältnis hatte er zu seiner Frau oder den Angestellten, wie sah sein Alltag aus. Details, die über das Leben des Bürgertums im Mittelalter mehr verraten würden.

Und es könnte auch die Frage geklärt werden, warum Hermanns Söhne unglaublich viele Schuhe brauchten, wie die eine Ausgabenseite im Haushaltsbuch belegt.


Zeitzeichen: Der Kölner Geschäftsmann Hermann von Goch wird enthauptet (am 7.5.1398)

Irene Geuer hat ein sehr hörenswertes Zeitzeichen im WDR zu Hermann von Goch veröffentlicht: Ein wildes Leben im Mittelalter: Hermann von Goch war erst ein Mann der Kirche, wurde reich, heiratete – und nutzte seinen Einfluss, dass der Papst persönlich seine Ehe nachträglich erlaubte. In Köln besaß er bald ein Monopol auf das Biergewürz, alle Brauer musste diese „Grut“ bei ihm einkaufen. 

Reinhören lohnt sich! 

Das "Zeitzeichen" des WDR ist eine Radiosendung und greift täglich historische Daten auf, Bild: WDR
Das „Zeitzeichen“ des WDR ist eine Radiosendung und greift täglich historische Daten auf, Bild: WDR

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Die Himmelssäule am Dom – 29 Jahre Unklarheit über den Stifter

Die Himmelssäule auf dem Roncalliplatz, Bild: © Raimond Spekking
Die Himmelssäule auf dem Roncalliplatz, Bild: © Raimond Spekking

Das Ding ist 62 Tonnen schwer, etwa zehn Meter hoch und steht fast mitten auf dem Roncalliplatz am Dom. Doch trotz ihrer Größe geht die „Himmelssäule“ eher unter. Ganz selten fragen Teilnehmer bei Stadtführungen, was es denn mit diesem Monolithen auf sich hat.

Dabei verbirgt sich eine durchaus kuriose Geschichte hinter dem Kunstwerk. Im Mittelpunkt: Der Lions Club und unbezahlte Rechnungen.

Ein sichtbares Zeichen der Lions an einem markanten Platz

Im Jahr 1984 fand eine Versammlung aller deutschen Lions-Clubs in Köln statt. Lions Club International ist eine Institution mit mehr als 1,4 Millionen Mitgliedern, die sich weltweit in fast 50.000 Clubs organisiert haben. Allein für Köln listet die Website des Lions-Club 15 Clubs auf. Unter dem Motto „We Serve“ („Wir dienen“) engagieren sich die Lions bei sozialen und kulturellen Projekten.

Logo des Lions Club International
Logo des Lions Club International

Zur Versammlung 1984 in Köln wollten die Lions eine Skulptur stiften, die „ … auf einem markanten Platz im innerstädtischen Bereich aufgestellt werden“ sollte, schrieb der damalige Vorsitzende des rheinischen Lions-Districts Günter Huhn am 19. September 1983 an den Oberbürgermeister der Stadt Köln, Dr. Norbert Burger. [Quelle: Die Zeit Nr. 17/1986].

Mit Sicherheit war es für das Vorhaben hilfreich, dass es sich bei Dr. Norbert Burger ebenfalls um ein Lions-Mitglied handelte. Und für städtische Verhältnisse ging es ungewohnt schnell: Bereits am 7. Oktober 1983 kam es zu einem Vorgespräch mit dem renommierten Künstler Heinz Mack – selbstverständlich auch ein Lions-Mitglied.

Heinz Mack (*geboren am 8. März 1931) ist ein deutscher Bildhauer und Maler und war zusammen mit Otto Piene Mitbegründer der international renommierten Künstlergruppe ZERO. Mack sollte im Auftrag des Lions Club ein Kunstwerk schaffen, welches „als sichtbares Zeichen von uns Lions in die Stadt Köln ausstrahlt.“1Quelle: Die Zeit Nr. 17/1986

Aufstellung der Himmelssäule direkt am Kölner Dom, Bild: Ulrich Stoltenberg
Aufstellung der Himmelssäule direkt am Kölner Dom, Bild: Ulrich Stoltenberg

Aufstellung fast direkt am Dom

Der gewünschte markante Platz war schnell gefunden: Das Kunstwerk sollte auf dem Roncalli-Platz, fast direkt am Dom, platziert werden. Den Beteiligten war auch klar, dass diese exponierte Lage eine besondere Herausforderung darstellte. Der Künstler Heinz Mack im „LION“, dem offiziellen Magazin von Lions Clubs International2Ausgabe vom Januar 2013 dazu:

„Ja, es ist eine künstlerische Provokation gewesen. Die besondere Einladung, etwas unmittelbar vor den Dom zu stellen, war die eigentliche Herausforderung. Der Dom in seiner architektonischen und auch strukturalen Macht hat mich gefordert.“

Diese „künstlerische Provokation“ setzte Mack in der Säule Columne pro Caelo  – Himmelssäule –  aus Granit um. 10 Meter hoch, 62 Tonnen schwer. Um die Säule laufen waagerecht Rillen, deren Abstände zum Boden immer kleiner werden.

Der Künstler will mit der Himmelssäule einen direkten Bezug zum Dom herstellen: „Der Dom besteht aus tausenden, unzählbar vielen Steinen. Die Stele ist ein einziger Stein, dieser eine steht den vielen gegenüber. Umgekehrt können sich die vielen Steine durch den einen repräsentiert sehen.“ [Heinz Mack im „LION“, dem offiziellen Magazin von Lions Clubs International, Ausgabe vom Januar 2013]

J. Keller sieht in dem Beitrag „Ein Geschenk des Himmels?“  einen „Dialog“ zwischen Säule und Dom:

„Durch ihre aufwändige Kannelierung,3Kannelierung ist die Auskehlung eines Objektes mit Furchen. die die Säule wie ein Band umschließt und nach unten hin enger wird, könnte man glauben, dass der Monolith unter seinem eigenen Gewicht in sich zusammensackt. Durch ihre Platzierung gegenüber des Doms geht die Himmelssäule gewissermaßen einen Dialog mit der gigantischen Kirche ein. Zum einen strecken sich beide Gebäude nach oben, dem Himmel entgegen, zum anderen symbolisiert ihre pure steinerne Masse geistiges und geistliches Gewicht.

Eben dieses Gewicht stellte auch jenseitig aller geistigen und geistlichen Symbolik ein Problem dar: So mussten Statiker aufwändig prüfen, ob der ausgewählte Platz die Himmelssäule tragen konnte und ob der Transport der Säule an diesen Platz überhaupt möglich war. Immerhin befindet sich unter dem Roncalliplatz eine Tiefgarage.

Nachdem diese technische Hürde genommen wurde, warb Oberbürgermeister und Lions-Mitglied Dr. Norbert Burger beim Domkapitel und im Rat der Stadt Köln um Verständnis. Mit Erfolg: Am 24. Mai 1984 nahm die Stadt die Schenkung der Lions dankend an.

Im "Dialog": Die Himmelssäule und der Dom, Bild: Uli Kievernagel
Im „Dialog“: Die Himmelssäule und der Dom, Bild: Uli Kievernagel

29 Jahre Unklarheit über Stifter 

Grundsätzlich hätte damit alles gut sein können. Doch aus damals unerklärlichen Gründen distanzierte sich der Vorstand der Kölner Lions wenige Stunden vor der feierlichen Übergabe von dem Kunstwerk. Allerdings waren ja bereits Fakten geschaffen worden und die Säule stand, zehn Meter hoch, gut sichtbar auf dem Roncalliplatz.

Die konkreten Hintergründe dafür waren lange nicht bekannt. Erst ein Gespräch mit Chefredakteur Ulrich Stoltenberg, dem

„Es ging um 93.500 DM. Das waren die Kosten für den Transport und die Aufstellung der Säule. Heinz Mack hatte die Säule gestiftet, auch das Material war eine Stiftung. Allerdings sollte der Betrag für Transport und Aufstellung von den Kölner Lions alleine aufgebracht werden.“

Doch die Kassen waren leer und der betroffene Kölner Lions Club bestand nur aus 30 Mitgliedern, die dann alleine den Betrag hätten aufbringen müssen, so Pressesprecher Stoltenberg.

Die Lösung war, den Betrag auf viele Schultern zu  verteilen. So legten die Lions Deutschland zusammen, der Betrag wurde noch im Jahr 1984 bezahlt. Stoltenberg war auch Initiator einer neuen Plakette, die den Stifter eindeutig benannte.

Alte & neue Plakette mit der korrekten Bezeichnung der Stifter der Himmelssäule, Bilder: Ulrich Stoltenberg
Im Jahr 2013 wurde die neue Plakette an der Säule angebracht und auch der Künstler Heinz Mack zeigte sich erleichtert:

„Jahrelang gab es eine Unsicherheit in dem Sinne: Die Skulptur hat irgendwas mit uns Lions zu tun. Viele andere haben das auch so empfunden. Da kam schon die Frage auf, ob die Lions wirklich stolz auf dieses Werk sind und sich damit identifizieren können.“4Heinz Mack im „Lion“, dem offiziellen Magazin von Lions Clubs International, Ausgabe vom Januar 2013

Jürgen Roters, Kölner Oberbürgermeister 2009 - 2015, setzt gemeinsam mit Heinz-Joachim Kersting, Governorratsvorsitzender Lions Deutschland, die neue Plakette an der Himmelssäule ein. Bild: Ulrich Stoltenberg
Jürgen Roters, Kölner Oberbürgermeister 2009 – 2015, setzt gemeinsam mit Heinz-Joachim Kersting, Governorratsvorsitzender Lions Deutschland, die neue Plakette an der Himmelssäule ein. Bild: Ulrich Stoltenberg

Kletterer auf der Himmelssäule

Der Granit der Säule ist in jedem Fall beständig. Und auch recht rauh und griffig. Daher nutzen Freeclimber jahrelang die Säule als Kletterobjekt. Der Künstler Mack sieht diese Zweckentfremdung völlig gelassen:

„Wir haben in Köln eine Hochschule für Sport, und die jungen Leute klettern dort mit ihren zehn Fingern hoch, zerstören aber nichts. Dieser Granit hält das aus. In zehn Metern Höhe angekommen, postieren sie sich und lassen Fotos machen. Das ist natürlich eine liebenswerte Geschichte, ich habe überhaupt nichts dagegen einzuwenden.“5Heinz Mack im „Lion“, dem offiziellen Magazin von Lions Clubs International , Ausgabe vom Januar 2013

Und damit beschreibt der Hessen geborene Mack liebevoll Artikel 1 des Kölsche Grundgesetzes:
Et es wie et es.
Auch bei einer Himmelssäule.

Ideal für Freeclimber: Die Himmelssäule mit ihren Rillen und dem griffigen Granit, Bild: Uli Kievernagel
Ideal für Freeclimber: Die Himmelssäule mit ihren Rillen und dem griffigen Granit, Bild: Uli Kievernagel

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Kölner Brücken: Die Deutzer Kettenhängebrücke – Todesfalle für Hunderte Menschen im Krieg

Die Deutzer Kettenhängebrücke im Jahr 1925, Bild:_ Book "1000 Years of Rhenish Art" from 1925, Public domain, via Wikimedia Commons
Die Deutzer Kettenhängebrücke im Jahr 1925, Bild: Book „1000 Years of Rhenish Art“ from 1925, Public domain, via Wikimedia Commons

Tagtäglich rollen tausende Autofahrer und Radfahrer vorbei und selbst die Fußgänger laufen meistens uninteressiert weiter: Das letzte Stück der alten Kettenhängebrücke steht auf der Deutzer Brücke – und es bekommt nicht die Beachtung, die es verdient hätte. Immerhin wiegt dieses Teil fast eine Tonne, und ist neun Meter lang. Das Bauteil stammt aus der Deutzer Kettenhängebrücke, die bei ihrem Einsturz im Februar 1945 Hunderte Menschen mit in den Tode gerissen hat.

Bei Bauarbeiten im Jahr 1977 zufällig gefundes Teil der Deutzer Kettenhängebrücke, Bild: Uli Kievernagel
Bei Bauarbeiten im Jahr 1977 zufällig gefundes Teil der Deutzer Kettenhängebrücke, Bild: Uli Kievernagel

Eine „unechte“ Hängebrücke

Nachdem der steigende Verkehr im Zuge der Industrialisierung stark zugenommen hatte, wurde es Anfang des 20. Jahrhunderts in Köln unumgänglich, neue Brücken zu bauen. Zwar gab es die Deutzer Schwimmbrücke, die aber den wesentlichen Nachteil hatte, dass sie für durchfahrende Schiffe immer erst aufwändig geöffnet werden musste.

Doch die Realisierung einer Brücke exakt an dieser Stelle, an der 1600 Jahre vorher mit der Konstantinbrücke bereits die erste feste Rheinquerung stand, war schwieriger als zunächst angenommen.

Die Brücke musste hoch genug sein, um den Schiffen eine Mindestdurchfahrthöhe zu garantieren. Gleichzeitig erschwerte die Bodenbeschaffenheit am Ufer die Konstruktion: Eine „echte“ Hängebrücke leitet die Kräfte in massive Widerlager am Ufer ein, wie zum Beispiel die Mülheimer Brücke. Aber der durch Rheinkiesel geprägte, eher „schwammige“, Boden in der Innenstadt machte dieses Konstruktionsprinzip unmöglich.


Steckbrief Kettenhängebrücke (später „Hindenburgbrücke“)

  • Länge: 369 m
  • Breite: ursprünglich 18.7 m / ab 1940: 27.50 m
  • Baubeginn: 1913
  • Fertigstellung: 3. Juli 1915
  • Umbau: 1940
  • Einsturz: 28. Februar 1945 

Daher entschied man sich für eine „unechte Hängebrücke“. Bei diesem Brückentyp gibt es keine massive Aufhängung am Ufer, sondern die Verankerung der Kabel erfolgt durch Befestigung an den Fahrbahnrändern. Deswegen sind kräftige, von einem zum anderen Ende der Brücke durchlaufende, Versteifungsträger notwendig.

Der „Cölner Brückenstreit“

Bereits im Jahr 1898 gab es einen ersten Wettbewerb für eine feste Straßenbrücke zwischen Heumarkt und Deutzer Freiheit – allerdings ergebnislos.  Auch weitere Ausschreibungen verliefen im Sande. 

Bis man zur Konstruktions-Entscheidung der „selbstverankerten, versteiften Kettenhängebrücke“ kam, wurden 38 (!) Entwürfe diskutiert und wieder verworfen bis der 39. Vorschlag eine Mehrheit im Stadtrat bekam.1Quelle: Der SPIEGEL „Kontrapunkt am Rhein“ vom 01.01.1957 Dies ist der Beweis: Früher war auch nicht alles besser, schneller und einfacher!

Die Deutzer Hängebrücke, Fotograf: unbekannt
Die Deutzer Hängebrücke, Fotograf: unbekannt

Den Zuschlag bekamen im Jahr 1912 die Firmen MAN Werk Gustavsburg (Stahlüberbau) und Grün & Bilfinger (Unterbauten). Allerdings gab es nach der Auftragsvergabe Ärger: Die „Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG“ behauptete, der Siegerentwurf wäre ein Plagiat ihres Entwurfs aus dem Jahr 1911.

Es kam zu einem Gerichtsverfahren. Die Gutachter gaben sich im Landgericht Köln die Klinke in die Hand, erst im April 1914 gab es eine außergerichtliche Einigung. Bis dahin war das Verfahren weit über die Grenzen der Domstadt als „Cölner Brückenstreit“ bekannt.

Massive Baumaßnahmen – bis heute sichtbare Lücken

Noch während das Gerichtsverfahren lief war 1913 Baubeginn der Deutzer Hängebrücke. Dafür waren massive Auffahrtsrampen erforderlich. Auf der Deutzer Seite wurden in Höhe der Deutzer Freiheit zahlreiche Gebäude abgebrochen und der am Deutzer Ufer (heute Rheinboulevard) befindliche „Bahnhof Schiffsbrücke“ musste abgerissen werden.

Die Deutzer Schiffbrücke um 1900, Bild: US- Library of Congress
Vorläufer der Deutzer Kettenhängebrücke: Die Deutzer Schiffbrücke, hier um 1900, Bild: US- Library of Congress

Gravierender jedoch waren die Baumaßnahmen auf der linksrheinischen Seite. Die Häuser auf der Markmanngasse, der Rheinuferstraße und am Heumarkt wurden abgebrochen, um Platz für die Rampen zu schaffen. Noch heute klafft hier ein „Loch“ in der Bebauung. Auch der Heumarkt, zuvor ein nahezu geschlossener Platz, wurde durch die Rampen zur Brücke zum Verkehrsknotenpunkt.

Harmonische und elegante Form

Am 3. Juli 1915 war es soweit: Die Brücke mit einem Konstruktionsgewicht von rund 6.200 Tonnen und Kosten von mehr als sieben Millionen Mark wurde eröffnet. Allerdings fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit: In Europa tobte der Erste Weltkrieg, große Feierlichkeiten passten nicht in die Zeit.

Dabei hätte die Deutzer Kettenhängebrücke mehr verdient. Die Website „Rheinische Industriekultur“ würdigt ausdrücklich dieses Bauwerk:

„Berühmt wurde die 1913-15 erbaute Deutzer Brücke auch hinsichtlich ihrer harmonischen und eleganten Form. Der Rhein wurde mit drei Öffnungen im Verhältnis 1: 2: 1 überspannt. Die Mittelöffnung war 185 Meter weit. Die Brücke war einschließlich der Pylonen eine reine Stahlkonstruktion, bei der sich die ganze architektonische Gestaltungskraft auf das Ingenieurbauwerk konzentrierte. Es war ein frühes Beispiel für die Aufhebung der im 19. Jahrhundert noch so gewichtigen Trennung von Architektur und Ingenieurwesen.“

Später wurde die Brücke, zu Ehren des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847 – 1934), in „Hindenburgbrücke“ umbenannt.

Postkarte der Deutzer Kettenhängerbrücke, Bildquelle: unbekannt, gescannt von und mit freundlicher Genehmigung von Derzsi Elekes Andor
Postkarte der Deutzer Kettenhängerbrücke, Bildquelle: unbekannt, gescannt von und mit freundlicher Genehmigung von Derzsi Elekes Andor

Einsturz am 28. Februar 1945 fordert Hunderte Todesopfer

Im zweiten Weltkrieg wurden die Kölner Brücken stark beschädigt oder sogar vollständig gesprengt, zum Teil durch Bomben der Alliierten, zum Teil durch die Wehrmacht selber.

Die 8. US-Luftflotte erhielt Anfang Januar 1945 den Befehl, die letzten vier Kölner Rheinbrücken zu zerstören. Bis Mitte Januar wurden daher gezielt Angriffe auf die Brücken geflogen. Einige der schweren Bomben mit bis zu 1.000 Kilogramm Gewicht trafen zwar auch die Brücken, durchschlugen allerdings nur die Fahrbahnen und explodierten relativ wirkungslos im Rhein.

Trotzdem zeigte das Bombardement Wirkung: Am 6. Januar krachte die Südbrücke ein, am 28. Januar brach die Rodenkirchener Autobahnbrücke zusammen.

Das NS-DOK hat im Rahmen der Ausstellung „Kriegsende in Köln“ auch Originalzitate zu den Bombardements auf die Brücken veröffentlicht. So schrieb Christa Lehmacher am 11. Januar 1945 einen Brief an ihren Bruder:

„Wir haben am vergangenen Samstag, am Sonntag, und gestern einen schweren Angriff auf Köln gehabt. Die Mülheimer Brücke lag ja schon lange im Wasser. Jetzt haben sie die Südbrücke, die noch den ganzen Transport rüber ließ, auch ins Wasser gelegt. Die Hindenburg- und Hohenzollernbrücke haben auch schwere Treffer erhalten, sind aber beide noch befahrbar. Die Rodenkirchener Brücke ist auch schwer mitgenommen, hängt aber auch noch am Seidenfaden.“

Am 28. Februar 1945 kam es auf der Deutzer Hängebrücke zur Katastrophe: Es wurden Reparaturarbeiten durchgeführt, gleichzeitig war das Bauwerk durch Flüchtlinge und Militärfahrzeuge, die noch schnell versuchten, sich ins Rechtsrheinische abzusetzen, stark belastet und stürzte ein.

Das zerstörte Köln am Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Trümmer der Deutzer Kettenhängebrücke liegen im Rhein. Bild: gemeinfrei / U.S. Department of Defense, Fotograf: Jack Clemmer
Das zerstörte Köln am Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Trümmer der Deutzer Kettenhängebrücke liegen im Rhein. Bild: gemeinfrei / U.S. Department of Defense, Fotograf: Jack Clemmer

Bedingt durch die Kriegswirren ist bis heute unklar, wie viele Opfer dieser Einsturz forderte. Es ist aber davon auszugehen, dass mehrere Hundert Menschen hier ihr Leben verloren.

Neue Deutzer Brücke nutzt alte Rampen und Brückenpfeiler

Nach dem Krieg wurden schnell neue Brücken errichtet. An der Stelle der Deutzer Hängebrücke wurde ab 1947 die neue Deutzer Brücke gebaut. Die erste Stahlkastenträgerbrücke der Welt wurde am 16. Oktober 1948 eingeweiht. Der Bau konnte auch deswegen so zügig beendet werden, weil die neue Brücke sowohl die alten Rampen als auch die Brückenpfeiler der Deutzer Hängebrücke nutzt.

Ursprüngliche Lage des 1977 gefunden Kettenglieds, Quelle Bild der Brücke: unbekannt, Bild: Kettenglied Uli Kievernagel
Ursprüngliche Lage des 1977 gefunden Kettenglieds, Quelle Bild der Brücke: unbekannt, Bild: Kettenglied Uli Kievernagel

Das auf der Brücke ausgestellte Kettenglied wurde erst 1977 zufällig bei Bauarbeiten im Rhein gefunden. Und bleibt bis heute mehr oder weniger unbeachtet.

Es sei denn, man steht mal wieder auf der Brücke im Stau.  


Alle bisher erschienenen Geschichten zu den Kölner Brücken 


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Der Decke Pitter

Am 30. November 1924 wird die "Petersglocke, in Köln besser bekannt als "Decke Pitter", geweiht, Bild: Annaglocke, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Am 30. November 1924 wird die Petersglocke, in Köln besser bekannt als „Decke Pitter“, geweiht, Bild: Annaglocke, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

VORSICHT!  Bitte nicht verwechseln:
Der „Drüje Pitter“ ist ein Brunnen, der „Decke Pitter“ ist die Petrusglocke und das „Pittermännchen“ ist ein 10-Liter-Fass


Er ist mit 24 Tonnen so schwer wie fünf ausgewachsene Elefanten. Und wenn er sich meldet, ist er lauter als eine ganze Herde Elefanten: Die Petersglocke, von den Kölnern liebevoll „Decke Pitter“ genannt, ist die größte Glocke im Dom. Und war bis Ende November 2016 auch die größte freischwingende Glocke der Welt. Diesen Rekord hat der Decke Pitter an eine noch eine Tonne schwerere Glocke in Bukarest verloren.

Vorläufer Kaiserglocke war noch schwerer

Vor dem Decke Pitter hing die „Kaiserglocke“ im Dom. Mit mehr als 27 Tonnen Gewicht war die Kaiserglocke sogar noch 3 Tonnen schwerer als die Petrusglocke. Allerdings hatte die 1874 gegossene Kaiserglocke kein langes Leben: Während des Ersten Weltkriegs wurde sie eingeschmolzen, um aus dem Metall „kriegswichtiges Material“, vorrangig Kanonen, herzustellen.

Aber die Kölner wollten wieder eine neue, große Glocke für den Dom. Doch neben der Finanzierung einer solchen Glocke gab es  auch Probleme, überhaupt einen Glockengießer für eine neue Riesenglocke zu finden. Schon beim Guß der „Kaiserglocke“ waren die Giesser verzweifelt, weil der Guss zweimal missglückt war.

Am 31. März 1922, nahm der Glockengießermeister Heinrich Ulrich aus Apolda in Thüringen den Auftrag an. Durch die Inflation war der Preis der Glocke für Gießermeister Ulrich schwer kalkulierbar. Schon der ursprüngliche Betrag bei Auftragserteilung im Jahr 1922 lag bei 60 Millionen Mark. Doch die stetig wachsende Geldentwertung machte eine seriöse Kalkulation in Reichsmark unmöglich. Um überhaupt abgesichert zu sein, verlangte Ulrich zusätzlich 5.000 US-Dollar, die von reichen Kölnern gespendet wurden. Tragisch: Heinrich Ulrich, der Glockengießer, der den Decke Pitter erschaffen hat, erlebte die Einweihung seines Meisterwerks nicht. Er starb im Februar 1924 an einer Grippe.

Glockengießer Heinrich Ulrich war sichtlich stolz auf sein Werk, so schrieb er diese Postkarte an seinen Kollegen Kurtz „Domglocke ist glänzend ausgefallen. Reines C0 mit großer Oberterz wie verlangt. Äußeres prächtig.“, Bild: Herbert Ulrich († 1924), Public domain, via Wikimedia Commons
Glockengießer Heinrich Ulrich war sichtlich stolz auf sein Werk, so schrieb er diese Postkarte an seinen Kollegen Kurtz „Domglocke ist glänzend ausgefallen. Reines C0 mit großer Oberterz wie verlangt. Äußeres prächtig.“, Bild: Herbert Ulrich († 1924), Public domain, via Wikimedia Commons

Guss am 5. Mai 1922

So wurde der „Decke Pitter“ am 5. Mai 1922 im thüringischen Apolda gegossen, Dafür waren mehr als 30 Festmeter Fichtenholz nötig, um das notwendige Metall zu schmelzen. Und dann ging es ganz flott: In weniger als 10 Minuten war die Glocke gegossen. Allerdings dauerte es zwei Wochen, bis das Metall ausgekühlt war.

Es sollte aber noch bis November 1924 dauern, bevor die Glocke ihre Reise nach Köln antreten konnte. Hintergrund war, dass die Franzosen das Ruhrgebiet besetzt hatten. So bestand die Gefahr, dass die Glocke als Reparationsgut von den Franzosen dort beschlagnahmt werden könnte. Daher verbrachte der „Decke Pitter“ zunächst anderthalb Jahre in Apolda und entwickelte sich dort zum Zuschauer-Magneten.

Bis Ende 1924 verblieb der Decke Pitter in Apolda und wurde dort zum Zuschauermagneten, Bild: Archiv Margarete Schilling, Apolda, Foto aus dem Jahr 1923, CC0, via Wikimedia Commons
Bis Ende 1924 verblieb der Decke Pitter in Apolda und wurde dort zum Zuschauermagneten, Bild: Archiv Margarete Schilling, Apolda, Foto aus dem Jahr 1923, CC0, via Wikimedia Commons

Per Bahn kam die Glocke im November 2024 nach Köln. Das letzte Wegstück bis zum Dom begleiteten tausende begeisterte Kölner.

Angekommen in Köln musste für die 24 Tonnen schwere Glocke der Dachstuhl im Dom verstärkt werden. Und da die 3,20 Meter hohe und 3,22 Meter breite Glocke nicht durch die Türen passte, wurde  ein Mittelpfeiler im Hauptportal ausgebaut.

Erste Glockenschläge am Heiligabend 1924

Die ersten Glockenschläge der Petersglocke erklangen am Heiligabend 1924. Allerdings nur drei Mal, dann riss ein Seil, und die Glocke blieb stumm. Es sollte bis Oktober 1925 dauern, bis der Decke Pitter wieder läutete.

Der Decke Pitter mit dem neuen Klöppel, Bild: Raimond Spekking
Der Decke Pitter mit dem neuen Klöppel, Bild: Raimond Spekking

Die Inschrift auf der Petersglocke lautet: 

St. Peter bin ich genannt
schütze das deutsche Land.
Geboren aus deutschem Leid
ruf ich zur Einigkeit.

Klöppelbruch 2011

Es geschah am Dreikönigstag 2011 morgens um 6:35 Uhr: Beim Läuten der Petersglocke brach der etwa 800 kg schwere Klöppel auseinander. Bis auf die Domplatte war das Krachen des herabfallenden Metalls zu hören.

Hintergrund war die unsachgemäße Aufhängung des Klöppels. Der alte Klöppel war nicht mehr zu retten, deswegen wurde im Oktober 2011 ein neuer Klöppel geschmiedet. Am 2. Dezember 2011 war erstmals wieder der tiefe Klang des Decke Pitter zu hören.

Der Decke Pitter und der abgebrochene, 800 kg schwere, Klöppel, Bild: Elke Wetzig (Elya) E-Mail: ew_wp@web.de, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
Der Decke Pitter und der abgebrochene, 800 kg schwere, Klöppel, Bild: Elke Wetzig (Elya) E-Mail: ew_wp@web.de, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Läuteordnung 

Im Juli 2021 titelt der Kölner Express „Schonkur für den Decken Pitter“:  Ein Riss in der Glocke, welcher bereits seit den 1950er Jahren bekannt war, machte es erforderlich, den Pitter seltener und jeweils kürzer zu läuten. Damit soll die Langlebigkeit der Glocke gesichert werden.

Der Decke Pitter ist aktuell1Stand 3. Mai 2024 an folgenden Tagen zu hören:

  • 5. Januar, Einläuten Erscheinung des Herrn
    19:30 Uhr montags bis samstags, 20:00 Uhr sonntags
  • 6. Januar, Erscheinung des Herrn
    9:40 Uhr
  • Osternacht
    22:15 Uhr
  • Ostersonntag
    9:40 Uhr
  • Vorabend Christi Himmelfahrt
    19:30 Uhr
  • Christi Himmelfahrt
    9:40 Uhr
  • Vorabend Pfingstsonntag
    20:00 Uhr
  • Pfingstsonntag
    9:40 Uhr
  • 28. Juni, Einläuten Heiliger Peter und Paul
    19:30 Uhr montags bis samstags, 20:00 Uhr sonntags
  • 29. Juni Heiliger Peter und Paul
    9:40 Uhr sonntags, 18:10 Uhr montags bis samstags
  • 26. September, Einläuten Weihetag Dom
    19:30 Uhr montags bis samstags, 20:00 Uhr sonntags
  • 27. September , Weihetag Dom
    9:40 Uhr sonntags, 18:10 Uhr montags bis samstags
  • 7. Dezember, Einläuten Mariä Empfängnis
    19:30 Uhr montags bis freitags
  • 8. Dezember, Mariä Empfängnis
    18:10 Uhr montags bis freitags, samstags vor dem Hochamt
    am 9.12. um 18:10 Uhr, statt am 8.12., wenn der 8.12. ein Sonntag ist
  • 24. Dezember, Weihnachten
    19:20 Uhr,
    Einläuten des Weihnachtsfestes durch die Kölner Innenstadtkirchen
    23:10 Uhr,
    Christmette in der Heiligen Nacht

Wenn die Glocke zwischendurch läutet, ist etwas Besonderes passiert: Entweder ist der Papst oder der jeweilige Kölner Erzbischof verstorben. Dann läutet der Decke Pitter 30 Minuten lang und bis zu Beisetzung des Papstes bzw. Erzbischofs täglich um 12 Uhr. 

Wer darauf nicht warten will, kann auch hier den einzigartigen „Dur-Terz-Nebenschlagton“ der Glocke hören.


109 Meter hoch und nicht wirklich geliebt: Der Vierungsturm des Kölner Doms, Bild: CEphoto, Uwe Aranas
109 Meter hoch und nicht wirklich geliebt: Der Vierungsturm des Kölner Doms, Bild: CEphoto, Uwe Aranas

Auch im Vierungsturm des Doms hängen Glocken: Die Angelusglocke, die Wandlungsglocke und die Mettglocke. Bitte beachten: Der Name der Mettglocke hängt nicht mit einem kölschen Lieblingsessen ,sondern mit dem Begriff „Mette“, einem nächtlichen oder frühmorgendlichen Gottesdienst, zusammen.


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Das neue Kölnische Stadtmuseum: Ganz Köln in einem Museum!

Das Kölnische Stadtmuseum, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
Das Kölnische Stadtmuseum, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

Seit dem 23. März 2024 haben wir Kölner endlich wieder unser Stadtmuseum. Nachdem das alte Quartier im Zeughaus bereits 2017 wegen eines massiven Wasserschadens aufgegeben werden musste, war das Stadtmuseum ein Museum ohne Heimat. Bis jetzt.

Zwar ist der neue Standort im ehemaligen Kaufhaus Sauer in der Minoritenstraße nur als Interimsstandort vorgesehen – wer aber Köln kennt, dem ist auch klar: Solche Übergangslösungen haben in Kölle immer eine sehr, sehr lange Lebenszeit.

Von der Hahnentorburg über das Zeughaus in das ehemalige Kaufhaus

Die Ausstellung zur kölschen Stadtgeschichte hat bereits eine lange Reise hinter sich: Wie bei so vielen Museen in Köln bildete die umfangreiche Sammlung Ferdinand Franz Wallrafs den Grundstock. Ab 1888 wurde die Stadtgeschichte in der Hahnentorburg ausgestellt und ab 1902 zusätzlich in der Eigelsteintorburg. Da die Aufteilung auf zwei Standorte alles andere als optimal war, erwog man bereits 1912, das Zeughaus als Ausstellungsort zu nutzen. Allerdings machte der Erste Weltkrieg diese Pläne zunichte.

Auch der Plan, die alte Kürassierkaserne der Preußen in Deutz als „Rheinisches Museum“ zu nutzen, musste wegen der Weltwirtschaftskrise verschoben werden. Die Nationalsozialisten erkannten das propagandistische Potenzial eines solches Museums und eröffneten dort am 21. Mai 1936 das „Haus der Rheinischen Heimat“ in Deutz.

Das Zeughaus, bis 2017 Heimat des Kölnischen Stadtmuseums. Bild: Raimond Spekking
Das Zeughaus, bis 2017 Heimat des Kölnischen Stadtmuseums. Bild: Raimond Spekking

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam erneut der Gedanke auf, dem Stadtmuseum im Zeughaus eine Heimat zu geben. Doch der Wiederaufbau des im Krieg stark beschädigten Gebäudes verzögerte sich. Erst 1958 wurde die Dauerausstellung eröffnet, die dort bis zu dem Wasserschaden im Jahr 2017 gezeigt wurde.

Der schlechte Zustand des Zeughauses machte eine Fortführung der Ausstellung unmöglich. Daher gab es 2018 einen Ratsbeschluss, das ehemalige Modehaus Franz Sauer als Interimsquartier zu nutzen. Doch es sollte noch bis 2024 dauern, bis die Ausstellung dort eröffnet werden konnte.

Eine perfekte Darstellung – mit nur 0,1% aller möglichen Exponante

Der Umzug in das ehemalige Kaufhaus stellte die Kuratoren vor eine eigentlich unlösbare Aufgabe: Nur 750 Quadratmeter stehen dort für die Dauerausstellung zur Verfügung. Allerdings gibt es etwa 500.000 Ausstellungsstücke, gezeigt werden können davon nur etwa 650 Exponate, weniger als 0,1%.

Stefan Lewejohann (links) und Sascha Pries (rechts), die beiden Kuratoren der Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum, Bilder: Kölnisches Stadtmuseum
Stefan Lewejohann (links) und Sascha Pries (rechts), die beiden Kuratoren der Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum, Bilder: Kölnisches Stadtmuseum

Diese Aufgaben haben die Kuratoren exzellent gelöst, indem man sich von einer lexikonartigen Darstellung der Stadtgeschichte gelöst hat. Stattdessen wurde, so Stefan Lewejohann, einer der Kuratoren, ein „fragender Ansatz“ gewählt:

„Wir erzählen die Kölner Stadtgeschichte jetzt durch einen fragenden Ansatz. Das heißt, dass wir emotionale Fragen stellen und dadurch episodenhaft die Kölner Stadtgeschichte erklären. Zu diesen Fragen zählt beispielsweise „Was lieben wir?“, „Was macht uns Angst?“, „Was verbindet uns?“ oder „Worauf haben wir Lust?“.“

Raum der Stadtgeschichte – mit innovativer Technologie

Um aber auch einen Überblick über die Geschichte der Stadt zu bieten, haben die Kuratoren an den Beginn der Ausstellungsrunde den „Raum der Stadtgeschichte“ platziert. Hier werden kurz und kompakt die wichtigsten Entwicklungen der Stadt, von der römischen Kolonie über die Franken zur mittelalterlichen Handelsmetropole, zur kurzen, aber nachhaltigen Besetzung durch die Franzosen und die anschließende Befestigung durch die Preußen, die Gleichschaltung im NS-Unrechtsstaat ab 1933, die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs bis hin zur heutigen Medienstadt, in aller Kürze gezeigt.

Das Kölner Stadtmodell zeigt die Stadt im Jahr 1571. Und durch Augmented-Reality bietet dieses Modell eine echte Zeitreise, Bild: RBA, S. Walz, rba_d040440_03
Das Kölner Stadtmodell zeigt die Stadt im Jahr 1571. Und durch Augmented-Reality bietet dieses Modell eine echte Zeitreise, Bild: RBA, S. Walz, rba_d040440_03

Kern dieses Ausstellungsteils ist das riesige Stadtmodell. Dieses Modell zeigt Köln im Jahr 1571 und wurde bereits im „alten“ Stadtmuseum viel bewundert.

Doch jetzt gibt es eine aufregende Neuerung: Mittels Augmented-Reality können Besucher direkt im Stadtmodell digital in verschiedene Epochen der Stadtgeschichte eintauchen. So schweben auf einmal über der alten Ansicht der Stadt 120 Sehenswürdigkeiten, die in 13 verschiedene Epochen der Stadtgeschichte erkundet werden können. Und zwischendurch regnet es sogar Kamelle. Zumindest virtuell.

Frageräume als Orte der (Selbst-)Reflexion

Trotz aller virtueller Ausflüge blieb für die Ausstellungsmacher das Problem, auf vergleichsweise kleiner Fläche die Stadtgeschichte lebendig zu machen. Daher hat man sich für einen durchaus unkonventionellen Weg entschieden: Weg von der klassischen Chronologie oder Jahrhundert-Räumen hin zu acht aktuellen Fragen, die die Besucher beschäftigen und emotional berühren. Fragen wie: „Was lieben wir?“, „Worauf hoffen wir?“, „Was macht uns Angst?“, „Was verbindet uns?“, „Was macht uns wütend?“, „Worauf haben wir Lust?“, „Woran glauben wir?“ und „Was bewegt uns?“ bilden das Grundgerüst der neuen Dauerausstellung.

Auch eine Art von Religion: Kutte eines FC-Fans, Bild: Privatbesitz RBA, T. Kreusler, rba_d060046_02
In der Abteilung „Woran glauben wir?“: Auch eine Art von Religion: Die Kutte eines FC-Fans, Bild: Privatbesitz RBA, T. Kreusler, rba_d060046_02

Dieser völlig neue Ansatz bietet Raum für Raum eine äußerst spannende Zusammenstellung: So werden in dem Raum „Woran glauben wir?“ erwartungsgemäß das christliche, das jüdische und das muslimische Köln vorgestellt. Diesen Religionen werden dann aber andere „Götter“ als Ersatzreligionen gegenübergestellt, zum Beispiel der Fußball. Nicht umsonst bezeichnen viele Fans die Stars ihrer Lieblingsvereine als „Götter“.

Gleich daneben: „Götze Geld“. Gezeigt werden die älteste Münze des Stadtmuseums, der „Triens/Drittel-Goldschilling“ (ca. Ende 6. Jahrhunderts) über die „Kölner Mark“ (aus dem 15. Jahrhundert) bis hin zu Zwei-Euro-Münze mit dem Kölner Dom (aus dem Jahr 2011).

Der von einem Schwert durchbohrte Kopf des (vermeintlichen) Kämpfers gegen den kölschen Klüngel, Nikolaus Gülich (Bronzeplastik), Bild: Uli Kievernagel
Der von einem Schwert durchbohrte Kopf des (vermeintlichen) Kämpfers gegen den kölschen Klüngel, Nikolaus Gülich (Bronzeplastik), Bild: Uli Kievernagel

Klüngel, „Lust auf Lust“ und „Heimweh nach Köln“

Der Raum „Was macht uns wütend?“ zeigt, was die wütenden Kämpfe früherer Generationen für Gerechtigkeit gebracht haben: freie und demokratische Wahlen, eine unabhängige Justiz, ein gerechtes Steuersystem, die Abschaffung der Todesstrafe und die Trennung von Kirche und Staat. Wichtigstes Exponat ist hier der von einem Schwert durchbohrte Kopf des (vermeintlichen) Kämpfers gegen den kölschen Klüngel, Nikolaus Gülich.

Saftiger wird es im Raum „Worauf haben wir Lust?“. Hier geht es um Sex, Genuss und Freizügigkeit. So wird neben einem speziellen „Stadtplan für Männer“ aus dem Jahr 1972 auch die legendäre und Afri-Cola Werbung mit eher lasziven Nonnen aus dem Jahr 1967 gezeigt.

Afri-Cola-Anzeige (reprint), 1967/68 ©RBA, rba_d048067
Afri-Cola-Anzeige (reprint), 1967/68 ©RBA, rba_d048067

Im Raum „Was lieben wir?“ gehen die Ausstellungsmacher der besonderen Liebe der Kölner zu ihrer Stadt nach. Diese, oft auch übertriebene, „Heimattümelei“ zeigt sich in den zahllosen Liedern über Dom, Rhing und Sunnesching.

Die Ausstellung nähert sich diesem Thema äußerst reflektiert. Passend zum Lied „Heimweh nach Köln“ von Willi Ostermann wird das Essgeschirr des Kölners Johann Borsari gezeigt, der dieses während seiner sowjetischen Kriegsgefangenschaft mit dem Dom verziert hat.

Modernstes Museum Kölns auf engem Raum

Wahrscheinlich war es gerade die räumliche Enge, welche die Museumsmacher dazu gebracht hat, völlig neue Wege zu gehen. Wenn nur 650 von ca. 500.000 Exponaten gezeigt werden können, sind innovative Wege unumgänglich. Entstanden ist Kölns modernstes Museum. So weist der Direktor des Hauses, Dr. Matthias Hamann, auch ausdrücklich darauf hin:

„Der neue Standort ist nicht nur ein Interim. Es ist eine entscheidende Etappe auf dem Weg zum Stadtmuseum der Zukunft.“

Und hier liegt Hamann richtig: Obwohl das Haus als Interim bezeichnet wird, werden wir uns noch viele, viele Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte an der spannenden, modernen Ausstellung erfreuen können.

Wettet jemand dagegen?


Daten und Fakten zum Kölnischen Stadtmuseum

Adresse
Minoritenstr. 13
50667 Köln

Öffnungszeiten
Dienstags: 10:00 bis 20:00 Uhr
Mittwochs bis sonntags: 10:00 bis 17:00 Uhr

Eintritt
5 Euro, ermäßigt 3 Euro

Kontakt
Telefon: +49(0)221 221-22398
ksm@stadt-koeln.de
www.koelnisches-stadtmuseum.de


Der Corona-Briefkasten von Ana und Lea aus Raderberg, Bild: Uli Kievernagel
Der Corona-Briefkasten von Ana und Lea aus Raderberg, Bild: Uli Kievernagel

Das neueste Exponat der Stadtgeschichte kommt aus meiner Nachbarschaft in Raderberg

Während der Corona-Beschränkungen konnten die Kinder meiner Nachbarschaft nicht miteinander spielen. Stattdessen haben sie sich kleine Briefkästen gebastelt und konnten so zumindest Nachrichten austauschen.

Ich hatte im Jahr 2020 Stefan Lewejohann vom Stadtmuseum auf diese Briefkästen aufmerksam gemacht. Er hat dankend die Schenkung der Kinder angenommen und einige dieser Briefkästen als Dokumente der Zeitgeschichte in den Bestand des Stadtmuseums übernommen. Und einer dieser Briefkästen ist tatsächlich das neueste Exponat im „Raum der Stadtgeschichte“ und hängt jetzt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Verbundbrief oder zum Stadtsiegel. Was für eine Ehre!


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Die NS-Gedenkstätte Gremberger Wäldchen

Der etwa zwei Meter große Findling mit kyrillscher Inschrift auf der NS-Gedenkstätte im Gremberger Wäldchen. Bis heute ins unbekannt, wer den Stein aufgestellt hat.Bild: Uli Kievernagel
Der etwa zwei Meter große Findling mit kyrillscher Inschrift auf der NS-Gedenkstätte im Gremberger Wäldchen. Bis heute ist unbekannt, wer den Stein aufgestellt hat. Bild: Uli Kievernagel

Still ist es hier schon seit langer Zeit nicht mehr. Eingezwängt zwischen der A4, dem Östlichen Zubringer und der S-Bahn liegt das Gremberger Wäldchen. Zwar wurde das Wäldchen um etwa 1900 speziell als Naherholungsgebiet konzipiert, aber durch das stetige Rauschen des Verkehrslärms kann das Wäldchen diese Funktion heute nicht mehr erfüllen. Und wird es in Zukunft noch weniger, wenn der geplante Ausbau der A4 erfolgen sollte.

Eingezwängt zwischen Autobahn und S-Bahnstrecke: Das Gremberger Wäldchen. Der geplante Ausbau der A4 gefährdet die Gedenkstätte, Karte: OpenStreetMap
Eingezwängt zwischen Autobahn und S-Bahnstrecke: Das Gremberger Wäldchen. Der geplante Ausbau der A4 gefährdet die Gedenkstätte, Karte: OpenStreetMap

Mittendrin liegt die „Gedenkstätte Gremberger Wäldchen“. Diese Gedenkstätte erinnert an osteuropäische Zwangsarbeit*innen, die hier zwischen 1941 und 1945 von den nationalsozialistischen Machthabern ermordet wurden.

Eher unscheinbare Gedenkstätte

Eingefasst von einem Jägerzaun erscheint das Gelände zunächst wie ein kleiner Friedhof mitten im Wald. Am Eingang erklärt eine Tafel, aufgestellt von der Stadt Köln, dass es sich um eine Gedenkstätte handelt.

Die NS-Gedenkstätte im Gremberger Wäldchen, Bild: Uli Kievernagel
Die NS-Gedenkstätte im Gremberger Wäldchen, Bild: Uli Kievernagel

Auf dem Gelände befindet sich ein knapp zwei Meter hoher Findling mit kyrillischer Inschrift. Wer diesen Findling aufgestellt hat, ist bis heute nicht bekannt.1Kölner Stadt-Anzeiger: Kölns geheimnisvollste Orte vom 4. Februar 2019, https://www.ksta.de/koeln/das-sind-koelns-geheimnisvollste-orte-sote-239029, abgerufen am 15. März 2024 Kurz nach dem Krieg stand der Stein auf einmal dort. Und ohne russische Sprachkenntnisse war auch die Inschrift nicht zu lesen.

Erst 1985 wurde auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes eine Steintafel mit der Übersetzung der kyrillischen Inschrift des Findlings am Eingang aufgestellt:

Die Inschrift der Platte ist eine Übersetzung des kyrillschen Texts auf dem Findling, Bild: Uli Kievernagel
Die Inschrift der Platte ist eine Übersetzung des kyrillschen Texts auf dem Findling, Bild: Uli Kievernagel

Der Text auf Steintafel lautet:

„Hier sind 74 sowjetische Bürger begraben, die während ihrer Gefangenschaft unter dem Faschismus in den Jahren 1941 bis 1945 ermordet wurden.“

An dieser Steintafel am Eingang ist auf einem Sockel ein Relief angebracht. Dieses Relief zeigt das Keramikrelief „Trauernde Eltern“ des Künstlers Klaus Balke. Ursprünglich war dieses Relief aus Bronze gefertigt. Allerdings wurde diese Bronzeplastik im Jahr 2020 gestohlen und im Januar 2022 durch das motivgleiche Relief aus Keramik ersetzt.

Auf dem Sockel ist ein Zitat aus der „Kriegsfibel“ von Bertolt Brecht angebracht:

„Und alles Mitleid, Frau, nenn ich gelogen,
das sich nicht wandelt in den roten Zorn,
der nicht mehr ruht, bis endlich ausgezogen,
dem Fleisch der Menschheit dieser alte Dorn.“

Das Relief „Trauernde Eltern“ von Klaus Balke, Bild: Uli Kievernagel
Das Relief „Trauernde Eltern“ von Klaus Balke, Bild: Uli Kievernagel

Krankensammellager als Sterbeort

Die Gedenkstätte zeigt nicht annähernd, welches unvorstellbare Grauen sich hier ereignet hat. In der Nähe der Gedenkstätte befand sich von Anfang der 1940er Jahre bis 1945 ein Krankensammellager. Hier wurden kranke Menschen und Schwangere, die als Zwangsarbeiter in Köln arbeiten mussten, dem Sterben überlassen. Insbesondere an Tuberkulose erkrankte Menschen starben hier einen unwürdigen Tod.

Matthias Lammers hat sich im Rahmen seiner Masterarbeit „Gefangen im Wäldchen“ intensiv mit dem Gremberger Wäldchen beschäftigt. Er spricht von einem „Sterbelager“. Es ist davon auszugehen, dass mindestens 60 Prozent der in diesem Krankensammellager eingelieferten Menschen starben.2Krankensammellager für Zwangsarbeiter im Gremberger Wäldchen: Vergessen und durch Ausbau der A4 bedroht, report-K, https://www.report-k.de/krankensammellager-fuer-zwangsarbeiter-im-gremberger-waeldchen-vergessen-verdraengt-und-durch-den-ausbau-der-a4-bedroht/ abgerufen am 28. März 2024

Diese Menschen wurden auf dem „Slawenfeld“ (Westfriedhof) verscharrt, da gemäß der NS-Ideologie die als „Untermenschen“ bezeichneten Slawen nicht zusammen mit den Toten der vermeintlichen „Herrenrasse“ begraben werden durften.

Der Tag des Grauens am 8. April 1945

Die Amerikaner erreichen am 5. März 1945 Köln und besetzen die linksrheinischen Stadtteile. Erst Wochen später erfolgt die Besetzung des rechtsrheinischen Kölns. In dieser Zeit versuchen die Nationalsozialisten alle Spuren ihrer Gräueltaten zu verwischen und räumen auch das Lager im Gremberger Wäldchen am 8. April 1945 wegen angeblicher „Seuchengefahr“.

Ein Mob aus NS-Funktionären, Männern aus dem Volkssturm und der Hitlerjugend feuerte wahllos in die Baracken. Akten der britischen Armee belegen, dass ein 17-Jähriger Hitlerjunge direkt unter Krankenbetten Feuer legte. Ein Gleichaltriger tötete Häftlinge des Lagers durch Genickschuss.

Dem Massaker fielen unzählige Menschen zum Opfer. Es ist davon auszugehen, dass diese an Ort und Stelle verscharrt wurden. Exakte Zahlen zu den Opfern liegen nicht vor. Erst am 12. April 1945 befreiten die Amerikaner die Überlebenden.

Obwohl britische Behörden die deutschen Strafverfolgungsbehörden später über die Gräueltaten informierten, wurden diese Täter nie verfolgt, es wurde noch nicht einmal ein Aktenzeichen angelegt.3Kölner Stadt-Anzeiger: Kölns geheimnisvollste Orte vom 4. Februar 2019, https://www.ksta.de/koeln/das-sind-koelns-geheimnisvollste-orte-sote-239029, abgerufen am 15. März 2024 Gebhard Aders, ehemaliger Leiter des Porzer Stadtarchivs, hatte nach intensiven Recherchen die Namen von zwei Tätern ermitteln können. Allerdings waren beide kurz zuvor gestorben. So sind diese Taten bis heute ungesühnt.

In der 1960er Jahren von Kindern als Spielplatz genutzt

Uwe Zinnow hat als Kind im Gremberger Wäldchen  gespielt und kennt daher die Lage des Krankensammellagers:

„Das eigentliche Lager befand sich parallel zur Autobahn. Unmittelbar vor der Autobahnbrücke (Überführung Gremberger Ring) rechts den Weg rein. Links kurz vor dem Abhang zur Autobahn befindet sich noch der kleine Tiefbunker der Wachmannschaft. Als Kinder haben wir dort Ende der 60er Jahre unser „Räuberlager“ gehabt ohne den geschichtlichen Hintergrund zu wissen. Auf dem Weg lag überall Holzkohle, worüber wir uns damals schon wunderten. Es waren die Reste der Holzbaracken.“

Der Geograph Dr. Dietmar Hermsdörfer zeigt auf seinen Website verschiedene Karten, die „Köln im Wandel“ zeigen. Er hat dieses Bild rausgesucht, welches die Lage des Lagers zeigt:

Auf einem Bild aus dem Jahr 1951 sind in der Mitte noch die Reste des Barackenlagers zu erkennen. Die heutige Gedenkstätte liegt links davon. Gut zu erkennen: links unten die Eisenbahnbrücken über die A4 und rechts unten das Autobahn-Kreuz Gremberg. Bild: Geobasis NRW, Urheber: Hansa Luftbild AG, Eigentümer: Landesarchiv NRW, Bestand: RW0230
Auf einem Bild aus dem Jahr 1951 sind in der Mitte noch die Reste des Barackenlagers zu erkennen. Die heutige Gedenkstätte liegt links davon. Gut zu erkennen: links unten die Eisenbahnbrücken über die A4 und rechts unten das Autobahn-Kreuz Gremberg. Bild: Geobasis NRW, Urheber: Hansa Luftbild AG, Eigentümer: Landesarchiv NRW, Bestand: RW0230

Seit Juni 2024 besteht Denkmalschutz 

Zurzeit laufen die Planungen, die A4 zu verbreitern, auf Hochtouren. Ab etwa 2030 soll es auch am Gremberger Wäldchen mit den Bauarbeiten losgehen. Das Krankensammellager wurde am 27. Juni 2024 wurde offiziell als Bodendenkmal Nr. 506 unter Denkmalschutz gestellt.4Quelle: „Schutz des Bodendenkmals im Gremberger Wäldchen“ vom 22.01.2025, https://a4plus.koeln/aktuelles/schutz-des-bodendenkmals-im-gremberger-waldchen, abgerufen am 27.05.2025 und bleibt somit verschont. Die Autobahn GmbH des Bundes informiert dazu: 

„Das Bodendenkmal wird vom geplanten 8-spurigen Ausbau der A4 nicht beeinträchtigt. Bereits die für die Bauaktivitäten benötigten Flächen und Baustraßen werden so geplant, dass diese den Bereich des Bodendenkmals nicht beanspruchen.“5Quelle: „Schutz des Bodendenkmals im Gremberger Wäldchen“ vom 22.01.2025, https://a4plus.koeln/aktuelles/schutz-des-bodendenkmals-im-gremberger-waldchen, abgerufen am 27.05.2025


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