Der „Kriegsdienstverweigerer“ Sankt Gereon

Der abgeschlagene Kopf des Heiligen Gereons, Bild: Thomas Schmitz
Der abgeschlagene Kopf des Heiligen Gereons, Bild: Thomas Schmitz

Ein prominenter Platz – und kaum jemand kennt ihn: Der Heilige Gereon ist Teil des von Stephan Lochners geschaffenen „Altars der Stadtpatrone“ im Dom. Doch neben den Heiligen Drei Königen und der Heiligen Ursula mit ihren sagenhaften 11.000 Jungfrauen tritt der „Kriesgdienstverweigerer“ Gereon in den Hintergrund. Einige werden wohl nur noch das von ca. 1970 bis 1990 gebraute „Gereons Kölsch“ kennen. Welches aber nichts mit dem Heiligen zu tun hat.

Der Heilige Gereon, Bild: Joachim Schäfer
Der Heilige Gereon (als Teil des „Altars der  Stadtpatrone“ im Dom) , Bild: Joachim Schäfer

Der Heilige Gereon, geboren um das Jahr 270 nach Christus, war Anführer der Thebäischen Legion, einer speziellen Garde, die in Ägypten im Auftrag des römischen Kaisers die Christen bekämpfen sollte. Speziell war die Garde deswegen, weil sie ausschließlich aus Christen bestand.

Doch Gereon und seine Truppen rebellierten gegen den Kaiser. Die darauf folgende Strafe war drastisch: Jeder Zehnte wurde enthauptet. Doch der Widerstand blieb. Deswegen wurden alle 300  Soldaten und auch  Gereon hingerichtet. Vermutlich geschah dieses Gemetzel im heutigen Ehrenfeld. Die Legende sagt aber, dass die Soldaten auf einem römischen Friedhof an der Stelle, wo heute die Kirche St. Gereon steht, ermordet wurden. Dabei soll Blut der getöteten Soldaten an eine Säule gespritzt sein, die heute an einem speziellen Platz in der Kirche St. Gereon steht. Dieser Säule werden magische Kräfte zugeschrieben. So soll die sogenannte „Blutsäule“ Gut und Böse unterscheiden können.

Manch einem Kölschen, aber auch Besuchern aus aller Welt wird es deswegen mulmig, wenn sie die Inschrift an der Blutsäule lesen: „Adde fidem, fuit hic pridem fusus cruor idem ad lapidem, si dem me male, punit idem“ [Glaube mir, hier wurde vor langer Zeit Blut an diesem Stein vergossen, wenn ich mich böse verhalte, straft er.]

Also – wer traut sich, an der Blutsäule vorbei zu gehen?


St. Gereon, Gereonshof 2, 50670 Köln. Die Kirche kann – außerhalb der Gottesdienstzeiten – montags bis freitags von 10 bis 18: Uhr, samstags von bis 17:30 Uhr und sonntags von 13 bis 18 Uhr besichtigt werden.


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Johann Adam Schall von Bell – der kölsche Mandarin

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Statue von Adam Schal von Bell an der Minoritenkirche, Bild: Uli Kievernagel

Ein Kölner war 1658 einer der wichtigsten Berater des Kaisers von China: Der Jesuit und Wissenschaftler Adam Schall von Bell. Geboren am 1. Mai 1591 (oder, je nach Quelle, 1. Mai 1592) in Köln, besuchte er das Gymnasium Tricoronatum in der Marzellenstraße. Später studierte Schall von Bell in Rom Astronomie. Zusammen mit einer Gruppe Missionare reist er  im Jahr 1618 nach China und gerät dort in die Wirren des Kolonialkriegs. Sein Wissen über moderne Waffentechnik – Schall von Bell repariert erfolgreich alte Kanonen – sichert den Chinesen den Sieg über die Niederländer und führt ihn an den kaiserlichen Hof.

Grabstein von Adam Schall von Bell auf dem Pekinger Zhalan Friedhof, Bild: Uli Linnenberg, aufrome.de
Grabstein von Adam Schall von Bell auf dem Pekinger Zhalan Friedhof, Bild: Uli Linnenberg, aufrome.de

Dort wird er mit er mit der enorm wichtigen Aufgabe beauftragt, den chinesischen Kalender zu reformieren. Durch seine erfolgreiche Arbeit wird er wichtigster Berater des Kaisers Shunzhi, der ihn zum Mandarin befördert. Den Tod Shunzhis nutzen die Schall von Bells Gegner, um ihn zu diskreditieren – in einem Schauprozess wird er zum Tod durch Zerstückelung bei lebendigem Leib verurteilt. Ein paar Tage vor der Hinrichtung rettet ihn ein Zufall vor dem grausamen Tod, weil ein Erdbeben als Beweis seiner Unschuld gedeutet wird. Schall von Bell stirbt eines natürlichen Todes im Alter von 74 Jahren.

In seiner Heimatstadt erinnert eine stark verwitterte Statue in Nähe der Minoritenkirche an den „Kölschen Mandarin“.


Schall von Bell in Köln und die Brauerei AufRome

Es gibt eine ganz erstaunliche – und mir völlig unbekannte – kölsche Querverbindung zwischen der Brauerei AufRome und Adam Schall von Bell. Davon hat mir Uli Linnenberg erzählt:

Der Brauunternehmer Linnenberg ist Eigentümer der Brauerei AufRome. Und vermutlich ein Onkel von Adam Schall von Bell war auch von 1599-1605 Betreiber dieser Brauerei. Um genau zu sein war es seine Frau, Anna Reuffers bekannt als „die Brauersche auf Rome/up ruim“. Sie hat in dritter Ehe den Edlen Ruprecht Schall von Bell geheiratet und dann mit ihm die Brauerei geführt. Es sei sogar möglich, so Linnenberg, dass Adam Schall von Bell während seiner Zeit am Gymnasium Tricoronatum in der Marzellenstraße bei seiner Kölner Familie gewohnt haben könnte, schließlich war das Gymnasium nur ein paar Meter von der Brauerei entfernt.

Die Brauerei AufRome - ein geschichtsträchtiges kölsches Unternehmen, Bild: aufrome.de
Die Brauerei AufRome – ein geschichtsträchtiges kölsches Unternehmen, Bild: aufrome.de

Die ganze, wechselvollen fast 700-jährige Geschichte dieser Brauerei findet ihr auf der Website AufRome.de. Schaut mal rein. Lohnt sich. Genau wie ein  Schluck des dort gebrauten Biers: Der Düxer Bock. Ein Genuss.


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